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^
1
DIE Schwachstromtechnik
IN
Einzeldarstellungen.
Herausgegeben von
J. Baumann, und Dr. K Rellstab,
München. Hannover.
II. Band:
Drahtlose TelegrapMe und Telephonie
von
Prof. D. MAZZOTTO
deutsch bearbeitet von J. BAIJMANN.
München und Berlin.
Druck und Verlag von R. Oldenbourg.
lOOO.
Dralitlose Telegraphie
und Telephonie
von
Prof. D. Mazzotto
deutsch bearbeitet von
J. Baumann.
Mit 235 Textabbildungen und einem Vorwort von R. Ferrini.
München und Berlin.
Druck und Verlag von R. Oldenbourg.
lOOO.
d
Vorwort.
U nter den glänzenden Errungenschaften der Physik, welche
sich in unseren Tagen mit erstaunlicher Schnelligkeit folgen-
den Schatz unserer Kenntnisse vermehren und der Erforschung
der Zusammenhänge neue Aushlicke eröfbien, kommt der Ent-
deckung der elektrischen Wellen eine ganz besondere Be-
deutung zu.
Hochbewertet von der Wissenschaft drängt sich diese Be-
t deutung auch der nichtwissenschaftlichen Welt durch die prak-
tischen Folgen eindrucksvoll auf. Doch wer hätte solches Schicksal
-\ der Tat, mit welcher Hertz die Grenzen der Erkenntnis verschob,
\^ vorauszusehen gewagt, wenn nicht Marconi den Gedanken ge-
faßt hätte, die Leistung des Gelehrten für das praktische Leben
^ zur Übertragung von Nachrichten durch den Äther auf die
^ weitesten Entfernungen zu verwerten?
' Die Geschichte der scharfsinnigen und unermüdlichen Be-
mühungen Marconis um die Vervollkommnung und Ausbreitung
^ seines Systems, seine großartigen Erfolge, seine Apparate und
N die anderer Forscher bilden den Gegenstand vorliegenden Buches.
^ Das reizvolle Thema erfährt eine anziehend einfache und klare
N Darstellung, welche es auch dem Leser mit elementaren Vor-
kenntnissen ermöglicht, den Ausführungen ohne Ermüdung zu
folgen.
R. Perrini.
o
36312
Einleitung des Verfassers.
Gegen Ende des Jahres 1896 verbreitete sich in der Presse
die Nachricht, daß ein junger Italiener die drahtlose Telegraphie,
ein telegraphisches System, welches die Übermittelung von Nach-
richten ohne eine Sende- und Empfangsstation verbindende Draht-
leitung ermöglicht, erfunden habe.
Die Nachricht erregte sofort außerordentliches Aufsehen,
wenn auch in geringerem Maße unter den Technikern und den
Männern der Wissenschaft.
Das Publikum, empfänglicher für die sog. Wunder der Wissen-
schaft und unbeschwert von den Zweifeln über das Mögliche und
Unerreichbare, nahm die Nachricht ohne weiteres als die An-
kündigung einer unbestreitbaren Tatsache von unbegrenzter Trag-
weite, durch welche die zahllosen Telegraphendrähte, die nach
allen Richtungen auf allen Wegen und Stegen, auf den höchsten
Berggipfeln und in den tiefsten Tiefen der Ozeane unsere Erd-
kugel umspannen, fortan zu altem Eisen geworden seien.
Kühler verhielt sich die Welt der Technik und Wissenschaft.
Gewohnt an die Erscheinung, daß fast täglich irgend eine welt-
bewegende Erfindung mit meist verschwindend unbedeutendem
realen Kern angekündigt wird, sündigen die Praktiker und Ge-
lehrten eher durch ein Übermaß des Mißtrauens. Sie nahmen
denn auch die Nachricht von des jungen Italieners Entdeckung
mit umso größerer Vorsicht und Zurückhaltung auf, als das Ge-
heimnis über die Mittel, auf welche sich die Erfindung stützte,
eifersüchtig behütet wurde.
Bald ließen jedoch die einwandfreien Zeugnisse über die
praktischen Erfolge, welche Guglielmo Marconi — so hieß der
junge Italiener — in London erzielt hatte, keinen Zweifel mehr
darüber, daß es sich um eine durchaus ernsthafte Sache handelte,
und man begann nun sofort trotz des Geheimnisses, mit welchem
Einleitung des Verfassers. VII
die Versuche umgeben waren, nach den Mitteln zu forschen,
welche Marconi die angekündigten Erfolge erzielen ließen.
Die Kenner der Frage dachten sogleich daran, daß es sich
um eine Anwendung jener elektrischen Wellen handelte, welche
seit einigen Jahren bekannt und wesensgleich mit den Lichtwellen
erkannt worden waren und sich vorzüglich zu Übertragungen in
die Ferne eignen mußten. Die Vermutung gentigte einigen dieser
Forscher, wie Lodge in England, Tissot in Frankreich, Ascoli in
Italien usw., ohne weiteres Apparate zu konstruieren, mit welchen
sie die Versuche Marconis zu wiederholen imstande waren.
Die dabei verwendeten Apparate stellten sich in der Folge als
tibereinstimmend mit den von Marconi benutzten heraus.
Wenn jedoch in diesem Zeitpunkte in der Tat die wissen-
schaftlichen Voraussetzungen für die drahtlose Telegraphie ver-
mittelst elektrischer Wellen gegeben waren, sodaß die Nachricht
von der Lösung der Aufgabe gentigte, um die Wiederholung zu
ermöglichen, so traf ein Gleiches nicht zu hinsichtlich der prak-
tischen Aufgaben, welche das neue Verkehrsmittel stellte. Die
Aufgabe, große Entfernungen zu tiberwinden und die nicht weniger
wichtige, die einzelnen Stationen voneinander so unabhängig
zu machen, daß keine den Verkehr anderer stören oder durch
deren Verkehr gestört werden kann, harren heute noch der voll-
kommenen Lösung, welche erst eine unbegrenzte Anwendbarkeit
versprechen könnte.
Bei der Beschreibung der in diesen beiden Richtungen von
Marconi und anderen allmählich erzielten Vervollkommnungen
werden wir sehen, wie es verhältnismäßig einfach war, die Über-
tragungsentfernungen mehr und mehr bis zur Überbrtickung des
atlantischen Ozeans zu steigern, während es nur unvollkommen
gelang, die Unabhängigkeit der gleichzeitig in gleichem Wirkungs-
bereich tätigen Stationen zu erreichen, so sehr sich die besten
Kräfte mit den reichsten Mitteln um das Ziel bemühten.
Die Angaben in vorliegendem Werke gehen bis August 1904
(siehe Vorwort des Herausgebers), d. h. bis zur Eröffnung der
Linie Bari — Antivari. Sie wurden hauptsächlich den zahlreichen
italienischen und fremden Veröffentlichungen über den Gegen-
stand entnommen, insbesondere dem Hauptwerk von Righi, erste
Ausgabe, dann den Arbeiten von Zammarchi, Leone, Murani,
Prasch, Arldt, Boulanger und Ferrie und Ducretet, der wissen-
schaftlichen Zeitschriftenliteratur und der Tagespresse.
Der Zweck des vorliegenden Werkchens besteht in einer
möglichst einfachen Darstellung der Grundlagen, auf welchen
VUI Einleitung des VerfaBsers.
das neue Verkehrsmittel beruht, der erforderlichen Apparate, der
Einrichtung der Stationen, der von den einzelnen Forschem und
Erfindern im Lauf der Zeit erzielten Vervollkommnungen und
endlich der zeitlichen Folge der in der praktischen Anwendung
errungenen Fortschritte von den ersten Versuchen Marconis an
bis zur Eroberung des atlantischen Ozeans.
Zum Schluß soll ein Überblick über den augenblicklichen
Stand der drahtlosen Telegraphie, die Dienste, die sie heute schon
leistet und die Schwierigkeiten, denen sie noch begegnet, und
die Aussichten für die Zukunft gegeben werden.
Ein besonderes Kapitel soll der noch in den Anfängen be-
findlichen, doch vielversprechenden drahtlosen Telephonie ge-
widmet sein.
Prof. D. Mazzotto.
Vorwort des Herausgebers.
Die vorliegende Darstellung der drahtlosen Telegraphie und
Telephonie von Prof. Dom. Mazzotto empfahl sich für die Samm-
lung der Einzeldarstellungen der Schwachstromtechnik durch
eine Reihe von Vorzügen, welche gerade für das mit den ab-
straktesten und wenigst geläufigen Vorstellungen arbeitende
Kapitel der Elektrizitätsanwendungen besonders wertvoll er-
schienen. Ungezwungene Sicherheit des Vortrags, größte Ein-
fachheit der Darstellung, Übersichtlichkeit und Folgerichtigkeit
der Stoffanordnung verbinden sich mit einem im fremden Idiom
freilich notwendig geminderten Eeiz der Sprache zu einer Ge-
samtwirkung, welche den ausgiebigsten Nutzen gerade nach
Sinn und Absicht unserer Sammlung verspricht, klare Einsicht
und gründliche Belehrung auch in die weiten Kreise zu tragen
verbürgt, welchen die anspruchsvolleren Darstellungen des
schwierigen Themas verschlossen bleiben.
Die deutsche Bearbeitung hält sich, von gelegentlichen Kür-
zungen und Ergänzungen im Text abgesehen, im allgemeinen
treu an die Fassung des Originals. Eine belangvollere Erweiterung
erfuhr nur das Kapitel über die verschiedenen Systeme der elek-
trischen Wellentelegraphie, insofern als das System Telef unken
an dieser Stelle eine eingehende zusammenhängende Behand-
lung erfahren hat. Für solche Erweiterung sprachen mehrfache
Gründe. Zunächst kann das System als das deutsche System
bezeichnet werden, das zudem durch seine Verbreitung in der
ganzen Welt, durch welche es die Gesamtheit aller übrigen
Systeme überflügelt hat, eine Sonderbehandlung rechtfertigt.
Dann entspricht es insbesondere dem Plan der vorliegenden
Sammlung von Einzeldarstellungen, in einem abgerundeten
Beispiel zu zeigen, welche konstruktive Ausgestaltung die Gesamt-
heit der zahlreichen zusammenbestehenden Arbeitsbedingungen
in ihrer letzten Vollendung gefunden hat.
X Vorwort des HerausgeberB.
Wenn dabei die Ausführungen sieb der Darstellung der
Vertreter des Systems mögliebst ansebließen, so sebien dies um
deswillen wünschenswert, dem Leser ein eigenes Urteil über
Eigenart und Abhängigkeit gerade daraus zu ermögliehen, wie
sieb der Zusammenhang des Systems mit andern im Geiste
seiner Vertreter darstellt. Um dieses Vorteiles willen sebeinen
die an dieser Stelle so hereingekommene Änderung des Tons
und die unvermeidlichen Wiederholungen in Kauf genommen
werden zu können.
Der Herausgeber.
Inhaltsveraeichnis.
Seite
Vorrede von Femni V
Einleitung des Verfassers VI
Vorwort des Herausgebers VIII
Inhaltsverzeichnis X
Namens- und Sachregister XX
1. Kapitel. Allgremeines
2. Kapitel. Drahtlose Telegrrapliie Termittfeltst Leitnsf .
Theoretische Grundlagen
Übertragungen durch das Wasser 1
Versuche von Morse und Lindsay 1
System Smith 13
System Highton 13
System Bourbouze 14
System Rathenau und Rubens 14
Verbindungen mit der Erde als Leiter 16
System Steinheil und Michel 16
Versuche von Strecker, Orling und Armetroiig . . 17
System Maiche 18
3. Kapitel. Drahtlose Telerraphfe TemiittelBt Indiiklioii 18
Theoretische Grundlagen 18
Anwendungen der elektrostatischen Induktion ... 20
Anwendungen der elektrodynamischen Induktion . . 21
Elektrostatische Systeme 26
Die Systeme von Smith und Edison 26
System Dolbear 27
Andere Systeme Edison 28
System Kitsee 30
System Tesla 31
Elektrodynamische Systeme 31
System Trowbrigde 31
System Phelps und Woods-Adler 32
xn
Inhaltsverzeichnis.
Seite
System Everstedt-Lennet 32
Versuche von Preece 33
Abgestimmtes System Lodge 36
4. Kapitel. Badiophonisches System 36
Theoretische Grundlagen 36
Versuche und Anwendungen 41
Radiophon Bell-Tainter 41
Radiophon Mercadier 42
Radiotelephon Simon und ReicL 42
Radiophotophon Ruhmer 44
Radiophon Clausen und von Bronck 44
5. Kapitel. Systeme vermittelst ultravioletter and ultra-
roter Strahlung^en 45
Theoretische Grundlagen 45
System mit ultravioletten Strahlen 48
Apparat Zickler 48
System Sella 50
System Dussaud 51
System durch ultrarote Strahlen 51
6. Kapitel. Drahtlose Teleg^raphie vermittelst elek-
trischer Wellen 53
Erzeugung der elektrischen Wellen 53
Hertzscher Oszillator 53
Der Oszillator Marconi 58
Oszillator Lecher 60
Fortpflanzung der elektrischen Wellen 60
Aufnahme der elektrischen Wellen 66
Abstimmung und Dämpfung 69
Einfluß des Tageslichts 75
7. Kapitel. Apparate für die elektrische Wellentele-
grraphie 76
Energiequellen 77
Taster 78
Selbsttätige Sendevorrichtungen 82
Funkeninduktoren und Unterbrecher 83
Funkeninduktoren 83
Der Funkeninduktor Ruhmkorff 83
Einpoliger Transformator 85
Unterbrecher 86
Unterbrecher mit trockenem Kontakt 87
Inhaltsverzeichnis. XTTT
Seite
Quecksilberunterbrecher 87
Der Unterbrecher Lodge-Muirhead 89
Turbinen Unterbrecher 89
Unterbrecher Wehnelt 91
Unterbrecher Cooper-Hewitt 92
Umwandler 92
Erreger und Oszillator 93
Der Oszillator Righi-Marconi 94
Oszillator Tissot 95
Erreger Ruhmkorff 96
Erreger Armstrong und Orling . 96
Erreger Slaby-Arco 96
Erreger Fessenden 97
Erreger von Lodge-Muirhead 97
Sende- und Empfangsdrähte 98
Empfangsdraht Popoff 99
Sende- und Empfangsdraht Marconi 99
Mehrfache Empfangs- und Sendedrähte 100
Drahtgitter 102
Sendevorrichtungen für große Entfernungen . . . 104
Sende- und Empfangseinrichtungen mit konzen-
trischen Zylindern 104
Neue Vorrichtung Fessenden 105
Empfangs Vorrichtung 0. Squire 105
Empfangs- und Sendevorrichtungen für gerichtete
Wellen 105
Sendevorrichtung Artom 106
System Magni 108
Sende Vorrichtung ohne Drähte 108
Erdverbindungen 109
Transformatoren 111
Empfangstransformatoren Marconi-Kennedy .... 112
Der Transformator Marconi für die Sendestation . 115
Der Transformator Braun 115
Transformator Tesla 116
Transformator Ouidin und d'Arsonval 117
Kondensatoren 118
Kondensatoren Braun 120
Kondensator Slaby-Arco 122
Kondensator von Poldhu 123
XIV Inhaltsverzeichnis.
Seite
Abstimmungsmittel 123
Transportable Abstimmungsspule 123
Wellen messer Dönitz 125
Wellenanzeiger 126
Der Fritter 126
Geschichtliches 127
Theorie des Fritters 129
Die verschiedenen Arten der Fritter 133
Gewöhnliche Feilspänfritter 134
Fritter von Lodge 134
Fritter Marconi 134
Fritter Slaby 135
Fritter Blondel 136
Fritter Ferri 137
Fritter Ducretet 137
Fritter Rochefort 138
Die magnetischen Fritter 138
Der Fritter Tissot 138
Fritter Braun 139
Fritter mit einfachem Kontakt 139
Fritter Lodge 139
Fritter Orling und Braunerhjelm 139
Fritter Popoff-Ducretet 140
Fritter Branly 140
Vorrichtungen zum Entfritten 140
Mechanische Entfritter 140
Magnetische Entfritter 142
Selbstentfrittende Fritter 143
Fritter von Hughes ... - 144
Telephonfritter Tomasina 144
Der Fritter Popoff 145
Fritter der italienischen Marine 145
Selbstentfrittender Fritter Lodge 146
Fritter Dormann 147
Umgekehrte Fritter 147
Die Schaf ersehe Platte 148
Die Anordnung De Forest und Smithe 149
Verschiedene Wellenanzeiger 150
Wellenanzeiger Eutherford 150
Wellenanzeiger Wilson 150
Wellenanzeiger Marconi .... 150
Inhaltsyerzeiebnis. XV
Seite
Wellenanzeiger Tissot 152
Wellenanaeiger Ewing- Watter 153
Wellenanzeiger Arno 154
Der thermische Wellenanzeiger Fessenden .... 155
Wellenanzeiger L. H. Walten 157
Wellenanzeiger Schlömilch 157
Elektrokapillarer Wellenanzeiger »Armorl* .... 157
Wellenanzeiger Plecher 158
Empfindlichkeit der Wellenanzeiger 158
Relais 158
Polarisiertes Relais 159
Relais mit beweglicher Bewicklung 161
Das elektrokapillare Relais > Armorl« 161
Schreibvorrichtungen 163
Das Morse-Schreibwerk 163
Schreibwerk Hughes 164
Andere Druckapparate 165
Schreibwerk Lodge-Muirhead 166
Übertrager 166
System Oole-Oohen 167
System Guarini 169
System Armorl 169
8. Kapitel. Yersehiedene Systeme der etektriselMB
Wellentelegraphie 169
Allgemeines 169
Die Systeme Marconi 171
Marconis Apparate des ersten Systems 171
Apparate mit Reflektoren 172
Apparate mit strahlenden Fläche» 175
Mit der Erde verbundene Apparate 175
Apparate mit Mast 186
Doppelte Stationen 178
Empfänger mit vom Fritter isolierten Luftdraht . . 178
Abgestimmte Apparate mit konzentrischen Zylindern 180
Apparate Marconi zweites System 182
Transportable Stationen 185
Apparate großer Tragweite 186
Anordnungen der Apparate 187
Sendeschaltung 188
Empfangsschaltung 188
Neueste Empfängerschaltung Marconi 189
XVI Inhaltsverzeichnis.
Seite
Die Systeme Lodge-Muirhead 190
Abgestimmte Apparate vermittelst Induktion . . . 190
Abgestimmte Apparate für elektrische Wellen . . 192
Neuer Apparat Lodge-Muirhead 194
Felddienstapparate 196
Die Systeme Braun 197
Grundlagen des Verfahrens 197
Apparate 197
Praktische Versuche 198
Übertragung durch die Luft 198
Grundschaltungen 199
Andere Schaltungen 203
Praktische Ausführung 204
Parabolische Sender 204
System Slaby-Arco 206
Grundlagen des Systems 207
Abgestimmte Systeme 209
Die praktischen Ausführungen der Apparate . . . 212
Sendeapparat 212
Empfangsapparat 214
System Popoff-Ducretet 216
System Fessenden 217
System Forest 219
System Telefunken 223
Luftleiteranordnungen 223
Sender 224
Empfänger 229
Hilfsapparate 232
Gesamter neuer Stationsaufbau 234
Der Empfangsapparat 235
Stromkreis des Empfangsluftleiters 236
Stromkreis des geschlossenen Sekundärempfangs-
systems 237
Der Stromkreis des Frittergleichstroms 237
Der Stromkreis des Klopfers 238
Der Niederspannungskreis des Gebers 238
Einstellung 288
Der Hörempfänger 243
Beschreibung der einzelnen Stromkreise des Apparates 244
Stromkreis des Empfangsluftleiters 244
Der Batteriestromkreis . 245
Inhaltsverzeichnis. XVII
Seite
Gebrauchsanweisung 246
Abstimmung beim Empfang 247
Allgemeines 248
Tragbare Stationen 248
Allgemeines 248
Äußere Ausrüstung 249
Stromquelle 249
Dynamo 249
Batterie 250
Motorfahrrad 250
Telegraphische Apparate 250
Der Geber 250
Der Empfänger 251
Transport der Stationen 253
Die fahrbaren Militär-Stationen 253
Allgemeines . -. 253
Der Kraftkarren 254
Der Apparatekarren 254
Der Gerätekarren 255
Anweisung für Inbetriebsetzung der Station . . . 255
Der Kraftkarren 255
Der Benzinmotor 255
Stromerzeugende Maschinen 257
Das Schaltbrett 257
Der Apparatekarren 258
Allgemeine Bestimmungen 258
Das Telegraphieren 258
Das Geben 258
Mit der langen Welle 258
Mit der kurzen Welle 259
Empfangen 259
Mit der langen Welle 259
Mit der kurzen Welle 260
Funktion und Behandlung der Apparate .... 261
Intensitätsregulierungen 261
Der Empfangsapparat 262
Einstellung des Relais 262
Der Klopfer 263
Morse 263
Einstellung des Fritterkreises 264
Hörempfänger mit elektrolyt. Detektor Schlömilch 264
XVni Inhaltsverzeichnis.
Seite
Zweck des Apparats 264
Erklärung des Apparats 264
Einstellung des Apparats 265
Schaltung beim Empfang 266
Der Morse-Taster 266
Induktor 267
Die Erregerfunkenstrecke 267
Die Schaltungen der Apparate 267
Der Niederspannungskreis 267
Der Hochspannungskreis 268
Der Empfangsstromkreis 269
Verschiedene Systeme 269
System Rochefort-Tissot 270
System Popp-Pilsoudski 270
System Guarini 271
System Cervera 272
System Armorl 272
Svstem Preece 272
System Schäfer 273
System Blochmann • . . . . 273
System Tesla-Stone 273
System Artom 276
System Duddel-Campos 277
System Cooper-Hewitt 279
System Valbreuze 281
Andere Systeme 282
9. Kapitel. Abstimmangr und MehrfachTerkelir .... 282
Verschiedene Absti mm ungs verfahren 284
Abstimmungsverfahren Blondel 284
Abstimmungsverfahren Ascoli 285
Abstimmungsverfahren Stone 286
Abstimmungsverfahren Anders Bull 287
Abstimmungsverfahren Walter 292
Verwendung des Hughes-Apparats 293
Mehrfachverkehr 293
Mehrfachverkehr Slaby-Arco 294
Mehrfach verkehr Marconi 296
Mehrfach verkehr Tommasi 298
Verfahren J^gou 299
Verfahren Magni 299
Mehrfachverkehr Cohen-Cole 301
Inhaltsverzeichnis. XIX
Seite
10. Kapitel. Praktische Versuche und Anwendungren . . 301
Marconis Versuche in London und im Kanal von
Bristol im Jahre 1896 305
Versuche von Marconi in Rom und in Spezia im
Juni 1897 307
Versuche mit anderen Systemen 309
Versuche von Lodge und Muirhead 309
Versuche von Slaby in Deutschland im September
und Oktober 1897 310
Versuche der Jahre 1898 und 1899 311
Versuche Marconis im Jahre 1898 311
Verbesserungen an den Apparaten 312
Versuche Marconis im Ärmelkanal 313
Marconis Versuche zwischen Schiffen auf der Fahrt
im Oktober 1899 315
Versuche von Schäfer im Sommer 1899 316
Erste Versuche mit abgestimmten Apparaten . . . 316
Versuche von Braun im Sommer 1899 316
Die Patente von Slaby 318
Die Anlage Marconis und dessen Patente bezüglich
des neuen Systems vom Jahre 1900 318
Versuche von Slaby 3J9
Versuche in Frankreich und Rußland . . . . 319
Versuche Guarini-Poncelet 319
Versuche mit dem zweiten System Marconi im Jahre
1901 320
Versuche zwischen Frankreich und Korsika . . . 322
Erste transatlantische Versuche im Dezember 1901 . 323
Versuche Marconis an Bord der Philadelphia im
Februar 1902 324
Die Versuche mit dem Carlo Alberto im Sommer 1902 326
Transatlantische Übertragungen im Dezember 1902 . 331
Weitere Versuche Marconis 332
Versuche auf dem Duncan 334
Versuche auf der Campania 335
Pläne neuer Versuche 335
Neue Versuche mit anderen Systemen 336
Die drahtlose Telegraphie in der italienischen Marine 340
Drahtloser Telegraphenverkehr in Italien 344
Verbindung Bari-Antivari 345
Station für große Entfernungen von Coltano . . . 347
XX Inhaltsverzeichnis.
Seite
11. Kapitel. Drahtlose Telephonie 348
Verschiedene Systeme 348
Versuche von Gavey und Preece 348
Versuche von Ducretet und Maiche 349
Versuche von Ruhmer 350
Systeme vermittelst elektrischer Wellen 350
Empfangsapparat Plecher 351
System Lonardi 351
System Oollins 352
12. Kapitel. Yersehiedene Anwendimgren und Sehluß-
folgrerungen 358
Namens- und Sachregister.
A.
Abstimmung 282.
Abstimmungsmittel 123.
Adler 4, 32.
Alexander der Grofae 1.
Alphabet Morse 78.
Alun-Bay 311.
Amsterdam 336, 337.
Ancona 844.
Anders Bull 282, 287»
289, 292.
Antibes 321, 360.
Antivari VH, 345.
Antwerpen 168, 271, 320.
Anwendungen 301.
Apparate für Wellen-
telegraphie 76.
— , vermittelst elektro-
statischer Induktion 20.
— , vermittelst der elek-
trodynamischen In-
duktion 20.
Applegard 147.
Arco 75, 96, 109, 122,
164, 170, 206, 207, 209,
223, 294, 296, 319, 336.
Arldt Vn.
Armorl 17, 157, 161, 169,
272, 351.
Armstrong 17, 96 161,170.
Arno 154.
Arons 131, 148.
d'Arsonval 117, 187.
Artom 106, 108, 170, 276.
287, 344.
Ascoli 282, 285 306.
Asinara 344.
d'Assar 354.
Aufnahme der elektr.
Wellen 66.
B.
Bari VH, 345.
Batelli 348.
Becco di Vela 343, 344.
Beifort 361.
Berlin 170, 310, 819, 336,
350, 361.
Blot 110, 188, 297, 821,
322, 324.
Biscaya 334.
Biskan 361.
Blake 4.
Blochmann 108, 206, 273.
Blondel 132, 136, 282, 284.
Bola 316.
Bologna 304.
Bolometer 45.
Bonelli 4.
Bonomo 146, 341,842, 343,
344.
Borkum 318.
Bouchet 4.
Boulanger VII.
Boulogne 313, 315.
Bourbouze 14.
Bournemont 311.
Branly 127, 128, 131, 140,
148, 336.
Braun 101,. 109, 115, 120,
139 142, 159, 170, 197,
198 199, 200, 203, 204,
223, 312, 313, 316, 317.
Braun erhjelm 139.
Brean-Down 806.
Bremen 318, 338.
Brest 319.
Breton Cap 77, 331.
Brin 307.
Bristol 34, 176, 305, 806,
307.
Bronck von 44.
Brüssel 169, 320.
C.
Cadix 329.
Cagliari 326, 329.
Calais 313.
Calzechi-Onesti 128.
Calvl 110, 297,321,322,324.
Cambridge 31, 287.
Camerino 363.
Campania 334.
Campos 170, 277, 278, 279,
285, 356.
Cape-Cod 77, 324, 332,333.
Capeder-Telescar 354.
Cap Mele 344.
Caprera 342, 344.
CardifE 306.
Carlo Alberto 326, 327,
328, 329, 338.
Castelli 146, 341.
Cemlin 349.
Cervera-Baviera 80, 170,
272.
Chamonix 361.
Chant 99.
Chappe 2.
Charlottenburg 206, 310.
Chelmsford 315.
Chicago 334.
Christiania 292.
Claude 161, 270.
Clausen 44.
Cohen 167, 301.
Cole 167, 301.
CoUins 352, 353.
Coltano 335, 347.
Conway 24.
Cooper-Hewitt 92, 171,
278, 279, 280, 283.
Coney-Island 222.
Corfu 344.
Com Wallis 186, 324, 328,
332.
Cowes-Bay 312.
Cozzo Spadaro 344.
Cr^che 314.
Crespi 348.
Cunard-Line333, 334,358.
D.
Dämpfung 55, 56.
Deckert 348.
Delaware 353.
Deprez 161.
Dervin 143.
Doenitz 125, 233.
Dolbear 4, 27.
Donat 4.
Dormann 147.
Dorsetshire 318.
Dover 313, 327.
Downe 195.
Drahtlose Telegraphie
vermittelst Leitung 7.
vermittelst Induk-
tion 18.
xxn
Namens- und Sachregister.
Drahtlose Telegrapbie
vermittelst elektri-
scher Wellen 53.
Drammond 44.
Dublin 312.
Ducretet VII, 81, 89, 100,
123, 137, 138, 140, 145,
170, 210, 217, 270, 349.
Duddell 39, 170, 277, 278,
279, 280, 283, 28ö, 356,
357.
Duncan 384.
Dussaud 51.
E.
East-Cowes 312.
Ebert 47.
Edison 4, 26, 27, 28. 29.
Eduard Vn. 321.
Eiffel 361.
Elba 344.
Elbe 198, 317.
Elektrostatische Syste-
me 26.
Elektrodynamische Sy-
steme 31.
Eimersend 195.
Emden 318.
Ems 318.
Empfangsdrähte 98.
Energiequellen 77.
Erdverbindungen 109.
Erreger 93.
Essex 315.
Europa 316.
Evershed 4.
Eyerstedt 32.
Ewing 153.
F.
Faraday 21.
Fastnet 13.
Feilspänfritter 134.
Feld, elektrisches Kl.
— , elektromagnetisches
66.
— , FerrarJssches 164.
— , magnetisches 9, 22.
— , rotierendes 108, 154.
Femwirkung 19.
Ferraris 154.
Ferrit VII, 79, 110, 130,
137, 161.
Fessenden 81, 97, 101,
102, 105, 123, 155, 156,
157, 158, 171, 217, 218,
219, 283, 285, 836.
Finzi 151.
Fiat Holm 35, 306.
Fleeming 170, 320, «21.
Flying Huntress 312.
de Forest 148, 149, 171,
219, 220, 221. 222, 340.
Fortpflanzung der el.
Wellen 60.
Fritter, magnet. 138.
— mit einlachem Kon-
takt 139.
— , umgekehrte 147.
— , telephonischer 144.
— ,8elbstentfrittende 143.
Frodsham 24.
Froserbnrg 360.
Fürth 354.
Funkeninduktoren 83.
Gadaut 319.
Gallerani 363.
Galvani 363.
Gardener 359.
Gargano 344.
Gavey 348, 349.
Geifsler 30, 60, 71, 278.
Genua 354.
Gerosa 151.
Gibraltar 826, 329.
Gintl 4.
Glace-Bay 331.
Gllenicke 810.
Gloucester 34.
Goodwln 314.
Gorgona 340.
Gramm-Ring 152.
Grätz 278.
Graham Bell 7, 36, 41.
Grisson 92.
Grls-Nez 314.
Greenwich 326, 327.
Guarini 100, 105, 169, 170,
271, 272, 862.
Guthe 131.
H.
Halmun 340.
Halscke 120, 170, 206.
Hampshire 311.
Harwich 315.
Havel 15, 310.
Helgoland .817
Hertz 5, 45, 53, 57, 59,
70, 93. 303, 304.
Highton 4, 13.
Holtz 89.
Honkong 222.
Honolulu 222.
Hughes 144, 164, 292,
293, 302, 303.
I.
Ibis 814.
Island 864.
Janssen 362.
J^gou 299.
Jennet 4.
Jersey 354.
Joule 40.
Juno 316.
K.
Kaiser Wilhelm 319.
Kalifornien 222.
Kamm 165.
Kampen 386.
Kanada 219, 222, 881, 835.
Kapazität, elektrische
118.
Kapsel, manometrische
39.
Karlskrona 386.
Kennedy 117.
K^ramezee 819.
Kiel 328, 329, 350.
Kilbrannan Sund 24.
Kingstown 312.
Kitsee 4, 30, 106.
Kondensatoren 118.
König 41.
Kohland 319.
Korsika 188.
Kotka 319.
Kronstadt 327, 328.
Kuxhaven 198, 317.
Lavemock-Polnt 36, 306.
Lebigh-Valley 27.
Lecher 60, 71, 200.
Leclanchä 35.
Namens- und Sachregister.
XXUI
Lennet 82.
Leone VII.
Leydener Flasche 119.
Lichtbogen , hörender
41.
— , singender 39.
Lindsay 3, 11, 12, 13.
Lippmann 161, 169, 170.
Lippold 149.
Liverpool 320, 333.
LiTomo298, 340, 341, 342.
Lizard 186, 320, 321, 323,
324, 327, 333.
Lodge 36, 70, 75. 89, 101,
109, 127, 129, 130, 131,
132, 134, 139, 140, 142,
146, 147, 158, 166, 170,
183, 190, 192, 193, .194,
195, 196, 304, 305, 306,
309, 312.
Lofoten 387.
Lonardl 351, 357.
London 99, 175, 298, 305,
324, 334, 362.
Loomis 302.
Lucania 333.
Luftdraht 98.
Lynn 287.
M.
Magni 108, 299, 300. 301.
Maiche 18, 349.
Majorana 357.
Malagoli 131.
Malamocco 344.
Malines 271, 320.
Manila 222.
Marcais 349.
Marcantonio Colonna
344.
Marconi 58, 63, 67, 68,
75, 79, 94, 98, 99, 109,
112, 113, 114, 116, 134,
136, 141, 146. 150, 158,
161, 165, 170, 171, 172,
173, 174, 175, 176, 178,
179, 180, 181, 182, 183,
184, 189, 190, 194, 196,
199, 206, 209 216, 270,
272, 273, 287, 296, 298,
302, 303, 304, 305, 306,
307, 309, 310. 311, 312,
313, 314, 315, 316, 317,
318, 319, 320, 821, 324,
325, 326, 327, 330, 331,
332, 333, 334. 335, 336,
340, 341, 345, 346, 347,
351, 354, 364, 366, 367.
Marescal 143.
Mariotte 162.
Maskelyne 330.
Massachusetts 315, 324.
Massimiliano 316.
Memel 337.
Mercadier 6, 38, 42, 284.
Mehrfachverkehr 293.
Messina 344.
Michel 16, 143.
Michigan 334.
Mizuno 356.
Monaco, Fürst von 349.
Montblanc 361.
Monte Mario 166, 343,344.
Montenegro 346.
Moritz 359.
Morse 3, 4, 11, 13, 78, 163.
Muirhead 89, 97, 101, 134,
143, 146, 166, 170, 190,
191, 194, 195. 196, 309.
Munck of Rosenschöld
128.
Murani VII, 209.
Musso 165.
K.
Narberth 353
Neapel 364.
Neptun 350.
Ness See 24.
Neugschwendner 148.
Neufundland 324, 331.
Neu-Gladow 15.
Neu- Schottland 331.
New-York 43, 315, 325,
354, 361.
Nürnberg 364.
North 354.
North-Haven 326.
0.
Orling 17, 96, 189, 143,
161, 169, 170.
Osbome 312.
Oszillator 93.
Ottawa 334.
Oudin 117.
Oue8san^Sti£C 319.
P.
Palmaria 248, 309, 340.
Pansa 355.
Paris 323, 361.
Parkin 78.
Pasqualini 340.
Passero Cap 344.
Phelps 4, 32.
Philadelphia 325, 353.
Pisa 335.
Plecher 158, 351.
Plymouth 332.
Poldhu 77, 186, 325, 326,
327, 328, 329, 330, 331,
332. 333, 334, 360.
Poncelet 319. 320.
Ponza 344.
Poole 298, 311.
PopofE 67, 68, 81, 99, 101,
140, 141, 145, 170, 216,
217, 270, 304, 305, 319,
339.
Popp 336.
Popp-Pllsoudsky 170,270.
Porthcurnow 330.
Portland 318.
Port Arthur 362.
Porto Ferraio 340
Portsmouth 318.
Potsdam 15.
Prasch VII.
Preece 4, 5, 14, 24, 25, 26,
33,34,306,306,348,849.
Pristan 344.
B.
Radiophonisches Sy-
stem 36.
Rangsdorf 310.
Rapido 354.
Rathenau 4, 14, 15, 17.
Rathlin 349.
Rayleigh 147. 150, 161.
Reich 42, 43, 280, 860.
Relais 158.
Renz 149.
Ricaldoni 171.
Righl VII, 46, 94, 206,
303, 304, 361.
XXIV
Namens- und Sachregister.
de la Riye 94.
Rachefort 85, 138, 170,
270, 272, 319.
Roccia 334.
Rockland 353.
Rocky Mountains 302.
Röntgen 52.
Rola 273.
Rom 165, 298. 306, 307,
344, 356.
RooseTeldt 332.
Rosenschöld 128.
Rnbens 14, 17.
Rnhmer 40, 44, 350.
Rohmkorff 83, 96, 111.
Rnpp 142.
Rntherford 150.
8.
Sacrow 310.
Salisbury-Hain 305.
S. Bartolomeo 307, 309.
S. Cataldo 344.
S. Catharine 186, 311,
320, 321, 328.
S. Ginliano 344.
8. John 324.
8. Loois 363.
8. Maria di Lenca 344.
8. Martino 308, 309.
Sarasln 94.
Schälfer 148, 149, 171,
273, 316.
Scheveningen 338.
Schöneberg 310.
8chloemJlch 157, 264,286.
8choll 359.
8chreibvorrichtangen
163.
Seine 14.
Sella 50.
Sendediähte 98.
Sennet 4.
Sevem 34.
Siemens 115, 120, 159,
161, 170, 206, 359.
Simon 42, 43, 280, 350.
Simione 340.
Skerries 349.
Slaby 75, 96, 100, 109,
122, 124, 135, 141, 161,
164, 170, 206, 207. 208,
209, 210, 211, 216, 223,
233, 294. 296. 310, 311,
312, 318.
Smith 4, 13, 26, 27.
Smitfae 148, 149, 220.
Solan 158, 327, 329, 333,
334.
Somsee 4.
Sonihampton 325.
Sonth-Foreland 314.
Sperone Cap 344.
Spezla 298, 307, 311. 314,
329, 331, 340, 344.
Spadaro Cap 344.
Spitzbergen 864.
Spnria 344.
Sqnire 105.
Steep-Holm 35.
Steinheil 3, 7, 11, 16.
Stephenson 4.
Stevenson 4.
Stollergmnd 350.
Stone 286, 287.
Strafsborg 197, 198, 317.
Strecker 17. 165.
Snllino 165.
Sommer-Tainter 36, 41,
97.
Sydney 331, 332.
Systeme yermittelst nl-
travloletter und nltra-
roter Strahlen 46.
— , verschiedene der el.
Wellen telegraphie 169.
T.
Table Head 331, 332,
333. 334.
Tainter 36, 41, 97.
Taster 78.
Tay 3, 11.
Telajone 342.
Telefunken IX, 170, 223,
338.
Telephonie, drahtl. 348.
Telesca 354.
Tesla 31, 116, 171, 273,283.
Teplitz 361.
Thsushima 340.
Times 340.
Tissot 59, 72, 85, 96, 138,
139, 142, 152, 161, 170,
270, 272.
Tomasina 130, 131, 144^
145. 146.
Tommasi 282. 289, 299.
Transformatoren 111.
Trapani 344.
Triest 316.
i Trowbridge 31, 131.
• Toma 116.
Tarin 106.
U.
Übertrager 166.
Übertragung durch das
Wasser 11.
Unterbrecher 86.
T.
Valbreuze 170, 281.
Venedig 273, 316, 344.
Verbindungen mit der
Erde als Leiter 16.
Versuche, prakt. 301.
Vesinet 271.
Vienne 314.
ViUard 278.
Villarey 297.
Volovotza 34ß.
Vorrichtungen zum Ent-
fritten 140
W.
Walten 157.
Walter 153, 292.
Wannsee 5
Warren de la Rue 281.
Washington 42.
Wehnelt 91.
Wei-Hai-Wei 340.
Wellenanzeiger 126, 150.
Weston 206.
Wiedemann 47.
Wight 186, 311.
Wilkings 4.
Wilson 106. 150, 151.
Wimereux 99, 313. 314.
Wimshurst 80.
Winterthur 341.
Woods 4, ;52.
Wyelts 85.
Z.
Zammarehi VII, 164.
Zioklere. 46, 48, 49, 50, 51.
Zossen 361.
Zuidersee 336. **
1. Kapitel.
Allgemeines.
Bei allen Zeichengebungen in die Ferne sind drei wesent-
liche Stücke beteiligt. Das Organ, welches die Zeichen hervor-
bringt, das, welches sie fortleitet, und das, welches sie aufnimmt.
Man kann sie bezeichnen mit Sender, Linie und Empfänger.
Das häufigste Mittel zur Zeichengebung in die Feme ist die
Stimme. Dabei sind jene drei Teile durch das Stimmorgan, die
Luft, welche die Schallschwingungen überträgt, und das Ohr des
Hörers gegeben. In diesem Beispiel besteht die Linie nicht aus
einem künstlichen Mittel. Wenn wir dagegen eine Zugglocke
läuten, so stellt der Draht, welcher den Handgriff mit der Glocke
verbindet, eine künstliche Linie dar. Offenbar vereinfacht die
Unterdrückung der künstlichen Linie die Übertragung. Zu allen
Zeiten wurden daher mehr oder minder wirksame Mittel ange-
wandt, um die Übertragung von Zeichen in die Feme ohne
künstliche Linie zu bewirken. Viele Jahrhunderte hindurch
waren es optische oder akustische Mittel, welche zu diesem
Zwecke angewandt wurden, insbesondere wenn es sich darum
handelte, eine große Schnelligkeit der Übertragung zu erzielen.
Die Feuer, mit welchen Alexander der Große den Sieg der
Mazedonier über die Perser anzeigte, die Turmglocken, welche
mit ihren schweren Tönen das Nahen des Feindes, den Ausbruch
eines Brandes oder eine Überschwemmung ankündigen, der
Kanonenschuß, welcher ein ganzes Lager alarmiert, sind eben-
so viele Beispiele einer Telegraphie ohne Draht, welche seit
langer Zeit im Gebrauche sind.
Die optischen Mittel haben gegenüber den akustischen den
Vorteil, auf größere Entfernungen wirksam zu sein, insbesondere
infolge der außerordentlichen Empfindlichkeit des Auges, dessen
Leistungsfähigkeit als Empfänger zudem vermittelst Femrohre
und anderer optischer Apparate außerordentlich gesteigert
werden kann, was bezüglich des Ohres nur in geringerem
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 1
2 1. Kapitel.
Maße der Fall ist. Die opÜBche Telegraphie fand daher weite
Anwendong, inBbesondere nachdem die Brüder Chappe im
Jahre 1792 ihr System der Zeichengebung mit Masten, an
welchen Arme angebracht waren, die, in verschiedenen Stel-
lungen znr Senkrechten, die verschiedenen Zeichen angaben
erfanden hatten. Trotz der späteren außerordentlichen Entwick-
lung der elektrischen Zeichengebung haben die optischen Mittel
doch noch eine beträchtliche Bedeutung bewahrt, was die un-
geheueren Dienste, welche die Zeichengebungen vermittelst
Fahnen zwischen Schiffen auf der Reise oder zwischen Schiffen
und Landstationen leisten, und der Nutzen, welcher heutigen-
tags noch aus der optischen Telegraphie im Kriege gezogen
wird, beweisen.
Doch auch die optische Art der Zeichengebung weist ver-
schiedene Übelstände auf. Vor allem ist die Übertragungs-
entfemung infolge der Absorption durch die Atmosphäre,
insbesondere bei nebliger und stauberfüllter Luft verhältnis-
mäßig gering und schwankt im hohen Grade mit dem Zustand
der Atmosphäre. Die Bewegungen der Luft, welche durch die
Wärme oder durch den Wind hervorgerufen werden, beein-
trächtigen femer, bei einer gewissen Entfernung die Schärfe
der Signale, welche dadurch häufig unverständlich werden, noch
bevor sie unsichtbar geworden sind. Da die optischen Signale
sich der Person, welche sie empfangen soll, nicht in gleich un-
mittelbarer Weise wie die akustischen ankündigen, so erfordern
sie von Seite der letzteren eine ständige, ermüdende Aufmerk-
samkeit. Ein weiterer Übelstand besteht darin, daß die optischen
Zeichen, auch wenn sie absichtlich gerichtet sind, doch inner-
halb eines weiten Umkreises um den Empfängerpunkt sichtbar
sind und daher die Geheimhaltung der Mitteilungen erschweren.
Infolge dieser Mängel hat die optische Telegraphie der
elektrischen beinahe gänzlich das Feld räumen müssen, die
wenigen Fälle ausgenommen, in welchen letztere unanwendbar
ist, wie bei dem Verkehr zwischen Schiffen auf See und zwischen
solchen und den Küsten, und zwar obgleich die Anwendung
von Drahtleitungen zwischen der sendenden und empfangenden
Station außerordentlich hohe Kosten für Anlage und Unter-
haltung verursachte und, wie in den überseeischen Verbindungen,
technische Schwierigkeiten ernster Art darbot.
Die Fortschritte in der Erkenntnis der magnetelektrischen
und elektromagnetischen Erscheinungen haben jedoch noch
andere Wege eröffnet, um die Zeichengebung in die Ferne durch
Allgemeines. 3
die von der Natur gegebenen Hilfsmittel wie Luft, Wasser, Erde
und den kosmischen Äther und ohne die Zuhilfenahme akusti-
scher oder optischer Hilfsmittel zu erreichen. Zu den offen-
kundigsten Beispielen der Wirkung in die Feme durch den
Kaum kann die Wirkung eines Magneten auf einen anderen,
die Elektrisierung eines neutralen Körpers unter dem Einflüsse
eines anderen elektrisierten Körpers, die Erzeugung eines elek-
trischen Stromes in einem Stromkreis, wenn die Stärke des einen
benachbarten Stromkreis durchfließenden Stromes sich ändert, ge-
rechnet werden. Auch die Fortleitung des elektrischen Stromes
durch das Wasser oder die Erde bildet ein Mittel, um Zeichen in
die Feme ohne künstliche Linie zu übertragen. Man kann sagen,
daß jede neue Entdeckung einer Wirkung in die Ferne, und manch-
mal mit einigem Erfolg, für die Anwendung zur Telegraphie ohne
Draht versucht wurde. Das ist nur natürlich, insofeme die Aufgabe
der Zeichenübermittlung eines der dringendsten Bedürfnisse des
Gesellschaftslebens berührt und daher antreibt, alle möglichen
Lösungen zu versuchen und den verschiedenen Fällen der Praxis
anzupassen.
Schon seit zwei Jahrhunderten, scheint es, wurden Versuche
angestellt, um vermittelst rein magnetischer Wirkungen Zeichen
in die Ferne zu übertragen. Die Versuche führten jedoch infolge
der damaligen beschränkten Kenntnisse und Mittel nicht zu ent-
scheidenden Ergebnissen.
Der erste Erfolg in dieser Richtung scheint dem Schotten
James Bowmann Lindsay zuzusprechen zu sein, welchem es im
Jahre 1831 gelungen sein soll, durch das Wasser des Flusses
Tay auf eine Entfernung von mehr als 1 engl. Meile zu tele-
graphieren. Da jedoch von anderen der Zeitpunkt dieses Ver-
suchs in das Jahr 1854 gesetzt wird, so bleibt es zweifelhaft, ob
in der Tat Lindsay jener Anspruch gebührt oder vielmehr dem
Erflnder der Morsetelegraphie, Samuel Finsley Morse. Dieser
versuchte im Jahre 1842, da ihm ein durch einen Kanal ge-
zogener Draht durch ein Schiff, welches den Anker lichtete, zer-
rissen worden war, seine Drähte längs des Ufers anzubringen
und dem Wasser die Aufgabe, den elektrischen Strom von einem
Ufer zum anderen zu leiten, zu überlassen.
Früher jedoch als dieser Versuch Morses ist die Entdeckung
Steinheils anzusetzen, welcher im Jahre 1838 klar die Aufgabe
der elektrischen Telegraphie ohne Draht formulierte.
Vor allem hatte Steinheil versucht, als Mittelwegs zwischen
einer telegraphischen Übertragung mit besonderer künstlicher
1*
4 1. Kapitel.
Linie und durch einen gänzlich natürlichen Leiter sich der
Eisenbahnschienen als Leiter zu bedienen. Da ihm dies infolge
der Schwierigkeit, die beiden Schienen genügend zu isolieren,
nicht gelang, ein Umstand, welcher ihn zu der Entdeckung
führte, daß es möglich sei, mit einem einzigen Draht und der
Benutzung der Erde als Rückleitung zu telegraphieren, veran-
staltete er Versuche, um die Gesetze festzustellen, nach welchen
ein Rückstrom sich durch die Erde, in diesem unbegrenzten
Leiter, verteile, und erkannte hierbei, daß ein Galvanometer
einen Strom anzeigt, sobald es mit der Erde an zwei Punkten
verbunden wird, welche in großer Entfernung von den beiden
Punkten sind, an welchen die beiden Pole der Batterie zur Erde
geführt sind. Er fügt hinzu: >Die Zukunft wird entscheiden,
ob es gelingen wird, auf große Entfernungen ohne metallische
Leitungen zu telegraphieren. Auf geringere Entfernungen bis
zu 50 Fuß habe ich die Möglichkeit durch Versuche nachgewiesen,
aber auf größere Entfernungen kann die Möglichkeit nur ver-
mutet werden, sei es, daß die Anwendung stärkerer galvanischer
Kräfte oder besonders gebauter Multiplikatoren oder endlich
größerer Oberflächen der Erdplatten an den Enden des Galvano-
meters zum Ziele führt, c Nachdem Morse die Ergebnisse seiner
obenerwähnten Versuche, bei welchen er im Jahre 1842 von
einem Ufer eines Flusses zum andern durch das Wasser zu tele-
graphieren vermochte, veröffentlicht hatte, schlug der Telegraphen-
ingenieur J. H. Wilkings im Jahre 1849 eine Einrichtung vor,
mit welcher es möglich sein sollte, von England nach Frank-
reich durch die Luft ohne Drahtleitung zu telegraphieren. Mit
derselben Aufgabe beschäftigten sich dann Bonelli in Italien,
Gintl in Österreich, Bouchet und Donat in Frankreich, ohne daß
Einzelheiten über ihre Versuche bekannt geworden wären. Zu
praktischen Ergebnissen von einiger Bedeutung gelangten die
von H. Highton im Jahre 1852 begonnenen Versuche, welche
ungefähr 20 Jahre andauerten. In der Folge wurden zahlreiche
Patente auf Systeme drahtloser Telegraphie genommen, von
welchen wir die folgenden anführen: Smith 1881 und 1887,
Phelps 1884 und 1886, Dolbear 1886, Woods 1887, Ader 1888,
Somsee 1888, Edison 1891 und 1892, Stevenson 1892, Sennet
1892, Eversheld 1892 und 1896, Preece 1893, Rathenau 1893,
Blake 1894 und Kitsee 1895.
Alle diese Patente beziehen sich auf Übertragungen durch
einfache Leitung oder Induktionswirkungen, bei welchen Mitteln
die erreichbaren Entfernungen immer beschränkte blieben.
Allgemeines. 5
Einige dieser Patente beziehen sich nur auf Entwürfe von
Apparaten, andere jedoch auch auf Apparate, mit welchen tat-
sächlich praktische Proben ausgeführt wurden. Unter letzteren
sind zu erwähnen die Apparate von Preece, dem früheren Direktor
der englischen Telegraphen, welcher, wie wir sehen werden, eine
Reihe vom praktischen Standpunkt aus wertvoller Versuche aus-
geführt hat.
Ein neues Feld für die Versuche mit der Telegraphie ohne
Draht wurde durch die berühmten Entdeckungen von Hertz im
Jahre 1887 und 1888 über die elektrischen Schwingungen er-
öffnet. Diese außerordentlich schnellen Schwingungen, welche
nach 10 Millionen pro Sekunde zählen und sich mit der Schnellig-
keit des Lichtes, d. h. 300000 km in der Sekunde, fortpflanzen,
üben, wie wir sehen werden, ihre Wirkung in die Feme auf
gewisse, Resonatoren genannte Apparate, wodurch sie sich zur
Zeichenübermittlung in die Feme eignen. GlückÜcherweise fand
sich ein Apparat, Kohärer oder Fritter genannt, welcher mit
einer außerordentlichen Empfindlichkeit gegen elektrische Wellen
begabt ist. Vermittelst dieses Apparats und der elektrischen
Wellen wurde die erste Einrichtung zur elektrischen, drahtlosen
Telegraphie gewonnen, welche, allmählich vervollkommnet, ge-
stattet, die drahtlose Übertragung auf die enorme Entfernung
von 5000 km zu bewirken, eine Entfernung, welche sicher durch
künftige Vervollkommnungen noch überschritten werden wird.
Angesichts dieser Ergebnisse, welche vermittelst der elek-
trischen Wellen erreicht werden, verlieren die übrigen Systeme
drahtloser Telegraphie einen großen Teil ihrer Bedeutung und
behalten nur den Wert ruhmreicher Versuche in der Richtung
auf das Ziel, welches die Telegraphie vermittelst elektrischer
Wellen schließlich erreicht hat.
Doch dürfen diese Versuche nicht mit Stillschweigen über
gangen werden. Es wäre, als wollte man die Eroberung einer
Festung erzählen und dabei nur die Kämpfer erwähnen, welche
in die gefallene eingedrungen, und nicht die Toten, welche die
Schar der Sieger zurücklassen mußte.
Jede neue Entdeckung im Gebiet der Naturwissenschaften
gleicht einer neuen Eroberung. Das Leben von Tausenden von
Gelehrten muß sich verzehren in abstrakten wissenscbaftlichen
Untersuchungen, welche keinen anderen Zweck als das Suchen
nach der Wahrheit haben, bevor eine der entdeckten Wahrheiten
den Triumph einer großen praktischen Anwendung erzielt.
6 1. E^pitel. AllgemeineB.
Vor den Ergebnissen der Telegraphie vermittelst elektrischer
Wellen verlieren, wie erwähnt, die übrigen Methoden der draht-
losen Telegraphie ihre Bedeutung, doch mögen von diesen noch
zwei erwähnt werden. Die erste gründet sich auf den Gebrauch
des Radiophons, eines von Graham Bell, des bekannten Erfinders
des Telephons, im Jahre 1878 entdeckten Apparates. Das System
wird später eingehender beschrieben werden. Hier soll nur
daran erinnert werden, daß es auf der Eigenschaft des Selens
beruht, unter Belichtung einem elektrischen Strom geringeren
Widerstand als im Dunklen entgegenzustellen. Läßt man näm-
lich auf ein Selenstück, welches mit einer Batterie und einem
Telephon zu einem Stromkreis vereinigt ist, abwechselnd einen
Lichtstrahl fallen, so werden im Telephon den abwechselnden
Lichtwirkungen entsprechende Töne erzeugt, welche zur tele-
graphischen Zeichengebung dienen können.
Das andere System ist jenes der Telegraphie mit ultra-
violetten Strahlen, welches von Zickler im Jahre 1898 angegeben
wurde und auf der Entdeckung von Hertz beruht, daß durch
ultraviolette Strahlen das Überspringen von Funken zwischen
zwei elektrisch geladenen Leitern erleichtert wird. Vermittelst
einer Stromquelle werden zwei Leiter geladen und nach und
nach so weit voneinander entfernt, daß der Funkenübergang
aufhört. Läßt man dann auf die Leiter ultraviolette Strahlen
fallen, so findet sofort ein Funkenübergang statt, welcher solange
andauert, als die Beeinflussung durch die ultraviolette Bestrahlung
dauert. Man hat damit ein Mittel, den telegraphischen Zeichen
ähnliche zu übermitteln. Es ist zu bemerken, daß die ultra-
violetten Strahlen unsichtbar sind, ein System der Telegraphie
dieser Art daher nicht den Mangel'aufweist, daß die Mitteilungen
ähnlich wie im Falle der optischen Telegraphie aufgefangen
werden können. Indem wir die Systeme der drahtlosen Tele-
graphie, welche auf rein optischen oder akustischen Hilfs-
mitteln, beruhen, beiseite lassen, wollen wir zunächst eingehender
die anderen obenerwähnten Systeme beschreiben, welche man
elektrotelegraphische nennen könnte, insofeme als elektrische
Wirkungen in verschiedener Form dabei in Anwendung kommen.
Wir werden ferner noch ein System erwähnen, welches, zwar bis
jetzt noch nicht angewendet, die infraroten Strahlungen verwertet.
Die verschiedenen Systeme lassen sich auf folgende Weise
einteilen :
1. Systeme vermittelst Leitung.
2. Systeme vermittelst Liduktion.
Drahtlose Telegraphie vermittelst Leitang. 7
3. Radiophonisches System.
4. Systeme vermittelst ultravioletter und ultraroter
Strahlen.
5. Systeme vermittelst elektrischer Wellen.
Natürlich werden wir der Beschreibung des letztgenannten
Systems infolge seiner höheren Wichtigkeit eine eingehendere
Behandlung widmen.
2. Kapitel.
Drahtlose Telegraphie vermittelst Leitung.
Theoretische Grundlagen.
Es ist wohlbekannt» daß die Körper hinsichtlich ihres Ver-
haltens gegenüber der Elektrizität gewöhnlich in Leiter und
Nichtleiter unterschieden werden. Unter Leiter versteht man
jene Körper, welche leicht von der Elektrizität durchflössen
werden, während mit Nichtleiter jene Körper bezeichnet werden,
welche den Durchgang der Elektrizität aufhalten.
In Wirklichkeit gibt es weder vollkommene Leiter noch
vollkommene Nichtleiter, sondern nur Körper, welche die Elektri-
zität mehr oder weniger vollkommen leiten. Die besten Leiter
sind die Metalle, dann auch Salzlösungen, das Seewasser und
'das Süßwasser, welches ja in der Kegel gelöste Salze enthält.
Auch die Erdoberfläche leitet die Elektrizität. Diese Eigen-
schaft wurde, wie oben erwähnt, von C. A. Steinheil in München
im Jahre 1838 entdeckt, als er versuchte, die Eisenbahnschienen
zur Fortleitung telegraphischer Ströme zu verwenden. Er be-
merkte dabei, daß es unmöglich sei, den Übergang der Elektri-
zität von einer Schiene zur andern durch den Boden zu ver-
hindern. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die telegraphischen
Ströme vermittelst Doppeldrahtes übertragen. Als Steinheil die
Leitfähigkeit des Bodens entdeckt hatte, kam er auf den Ge-
danken, die Erde als Rückleitung zu benutzen, und verwirklichte
damit einen der wichtigsten Fortschritte der Telegraphie, näm-
lich die Telegraphie mit einem einzigen Draht, dessen beide
Enden vermittelst zweier großen Metallplatten mit der Erde in
Verbindung gebracht wurden.
Steinheil war es auch, wie oben erwähnt, welcher zuerst
versuchte, telegraphische Zeichen ohne Draht unter ausschließ-
lieber Benuteaog des Erdbodens zn abertragen, und welcbem
es aucb gelang, diese Überlragaog auf kunse Entfernungen von
ca. 15 m zu verwirklichen.
Der Erdboden eignet sich jedoch infolge seiner Ungleich
mäßigkeit und geringea Leitfähigkeit für derartige tlbertragmigen
nicht so gut als d&a Meerwasser, das Wasser von FlOssen und
Seen, weshalb auch die gelungensten Verenche der Telegraphie
ohne Draht dnrch Leitung vermittelst des WasaerB auBgefOhrt
wurden. Außer dem Wasser und dem Erdboden sind keine ge-
nügend au^edehttten ECrper vorhanden, welche zn dem Zwecke
dienen könnten.
Sehen wir nun zu, wie man sich eine elektrische Über-
tragung dmv;h ein nach allen Richtungen zur Verfügung stehen-
Flg. 1.
des Mittel vorzastellen hat. Wenn man zwei leitende Platten EE
(Fig. 1) in einen unbegrenzten Körper von genügender Leit^
fahigkeit, beispielsweise in Wasser, eintaucht und mit den Polen
einer Batterie verbindet, so strömt die Elektrizität von einer
Platte zur anderen und folgt dabei gewisHen Linien, welche man
elektrische Kraftlinien oder Stromfäden nennt und welche, in
Kurvenform verlaufend, dichter in der Nähe der Platten auf-
treten und sich mehr und mehr ausbreiten, wie die Figur dies
angibt
Die Anordnung dieser Kraftlinien gleicht vollkouimen jener
der m^netiscben Kraftlinien, welche mit dem bekannten Ex-
periment vermittelst Feilspänen zwischen den Polen eines Mag-
neten erbalten werden. (Fig. 2.)
DrahtloBe Telegraphie Temüttelet Leitung. d
Legt m&n Ober die beiden Pole eines Hufeiaenmagneten
eine Glasscheibe oder ein Blatt Papier und streut darüber feine
Feilspftne aus Bisen, so verteilen neb die letzteren nach be-
atinunten Linien, welche von den beiden Polen ausgehen und
im Bogen von einem
Pol zum anderen ver- *'
laufen. Diese Linien
sind die magnetischen
Kraftlinien, d. h. ele
gehen die Ricbtang an,
in welcher aich ein
freier Mi^netpol, wel-
cher sieb an ii^nd
einem Ponkte des
Magnetfeldes befände,
bewegen würde. rig. 2,
Insofeme die
Kraftlinien die Bichtung der magnetiecben Kraft anzeigen, ist
die magnetische Kraft senkrecht zu diesen Linien gleich Null.
Wenn wir daher nach Fig. 3, in welcher die Kraftlinien, die
von den beiden magnetiBchen Pankten -(- E und — E ausgeben,
mit ausgezogenen Linien gezeichnet sind, punktierte Linien
rieben derart, daß letztere die Kraft-
linien immer senkrecht schneiden,
so geben diese letzteren Linien die
Kichtangen an, in welchen ein
freier Pol keinen Antrieb zur Be-
wegung erfahrt, weil längs dieser
Linien die magnetische Kraft Null
ist. Linien dieser Art heißen Equi-
potentiallinien.
Wenn die beiden Punkte -|- E
nnd — E statt zweier Magnetpole
zwei mit positiver bzw. negativer
Elektrizität geladene Pnnkte wären,
Bo könnten die KraftverhaltniBse
in dem so gebildeten elektriscben pj^. %_
Feld in gleicher Weise dai^stellt
werden. Die angezogenen Linien wtlrden die Richtung an-
geben, in welcher sieb ein positiv elektrisierter freier Körper
in diesem Felde bewegen würde, nnd die auf jene senk-
rechten Equipotentiallinien würden die Richtungen angeben,
10 2. Kapitel.
in welchen eine Bewegung dieses Körpers nicht stattfinden
kann.
Kehren wir zum Fall der Fig. 1 zurück, welche die Ver-
teilung der elektrischen Kraftlinien oder Stromfäden, welche
von den beiden Platten EE ausgehen, darstellt.
Wenn die Leitfähigkeit des Mittels an allen Punkten gleich
ist, so ist die Verteilung der Kraftlinien eine regelmäßige. Wenn
dagegen an einzelnen Punkten die Leitfähigkeit größer wiid»
wie beispielsweise in ee, wo zwei große Metallplatten, die unter
sich metallisch verbunden sind, eingetaucht sind, so neigen sich
die Kraftlinien diesen Platten zu und ein Teil der Elektrizität
fließt von einer zur anderen dieser beiden Platten durch den
Draht, welcher sie verbindet. Ein anderer Teil des Stroma
zwischen den beiden Platten E fließt in dem allgemeinen
Mittel, ohne in den die beiden Punkte ee verbindenden Draht
einzudringen. Welcher Teil des Gesamtstromes in diesen Draht
eindringt, hängt von der Ausdehnung der Platten ««ab und ist
um so größer, je größer diese Platten sind.
Es ist jedoch zu bemerken, daß die Stärke des Stroms,
welcher den Draht von c nach « durchfließt, auch von der Stel-
lung der Platten ee und ihrem Abstand abhängt.
Wenn diese beiden Platten sich auf derselben Equipotential-
linie befinden, so findet ein Stromübergang von einer Platte zur
anderen nicht statt, da die elektrische Kraft längs dieser Linie
Null ist. Befinden sich dagegen die beiden Platten an zwei
Punkten, welche Linien verschiedenen Potentials angehören, so
wird der Draht ee von einem Strom durchflössen, der um so
stärker ausfällt, je größer die Potentialdifferenz der Punkte ist,
an welchen die beiden Platten eingetaucht sind. Insofeme das
Potential sich gleichmäßig von einer Potentiallinie zur anderen
ändert, so wird die Potentialdifferenz zwischen den beiden
I
Platten ee und daher die Stromstärke in dem Drahte ee um so
größer, je mehr Equipotentiallinien geschnitten werden, d. h. je
größer der Abstand der beiden Platten senkrecht zu den Equi-
potentiallinien ist oder, was dasselbe ist, je mehr sich die
Verbindungslinie zwischen ee dem Parallelismus mit den Kraft-
linien nähert! '
Li Fig. 1, welche sich auf später zu besprechende Versuche |
bezieht, ist der Draht ee absichtlich derart angeordnet, daß ein |
Maximum der Equipotentiallinien geschnitten wird oder daß
er nahezu parallel zu den Kraftlinien verläuft.
Drahtlose Telegraphie vermittelst Leitung. 11
Ähnlich, aber etwas unregelmäßiger wäre der Verlauf der
Kraftlinien in dem Fall, daß die Platten EE ee im. Erdboden
eingegraben wären, wie in dem erwähnten Versuche Steinheils.
Wenn in den Draht ee ein Empfangsapparat, beispielsweise ein
Galvanometer, ein Morseapparat, ein Telephon eingeschaltet
wird und die Verbindung der Platten E mit der Stromquelle
nicht dauernd besteht, sondern in mehr oder minder großen
Zeitabständen unterbrochen und wiederhergestellt wird, so wird
auch der Empfangsapparat in gleichen Zeitabständen beeinflußt
werden, wodurch dann eine Übertragung telegraphischer Zeichen
zwischen der sendenden Station, welche die Platten ee elektrisch
beeinflußt, und dem Punkt, an welchem der Empfangsapparat
eingeschaltet ist, ermögUcht wird.
Übertragungen durch das Wasser.
Versuche von Morse und Lindsay. — Das erste
Patent auf eine Anordnung der drahtlosen Telegraphie durch
™ E
i °7
1 ;i
8
Fig. 4.
ooooo
das Wasser wurde im Jahre 1854 von dem Schotten James
Bowmann Lindsay angemeldet, in welchem die wesenthchen
Bedingungen für die Übermittlung von Nachrichten beschrieben
sind. Es scheint jedoch, daß er sein System schon seit dem
Jahre 1831 zum Telegraphieren über den Fluß Tay auf eine
Entfernung von mehr als 1600 m angewendet habe. Sein System
unterscheidet sich jedoch nicht von dem, welches im Jahre 1842
von Samuel Finsley Morse angewendet wurde.
Es wurde schon oben erwähnt, daß Morse infolge eines
Drahtbruches, der bei einem praktischen Versuche mit seinem
System vorgekommen war, auf die Idee kam, durch das Wasser
zu telegraphieren.
Die Fig. 4 zeigt die von Morse angewendete Anordnung.
AB CD sind die Ufer des Flusses, NP die Batterie, E der
Empfangselektromagnet, WW sind die Leitungsdrähte, welche
12
2. Kapitel.
längs der Ufer ausgelegt und mit den Platten ifng, die ins
Wasser eingetaucht waren, verbunden waren. Nach dem Ge-
dankengange Morses ging die von der Batterie erzeugte Elektrizität
von dem positiven Pol P zur Platte n, von dieser durch den zirka
25 m breiten Kanal zur Platte % zu dem Elektromagneten E^
durch die Platten / und Qy zu dem zweiten Pol N der Batterie.
Die wenigen theoretischen oben angeführten Angaben ge-
nügen um anzudeuten, wie man die Übertragung sich nach der
heutigen Auffassung vorzustellen hat. Auf alle Fälle bewiesen
die mit verschiedenen Drahtlängen und verschiedenen Batterie-
stärken angestellten Versuche, daß die Elektrizität den Y\\x& in
einer Stärke durchfloß, welche mit der Größe der Platten wuchs,
daß jedoch diese Stärke auch von dem Abstand der auf dem
gleichen Ufer des Flusses befindlichen Platten abhing. Nach
Morse sollte dieser Abstand das Dreifache der Flußbreite be-
tragen. Ein Über-
B
9 ,..,
"h.
n
iiH
1
8
^
Flg. 5.
schreiten dieserEnt-
fernung sollte kei-
nen Vorteil bieten.
Das von Lindsay
patentierte System
zeigt Fig. 5 und ist
fast identisch mit
dem von Morse.
Auf den beiden
Ufern befinden sich
gleichartige Appa-
rate, welche an je zweien im Wasser versenkten Metallplatten
endigen. Der die beiden Platten verbindende Draht enthält
eine Batterie, einen Taster und ein Galvanometer. Die beiden
Batterien BB sind in Eeihenschaltung angeordnet. Die Länge
der beiden parallel zum Ufer verlaufenden Leitungsdrähte wurde
derart berechnet , daß der Leitungswiderstand zusammen mit dem
der Batterie und der Apparate kleiner ausfiel als der Widerstand
des Wassers zwischen den beiden am selben Ufer angeordneten
Platten, so daß nach den Gesetzen der Stromverteilung der
größere Teil des Stroms durch die Erdleitung fließen sollte. So
oft man daher auf eine der Taster S drückte, mußte infolge
der Unterbrechung des Stroms in der zugehörigen Leitung eine
Schwächung des Stroms in der Leitung des anderen Ufers auf-
treten und sich in einer Verminderung des Ausschlags am
Galvanometer kund geben. Um dies Ergebnis zm erzielen,
Drahtlose Telegraphie vennittelst Leitung. 13
mußte die Länge der beiden Leitungen bedeutend größer sein
als die Breite des Flusses.
Lindsay ersann das System, um die Kosten für ein teures
Kabel zu ersparen, welches zudem infolge starker Strömungen
und Veränderungen auf dem Grunde des Flusses häufigen Be-
schädigungen ausgesetzt war. Er mußte jedoch wieder an Stelle
des Kabels eine bedeutend längere Erdleitung anwenden. Die
Methode ist nur anwendbar auf kurze Entfernungen und wo
starke Erdströme nicht vorkommen.
System Smith. Um eine telegraphische Verbindung
zwischen dem Leuchtturm von Fastnet und der Küste, wo in-
folge der Gefährlichkeit des Meeres ein Kabel nicht verlegt
werden konnte, herzustellen, bediente sich Willoughby Smith
folgender Anordnung:
Vom Leuchtturm aus wurden über die Felsen in entgegen-
gesetzter Richtung zwei Wanke Drähte gespannt, welche mit
zwei ins Meer versenkten Platten verbunden wurden. Von der
Küste aus ging ein ca. 15 km langes, in der Nähe der Felsen
verankertes Kabel. Indem starke Liduktionsströme verwendet
wurden, konnten von den Platten Ströme abgenommen werden,
vennittelst welcher die Empfangsapparate betätigt werden konnten.
Wenn der Anprall der Wellen die Drähte von den Platten losriß
und gegen die Felsen schleuderte, so genügte es einfach, die
Drähte in das Wasser zu tauchen, um sofort die telegraphische
Verbindung wieder herzustellen.
System Highton. H. Highton beschäftigte sich seit
1852 20 Jahre lang mit der Aufgabe, telegraphische Verbin-
dungen durch das Wasser herzustellen und schlug drei ver-
schiedene Methoden vor. Die erste ist nichts anderes als die
von Morse angewendete Anordnung und besteht demnach in vier
zu je zwei einander gegenüberstehenden und im Wasser ver-
senkten Platten, welche zu je zweien durch Leitungen an den
beiden Ufern des Flusses verbunden sind. Die zweite besteht
darin, daß vermittelst blanker ins Wasser versenkter Drähte die
Enden zweier an den beiden Flußufern ausgespannten Leitungen
verbunden werden. Die dritte Anordnung ist eine Abänderung
der zweiten, in welcher der eine der beiden blanken Drähte
unterdrückt ist und das Wasser als Rückleitung benutzt wird.
Highton fand in der Mehrzahl der Fälle die zweite Anordnung
zweckmäßiger. Sie wurde hauptsächlich in Indien von den eng-
lischen Telegrapheningenieuren angewandt, welche sie geeignet
fanden, selbst sehr breite Ströme zu überwinden, wenn nur die
14 2. Kapitel.
beiden nicht isolierten ins Wasser getauchten Drähte in mäßiger
Entfernung voneinander sich befanden.
'System Bourbouze. Während der Belagerung von
Paris im Jahre 1870 versuchte man die Leitungsfähigkeit des
Wassers zu benutzen, um eine telegraphische Verbindung zwi-
schen der Stadt und dem jenseits des Belagerungsgdrtels liegen-
den Lande herzustellen.
Es wurden außerhalb jenes Gürtels in der Seine zwei mit
zwei Leitungen und einer Batterie verbundene Platten versenkt,
Tim so Ablenkungen an einem Galvanometer, welches mit zwei
Anderen in der Seine versenkten Platten innerhalb der Stadt
verbunden war, zu erhalten. Die Vorversuche ergaben ein gutes
Resultat. Bevor jedoch die Apparate in Betrieb genommen wer-
den konnten, war die Stadt übergeben worden.
System Eathenau und Rubens. Die Fig. 1 zeigt
«chematisch die Anordnung in *den Versuchen, welche 1894
in Deutschland auf die Anregung der Marinebehörden zu dem
Zwecke, die Mögüchkeit, durch das Wasser durch Leitung zu
telegraphieren, festzustellen, unternommen worden waren. Zu-
gleich sollte ermittelt werden, welchen Anteil die Leitung bei
den ähnlichen, damals von Preece unternommenen Versuchen
liatte, bei welchen, wie wir später sehen werden, vornehmlich
Induktionswirkungen verwendet wurden.
Rathenau und Rubens verwendeten demnach ausschließ-
lich Gleichstrom.
In der genannten Figur bedeutet B die Elektrizitätsquelle,
-B einen Regulierwiderstand, ü einen Stromunterbrecher, der
von einem Motor angetrieben wird, A ein Amperemeter, T einen
Telegraphiertaster, EE ^e Platten von je 15 qm Oberfläche,
"welche in einem Abstand von 500 m ins Wasser getaucht waren
und an welche der primäre Stromkreis anschloß. V ist ein in
Abzweigung an diesen Stromkreis angelegtes Voltmeter, C und D
fiind zwei Kähne, unter sich verbunden vermittelst eines Kabels,
dessen beide Enden mit den ins Wasser getauchten Platten ee
verbunden sind. Der Abstand zwischen den beiden Kähnen
w^echselte zwischen 50 und 300 m. Auf einem der Kähne be-
fand sich das Telephon N, welches in den sekundären Strom-
kreis eingeschaltet war und als Empfänger diente.
Da der Motor und Unterbrecher in ständiger Bewegung
war, so hörte man im Telephon ein andauerndes, gleichmäßiges
Geräusch, so lange keine Zeichen gegeben wurden. Die letzteren
Drahtlose Telegraphie vermittelst Leitung.
15
wurden durch Bewegung des Tasters und Unterhrechung des
Stromes in mehr oder minder langen Ahständen nach Art der
Morsezeichen gegehen, so daß man im Telephon mehr oder
minder lange Pausen in dem andauernden Geräusche wahr-
nahm.
Die Versuche fanden auf dem Wannsee statt, einem von
der Havel in der Nähe von Potsdam gebildeten See. Die Sende-
station war an dem mit P der Fig. 6 bezeichneten Punkt an-
geordnet, während die Empfangsstation der Reihe nach an den
mit i, 2, 3 bezeichneten Punkten sich befand. Die Stärke des
primären Stroms betrug 3 Ampere, während die Zahl der Strom-
unterbrechungen 150 in
der Sekunde erreichte.
Obgleich die größte Em-
pfindlichkeit desTelephons
für eine Zahl der Unter-
brechungen von 600 pro
Sekunde bestand, so wur-
den doch die Zeichen bis
auf eine Entfernung von
4,5 km deutlich wahrge-
nommen. Über diese Ent-
fernung konnte nicht
hinausgegangen werden.
Die Empfangsstation be-
fand sich dabei bei 1 in
der Nähe von Neu-
Oladow.
Die vergleichenden
Versuche, welche bei einer
Anordnung der Empfangs-
station in 2 oder in 5, d. h.
vor oder hinter einer Insel, welche von dem Ufer durch einen
engen und seichten Kanal getrennt ist, angestellt wurden, zeig-
ten, daß die zwischenliegende Insel kein Hindernis für die Zeichen-
gebung bildete.
Eathenau ist der Ansicht, was übrigens auf Grund der
eingangs dieses Kapitels entwickelten Theorie vorauszusehen
ist, daß die erreichte Entfernung durch Anwendung stärkerer
Ströme, Vermehrung des Abstands zwischen den primären und
sekundären Platten und Abstimmung zwischen dem Unterbrecher
und dem Telephon sich wesentlich vergrößern ließe.
16 2. Kapitel.
Verbindungen mit der Erde als Leiter.
Systeme Steinbeil aad Michel. Wir haben bereits
Seite 7 die von Steinheil im Jahre 1838 angestellten Versuche
erwähnt, vermittelst welcher festgestellt wurde, daß durch den
Erdboden Ströme zu einem Galvanometer auf eine Entfernung
von 15 m übertr^en werden konnten. Nach diesem Versuch
erstreckten sich die Forsch un|i|;en hauptsächlich auC die Über-
tragungen durch da« Wasser. Erst nachdem mit der Erfindung
des Telephons ein außerordentlich empfindlicher neuer Empfangi-
apparat gegeben war, wurden die Versuche zur Zeichengebung
durch die Erde wieder aufgenommen. Im Jahre 1894 gelang es
Flg. 7.
dem Abb^ L. Michel, durch die Erde auf eine Entfernung von
1 km zu telegraphieren, indem er sich der in Fig. 7 dargestellten
Anordnung bediente. Eine Batterie von Akkumulatoren B ist
mit einem Pol mit den oberen Schichten der Erde, mit dem
anderen mit einem Taster 8 verbunden, von welchem ein Draht
abzweigt und durch einen Brunnen eine schlechtleitende Erd-
schicht durchdringt, um endlich in einer neuen, gntleitenden
Schichte des Erdbodens zu endigen. Ahnlich sind an der Empfangs-
station von den beiden Enden eines Telephons das eine in eine
obere Erdschicht, daa andere in eine tieferliegende, von der
ersten durch eine schlechtleitende Lage getrennte Schicht ein-
gebettet. Aus der dargestellten Anordnung ergibt sich, daß der
Strom zum Empfangetelephon gelangen und zurückkehren kann,
indem er fast ausschließlich die gutleitenden Schichten und die
Drahtlose Telegraphie vermittelst Leitung. 17
metallischen Drähte durchfließt, ohne sich wesentlich im Erd-
boden zu verzweigen.
Versuche von Strecker, Orling und Armstrong.
Kurze Zeit nach den Versuchen, welche Rathenau und Rubens
im Wasser angestellt hatten, führte Strecker ähnüche unter Be-
nutzung des Erdbodens aus. Er erreichte eine Zeichenüber-
tragung bis auf beinahe 17 km, wobei er allerdings eine primäre
Linie von 3 km Länge, eine sekundäre von 1 km und einen
Strom von 14 bis 19 Ampere benützte. Er stellte fest, daß die
Grenze der Übertragung mit der Stärke des primären Stroms
und mit dem Abstand der Endplatten sowohl der einen als wie
der anderen Linie hinausrückte, und daß die besten Ergebnisse
erzielt wurden, wenn die beiden Linien senkrecht auf die ihre
Mittelpunkte verbindende Gerade gerichtet waren.
Diese Resultate, welche sich unmittelbar aus der eingangs
dieses Kapitels gegebenen Theorie erklären, beweisen, daß,
wollte man die von Strecker erreichten Grenzen überschr^ten
und weniger starke Ströme, welche für eine praktische Anwen-
dung sich eigneten, benützen, es notwendig wäre, ziemlich große
Leitungslängen zu verwenden, was die Vorteile des Systems für
die Praxis zum großen Teil wieder aufwiegen würde.
Die neueren Versuche von Orling und Armstrong wurden
in ähnlicher Weise wie die von Rathenau und Rubens und
Strecker vermittelst einer sendenden primären Leitung und einer
empfangenden sekundären Leitung, welche beide mit Erdplatten
endigten, angestellt.
Der Unterschied bestand darin, daß als Empfänger ein
außerordentlich empfindliches Relais, welches mit ähnlichen
anderen Apparaten 1 später beschrieben werden soll, verwendet
wurde. Dieses Relais, von dem ankommenden noch so schwachen
Strom erregt, schließt den Stromkreis einer Ortsbatterie, welche
einen gewöhnÜchen Telegraphenapparat betätigt.
Mit diesem System, welches seine Urheber mit >Amorl<
bezeichnen, wäre daher der Vorteil verbunden, daß die tele-
graphischen Mitteilungen schriftlich aufgenommen werden und
daß man bei gleichen Entfernungen mit geringeren Strömen,
bei gleichen Strömen auf größere Entfernungen arbeiten könnte,
vorausgesetzt, daß das Relais an EmpflndUcbkeit wirklich die
telephonischen Empfänger übertrifft. Nach den Angaben von
Orling und Armstrong beträgt die größte erreichte Übertragungs-
entfemung 35 km, welche Entfernung vermehrt werden könnte,
wenn man das Relais als Übertrager, d. h. zum Offnen und
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 2
18 3. Kapitel.
Bchließen einer zweiten Batterie, deren Ströme erst auf den
weiter entfernten Empfangsapparat zu wirken hätte, benützte,
System Maiche. L. Maiche hat sich kürzlich ein System
der Übertragung telegraphischer und telephonischer Zeichen
durch den Boden patentieren lassen, welche sich auf die in
den bisherigen Methoden angegebenen Einrichtungen gründet.
In der Sendestation ist eine Batterie mit Taster angeordnet,
von welcher zwei Luftleitungen in entgegengesetzter Bichtung
und senkrecht auf die Richtung, in welcher sich die Empfangs-
station befindet, ausgehen. Die beiden Drähte endigen an zwei
Platten, welche in zwei poröse mit Wasser gefüllte Gefäße oder
in feuchtes Erdreich eintauchen. Die Einrichtungen der Emp-
fangsstation ist jener der Sendestation ähnlich, nur daß an
Stelle der Batterie und des Tasters ein Empfangsapparat, z. B,
ein Telephon, vorgesehen ist. Nach Angabe des Erfinders bilden
sich, sobald der Stromkreis am Sendeapparat geschlossen wird,
an den beiden Polen zwei magnetische Felder entgegengesetzter
Vorzeichen, was auf der parallelen Linie in der Empfangsstation
wahrnehmbar werde.
Um die Zerstreuung zu vermeiden, schlägt der Erfinder
vor, hinter den Drähten der sendenden Station auf der entgegen^
gesetzten Seite, auf welcher die Empfangsstation liegt, ein nicht
leitendes Diaphragma anzubringen oder einen tiefen Graben
zu ziehen.
Die Leitungsfähigkeit des Erdbodens und des Wassers
wurde auch für verschiedene Systeme der drahtlosen Telephoni©
verwertet, über welche später Näheres anzugeben ist.
3. Kapitel.
Drahtlose Telegraphie vermittelst Induktion.
Theoretische GraDdlagen.
Man bezeichnet mit Erscheinungen der Induktion oder der
Lifluenz gewisse Wirkungen, welche ein Körper auf einen anderen
entfernten hervorbringen kann, ohne daß zwischen beiden Kör-
pern eine sichtbai-e Verbindung bestünde.
Bringt man beispielsweise ein Stück Eisen in die Nähe
eines Magneten, so wird ersteres durch Induktion magnetisch»
In gleicher Weise wird ein Körper durch Induktion elektrisch^-
Drahtlose Telegraphie vermittelst Iiidoktion. 19
wenn er in die Nähe eines elektrisierten Körpers gebracht wird.
Nähert man einen stromdurchflossenen Stromkreis einem anderen
Stromkreis, so wird letzterer von einem Strom durchflössen,
welchen man Indoktionsstrom nennt. Die heutige Auffassung
kennt keine Wirkungen in die Feme ohne ein die Wirkung
übertragendes Mittel; da sich jedoch viele Wirkungen in die
Feme auch im leeren Raum fortpflanzen, so wird angenommen,
daß auch in dem Raum, den wir leer nennen, ein Mittel vor-
handen sei, welches imstande ist, jene Wirkungen zu über-
tragen. Man nennt dieses Mittel den Äther. Genau wie ein
tönender Körper die Luft erschüttert und die Erschütterung sich
bis zu unserem Ohre fortpflanzt, so würde ein Körper, welcher
imstande ist, den Äther in Schwingungen zu bringen, den Anlaß
geben, daß diese Schwingungen sich fortpflanzen und auf einem
Körper in die Feme wirken, welcher imstande ist, jene Erschütte-
rungen des Äthers aufzunehmen.
Wir verfügen demnach über ein weiteres natürliches Mittel
zur Telegraphie ohne Draht, über den Äther, ein Mittel, dessen
Anwendung übrigens nicht neu ist, da es dasselbe ist, welches
die Natur unablässig verwendet, um Licht und Wärme von einem
Stern zum andern zu übertragen und dasselbe, welches wir
schon so lange Zeit, auch ohne daß wir uns dessen bewußt
wurden, in der optischen Telegraphie gebrauchen.
Der übertragenden Wirkung des Äthers werden nun die
elektrischen Fernwirkungen zugeschrieben, welche den oben
erwähnten Erscheinungen der Induktion zugrunde liegen.
Die Erscheinungen der elektrischen Induktion pflegt man
in zwei Arten einzuteilen: Elektrostatische und elektrodynami-
sche Erscheinungen. Die Erzeugung einer induzierten Ladung
auf einem leitenden Körper durch Annäherung eines elektri-
sierten Körpers gehört zur Kategorie der elektrostatischen Er-
scheinungen, weil die Ladung das Streben zeigt, auf dem in-
duzierten Körper unveränderlich zu beharren, während der durch
Annäherung eines Stroms in einem Stromkreis erzeugte Strom
eine Erscheinung der elektrodynamischen Induktion ist, insofern
der induzierte Strom als eine gewisse Menge bewegter Elektrizität
betrachtet werden kann.
Die Unterscheidung ist jedoch nicht ganz genau, da auch
im Falle der elektrostatischen Induktion die Bewegung des in-
duzierenden elektrisierten Körpers zur Bewegung von Elektrizität
and daher zu einem elektrischen Strom Veranlassung gibt und
2*
20
3. Kapitel.
ein elektrischer Strom auf dem induzierten Körper während
seiner Ladung statthat
Halten wir jedoch aus Zweckmäßigkeitsgründen die Unter-
scheidung zwischen elektrostatischer und elektrodynamischer
Induktion aufrecht.
"^
Anwendungen der elektrostatischen Indaktion.
Die elektrostatische Induktion kann auf zweierlei Weise
zur drahtlosen Telegraphie verwendet werden:
Erste Art: Es seien A und B (Fig. 8) zwei gegenüher-
stehende Leiter. Der Leiter A kann mit einer Elektrizitäts-
quelle E vermittelst des
Tasters T verbunden
werden, während der
Leiter B mit einem
Telephon T' in Verbin-
dung steht. Sobald man
den Taster nieder-
drückt, wird der Lei-
ter A geladen und im
selben AugenbUck tritt
ein elektrischer Strom
in B auf, um letzteren
Leiter zu laden, wobei das Telephon den Übergang der Elek-
trizität anzeigt. Wenn man hierauf A in Verbindung mit dem
Boden setzt, so wird dieser Leiter entladen und zugleich B,
wobei das Telephon T* wiederum ein akustisches Zeichen gibt.
Zweite Art: Ein Leiter C, welcher mit einem Telephon T'
(Fig. 9) verbunden ist, befindet sich in der Nähe eines Drahtes AB,
durch welchen man ver^
^Vr^MI'l— -
aI '.
Fig. 8.
D
D.
I
hJI
t
mittelst eines Tasters
einen Strom schicken
kann. Im AugenbUck,
in welchem der Strom
beginnt, wird der Lei-
ter C geladen, wie wenn
man ihm einen elektri-
sierten Körper näherte, und der Ladungsstrom erregt das Tele-
phon. Sobald der Strom in AB aufhört, wird der Leiter C ent-
laden, wie wenn sich von ihm ein elektrisierter Körper entfernte,
wobei das Telephon wiederum ein Zeichen gibt.
Fig. 9.
)
Drahtlose Telegrapbie vermittelst Induktion. 21
In beiden Fällen kann man durch zweckmäßiges Bewegen
des Tasters vermittelst vereinbarter akustischer Zeichen einen
telegraphischen Verkehr zwischen den beiden Stationen her-
stellen.
Auwendangen der elektrodynamischen Indaktion.
Die Grunderscheinung, welche in der drahtlosen Telegraphie,
durch Induktion verwertet wird, wurde von Faraday im Jahre 1881
entdeckt und ist unter dem Namen elektrodynamische Induktion
bekannt.
Sie besteht in Folgendem:
Es seien zwei Stromkreise gegeben, von welchen der eine 1
(Fig. 10) eine Batterie P und einen Taster T enthält, vermittelst
dessen dieser Strom im Stromkreis beliebig geschlossen oder ge-
öffnet werden kann, während ein anderer Stromkreis P direkt
über das Galvanometer G geschlossen ist. So oft nun durch
den Taster T der Strom ^^^ '
in 1 geschlossen oder un- J\. rHll ll ' — * — " ■
terbrochen wird, entsteht | >* tJ I _
in dem Stromkreis I' ein r, 1 \
rasch vorübergehender V / T ^ ^.^
Strom, der sog. Induktions- ^ig. lo.
Strom, welcher sich durch
eine Bewegung der Galvanometemadel ankündigt. Der Strom,
welcher sich beim Schließen des Stromkreises in I entwickelt,
ist von entgegengesetzter Richtung, wie sie der beim öffnen jenes
Stromkreises entstehende Strom aufweist; infolgedessen sind
auch die beiden aufeinanderfolgenden Wirkungen auf das Galvano
meter von entgegengesetzter Richtung.
Wird die Entfernung von den beiden Stromkreisen I
und F vergrößert, so nimmt die Stärke der Induktionsströme
in 7' ab, doch können dieselben auch bei ziemlich großen Ent-
fernungen durch Anwendung empfindlicher Galvanometer oder
eines anderen empfindlicheren Empfangsapparates oder durch Er-
höhung der Stromstärke in dem induzierenden Stromkreis oder
andere künstliche Mittel wahrnehmbar gemacht werden.
Um den Vorgang dieser Femübertragung zu erklären, em-
pfiehlt es sich, daran zu erinnern, daß sich rings um einen
Draht, welcher von einem Strom durchflössen ist, ein Magnet-
feld bildet, dessen Kraftlinien Kreise darstellen in senkrecht
zum Draht stehenden Ebenen, deren Mittelpunkt der Draht
selbst bildet. Das Dasein dieses Magnetfeldes wird durch die
22
3. Kapitel.
ErBcheinung bewieBen, daß sich eine in der Nähe des strom-
dorchflossenen Drahtes befindliche Magnetnadel N8 (Fig. 11)
senkrecht auf die. Bichtung des Stromes einstellt. Aach ver-
mittels des Versuches mit den magnetischen Figuren ähnlich
der Fig. 2 läßt sich der Nachweis des Daseins eines Magnet-
feldes erbringen. Der Draht AB durchdringt senkrecht ein
Papierblatt, auf welchem Eisenfeilspäne ausgestreut sind. So-
bald der Draht AB vom Strom durchflössen wird, ordnen sich
die Eisenfeilspäne in konzentrischen Ejreisen um den Draht
wie die Figur angibt.
Umgekehrt erzeugt das Entstehen und Verschwinden eines
Magnetfeldes einen Strom in einem Draht, welcher senkrecht
auf den Kraftlinien
des Feldes steht.
Wenn demnach pa^
rallel zu dem Draht
AB ein weiterer .
Draht A' B' ange-
ordnet ist, so wird
letzterer jedesmal
von einem Induk-
tionsstrom durch-
flössen, sobald das
magnetische Feld»
welches von dem
Strom in AB er-
zeugt wird, den
Draht A'B' erreicht. Wird dagegen der Strom unterbrochen, so
verschwindet das magnetische Feld und im Drahte A'B' ent-
steht ein zweiter Strom von entgegengesetzter Bichtung, der sog.
Öffnungsstrom.
Ein magnetisches Feld kann jedoch auch auf andere Weise
erzeugt werden, wie z. B. dadurch, daß man dem Drahte A'B^
einen Magnet nähert, derart, daß dessen Ejraftlinien den Draht
senkrecht schneiden. Auch in diesem Falle erzeugt das
magnetische Feld, welches in der Nähe des Drahtes sich ent-
wickelt, in letzterem einen Induktionsstrom und einen diesem
entgegengesetzten Strom, wenn der Magnet wieder entfernt wird;
Diese Erscheinung hat, wie bekannt, eine außerordentlich
praktische Bedeutung, insofeme sie das Mittel an die Hand
gibt, in den dynamoelektrischen Maschinen Ströme ohne die
Beihilfe von Batterien durch einfache Bewegung eines ipag-
¥ig. 11.
Drahtlose Telegraphie vermittelst Induktion. 2B
netischen Feldes gegenüber einem geschlossenen Stromkreise zu
erzeugen. Es ist wichtig, an dieser Stelle darauf aufmerksam
zu machen, daß, wenn der Draht AB von unterbrochenen oder
wechselnden elektrischen Ladungen durchflössen wird, jeder
dieser Entladungen die Hervorbringung und Vernichtung des
magnetischen Feldes und daher die Hervorbringung ebensovieler
Wechselströme in dem Leiter A*B' entspricht, da ja jede Ent-
ladung in einem Übergang von Elektrizität, d. h. in einem
elektrischen Strome besteht
Gehen wir nun zum Fall der Fig. 10 zurück. Wünscht
man in i' eine rasche Folge von Liduktionsströmen, so kann
man in dem Stromkreis / an Stelle des Tasters einen auto-
matischen, beispielsweise durch einen Motor bewegten, Unter-
brecher einschalten. In. [diesem Falle wird man das Galvano-
meter durch ein Telephon ersetzen, welches jeden Induktions-
strom durch ein Geräusch anzeigt, welches zu einem andauern-
den Ton werden kann, wenn die Unterbrechungen mit
genügender Schnelligkeit aufeinander folgen. Wenn außer dem
Unterbrecher in dem Stromkreis noch der Taster T eingefügt
ist., so kann man durch längeres oder kürzeres Schließen des
Stromkreises im Telephon Töne verschiedener Länge, welche
den Strichen und Punkten des Morse-Alphabetes entsprechen,
hervorbringen und so Telegramme zwischen dem induzierenden
und induzierten Stromkreis austauschen. Diese Anordnung findet,
wie wir sehen werden, ihre Anwendung, wenn man beispiels-
weise eine telegraphische Verbindung zwischen einer festen,
stromdurchflossenen Leitung und einer beweglichen Empfangs-
station, welche den induzierten Stromkreis enthält, herstellen
will, wie dies in den telegraphischen Verbindungen mit Eisen-
bahnzügen auf der Fahrt oder mit Leuchtschiffen stattfindet,
welche je nach der Richtung des Windes ihre Stellung wechseln,
so daß es nicht möglich ist, dieselben vermittelst Kabel mit der
Küste zu verbinden.
Obgleich in diesen Fällen ein Verbindungsdraht zwischen
beiden Stationen fehlt, so befinden sich doch der induzierende
Draht und der induzierte in verhältnismäßig geringer Entfernung
voneinander. Für größere Entfernungen sind noch weitere Be-
dingungen zu erfüllen.
Die zwei Stromkreise I und I' der Fig. 11 können ent-
weder in derselben Ebene liegen oder aber in parallelen Ebenen.
Theorie und Erfahrung zeigen, daß die Stärke des in-
duzierten Stroms im zweiten Fall größer ist als im ersten. Es
24
3. Kapitel.
wurden jedoch, wie wir sehen werden, auch Versuche zur Tele-
graphie durch Induktion mit beiden Stromkreisen in gleicher
Ebene angestellt. Wenn es sich um Übertragungen auf große
Entfernungen handelt und dabei die Anordnung der Stromkreise
in parallelen Ebenen angewendet wird, so müssen diese Ebenen
offenbar vertikal sein, wobei sich zwei Methoden darbieten:
Entweder man benützt zwei in sich geschlossene Stromkreise
oder man verwendet die Erde oder das Wasser als Rückleitung,
wie]|Fig. 12 zeigt. Dabei ist ein einziger über der Erde gespannter
Draht an beiden Enden mit zwei eingegrabenen versenkten
Platten mit der Erde oder dem Wasser in Verbindung.
Die beiden Fälle erscheinen auf den ersten Blick sehr ver-
schieden, kommen in Wirklichkeit aber auf dasselbe hinaus. In
der Tat bilden sich im Falle der Fig. 12 zwischen den beiden
versenkten Platten die Stromfäden, von welchen wir oben ge-
/ « • • • \ ^.
Flg. 12.
sprochen haben, in großer Anzahl. Die Gesamtheit dieser Ströme
kommt jedoch einem einzigen Strome, welcher einen einzigen
Leiter B durchfließt, gleich, welch letzterer in Verbindung mit
der Luftleitung L einen geschlossenen Stromkreis wie im ersten
Falle darstellt.
Die Tiefe, auf welche die Stromfäden eindringen und bis
zu welcher man den Leiter B sich versenkt vorzustellen hat,
nimmt mit der Entfernung zwischen den beiden Erdplatten zu.
In den von Preece und Frodsham angestellten Versuchen,
bei welchen die Luftleitung eine Länge von 100 m aufwies, fand
sich, daß der Draht R in eine Tiefe von ungefähr 100 m an-
genommen werden mußte. Bei den Versuchen von Conway mit
einem Primärdraht von 410 m Länge berechnete man diese Tiefe
auf 116 m, während bei den Versuchen zu Ness-See und Kil-
brannau-Sund, bei welchen die Entfernung der Platten zwischen
3,5 und 6,5 km betrug, die Tiefe, bis zu welcher die Stromfäden
wahrnehmbar waren, bis zu 300 m sich erstreckte.
Drahtlose Telegraphie vennittelst Induktion. 25
Hieraus ergibt sich, daß mit der Verlängerung der Linie
und deren Erhebung über der Erde die von dem Stromkreis
umfafite Fläche beträchtlich zunimmt, nicht nur infolge des Teils
der Fläche, welcher über der Erde liegt, sondern auch weil die
resultierende Leitung R immer tiefer in die leitende Erdober-
fläche eindringt.
Die Versuche von Preece haben gezeigt, daß mit der Zu-
nahme dieser Fläche auch die Induktionswirkung zwischen dem
induzierenden und induzierten Stromkreis wächst.
Bei diesen Versuchen wurden Drahtspulen verwendet, von
welchen die eine den induzierenden Stromkreis, die andere den
induzierten bildete, während vermittelst eines Telephons die in-
duzierten Ströme beobachtet wurden. Es ergab sich, daß die
induzierende Wirkung der einen Rolle auf die andere vielmehr
mit dem Wachsen des Durchmessers der Spiralen als mit der
Anzahl der letzteren zunahm. Nun kann, wie wir gesehen haben,
ein einfacher oberirdisch gespannter Leitungsdraht, dessen beide
Enden mit der Erde in Verbindung stehen, als eine Drahtspule
mit einer einzigen Windung angesehen werden, eine Spule,
deren Durchmesser sehr viel größer ist als der Durchmesser
einer Spirale wäre, welche aus dem metallisch in sich ge-
schlossenen Draht hergestellt werden könnte. Das ist ohne weiteres
klar, wenn man bedenkt, daß im ersten Falle der Luftleitungs-
draht in Verbindung mit der durch den Erdboden gebildeten,
tief unter der Erdoberfläche liegenden resultierenden Leitung
eine weitaus größere Fläche umschließt, als dies vermittelst eines
in sich geschlossenen Drahtes möglich wäre.
Ergibt sich hieraus, daß je größer die vom induzierenden
Stromkreis umschlossene Fläche ist, um so größer die Induktions-
fläche ausfällt, so ist klar, daß zur Übertragung auf große Ent-
fernungen lange, hochgeführte Primär- und Sekundär-I^itungen
erforderlich sind, deren Enden mit Platten verbunden sind,
welche im Erdboden oder besser noch im Wasser versenkt sind.
Wenn die beiden Stromkreise der Fig. 10 statt aus einem Leiter
mit einer einzigen Windung aus einer Spirale und mehreren
Windungen bestünden, so liegt es nahe, anzunehmen, da jede
Spirale des Stromkreises I auf jede Windung des Stromkreises I *
induzierend einwirkt, daß der induzierte Strom größer aus-
fällt, woraus man schließen könnte, daß bei den Übertragungen
auf große Entfernung Spulen mit zahlreichen Windungen vorzu-
ziehen seien.
26 3. Kapitel.
Allzu zahlreich sind jedoch die Einzelheiten, welche das
Schlußergebnis bestimmen , als daß man auf dem Wege der
Überlegung über die Yorzüglichkeit der einen oder anderen An-
ordnung entscheiden könnte. Dies wird um so klarer, wenn
man sich auch den Fall der Spulen mit geerdeten Enden vor-
stellt, bei welchen die resultierende Erdleitung eine weniger
bestimmte Form annimmt. Unmittelbar einleuchtend ist jedoch,
daß mit der Zunahme der Windungen die Länge des Leiters
und damit dessen Widerstand zunimmt und daß mit dem Wider-
stand die Stärke des induzierenden Stromes abnehmen muß,
woraus folgt, daß zur Erhaltung der letzteren eine verhältnis-
mäßige Vermehrung der im primären Stromkreis aufzuwendenden
Arbeit erforderlich ist. Zudem ist zu bedenken, daß mit der Zu-
nahme der Windungszahl die Selbstinduktion des primären
Stromkreises zunimmt, wodurch ebenfalls die Stromstärke im in-
duzierenden Stromkreis bald erhöht, bald aber auch vermindert
wird. Aus diesen Gründen empfiehlt es sich, die Entscheidung
bei dem praktischen Experiment zu suchen.
Preece verfuhr dabei auf folgende Weise : Zwei Drähte von
bestimmter Länge wurden in zwei Spulen gewickelt. Dann
wurde die Stärke ihrer gegenseitigen Induktionswirkungen bei
einer gegebenen Entfernung bestimmt. Hierauf wurden die
Windungen aufgelöst und die Drähte geradlinig ausgespannt,
während die Erde als Rückleitung diente. Unter Verwendung
derselben elektrischen Energie wie im ersten Falle fand sich,
daß die Induktionswirkungen im zweiten Falle bedeutend größer
waren als bei der ersten Anordnung.
Diese Versuche bestätigen, daß bei Übertragungen auf
große Entfernungen sich die Anwendung eines einzigen Luft-
leitungsdrahtes von großer Länge in möglichst großem Abstand
von der Erdoberfläche und parallel zu letzterer empfiehlt und
daß dieser Draht an beiden Enden mit der Erde oder dem
Wasser vermittelst versenkter Endplatten zu verbinden ist.
Elektrostatische Systeme.
Die Systeme von Smith und Edison. Die ersten
Anwendungen der Telegraphie vermittelst elektrostatischer In-
duktion beabsichtigten die Verbindung zwischen den Eisenbahn-
stationen und auf der Fahrt befindlichen Eisenbahnzügen her-
zustellen. Smith schlug 1881 vor, zu diesem Zweck eine Tele-
graphenlinie parallel zur Eisenbahnlinie und möglichst nahe am
Dache der Eisenbahnwagen anzulegen. Das Dach der Wagen
Drahtlose Telegraphie vermittelst Induktion. 27
war mit einer metallisch vollkommen isolierten Schicht bedeckt»
von welcher ein Draht zu einem Telephon im Innern de^
Wagens führte, dessen anderes Ende vermittelst der Bäder mit
dem Boden in Verbindung stand.
Das Telephon im Wagen gab die Gespräche wieder, welche
längs der Leitung geführt wurden.
Etwas verwickelter ist der Apparat, welchen Edison im
Jahre 1885 sich patentieren ließ und der gleichem Zwecke
dienen sollte. Das Prinzip desselben ist identisch mit dem des
Apparats von Smith, doch glauben wir die Beschreibung über-
gehen zu sollen, um nicht das Feld der Telegraphie ohne Draht
zu verlassen. In der Tat wird eine solche Bezeichnung für diese
Systeme nicht zutreffen, bei welchen wohl ein Abstand zwischejn
Linie und Empfänger vorhanden ist, bei welchen es jedoch
unerläßlich, daß ein
Draht die ganze Cj jlC'
Linie durchläuft, ^ 1 • ^
längs welcher die 1 r Ua;J^ HrTJ}
T
Verbindungen statt- -=- ^ 1^1 J—a'
finden sollen "^ ^
Edison er-
probte sein System
im Jahre 1889 auf Fig. 13.
einer Eisenbahn-
linie von 86 km der Lebigh Valley Railroad. Die Telegramme
wurden vermittelst akustischen Morsezeichen, welche von einem
Telephon aufgenommen wurden, übertragen. Die Übertragungen
gelangen längs der ganzen Linie tadellos.
System Dolbear. Das von Dolbear angegebene, in
Fig. 13 schematisch dargestellte System gestattet Übertragungen
auf viel größere Entfernungen.
Auf der Sendestation befindet sich eine Batterie -B, von
einer elektromotorischen Kraft von wenigstens 100 Volt, deren
einer Pol bei E über eine Spirale der Rolle I mit der Erde ver-
bunden ist, während der andere Pol über den Mikrophon-
kontakt M mit der Platte C und der anderen Windung der
Bolle I in Verbindung steht. An der Empfangsstation befindet
sich eine schwächere Batterie B', deren Pole einerseits in JS?'
mit der Erde, anderseits vermittelst des Telephons T mit der
Platte C* verbunden sind.
Die beiden Platten CC bilden die Belegungen eines Kon-
densators von geringer Kapazität, infolge des großen Abstands
28
3. Kapitel.
6'
B
I
zwischen ihnen. Insofeme jedoch diese Platten in der Nähe
des Erdbodens sich befinden, kann eine jede als die eine Be-
legung eines Kondensators, dessen andere durch den Erdboden
gebildet wird, angesehen werden. Die Kapazität dieses Kon-
densators ist infolge der Nähe der Belegungen viel größer als
die des Kondensators, welcher durch die zwei Platten CC ge-
bildet wird.
Wenn man nun gegen das Mikrophon M spricht, so ver-
ändern die Widerstandsänderungen des Mikrophontakts die
Ladung der Belegung C, was einerseits auf die Ladung des
Erdbodens bei E, anderseits auf die Ladung der Platte C ein-
wirkt. Die letztere verursacht demnach Ströme durch das Tele-
phon T, welches die auf das Mikrophon M treffenden Schall-
schwingungen und
damit die vor M ge-
sprochenen Worte
wiederholt.
Andere Sy-
steme Edison.
Lif olge der größeren
Entfernung zwi-
schen C und C* ge-
genüber der Entfer-
nung zwischen C
und dem Erdboden
ist die Energie,
welche zwischen C und E verloren geht, viel größer als jene,
welche von C auf C* tibergeht.
Um den Verlust zwischen C und der Erde zu verringern,
ist es erforderlich, die Kapazität des Kondensators, dessen eine
Belegung durch C, dessen andere durch die Erde gebildet wird,
herabzusetzen, was dadurch erreicht werden kann, daß man C
erhöht Über der Erdoberfläche anbringt.
Einer der Ersten, welcher diesen Zusammenhang erkannte,
war Edison, welcher in einem seiner Patente, betreffend die ober-
irdische drahtlose Telegraphie, die Notwendigkeit betonte, die
Kondensatorbelegung so hoch anzubringen, daß die absorbierende
Wirkung von Häusern, Bäumen, Bergen, möglichst verringert
Würde.
Um derartige Kondensatorbelegungen zu beschaffen, schlug
er außer langen Pfählen oder Antennen auch Drachen oder Luft-
ballone vor.
J
t
Fig. 14.
Drahtlose Telegraphie vermittelst Induktion.
29
Fig. 14 zeigt die von Edison angegebene Anordnung. Die
beiden Kondensatorbelegungen CC sind in erheblicher Höhe
über der Erdoberfläche angebracht und vermittelst eines Metall-
drahts mit dem Empfangsapparat R^ dem sog. Elektromotograph»
und mit der sekundären Wicklung einer Induktionsrolle I ver-
bunden. Der Elektromotograph besteht aus einem rotierenden
Zylinder, auf welchem eine metallische Feder aufruht, welche
infolge der Reibung mit dem Zylinder einen Ton von bestinmiter
Höhe erzeugt. Sobald die Feder von einem Strom durchflössen
wird, verändert sich die Beibung und damit die Höhe des er-
zeugten Tones. Diese Änderungen des Tones bilden die Zeichen
zur telegraphischen Übertragung.
An Stelle des Zylinders B kann
selbstverständlich jeder andere Em-
p&ngsapparat verwendet werden,
welcher auf Wechselströme an-
spricht.
Die primäre Wicklung der In-
duktionsspule Jist mit einem Taster T
und einer Batterie B zu einem Strom-
kreis vereinigt.
Sobald der Taster gedrückt
wird, durchfließt der Strom der
Batterie den Botationsunterbrecher
U, wodurch in der primären Wick-
lung der Bolle I eine Beihe von
Stromstößen entsteht, welche in der
sekundären Wicklung entsprechende
Wechselströme hervorrufen. Letz-
tere erreichen die Oberfläche des
Kondensators C und laden dieselbe abwechselnd mit positiver
und negativer Elektrizität.
Diese elektrostatischen Impulse übertragen sich durch In-
duktion auf die Platte C der Empfangsstation und erzeugen in
dem zu dem Empfänger R' gehenden Draht Ströme, welche in
oben angegebener Weise die Signale vermitteln.
Eine andere einfachere Anordnung, ebenfalls von Edison
1891 angegeben, ist in Fig. 15 dargestellt. In der Sendestation
wird vermittelst eines Tasters der primäre Stromkreis einer
Induktionsrolle geöffnet und geschlossen, während der sekundäre
Stromkreis einerseits mit einer auf einer Antenne angebrachten
Metallbelegung, anderseits mit dem Erdboden in Verbindung
im
/7tr
30
3. Kapitel.
steht Auf der Empfangsstation steht eine zweite auf einer
Antenne angebrachte Platte über ein Telephon mit der Erde in
Verbindung. Nach der Angabe des Erfinders bildet seine An-
ordnung einen Kondensator, in welchen die Drähte und Platten
die Belegungen, die Luft die isolierende Zwischenschicht bilden.
Auch in diesem Falle werden die telegraphischen Zeichen
dadurch hervorgebracht, daß die Ladung der Platte in der
Empfangsstation sich durch Induktion ändert und die hierdurch
entstehenden Ströme die Platte des Telephons in Schwingungen
bringen.
System Kitsee. Ähnlich der Edisonschen Anordnung
ist die von Kitsee angegebene (Fig. 16) schematisch dargestellte
Einrichtung.
Als Empfänger wird eine Geislersche Röhre G verwendet,
welche durch ihr Aufleuchten die von der Sendestation ab-
f * V G
-ri
r'
G YS
3'
Pig. 16.
gegebenen Zeichen wiedergibt. Die primäre Windung der In-
duktionsrolle I ist mit einer Batterie, einem Taster und einem
Unterbrecher zu einem Stromkreis vereinigt.
Die zweite Wicklung steht einerseits mit der Kondensator-
belegung C, anderseits je nach der Stellung des Hebelumschal-
ters U mit der Geislerschen Röhre Q oder unmittelbar mit der
Erde in Verbindung. Die eine Stelle des Hebelumschalters U
gibt die Schaltung zum Empfang, die andere die Schaltung zur
Abgabe der Zeichen.
Durch die Bewegung des Tasters kann demnach die Geisler-
sche Röhre der Empfangsstation für mehr oder minder lange
Zeiten zum Aufleuchten gebracht werden, wodurch dem Morse-
alphabet ähnliche Zeichen hervorgebracht werden. Zur Erhöhung
der Übertragungsentfemung können zwischen den Platten C
und (/weitere isolierte Platten C C eingefügt werden. Der Kunst-
Drahtlose Telegraphie yermittelst Induktion. 31
griff kann jedoch nicht über eine gewisse Grenze hinausgetrieben
werden, da der Übergang von einer Belegung zur andern immer
mit einem gewissen Energieverlust verbunden ist. Im ganzen
bleibt die mit den angegebenen Mitteln erreichbare Übertragungs-
entfemung iminer eine sehr begrenzte.
System Tesla. Auch Tesla versuchte, bevor man daran
dachte, die elektrischen Wellen zur drahtlosen Telegraphie an-
zuwenden, die elektrostatischen Wirkungen nutzbar zu machen.
Er bediente sich der Wirkungen eines Leiters mit großer Ober-
fläche, welcher mit einem Pol einer Wechselstrommaschine mit
ca. 20000 Stromwechsel in der Minute verbunden war, während
der andere Pol der Maschine an die Erde gelegt war. Er war
der Meinung, daß, wenn in der Empfangsstation ein zweiter mit
der Erde in Verbindung stehender Leiter von gleicher Schwin-
gungsdauer, wie sie der Leiter in der Sendestation aufwies, an-
gebracht würde, der erstere infolge der Resonanz in elektrische
Schwingungen geraten müßte, welche zur Übermittelung tele-
graphischer Zeichen zwischen den beiden Stationen dienen
könnte. Diese Anordnung kann als Übergang zwischen der
elektrostatischen Anordnung Edisons und den Einrichtungen
mit elektrischen Wellen, in welchen Wechselzahlen von der
Ordnung von 10 Millionen pro Sekunde zur Anwendung kommen,
betrachtet werden. Tesla nahm im Jahre 1898 ein Patent, nach
welchem das erwähnte Prinzip zur Lenkung eines Schrauben-
schiffes auf Entfemung verwendet werden sollte.
Elektrodynamische Systeme.
System Trowbridge. Die erste bemerkenswerte An-
wendung der Erscheinungen der elektrodynamischen Induktion
auf die Übertragung von Zeichen in die Feme wurde im Jahre
1880 von Prof. Trowbridge in Cambridge in den Vereinigten
Staaten von Amerika gemacht. Die beiden Drähte, zwischen
welchen die Zeichen ausgetauscht wurden, waren in einer Ent-
femung von 1600 m voneinander angebracht. Der induzierende
Draht bestand aus einer Telegraphenleitung, welche das Obser-
vatorium von Cambridge mit der Stadt verband. Die zu über-
tragenden Zeichen waren die Schläge einer Uhr, welche in
gleichen Zeitabständen den induzierenden Strom unterbrach.
Im induzierten Stromkreis, welcher von einem 150 bis 180 m
langen Draht gebildet wurde, besorgte ein Begistrierapparat die
durch die induzierten Ströme übermittelten Zeichen.
32 3. Kapitel.
System Phelps und Woods -Ad 1er. Im Jahre 1884
gedachte Phelps in ähnlicher Weise telegraphische Yerhindungen
zwischen den Eisenhahnstationen und den Eisenhahnzügen auf
der Fahrt herzustellen.
Der induzierende Stromkreis hestand aus einem isolierten
Draht, welcher von Station zu Station angelegt war und eine
zwischen den Schienen untergebrachte Röhre durchlief, außer:
dem mit den Sendeapparaten der Stationen in Verbindung stand.
In einem Wagen des Zuges befand sich der induzierte Strom-
kreis, welcher aus einem ungefähr 2500 m langen, in 90 Win-
dungen um einen senkrechten rechteckigen Rahmen gewickelten
Kupferdraht bestand. Eine Seite dieses Rahmens ragte unter
dem Boden des Wagens hervor und näherte sich auf ca. 0,175 n^
dem darunter liegenden Draht des induzierenden Stromkreises,
Die Enden des induzierten Stromkreises waren mit einem
empfindlichen Relais verbunden, welches auf jeden Induktions-
strom den Stromkreis einer Ortsbatterie schloß, welche in ge-
wöhnlicher Weise einen Morseapparat betätigte. So oft in dem
induzierenden Stromkreis in einer der sendenden Stationen eine
Taste gedrückt wurde, wurde der Draht der Linie von einem
intermittierenden Strom durchflössen, worauf der in dem Strom-
kreis des Wagens induzierte Strom das Relais erregte und damit
das gewünschte Zeichen übertrug.
Die auf einer linie von 20 km angestellten Versuche er-
gaben zufriedenstellende Resultate.
Um von dem Zug nach den Stationen zu telegraphieren,
benutzte man den Ortsstrom des Zuges, und vermittelst eines
Tasters erzeugte man in dem Stromkreis des Wagens inter-
mittierende Gleichströme, welche durch Induktion im Draht der
Linie Wechselströme erzeugten, die in den Stationen vermittelst
des Telephons aufgenommen wurden.
In den Jahren 1887 und 1888 wurden zu gleichem Zwecke
von Woods-Adler ähnliche Apparate angegeben, welche zwar mit
Erfolg erprobt wurden, doch wie es scheint keine ausgedehntere
Anwendung fanden.
System Eversted-Lennet. Die Fig. 17 zeigt eine An-
ordnung von Eversted und Lennet, vermittelst welcher zwischen
der Küste und einem verankerten Leuchtschiff oder einem
anderen in bestimmter Entfernung sich nähernden Schiffe tele-
graphische Zeichen ausgetauscht werden können. Mit B ist ein
verankertes Leuchtschiff bezeichnet, welches je nach der Rich-
tung des Windes verschiedene Stellungen in einem Kreis, dessen
Drahtlose Telegraphie vermittelst InduktioD.
33
Mittelpunkt durch den Anker gebildet wird, einnehmen kann.
Damit nun das Schiff in jeder dieser Stellungen Nachrichten
von der Küste empfangen kann, wird auf dem Meeresgrund
kreisförmig ein Kabel ausgelegt, welches die erwähnte Fläche,
innerhalb welcher sich das Schiff bewegen kann, umschließt.
Das Kabel ist mit den Sendeapparaten an der Küste in Ver-
bindung. Das Schiff ist außen von einer Drahtwicklung von
wenigstens 50 Windungen aus isoliertem Draht umwickelt, welch
letzterer den sekundären Stromkreis bildet und ein Telephon ent-
hält. Vermittelst des Tasters und des Unterbrechers ü werden
in das Kabel intermittierende Ströme geschickt, welche durch In-
duktion auf die auf dem Schiffe befindlichen Rollen wirken und im
Fig. 17.
Telephon des Schiffes die gewünschten Zeichen hervorbringen.
Offenbar kann die Anordnung auch zum Verkehr mit einem
nichtverankerten Schiff, welches in den Wirkungsbereich des
kreisförmigen Kabels A gelangt und mit den erforderlichen
Empfangsapparaten ausgerüstet ist, dienen.
Versuche von Preece. Die bisher beschriebenen
Systeme gestatten eine Übertragung nur auf eine sehr geringe
Entfernung zwischen induziertem und induzierendem Stromkreis,
und gehören nur insofern zur Kategorie der drahtlosen Tele-
graphie, als keine metallische Verbindung zwischen den beiden
Stromkreisen vorhanden ist. Sie erfordern jedoch Leitungs-
drähte, welche von der sendenden Station sehr nahe an die
empfangende heranreichen müssen. Die Notwendigkeit, zwischen
den Küsten und Leuchttürmen und Leuchtschiffen telegraphisch
zu verkehren, hat jedoch zu Versuchen einer allgemeineren und
wirksameren Lösung der Aufgabe geführt. Preece, der frühere
Chefingenieur der englischen Telegraphen, hat zu diesem Zweck
drei verschiedene Anordnungen vorgeschlagen, welche mit reichen
Mitteln einer praktischen Prüfung unterzogen wurden.
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 3
34 3. Kapitel.
Das erste Verfahren bestand darin, längs der Küste eine
Leitung von mehreren Kilometern anzulegen und eine zweite
Leitung auf dem Schiffe anzubringen. Wenn der erste Strom-
kreis von intermittierenden Strömen durchflössen wurde, so er-
zeugten diese im zweiten induzierte Ströme, deren Stärke von
der Länge der beiden Stromkreise, deren Abstand und der Stärke
des primären Stromes abhingen.
Bei dem zweiten Verfahren wurde an der Seite des Schiffes
eine metallische Leitung parallel mit einer an der Küste befind-
lichen Leitung angebracht, deren Enden in das Meer tauchten,
so daß der Stromkreis, welcher die Empfangsapparate bewegte,
durch das Meerwasser geschlossen war.
Bei der dritten Methode wurde ein leichtes Unterseekabel
verwendet, welches einerseits mit der Landstation verbunden
war, anderseits in der Nähe des Schiffes mit einer Spule
endigte. An Bord des Schiffes befand sich eine zweite Spule,
auf welche die erste induzierend einwirkte und so die Signale
übermittelte.
Die erwähnten Methoden sind auch zum Verkehr zwischen
zwei entfernten Küsten anwendbar, und zwar um so leichter,
als die Schwierigkeiten der Übertragung sich in dem Maße ver-
mindern, als man der empfangenden Linie eine größere Aus-
dehnung geben kann, als dies auf Schift'en, kleinen Li sein und
Felsen möglich ist.
Die Versuche von Preece begannen im Jahre 1884 und
hatten zunächst nur den Zweck, die Gesetze der Übertragung
durch elektrodynamische Induktion durch den Raum zu ermitteln,
um das geeignete Verfahren auszuwählen und die Bedingungen
festzustellen, unter welchen die besten Ergebnisse erzielt würden.
Im Jahre 1886 wurde die erste der erwähnten Methoden zwischen
Gloucester und Bristol an den Ufern des Severn auf eine Ent-
fernung von ca. 6,5 km angewendet. Auf den beiden Ufern
wurden parallel zueinander auf Telegraphenstangen zwei Drähte
von ungefähr 22 km Länge gespannt und mit anderen Drähten,
welche in großer Entfernung von ersteren verliefen, verbunden,
so daß zwei geschlossene Stromkreise entstanden. In dem einen
dieser Stromkreise wurde ein regelmäßig unterbrochener Strom
von 0,5 Ampere unterhalten, welcher in einem eingeschalteten
Telephon einen andauernden Ton hervorbrachte. Ein in dem
zweiten Stromkreis eingeschaltetes Telephon gab diesen Ton
wieder. Im Jahre 1899 wurden die Versuche im größeren Maß-
Drahtlose Telegraphie vermittelst Induktion.
35
>-7
HFiat Holm
Stabe im Kanal von Bristol zwischen dem Vorgebirge Lavemock-
Point und zwei kleinen Inseln Fiat -Holm und Steep-Holm
(Fig. 18) aufgenommen. Die Übertragungen gelangen vollkommen
mit Fiat-Holm, weniger gut mit Steep-Holm.
Die Einrichtung bestand aus einer 1157 m langen Leitung
bei Lavernock-Point, welche von einem Wechselstrom mit
192 Stromwechseln in der Sekunde und einer größten Strom-
stärke von 15 Ampere durchflössen war, und aus einer Leitung
von je 546 m auf jeder der beiden Inseln. Die Leitungen waren
auf Telegraphenstangen angebracht und an beiden Enden ge-
erdet. Es wurde auch versucht, Zeichen mit einem Dampfer
auszutauschen, auf welchem sich das eine Ende eines 800 m
langen mit Gutta-
percha isolierten
Drahtes befand,
während das an-
dere Ende an eine
Boje angeschlossen
war.
Für die Ent-
fernungen unter
1600 m gelang die
Übertragung,
gleichgültig ob der
Draht in der Luft
ausgespannt oder
im Wasser versenkt
war. Bei größeren
Entfernungen
konnte eine Über-
tragung nur erreicht werden, wenn der Draht in der Luft aus-
gespannt war. Infolge der guten Ergebnisse dieser Versuche
wurde die Anlage zwischen Lavernock-Point und Fiat -Holm
zum Zwecke telegraphischen Verkehrs zwischen der Küste und
dem Leuchtturm auf der Insel endgültig belassen und seit
März 1898 besteht infolgedessen ein regelmäßiger Nachrichten-
dienst zwischen den beiden Stationen.
Man ersetzte jedoch dabei die Wechselstrommaschine durch
eine Batterie von 50 Leclanchö- Elementen und einen Unter-
brecher, welcher 400 Unterbrechungen erzeugt, eine Frequenz,
bei welcher das verwendete Empfangstelephon den höchsten
Grad der Empfindlichkeit aufwies.
3»
^^
Steep Holm
Orean De
Vig. 18.
36 4. Kapitel.
Die Zeichen werden mit aller wünschenswerten Vollkommen-
heit tibertragen, wobei die Übertragungsgeschwindigkeit bis zn
40 Worten in der Minute reicht.
Abgestimmtes System Lodge. Dieses System kann
als ein Zwischenglied zwischen den Anordnungen mit elektro-
dynamischer Induktion und jenen mit elektrischen Wellen auf-
gefaßt werden, insofeme als dabei wohl die Induktion zwischen
zwei Spulen benutzt wird, letztere jedoch mit Kapazitäten ver-
bunden werden, derart, daß elektrische Wellen erzielt werden,
welche von den gewöhnlicheren nur durch eine viel größere
Wellenlänge sich unterscheiden. Das Verständnis dieses Systems
erfordert jedoch die Kenntnis der Grundlagen, auf welchen die
Methoden mit elektrischen Wellen beruhen, weshalb die Be-
schreibung desselben zusammen mit der Beschreibung letzterer
erfolgen soll.
4. Kapitel.
Radiophonisches System.
Theoretische Grandlagen.
Die amerikanischen Physiker Graham Bell und Sumner-
Tainter machten im Jahre 1878 im Verlaufe von Versuchen über
die Wiedergabe des Schalles vermittelst des Lichtes die Beobach-
tung, daß ein intermittierendes Licht, welches auf eine zarte,
gegen das Ohr gehaltene Platte fällt, einen Ton von sich gibt,
dessen Schwingungszahl der Zahl der Unterbrechungen des
Lichtstrahls entspricht.
Der Apparat, mit welchem die Erscheinung hervorgebracht
werden kann, wurde von den Erfindern Photophon genannt.
Mercadier jedoch, welcher über denselben Gegenstand inter-
essante Untersuchungen anstellte, schlug den Namen Radiophon
vor, da nicht nur Lichtstrahlen, sondern auch Wärme- und akti-
nische Strahlen die gleiche Wirkung hervorbringen können. Der
Apparat ist in Fig. 19 dargestellt.
Ein Bündel Sonnenstrahlen wird von dem Spiegel E zurück-
geworfen, dann in den Brennpunkt der Linse L vereinigt, hierauf
vermittelst zweier weiterer Linsen M und N neuerdings auf die
geschwärzte Membrane A vereinigt. Letztere wird dem Ohr
direkt oder vermittelst eines Hörrohrs C nahe gebracht. An dem
Radiophonisches System. 37
Punkt, an welchem sich die von der Linse L ausgehenden
Strahlen treffen, befindet sich eine drehbare Scheibe, in deren
Band in regelmäßigen Abständen Durchbohrungen angebracht sind.
Wird nun die Scheibe D in Umdrehung versetzt, so wird
durch die am Bande befindlichen Öffnungen der Durchgang des
lichtes abwechselnd ermöglicht und unterbrochen, wodurch die
Membrane A in Schwingungen gerät und einen um so höheren
Ton von sich gibt, je schneller die Scheibe D gedreht wird.
Dieser Ton entsteht infolge der aufeinanderfolgenden Aus-
dehnungen und Zusammenziehungen der Luftschicht, welche
der Membrane an-
liegt, welche Aus-
dehnungen und Zu-
sanmienziehungen
von der Erwärmung
und Abkühlung her-
rühren , welche in- Fig. 19.
folge des Eintretens
und Verschwindens der Belichtung auftreten. Der Apparat wurde
daher auch Thermophon genannt.
Die Anordnung kann offenbar leicht zur Hervorbringung
vereinbarter Zeichen, wie sie beispielsweise den Punkten und
Strichen des Morsealphabets entsprechen, verwendet werden. Es
genügt z. B. , vor der Lichtquelle einen Schirm einzuschalten,
durch dessen Bewegung die Licht Wirkung längere oder kürzere
Zeit unterbrochen und wieder hergestellt wird.
Die vermittelst des eben beschriebenen thermophonischen
Empfängers erreichbare Entfernung der Übertragung ist verhältnis-
mäßig klein. Sie kann jedoch erheblich vergrößert werden, wenn
man sich als Empfänger eines Selenwiderstandes bedient, welcher
mit einer Batterie und einem Telephon zu einem Stromkreis
vereinigt ist.
Ein Empfänger der Art beruht auf der Eigenschaft des
metallischen Selens, den Widerstand gegen den elektrischen
Strom unter Belichtung zu verringern. Wenn man daher einen
solchen Selenwiderstand wechselnder Belichtung aussetzt, so
erzeugen diese Wechsel entsprechende Änderungen des Wider-
standes im Selen und daher des Stromkreises, in welchem dieser
Widerstand eingeschaltet ist. Diese Widerstandsänderungen er-
zeugen demnach entsprechende Änderungen in der Stärke des
Stromes, welcher das Telephon durchfließt, welch letzteres dann
Töne von sich gibt, deren Schwingungszahl den Widerstands-
88 i. Kapitel.
änderungen und im weiteren den Änderungen der Belichtung
entapricht-
Die Pig. 20 zeigt eine Anordnung eines Selen widerstände 8,
yiie sie Mercadier angegeben hat, um einerseits eine möglichst
große Selenoberfläche deni Liebte darzubieten und gleicbzeitdg
die Dicke der Selenscbicht zwiecben den Elektroden berunter-
Eiieetzen.
Die Elektroden werden von zwei langen Eupferbändem ab,
welche voneinander durcb eine gleicbmÄßig breite Papierlage
isoiiert sind und welcbe spiralförmig aufgewunden durch einen
kleinen Spannrahmen dd' zunammengehalten werden, gebildet.
Die beiden Metallbänder sind mit je einer Klemme e und e' verbun-
den. Nachdem eine Seite des Bündels wohl geebnet ist, wird das
Ganze erhitzt, bis ein über die Oberfläche geführter glasiger
Selenatab schmilzt und so die Papierzwischenlage tränkt. Hierauf
wird der Apparat in einen
Ofen gebracht, um das Selen
I in metalliachen Zusbind über-
auf Ohren. Vermittelst der beiden
Klemmen e und e' wird der
Selen widerstand in den Strom-
1 kreis der Batterie und des Tele-
phons eingeschaltet. Um den
PIg. 20. thermophonischen oder Selen-
empfänger zu betätigen, ist es
nicht nötig, daß das Lichtbündel völlig unterbrochen, werde wie
es die Scheibe der Fig. 19 bewirkt. Es genügt, daß dieses Licht-
bündel Änderungen der Belichtungsstärke hervorbringe, um die
entsprechenden Töne im Telephon zu erzeugen. Um diese Ände-
rungen in der Belichtungsstärke zu erzielen , kann man so-
wohl auf den Spiegel B als auch direkt auf die Lichtqawelle ein.
wirken.
Im ersteren Falle genügt es, den Spiegel in kleine Schwin-
gungen za versetzen, so daß das Lichtbündel kleine Bichtunge-
änderungen erfährt und so sich die Menge des auf den Empfänger
fallenden Lichtes ändert. Das einfachste Mittel, dem Spiegel
derartige Schwingungen mitzuteilen, besteht darin, daß man ihn
aus dünnem Glas oder versilbertem Glimmer herstellt und einen
Ton vor dem Spiegel hervorbringt. Die Oberfläche des letzteren
gerät hierdurch in Schwingungen, und am Empfänger können
dieselben Schallach wingungen wahrgenommen werden , welche
an dem Spiegel hervorgebracht werden.
Radiophonisches System. 39
Die Wiedergabe ist eine so Yollkommenej daß, wenn man
gegen den Spiegel spricht, im Empfänger die Sprache wieder-
gegeben wird, so daß hierdurch ein System der Telephonie ohne
Draht verwirklicht ist.
In den Systemen, in welchen man unmittelbar auf die
Lichtquelle einwirken will, muß man sich offenbar einer künst-
Uchen Lichtquelle, wie Gas, Azetylen oder elektrisches Licht,
bedienen. Eine Leuchtgas- oder Azetylenflamme läßt sich in
ihrer Lichtstärke beeinflussen, indem man den Gasdruck ändert,
was leicht dadurch erzielt werden kann, daß die Gaszufuhr von
einer manometrischen Kapsel abhängig gemacht wird, in welcher
die Änderung des Gasdrucks durch die Schwingungen einer
elastischen Membrane hervorgebracht wird (siehe Fig. 22).
Auch in dieser Anordnung kann die Empfindlichkeit so weit
gesteigert werden, daß, wenn die Schwingungen der Membrane
durch die Sprache hervorgebracht werden, der Empfangsapparat
letztere wiedergibt, woraus sich ein zweites System der Tele-
phonie ohne Draht ergibt.
Für größere Entfernungen greift man zum elektrischen
Lichtbogen als Lichtquelle, bei dessen Anwendung die erforder-
lichen Schwankungen in der Lichtstärke durch Beeinflussung
der Stromstärke erzielt werden. Die hierbei angewendeten Schal-
tungen wurden erst in den letzten Jahren von Duddel ange-
geben, dessen Versuche späterhin zu der Bezeichnung des singen-
den Lichtbogens Anlaß gaben.
Der singende Lichtbogen beruht auf folgendem:
Wenn dem Gleichstrom, welcher einen elektrischen Licht-
bogen erzeugt, ein Wechselstrom auch nur von geringer Stärke
übergelagert wird, so entsendet der Lichtbogen einen Ton in
einer Höhe, welche der Schwingungszahl des Wechselstroms
entspricht, und zu gleicher Zeit schwankt in gleichen Perioden
die von dem Lichtbogen entsendete Lichtmenge. Wird der
Wechselstrom einem Mikrophonstromkreis entnommen, so gibt
der Lichtbogen die Worte wieder, welche vor dem Mikrophon
ausgesprochen werden. Wird der Lichtstrahl dann auf einen
Selenempfänger geleitet, so erzeugen die Lichtschwankungen die
am Mikrophon gesprochenen Worte im Telephon des Empfangs-
apparates wieder. Damit ist nun ein drittes System der draht-
losen Telephonie gegeben.
Der Wechselstrom kann sowohl vermittelst Induktion dem
Lichtbogenstrom überlagert als auch dadurch zur Wirksamkeit
gebracht werden, daß eine Abzweigung von dem Hauptstrom
40
4. Kapitel.
R
M
über ein Mikrophon hergestellt wird. Die zweite Art der Schal-
tung führt zn einfacheren und wirksameren Anordnungen. Eine
derselben, wie sie von Ruhmer angegeben wurde, ist in Fig. 21
dargestellt. B ist eine Spule, welche um einen Weicheisenkem
gewickelt ist und welche von dem ganzen Lampenstrom durch-
flössen wird. Von den beiden Enden der Spule ist eine Lei-
tung abgezweigt, in welcher das Mikrophon M eingeschaltet ist.
Wird nun der Widerstand .B entsprechend gewählt, so bedarf
es keiner besonderen Batterie für das Mikrophon.
Wenn man gegen das Mikrophon spricht, so ändert sich
infolge der durch die Schallwellen hervorgebrachten Widerstands-
schwankungen die Stromstärke im Lampenstromkreis und die
Lichtentsendung erfährt Schwankungen, welche den Schwin-
gungen der Mikrophonplatte ent-
sprechen.
Es ist zu vermuten, daß sich mit dem
Lichtbogen die gleichen Wirkungen,
jedoch in erhöhtem Maße, erzielen
lassen, wenn man die Spule mit dem
Mikrophon im Nebenschluß in den in-
duzierenden Stromkreis der Dynamo,
welche den Lichtstrom erzeugt, ein-
schaltet, da jede Änderung in diesem
Stromkreis das magnetische Feld verändert, wodurch in gleicher
Weise auch der Lichtstrom, wie er von dem in diesem Felde
sich bewegenden Anker erzeugt wird, verändert wird.
Von den zur Erklärung dieser Erscheinungen aufgestellten
Theorien gründet sich die von Simon auf das Joulesche Gesetz.
Nach diesem Gesetze ist die in einem Leiter vom Strom
entwickelte Wärme proportional dem Quadrat der Stromstärke,
weshalb kleine Schwankungen in der Stromstärke verhältnis-
mäßig große Schwankungen in der entwickelten Wärme hervor-
bringen. Lu singenden Lichtbogen erzeugen die durch die
Überlagerung des Mikrophon Stroms im Lichtbogenstrom erzeugten
Schwankungen infolge dieses Gesetzes entsprechende Schwan-
kungen in der Wärmeerzeugung des Lichtbogens und infolge-
dessen ähnliche Schwankungen in den glühenden Gasen, welche
den Lichtbogen bilden, und in der Temperatur der Kohlenspitzen.
Diese Volumenschwankungen erzeugen Bewegungen der Luft,
welche Schallwellen analoger Art, wie sie den Schwingungen
der Mikrophonplatte entsprechen, hervorbringen. Die Temperatur-
schwankungen der Kohlenspitzen sind von gleichlaufenden
Fig. 21.
Kadiophoniecbee System, 41
Sctawauknngen in der Lichten tsendung begleitet, wie sie durch
den Selenempfänger angezeigt werden. SchlieJllich sei noch
darauf autmerkeam gemacht, daß der epreehende Lichtbogen
aach in einen hörenden eich verwandebi kann. Man hat nur
das Mikrophon durch ein Telephon zu ersetzen, und letzteres
gibt die Worte winder, welche gegen den Lichtbogen geaprocben
werden. Ea liegt hier die umgekehrte Erscheinung wie im
Torigen Falle vor. Die Volamenscbwankungen der Gase im
Lichtbogen, wie sie durch die Schallwellen hervorgebracht wer-
den, erzeugen gleichlaufende Schwankungen im Widerstand des
Lichtbogens, wodurch im Stromkreis Schwankungen der Strom-
stärke auftreten, welche im Telephon die vor dem Lichtbogen
gesprochenen Worte wiedergeben.
VersDche und Anwendongen.
Radiophon Bell-Tain ter. Das Eadiophon Bell-Taint«r
entspricht der in Fig. 19 angegebenen Anordnung, enthält jedoch
einen Selenempfänger.
Unter Verwendung von Sonnenlicht erhielten die Erfinder
im Telephon wahrnehmbare Zeichen, auch wenn die Entfernung
zwischen dem Spiegel und
dem Selen empfänger mehr als
200 m betrug. Auch mit dem
Liebt einer Kerze wurden
deutliche Töne, doch nur auf
kleine Entfemnng, erzielt.
Die Forscher bildeten hierauf
ihren Apparat in ein wirk-
liches optisches Telephon um,
vermittelst dessen eine über-
tragnng der Sprache ermög-
licht wurde.
Eines der Mittel zu diesem Flg. 12.
Zwecke bestand darin, daß als
Lichtquelle eine Gasflamme diente, welche mit einer manometri-
schen Kapsel von König verbünden war (Fig. 22). Eine solche
Kapsel besteht aus einer kleinen Schachtel R, welche durch eine
Kautechukmembrane in zwei Teile geteilt ist. Durch eine dieser
Abteilungen strömt das I.«uchtgas oder noch besser Azetylen,
welches die Flamme speist. In die andere Abteilnng mündet
ein Sprachrohr, vermittelst dessen der Kautschnkmembrane die
Schallschwingungen zugeführt werden. Die Schwingungen dieser
42 4 Kapitel.
Membrane veränderD den Znflaß des Gases zur Flamme, welche
infolgedessen den Schallschwingungen entsprechende Ände-
rungen in der Lichtstärke erfährt. Der Selenwiderstand er-
fährt demnach entsprechende Widerstandsschwankungen, welche
in dem angeschlossenen Telephon die durch das Sprachrohr
gesprochenen Worte wiedergeben. Um größere Übertragungs-
entfemungen zu erreichen, benutzten die Erfinder vorzugsweise
ein anderes Verfahren, welches darin besteht, daß man das
Licht auf eine dünne versilberte Platte aus Glas oder Glimmer
fallen läßt, gegen welche gesprochen wird. Das auf die ver-
silberte Seite der Membrane fallende Licht wird, wie im Falle
der Fig. 19, zurückgeworfen und vermittelst Linsen der Empfangs-
station und dem Selenempfänger zugeführt. Bei den in Washington
ausgeführten Versuchen gelang die Übertragung der Sprache auf
eine Entfernung von 213 m. Doch ist kein Zweifel, daß mit
den heute zu Gebote stehenden Hilfsmitteln bedeutend größere
Entfernungen überwunden werden könnten.
Das RadiophonMercadier. Das Radiophon Mercadier
enthält einen thermophonischen Empfänger. Der Sender ent-
spricht dem soeben beschriebenen und besteht aus einer ver-
silberten Membrane, welche das Ende eines Sprachrohrs, in
dessen anderes Ende gesprochen wird, abschließt. Das Sonnen-
licht oder das Licht einer elektrischen Lampe wird von der
spiegelnden Fläche der Membrane zurückgeworfen und auf den
entfernten Empfänger gerichtet. Letzterer besteht aus einem
Glasröhrchen mit dünnen Wandungen, das an einem Ende ge-
schlossen ist und in dessen Innern eine berußte Glimmerplatte
sich befindet. An dem offenen Ende der Glasröhre ist ein
Gummischlauch angesetzt, dessen Ende an das Ohr gehalten
wird. Die Schwankungen in der Intensität des Lichtstrahls,
welcher auf das Röhrchen fällt, erzeugt an der Glimmerplatte
Schwingungen, welche jenen der sendenden versilberten Mem-
brane entsprechen, Schwingungen, welche dann als Sprache dem
Ohre des Hörers zugeführt werden.
Radiotelephon Simon und Reich. Die Fig. 23 stellt
die wesentlichen Teile dieser Anordnung dar, welche sich auf
die Eigenschaften des singenden Lichtbogens gründet.
In dieser Anordnung wirkt der Stromkreis des Mikrophons
MBSi durch Induktion auf den Stromkreis des Lichtbogens
FS^B^. Letzterer ist im Brennpunkt eines Parabolspiegels P^
angebracht, welcher das Licht einem zweiten Parabolspiegel Pf
an der Empfangsstation zuführt. Von diesem Spiegel werden
Radiophomsches System.
4B
die ankommenden Lichtstrahlen dem Selenempfänger Z sage-
führt. Mit letzterem ist das Telephon T und die Batterie J5, ver^
hunden.
Die tatsächlich angewendete Schaltung ist etwas verwickelter
als die in Fig. 23 dargestellte, insofern sie (Fig. 24 und 25) eine
Fig. 23.
Kapazität C, im Nebenschluß zum Lichtbogen, Regulierwider-
stände B. und Selbstinduktionsspulen I enthält. Die Fig. 24
gibt die Anordnung für die Sendestation, Fig. 25 die für die
Empfangsstation. Simon und Reich fanden in ihren Unter-
suchungen es vorteilhaft, kurze Lichtbogen und Ströme geringerer
Stärke anzuwenden, sei es weil dabei die Lichtschwankungen
größer ausfallen und daher den Selenempfänger wirksamer be-
T
B
N
6:
ng. 24.
J Fig. 26.
ein Aussen, sei es weil dabei die Lichtstrahlen wirksamer von
den Parabolspiegeln gesammelt werden.
Auf der elektrotechnischen Ausstellung in Neuyork im
Jahre 1899 wurde der erwähnte Apparat angewendet, indem
man den Selenempfänger durch einen radiophonischen Empfänger
ersetzte, welcher aus einem Glasballon, der mit Kohlenfäden
gefüllt und mit Gummihörschläuchen verbunden war, bestand.
44 4. Kapitel. Kadiophonisches System.
Der Abstand zwischen den beiden Stationen betrug 120 m,
und man schätzte die Schallstärke in der Empfangsstation auf
Vs der Schallstärke, welche in der Sendestation aufgewendet
wurde.
Radiophotophon Kuhmer. Die Schaltung ist ähnlich
der in Fig. 23 dargestellten. An Stelle des elektrischen Licht-
bogens ist eine Drummondlampe und an Stelle des Selen-
empfängers ein radiophonischer Empfänger verwendet, welcher
aus einem Glasröhrchen, in welchem sich Kohlenkömer be-
finden, besteht. Letztere sind mit einer Batterie und einem
Telephon zu einem Stromkreis verbunden.
Das Drummondlicht wird durch die Flamme eines Gas-
gemisches aus Sauerstoff und Wasserstoff, welche seinen Zylinder
aus Kalk oder Zirkonium bespült, erzeugt. Ruhmer verwendet hinter
diesem Zylinder die Membrane eines Telephons, welches mit dem
Mikrophon, gegen welches gesprochen wird, in einem Stromkreis
liegt. Die Schwingungen der Telephonmembrane bringen den Kalk-
zylinder in Schwingungen, wodurch gleichlaufende Änderungen
in der Lichtaussendung der Lampe hervorgebracht werden. Der
in seiner Lichtstärke schwankende Strahl trifft auf die Kohle
des Empfängers, ändert hierdurch entsprechend den Widerstand
des Stromkreises, dessen Telephon die von dem sendenden
Mikrophon erzeugten Schallschwingungen wiedergibt.
Radiophon Clausen und vonBronck. Clausen und
von Bronck haben kürzlich der Akademie der Wissenschaften
in Berlin einen Apparat vorgeführt, in welchem Azetylenlicht dazu
dient, auf mehrere Kilometer Entfernung einen Selenempfänger zu
betätigen. An der Sendestation werden die Schallschwingungen
eines Sprachrohrs von einem Mikrophon aufgenommen und
durch einen telephonischen Apparat zur Erzeugung von Licht-
schwankungen eines Azetylenbrenners verwendet. Die Licht-
strahlen werden vermittelst einer gewöhnlichen Linse dem
Empfänger zugeleitet. Der Empfangsapparat ist mit einem großen
parabolischen Reflektor aus Metall ausgerüstet, in dessen Brenn-
punkt eine kleine Selenzelle angebracht ist.
Systeme vermittelst ultravioletter und ultraroter Strahlungen. 45
5. Kapitel.
Systeme vermittelst ultravioletter und ultra-
roter Strahlungen.
Theoretische Grundlagen.
Man nimmt an, daß, wie der Schall auf Schwingungen der
Luft oder eines anderen elastischen Körpers beruht, das Licht
von Schwingungen des Äthers herrührt, und daß wie die Schall-
höhe sich mit der Zahl der Schwingungen in der Zeiteinheit
ändert, so das Licht mit der Anzahl der Ätherschwingungen die
Farbe ändert. Während jedoch die Zahl der Schwingungen in den
wahrnehmbaren Tönen zwischen 16 Schwingungen und 27 Tausend
in der Sekunde schwankt, zeigt das Ijicht Ätherschwingungen von
40 Bilhonen — rote Strahlen bis 800 Billionen in der Sekunde —
violette Strahlen. Außerhalb dieser Grenzen gibt es selbstver-
ständlich sowohl in der Luft als im Äther Schwingungen von
anderen Schwingungszahlen, aber das Ohr ist taub gegen die
ersteren, wie das Auge blind ist für die letzteren. Ätherschwin-
gungen mit weniger als 400 Billionen Schwingungen in der
Sekunde heißen ultrarote Strahlen, Schwingungen mit mehr als
800 Billionen heißen ultraviolette Strahlen. Beide Strahlenarten
sind imstande, Wirkungen hervorzubringen, welche auf künst-
lichem Wege wahrnehmbar gemacht werden können. So er-
wärmen die ultraroten die Körper, auf welche sie fallen, und
können durch besonders empfindliche Thermometer, Bolometer,
Thermosäulen etc. nachgewiesen werden, während die ultra-
violetten Strahlen photochemische Wirkungen hervorbringen und
auf photographischen Platten ihre Spuren hinterlassen.
Wie man sieht, bewahren die unsichtbaren Strahlungen
einige Eigenschaften der sichtbaren, zeigen jedoch auch be-
sondere, und eine der letzteren ist es, welche zu einer Anwen-
dung der ultravioletten Strahlungen für ein System der draht-
losen Telegraphie führte.
Diese von Hertz im Jahre 1887 entdeckte und von Zickler
1898 zu dem erwähnten Zwecke verwendete Eigenschaft besteht
im wesentlichen in der Fähigkeit, welche die ultravioletten
Strahlen besitzen, den Funkenübergang zwischen zwei entgegen-
gesetzt elektrisierten Körpern zu erleichtern. Nähert man z. B.
die beiden Entladungsspitzen eines Ruhmkorff, bis ein regel-
46 5. Kapitel.
mäßiger Funkenstarom übergeht, und entfernt sie hierauf allmäh-
lich, 80 wird endlich eine Stelle erreicht, in welcher der Funken-
übergang aufhört, da die Potentialdifferenz zwischen den Spitzen
nicht mehr hinreicht, den Luftwiderstand zu überwinden. Der
Funkenstrom setzt jedoch sofort wieder ein, wenn man ultraviolette
Strahlen auf die Spitzen fallen läßt, und er hört ebenso wieder
auf, wenn diese Strahlen unterbrochen werden, mit anderen
Worten, das Entladungspotential sinkt unter der Wirkung der
ultravioletten Strahlen.
Die ultravioletten Strahlen können ebenso wie Lichtstrahlen
in die Feme geleitet werden, und es ist leicht einzusehen, daß
durch abwechselndes Unterbrechen des Bündels der ultravioletten
Strahlen, welches in der Feme auf die Entladungsspitzen eines
Ruhmkorff trifft, beliebig lange und kurze Entladungen hervor-
gebracht werden können und daß damit eine Zeichenübertragung
nach Art der Morsebuchstaben herzustellen ist.
Zum besseren Verständnis der Einzelheiten des von Zickler
angewendeten Apparats muß auf die Herstellung und Unter-
brechung der ultravioletten Strahlen und auf einige Kunstgriffe,
welche sich bei der Erforschung der Hertzschen Wellen zur Er-
höhung der Wirksamkeit der ultravioletten Strahlen auf den
Funkentibergang ergeben haben, zurückgegriffen werden.
Um ultraviolette Strahlen zu erhalten, bedarf es leuchtender
Körper von sehr hoher Temperatur,* welche jedoch nicht nur
ultraviolette Strahlen, sondern in Verbindung mit diesen auch
leuchtende und ultrarote Strahlen entsenden. Das Sonnenlicht
enthält zwar ultraviolette Strahlen, doch sind dieselben für
unseren Zweck nicht wirksam genug, wahrscheinlich weil deren
Schwingungszahlen immer noch zu niedrig sind. Es ist nicht
unwahrscheinlich, daß die Sonne ultraviolette Schwingungen von
höherer Schwingungszahl entsendet, daß dieselben jedoch in den
unteren Schichten der Atmosphäre absorbiert werden.
Reicher an wirksamen ultravioletten Strahlen ist die Mag-
nesiumlampe. Die wirksamsten aber werden vom elektrischen
Funken abgegeben, insbesondere wenn der Funke zwischen
Elektroden aus Kadmium, Zink oder Aluminium übergeht, und
von elektrischen Bogenlampen, besonders wenn, wie Righi be-
obachtete, die positive Kohle durch einen Zinkstab ersetzt wird.
Gewöhnlich bedient man sich des elektrischen Lichtbogens
«Is bequemer und gleichmäßiger Quelle für die ultravioletten
Strahlen.
Systeme vermittelst ultravioletter und ultraroter Strahlungen. 47
Die ultravioletten Strahlen haben, wie die Lichtstrahlen,
die Fähigkeit, verschiedene Körper leichter oder schvsrerer zu
durchdringen, und wie es durchscheinende und für das Licht
undurchlässige Körper gibt, so gibt es auch Körper, welche die
ultravioletten Strahlen beinahe unverändert durchlassen, und
solche, welche sie aufhalten oder mehr oder minder vollkommen
absorbieren. Wenn auch die ultravioletten Strahlen sich von
den Lichtstrahlen nur durch eine geringere Wellenlänge unter-
scheiden, so sind doch nicht alle Körper, welche die ersteren
durchlassen, auch durchlässig für die letzteren und umgekehrt.
So hält z. B. eine dünne, für das Licht völlig durchlässige Glas-
oder Glimmerplatte die ultravioletten Strahlungen fast voll-
kommen auf, während eine dicke Platte von Selenit, beinahe
undurchdringlich für das Licht, die ultravioletten Strahlen un-
geschwächt durchläßt.
Bei der Wiederholung des Hertzschen Versuches genügt
es daher, zwischen der Quelle der ultravioletten Strahlen und
der Funkenstrecke eine Glasscheibe einzuschieben, um den
Funkenübergang, welchen diese Strahlen eingeleitet haben, so-
fort zu unterbrechen, während das Einschieben einer Selenit-
platte keine derartige Wirkung hervorbringt.
Es gibt jedoch auch Körper, wie das Quarz, welche in
gleicher Weise von beiden Strahlenarten durchdrungen werden,
und man bedient sich der Quarzlinsen, wenn es sich darum
handelt, ein Mittel anzuwenden, welches sowohl die sichtbaren
als die ultravioletten Strahlen durchläßt, während man Glas-
linsen oder Glasplatten verwendet, wenn nur der Durchgang der
Lichtstrahlen beabsichtigt ist.
Ein Mittel, das Auftreten der Hertzschen Erscheinung zu
begünstigen, besteht darin, daß man die von den ultravioletten
Strahlen hervorgerufenen Funken in verdünnten Gasen über-
gehen läßt.
La der praktischen Anwendung wird daher die Funken-
strecke in einem luftleeren Kaum untergebracht. Die Verdün-
nung der Luft darf jedoch nicht zu weit getrieben werden, damit
nicht beim Funkenübergang die anderen Formen der Entladung,
welche sich in Röhren mit verdünnten Gasen zeigen, auftreten.
Die Stelle, an welcher die ultravioletten Strahlen in den Raum •
mit dem verdünnten Gase eintreten, enthält eine Quarzplatte
oder einen anderen Körper, welcher diese Art Strahlen durchläßt.
Endlich ist noch die von E. Wiedemann und Ebert be-
obachtete Erscheinung zu erwähnen, daß es zur Erzeugung der
48 5. Kapitel.
HertzBchen Erscheinung nicht erforderlich ist, daß die ultra-
violetten Strahlen heide Elektroden der Funkenstrecke treffen,
sondern daß es genügt, wenn die Kathode getroffen wird, und
daß es gleichgültig ist, ob die Strahlen die positive Elektrode
treffen oder nicht und ob sie das zwischen den Elektroden be-
findliche Glas durchdringen oder nicht.
System mit altrayioletten Strahlen«
Apparat Zickler. Die Fig. 26 zeigt schematisch den
von Zickler in seinem System der Telegraphie verwendeten
Sendeapparat. Innerhalb der Laterne G befindet sich die Bogen-
lampe L, welche die Licht- und ultravioletten Strahlen liefert.
Der Bogen steht im Mittelpunkt des sphärischen Spiegels 8 und
im Brennpunkt der Quarzlinse 0. Letztere sendet daher aus
der Laterne in paralleler Richtung sowohl die Strahlen, welche
(^ der Lichtbogen ihr direkt zu-
sendet, als auch diejenigen,
welche vom Bogen auf den
Spiegel 8 treffen und von
letzterem zurückgeworfen
werden. Die in parallelem
Bündel von der Laterne aus-
Fig. 26. gehenden Strahlen dringen
so mit dem geringsten Ver-
lust in die Ferne. An irgend einer Stelle ihres Weges kann
nach Belieben der Glasschirm eingeschoben werden.
An der Empfangsstation werden die Strahlen von dem in
Fig. 27 schematisch dargestellten Apparat aufgenommen.
Die beiden Elektroden der Funkenstrecke bestehen aus
einem Platinscheibchen und einer kleinen Metallkugel, welche
in geringer Entfernung voneinander in einem Glasgefäß, welches
bei p von einer Quarzlinse abgeschlossen ist, untergebracht sind.
Sie stehen bei c^ und e^ vermittelst eingeschmolzener Drähte
mit den beiden Polen eines kleinen Ruhmkorffs I in Verbindung.
Die Luft in dem Gefäß r ist entsprechend verdünnt.
Die Quarzlinse l^ vereinigt auf dem Plättchen p, welches
etwas geneigt gegen die Linse angebracht ist, die von der Sende-
station kommenden parallelen Strahlen.
In den beiden Stationen kann man auch an Stelle der
Quarzlinse einen konkaven Spiegel anwenden, in dessen Brenn-
punkt einerseits der Lichtbogen, anderseits das Platinscheibchen
sich befindet. Selbstverständlich müssen dabei die Spiegel aus
t?^f^:---::Z
Systeme vermittelst ultravioletter und ultraroter Strahlungen. 49
Fig. 27.
Metall bestehen, weil solche aus Glas die wirksamen Strahlen
absorbieren würden. Die Anordnung wftre [etwa nach Fig. 23
zu treffen.
Bevor nun die ultravioletten Strahlen zugelassen werden,
wird der Widerstand R, welcher in dem primären Stromkreis
des Buhmkorff eingeschaltet ist, derart geregelt, daß zwischen
den Elektroden in dem Glasgefäß r ein Funkentibergang nicht
stattfindet, daß aber die geringste Verringerung dieses Wider-
standes, d. h. die geringste Vermehrung des Primärstroms, den
Funkenübergang von neuem einleitet. In dieser Verfassung ist
der Apparat zum Empfange der Zeichen bereit. Die Wirkungs-
weise ist folgende: In der Sendestation durchdringen die ultra-
violetten Strahlen beinahe ungeschwächt die Quarzlinse und
gelangen in parallelen
Bündeln zusammen mit > ^^ ♦
den Lichtstrahlen zur
Efhpfangsstation .
Hier werden die
ultravioletten Strahlen
von der Quarzlinse auf
die aus Platin bestehende
Kathode des Ruhmkorff
vereinigt, wodurch nach der Hertzschen Beobachtung das zur
Überwindung des Widerstandes zwischen den Elektroden erforder-
liche Potential vermindert wird, so daß nun der Funkenübergang
einsetzt. Dieser Übergang dauert so lang, als der Strom der ultra-
violetten Strahlen ununterbrochen von der Sendestation ausgeht.
Zickler verband seinen Apparat mit einem gewöhnlichen
Telegraphenapparat, welcher durch einen Strom betätigt wurde,
der durch ein im Sekundärkreis des Buhmkorff liegendes Beiais
in Wirksamkeit gebracht wurde und mit dem Funkenstrom,
wie er von den ultravioletten Strahlen hervorgebracht wurde,
einsetzte und aufhörte.
Da die Entladungen des Buhmkorff zugleich immer von
elektrischen Wellen begleitet sind, so konnte Zickler die Auf-
zeichnung der Signale auch dadurch bewirken, daß er den Tele-
graphenapparat mit einem der in der Telegraphie vermittelst
elektrischer Wellen benützten Empfänger verband.
Nach den Versuchen im Laboratorium wandte Zickler seine
Anordnung im Freien an am 25. April 1898, wobei auf eine Ent-
fernung von 50 m gute Ergebnisse erzielt wurden. Am 6. Mai
gelang die Übertragung auf 200 m und am 6. Oktober auf 1300 m.
MazEotto, Telegraphie ohne Draht. 4
50 5. Kapitel.
Bei dem letzterwähnten Versuche wurde ein Lichtbogen
mit 60 Ampere Stromstärke verwendet und dessen Licht direkt
vermittelst eines konkaven Spiegels von 80 cm Durchmesser der
Empfangsstation zugeleitet. Der Luftdruck in dem Glasgefäß,
welches die Funkenstrecke enthielt, war anfänglich 340, dann
200 mm.
Trotz dieser aussichtsvollen Versuche scheint eine Anwen-
dung des Systems im großen Maßstab ausgeschlossen im Hin-
blick auf die Erfolge, welche seitdem mit der elektrischen Wellen-
telegraphie erzielt wurden. Doch hat das System Zickler einen
Vorzug sow^ohl vor allen optischen Übertragungsarten als auch
vor den Systemen, welche sich der elektrischen Wellen bedienen,
insoferne als von dem Sendeapparat ausgehende Zeichen nur
von dem Empfangsapparat an der Empfangsstation wahrgenommen
werden können, da die im weiteren Umkreise sichtbaren, von
der Sendestation ausgehenden Lichtstrahlen durch Unterbrechung
der ultravioletten Strahlen nicht beeinflußt werden, die Unter-
brechungen der letzteren aber nur an der Funkenstrecke des
Empfangsapparates zur Wirkung kommen.
System Sella. Bei diesem System wird das Bündel der
ultravioletten Strahlen, welches von einer Laterne mit elektri-
schem Lichtbogen und Quarzlinse von ähnlicher Einrichtung,
wie sie Fig. 26 zeigt, ausgeht, dadurch unterbrochen, daß eine
Scheibe, welche auf ihrem Rande eine Reihe in gleichen Ab-
ständen angebrachte Löcher aufweist, vor der Linse in Um-
drehung versetzt wird. Auf der Empfangsstation werden die
Strahlen wie in dem Empfangsapparat von Zickler (Fig. 27) von
einer Quarzlinse auf eine platinierte Messingplatte, welche unter
45° auf die Richtung des Lichtbündels geneigt ist, vereinigt.
Die Platte bildet die Kathode der Funkenstrecke, deren Anode
aus einem Platinkügelchen besteht. Diese beiden Elektroden
stehen jedoch nicht mit den Polen eines Funkeninduktors, son-
dern vermittelst eines Telephons mit den Polen einer starken
Elektrisiermaschine, welche in ständiger Umdrehung erhalten
wird, in Verbindung. Wenn die Scheibe stillsteht und dabei
den Lichtstrahl unterbricht, so gibt das Telephon einen Ton,
dessen Höhe der Zahl der Entladungen der Elektrisiermaschine
in der Zeiteinheit entspricht. Wenn jedoch die Scheibe in Um-
drehung versetzt wird und eines der vorübergehenden Löcher
dem Bündel der ultravioletten Strahlen den Durchgang gewährt,
so verändern diese, indem sie auf die Kathode des Empfangs-
apparats fallen, erheblich den im Telephon auftretenden Ton,
Systeme vermittelst ultravioletter und ultraroter Strahlungen. 51
so daß in gegebener Zeit so viele Änderungen des Tons wahr-
genonamen werden, als in dieser Zeit Löcher der Scheibe an
der Laterne vorübergegangen sind. Indem die Geschwindigkeit
der Scheibe erhöht wird, entsteht ein einzelner Kombinations-
ton, dessen Schwingungszahl der Zahl der Unterbrechungen des
Lichtbildes entspricht. Dieser Ton kann daher durch Verände-
rung der Geschwindigkeit erhöht oder vertieft werden.
Um nach diesem Mittel akustische Zeichen, welche nach
dem Morsealphabet gedeutet werden können, zu übertragen,
genügt es, durch eine Glasplatte den Lichtstrahl mehr oder
minder lang zu unterbrechen. Will man den Ton des Telephons
in einem großen Saal hörbar machen, so genügt es, in den
Stromkreis der Elektrisiermaschine an Stelle des Telephons die
sekundäre Wicklung eines Ruhmkorffs einzuschalten, das Tele-
phon aber in den primären Stromkreis des Funkeninduktors
einzufügen, wobei letzterer als Transformator wirkt, und endlich
das Telephon mit einem Schalltrichter zu versehen. Man kann
die Einrichtung jedoch auch so treffen, daß eine wirkliche Schall-
übertragung in die Feme stattfindet. Zu diesem Zwecke wird
die Beeinflussung des Lichtstrahls statt durch eine rotierende
Scheibe vermittelst eines Spiegels, der an einer am Ende eines
Sprachrohrs angebrachten Membrane befestigt ist, erreicht. Der
Spiegel ist derart angeordnet, daß er das Licht der Laterne von
einer zur anderen Station überführt. Erzeugt man vor der Mem-
brane einen Ton, so wird der Spiegel durch letztere in Schwin-
gungen versetzt. Der von dem Spiegel zurückgeworfene Strahl
erfährt daher Winkelverschiebungen und damit periodische Ände-
rungen in der Belichtung der Kathode des Empfängers, infolge-
dessen das Telephon einen Ton von sich gibt, welcher dem vor
der Membrane der gebenden Station entspricht.
System Dussaud. Dussaud läßt das intermittierende
Bündel der ultravioletten Strahlen auf einen fluoreszierenden
Körper fallen, in dessen Nähe sich ein Selenempfänger, wie er
in den radiophonischen Systemen benutzt wird, befindet. Unter
dem Einfluß der Strahlen und insbesondere der ultravioletten
gerät der fluoreszierende Körper ins Leuchten und wirkt damit
auf den Selenempfänger, welch letzterer vermittelst des Telephons
die Belichtungsänderungen in Tonschwingungen umsetzt.
System durch ultrarote Strahlen«
Dem System Zickler wird vielfach jede praktische Bedeu-
timg für die drahtlose Telegraphie abgesprochen, da die violetten
52 5. Kapitel. Systeme yermittelst ultravioletter etc.
und ultravioletten Strahlen von in der Luft schwebenden Staub-
teilchen vom Wasserdampf und von den Gasen der atmosphäri-
schen Luft stark absorbiert werden. Das Aufsteigen eines Nebels,
welcher, wie die Erfahrung zeigte, die wirksamen ultravioletten
Strahlen aufhebt, würde genügen, die Verbindung gänzlich zu
unterbrechen, welche auch bei klarem Wetter nur auf eine
sehr geringe Entfernung beschränkt bleiben muß. Dies hat
seinen Grund in der geringen Wellenlänge, welche die ultra-
violetten Strahlen aufweisen, da die Absorption irgend welcher
Ätherwellen durch Gase und Dämpfe um so größer ausfällt, je
kleiner die Wellenlängen und je größer deren Schwingungszahl
ist. So werden beispielsweise die aus außerordentlich kurzen
Wellen bestehenden Böntgenstrahlen schon von ganz dünnen
Luftschichten absorbiert, während die Hertzschen Wellen, welche,
wie wir sehen werden, lang und von viel geringerer Schwingungs-
geschwindigkeit sind, mit großer Leichtigkeit die Luft, Wasser-
dampf, atmosphärische Niederschläge, wie Nebel und Regen,
und den größten Teil fester und flüssiger Körper durchdringen.
Und gerade diese Eigenschaft ist es nun, welche die Hertzschen
Wellen so sehr zur Telegraphie ohne Draht geeignet macht.
Außer diesen Wellen erfreuen sich auch die dunklen
ultraroten Wärmewellen, obwohl sie viel kürzer sind als die
Hertzschen, der Fähigkeit, die mit Wasserdampf oder Staub-
teilchen erfüllte Atmosphäre zu durchdringen, ohne dabei merk-
bar absorbiert zu werden. Aus diesem Grunde können auch die
dunklen Wärmewellen als Mittel für die drahtlose Telegraphie
in Betracht kommen, um so mehr, als mächtige Wärmequellen
zur Hervorbringung derselben nicht fehlen.
Als Empfänger könnte in den Anordnungen dieser Art das
Bolometer oder die Thermosäule, zwei außerordenthch empfind-
liche Apparate, verwendet werden, vermittelst welcher Beiais
betätigt werden können.
Der Sender könnte aus einer möglichst kräftigen Quelle
von dunklen Wärmestrahlen, einem Parabolspiegel, welcher die
Strahlen parallel in die Ferne zu schicken hätte, und einem die
Strahlen unterbrechenden Schirm, welcher die Rolle eines Tele-
graphentasters zu spielen hätte, bestehen.
Es ist nicht bekannt geworden, daß auf dieser Grundlage
bereits praktische Versuche einer Telegraphie ohne Draht aus-
geführt worden wären.
Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 53
6. Kapitel.
Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer
Wellen.
Erzeugung der elektrischen Wellen.
Hertzscher Oszillator. Der Fundamentalapparat, dessen
sich Hertz zur Erzeugung elektrischer Schwingungen bediente,
ist schematisch in Fig. 28 dargestellt.
Die kleinen massiven Messingkugeln hh', welche sich nahe
gegenüberstehen, sind vermittelst zweier Metallstäbe mit zwei
großen metallischen Hohlkugeln AA' verbunden. Das Ganze der
vier Kugeln mit den beiden Stäben bildet den sog. Hertzschen
Oszillator, vermittelst dessen die elek-
trischen Wellen erzeugt werden.
Zu diesem Zwecke ist es nötig,
die beiden Teile Ab und A' b* auf
hohes Potential von entgegengesetztem
Vorzeichen zu laden. Es geschieht dies
beispielsweise, indem man den einen
Teil mit dem positiven, den anderen
mit dem negativen Pol einer Elektri-
siermaschine verbindet. Einfacher
und sicherer ist es jedoch, die beiden
Teile, wie die Figur angibt, mit den Enden der sekundären Wick-
lung eines Funkeninduktors J zu verbinden, welche sich ja bei
jeder Unterbrechung des Primärstroms mit entgegengesetzter
Elektrizität laden.
In dem Maße als die beiden Kugeln AA* geladen werden,
bestreben sich die auf denselben befindlichen Elektrizitäten aus-
zugleichen und eine Entladung über den Zwischenraum zwischen
b und b' herbeizuführen. Da der Zwischenraum jedoch von
der schlechtleitenden Luft ausgefüllt ist, bedarf es zur Entladung
emer Potentialdifierenz zwischen b und 6' von genügendem
Betrage, um den Widerstand der Luftschicht zu überwinden.
Ist dieser Betrag erreicht, so findet der Ausgleich der Elektrizität
und die Entladung dadurch statt, daß zwischen den Punkten
b und b' ein elektrischer Funke übergeht. Der Vorgang läßt
sich durch den hydraulischen Apparat, wie er in Fig. 29 dar-
gestellt ist, veranschaulichen. Die beiden kommunizierenden
Fig. 28.
54
6. Kapitel.
Röhren ÄA' enthalten im Verbindungsstück eine elastische
Membrane bb', der Kolben P zieht das Wasser aus dem Schenkel A
und drückt es in den Schenkel A'. In dem Maße als der
Wasserstand in A ' steigt, gegenüber A, wird die Membrane b b '
gegen A ausgebaucht, bis endlich diese Membrane, dem Über-
druck nicht mehr standzuhalten vermag, zerreißt und das Wasser
von A' nach A überströmen läßt.
Bei der elektrischen Anordnung, wird die Membrane b b'
von der Luftstrecke b b' der Fig. 28, die beiden Röhren AA* von
den Kugeln AA', der Wasserstandsunterschied zwischen AA'
von der Potentialdifferenz der beiden Kugeln und der Pumpen-
kolben P von der Induktionsrolle gebildet, welche zur Ladung
der Kugeln dient.
Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Vorgängen reicht
jedoch auch noch über den Moment der Entladung bezw. des
Durchbruchs der Membrane hinaus. In
dem Augenblick, in welchem in dem
hydraulischen Fall die Membrane durch-
brochen und der Übergang des Wassers
von A' nach A hergestellt ist, stürzt
sich das Wasser aus A' nach A und
erhöht den Wasserstand in diesem
Schenkel. Aber wenn auch in beiden
Schenkeln das Wasser die gleiche
Höhe erreicht hat, so hört doch die
Wasserbewegung nicht sofort auf, sondern setzt sich infolge der
lebendigen Kraft der Wassermasse weiter fort, indem der Wasser-
stand in A höher steigt als in A*. Hierauf sinkt das Wasser
in A wieder und steigt in A ' über den Stand in A, worauf das
Spiel sich umkehrt, bis nach einer gewissen Anzahl von ab-
nehmenden Schwingungen, das Wasser endlich in beiden Röhren
gleich hoch und in Ruhe steht. Ähnlich wird bei der Entladung
des elektrischen Oszillators das Potential zwischen A und A'
nicht sofort völlig ausgeglichen, sondern ist, wenn es anfänglich
höher in A' war, dann höher in A, dann wieder höher in A
und so weiter, so daß der Leiter AA' der Sitz äußerst rasch
aufeinanderfolgender Wechselströme wird, welche die sog.
elektrischen Schwingungen ausmachen.
Um jedoch den hydraulischen und elektrischen Fall noch
vergleichbarer zu machen, müßte man, was praktisch ziemlich
schwer zu verwirklichen wäre, voraussetzen, daß bei jeder
Oszillation die beide Schenkel trennende elastische Membrane
Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 55
sich wieder herstellte, deren Durchbrechung dem Durchbruch
der isolierenden Schicht infolge des Funkenüberganges entspricht.
Nach dem Übergang des ersten Funkens nämlich, welcher die
Funkenbahn 55' auf einen Augenblick leitend machte, wird
letztere wieder zum Isolator, weshalb jede Schwingung von einem
neuen Funken begleitet ist. Diese Schwingungen werden all-
mählich schwächer und dauern nur so lange an, bis die dem
schwingenden System von der ersten Entladung der Induktions-
spule mitgeteilte Energie soweit verbraucht ist, um keine weitere
Entladung über die Funkenstrecke zu gestatten. Ein folgender
\y
Fig. 30.
Funke aus dem Funkeninduktor gibt jedoch dem System die
verlorene Energie wieder, und es erfolgt eine neue Reihe von
Wellen.
Fig. 30 zeigt eine solche Beihe von Wellen mit abnehmender
Schwingungsweise, wie sie von drei aufeinanderfolgenden Ent-
ladungen des Funkeninduktors erzeugt werden.
Die Ähnlichkeit zwischen den hydraulischen und elektrischen
Erscheinungen zeigt sich auch in anderen Einzelheiten. Wäre
in dem hydraulischen Beispiel die Verbindung
zwischen A und A' ziemlich enge, so würde
das Wasser von einem Schenkel zum anderen
mit geringerer Schnelligkeit übergehen und nur
wenig den Wasserstand des Gleichgewichts-
zustandes überschreiten, vielmehr nach einer
geringeren Anzahl von Schwingungen die Ruhe-
lage einnehmen. Man sagt, die Schwingungen
würden stärker gedämpft. Wäre endlich die Ver-
bindungsröhre sehr fein, z. B. eine Kapillarröhre,
so würde das Wasser von einem Schenkel zum
andern äußerst langsam übergehen, den Stand
der Gleichgewichtslage überhaupt nicht über-
schreiten und so überhaupt nicht zu hydraulischen Oszillationen
Veranlassung geben. In gleicher Weise werden die elektrischen
-OO
/^^MS<-
I
Fig. 31.
56
6. Kapitel.
Schwingungen mit der Zunahme des Widerstandes, welchen der
Leiter AA' und inshesondere der Zwischenraum bb* dem Über-
gang der Elektrizität entgegenstellen, mehr und mehr gedämpft,
d. h. es wird eine geringere Anzahl derselben zwischen dem einen
und dem anderen Punkte hervorgebracht und endlich- hören die
elektrischen Schwingungen, wenn dieser Widerstand ein be-
stimmtes Maß überschreitet, überhaupt auf.
Umgekehrt, wenn dieser Widerstand vermindert wird, und
wenn anderseits die Enden der Funkenstrecke so weit genähert
werden, daß ein in sich geschlossener Leiter entsteht, wie Fig. 31
angibt, so wird die Dämpfung gering ausfallen. In Fig. 32 ist
der Verlauf der Oszillationen eines Hertzschen Oszillators bei
\{W^
Fig. 32.
starker Dämpfung mit dem Verlauf der wenig gedämpften Schwin-
gungen eines Hertzschen Resonators mit fast in sich geschlosse-
nem Stromkreis dargestellt.
Es begreift sich hieraus, daß die Erzeugung elektrischer
Wellen und ihre mehr oder minder rasche Dämpfung von den
Maßen und anderen Bedingungen des Leiters, in welchem sie
auftreten, abhängen, Bedingungen, welche von der Theorie
vorausgesehen und von dem Versuch bestätigt werden können.
Die elektrischen Wellen sind wie jede wellenförmige Be-
wegung durch verschiedene Elemente gekennzeichnet, von
welchen die einen, wie die Schwingungsdauer, die Schwingungs.
weite und die Dämpfung, von der Natur des schwingenden
Körpers abhängen, während andere von dem Mittel bestimmt
werden, in welchem sich die Schwingungen fortpflanzen, wie die
Fortpflanzungsgeschwindigkeit und die Wellenlänge.
Die Schwingungsperiode der Hertzschen Wellen ist, wie
wir bereits erwähnt, außerordentlich kurz. Die Zahl der
Schwingungen, welche innerhalb einer Sekunde stattfinden
Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 57
(Frequenz) beträgt Millionen, die Schwingungsperiode daher
Milliontel einer Sekunde. Sie hängt ab von der Größe und
Oestalt des Oszillators und kann vermehrt werden :
1. durch Erhöhung der elektrischen Kapazität des Systems,
d. h. durch Vergrößerungen der Länge und Dicke der
Verbindungen zwischen den Kugeln bb' und AA*
(Fig. 28), Vergrößerung der Kugeln AA ' oder Ersatz
derselben durch Leiter von großer Kapazität, wie z. B.
elektrische Kondensatoren, nach Fig. 33, welche einen
Hertzschen Oszillator darstellt, deren Kapazitäten AA'
von Kondensatoren mit je einer geerdeten Belegung
bestehen.
2. Durch Vermehrung der Selbstinduktion des Systems,
durch Vergrößerung der Länge der Zuleitungen zu A
und A' oder besser durch Aufwicklung dieser Drähte
in Spiralen und
Einführen von
weichen Eisen-
massen in letz-
tere.
Man kann selbst ver-
ständlich umgekehrt die Pig. 33.
Schwingungszahl veirin-
gern, indem man die Abmessungen des Oszillators bis zur
Unterdrückung der Kugeln AA ' abnehmen läßt und den Verbin-
dungsdraht beseitigt, so daß nur die beiden Kugeln b und b'
übrig bleiben.
Die von Hertz benutzten Oszillatoren zeigten Perioden von
1/50—1/500 Milliontel einer Sekunde, d. h. sie führten 50—500
Millionen Schwingungen in der Sekunde aus. Diese Schwingungs-
zahlen bewegen sich zwischen den akustischen Schwingungen,
welche nach Hunderten pro Sekunde zählen und den optischen
Schwingungen, welche Hunderte von Billionen in der Sekunde
betragen.
Die Wellenlänge in dem Fortpfianzungsmittel ist der kon-
stante Abstand, welcher zwischen dem Punkt, an welchem eine
Welle beginnt und dem Punkt, an welchem die zweite einsetzt,
besteht. Sie ist die Entfernung, welche die Welle während einer
Schwingung durchmißt. Sie wird daher erhalten aus dem Produkt
aus der Periode und der Fortpflanzungsgeschwindigkeit. Da
diese Geschwindigkeit für elektromagnetische Wellen, die sich
in der Luft oder in Metallen fortpflanzen, dieselbe ist wie die
58 6. Kapitel.
des Lichtes, d. h. 800 Millionen Meter in der Sekunde, so haben
die oben erwähnten elektrischen Wellen, wie sie Hertz benutzte,
Wellenlängen von r^^^u^^ww. mal 300.000.000 bis zu
50.000.000 500.000 000
mal 300.000.000, d. h. zwischen 6 m und 60 cm.
Auch diese Wellen waren hunderttausendmal länger als
die Lichtwellen, deren Identität mit den elektrischen Wellen
Hertz und die Fortsetzer seiner Arbeiten nachzuweisen suchten.
Sie richteten daher ihr Hauptaugenmerk darauf, die Wellenperiode
und damit die Wellenlänge herunterzudrücken, um möglichst
genau mit den elektrischen Wellen analoge Erscheinungen mit
denen der Lichtstrahlen zu erzielen.
Zu diesem Zwecke wurden Oszillatoren verwendet, bei denen
Wellenlängen von einigen Zentimetern, ja sogar von wenigen
Millimetern erreicht wurden.
Der Oszillator Marconi. In den folgenden An-
wendungen der elektrischen Schwingungen auf die Telegraphie
benutzte man zunächst diese neuen Oszillatoren geringer Wellen-
länge. Man erkannte jedoch bald, daß die ursprünglichen
Hertzschen Oszillatoren mit erheblichen Kapazitäten die Über-
tragung auf größere Entfernung zuließen und daß diese Ent-
fernung wuchs, wenn man dem Draht, welcher die Erregerkugeln
mit der Endkapazität verband, eine senkrechte Stellung gab und
immer mehr verlängerte. Da dieser lange Draht an sich eine
hinreichende Kapazität und Selbstinduktion mit sich brachte, so
erwies es sich als überflüssig, am Ende noch besondere Kapazität
anzubringen und es genügte die Anwendung eines einzigen
Drahtes, d. h. die Verbindung einer der Erregerkugeln mit einem
langen Draht oder einer senkrechten Antenne.
In der Tat vermehrte man mit der Länge des vertikalen
Drahtes die Kapazität und Selbstinduktion des ganzen Systems
und damit die Schwingungsdauer und Wellenlänge.
Um dem System die Symmetrie des Hertzschen Oszillators
zu bewahren, hätte man auch die zweite Erregerkugel mit einer
zweiten entgegengesetzt gerichteten Antenne verbinden müssen ;
diese zweite Antenne zeigte sich jedoch entbehrlich, wenn man
an deren Stelle die zweite Erregerkugel mit der Erde in gute
Verbindung brachte. Diese Erdverbindung stellte sich in der
Folge als eines der wichtigsten Mittel, die Entfernung der Über-
tragung zu erhöhen, heraus.
Der Oszillator nahm demnach die in Fig. 34 schematisch
dargestellte Form an, in welcher hb' die Kugeln der Funken-
Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen, ß9
strecke, T die Erdplatt«, welche die Kugel b mit dem Boden ver-
bindet, A die mit b' in Verbindung stehende Antenne und R
den Funkenindnktor bedeutet.
Die Länge der von einem aolchen OBiüUtor entsandten
Welle ist angenähert der von einem gnullinigen Draht von der
Lttnge der Antenne entsandten gleich und erreicht daher das Vier-
fache der Antennenlänge. In der Tat, da die Wellenlange nach der
obigen Begrifisbestimmung der Baum ist, welchen ein elektrischer
Impuls während einer ganzen Schwingung durchläuft, und da
eine ganze Schwingung sich vollzieht, während der elektrische
Impuls, der von b aasgeht, nach A gelangt und nach b Eurttck-
kehrt und von einem Impuls entgegengesetzten Yoizeichens ge-
folgt ist, welcher denselben Weg durchläuft, so wird der elektrische
Impuls während einer vollkommenen Schwingung viermal die
Längeder Antenne durchlaufen. Die Länge i^
der Welle längs der Antenne wird daher i
gleich dem Vierfachen der Antennenlänge j
sein und denselben Betrag auch für die
in dem Baume sich ausbreitenden Wellen
aufweisen, da, wie erwähnt, die Fortpäan-
zungsgesch windigkeit der elektrischen
Wellen in der Luft sowohl wie in Metallen
jener des Lichtes gleichkommt.
Der Fall ähnelt dem einer geschlosse-
nen Scballröhre. Auch eine solche wird
während einer ganzen Schwingung zwei* pjg, 34.
mal durchlaufen, zweimal von der Ver-
dichtung und zweimal von der Verdünnung untl gibt daher als
Grundton denjenigen Ton, dessen Wellenlänge dem Vierfachen
der Böhrenlänge gleichkommt. Anßer der Grundschwingang
können die Antennen, ganz ebenso wie die Scbatlröhren auch
Schwingungen von einer drei-, fünf-, siebenmal etc. geringeren
Wellenlänge abgeben, doch bleibt die Grundschwingung am wirk-
samsten.
Auch der direkte Versach bestätigt, daß die von der Antenne
abgegebenen Wellen sehr lang sind. In der Tat konnte der
Schiftsleutnant Tisaot vermittelst eines drehenden Spiegels den
von einem Antennenoszillator ausgehenden Funken in mehrere
Funken zerlegen. Dies beweist, daß die Schwingungen viel
weniger rasch sind als die von Hertz, welche durch einen
drehenden Spiegel nicht aufgelöst werden können. Aus dem
Abstand der Spiegelbilder der einzelnen Funken wurde die
60
6. Kapitel.
Schwingungsdauer auf 0,06 bis 1,8 Milliontel Sekunden, d. h.
hunderte Male länger als die eines gewöhnlichen Hertzschen
Oszillators bestimmt.
Oszillator Lech er. — In diesem (Fig. 35) dargestellten
Oszillator sind die beiden Kugeln AA* des Oszillators Hertz
(Fig. 28) durch " zwei Metallplatten AA ' ersetzt, welchen zwei
andere Platten gleicher Art, in kurzer Entfernung gegenüber-
stehen. Von diesen beiden Platten BB* führen zwei parallele
Drähte ab. Längs dieser parallelen Drähte kann ein Querdraht pp '
verschoben werden.
Wenn zwischen den Kugeln die Funken des Induktors
übergehen, ist das fast geschlossene System zwischen der Funken-
strecke und dem Querdraht der Sitz elektri-
scher Schwingungen von wohlbestinmiter
Periode, welche sich zu den jenseits des
Querdrahtes liegenden Drahtabschnitten mit
um so größerer In-
P tensität übertragen,
^ *' je länger der Quer-
draht ist.
Diese Schwin-
gungen können mit
irgendwelchem
Wellenanzeiger fest-
gestellt werden, doch benutzt Lecher eine die
beiden Drähte verbindende Geislersche Röhre ^,
welche um so intensiver aufleuchtet, je heftiger
Fig. 35. ^® elektrischen Schwingungen an den Punk-
ten, an welchen die Röhre angelegt ist, sind.
Durch Verschieben des Querdrahts längs der parallelen
Drähte kann man zwischen ziemhch weiten Grenzen die
Schwingungsdauer des Systems verändern.
Wenn auch der Oszillator Lecher nicht direkt für die
Zwecke der drahtlosen Telegraphie angewendet wurde, so kann
doch die Sendevorrichtung einiger Systeme der drahtlosen Tele-
graphie, wie wir sehen werden, mit einem derartigen Oszillator
verglichen 'werden.
Fortpflanzung der elektrischen Wellen«
Suchen wir uns nun darüber klar zu werden, wie ein
Oszillator, welcher der Sitz elektrischer Schwingungen ist, in die
Feme wirken kann, und untersuchen wir zu diesem Zweck
Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 61
zunächst die Wirkung des Hertzschen Oszillators, um hierauf zu
der des Oszillators Marconi überzugehen.
Kehren wir zu dem Fall der Fig. 28 'zurück und fassen
den Augenblick ins Auge, in welchem die Kugel A des Oszillators
auf positivem und die Kugel A' auf negativem Potential sich
befindet. Wenn man an irgendeinem Punkte P der Fig. 36 in
dem umliegenden Mittel einen kleinen positiv elektrisierten
Körper anbrächte, so würde derselbe von A abgestoßen und
von A' angezogen und würde sich von A gegen A' zu bewegen,
indem er eine bestimmte Linie AFA* verfolgen würde, welche
Linie man Kraftlinie, ähnlich den magnetischen Kraftlinien,
nennt Wenn die Ladung von AA' unverändert bleibt, so
bleibt auch die elektrische Kraft in P konstant. Wenn jedoch
die Ladungen zu- oder abnehmen,
so nimmt in gleichem Maße zugleich
die elektrische Kraft in dem Punkt P
zu oder ab.
Man stellt sich vor, daß die
größere oder kleinere Stärke der
elektrischen Kraft auf einem Zustand
größerer oder geringerer Spannung
des Äthers in dem elektrischen Feld,
d. h. in dem Kaum, in welchem die
erwähnten elektrischen Kräfte sich
betätigen, zurückzuführen ist.
Wenn in einer gewissen Ent-
fernung von dem Erreger ein
Leiter MM' sich befindet^ so neigen sich die Kraftlinien letzteren
zu und trennen sich in zwei Teile AB und A* B' und letzterer
wird durch Induktion geladen, indem er aus dem Mittel eine
gewisse Menge von Energie aufnimmt. Es ist jedoch klar, daß
die Energiemenge, welche der Leiter in verschiedenen Ent-
fernungen aufnehmen kann, ungefähr im Verhältnis zum Kubus
der Entfernungen, abnehmen muß, weil alle Kraftlinien mit A
und A' verbunden sind und ein einziges elektrisches Feld
geben, daher zur Erzeugung einer Wirkung auf die Entfernung d
der ganze im Kugelraum mit dem Radius d sich befindliche Äther
unter Spannung sich befindet. Das erklärt auch die Tatsache, daß
einfach elektrostatische oder elektrodynamische Wirkungen nur
auf verhältnismäßig kleine Entfernungen wahrnehmbar sind.
Wenn jedoch die Entladungen zwischen A und A ' mit der
außerordentlichen Schnelligkeit, welche die Hertzschen elek-
Fig. 36.
M'
€3 6. Kapitel.
tiischen Scbwingungen kennzeichnen, vor eich gehen, so Ändert
die Erscheinung ihren Charakter. Die Eraftlinien, welche im.
FaUe mhender Entladungen oder von langsamen Ladungen und
Entladungen immer mit ihren Enden auf den Leitern Ä und Ä'
aufruhen, Ibsen sich andernfalls infolge der Heftigkeit der Entr
ladung ab von letzteren, schließen sich in sich selbst, wie Fig. 37
neigt und pflanzen sich mit der ächnelligkeit des Lichtes im
Ranme fort, indem sie die aus der Spannung des in ihnen ein-
geschlossenen Äthers herrührende Energie mit sich fahren und
so von den Vorgangen, am Ursprungsraum der Schwingungen
unahhan^ werden, genau wie dies für die aknataschen Wellen
zutrifft, welche sieb unahhikngig von der Schallquelle fortpflansen
und andauern, auch wenn letztere zu wi^en aufgehört hat
Die Fig. 38 stellt den Zustand der Kraftlinien nach der
ersten halben Schwingung dar, d. h. nachdem der erste Funke,
Fig. 88.
-welcher die heiden Kugeln entlud, übergegangen ist, und während
sich letztere in entgegengesetztem Sinne laden, d. h. während
<3ie zweite Gruppe von Kraftlinien von entgegengesetzter Richtung
sich vorhereitet.
Von solchen unabhängigen Wellen werden zwischen zwei
aufeinanderfolgenden Funken so viele erzeugt, als elektrische
"Wellen im Oszillator zwischen einem und dem anderen Fnnken
auftreten. Eine gleiche Eeihe von Wellenzügen wird nach einem
zweiten Funken des Indnktora erzeugt.
Wenn die Schwingungen des Oszillators atark gedampft
werden, wie dies bei dem bisher betrachteten Hertzschen
Oszillator der Fall ist, so sind in jeder Reihe nur eine geringe
Anzahl von Wellenzügen die Folge, wie dies in Fig. 30 dar-
gestellt ist und zwischen einem Funken und dem folgenden be-
steht eine mehr oder minder lange wetlenlose Pause. Mit
anderen Oszillatoren, wie beispielsweise mit dem in Fig. 31 dar-
gestellten, kann die Dämpfung bedeutend herabgedrückt werden,
«o daQ die elektrischen Schwingungen zwischen zwei aufeinander-
Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 63
folgenden Funken nicht abgebrochen werden, vielmehr eine
nnunterbrochene Strömung elektrischer Wellen in dem Baum er-
hielt wird.
Auf dieser Enteendui^ von in sich geschloBsenen Kraft-
Unien, welche einen Teil der dem Funke nindnktor und damit dem
Oszillator zugefübrten Energie Obertragen, beruht die Aasstrahlung
der Energie in Form elektrischer Wellen, auf welcher das neue
System der drahüoaen Telegraptiie, die Telegraphie vermittelat
elektrischer Wellen beruht.
Indem die so au^iestrahlten elektrischen Wellen nun un-
abhängig von dem erzeugenden Oszillator geworden. Oben sie
eme Wirkung aus, welche nicht mehr von dem Spannunga-
zustand des zwischen ihnen und dem Oszillator liegenden Äthers
abhängt. Die Intensität ihrer Wirkung steht daher, obwohl sie
sieb nach allen Richtungen ausbreiten und immer mehr der
Ke.m.
Kngelform sich nähern, im umgekehrten Verhältnis zu der Ober-
fläche, die sie einnehmen, und nicht zu dem Volumen, das sie
umschließen, d. h. im umgekehrten Verhältnis zum Quadrat und
nicht znm Kubus der Entfernung vom Scbwingungsmittelpunkt.
Die von Marconi eingeführten Abänderungen am Oszillator
haben jedoch bewirkt, daß die Wirkung noch weniger schnell
abnimmt.
Um über die Wirkungsweise des Oszillalors Marconi klar
zu werden, ist an die beiden hauptsächlichen Kunstgriffe, welche
die Anordnung von dem Hertzechen Oszillator unterscheiden, zu
1. Die Verbindung einer der beiden Kugeln des Oszillatora
mit einem langen vertikalen Sendedraht.
2. Die Verbindung der anderen Kugel mit dem Erdboden.
Das System der Kraftlinien, welches sich von einem solchen
Oszillator loslöst, läßt sich graphisch nach Fig. 39 darstellen,
insofern die leitende Erde eine Verlängerung der Erd Ver-
bindung b T (Fig. 34) bildet. Die Kraftlinien, welche von einem
64 6. Kapitel.
LeiMr xnm anderen übergeben müßten, verlaufen von dem
isolierten Leiter zur Erde in Gestalt von Halbkreisen und die-
enteprechenden Wellen im Baum sind Halbkugeln, welche den
Sendedraht als Achse haben. Im Momente des FonkenOber-
gangs geechiebt es, wenn letzterer die gewünschten Eigenschaften
hat, wie im Fall der Fig. 37 und 38, daü die Enden der Kraft-
linien, welche auf dem metallischen, isolierten Leiter autruhen,
sich von letzterem loslösen und sich dnrch den Boden mit dem
anderen Erde, welches die Erde nicht verlassen hat, vereinigen.
Die Kraftlinieneysteme, welche demnach durch die aufeinander-
folgenden Schwingungen von dem OsifiüLator vermittelst des
Sendedrahte ao^eetrEkhlt werden, geben das in Fig. 40 dar-
gestellte Bild, auf welchem zwei ExattlinienSTSteme entgegen-
gesetiter Richtung, wie eie in zwei aufeinanderfolgendea
\ /
Schwingungen ausgestrahlt werden und die Kraftlinien, welche
vom Sendedrabt beim Beginn der folgenden Schwingung aos-
gehen, dargestellt sind.
Die Dbertn^ung findet demnach fast gänzlich durch die
Luft statt, wird jedoch vervollständigt durch die Erdoberfläche,
ober welche die Ströme gewisHermaßen hingleiten, welche die
Kraftlinien ergänzen und zwar um so leichter, je leitungsfäbiger
diese Oberfläche ist, woraus sich erklart, daß die Übertragung
leichter über dem Meer als Ober dem Festlande vor eich geht
Diese Wellen, welche in ständiger Berührung mit der Erde
bleiben, pflanzen sich nicht im ganzen Räume fort, sondern be-
wegen eich längs der Erdoberfläche und werden nicht von der
Erde in den Baum zurückgeworfen, wie es bei jenen vOllig in
sich geschlossenen Wellen der Fig. 38 der Fall wäre. Damit ist
auch eine Zerstreuung der Energie in unvorteilhafter Richtung
vermieden und der Übergang in der vorteilhaftesten, nämlich
Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 65
der horizontalen erleichtert. In der praktischeii Anwendung
zeigt sich endlich^ daß die Intensität solcher Wellen nicht viel
schneller als umgekehrt mit der Entfernung von dem Aus>
Strahlungspunkt ahnimmt.
Diese Eigenschaft der Wellen ermöglicht auch, daß sie den
Krümmungen der Erdoberfläche auch dann folgen, wenn sich
Hindemisse verschiedener Art, wenn letztere nur nicht im Ver-
gleich zu den Wellendimensionen zu groß sind, entgegen-
stellen. Hieraus ergibt sich die Zweckmäßigkeit langer Sende- >
drahte, welche lange Wellen mit großer Schwingungsweite liefern,
die geeignet sind, nicht nur die Krümmungen der Erdoberfläche
sondern auch zwischenstehende Hindernisse bei den Über-,
tragungen auf große Entfernungen zu überwinden.
Mit der Entfernung vom Sendedraht nehmen die Ab-*
messungen der Wellen zu, weshalb ein entferntes Hindernis
leichter überwunden wird als ein benachbartes.
Die hierbei auftretende Erscheinung wird mit Diffraktion
der Wellen bezeichnet und äußert sich um so deutlicher, je
länger die Wellen sind. Die bei den Hindernissen angekommenen
Wellen werden infolge jener Erscheinung nicht aufgehalten,
sondern derart herumgeführt, daß auch hinter dem Hindernis
die Schwingungen wahrnehmbar bleiben.
Die Wellen des Meeres z. B. umgehen leicht einen Felsen,
die akustischen Wellen werden zum Teil auch hinter nicht allzu-
großen Hindernissen wahrgenommen, während die außerordent-
lich kurzen Lichtwellen hinter undurchsichtigen Körpern einen
vollkommenen Schatten zurücklassen, es sei denn diese Körpei'
sind von sehr geringen Abmessungen, in welchem Falle auch
hier die Erscheinung der Diffraktion auftritt. *
Um die Darstellung zu vereinfachen, beschränken wir uns
auf die elektrischen Kraftlinien, welche von dem Oszillator aus-
gehen. Wie der Oszillator als ein von rasch aufeinanderfolgenden
Wechselströmen durchflossener Leiter aufzufassen ist, und wie
von jedem stromdurchflossenen Leiter eine zu letzterem senk-
rechte, magnetische Kraft ausgeht, so ist die Entsendung der
elektrischen Kraftlinien von einer gleichzeitigen Entsendung
magnetischer Kraftlinien, welche auf ersteren senkrecht stehen,
begleitet, welche magnetische Kraftlinien im Falle des Oszillators
mit vertikalem Sendedraht horizontale Kreise mit dem Sende '
draht als Mittelpunkt bilden.
Die Intensität der von den verschiedenen Punkten des
Sendedrahts ausgehenden magneitischen Kraft ist um so größer,
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 5
66 6. Kapitel.
je großer die Stromstärke an dem betrachteten Pnnkte ist. Da
die Stromstärke am oberen Ende des Sendedrahts, welches einen
Knotenpunkt bildet, von welchem die elektiische Erregung
zurückkehrt, Null ist und am größten an der Funkenstrecke, so
findet die größte Intensität der magnetischen Kraft in der
horizontalen Ebene des Funkens, d. h. in der Nähe des Erd-
bodens statt Dies bedeutet» daß auch die yon den magnetischen
Kraftlinien übertragene Energie in der wirksamsten Richtung»
d. h. in der horizontalen, ihren größten Wert aufweist
Yon dieser doppelten Entsendung von Kraftlinien, nämlich
yon elektrischen und magnetischen, erhält das yon dem Oszillator
erzeugte ^eld die Bezeichnung elektromagnetisches Feld und
die zugehörigen Wellen die Bezeichnung elektromagnetische
Wellen.
Aufnahme der elektrischen WeUeii.
Wir haben bereits gesehen, daß die elektrischen Kraft-
linien, welche auf einen Leiter auftrefEen, in] letzterem eine Be-
wegung der Elektrizität heryorrufen. Zur Beobachtung dieser
Bewegungen dienen die sog. Wellenanzeiger, welche sehr yer-
schiedene Formen annehmen können.
Hertz benutzt sog. Funkenanzeiger, welche er aus später
zu erörternden Gründen als Besonatoren bezeichnete. Die ein-
fachste Anordnung eines solchen Resonators besteht aus einem
gradlinigen Draht yon geeigneter Länge, welcher in seiner Mitte
eine Unterbrechungsstelle aufweist Wird ein solcher Draht in
einer durch die Gerade MM* der Fig. 86 dargestellten Lage aus-
gespannt» so gibt sich die in ihm infolge auffallender elektrischer
Wellen auftretende elektrische Strömung dadurch kund, daß an
der XJnterbrechungsstelle elektrische Funken übergehen.
Da es sich bei den Hertzschen Versuchen nur um sehr
geringe Entfernungen handelte, so genügte die an einem solchen
Wellenanzeiger ankommende Energie, um die Ankunft der
Wellen festzustellen. Die Wirksamkeit der Einrichtung wäre
jedoch durchaus ungenügend für Übertragungen auf große Ent^
femungen, in welchen die in der Empfangsstation ankommende
Energie außerordentlich klein ist Glücklicherweise wurde in
der Folge ein Wellenanzeiger, der sog. Kohärer oder Fritter ent-
deckt, dessen Empfindlichkeit beinahe mit der des menschlichen
Auges, welches die überaus geringen Energien der Lichtstrahlen
wahrzunehmen yermag, yerglichen werden kann.
Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 67
In Kapitel 7 sollen die verschiedenen Formen des Flitters
beschrieben werden. An dieser Stelle sei nor erwähnt, daß die
häufigste Anordnung eines derartigen Wellenanzeigers aus einem
mit metallischen' Feilspänen gefüllten Böhrchen, das von einem
kleinen Hammer erschüttert werden kann, besteht Der Inhalt
dieser Bohre bildet für gewöhnlich nahezu einen Nichtleiter,
wird jedoch zum Leiter der Elektrizität, sobald er von elektrischen
Wellen getrofEen wird und verliert seine Leitfähigkeit sofort,
wenn er durch das Hämmerchen erschüttert wird und die
elektrischen Wellen aufhören. Wird der Fritter mit einer
Batterie und einem
Stromanzeiger, z. B.
einer elektrischen
Glocke verbunden, so
wird die Ankunft elek-
trischer Wellen sofort
durch ein Glocken-
zeichen angekündigt,
welches Zeichen mit
dem Aufhören der elek-
trischen Wellen eben-
falls aufhört, um unter
neuerdings ankom-
mendenWellen wieder
aufzutreten. In Fig. 41
ist ein Empfangsappa-
rat mit Fritter darge-
stellt Der Fritter
selbst ist mit T be-
zeichnet, während F
das Hämmerchen bedeutet Unter der Wirkung ankommender
elektrischer Wellen durchfließt der Strom der Batterie P den Fritter
und den Elektromagneten B, dessen Anker bei C den Stromkreis
eines zweiten Elektromagneten F schließt, welcher nach Art
einer gewöhnlichen elektrischen Klingel einen Klöppel gegen
den Fritter schlagen läßt und zugleich durch ein Glockenzeichen
die Ankunft der Wellen kundgibt. Diese Anordnung wurde im
Jahre 1895 von PopofE zur Aufnahme elektrischer Wellen an-
gegeben und bOdet noch heute die Grundlage der Empfangs-
apparate.
Marconi benutzt jedoch außer dem Fritter zur Aufnahme
elektrischer Wellen einen durchaus verschiedenen Apparat, einen
5*
Fig. 41.
68
6. Kapitel.
ß
Tfr7
E ^
Flg. 42.
magnetischen Wellenanzeiger, welcher zusammen mit den übrigen
Anordnungen der Art beschrieben werden soll.
So empfindlich auch ein Wellenanzeiger sein mag, so be-
darf es doch noch einer Einrichtung, um einen möglichst großen
Teil der in der Nähe des Empfangsapparats ankommenden
Energie [der elektrischen Wellen, dem Wellenanzeiger zaza-
führen. Popoff benutzte zu diesem Zweck einen Blitzableiter,
später bei den ersten Versuchen Marconis wurden große
zylindrische oder parabolische Spiegel angewendet,
welche die Wellen auf den Fritter, der im Brenn-
punkte angebracht war, konzentrieren sollten« ähnlich
wie dies die gekrümmten Spiegel hinsichtlich der die.
spiegelnde Fläche treffenden Licht- oder Wärmestrahlen
besorgen. Dies Auskunftsmittel wurde jedoch immer
unbrauchbarer, je längere Wellen man in der Folge
ll I anzuwenden veranlaßt war. Man ersetzte die Spiegel,
'^ indem man auch in der Empfangsstation einen ver-
tikalen Draht, wie er sich für die Entsendung der Wellen
so wirksam erwiesen hatte, anwendete, wodurch die
Empfangseinrichtung die in Fig. 42 dargestellte Form
annahm. An Stelle der Funkenstrecke der Sendestation
befindet sich hier der Fritter F einerseits in Verbindung mit dem
Sendedraht -4, anderseits mit der Erde bei -B und der Funken-
induktor ist durch die Batterie B und die Signalvorrichtung
ersetzt.
Nimmt man an, daß bei dem Empfangsdraht A^ Fig. 43, ein
Wellenzug von der Fig. 40 dargestellten Form anlangt, so richten
^ sich, wie Fig. 36 zeigt, die Kraft-
linien gegen diesen leitenden
Körper, um durch denselben zum
Boden überzugehen. Je höher
dieser Draht geführt ist, desto
höhere Teile der Kraftlinien
werden von ihm erfaßt und desto
höher ist das Potential, auf wel-
chen der Empfangsdraht ge-
bracht wird.
Da der Empfangsdraht von aufeinanderfolgenden Kraft-
linien geschnitten wird, so wird er auf abwechselnd wachsende
und abnehmende Potentiale gebracht; er wird daher von
elektrischen Schwingungen durchlaufen, welche den Fritter und
damit den zugehörigen Empfangsapparat betätigen.
Fig. 48.
\
Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 69
Die magnetlBchen Kraftlinien, welche die elektrischen be-
gleiten und welche, wie erwähnt, aus parallelen Reihen horizontaler
konzentrischer Kreise bestehen, schneiden den Empfangsdraht A
in senkrechter Richtung. Der Empfangsdraht befindet sich dem-
nach in ähnlicher Verfassung wie der Leiter A' B' der Fig. 11,
und der Durchgang der magnetischen Kraftlinien hat die Er-
zeugung undulatorischer Ströme zur Folge, welche sich längs
des Empfangsdrahts bewegen und zur Betätigung des Fritters
beitragen.
Je länger der Empfangsdraht ist, desto größer ist die An-
zahl der ihn gleichzeitig treffenden magnetischen Kraftlinien,
deren 'Vi^kungen sich addieren und eine um so kräftigere Beein-
flussung des Empfangsapparats erzeugen, je länger derEmpfangs-
draht ist.
Ein so empfindlicher Apparat der Fritter ist, so darf doch
zur Betätigung desselben die Intensität der Schwingungen im
Empfangsdraht nicht unter einen gewissen Betrag sinken. Da
nun aber bei den Übertragungen auf große Entfernungen die
Schwingungen, selbst wenn sie von den kräftigsten Sendeein-
richtungen ausgehen, nur sehr geschwächt ankommen können,
so sind Vorkehrungen nötig, welche gestatten, den Fritter an
der Grenze seiner Empfindlichkeit zu verwenden.
Abstimmung und Dämpfung. Die Grundbedingungen
zur Erreichung dieses Zieles sind:
1. Daß Sende- und Empfangsvorrichtung abgestimmt seien,
d. h. gleiche Schwingungszahlen aufweisen ;
2. daß die vom Sendedraht abgegebenen Schwingungen
so wenig als möglich gedämpft werden.
Was die erste Bedingung anlangt, so ist daran festzuhalten,
daß der Empfangsapparat einen Oszillator ähnlich dem Sende-
apparat darstellt. Sobald daher an ersterem ein elektrischer
Impuls ankommt, so werden sich in demselben elektrische
Schwingungen entwickeln, welche die Eigenperiode des Empfangs-
apparats aufweisen. Dasselbe wird bei jeder ankommenden
Welle eintreten und da sich die von den verschiedenen Wellen-
systemen hervorgerufenen Wirkungen addieren, so ist es nötig, daß
die ankommenden Wellen gleichen Rhythmus und dieselbe Periode
mit jenen haben, welche im Empfangsdraht entstehen, da sonst
die von den aufeinanderfolgenden Impulsen erregten Schwin-
gungen sich unregelmäßig übereinanderlagern und sich gegenseitig
schwächen, welche Erscheinung man bekanntlich mit dem
Namen der Interferenz der Wellen bezeichnet.
70 6. Kapitel.
Da jedoch die ankommenden Wellen die Periode des Sende-
apparats aufweisen, so ist es nötig, am die möglichst größte
Wirkung zu erzielen, daß die im Empfangsapparat erregten
Wellen die gleichen Perioden mit den ankommenden haben.
Genau derselbe Fall liegt vor, wenn man beispielsweise
eine große Glocke läuten will. Mit dem ersten Zug am Seil ist
kaum eine Bewegung der Glocke zu bemerken. Die Glocke
gerät jedoch bald mit ihrer eignen Schwingungszahl in Bewegung,
wenn der zweite Zug am Seil in dem Moment erfolgt, in welchem
die zweite Schwingung der Glocke beginnt, da sich die Wirkung
des zweiten Zuges zu jener des ersten addiert Wird nun jeder
folgende Zug am Seil in dem Augenblicke ausgeübt, in welchem
die Glocke eine neue Schwingung beginnt» so nimmt die
Schwingungsweite ständig zu, bis der Klöppel anschlägt und die
Glocke läutet In gegebener Zeit muß daher so oft an dem Seil
gezogen werden, als die Glocke in dieser Zeit Schwingungen
ausführt, d. h. die beiden Bewegungen müssen abgestinmit
sein. Aus demselben Grunde sind die Resonatoren von Hertz
am wirksamsten, wenn sie eine solche Länge aufweisen, daß
sie dieselbe Schwingungszahl wie die Erreger haben. Der er-
regende Oszillator und der empfangende stehen demnach in
einem ähnlichen Verhältnis^ wie es durch akustische Resonanz
gegeben ist, welches zur Bezeichnung Resonator die Veranlassung
gegeben hat.
Ein sehr anschaulicher Versuch, um die elektrische Resonanz
vorzuführen, wurde im Jahre 1894 von Lodge angegeben.
Die Belegungen zweier Leydener Flaschen Co Co ' (Fig. 44)
sind [vermittelst zweier metallischer Leitungen in Verbindung«
Der Stromkreis der Flasche Co hat unveränderliche Abmessungen,
während der Stromkreis von Co' in seinen Maßen dadurch] ge-
ändert wird, daß ein Querdraht T längs der parallelen Drähte 2,3
verschoben werden kann. Die Funkenstrecke der ersten Flasche
ist bei E jener der zweiten Jbei c. Werden die beiden Be-
legungen der Flasche Co vermittelst der Drähte i V mit einer
Elektrisiermaschine verbunden, so gehen lebhafte Funken, sowohl
bei E als bei e über, wenn T sich in solcher Stellung befindet,
daß. die beiden Stromkreise übereinstinmien. Verschiebt man
jedoch T in irgend einer Richtung nur um ein Geringes, so
werden die Funken bei e schwächer und hören bei einer größeren
Verschiebung vollkommen auf.
Bei diesem Versuch erregen die im Stromkreis der Flasche Co
erzeugten Schwingungen entsprechende Schwingungen im Strom
Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 71
kreis der Flasche Co'; yollkommenei Resonanz hat jedoch nur
dann statt, wenn die heiden Stromkreise gleiche Schwingungs-
zahlen aufweisen, d. h. wenn sie ahgestimmt oder in Resonanz sind.
Aach der in Fig. 35 dargestellte Apparat Lechers ist sehr
geeignet, das Prinzip der Resonanz zu veranschaulichen. Man
bemerkt deutlich, daß die Lichtstärke der Geislerschen Röhre,
welche am Ende der parallelen Drähte angelegt ist, am größten
ist, wenn der Querdraht eine bestimmte Stellung einninmit. In
dieser Stellung ist das zwischen Funkenstrecke und Querdraht
eingeschlossene System in vollkommener Resonanz mit dem vom
Querdraht und dem Ende gebildeten.
Verschiebt man den Querdraht nach rechts oder links, so
nimmt die Lichtstärke in der Röhre merklich ab zum Zeichen,
daß die Resonanz gestört ist. In der Tat nimmt die Schwingungs-
periode in dem System zu, welches durch die Verschiebung des
Querdrahts an Umfang gewinnt und umgekehrt, wodurch die
beiden Perioden ungleich werden.
Das Beispiel mit der Glocke ist auch imstande, die Wirkung
der Dämpfung zu veranschaulichen. In der Tat, wenn man mit
einer kleinen Kraft eine schwere Glocke in Schwingungen bringen
will, so muß man die Wirkung einer größeren Anzahl von auf-
einanderfolgenden Zügen ansammeln. Ähnlich muß im Fall der
elektrischen Wellen, wenn die Energie der einfallenden Wellen
gering ist, die Wirkung mehrerer aufeinanderfolgender Wellen
72 6. Kapitel.
eusammengefaßt werden , damit die Schwingungen deä Empr
fangsdrahts die zur Erregung des Empfängers erforderliche
Stärke erreichen.
Wenn der Erreger der Sendestation stark gedämpfte
Schwingungen beispielsweise nach Fig. 30 hervorbringt, so kann
eine solche Zusammenfassung nicht stattfinden, und die Wirkung
auf den Empfangsdraht bleibt auf die ersten wenigen Impulse
beschränkt. In solchem Falle ist es fast überflüssig, daß die
beiden Apparate abgestimmt sind, und der Fritter wird nur dann
erregt, wenn die dem Empfangsdraht von diesen wenigen Im-
pulsen zugeführte Energie groß ist, weshalb auch in diesejn
Falle nur geringe Entfernungen überwunden werden können.
Der Senderoszillator ist genau in diesem Falle. Aus direkten
Versuchen Tissots ergibt sich, daß zwischen einem und dem
anderen Punkte des Induktors nur drei rasch abnehmende
Schwingungen auftreten, nach welchen die Schwingung unwahr-
nehmbar wird. Um eine Eeihe von zahlreichen weitausladenden
Wellen nach Art der Fig. 32 zu erhalten, ist es daher nötig,
einen wenig gedämpften Oszillator zu benutzen.
Aus der Anwendung der eben besprochenen beiden Mittel
der Besonanz und der Verminderung der Dämpfung ergibt sich,
wenigstens theoretisch die Mögüchkeit, ein anderes wichtiges Er-
fordernis der drahtlosen Telegraphie, nämlich die Unabhängig-
keit der Stationen voneinander, daß nämlich eine Station A
mit irgendeiner Station B verkehren kann, ohne daß hierdurch
die Empfänger anderer Stationen beeinflußt würden, zu erreichen.
Es würde zu diesem Zweck genügen, daß jede Station sich einer
besonderen Schwingungszahl bediente, oder daß sie die Zahl der
entsandten Schwingungen je nach der Zahl, wie sie den ver-
schiedenen übrigen Stationen zugeordnet sind, verändern kann.
Man hätte damit den Fall des bekannten akustischen Versuchs
der Besonanz, in welchem eine Anzahl von Stimmgabeln ver-
schiedener Schwingungszahl auf einem Tische aufgestellt werden
und nach Belieben die eine oder andere dieser Stimmgabeln
betätigt werden kann, je nachdem man eine Gabel gleicher Note
mit der zu betätigenden anschlägt.
Leider besteht zwischen dem akustischen und dem ent-
sprechenden elektrischen Phänomen der Besonanz ein erheb-
licher Unterschied. In der akustischen Besonanz besteht ein
scharf ausgeprägtes Maximum der Übereinstimmung. Eine Stimm-
gabel antwortet auf die Schwingungen einer anderen nur dann,
wenn die Übereinstimmung vollkommen ist. Ein elektrischer
Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. TS
Osdllator dagegen antwortet auf die Schwingungen eineö anderea
zwar mit einem Funkenmaximum, wenn die Schwingungs-
perioden gleich flind, er antwortet jedoch auch, wenn auch
schwächer, wenn die Schwingungszahlen ziemlich verschieden,
sind. Genügt nur, wie erwähnt, die am Empfangsdraht an-
kommende Energiemenge, so wird der Fritter betätigt, gleich-
gültig, welches die Schwingungszahlen dos Sendeoszillators sind,,
infolge der Schwingungen, welche die Eigenperiode des Emp-
fangsdrahts aufweisen. Bei Oszillatoren mit vertikalen Drähteut
deren Wellenlängen dem Vierfachen der Drahtlänge entspricht^
genügt es zur Herstellung der Eesonanz, daß die beiden Drähte
gleich lang sind. In Wirklichkeit wurde auch der größte Teil
der Versuche mit Anordnungen ausgeführt, in welchen Sende-
draht und Empfangsdraht gleich lang waren. Doch ist mit
Oszillatoren dieser Art infolge der starken Dämpfung, wie er-
wähnt, auch die Abstimmung nur von geringer Wirkung.
Teilweise erreicht man eine Verminderung der Dämpfung-
durch Verlängerung der Drähte, da mit der Wellenlänge auch
die Dämpfung abnimmt, wie auch in der Akustik die Erscheinung-
besteht, daß die hohen Töne stärker gedämpft werden als die
tiefen. Die Aufgabe bietet jedoch erhebliche Schwierigkeiten,
insofern der Hauptgrund der Dämpfung bei den vertikalen
Drahtoszillatoren in der Ausstrahlung der großen Energiemenge
besteht und gerade diese nicht vermindert werden kann, da sie
nötig ist, um die zur Erregung der empfangenden Station erforder-
liche Energie in die Feme zu übertragen.
Oszillatoren mit verhältnismäßig geringer Dämpfung sind
z. B. die in sich selbst geschlossenen, wie sie in Fig. 31 dar-
gestellt sind. Da dieselben jedoch aus zwei benachbarten Teilen
bestehen, welche im entgegengesetzten Sinne schwingen, so ver
nichten sich deren Wirkungen in der Ferne. Da sie femer nur
eine geringe Fläche einschließen, ist auch das Volumen des an
der Schwingung beteiligten Nichtleiters klein, weshalb sie zwar
sehr andauernde Schwingungen, jedoch von geringerer strahlen-
der Kraft liefern. Insofeme daher die Erzielung geringer
Dämpfung und starker Strahlung sich bis zu einem gewissen
Grade widersprechen, mußte man zu einem gemischten System,
•wie es Fig. 45 zeigt, greifen.
Der Funkeninduktor steht mit einem in sich selbst ge-
schlossenen Oszillator, welcher einen Kondensator C enthält, in
Verbindung. Der Stromkreis des Oszillators wirkt auf den
Sendedraht A durch elektrodynamische Induktion. Damit letztere
74
6. Kapitel.
möglichst groß ausfalle, sind die beiden Stromkreise spiralförmig
gewunden, wie der primäre Draht und der Sekundftrdraht .einer
Induktlonsrolle einen sog. Transformator bildet.
Der Sendedraht strahlt frei in den Raum die Energie,
welche er vom Transformator erhält, und obzwar die Schwin
jungen gedämpft werden, so werden sie doch durch die an
haltenden Schwingungen des primären Oszillatorstromkreises PC
wieder aufgefrischt, so daß dieselbe Wirkung erzielt wird, wie
wenn die Schwingungen des Sendedrahts nur geringe Dämpfung
erführen.
Der Oszillator FC verliert mit jeder Schwingung die
Energie, welche er dem Sendedraht mitteilt, hat jedoch einen
für viele Schwingungen hinreichenden |Vorrat, wenn
der Kondensator C, welcher gewöhnlich aus einer
Batterie Leydener Flaschen besteht» eine genügende
Kapazität aufweist.
Eine unerläßliche Bedingung jedoch,
daß sich der Vorgang möglichst wirk-
sam abspielt, besteht darin, daß sich
die beiden Oszillatoren AS und PC in
Resonanz befinden, was verhältnismäßig
leicht zu erreichen ist, indem man die
Selbstinduktion von 8 und die Kapa-
zität von C entsprechend wählt.
Eine ähnliche Anordnung wurde für
den Empfangsdraht getroffen, welch
letztere durch Induktion auf den Strom-
aFig. 46. kreis des Fritters vermittelst eines
Transformators wirkt, welcher die
Potentialdifferenz an den Fritterelektroden erhöht. Damit jedoch
nach dem Prinzip der Resonanz die von dem Empfangsdraht
aufgenommenen Impulse sich addieren und auch die sich
addieren, welche der Empfangsdraht auf den Fritterstromkreis
abgibt,] ist es nötig, daß der Sendedraht dieselbe Schwingungs-
periode wie der Empfangsdraht habe, und daß letzterer dieselbe
Periode wie der Stromkreis des Fritters aufweist. Und da der
Sendedraht mit seinem Oszillator abgestimmt sein muß, so er«
gibt sich, daß zur Erziel ung allgemeiner Resonanz und der
größten Wirkung es notwendig ist, daß die beiden Drähte, der
Sendeoszillator und der Stromkreis [des Fritters, vollkommen
gleiche Schwingungszahl aufweisen.
Drahtlose Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen. 75
Um diese Übereinstimmung zu erreichen, wird in der
Sendestation die Zahl der Windungen von 8 entsprechend ver*
ttndert) um die Schwingungszahlen von Sende- und Empfangsdraht
in Übereinstimmung zu bringen^ und es wird die Kapazität
nötigenfalls verändert, um die Resonanz zwischen den beiden
Schwingungskreisen der Empfangsstation aufrecht zu erhalten.
Nicht alle Systeme der elektrischen Wellentelegraphie
gründen sich ausschließlich auf die eben besprochenen Prinzipien*
noch werden letztere in allen auf die gleiche Weise angewendet.
So wird beispielsweise in einem der verbreitetsten Systeme, dem
von Slaby-Arcoi der Sendedraht nicht durch Induktion in
Schwingungen versetzt, anderseits wird in dem ebenfalls viel-
fach angewendeten System Braun der Sende- bzw. [Empfangs-
draht nicht mit der Erde, sondern mit einem Kondensator ver-
bunden. Diese und andere Abweichungen werden bei der Be-
schreibung der einzelnen Systeme eingehender behandelt werden.
Einfluß des Tageslichtes. Eine ziemlich erhebliche
Schwierigkeit entsteht für die Übertragungen auf große Ent-
fernungen vermittelst elektrischer Wellen dadurch, daß das
Tageslicht eine schädliche Wirkung ausübt. Marconi bemerkte
diesen Einfluß bei Entfernungen welche 800 km über-
steigen. Als er auf der »Philadelphia« nach Amerika reiste,
wurden die von der Station Poldhu in England ausgehenden
Zeichen sowohl bei Tag als wie bei Nacht gleichgut erhalten,
bis das SchifE jene Entfernung von 800 km erreicht hatte. Jen-
seits dieser Entfernung kamen die Zeichen nach dem Aufgang
der Sonne immer schwächer an und wurden bei einer Ent-
fernung von 1100 km unwahrnehmbar, während in der Nacht
die Übermittelung bis auf 3300 km gelang.
Man könnte dieser schwächenden Wirkung des Tageslichtes
durch größeren Energieaufwand in der Sendestation begegnen,
doch scheint es bis jetzt noch nicht gelungen zu sein, während
des Tages Nachrichten über den Ozean zu befördern.
Marconi schreibt diesen schädlichen Einfluß der von vielen
Beobachtern festgestellten Tatsache zu, daß das Tageslicht die
negativ elektrisierten Körper zu [entladen sucht, infolgedessen
die Sendedrähte während jener Hälfte der Schwingungsperiode,
in welcher sie negativ geladen werden, teilweise entladen würden.
Lodge ist dagegen der Ansicht, daß eine stärkere Zer-
streuung der Energie der elektrischen Wellen während des Tages
längs ihres ganzen Verlaufes statthabe. Nach den neuesten
Ansichten und Versuchen über den Zusammenhang zwischen
76 7. Kapitel; :< :
eÜBktriscben und optischen Erscbeinungen himmt man an, daß
unter dem Einfloß der ultravioletten Sonnenstrahlen von den
in der Luft schwebenden materiellen Molekülen sich die sog.
Elektronen oder elektrischen Atome loslösen, deren Dasein die
Atmosphäre schwach leitend macht.
Die elektrischen Wellen, welche in dem Falle, daß die
Atmosphäre vollkommen isoliert, horizontal von der leitenden
Oberfläche des Meeres geführt, verlaufen würden, zerstreuen sich
nun, indem sie sich in einem teilweise leitenden Körper be-
finden, im Baume, indem sie schneller an Kraft abnehmen.
7. Kapitel.
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie.
Im folgenden Abschnitt soll nicht eine genaue Beschreibung
all der Apparate, welche bei der elektrischen Wellentelegraphie
Anwendung finden können und welche auch in anderen Nutz-
anwendungen der Elektrizität gebraucht werden, gegeben werden.
Von letzteren soll nur das angeführt werden, was zum Ver-
ständnis der Abänderungen nötig ist, welche diese Apparate für
den Gebrauch bei der elektrischen Wellentelegraphie erfahren
mußten.
Die eingehende Darstellung soll auf die ausschließlich für
die elektrische Wellentelegraphie dienenden Apparate Oszilla-
toren, Resonatoren, Wellenanzeiger etc. beschränkt bleiben.
Um eine gewisse Ordnung in der Beschreibung festzuhalten,
sollen die einzelnen Apparate in der Reihenfolge aufgeführt
werden, in welcher sie während einer Übertragung in Tätig-
keit kommen, daher zunächst die der Sendestation eigentüm-
lichen, dann die beiden Stationen gemeinsamen, dann die
der Empfangsstation eigentümlichen und endlich die, welche
in beiden Stationen vorkommen können, beschrieben werden
sollen.
Bei dieser Beschreibung werden wir uns, soweit möglich,
auf die Beschreibung der einzelnen Apparate beschränken und
deren Zusammenfügung bis zur Beschreibung der verschiedenen
Systeme vorbehalten.
\
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 77
BnergiequelleD*
Der zur Erregiing des Funkenindnktors nötige Strom kann
von einer elektrischen Zentrale oder an Ort und Stelle von
einer Batterie galvanischer Elemente oder Akkumulatoren geliefert
werden. In einzelnen Fällen kann man unmittelbar den Strom
einer Gleichstrom- oder Wechselstromdynamo benutzen.
Die direkte Verbindung einer Gleichstronmiaschine mit
dem Primärdraht des Funkeninduktors kann Unbequemlichkeiten
mit sich bringen, insofern auch der Primärdraht von hoch-
gespannten Strömungen durchflössen werden kann^ welche die
Isolation des Ankers der Dynamo gefährden können. AuJßerdem
kann die Übermittelung der Zeichen, welche ein abwechselndes
Schließen und Offnen des Primärstromkreises erfordert, heftige,
Schwankungen in der Beanspruchung der Dynamo und damit
Beschädigungen der letzteren verursachen.
An Bord von Schiffen jedoch, auf welchen ein ausgedehntes
Starkstromnetz sich befindet, kann man ohne erheblichere Un-
hequemlichkeit den Primärdraht in Abzweigung an das Leitungs-
netz unter Zwischenschaltung einös Begulierwiderstandes
anlegen.
Meistenteils empfiehlt es sich, Akkumulatoren von 50 oder
100 Amperestunden anzuwenden, welche entweder im Falle einer
vorübergehenden Anlage vermittelst galvanischer Elemente oder
besser aus einer kleinen elektrischen Kraftanlage mit Gas oder
Petroleummotor und einer Dynamo von 500 Watt Leistung ge-
laden werden können.
Bei den abgestimmten Systemen ist die zur Übertragung
erforderliche Energie so gering, daß man mit transportablen
Apparaten bis 30 km überwinden kann, ohne einer anderen
Stromquelle zu bedürfen, als sie in einer Batterie von Trocken-
elementen mitgeführt werden kann.
In den Übertragungen auf sehr große Entfernungen ist
jedoch das Mißverhältnis zwischen der auf der Sendestation
aufgewendeten und der an der Empfangsstation nutzbar ge-
machten Energie so groß, daß an ersterer verhältnismäßig
äußerst leistungsfähige Energiequellen angewendet werden
müssen. So wird die für die transatlantischen Übertragungen
bestimmte elektrische Arbeit in Poldhu von einem Motor von
31 Pferdekräften geliefert, welcher eine entsprechende Wechsel-
strommaschine betätigt. Noch kräftiger sind die in den trans-
atlantischen Stationen von Kap Breton und Kap Kod auf-
78 7. Kapitel.
gestellten Energiequellen, welche durch Wechselstrommaschinen
von 40 — 60 Kilowatt gebildet werden.
Berücksichtigt man die ungeheuer kurze Zeitspanne von
ungefähr 1 Millionstel Sekunde für Wellen von 300 m Wellen-
länge, in welcher die Energie einer jeden Schwingung aus-
gestrahlt wird, so berechnet sich die vom Sendeapparat im
Augenblicke abgegebene strahlende Ejnft auf mehrere Zehn-
tausende von Kilowatt.
Um eine Vorstellung von der außerordentlichen Gewalt
der Entladungen bei jedem Niederdrücken der Sendetasten zu
geben, vergleicht Parkin den Gebrauch der Marconiapparate in
Kap Breton mit kleinen künstlichen Gewittern, in welchen
die Blitze scheinbar über 1 cm Durchmesser haben und ein
derartiges Geräusch hervorbringen, daß sich die Umstehen-
den die Ohren mit Baumwolle verstopfen müssen. Über die
beim System Slaby-Arco für Übertragungen auf mittlere Ent-
fernungen verwendeten Energiemengen geben folgende Zahlen
Aufschluß. Bis auf 40 km wird ein Funkeninduktor bis zu
15 cm Funkenlänge mit Hammerunterbrecher verwendet Der
Erregerstrom wird von einer galvanischen Batterie von 16 Volt
Spannung geliefert, wobei die aufgewendete Arbeit zwischen 500
und 1000 Watt beträgt. Für Entfernungen bis zu 80 km wird
ein Funkeninduktor von 30 cm Funkenlänge, mit Quecksilber-
turbinenunterbrecher und direkt von einer Wechselstrommaschine
gespeist, verwendet. Der Arbeitsverbrauch beträgt unge&hr
1 Kilowatt. Für größere Entfernungen steigt letzterer auf 3 Kilo-
watt und darüber.
Taster.
Die Taster haben wie die gewöhnlichen Telegraphentaster
die Aufgabe, den Strom des Funkeninduktors zu unterbrechen,
und wieder herzustellen, derart, daß die Funken nicht ohne>
Unterbrechung aufeinander folgen, sondern in mehr oder minder
langen Abständen, welche den Strichen und Punkten des Morse-
alphabets entsprechen. Die Zeichen des letzteren sind folgende l
a • — h • • • • o — — —
b — •■• i •• p .— — .
d •— • • k — • •— • r • — •
ö . 1 • ■■» • • s • • •
f . . .mm^ . m — »— t *—
g — — . n — • u •• —
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie.
79
w —
1
2
3
4
5
6
7
8
9
oo
Im Gegensatz zum Telegraphentaster, welcher nnr yer-
hältnißmäßig schwache Ströme zu unterhrechen und wieder her-
zustellen hat, muß der Taster für die drahtlose Telegraphie für
Yiel stärkere Ströme eingerichtet sein. Er muß daher Kontakte
mit viel größeren Ober-
flächen aufweisen. a
Im Augenblick der
Stromunterbrechung ent-
stehen heftige Funken in-
folge der Selbstinduktion,
welche häufig vermieden
werden müssen. Zu die-
sem Zwecke wird ein
Kondensator K, welcher
die Unterbrechungsstelle
des Tasters überbrückt,
angelegt. Fig. 46.
Die Fig. 47 zeigt die
Bauart eines Tasters, wie
er von Marconi angewendet wird. Der Kontakt findet zwischen
Platin statt, und im Grundbrett ist der Kondensator K der Fig. 46
angebracht. Ferriö benutzte mit gutem Erfolge eine Anordnung
MA/WWW I .
AAAAAA ^ 1^1 L^M
c
.l.l,l,l.l.l.l.i.l.l.llhJ
Flg. 46.
Flg. 47.
nach Fig. 48, in welcher die Stromunterbrechung zwischen zwei
Kupferstücken, welche in ein Petroleumgefäß eintauchen, statt-
findet. Eine andere Anordnung, ebenfalls von Marconi benutzt,
zeigt die Fig. 49, welche jedoch nur dazu^dient, den Empfangs-
fO
7.
Fl^. 49.
draht mit dem Emp£uig8appfti«t so Teibinden, nicht aber als
Sender la arbeiten. T ist ein £bonitBtü<^ In der gezeichneten
Siellang steht der Sendediaht mit a und fibra- den Taster mit /
in Vcrbindong, von wo die Leitung sank Fritter führt Wenn
der Taster niedeigedrflckt wird, so wird der Kontakt xwischen a
und f anterbn>chen^ und der Strom der Quelle S dorchl&iift den
Pfimäidraht P des Fnnkenindoktors.
In den Anlagen fOr sehr grofie Entfemnugen, wie in der
Yon Poldhn, in welcher ein Strom von 2000 Volt Spannung und
20 — 25 Amp. su unter-
brechen ist, kann man
nicht direkt mit einem
Morsetaster arbeiten.
Die Sendevorrichtung
(Fig. 50) ist daher der-
art angeordnet, daß sie
eine Spule ü, deren
Reaktanz bei vollkom-
men eingetauchtem Eisenkern A^ den Erregerstrom vollkommen
dämpft, kurzschließt So oft daher der Taster niedeigedrückt wird,
wird der Transformator erregt und* damit der Fnnkenübergang
eingeleitet. Bei erhobenem Taster dagegen wird der Erreger-
strom durch die eingefügte Reaktanz gedrosselt, und die Funken
hören auf, ohne daß man
weiter auf die Stromabgabe
der Wechselstrommaschine
einzuwirken hätte.
In dem System des Oenie-
hauptmanns Giulio Cervera
Ba\'iera, welches im spani-
schen Heere benutzt wird,
werden zwei besondere Sendevorrichtungen verwendet Die eine
ähnelt der Tastervorrichtung an Schreibmaschinen. Indem der
Ebonitknopf, welcher den zu übertragenden Buchstaben aufge-
schrieben enthält, niedergedrückt wird, werden selbsttätig jene
Stromschlüsse und Stromunterbrechungen hervorgebracht, welche
die den betreffenden Buchstaben in der Morseschrift zugehörigen
Punkte und Striche ausmachen.
Vermittelst des anderen Tasters unterdrückt Cervera den
TJnterbrechungsfunken vollkommen. Dies geschieht dadurch,
daß von den beiden Punkten, zwischen welchen die Stromunterf
Apparat« fflr die elektrische Wellentelegraphie. 81
brechang stattfindet, der eine direkt, der andere Qbei einen Kon-
densator an Erde gelegt ist.
In Fig. 61 ist eine Bendevoirichtnng dargestellt, wie sie in
dem System der drahtlosen Telegraptiie von Popoff-Dticretet An-
wendung findet Die Btromnnt«rbrechungen finden Ewischen
ewei in Petroleum oder VaaelinOl eintancbenden EupferstBcken
statt. Das Olgefäfi L ist swischen den beiden voneinander
isolierten Stlnlen CC angebracht. C ist mit dem oberen Knpfer-
etfick T vermittelst eines biegsamen Drahtes verbunden, während
die andere Sftale mit dem unteren Kupferstock in Verbindung
steht. I>er Eontakt wird hergestellt, indem auf den Ebonit-
knopf M gedrückt wird, während
die Unterbrechnng durch eine
Feder bewiifet wird, welche das
obere KupferstOck bei Aufhören
des Dmckea auf M wieder nach
oben führt
Fesaenden l>enutzt in sei-
nem System der elektrischen
Wellentelegraphie eine Sende Vor-
richtung, welche statt einen
Stromkreis zu Offnen und zu
schließen die Resonanz üwischen
dem Sender und Empfangsdraht
henitellt oder vernichtet, wah-
rend die Erregervorrichtung un-
unterbrochen in Tätigkeit ist Der
von Fessendeu benutzte Taster
(Fig. 52) hat die Anordnung eines ^^ ^j
gewOhnlichenTelegraphentasters.
Unterhalb dieses befindet sich eine lange rechteckige Kassette,
in welcher sich Ol befindet, in dem parallel gespannte Metall-
drtthte eingetaucht sind. Diese Drähte sind zu je zweien in
Verbindung mit beweglichen Kontakten, welche an ihrem unteren
Teile kleine Rädchen tragen, in deren Bandrillen die unterliegen-
den Drtthte eingreifen, und welche längs dieser Drflht« verschoben
werden können.
Das Niederdrücken des Tasters bewirkt vermittelst eines
Winkelhebele die seitliche Verschiebnng von Metallansätzen,
welche nach und nach die parallelen Drfthte berühren und in
den Stromkreis des Oszillators die Kapazität und Selbstinduktion
je eines Drahtpaares einschalten. Diese Kapazitäten und Selbst-
KBiEotto, Tfllegraphle ohne Draht. 6
82
7. Kapitel.
induktionen sind von Drahtpaar zu Drahtpaar verschieden in-
folge der verschiedenen Stellungen, welche die beweglichen Kon-
takte auf den einzelnen Drahtbahnen einnehmen.
Mit einem einzigen Niederdrücken des Tasters werden
daher so viel verschiedene Akkorde erzielt, als Metallstdcke von
dem Taster bewegt werden und wenn eine der so erzeugten Schwin-
gungszahlen mit der Schwingungszahl jener Station, für welche
die Nachricht bestimmt ist, übereinstimmt, so wird letztere die
Zeichen erhalten, und es ist leicht die Schwingungszahl^zu
ändern, wenn Grund zu der Annahme vorhanden ist, daß die
-^ [=D
Fig. 52.
Zeichen von einer anderen Station aufgefangen werden. Offenbar
können die Zeichen übermittelt werden, sowohl indem im ge-
wollten Augenblick die Resonanz zu den beiden Stationen her-
gestellt oder die bestehende Resonanz gestört wird.
Selbsttätige Sende vor rieh tun gen. Auch für die
drahtlose Telegraphie wurden statt der von Hand zu betätigen-
den Sender selbsttätige Sendevorrichtungen angewendet. Die
Anordnung ist ganz ähnlich jener, wie sie bei den Wheatstone-
Apparaten im Gebrauche ist. Ein Papierstreifen wird mit fort-
laufenden Löchern in solchen Abständen, wie sie den zu über-
mittelnden Morsezeichen entsprechen, durchbohrt. Dieser Streifen
durchläuft einen zweiten Apparat, in welchem der Vorübergang
eines Loches an einem feststehenden Körper abwechselnd Strom-
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 83
Schlüsse und Stromunterbrechungen des Erregerstroms hervor-
bringt. Infolgedessen wird die Funkenentsendung in solchen
Zeitabständen unterbrochen, wie c*die zu übermittelnden Morse-
buchstaben erfordern.
Funkeninduktoren und Unterbrecher«
Fonkeninduktoren.
Die Funkeninduktoren haben den Zweck, die Ströme
niedriger Spannung, wie sie von der Stromquelle geliefert wer-
den, in Ströme von hoher Spannung, die imstande sind, den
Funkenübergang zwischen den Kugeln des Oszillators und da-
mit die Ausstrahlung der elektrischen Wellen zu bewirken, zu
übersetzen. In Wirklichkeit wären auch die Funken einer elektro-
statischen Maschine wie die von Holtz, Wimshurst usw. imstande,
den Oszillator zu erregen, und viele Untersuchungen über elek-
trische Wellen wurden in der Tat mit Elektrisiermaschinen an-
gestellt. In der Praxis der drahtlosen Telegraphie jedoch werden
vorzugsweise Induktionsspulen, welche sicherer arbeiten und
leicht reguliert werden können, verwendet. In den Apparaten,
in welchen der Funke unmittelbar am Sendedraht hervorgebracht
wird, hat man, da die Kapazität des letzteren verhältnismäßig
klein ist, kein anderes Mittel, um die entsandte Energie zu ver-
mehren, als die Erhöhung der Spannung, d. h. die Vergrößerung
der Induktionsspule. Die Vergrößerung der letzteren aber wird
durch die. Schwierigkeit, die Isolation bei hohen Spannungen in
der Spule aufrecht zu erhalten, beschränkt.
Dagegen kann in den Apparaten, in welchen der Sende-
draht durch Induktion erregt wird, die Kapazität des Oszillator-
stromkreises beliebig vergrößert werden, indem man die Kapazität
des eingeschalteten Kondensators vermehrt. Man greift daher
bei den Stationen für die Übertragung auf sehr weite Entfernungen
zu den Transformatoren für hohe Spannungen, welche von
Wechselströmen gespeist werden. In den meisten Anlagen jedoch
werden InduktionsroUen angewendet.
Der Funkeninduktor von Ruhmkorff besteht im
wesentlichen aus zwei isoliert übereinander gewickelten Draht-
spulen. Die innere Spule ist aus kurzem, dicken Draht und
bildet einen Teil des primären Stromkreises, welcher von dem
Strom der Stromquelle durchflössen wird. Die äußere Spule ent-
hält zahlreiche Windungen sehr dünnen Drahts und bildet einen
Teil des sekundären oder induzierten Stromkreises, dessen Enden
6*
M 1. Kapital.
£u den Engeln des Oszillators, zwisdien welchen die Funken
übergehen Bollen, geführt sind. Im Innern der Spole befindet
sich ein Bündel aus DrfthteJ von weichem Eisen (Fig. 63). Bei
grauen Funkenindoktoren besteht der induzierte Stromkreis »us
mehreren nebeneinander gesetzten Spulen, ho daß im Falle einer
Beschädigung nur die beschlldigte Spule ausgetauscht zu werden
braucht.
Da die Induktionsströme nur im AugenbUcke des Strom-
schlnsses und der StromCSaung im induzierenden Stromkreis
stattfinden, so sind zum Schließen und Offnen dieses Strom-
kreises besondere Unterbrecher erforderlich. Info^ der Induktion
Fig. 63.
von einer Windung auf die andere entstehen jedoch auch im
induzierenden Stromkreis Ströme von hoher Spannnng, welche
zur Funkenbildung an der Unterbrechungsstelle Veranlassung
geben. Da diese Funken bei dem Gebrauch der Apparate
mancherlei Störung bewirken, versucht man sie auf verschiedene
Weise zd vermeiden, beispielsweise durch Anwendung von
Kondensatoren nach Fig. 46.
Gewöhnlich gibt man die Leistungsfähigkeit eines Funken-
induktors durch die Länge ' des Funkens , welche er erzeugen
kann, an. Es werden gegenwärtig Funkenindukt«ren mit einer
FuokenlSnge von 40 bis 50 cm und darüber gebaut. Zur Ver-
größerung der Funkenlange kann man auch mehrere Induk-
toren derart verwenden, daß man die primären Drähte parallel
Apparate für die elektriscbe Wellen telegraphie. 85
nnil die sekundären in Keitie hintereinander achalteL Alle Aus-
fflbrungsformen von Funkeninduttoren können znr elektriechen
Wellentel^raphie verwendet werden, insofern
sie gestatten, d&O ein Pol der eeknndären Wick-
Itini; an Erde gelegt wird, venn man die An-
ordnung der direkten Verwendung des Funkens
benutzt Die I^nge der Fnnken, welche durch
einen Funkeninduktor unter gewöhnlichen Ver-
hältnissen erhielt wird, gibt jedoch keinen An-
haltspunkt, um die größere oder kleinere Brauch-
barkeit für die Zwecke der elektriBchen Wellen-
telegniphie zn beurteilen. Manche Konetrok-
Uonen, welcbe ohne Sendedraht und ohne Erd-
yerbindung bis zu 46 cm Funkenlänge ergeben,
geben mit einem Sendedraht von 30 m und mit
ErdverbinduE^ niclit mehr ala 2 bis 8 cm Fun-
kenlänge oder noch weniger bei Anwendung von
Kondenaatoren. Andere Konstniktionen d^egen,
welche im ersten Falle nnr 80 cm Funken geben,
geben im zweiten noch 5 bis 6 cm bei gleichem
Energieverbrauch im primären Stromkreis.
Gewöhnlich wird die Achse der Spulen wag- pj^ g,
recht angeordnet, wenn es auch Ausführungen
mit senkrechter Achse, Fig. 54, gibt zu dem Zweck, die Apparat«
bequemer anwenden au können. Man kann sich Ton der Ver-
vollkommnung im Bau der Funkeninduk-
toren, welcbe bis jetzt fast ausschließUch
tOr wiesenschafUiche Zwecke verwendet
worden, noch viel versprechen, nachdem
eine aus^ebige induetrielle Anwendung durch
die elektrische Wellentelegraphie gegeben
ist, anderseits der Hutseffekt dieser Apparate
kaum noch 20 "/o Oberechreitet.
EinpoligerTransformator. Der
sog. einpolige Transformator von Wydts und
de Rochefort, welcher insbesondere in den
französischen Anli^n für elektrische Wellen-
telegraphie in ansgedehnt«r Verwendung
steht, ist in flg. 55 dargeBt«llt. Er besteht p, ^
aus einem Primärdraht von zwei Lagen,
welcher auf einem Kern von weichen Eisendräht«n aufgewickelt
and von einer isolierenden Röhre umschlossen ist. Der Sekundär-
86 7. Kapitel.
draht besteht aus kurzem und dickem Draht, welcher, in einer
oder zwei Spulen aufgewickelt, nur einen kleinen mittleren Teil
der Kemlänge einnimmt.
Der Draht ist derart aufgewickelt, daß das dem Kern be-
nachbarte der beiden Enden eine sehr niedrige Spannung auf-
weist, während das andere eine sehr hohe Spannung zeigt. Die
Spule ist in ein Isoliermittel eingetaucht, welches durch Auf-
lösung von Paraffin in heißem Petroleum gewonnen wird. Bei
der Schaltung mit direkter Verbindung der Funkenstrecke mit
dem Sendedraht ist das Ende des Sekundärdrahts von niedriger
Spannung mit der Erde verbunden, so daß die Länge des
Funkens durch die Erdverbindung nicht beeinträchtigt wird, wie
dies bei einem gewöhnlichen Funkeninduktor der Fall ist.
Tissot soll mit einem Funkeninduktor dieser Art Nach-
richten auf 65 km Entfernungen übermittelt haben, während mit
einem Induktor gewöhnlicher Anordnung und gleicher Funken-
länge 35 km nicht tiberschritten werden konnten.
Unterbrecher.
Die in der drahtlosen Telegraphie angewendeten Unter-
brecher müssen von einfacher Anordnung sein und regelmäßig
und dauernd ohne Störungen arbeiten. Diese Anforderungen
machen verschiedene Anordnungen, welche für Laboratoriums-
zwecke manche Anwendung finden, für den Gebrauch für die
elektrische Wellentelegraphie un verwendbar.
Vor allem müssen die Unterbrechungen sehr rasch vor
sich gehen, da infolge der raschen Dämpfung der Schwingungen
zwischen einem Funken und dem anderen ein gewisser Zeit-
raum besteht, in welchem die Schwingungen ausgelöscht sind,
und welcher so kurz wie möglich gemacht werden muß. Wenn
diese Zeiträume zu lange sind, so hat der Empfangsapparat Zeit,
zwischen zwei aufeinanderfolgenden Schwingungen in die Ruhe-
lage zurückzukehren, wodurch statt einer fortlaufenden Linie
eine Reihe von Punkten übertragen wird. Es werden daher
Unterbrecher mit trockenen Kontakten und Turbinenunterbrecher
vorzugsweise angewendet.
Wenn der Funkeninduktor statt von einem Gleichstrom
von einem Wechselstrom gespeist wird, so ist offenbar kein
Unterbrecher nötig. Die Fig. 56, 57 und 60 zeigen scheraatisch
die drei Hauptunterbrechertypen, den Hammerunterbrecher mit
trockenen Kontakten, den Quecksilberunterbrecher und den
Turbinenunterbrecher. In allen drei Figuren ist nur der um
Apparate för die elektrische Welientelegraphie.
87
ein Eisendrahtbündel gewundene primäre Draht h' als geschlossene
Stromhahn gezeichnet. In allen drei Fällen ist das Ende des
Primärdrahts direkt mit einem Pol der Elektrizitätsquelle S ver-
bunden. Das andere Ende geht zum anderen Elektrizitätspol
unter Zwischenschaltung des Unterbrechers.
Unterbrecher mit trockenem Kontakt. Die in
Fig. 56 dargestellte Anordnung besteht aus einem Elektromag-
net &, einer Batterie S und der Schraube K, welche eine Feder
berührt, deren Ende den. Eisenanker h trägt. Letzterer steht
der Spule mit Weicheisenkern b gegenüber. In der Ruhelage
besteht Kontakt zwischen der Schraube K und der Feder. Wird
der Strom geschlossen, so wird der Eisenkern kräftig magneti-
siert, letzterer zieht den Anker an, die Feder entfernt sich
von der Schraube K, wodurch der Strom unterbrochen wird.
hO/\^
^
' d
s
FTg. 66.
Mit Aufhören des Stromes wird der Eisenkern wieder unmag-
netisch , läßt den Anker h los und die in die Ursprungslage
zurückkehrende Feder stellt den Kontakt in K wieder her. Der
Strom ist von neuem geschlossen .und wird durch erneute Anker-
anziehung wieder unterbrochen, worauf der Anker in die Ruhe-
lage zurückkehrt, um das Spiel von neuem zu beginnen.
Quecksilber Unterbrecher. In dem Fig. 57 dargestell-
ten Unterbrecher taucht das eine Ende eines Winkelhebels h aus
Metall in das Quecksilbergefäß K, während das andere Ende
einen Eisenanker trägt. Wird der Strom der Batterie S über
dem Elektromagnet b geschlossen, so wird der Anker angezogen
und das andere Ende des Hebels verläßt das Quecksilber. Da
der Strom von der Elektrizitätsquelle über das Quecksilber und
den Drehpunkt des Winkelhebels h, über den Elektromagnet b und
den Primärdraht der Induktionsspule führt, so wird er durch die
Ankeranziehung und das Emportauchen des einen Arms des Winkel-
hebels aus dem Quecksilber unterbrochen. Durch die Unter-
brechung fällt der Winkelhebel in seine Ruhelage zurück und
das bozOgUche Ende tancht wieder in dae Quecksilber, den
Strom von neuem herstellend. Der wiederhergeatellte Sljoin
nebt den Anker neuerdings tui, wodurch eine erneute Unter-
brechung dee Strome, der neue ROckgang des Ankere and damit
der Wiederbeginn dee Bpiele veranlaßt wird.
Bei einigen Bauarten diener Unterbrecherkon stroktion wird
die Bewegung der in dae Quecksilber eintaachenden Unter-
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie.
89
brecherspitze, unabhängig vom Primärstrom, von einem kleinen
elektrischen Motor, welcher den eintauchenden Körper auf und
ab bewegt, hervorgerufen. Man kann hierdurch die Anzahl der
Stromunterbrechungen nach Belieben wählen. Fig. 58 zeigt einen
derartigen Unterbrecher nach der Bauart Ducretet Das die
Unterbrechungen ausführende Metallstück T wird von einem
auf der Säule P angebrachten kleinen elektrischen Motor, dessen
Geschwindigkeit durch einen Regnlierwiderstand auf 600 bis
800 Unterbrechungen in der Minute eingestellt werden kann,
auf und ab bewegt
Der Unterbrecher Lodge-Muirhead. In dem System
der drahtlosen Telegraphie von Lodge-Muirhead wird ein Unter-
brecher nach Fig. 59 angewandt.
Der Apparat besteht aus einem gewöhnlichen Quecksilber-
unterbrecher, welcher statt von einem von zwei in Beihe ge
Fig. 59
schalteten Elektromagneten betätigt wird. Der erste dieser Elek-
tromagneten J wirkt wie ein gewöhnlicher Klingelunterbrecher.
Der bewegliche Arm schwingt auf und ab und schließt dabei den
Stromkreis des zweiten Elektromagneten K, an dessen Anker eine
in Quecksilber eintauchende Spitze angebracht ist. Diese Anord-
nung soll eine regelmäßigere Funkenfolge als der gewöhnliche
Quecksilberunterbrecher geben.
Turbinen Unterbrecher.
In dem Turbinenunterbrecher,
wie er Fig. 60 dargestellt ist, ist
der freie Draht der primären
Wicklung der Induktionsspule b
mit einem Metallring m ver-
bunden. Letzterer ist mit Fen-
stern versehen und befindet sich
in dem zylindrischen Gefäß g,
dessen Boden mit Quecksilber
bedeckt ist. In das Quecksilber taucht die Turbine /, welche mit
großer Geschwindigkeit um ihre senkrechte Achse gedreht wird.
Fig. 60.
90 T. Kapitel.
Sie besteht ans einer Röhre, welche mit ihrem unteren Teil ine
Queckeilber taucht und eich im oberen Teil im rechten Winkel dem
Ringe zuwendet. Die Umdrehung bewirkt, daß das Quecksilber in
der Röhre k aufsteigt und als Strahl aus dem oberen Röhrenende
gegen den Ring geschleudert wird. Da das Quecksilber mit dem
andern Pol der ElekCriütStaquelle verbunden ist, so ist der Strom
über die Frim&rrolle des Funkeninduktors gescblossen so oft
der Quecksilberstrahl anf die Metallwände des Ringes trifft.
Er wird jedoch unterbrochen, sobald der Strabl auf ein Fenster
trifft. Durch geeignete Wahl der Zahl der Fenster und der
Umdrehungsgeschwindigkeit können bis zu 1000 Unterbrechungen
in der Sekunde erreicht werden.
In den beiden letzterwähnten Anordnungen des Unter-
brechers wird das Quecksilber mit einer Schicht isolierender
Flüssigkeit, Alkohol, Vaselinöl etc., bedeckt, wodurch die Oxy-
dation und Verdampfung des Quecksilbers durch den Unter-
brecherfunken verhindert wird, anderseits die Unterbrechung
des Stromkreises sich plötzlicher gestaltet. Fig. 61 zeigt die
»ußere Gestalt, Fig. 62 die innere Einrichtung des von der
Allgemeinen Elektrizitä tage Seilschaft in Berlin gebauten Queck-
silberunterbrechers.
Apparate für die elektrische Welleatelegraphie. 91
Unterbrecher Wehnelt. Auf einem durchaus anderen
Prinrip beruht der elektrolytiache Unterbrecher Wehnelt, wie er
schematiacb in Fig. 63 dargestellt iet. Die Kathode besteht aus
der Bleiplatte p, die Anode aus einem Platindraht k, welcher
AUS dem unteren Ende einer Glaaröbre a in eine Schwefelsäm«-
'////////////l
löBung taucht. Die beiden Elektroden sind mit dem Primärdraht
des Funke ninduitors 6, und mit einer Batterie 8 von wenigetene
20 Akkumulatoren verbunden. Sobald der Strom geBchloBeen
wird, erhitzt sich der Platindraht, wenn der Strom genügend stark
ist, das anliegende Wasser verdampft, und es bildet sich zwischen
der Flüssigkeit und der
Elektrode eine nichtlei-
tende Gaasohicht, welche
den Strom unterbricht.
Durch Aufhören des Stro-
mes wird die Platinspitze
wieder abgekühlt, die
Flüssigkeit kommt von
neuem in Berührung mit
dem Platin, der Strom setzt
von neuem ein, und eine
gleiche Folge von Stromunterbrechungen
wiederholt die Erscheinung.
Mit diesem Apparat können mehrere Hunderte von Unter-
brechungen in der Sekunde hervorgebracht werden. Für die
Zwecke der elektrische» Wellentelegraphie bietet diese Form des
Unterbrechers jedoch geringe Vorteile.
Plg. S3.
und StromschlUssen
92 T. Kapitel.
Unterbrecher Cooper-Hewitt. Die TOn Cooper-
Hewitt benUhrende elektrische QaecksUberlampe kann, wie wir
später sehen werden, anch als Unterbrecher verwendet werden.
Umwandle r. Der Gebrauch der Q>iecksilbeninterbTecher
bietet eine Reihe von Bchwieri^eiten, wenn es eich um die An-
wendung bedeutender StromslArken
handelt. InsolchenFällenziehtmandie
Verwendnng von Wechselströmen, sei
es aus WecbBelBtrommaBchinen, sei
es durch Umformung vort
Gleichströmen in Wecbsel-
ströme vermittelst beson-
derer Umwandler, vor. Die
Fig. 64 zei^ scbematdsch den
Umwandler Grisson, wie er
in einigen Anlagen nach
dem System Slaby-Areo an-
gewendet iet. Die primfire
Wicklung des Induktors
weist auBer den beiden
Endklemmen tt die Klem-
men P, P, P, auf; der
Gleichstrom durchfließt
durch einen Kommutator
zuerst die Windungen der
Spule P, P, and dann
die Windnngen der swei-
ten Spule P, P,. Die
beiden Spulen haben
einen gemeinsamen
Eisenkern und mag-
netäaieren letzteren
im entgegengesetzten
Sinne derart, daA,
wenn der Strom P, P,
durchfließt, in P, P,
moMm
Flg. 64. em<
motorische Kraft er-
regt wird, welche den in derselben fließenden Strom nahezu auf
Null berabdrflckt. Zu gleicher Zeit wird der erste Stromkreis nntei^
brechen und der Strom in P, P, erreicht sein Maximum, usw.
Um die selbsttätige Schließung und OtTnung der beiden Strom-
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 93
kreise za erreichen, werden die beiden Kommutatoren, üi und Z7,
welche voneinander elektrisch isoliert sind und auf einer gemein-
samen Achse sitzen, verwendet. Jeder dieser Kommutatoren
ist elektrisch mit einem Ring verbunden, an welchem vermittelst
Schleif stücken die Drähte Bi und B^ anliegen. Ein gemeinsames
Schleifstück kommt abwechselnd mit den Segmenten auf Z7, und
dann mit den Segmenten auf CT, in Berührung. Die beiden Kom-
mutatoren und die zugehörigen Schleifstücke werden von einem
kleinen Elektromotor in Umdrehung gebracht. Der Strom des
ümwandlers wird auf diese Weise zum Wechselstrom, dessen
Wellenform innerhalb weiter Grenzen geändert werden kann.
Die Wechselzahl kann leicht zwischen 50 und 100 vollen
Wechseln in der Sekunde variiert werden, und da der Strom,
während er den höchsten Wert erreicht, nicht unterbrochen
wird, so ist die Funkenbildung sehr gering, wodurch es möglich
wird, den Funkeninduktor mit sehr starken Strömen zu speisen.
Erreger und Ossillator.
Mit Erreger soll derjenige Teil der Apparate für die draht-
lose Telegraphie bezeichnet werden, in welchem die die elek-
trischen Schwingungen hervorbringenden Funken in dem System
hervorgebracht werden, welches dann direkt oder vermittelst
Um Wandler die Schwingungen in den Raum ausstrahlen soll.
Anderseits soll der Name Oszillator jenem mit dem Erreger
verbundenen Apparat vorbehalten bleiben, welcher an den elek-
trischen Schwingungen teilnimmt, und welcher infolge der physi-
kalischen Konstanten, der Kapazität und der Selbstinduktion
des Apparats die Schwingungszahlen selbst bestimmt.
Die Oszillatoren werden eingehender bei der Beschreibung
der einzelnen Systeme behandelt werden.
Der Erreger besteht im allgemeinen aus zwei Metallkugeln,
welche mit den übrigen Teilen des Oszillators, d. h. dem Sende-
draht, der Erde, den Umwandlern, den Kondensatoren etc., in
den verschiedenen Systemen verbunden sind. An diese beiden
Kugeln schließen sich die Enden des Funkeninduktors oder des
die Schwingungen speisenden Ümwandlers an. In dem Urtypus
von Hertz, Fig. 28, besteht der Erreger aus den beiden Kugeln bb'
und der Oszillator aus dem ganzen System Abb' Ä'.
Bei der Hervorbringung elektrischer Wellen für die wissen-
schaftliche Untersuchung war man darauf gekommen, daß der
Zustand des Erregers eine entscheidende Bedeutung für die
Regelmäßigkeit der erzeugten Schwingungen hatte, und daß es
94
7. Kapitel.
zur Erzielung Bolcher Regelmäßigkeit notwendig war, die Kugeln
häufig von der Oxydschicht, welche sich durch den Funken-
übergang bildet, zu reinigen. Um dieser lästigen Notwendigkeit
zu entgehen, schlugen Sarasin und De La Rive vor, die Funken-
strecke in eine isolierende Flüssigkeit zu verlegen, welcher Aus-
weg auch in den Anfängen der drahtlosen Telegraphie betreten
wurde.
Wenn der Funke in die Luft übergeht und bedeutende
Energiemengen im Spiele sind, so tritt das Bestreben auf, daß-
sich zwischen den Polen ein elektrischer Lichtbogen bildet^
welcher dadurch, daß er den Stromkreis dauernd schließt, nicht
nur die Entwicklung der elektrischen Schwingungen hindern^
sondern auch die Apparate gefährden würde. Um die Bildung
des Funkens zu verhindern, wird der Funke ausgeblasen oder
die Funkenstrecke zwischen dem Pol eines Elektromagnets an-
geordnet, welch letzterer das Ausblasen des Funkens besorgt.
Fig. 65.
Der Hertzsche Oszillator erfuhr seitens der einzelnen.
Forscher verschiedene Abänderungen, welche hauptsächlich sich
darauf richteten, eine möglichst geringe Wellenlänge zu erzielen.
Eine der erfolgreichsten Formen ist die von Righi angegebene.
Der Oszillator Righi-Marconi. Der Oszillator Righi
in der Form, wie ihn Marconi in seinen ersten Versuchen der
elektrischen Wellentelegraphie verwendete, ist in Fig. 65 dar-
gestellt. Jedes der Kugelpaare d e ist in einer kurzen Ebonit-
röhre d2 untergebracht, welche in einer größeren Röhre d3 ver-
schoben werden kann. Jede Kugel dd ist mit dem Metallstück
d5 verbunden, welches zum Anlegen des äußeren Stromkreises
und zur Regelung des Abstandes zwischen den Kugeln e e dient.
Zu diesem Zweck ist das Metallstück dJ 5 mit der Kugel d mit einem
Kugelgelenk verbunden, welches gestattet, das Metallstück (i 5 zu
drehen, ohne daß sich damit auch die Kugel d dreht. Die
MetaUstücke d5 sind mit Gewinde versehen und durchdringen
eine Schraubenmutter im Deckel dd, so daß, wenn man die
Endknöpfe dreht, die Röhren d2 sich verschieben, wodurch so-
wohl die Stellung der Kugeln cc in der Röhre d3 als auch der
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 95
Abstand zwischen ihnen reguliert werden kann. Der zwischen
den Kugeln ee eingeschlossene Raum d6 wird von der äußeren
Eöhre umschlossen und bildet einen Behälter, in welchem sich
Yaselinöl befindet.
Der Apparat geht auch unter dem Namen eines Oszillators
mit drei Funken. Die Kugeln ddy welche den Erreger bilden^
werden mit dem Fünkeninduktor verbunden. Die beiden Funken,
welche zwischen d und e übergehen, bestimmen die elektrischen
Schwingungen in den Kugeln e, zwischen welchen ein dritter
Funke überspringt.
In der Folge verließ man den Gebrauch der Olzwischen-
Schicht zwischen den Kugeln e e, weil man beobachtete, daß sich
bei den gewaltigen Entladungen, die für die elektrische Wellen-
telegraphie nötig sind, das Ol teilweise zersetzte und Kohlen-
partikelchen ausschied, welche die Isolierfähigkeit der Flüssig-
keit verminderten, weshalb man zu den trockenen Kugeln zurück-
kehrte.
Die Oszillatoren mit Kugeln entsenden nur Wellen von
kleiner Länge, beispielsweise von 25 cm bei Kugeln von 10 cm
Durchmesser, welche geeignet sind, von zylindrischen Spiegeln
bescheidener Abmessungen zurückgeworfen zu werden. Solche
Oszillatoren wurden in der Tat benutzt, um den Wellen eine be-
stinmite Richtung zu geben.
Die Kugeln dd wurden in der Folge von Marconi einer-
seits mit dem Sendedraht, anderseits mit der Erde verbunden.
Hierdurch wurde die Wellenlänge in der Art vergrößert, daß die
Anwendung von Spiegeln ausgeschlossen war.
Oszillator Tissot. Der Schiffsleutnant Tissot, welcher
systematische Untersuchungen über die Telegraphie mittelst
Hertzscher Wellen angestellt hat, bevorzugt für kleinere Ent-
fernungen die Verbindung einer der beiden mittleren Kugeln
mit dem Sendedraht, während die andere an Erde liegt, und die
beiden äußeren mit dem Funkeninduktor in Verbindung stehen.
Diese Anordnung rechtfertigt sich durch den Umstand, daß die
äußeren Kugeln nur zur Ladung der mittleren dienen, zwischen
welch letzteren allein die oszillatorische Entladung stattfindet.
Sie hat femer den Vorteil, die Symmetrie des Funkeninduktors
nicht zu stören.
Tissot hat vergleichende Versuche angestellt, um zu er-
mitteln, ob die Anzahl und der Durchmesser der Kugeln des
Erregers Einfluß auf die Übertragung haben und gefunden,
daß dies nicht der Fall ist. Erreger mit vier, drei und zwei
96 7. Kapitel.
Kugeln ergaben gleichmäßig gute Wirkungen. Für nicht sehr
große Entfernungen zieht der erwähnte Autor jedoch die oben
beschriebene Anordnung mit vier Kugeln vor.
Erreger Buhmkorff. Im allgemeinen wurde [jedoch
auch der Gebrauch der vier Kugeln verlassen und auf die Er-
regerformen mit einem einzigen Funken zurückgegangen. Man
benutzt nunmehr einfach den Buhmkorffschen Funkeninduktor
mit Erregem, welche aus zwei Metallstangen bestehen die, inner-
halb zweier isolierter und mit den Enden der Entwicklung des
Funkeninduktors in Verbindung stehenden Metallringen ver-
schoben werden können. Die beiden Stangen tragen an ihren
Enden zwei gegenüberstehende massive Messingkugeln, an den
äußeren Enden zwei Handgriffe aus isolierendem Material, ver-
mittelst welcher sie einander genähert oder voneinander entfernt
werden können. Von denselben Metallringen zweigen die Drähte
ab, welche die Kugeln des Erregers einerseits mit dem Erd-
boden, anderseits mit dem Sendedraht verbinden.
In den abgestimmten Oszillatoren besteht der Erreger aus
zwei Metallkugeln, welche mit den Enden des Stromkreises in
Verbindung stehen, welcher den Kondensator und die Selbst-
induktionsspule enthalten (Fig. 45).
Erreger Armstrong und Orling. Armstrong und
Orling schlugen einen Erreger aus Hohlkugeln in Ol getaucht
vor, in welche metallische Kugeln eingeführt werden können,
um nach der Meinung der Erfinder die Schwingungsperiode
verändern und mit jener eines gegebenen Empfängers in Über-
einstimmung bringen zu können. Es ist jedoch nicht wohl einzu-
sehen, wie die Anwesenheit dieser Kugeln innerhalb eines voll-
kommen geschlossenen Leiters einen merklichen Einfluß auf die
Schwingungsperiode des Oszillators haben soll.
Erreger Slaby-Arco. Der früher von der A.E.G im
Sendeapparat des Systems Slaby-Arco verwendete Erreger ent-
behrt der Kugeln und besteht aus zwei senkrechten Messing-
stäben, deren oberer verschiebbar eingerichtet ist. Der Er-
reger ist von einem zylindrischen Mantel aus Pappdeckel
oder Ebonit umgeben, welcher dazu dient, das Geräusch der
Funken zu dämpfen.
Im Deckel befindet sich eine Ebonitröhre, welche zur
Ventilation des Innenraumes dient.
Von den beiden Polen des Erregers führen Drähte der
Sekundärwicklung des Induktors, welche im allgemeinen nach
Fig. 54 senkrecht an der "Wand befestigt ist.
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie
97
Da in dieseai System einer der Pole des Funkeninduktors
immer mit der Erde ia Verbindung ist, so wird für diese Erdver-
bindung der obere bewegliche Pol des Erregers gewählt, welcher
demnach ohne Gefahr gehandhabt werden kann, während
der untere mit dem Sendedraht verbundene unzagänglicb ist.
Erreger Feeeenden. In diesem (Fig. 6t>) dargestellten
Erreger geht der Funke nicht in gewöluilicher Luft, sondern in
Luft mit erhöhtem Druck über. Indem der Luftdruck erhöht
wird, gelingt es, das Entlad ungspotential und damit die Trag-
weite der Wellen zu vermeliren, olme dabei die Länge und
den Widerstand des Funkens zn vergrößern, da bei gleicher
Potentjaldiüerenz die Fun-
ken um so kürzer sind, je
höher der Luftdruck ist.
In der Anordnung (Fig. 66)
geht der Funke bei dem
Punkte a über, innerhalb
einer .Luftkammer 6, die ^
mit einer Luftpumpe nnd
einem Manometer d in Ver-
bindung steht, vermittelst
welcher die Luft auf 6
bis 7 Atmosphären Druck ] ^-| -
iuaammengedrückt werden g
kann. Bis zv. einem Druck
von 3,3 Atmosphären be-
obachtet« Fesaenden kei-
^
>7h
nerlei Zunahme in der Tragweite der Wellen, letztere stieg je-
doch bei 4 Atmosphären und erreichte bei 6,3 Atmosphären da»
3Vifach6 des Betrags bei 3,8 Atmosphären.
Erreger von Lodge und Muirhead. Ein von Lodge
und Muirhead kürzlich angegebener Erreger besteht in einer Luft-
kammer, in welcher die beiden Erregerkugeln untei^ebtacht sind
und in welcher der Luftdruck nach Bedarf geregelt werden kann.
Die Engeln Verden durch einen außerhalb der Luftkammer be-
findlichen Motor während des Gebrauchs des Erregers in dauernder
Umdrehung erbalten, so daß der Fiinkenübergang an stets wech-
selnden Punkten der Kugeln stattfindet. Die Abnutanng der
Kngeln durch die übei^ehenden Funken wird daher auf den ganzen
Eugelnmfang verteilt Zum Zwecke der Zuführung der Elek-
triötät zu den Kugeln sind letztere mit axialen Bohrungen ^er-
sehen, in welche QuecksUber eingefüllt ist In das Quecksilber
Uaziotto. Telegraphle ohne Draht. 7
98 7. Kapitel.
tauchen die ruhenden von oben durch den Deckel der Luft-
kammer kommenden Zuleitungen und führen so den Kugeloiber-
flächen die zum Funkenübergang erforderlichen Spannungen zu.
Sende- und Enipfangsdrähte«
Die Sendedrähte und Erapfangsdrähte bilden einen der wich-
tigsten Teile in den Einrichtungen für die drahtlose TelegrapMe^
sobald es sich darum handelt, einigermaßen erhebliehe Entfer-
nungen zu gewinnen, insofern die Übertragungsentfernung unter
gleichen Umständen mit der Höhe des Sendedrahtes zunimmt.
Marconi fand das Gesetz bestätigt, daß die Übertragungsent-
fernung mit dem Quadrat der Höhe des Sendedrahtes zunimmt.
In der Praxis scheint es jedoch, daß für einigermaßen
lange Sendedrähte die erreichbaren Entfernungen etwas größer
ausfallen, als dies Gesetz erwarten läßt. In der Tat zeigen die
in der folgenden Tabelle zusammengestellten Zahlen, wie sie
sich aus praktischen Versuchen von Tissot mit verschiedenen
Längen des Sendedrahts ergaben, wesentliche Unterschiede
zwischen den berechneten und beobachteten Werten.
raguDgs- Beobachtete Übertragungs-
g entfemuDg
km
1,8
4,5
7,5
13,5
22,0
40,0
Dem Sendedraht an der Sendestation entspricht der Emp-
fangsdraht an der empfangenden Station. Der Sendedraht hat,
wie oben ausgeführt die Aufgabe, die Energie in der Form auf-
einanderfolgender elektrischer Wellen in den Kaum auszu-
strahlen und den Wellen genügende Länge und Amplitude zu
geben, um auf große Entfernungen unter Überwindung zwischen-
liegender Hindernisse übertragen zu werden. Der Empfangs-
draht dagegen hat die Energie der ankommenden elektrischen
Wellen aufzufangen, in einem Punkt die Wirkungen sämtlicher
aufeinanderfolgender Wellen, die eine Zeichengebung ausmachen,
zusammenzufassen und dem Fritter oder einem andern Wellen-
anzeiger zuzuführen.
In den Systemen mit direkter Erregung wird die Wellen-
länge von der Länge des Sendedrahtes bestimmt, während in
den Systemen mit Erregung vermittelst Induktion die Wellen-
L&nge des Sende-
Berechnete Ub<
drahtes
entfern
m
km
12
1,6
20
4,8
25
7,5
30
10,8
35
14,0
45
24.0
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie.
99
Fig. 67.
läj^ge, wie kürzUch C. A. Chajat gezeigt bat, nur in geringem Maße
von der Länge des ßendedrahtes dagegen fast ausschließlich von
dwn die Kondensatoren enthaltenden Schwingungskreis abhängt.
Empfangsdraht Popoff. Ein senkrechter Braht am Emp-
fangsapparat wurde «um erstenmal von Popoff angewendet. Er
bestand aus einer gewöhnlichen Bützableiterstange, vermittelst wel-
cher die elektrischen Wellen der Atmosphäre aufgefangen wurden.
Sende- und Empfangsdrähte Marconi. Dieersten
von Marconi in London auf eine Entfernung von ungefähr 3 km
ausgeführten Versuche wurden ohne Sende-
und Empfangsdrähte mit Parabolspiegeln an
beiden Stationen unternommen. Später fand
er es vorteilhaft, mit Metalldrähten am Os-
zillator und am Fritter Metall-Lamellen anzu-
bringen, welche sich um so wirksamer erwiesen,
in je größerer Höhe sie angebracht waren.
Endlich erkannte er, daß diese Metall-Lamellen
überflüssig seien, und die emporgeftihrten
Drähte allein genügten, indem er so die wichtige Erfindung der
Oszillatoren mit senkrechten Sendedrähten machte.
Die Sendedrähte in dauernden
Anlagen für die Funkentelegraphie
werden von einem kleinen Mast, welcher
am Ende eines großen senkrechten,
nach Art der Schiffsmasten gebauten
Trägers angebracht ist, gehalten oder
an Türmen und anderen hohen Ge-
bäuden befestigt. Bei provisorischen
Anlagen jedoch können die Sende-
drähte auch durch kleine Luftballone
oder selbst durch einfache Drachen
in der Höhe gehalten werden. Auf alle
Fälle ist es jedoch nötig, daß die Iso-
lation derselben eine vollkommene sei.
Infolgedessen ist der obere Teil des Sendedrahts am Mastbaum
vermittelst Ebonitzylindern befestigt und der kleinere Baum selbst
ein wenig geneigt angebracht, um Berührungen mit dem Trag-
baum zu verhüten, wie Fig. 67 zeigt, in welcher der obere Teil
einer von Marconi in Wimereux verwendeten Sendevorrichtung
dargestellt ist, welcher Teil an den kleineren Teil Y mit den
beiden Ebonitzylindern cc verbunden ist und mit dem spiralförmig,
gewundenen blanken Draht a endigt. Mit ihrem unteren Endo
Fig. 68.
100 T. Kapitel.
dringen die Drähte in den Apparatraum, wobei sie starke Ebonit-
ringe, die von Porzellanieolatoren getragen werden, durchlsafen.
Mebrrache Empfangs- und Sendedrähte. Im
Anfang benatste man Sende- und Empfangs Vorrichtungen, welche
auB einem einzigen blanken oder mit Isoliennaterial Aberzogenen
Draht bestanden. In der Folge erkannte man jedoch, daß die
ng. 69. Fig. 70.
LeiBtimgefttbigkeit bedeutend erhöht würde, wenn die Sende-
und Empfangsvorrichtungen aus 3 oder 4 parallelen, durch
hOlEeme Queratücke in gleichmäßigem Abstand voneinander
gehaltene oder nach den Erzeugenden eines Zylinders (Slaby
und Gnarini, Fig. 68 und 69) angeordneten Drahten bestünden
oder in Kegelfomn mit der Kegelspitae (Ducretet, Fig. 70) nacl»
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 101
4M^
^^
^n
r-\
^
Fig. 71.
unten angeordnet wird. Braun schlug zur Erhöhung der Leistungs-
fähigkeit verschiedene andere Formen vor (Fig. 71), welche aus
parallelen, unter sich an einem oder heiden Enden verbundenen
Drähten, oder auch aus zwei solcher Anordnungen nebeneinander
oder hinterein-
ander verbun-
den, oder auch
hintereinander
mit gekreuzten
Drähten,oder aus
einiBm in Form
eines rechtecki-
gen Solenoids
aufgewundenen
Drahte mit ein em
metallischen Git-
ter oder Netz im
Innern des
Bechtecks beste-
hen und die erhöhte Wirkung ohne zu hohe Vermehrung der
Kapazität des Systems erreichen sollten.
Nach Popoff besteht eine gute Anordnung aus zwei Masten
(Fig. 72), deren Höhe der zu überwindenden Entfernung anzu-
passen ist, und welche voneinander 20 — 25 m entfernt sind.
Jeder dieser Masten trägt zwei isolierte geneigte Drähte, welche
über dem Häuschen der Empfangsapparate zwischen den Masten
endigen. Die gleiche Anordnung benutzt Popoff für die Stationen
an Bord, in welchen die Empfangsdrähte an den Schiffsmasten
angebracht sind.
Lodge und Muirhead benutzen in ihrem Feldapparat eine
pyramidenförmige Vorrichtung von 15 m Höhe.
Aus gewissen theoretischen Erwägungen über die Bolle
der Erde bei der Übertragung der Wellen verlangt Fessenden,
daß die Sende- und Empfangsvorrichtung mit einem gutleitenden
Netz verbunden sei, welches sich mindestens 7* Wellenlänge
nach der Bichtung der Empfangsstation und -noch weiter, wenn
die Sendestation von Gebäuden, Bäumen oder anderen Hinder-
nissen umgeben ist, ausdehnen muß. Er benutzt demnach die
in Fig. 73 dargestellte Anordnung.
Das untere Ende der Sendevorrichtung ist vermittelst der
Funkenstrecke an ein Drahtnetz angeschlossen, dessen Drähte
in einer Entfernung von mindestens V4 Wellenlänge mit der
10^
7. Kapitel.
Erde m Verbindung stehen. Längs der senkrechten Sende-
vorrichtung sind Induktionsrollen deren Schwingungsperiode ver-
Fig. 72.
schieden ist von der Schwingungsperiode der zu übertragenden
Wellen, angebracht, durch welche nach der Ansicht Fessendens
die elektrischen Schwingungen der Atmosphäre und die nicht
Fig. 73.
mit dem Empfangsapparat übereinstinamenden Schwingungen ver-
nichtet werden sollen.
Drahtgitter. Auf Schiffen werden außer den bei Land-
stationen üblichen Vorrichtungen zur Entsendung und Aufnahm©
Apparate für die elektrische Wellentolegraphie.
103
elektrischer WeLen Draht«eril»te benutzt, welche aus zwisi^hen
den Masten ausgeepannten Drahtbandeln bestehen und Über
dem Apparateniaum zusammenlaofen. Die Fig. 71 und 75 zeigen
die Gitter, wie sie nacheinander auf dem kiiniglicben Schiff Carlo
Alberto während der Reiee nach Kruuatadt verwendet wurden.
Inj Fall der Fig. 74 bestand das Gitter aus vier Drftht«n, welche
Ewischen zwei Masten von 16 m Höhe ausgespannt waren. Am
Flg. U.
Eauptmaat waren die Drähte niedergeführt, um zum Apparat en-
ranm zu gelangen. Die Flg. 75 zeigt die später aut derselben
Reise zur besseren Übereinstimmung zwischen der Schwingungs-
zahl des Senders in Poldhu abgeänderte Anordnung.
Im letzten Falle bestand das Gitter aus 50 dünnen Kupfer-
drähten, welche fächerf'innig angeordnet waren und von einem
Fig. 75.
zwischen den beiden Masten auHgeapannten Stahldraht hoch ge-
halten worden. Die Höhe der \'orrichturg, welche im Anfang 46 m
betrug, wurde in der Folge während der Reise auf B2 m gebracht.
Diese Gitter sammeln die Wellen aus einem großen Kanm-
abechnitt, um sie vereinigt dem Emptangsapparat zuzuführen.
104 7. Kapitel.
wodurch eine erheblich größere Wirkung als bei der Verwendung
eines einzigen Drahtes erzielt wird.
Sendevorrichtungen für große Entfernungen.
Mit den Übertragungsentfemungen mußte die von der Sende-
station ausgestrahlte Energie mehr und mehr zunehmen, und
die Leistungsfähigkeit der Sendevorrichtungen erhöht werden.
In den Stationen, welche für die Übermittlung von Nach-
richten vermittelst elektrischer "Wellen über den Ozean dienen,
wobei die Wellenlänge ca. 300 m erreicht, und die Ausstrahlungen
von Wechselstrommaschinen von 50 Kilowatt Leistung geliefert
werden, müssen die Sendevorrichtungen imstande sein, Zehn-
tausende von Kilowatt in der Zeit von Viooo Sekunde abzugeben.
Die Sende Vorrichtungen bestehen daher jedenfalls aus einer
großen Anzahl von Drähten, welche nach Art der Station Glace-
Bay angeordnet sind.
Vier in den Ecken eines Quadrats von 70 m Seitenlänge
aufgestellte, verstrebte und mit Drahtseilen verankerte Türme
tragen vier horizontal ausgespannte Kabel, deren jedes 100 aus
7 Drähten zusammengewundene Kupferseile in die Höhe hält.
Sämtliche Leiter laufen unten an den Seiten eines kleinen
Quadrats zusammen, von welchem der zum Sende- oder Empfangs-
apparat gehende Draht abzweigt. Die Spannung, auf welche
die Sendevorrichtungen dieser Station gebracht wird, ist derart,
daß Funken von 30 — 40 cm Länge z^'ischen einem der Leiter
und der Erde erhalten werden. Es ergibt sich hieraus, welche
schmerige Aufgabe es ist, nicht nur an dem untern Ende der
Sendevorrichtung, sondern auch an der Aufhängung der 400 Leiter
die erforderliche Isolation, insbesondere in feuchten Gegenden
aufrecht zu erhalten. Eine weitere Schwierigkeit für Einrichtungen
dieser Art besteht in dem ungeheueren Winddruck, welchen das
Bauwerk auszuhalten hat.
Sende- und Empfangseinrichtungen mit kon-
zentrischen Zylindern. Einen anderen Typus der Sende-
und Empfangsvorrichtung bildet jene, welche aus 2 konzentrischen
Zylindern besteht, von welchen der innere mit der Erde und
mit einer der Erregerkugeln, der äußere mit der anderen Erreger-
kugel verbunden ist. Die Anordnung mit konzentrischen Zy-
lindern gestattet eine große Kapazität bei verhältnismäßig ge-
ringer Höhe zu erreichen, und eignet sich daher insbesondere
für transportable Stationen. (Fig. 76.)
Es gentigen 6 — 7 m Höhe, um Übertragungsentfernungen
))is zu 50 km zu erreichen, während bei Übertragungen über das
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie.
105
Heer diese Entfernung vennittelst der Anordnung schon bei
3,25 m Höhe und 40 cm Durchmesser erreicht wird.
Neue Vorrichtung Fessenden.
Fessenden hat in jüngster Zeit eine eigenartige Sende- und
Empfangsvorrichtung angegeben, welche hauptsächlich für den
A
CJ
FiK. 76.
O
/v^w/\:
^
<jebrauch auf Schiffen in solchen
Fällen bestimmt ist, in welchen die
Anwendung von Masten unmöglich
oder wie in Seeschlachten durch
Zerstörung der Mäste unmöglich ge-
worden ist. Sie besteht darin, daß
an Stelle des Mastes ein oder mehrere
Wasserstrahlen verwendet werden,
welche durch ein Druckwerk in die
Höhe geschleudert zur Abgabe und
Aufnahme der elektrischen Wellen
<]ienen, indem sie am unteren Ende
mit den Wellenerzeugern bzw. -Emp-
fängern verbunden werden.
Empfangsvorrichtung
O. Squire. Wie O. Squire beob-
achtete, lassen sich auch lebende
Bäume als Empfänger elektrischer /T^t*
Wellen verwenden. Unter den verschiedenen benutzten Anord-
nungen hat sich als wirksamste die ergeben, bei welcher vom
Fuß des Baumes eine Drahtverbindung zu einem Telephon als
Wellenempfänger hergestellt ist, während das andere Ende der
Telephonwicklung vermittelst eines Drahtes in einer Entfernung
von ein Viertel Wellenlänge vom Fuß des Baumes geerdet ist»
Empfangs- und Sende Vorrichtungen für ge-
richteteWellen. Es fehlte nicht an Versuch en, der Sende Vor-
richtung eine solche Anordnung zu geben, daß sie die Wellen
:ganz oder hauptsächlich in einer bestimmten Richtung ausstrahlen,
«owohl um Energieverlust zu vermeiden, als um ein Auffangen der
Mitteilungen zu erschweren. Die erzielten Erfolge scheinen jedoch
bisher der Wichtigkeit der Sache noch nicht zu entsprechen.
Guarini benutzte den konzentrischen Vorrichtungen ähn-
liche Anordnungen, in welchem ein zentraler Metalldraht von
einem Blechzylinder, der mit dem Boden in Verbindung steht
und einen Läng'sspalt enthält, umgeben ist. Nach der Angabe
des Urhebers soll die Strahlung nur in der Ebene stattfinden.
106 T. Kapitel.
welche durrli den BrahC und den Spalt ^bildet wird, und nnr
von einem Empfänger, der sich in derselben Ebene befindet, auf-
genommen werden können.
Kitsei und Wilson «ichlngen eine Empfangsvonichtung vor
(Fi([. 77), welche aue einem senkrechten Mast besteht, dessen
oberes Ende ein horizontal angeordnetes
Kreuz tr>, dessen Balkenenden mit je
einer Metallplatte versehen sind, von
welchen jede mit einem besonderen Emp-
fänger verbunden ist. Nach der Angabe
der Urheber, sollte der Empfänger am
meisten beeinflußt werden, welcher mit
der den ankommenden Wellen zukom-
menden Metallplatte verbunden ist, vo-
raus sich die Richtung der ankommenden
Wellen erkennen ließe.
Ein anderer Vorschlag der beiden
Autoren besteht darin, am oberen Endo
des Mastes eine Kugel in Verbindung
mit einem Empfänger anzubringen, und
ein Kugelsegment, welches mit einem
anderen Empfänger in Verbindung steht,
darum herum zu bewegen. Wenn das
Kugelsegment während einer Umdrehung
sich zwischen der Kugel und der Sende-
station befindet, so würde der Empfänger
der Kugel aufhören za wirken, und an des-
j^ een Stelle der Empfänger des Segments in
Tätigkeit treten, wodurch dieBichtnngder
ankommenden Wellen angegeben wäre.
Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, daß zwei so benach-
barte Empfänger verschiedene Angaben hervorbringen.
Sendevorrichtung Artom. Eine sehr sinnreiche, kürz-
lich bekannt gewordene und mit Erfolg angewendete Anordnung,
die Wellen in bestimmter Richtung zu führen, ist die von Art«m
in Turin angegebene. Sie besteht darin, daß statt eines einiigen
Sendemastes zwei aufeinander senkrechte angewendet werden,
welche von elektrischen Wellen gleicher Amplitude und gleicher
Frequenz, aber mit einer Piiasen Verschiebung von '/, Periode^
durchlaufen werden. Aus der Zusammensetzung dieser beiden
Schwingungen soll eine einüige Schwingung in der gewollten
Eirlitnng entstehen.
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. lOT
Um eine Vorstellung davon zu geben, wie zwei Schwingungen
mit den erwähnten Eigenschaften sich zusammensetzen können,,
sei auf die Fig. 78, in welcher A und B die beiden aufeinander
senkrechten Sendedrähte
bezeichnen, verwiesen.
Um den Schwingungs-
zustand der beiden Drähte
im selben Augenblick dar-
zustellen, bedeutet inFig. 79
die ausgezogene Linie den
Schwingungszustand des
Drahtes A und die punk-
tierte Linie jenen des
Drahtes B. In der Figur
ist die ganze Schwingung
in IG Abschnitte zerlegt
tmd man bemerkt, daß der
Draht A in den Zeiten 0, 1, 2, 3, 4 etc. in demselben Schwingungszu-
stande sich befindet, in welchem der Draht B sich zu den Zeiten
4, 5, 6, 7, 8 usw. befindet, weshalb letzterer immer um 4 Zeit-
abschnitte d. h. um ^/^ Periode im Rückstände sich befindet.
Fig. 78.
17 16 19 20
Fig. 79.
Tragen wir die Längen ^0, ^l, A'2f AS senkrecht auf
Draht A von ab, so erhält man die Längen 040, 0-41, 0^42 etc.,
welche die von dem Draht A in den Augenblicken 0, 1, 2, 3,
ausgestrahlte elektrische Kraft darstellen. Trägt man in gleicher
Weise die Längen BO, Bl, B2 senkrecht auf den Draht B auf,
so stellen die Längen 0, 0^1, 0^2, OBS etc. die elektrische Kraft
dar, welche von dem Draht B in den Augenblicken 0, 1, 2, 3, 4
ausgeht. Die elektrische Kraft zu irgend einem Zeitpunkt ist-
108 7. Kapitel.
gegeben durch die Diagonale des Parallelogramms, welches aus
•den die elektrischen Kräfte, die in diesem Augenblick von den
Drähten ausgehen, darstellenden Geraden gebildet wird. Im
Augenblicke wird sie daher von der Linie OAO gegeben
^werden, da in diesem Augenblicke BO gleich ist. Im Augen-
blicke 1 wird sie dargestellt sein, durch die Linie Cl 0, d. h. die
JResultante aus OAl und OBl im Augenblicke 2 durch ^20,
•dann durch C30 etc. Es ergibt sich hieraus, daß die resultierende
•elektrische Kraft um den Punkt rotiert und so ein sogenanntes
•elektrisches Drehfeld bildet, welches sich längs der senkrechten
.auf der Ebene der Drähte A und JB in fortpflanzt. Um daher
•die Fortpflanzungsrichtung zu verändern, ist nichts nötig als die
Ebene, in welcher sich die beiden Drähte befinden, zu drehen.
Durch Versuche, welche Alessandro Artom anfangs, 1905 an-
.^estellthat, deren Ergebnisse der Accademia deiLincei inBom vor-
gelegt worden sind, ist nachgewiesen, daß mit dem beschriebenen
Verfahren die Übertragung von Nachrichten in einer bestimmten
Richtung möglich ist. So wurden beispielsweise Signale von
Monte Mario in Kom nach der Maddalenainsel übermittelt, ohne
•daß der Empfangsapparat für drahtlose Telegraphie auf der Insel
Ponsa, die nur verhältnismäßig wenig von der Verbindungslinie
-der beiden genannten Stationen entfernt ist, im geringsten in Mit-
leidenschaft gezogen wurde. Ferner scheint bei dem Verfahren
•die Höhe der Sendedrähte verringert werden zu können.
System Magni. In diesem System werden zwei parallele
•^endedrähte, welche unten mit einem Draht verbunden sind,
verwendet. Auf Einzelheiten der Anordnung wird im Kapitel 9
^zurückgekommen werden.
Was über die Sendedrähte gesagt ist, gilt auch für Empfangs-
•drähte, insofern die beiden Bestandteile einer drahtlosen Ver-
bindung im allgemeinen identisch sind. Auch arbeitet in ein
und derselben Station ein und dieselbe Einrichtung abwechselnd
als Empfangseinrichtung und Sendevorrichtung. Man gibt daher
.auch den beiden Vorrichtungen soweit als möglich dieselbe Länge
und möglichst parallele Richtung.
Anfangs glaubte man, daß Sendevorrichtung und Empfangs-
vorrichtung an Punkten angebracht sein müssen, von welchen
■der eine vom anderen aus gesehen werden könne. Mit der An-
iivendung empfindlicher Wellenanzeiger stellte sich jedoch heraus,
•daß dies keine unerläßliche Bedingung ist.
Sendevorrichtung ohne Drähte. Blochmann führt
«ine Reihe von Versuchen drahtloser Telegraphie mit gerichteten
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 109*
Wellen aus, ohne daß in den benutzten Apparaten Sendedrähte-
verwendet wurden.
Der Oszillator befand sich im Brennpunkt einer Linse aus-
Paraffin. Die elektrischen Wellen werden beim Durchgang durch
die Linse wie Lichtwellen gebrochen und in der Bichtung der-
Linsenachse fortgepflanzt. Eine gleiche Linse befindet sich am.
Empfangsapparat und ist derart gerichtet, daß ihre Achse mit
der Bichtung der ausgesandten Wellen zusammenfällt. Lni
Brennpunkt befindet sich der Fritter oder ein anderer Wellen-
anzeiger mit den übrigen erforderlichen Empfangsapparaten.
Der Erfinder beansprucht für sein System verschiedene-
Vorteile gegenüber den Systemen mit Sendedrähten. Der erste-
dieser Vorteile besteht darin, daß die Empfangsstation nicht von.
Zeichen, welche von fremden Stationen ausgehen, beeinflußt
wird, daher absichtliche und unabsichtliche Störungen im Empfang-
der Nachrichten ausgeschlossen sind. Zweitens könnte di&
Empfangsstation die Bichtung bestimmen, in welcher sich ein&
gebende Station befindet. Zu diesem Zweck würde es genügen,,
verschiedene Wellenanzeiger in der horizontalen Linie, welche
durch den Brennpunkt der Linse geht, anzubringen. Die gesuchte-
Bichtung wäre von der Geraden gegeben, welche den betätigten
Wellenanzeiger mit dem Mittelpunkt der Linse verbindet.
Dem Erfinder gelang es bei Versuchen, welche im Jahre IdOS-
angestellt wurden, auf eine Entfernung von 1,5 km zu tele-
graphieren, wobei in der Sendestation eine Energiequelle von
nicht mehr als 1 Kilowatt angewendet wurde.
ErdYerbindungen.
In dem größten Teil der Systeme der drahtlosen Telegraphie-
ist sowohl der Sendedraht als der Empfangsdraht in guter Ver-
bindung mit der Erde. Die Anordnung empfahl sich durch die-
Erfahrung. In der Tat bemerkte Marconi, daß die Übertragungs-
entfemungen in hohem Maße zunahmen, wenn man eine der-
beiden mit dem Erreger und mit dem Empfänger verbundenen.
Lamellen durch Erdverbindungen ersetzte.
Die Übertragung ist auch ohne derartige Verbindungen
möglich und in einigen Schaltungen der Systeme Braun, Slaby-
Ärco und Lodge sind die Erdverbindungen durch Kapazitäten vons
entsprechender Größe ersetzt. Durch die Einführung derartiger Ka-
pazitäten wird jedoch die Erdverbindung nicht sowohl unterdrückt^
als vielmehr die direkte Verbindung durch eine indirekte ersetzte
110 7. Kapitel.
Nach den Versuchen von Ferrit ist die £rd Verbindung des
Sendcdrahts viel wichtiger als die des Empfangsdrahtes. So
maßte man beispielsweise die Länge des Sendedrahtes ver-
doppeln, während die Länge des Empfa^gsdrahtes nur 1 ^/, mal
«o lang sein mußte, wenn man dieselbe Übertragungsentlernung
bei Unterdrückung der Erd Verbindungen erreichen wollte.
Die Erd Verbindung scheint für die Übertragung in erster
Linie deswegen vorteilhaft, weil sie beinahe eine Verdoppelung
•der Wellenlänge mit sich bringt, dadurch daß die Kapazität des
zw^eiten Teils des Oszillators praktisch unendlich groß wird, ferner
wreil sie, wie oben erwähnt, verhindert, daß sich die Fortpflanzung
zu sehr von der günstigsten Bichtumg, d. i. der horizontalen ent-
fernt, endlich weil sie im Empfangsapparat die Störungen durch
•die Elektrizität der Atmosphäre, insbesondere jene, welche von
langsamen Potentialänderungen der Luft herrühren, vermindert.
Um eine gute Erdverbindung zu gewinnen, ist es nötig,
"daß die betreffenden Apparatteile vermittelst möglichst kurzer,
dicker Drähte mit großen Metallplatten von möglichst großer
Oberfläche verbunden sind und daß diese Platten an einem
Punkte der Erdoberfläche eingegraben werden, wo letztere durch
Js'atur oder Kunst eine möglichst große Leitungsfähigkeit auf-
iveist, wobei für die Anlage dieselben Grundsätze Geltung haben,
welche die Erd verbin düngen für Blitzableiter bestimmen.
Als ein Beispiel für derartige Anordnungen seien die
Einrichtungen für die Stationen für drahtlose Telegraphie zwischen
Biot und Calvi erwähnt. Li Biot wurden vier Erdverbindungen
hergestellt. Eine in einem benachbarten Bach, zwei andere
vermittelst je einer Zinkplatte von 2 qm Oberfläche, welche
horizontal in einer Tiefe von 0,5 m eingegraben wurden. Eine
vierte aus 5 oder 6 Zinkplatten, welche in eine Tiefe zwischen
50 cm und 3 m versenkt waren.
In Calvi wurde zunächst eine Erd Verbindung aus 20 qm
Zinkplatten, welche horizontal in eine Tiefe von 0,5 m ednge-
^aben waren, hergestellt; dann die Oberfläche auf 30 qm ver-
größert, da sich die Station auf felsigem Boden befand, welcher
nur durch wenige Spalten mit dem Meer verbunden w^ar.
Man zog vor, die Erd Verbindung auf diese Weise zu be-
wirken, anstatt bis zum Ufer des Meeres zu gehen, um eine zu
große Länge des Erddrahtes zu vermeiden.
Ein Versuch in Biot hatte in der Tat gezeigt, daß die Über-
mittlung der Zeichen unmöglich wurde, wenn mehr als 30 m
Erddraht an den Empfänger angeschlossen wurden.
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 111
Transformatoren.
Die TranBformatoren sind Apparate, welch« den Zweck
liaben, durch Indofedon die Energie eines Stromes von einem
StFcankreis auf einen anderen zu übertragen.
Die elektrische Energie in einem stromdurchflossen&n Leiter
ist durch das Produkt aus der elektromotorischen Kraft und der
Stromstärke hestimmt. Die Transformatoren gestatten nun bei
der Übertragung der Energie von einem Stromkreis Äuf den
anderen nach Belieben den einen Faktor dieses Produkts auf
Xosten des anderen zu verändern. Sie gestatten beispielsweise
die elektromotorische Kraft zu verdoppeln, zu verdreifachen,
indem zugleich die Stromstärke in dem induzierten Stromkreis
auf die Hälfte oder ein Drittel herabgesetzt i^drd, oder die
elektromotorische Kraft auf die Hälfte oder ein Drittel herunter-
. zusetzen, wobei gleichzeitig eine Verdoppelung oder Verdrei-
fachung der induzierten Stromstärke erhalten wird, abgesehen
natürlich von den unvermeidlichen Verlusten, welche bei jeder
Energieübertragung stattfinden.
Die Transformatoren bestehen im allgemeinen aus zwed
auf einem gemeinsamen Kerne aufgewickelten und völlig von-
einander isolierten Drahtwicklungen. In der einen dieser Wick-
lungen fließt der primäre, in der anderen der induzierte oder
sekundäre Strom. Die elektromotorische Kraft des primären
Stroms verhält sich zu jener des sekundären Stromes wie die
Anzahl der Drahtwindungen im primären Stromkreis zu der
Anzahl der sekundären sich verhält, so daß, wenn die beiden
Spiralen die gleiche Anzahl Windungen aufweisen, auch die in
beiden Stromkreisen wirksamen elektromotorischen Kräfte gleich
sind. Hat jedoch die sekundäre Wicklung beispielsweise die
zehnfache Anzahl von Windungen gegenüber der primären, so
ist in ersterer auch die elektromotorische Kraft die zehnfache,
während zugleich die Stromstärke im sekundären Stromkreis
zehnmal kleiner ausfällt. Umgekehrt erhält man von der
sekundären Wicklung eine zehnfach kleinere elektromotorische
Kraft wie im primären Stromkreis, wenn die Anzahl der Win-
dungen in ersterer zehnmal kleiner ist.
Die Funfceninduktoren nach RuhmkorfE sind wirkliche Trans-
formatoren, welche denStrom niedriger Spannung der Elektrizitäts-
werke in einen Strom von hoher Spannung im Sekundärdraht ver-
wandeln, weshalb die primäre Wicklung aus einigen wenigen,
die sekundäre aus einer großen Anzahl Windungen besteht.
112
7. Kapitel.
In der drahtlosen Telegraphie werden die Transformatorea
hauptsächlich angewendet, nm die Energie des Oszillators ent-
sprechend umgeformt dem Sendedraht zuzuführen und die am Emp-
fangsdraht ankommende Energie dem Wellenanzeiger zuzuleiten.
Wir werden in folgendem sehen, daß der Transformator
zunächst in den Empfangsapparaten und erst viel später an
dem Sendeapparat angewendet worden ist.
Diese beiden Transformatoren arbeiten unter sehr verschie-^
denen Bedingungen und weisen daher verschiedene Bauart auf.
EmpfangstransformatorenMarconi-Kennedy. Schoik
im Jahre 1898 traf Marconi am Empfangsapparate die Einrichtung,,
daß er den Empfangsdraht vom Stromkreis des Fritters isolierte und
letzteren durch Induktion von ersterem beeinflußen ließ. Er er-
kannte dabei, daß bei dieser Art der Wellenaufnahme die Bauart des-
Transformators von höchster Wichtigkeit ist, insoferne bei der Ver-
wendung der gewöhnlichen Transformatoren mit wenigen Win-
dungen im Primärkreis und vielen im Sekundärkreis die Wirksam-
keit nicht nur nicht erhöht, sondern verringert wird. Der Transfor-
mator ist nur in dem Falle von Vorteil, wenn er auf einem Kern
von bestimmtem Durchmesser aufgewickelt ist, und aus Windungen
von bestimmter Anzahl und Lage besteht.
Marconi hat in Verbin-
dung mit Kennedy eine großa
Anzahl von Transformatoren,
untersucht, und unter anderen
die in den Fig. 80 — 85 darge-
stellten als die brauchbarsten
patentieren lassen.
In diesen Figuren, welche-
nur die obere Hälfte jedea
Abschnittes geben, ist die
primäre Wicklung, welche mit
dem Empfangsdraht verbun-
den ist, P, durch starke Linien,,
die sekundäre mit dem Fritter
verbundene Wicklung 8, mit
dünnen Linien dargestellt, ob-
wohl die beiden Drähte in der
^^' *^* Regel gleiche Dicke aufweisen.
Die Wicklungen sind nicht im Schnitt d. h. durch eine oder
mehrere Punktreihen für jede Wicklung sondern durch Zickzack-
linien, welche eine bessere Übersicht geben, dargestellt.
Flg. 80.
Fig. 81.
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 118
Jede horizontale Linie bedeutet eine Lage der Wicklung
um ein Glasrohr vom Durchmesser von 0,935 cm im Schnitt zur
Hälfte mit G bezeichnet^ und die Längen der darüberliegenden
Linien geben das Verhälttiis zwischen der Anzahl der Windungen,
welche die aufeinanderfolgenden Drahtlagen bilden.
Aus den Figuren ist ersichtlich, daß die Anzahl der Win-
dungen in den verschiedenen Lagen abnimmt, je entfernter diese
von dem Glasrohr liegen.
Die besten Besultateer- ^
gab unter den geprüften
Tran sf ormatorenf ormen
die in Fig. 80 dargestellte.
Li dieser Anordnung be-
stehen die beiden Wick-
lungen aus Draht von
0,1 mm Durchmesser und
der Primärdraht besteht
aus 2 nebeneinander angelegten Lagen von je 160 Windungen,
Die Verbindung mit den übrigen Teilen der Schaltung der Emp-
fangsstation wird im nächsten Kapitel behandelt werden.
Die sekundäre Wicklung ist in drei Teile geteilt, deren
erster und dritter gleich sind und aus zehn Lagen von 45, 40,
Figr. 88.
Fig. 84.
35, 30, 25, 20, 15, 12, 5 Umgängen in den aufeinanderliegenden
Lagen bestehen, deren zweiter 12 Lagen aus 150, 40, 39, 37, 35,
33, 29, 25, 21, 15, 10, 5 Umgängen enthält.
Eine theoretische Begründung für diese Anordnung läßt sich
nicht geben. Doch legt Marconi großes Gewicht darauf, da sie
^
A
^
7^vAV,vwy>^v>'.vjvy^y.«y>p/AW^^^
T
Fig. 86.
seiner Meinung nach verhindert, daß die elektromagnetische In-
duktion der elektrostatischen an den Enden der Spulen entgegen-
wirkt. In Kapitel 10 werden wir auf die von Marconi mit der
Einrichtung erzielten Erfolge zurückkommen.
Mazzotto, Telegmphie ohne Draht. 8
114 7. Kapitel.
Im Jahre 1899 ließ Marconi noch andere Transformatoren-
arten patentieren, welche von dem erwähnten insbesondere sich
durch die Einführung eines Kondensators, welcher den Sekundär-
draht in dessen Mitte unterbricht, unterscheiden. Die Fig. 86 und 87
stellen bei gleicher Bezeichnungsweise wie in den vorigen Figuren
^__^^___^ die neuen Anordnungen
^ i . I ^ dar. Die primäre Wicklung
^ \ ^1 ' / .'^^ j, ist dieselbe , wie in den
Fig. 80—85 und steht wie
AJ^A^
Flg. 87.
l^V^' '^^:i^^:»^^»^-:^"^:_^'':^^^ — gewöhnlich mit dem Emp-
i fangsdraht und der Erde
^' in Verbindung, j3 ist ein
Kondensator, welcher den Sekundärdraht in dessen Mitte unter-
bricht. Von den Belegungen des Kondensators gehen zwei Drähte
aus, welche über besondere Induktionen zum Stromkreis der Kelais-
batterie ftihren, während die vom Kondensator abgewendeten
Enden mit den Polen des Fritters verbunden sind. Der Trans-
formator der Fig. 86 hat im Primärstromkreis 100 Windungen
isolierten Kupferdrahte»
von 0,37 mm Durchmesser,
welche auf dem Glasrohr/
von 6 mm Durchmesser auf-
gewickelt sind, während der
Drahtder sekundären Wick-
lung nur die Hälfte des
Durchmessers des primären Drahtes aufweist. Die beiden Wick-
lungen des ersteren beginnen in der Mitte und sind im gleichen
Sinne wie die des Primärdrahtes geführt, wobei jede Wicklung
500 Windungen aufweist, deren Zahl von Lage zu Lage von 77 — 3
abnimmt, während die primäre Wicklung 17 Lagen umfaßt. In
dem Transformator der Fig. 87 besteht der primäre Stromkreis
aus 50 Windungen von 0,7 mm starkem Draht, welcher auf eine
Glasröhre von 25 mm aufgewickelt ist. Jede Hälfte der sekun-
dären Wicklung umfaßt 160 Windungen von 0,05 mm Draht
welcher in einer einzigen Lage aufgewickelt ist.
Bezüglich dieser Anordnungen, welche mehr durch zahl-
reiche Versuche als durch theoretische Überlegungen empfohlen
sind, weiß man nur, daß die besten Resultate dann erzielt werden,
wenn der Sekundärdraht des Empfängers in einer einzigen Lage,
wie in Fig. 87 und in gewisser Entfernung (ein paar Millimeter,
damit die Kapazität vemachläßigt werden kann) aufgewickelt ist
und die Länge des Sekundärdrahtes der Höhe des Empfangs-
Apparate für die elektrische Welleatelegraphie. 115
drahtes gleicbkommt. Dies rUhrt ntuih MareoDi von dem Um-
stände her, daß ein derartiger Transfonnator eine Schwingungs-
zahl aurweist, welche nahezu jener des Erapfangsdrahtes ent-
spricht, indem er die gleiche Länge wie der Empfangedraht
zeigt.
Der TraDsforinator Marcuni für die SeudestatioM.
Die von Marconi für die Sendeatation gewöhnlich ange-
wendeten Transformatoren zeigen folgende Anordnung: In der
Mitte eines viereckigen parafßnierien Holzstücke von 30 cm Seit«
ist eine einzige Windung Braht au%ewickelt, welche den primären
SiTomkreie bildet. Diese Leitung besteht aus einem bis zehn
parallel geBchallelen Drähten ; zn beiden Seiten des PrimSr-
drahts sind in einer Ebene oberhalb des Hol^etUckes eine ge-
wisse Anzahl von Windungen aus Hehr gut isoliertem Draht
aufgewickelt, welche den SekundilrHtromkreis bilden. Die Win-
dungBzahl dieses Drahtes ist größer oder kleiner, je nach der
Wellenlange, welche hervorgebracht werden kann. Die Enden
der sekundären Wicklung sind einerseits mit der Erde, anderseits
mit einer Selbst induktionsspute, in welche nach Belieben eine
mehr oder minder große Zahl von Windungen zur Regulierung der
Schwingungszahl des Sende-
apparats eingeschaltet wer-
den kann, verbunden.
Letztere Spule besteht
aus 1 cm starkem Enpfer-
draht und ist in Windunger
von 15 cm Durchmesser auf
einem Zylinderaus isoliertem
Material aufgewickelt.
Der Transformator
Braun. Auch in dem Sy- '
Stern der elektrischen Wel-
lentelegraphie von Brapn ^.^^ , - -^ ,.. .^ ^^ . ■-- ./
wirkt der Oszillator auf den Flg. S8.
Sendedraht vermittelst eines
Transformators, in dessen primärem Stromkreis die Funkenstrecke
sich befindet, während der Sekundäretromkreis mit dem Sende-
draht verbunden ist. Die Fig. 88 zeigt die Anordnung des Apparats,
wie sie von der Firma Siemens angegeben ist. Da die Ein-
richtung unter sehr hoben Spannungen zu arbeiten hat, so ist
sie in einem veischlossenen, mit ül gefälltem Gef&ß tmterge-
s
116 7. Kapitel.
bracht. Aach in der Emp&ngs Vorrichtung dieses Systems wirkt
der Empfangsdraht vermittelst eines Transformators auf den
Stromkreis des Fritters. Da der Apparat in diesem Falle nur
sehr geringen Spannungsunterschieden ausgesetzt ist, genügt die
Isolation durch die Luft.
Transformator Tesla. Einen Transformator, wie er
insbesondere in den Stationen für die Übertragung auf sehr
große Entfernungen zur Erhöhung des Potentials der von ge-
wöhnlichen Wechselstrommaschinen gelieferten Ströme dient,
zeigt schematisch die Fig. 89.
In diesem von Tesla angegebenen Transformator durchfließt
der Strom einer Wechselstrommaschine die primäre Wicklung P.
In der sekundären Wick-
■^ ^ ^^ lung S entsteht eine Wech-
selstromfolge von gleicher
Periodenzahl, wie sie im
W^?^ ^<^ ^ <''^ Stromkreis der Elektroma-
schine Wbesteht, aber von
Fig. 89. viel höherer Spannung.
Dieser Strom lädt abwech-
selnd den Kondensator C, welcher sich über die Funkenstrecke
entlädt und so elektrische Schwingungen im Primärdraht eines
zweiten Transformators T erzeugt, welcher in öl eingetaucht
ist. Der Transformator T bildet die sog. Teslaspule. Die elek-
trischen Schwingungen des Primärkreises von T sind unendlich
viel schneller als jene des Maschinenstromkreises, wodurch durch
Induktion im Sekundärstromkreis von T Ströme von gleicher
Frequenz, aber von viel höherer Spannung wie im Kondensator
erzeugt werden.
Der Transformator, welcher zur ersten Spannungserhöhung
des von der Maschine gelieferten Wechselstroms dient, ist ein
gewöhnlicher Transformator, wie er für industrielle Zwecke
üblich ist. Professor Tuma von Wien, welcher als der erste
bereits im Jahre 1898 den Teslatransformator in seinen Versuchen
der drahtlosen Telegraphie anwandte, benutzte statt des ge-
wöhnlichen industriellen Transformators einen Buhmkorff, welcher
von einer Batterie gespeist wurde. In den Stationen für sehr
große Entfernungen, wie jene von Poldhu, werden industrielle
Wechselstromtransformatoren verwendet, welche die Spannung
in der Maschine von 2000 Volt auf 20000 Volt erhöhen. Diese
Transformatoren bedürfen besonderer Vorkehrungen, um eine
vollkommene Isolation des sekundären Stromkreises zu sichern.
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 117
Der sekundäre Draht ist deshalb, wie dies in den RuhmkorfP-
induktoren zn geschehen pflegt, in verschiedene Abschnitte
zerlegt und besteht aus einer Reihe von ebenen Rollen, welche
auf der primären Wicklung aufgewickelt sind. Jede einzelne dieser
Rollen ist in folgender Weise angeordnet. Ein Stück Leitungs-
draht mit sehr hoher Isolation und entsprechender Länge geht
durch ein in einer Ebonitscheibe angebrachtes Loch derart,
daß die eine Hälfte des Drahtes auf der einen, die andere Hälfte
auf der anderen Seite der Scheibe sich befindet. Jede Hälfte
ist in einer ebenen Spirale auf der zugehörigen Scheibenober-
fläche aufgewickelt, derart, daß der Sinn der Wicklung auf beiden
Seiten der Scheibe verschieden ist. Die auf der primären Wicklung
aufgereihten Scheiben sind untereinander in Hintereinander-
schaltung verbunden. Man erhält auf diese Weise eine wohl-
isolierte Sekundärwicklung von geringem Widerstände, welche
imstande ist, in kürzester Zeit einen Kondensator von hoher
Kapazität zu laden.
Transformator Oudin und d'Arsonval. Die Fig. 90
zeigt schematisch den Transformator Oudin. Die inneren Be-
legungen zweier Leydener Fla-
schen LL stehen mit dem Pol
eines Funkeninduktors in Ver-
bindung und sind zugleich mit
den beiden Kugeln des Erregers
verbunden. Von den äußeren
Belegungen der Flaschen ist die
eine mit dem einen Ende einer
senkrechten Spule P, die andere
mit einem verschiebbaren Kon-
takt G verbunden. Durch letz-
•- teren wird die Spule in zwei aufeinanderfolgende Teile zerlegt,
deren Längenverhältnis sich ändert, wenn der bewegliche Kontakt
verschoben wird. Ist die Stellung des Kontakts G derart, daß
die Schwingungsperiode der Flasche und des ersten Spulen-
abschnitts übereinstimmt mit der Schwingungsperiode des
zweiten Spulenabschnitts GP, so ist der Punkt P der Sitz
elektrischer Schwingungen von sehr hoher Spannung, welche
sich durch lebhafte Lichtausstrahlungen an diesem Punkte kund-
geben.
Wird der Punkt G bis nach P verschoben, so erhält man
den Transformator d'Arsonval, welcher als eine Abart des Trans-
formators Tesla aufgefaßt werden kann.
Fig. 90.
118
7. Kapitel.
o o-
Fig. 91.
Kondensatoren.
Die wesentlichen Teile eines Kondensators sind bekannt-
ich zwei in geringem Abstand einander gegenüberstehende große
Metallflächen, welche durch eine
Isolierschichte voneinander ge-
trennt sind. Je nach der Größe
der Flächen oder dem Abstand
derselben besitzt ein derartiges
System eine große elektrische
Kapazität, d. h. es erfordert ver-
hältnismäßig große elektrische
Ladungen, bevor es eine hohe
elektrische Spannung annimmt.
Beispielsweise haben die
beiden Kugeln der Fig. 91 eine
geringe Kapazität. Werden sie
mit den Polen einer Elektrisier-
maschine verbunden, so genügt
eine kleine Menge der von der
Maschine den beiden Kugeln
zugeführten Elektrizität verschiedenen Vorzeichens, um letzteren
eine genügende Spann ungsdifferenz mitzuteilen, daß zwischen
ihnen ein Funke überspringt. Wird daher
die Maschine dauernd in Tätigkeit erhalten,
so entsteht zwischen den beiden Kugeln
eine Reihe von rasch aufeinanderfolgenden
schwachen Funken.
Verbindet man dagegen die Kugeln b b'
(Fig. 92) mit einem Kondensator, dessen
Belegungen CC von der Isolierschicht D
getrennt sind, so entsteht ein System von
bedeutend größerer Kapazität, so daß die
Maschine den beiden Kugeln bb' eine viel
größere Elektrizitätsmenge mitteilen muß,
bevor die Spannungsdifferenz den zum
Übergang des Funkens erforderlichen Wert
erreicht. Wird daher die Maschine in stän-
diger Tätigkeit erhalten, so wird man in
diesem Falle in der Zeiteinheit eine geringere
Anzahl von Funken erhalten, dagegen werden letztere, um so
kräftiger und geräuschvoller, da die bei jedem Funkenübergang
Apparate för die elektrische Welle Dtelcgraph je. 119
sich entladende Elektrizität bedeutend großer ist als im ersten Falle.
Die Kapazität eines Kondensators nimmt mit der Oberfläche
der Belegungen zu und mit deren Abstand ab. Je mehr daher
die Belegungen CC einander genähert werden, in desto größeren
Zeitabstftnden folgen sich um so lebhaftere Funken, und bei
gleichem Abstand werden die Funken um so häufiger und um
BO schwacher, je mehr man die Oberfläche der Belegungen ver-
mindert.
Eine der häufigsten Formen der Kondensatoren ist die der
Leydener Flasche Fig. 93, welche aus einem GlasgeflUI, welches
innen und auQen bis zu einem gewissen Ab-
stand vom Band mit Stanniol beklebt ist, be-
steht. Dielnnere Stanniol schiebt bildet die eine,
die änOere die andere Belegung, während das
Glas des Gefäßes die isolierende Zwischenschicht
darstellt.
Wie erwähnt, werden in den Anwendungen
der drahtlosen Telegraphie die Kondenealoren
hauptsäcbhch im Erregerkreis eingeschaltet, um
die Schwingungsdauer der in diesem Stromkreis
entstehenden elektrischen Schwingungen zu ver-
größern und zugleich die von jeder einzelnen
Entladung des Funkeninduktors ins Spiel ge-
brachte Enei^e zu erhöhen. In den abgeatinunt«n ^^' ^^■
Systemen ist es zndem, wie erwähnt, nötig, die Schwingui^sdauer
des Erregers und des Empfängers derart regeln zu können, daß
sie in Übereinstimmung mit den Schwingungszahlen des Sende-
drahtee bzw. Empfangsdrahtes stehen, weshalb die angelegten
Kondensatoren in ihrer Kapazität regulierbar angeordnet sein
mllseen.
Auch för diese Anwendungen ist die gebräuchlichste Form
des Kondensators die einer Batterie Leydener Flaschen, welche
nebeneinander geschaltet sind, indem sämtliche äußere Bele-
gungen und sämtliche innere Belegungen miteinander verbunden
werden. Um die Kapazität einer solchen Batterie nu ändern,
besteht kein anderes Mitel, als eine mehr oder minder große An-
zahl von Flaschen ein- oder auszuschalten oder eine Batterie
durch eine andere zu ersetzen. In beiden Fällen findet die Ver-
änderung der Kapazität spmngweise statt. Wenn es sich darum
handelt, die Kapazität kontinuierlich zu ändern, so mfleaen Konden-
satoren von veränderUcher Kapazität angewendet werden. Ge-
wöhnlich benutzt man zu diesem Zwecke parallele Platten, deren
_"J
120
7. Kapitel.
r*
-OO
-OO
Hfe;^
Abstand verändert werden kann, oder die in Fig. 94 angegebenen
Plattensysteme, die mehr oder minder weit ineinandergeschoben
werden können und die
dadurch verschiedene Ka-
pazitäten erhalten.
Man benutzt auch mit
Erfolg Kondensatoren aus
Metallplatten, mit Mikanit-
zwischenlagen, welche in
Gefäßen mit Petroleum eingetaucht werden. Es werden dabei
in kleinem Baum große Kapazitäten erreicht, und durch ver-
schiedene Zusammenfassungen der einzelnen Platten kann die
Kapazität des gesamte;n Systems nach Belieben geändert werden.
Kondensatoren Braun. Unter den verschiedenen Arten,
die Kondensatoren zu schalten, sei die in Fig. 95 dargestellte,
von Braun in seinem
System der drahtlosen
Telegraphie angewen-
dete, erwähnt. Jeder
Kondensator besitzt
^^' ^^' in dieser Anordnung
seine eigeneFunkenstrecke, so daß durch Ein- oder Ausschalten
eines der Elemente die Schwingungszahl der Entladung nicht
geändert, sondern nur die von der Entladung ins Spiel gebrachte
Energie verändert wird.
Die beste Form dieser Anordnung ist nach Braun die in
Fig. 96 dargestellte, in welcher die eine der Belegungen eines
Kondensators vollkommen
* "*■ von der anderen umgeben
ist und die Kapazität der
Kugeln und der Verbin-
dungsdrähte auf einen
Mindestwert herunterge-
setzt ist.
Die endgültige Ausführungsform, welche die Firma Siemens
und Halske der Braunschen Kondensatorenbatterie gegeben hat,
ist in Fig. 97 dargestellt. Jeder Kondensator besteht aus einer
bestimmten Anzahl Leydener Flaschen, deren jede aus einem
Glasrohr von 25 mm Durchmesser und 2 Vj — 3 nnn Wandstärke
besteht. Von außen gleicht eine solche Batterie einer Gruppe
von umgekehrten Beagenzgläschen, welche so angeordnet sind,
daß die Anzahl der Flaschen mit größter Leichtigkeit vermehrt
Fig. 96.
Apparat« für die elektrische Wellentelegraphie. 121
oder vermindert werden kann und im Fall eines Bruches der
Ersatz auf das bequemste erfolgt. Die EapazitHt einer einselnen
Flasche betlägt 0,0004—0,0005 Mikrofarad.
Diese Kondensatoren werden vermittelst einer Spule ge-
laden, welche derart gewickelt ist, daß sie nicht sowohl sehr
hohe Spannungen als groSe ElektrizitAtsm engen liefert Der in
Verbindung mit diesem Kondensator angewendete Transformator
ist in Fig. 98 dargestellt. Die bei dem Braunschen Empfangs-
apparat angewendeten Kondensatoren sind von gleicher Kapazität
wie die an der Sendestation verwendeten, zeigen jedoch, da sie
viel geringere Spannungen auszahalten haben , viel geringere
Abmessungen und
sind im allgemeinen
ans einer bestimm-
ten Anzahl von Be-
legungen, die durch
sehr dünne Isolier-
schichten getrennt
sind, gebildet
Die Fig. 98 zeigt
einen derartigen p,^ ^
Kondensator in Ver-
bindung mit dem zugehörigen Transformator zur Aufnahme
elektrischer Schwingungen von 200 m Wellenlänge.
122 7. Kapitel.
Kondensator Slaby-Arco. Die Flaschen dieser An-
ordnung sind paarweise ineinandergesetzt, zeigen eine Kapazität
von je 0,001 Mikrofarad und werden zwischen zwei Holzplatten
unter Zwischenlage von Filzringen festgehalten. Die äußeren
Belegungen sind vermittelst eines Stanniolblattes in der unteren
Holzscheibe miteinander verbunden. Die inneren Belegungen
sind voneinander getrennt und mit einer in der Mitte angebrachten
Schaltvorrichtung verbunden, vermittelst welcher die Kontakte
je nach Bedarf hergestellt werden können. Die Batterie ist von
einem zylinderischen Mantel aus Pappdeckel oder Mikanit
umgeben und in dem großen Zylinder des Sendeapparats
eingesetzt.
Kondensator von Poldhu. Da bei den Stationen
auf sehr große Entfernungen sehr erhebliche Energiemengen
ins Spiel gebracht werden müssen, müssen die im Entladungs-
stromkreis solcher Stationen angewendeten Kondensatoren eine
erhebliche Kapazität ausmachen.
In der Station von Poldhu bestehen die angewendeten
Kondensatoren aus 20 einzelnen Elementen, welche nebeneinander
geschaltet sind. Jedes einzelne dieser Elemente besteht aus
einer Glasplatte, welche auf beiden Seiten von einem quadratischen
Stanniolblatt von 30 cm Seite bedeckt ist. Zwanzig solcher, in
einem mit gekochtem Leinöl gefüllten Gefäße aufgestellter Ele-
mente bilden einen Elementarkondensator, welcher eine Kapazität
von ungefähr 7ao Mikrofarad aufweist. Der ganze Konden-
sator besteht aus 20 solchen parallel geschalteten Elementar-
kondensatoren und zeigt daher eine Kapazität von ungefähr
1 Mikrofarad.
Ein aus vielen Elementen zusammengesetzter Kondensator
bietet den Nachteil, daß die einzelnen Elemente nicht dieselbe
Stelle im Entladungsstromkreis ein-
I nehmen, weshalb die partiellen
Entladungen nicht die gleichen
Schwingungszahlen aufweisen.
Dieser Übelstand ist besonders bei
der Übermittlung mit abgestimm-
I ' ' ' ■ ten Wellen, bei welcher der Strom-
kreis, in welchen der Kondensator
eingeschaltet ist, eine scharf abgestimmte Schwingungszahl auf-
weisen muß, fühlbar.
Man sucht diesem Nachteil zu begegnen, indem man die
einzelnen Elementarkondensatoren nach Fig. 99 anordnet. Die
Flg. 99.
ä-pparate fUr die elektrische Wellentelegraphie. 12.^
Lange dea Entladungsstromkreises ist dabei für jeden Elementar-
kondenaator genau dieselbe, so daß alle ihre Einielentladungen
genau die gleiche Schwingungasahl aufweiaen.
Abstimmunf^mittel .
Unter Abstimmuugamittel aind die Apparate verstanden,
Teiche dazn dienen, die Stronüareise der beiden Stadoneu oder
verschiedene Stromkreiae derselben Station auf dieselbe Schwin-
gDngBzahl abzustimmen. Da Resonanz zwiacben zwei Scbwin-
gungakreisen besteht, wenn
die Schwingangszahlen bei-
der Kreise gleich sind, und da
die 8chwingnngszahl eines
Kreiaes von dessen Kapazität
and Selbstinduktion abhängt,
so müeeen dieae beiden Kreiae
einzeln oder znsammen ge-
ändert werden können, um
die gewünschte Resonanz
herzn stellen. Die Mittel
zur Abstimmung beat«hen
daher im allgemeinen ent-
weder aus Selbst Induktion a-
spulen von veränderlicher
Selbstinduktion oder aua
Eondenaatoren von regulier-
barer Kapazität.
Die Mitt«l, um eine be-
queme und rasche Verende- Fig. lu».
ning der Selbstinduktion und
Kapazität eines StromkreiseK zu erzielen, sind verschieden.
Fesaenden benulzt z. B. den bereite beschriebenen Tast«r nach
Mg. 52. Andere verwenden die in Fig. 90 angegebene Anordnung,
mit dem längs einer Spule P verschiebbaren Kontakt G, dessen
Stellung die Länge des in den Schwing ungskreis eingeachalteten
Spulenteila bestimmt. Ducretet benntzt ein großes Wandbrett,
welches einen blanken Knpferdraht von ca. 100 m in Zickzack
gewunden tragt, längs welchem Kontakte verachoben werden
können , durch die eine mehr oder minder große Länge den
Dtahtea in den Stromkreis eingeschaltet wird.
Transportable Abstimmungsspule. Dieser von
Graf Arco angegebene Apparat gestattet, verschiedene Stationen
124 7. Kapitel.
vollkommen gegeneinander abzustimmen, ohne daß dieselben
vorher miteinander in Verbindung treten.
Fig. 100 zeigt die Einrichtung, welche aus einer zylindrischen
Kassette besteht, die oben ein Funkenmikrometer trägt, während
an der Außenwand parallel mit der Zylinderachse eine Skala
angebracht ist, längs welcher ein Kontakt verschoben werden
kann. Innerhalb des Zylinders befindet
sich eine Selbstinduktionsspule. Das un-
tere Ende der letzteren wird mit dem un-
teren Ende des Sendedrahtes oberhalb
der Spule TJ Fig. 101, durch welche im
System Slaby-Arco der Sendedraht mit der
Erde in Verbindung steht, verbunden. Das
jY ' 1^ obere Ende ist mit einer der Spitzen des
""^[ — Funkenmikrometers verbunden, während
$ Q ein mittlerer veränderlicher Punkt mit dem
T äußeren beweglichen Kontakt in Verbin-
dung steht. Die andere Spitze des Funken-
mikrometers steht mit dem verschiebbaren
Kontakt in Verbindung. Längs der Drähte,
welche von der Spule und dem beweglichen
Kontakt zum Funkenmikrometer gehen,
pjg jQj^ ist in Abzweigung ein Kondensator ein-
geschaltet, welcher dieselbe Kapazität wie
der in der Empfangsstation verwendete Fritter aufweist.
Nachdem die Schwingungszahl des Erregers mit jener des
senkrechten Drahtes, der auf die Selbstinduktion TJ und den
Kondensator wirkt, abgestimmt ist, wird die Abstimmungsspule
an das untere Ende des senkrechten Drahtes angelegt und der
bewegliche Kontakt so lange verschoben, bis die Funken am
Funkenmikrometer . die größte Länge aufweisen. In dieser
Stellung stimmt die Schwingungszahl der Abstimmungsspule
mit jener der Station überein.
Man stellt hierauf den beweglichen Kontakt in der be-
treffenden Lage fest, bringt die Spule zu der Station, welche mit
der anderen in Resonanz gebracht werden soll, legt sie am
unteren Ende des senkrechten Drahtes an und verändert die
Selbstinduktion TJ und die Kapazität K des Oszillators solange,
bis die Funken am Funkenmikrometer der Abstimmungspule
wiederum die größte Länge erreichen. Nun sind die beiden
Stationen imstande, Wellen von gleicher Schwingungszahl auszu-
tauschen. In gleicher Weise wird der Empfänger abgestimmt.
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie.
125
indem man den Fritter auf einen Augenblick durch einen Hilfs-
erreger ersetzt.
Die Skala dieses Apparates kann auch derart geteilt sein,
daß sie unmittelbar die Wellenlänge des Erregers angibt, mit
welchem die Abstimmung vorgenommen wurde.
Wellenmesser Doenitz. Nach Doenitz kann vermittelst
des Apparates von Arco die Abstimmung nicht mit genügender
Schärfe erreicht werden, infolge der zu großen Dämpfung, welche
die Spule bei offenem Stromkreis bewirkt. Der in Fig. 102
Fig. 102.
dargestellte Wellenmesser von Doenitz verwendet daher als
Schwingungskreis einen geschlossenen Stromkreis mit Selbst-
induktion und Kapazität, welcher leicht gegen den schwingenden
Stromkreis, dessen Wellenlänge ermittelt werden soll, abgestimmt
werden kann.
Bechts in der Fig. ist die Induktionsrolle dargestellt, welche
durch zwei andere dem Apparat beigegebene Bollen ersetzt werden
kann. Die Selbstinduktionen der drei Bollen verhalten sich wie
V4 : 1 : 4. In der Mitte des Apparates befindet sich ein zylind-
risches mit öl gefülltes Gefäß, in welchem verschiedene halb-
kreisförmige parallele Metallamellen befestigt sind, während eben-
soviele halbkreisförmige Lamellen derart um eine vertikale Achse
drehbar angeordnet sind, welche vermittelst eines außen an-
gebrachten Knopfes mehr oder minder weit in die Zwischen-
räume der festen Platten eingeführt werden können, wodurch
ein Kondensator von veränderlicher Kapazität etwa nach Fig. 94
gegeben ist.
126
7. Kapitel.
Links befindet sich die Anzeigevorrichtung, welche aiia
einem Luftthermometer besteht, in dessen Kolben eine Rolle
eingeschlossen ist, auf welche durch Induktion eine andere im
Hauptstromkreis eingeschaltete Rolle wirkt.
Der Stromkreis, dessen Wellenlänge man bestimmen Avill,.
wirkt durch Induktion auf die Selbstinduktionsrolle des Wellen-
messers. Dreht man nun den äußeren Knopf solange bis infolge
der Änderung der Kapazität des Kondensators das Thermometer
die höchste Temperatur anzeigt, so ist der Wellenmesser in Reso-
nanz mit dem schwingenden Stromkreis und die Wellenlänge kann
an dem am Deckel des Apparates angebrachten ZifEerblatte, dessen
Zeiger in Übereinstimmung mit dem Knopfe steht, abgelesen
werden. Das Zifferblatt enthält drei Teilungen, von welchen je^e
einer der drei verwendeten Selbstinduktionsspulen entspricht*
Mit geeignet gewählten Kapazitäten und Selbstinduktionen
können mit dem Apparat Wellenlängen von 140 bis 1200 m ge-
messen werden.
l
]
3
u
©
Wellenanzeiger.
Der Fritter. Das in den Empfangsstationen für die
elektrische Wellentelegraphie am häufigsten angewandte Mittel
zur Aufnahme der elektrischen Wellen ist, wie erwähnt, der
Fritter. Zu gleichem Zweck
wurde später von Marconi ein
anderer auf durchaus anderen
Erscheinungen beruhender
Apparat, der magnetische Wel-
lenanzeiger, verwendet. Es
wurde bereits erwähnt, daß die
Wirksamkeit des Fritters auf
der Eigenschaft beruht, daß
metallische Pulver und andere
unvollkommene Kontakte
unter gewöhnlichen Umstän-
den den Durchgang des elek-
trischen Stromes beinahe völlig^
verhindern, dagegen sofort gestatten, sobald sie von elektrischen
Wellen getroffen werden, und daß sie den ursprünglichea
Widerstand wieder annehmen, sobald die Wellen aufhören und
deren Wirkung durch schwache Erschütterungen wieder beseitigt
wird.
TT^^äE
Fig. 103.
m
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 127
Die erwähnten Pulver, sind daher unter gewöhnlichen Um-
ständen nahezu Nichtleiter der Elektrizität, welche unter der
Wirkung der elektrischen Schwingungen zu Leitern werden.
Die Pulver werden gewöhnlich in kleine Glasröhrchen G
(Fig. 103), zwischen zwei metallischen Stromzuführungen unterge-
bracht, von welch letzteren die Drähte zur Einschaltung einer Batte-
rie B und einer elektrischen Klingel L abzweigen. Befinden sich
Fritter und Glocke auf einem gemeinsamen Brett montiert, so genügt
der Anschlag des Klöppels, um den Fritter derart zu erschüttern, daß
er beim Aufhören der Wellen auch seine Leitfähigkeit wieder verliert.
Geschichtliches Die Röhre mit Feilspänen als Wellen-
anzeiger zu verwenden, wurde von Tx>dge vorgeschlagen, welcher
der Einrichtung den Namen
Kohärer gab, da er die unter
der Einwirkung der Wellen
hervorgebrachte Leitfähigkeit
des Pulvers einer Art von
Kontakt oder Kohäsion zu-
schrieb, welche sich zwischen
den einzelnen Kömern des
Pulvers infolge der elektro-
statischen Anziehung, oder der zwischen den einzelnen Körpern
übergehenden Funken ausbilden sollte. Diese Kohäsion sollte
durch die Erschütterungen wieder aufgehoben werden, wodurch
der ursprüngliche Zustand hohen Leitungswiderstandes sich
wieder einstelle Lodge zeigte auch die außerordentliche Emp-
findlichkeit des Apparates. Doch bestand der anfangs von
Lodge benutzte Kohärer aus einem einzigen Kontakt^ welcher
durch zwei außerordentlich benachbarte Kugeln oder durch die
Metallspitze n (Fig. 104) gegenüber einer Metallfeder gebildet
wurde, ein Kontakt, zwischen welchem bei der Ankunft der
elektrischen Wellen ein kleiner Funken überging, welcher die
elektrische Leitung zwischen den beiden Spitzen hervorrief. Die
Aufhebung dieser Leitfähigkeit, die Entfrittung, geschah auf
mechanischem Weg, vermittelst des Rädchens T, welches ver-
mittelst eines Uhrwerks in dauernder Umdrehung erhalten wurde,»
und auf welchem die Feder schleifte. Diesen Fritter ersetzte
Lodge durch das Röhrchen mit Feilspänen, nachdem er von den
gleichzeitigen Forschungen Branlys Kenntnis erhalten hatte. In
den Bmnlyschen Röhren liegt ein Fritter mit vielfachen Be-
rührungspunkten vor, welcher viel bequemer und empfindlicher
ist als der Fritter mit einem einzigen Kontakt.
Fig. 104.
128 7. Kapitel.
Die Entdeckung der Tatsache, daß mit Metallfeilspänchen
gefüllte Böbrchen, Metallkörper oder Halbleiter unter der Wirkung
elektrischer Entladungen oder elektrischer Ströme ihren Wider-
stand mehr oder minder verringern, reicht l)is zum Jahr 1838
zurück und ist Munk von Rosenschöld zuzuschreiben, welcher
auch erkannte, daß die Pulver ihren ursprünglichen Widerstand
durch mechanische Erschütterungen wieder annehmen. Die
Erscheinung wurde jedoch vergessen. Im Jahr 1884 — 85 unternahm
Prof. Oalzecchi-Onesti vom liceo di Fermo, unabhängig von den
erwähnten Entdeckungen, eine systematifiche Untersuchung über
die Leitfähigkeit metallischer Pulver, durch welche er feststellte,
daß die Leitfähigkeit solcher Pulver durch aufeinanderfolgende
Unterbrechungen des durchgeleiteten Stromes zunahm, eine
Wirkung, welche auch durch die Entladungen einer Holtzschen Ma-
schine odei; eines Funkeninduktors oder endlich in geringem Grade
durch die Influenz eines elektrischen Körpers hervorgebracht wird.
Calzecchi vernichtete die so erhaltene Leitfähigkeit des
Röhrchens, indem er es um' seine eigene Achse drehen ließ.
Im Jahre 1891 nahm Branly ohne Kenntnis der Unter-
suchungen Calzecchis die Untersuchung des Widerstandes von
Pulvern wieder auf und dehnte sie auch auf Mischungen
zwischen metallischen Pulvern und isolierten Körpern, welche
entweder zusammengedrückt oder zu festen Zylindern zusammen-
geschmolzen wurden, und auf einfache Kontakte zwischen Stäben,
Platten und Kugeln aus Metall aus.
Er stellte nicht nur die Widerstandsverringerungen in den
von Calzecchi untersuchten Fällen fest, sondern beobachtete
auch, daß die Wirkung der Entladungen nicht nur stattfanden,
wenn sie in Leitern die mit den Pulvern in metallischer Be-
rührung waren, vor sich gingen, sondern auch wenn sich die
Elektroden in mehr oder minder großer Entfernung befanden
und sogar, w^nn nicht metallische Körper dazwischen traten.
Er fand, daß die Wirkung nur dann ausblieb, wenn der Empfangs-
draht oder die Sendevorrichtung vollkommen in einer metallischen
Hülle eingeschlossen waren. Femer stellte er fest, daß me-
chanische Erschütterung oder leichte Erwärmung die durch die
elektrischen Wirkungen hervorgerufene Leitfähigkeit der Pulver
wieder beseitigte. Endlich entdeckte er, daß mit besonderen
Pulvern aus Antimon, Aluminium etc. Röhren hergestellt werden
können, welche das umgekehrte Verhalten zeigten, d. h. unter
der Einwirkung der elektrischen Wellen ihren Widerstand ver-
mehrten, statt ihn zu vermindern.
■* *
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 129
Lodge zeigte in den Erscheinungen, welche an denBranlyschen
Röhren beobachtet wurden, eine Wirkung der elektrischen Wellen,
welche von entfernten Entladungen ausgehen, und gestaltete
so, wie erwähnt, die Branlysche Röhre zu einem Anzeiger elek-
trischer Wellen, dem man in der Folge den kleinen Hammer
zufügte, welcher den Fritter in den ursprünglichen Zustand
nach dem Aufhören der Wirkung der Wellen zurückführt.
Das von ihm zunächst benutzte Hämmerchen war der
Klöppel einer elektrischen Klingel, welche durch den den Fritter
selbst durchströmenden Strom betätigt wurde. Später ersetzte
er das elektrisch angetriebene durch ein mechanisch bewegtes
Hämmerchen, weil er bemerkt hatte, daß die Funken an der
Unterbrechung der Klingel öfters das Pulver verhinderte, den
ursprünglichen Widerstand wieder anzunehmen, da auch diese
Funken von elektrischen Wellen begleitet sind.
Theorie des Fritter s. Nachdem die große Empfind-
lichkeit des Fritters erkannt war, versuchte man die Anordnung
desselben derart zu vervollkommnen, um eine regelmäßige und
sichere Wirkung zu erzielen, wie sie der wichtigen Aufgabe, die
der Wellenanzeiger in der praktischen Anwendung auf die draht-
lose Telegraphie zu erfüllen hat, entspricht.
Bei den in der Folge angestellten Versuchen entbehrte
man jedoch einer sicheren Führung, insoferne trotz zahlreicher
Untersuchungen der Zusammenhang der Erscheinungen mehr
oder minder bis heute im Dunklen blieb.
In der Tat zeigt der Fritter eine Mannigfaltigkeit der Er-
scheinungen, welche schwer durch eine einzige Erklärung ge-
deckt wird.
Es gibt vier Arten von Frittern, für welche die Theorie
eine Erklärung zu. geben hätte.
1. Die gewöhnlichen Fritter, welche unter der Wirkung der
elektrischen Wellen an elektrischem Widerstand ver-
lieren, und denselben durch mechanische Stöße, durch
leichte Erwärmung oder andere äußere Wirkungen wieder-
gewinnen.
2. Die umgekehrten Fritter, welche unter der Wirkung der
elektrischen Wellen an Widerstand zunehmen und durch
mechanische Stöße die alte Leitfähigkeit wiedergewinnen.
o. Die Fritter, welche sich selbst entfritten, d. h. von selbst
den ursprünglichen hohen Widerstand mit Aufhören der
elektrischen Wellen wiedergewinnen, ohne daß eine
äußere Beeinflussung hierzu nötig wäre.
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 9
180 7. Kapitel.
4. Die umgekehrten Fritter, welche mit Aufhören der
elektrischen Wellen von selbst den unter der Wirkung
der Wellen erreichten höheren Widerstand wieder ver-
lieren, und welche insbesondere dadurch erhalten werden,
daß das Dielektrikum in den anderen Frittem durch
einen Elektrolyten ersetzt wird.
Unter den verschiedenen Theorien zur Erklärung dieser
Erscheinungen erfreut sich die oben erwähnte von Lodge all-
gemeinerer Zustimmung. In der Tat gibt sie auf die einfachste
Weise von der Grunderscheinung der gewöhnlichen Fritter
Rechenschaft.
Nach dieser Anschauung verursachen die elektrischen Wellen
elektrische Schwingungen zwischen den einzelnen Teilchen der
Feilspäne, infolge deren kleine Funken zwischen diesen Teilchen
tiberspringen und so zwischen benachbarten Körnern zarte, leicht
zerstörbare leitende Brücken bilden, die aus den feinsten Körnern
des Pulvers bestehen und von dem Funken zwischen die großen
eingefügt werden. Ein mechanischer Stoß oder eine Erwärmung
durchbricht diese Überbrückungen und stellt den ursprünglichen
Zustand wieder her. In einigen Körpern wie Kohle und Queck-
silber, welche die Erscheinung der Selbstentfrittung zeigen, sollen
diese überbrückungen infolge einer besonderen Struktur der
Körper außerordentlich zart sein und von selbst ohne äußeren
Anstoß nach Aufhören der elektrischen Wellen wieder zusammen-
fallen
Schwierig läßt sich durch diese Theorie die Wirkungsweise
der umgekehrten Fritter erklären, die übrigens gering an Zahl
und unsicher in der Wirkung sind. In einigen derselben kann
die Erscheinung auf eine chemische Reduktion des Körpers
zurückgeführt werden, in anderen, wie beispielsweise in den
umgekehrten Frittern, welche aus einer versilberten mit feinen,
durch den Diamant hergestellten Strichen bestehen, durch das
Dasein von metallischen Fäden, welche als Überbrückungen
zwischen den beiden Seiten eines Striches übrig geblieben sind,
erklärt werden. Diese Fäden würden entweder infolge der Funken
abgebrochen, oder durch die Kondensation von Dämpfen her-
gestellt, oder es tritt die Vermehrung des Widersta-ndes infolge
der Erwärmung durch die Wirkung der elektrischen Wellen wie
in gewöhnlichen Metalldrähten auf. Die Theorie von Lodge
wird ergänzt durch die Annahme von Ferrit, welcher den Fritter
mit einer Reihe von Kondensatoren vergleicht, welche aus den
aufeinanderfolgenden Körnern gebildet werden, welche sich selbst
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 131
entladen und durch die Erhöhung der Spannung infolge der
Wellen zusammenschmelzen, und femer durch die Annahmen
von Guthe und Trowbridge, wonach die Abnahme des Wider-
standes auf die unter der Wirkung der elektrischen Wellen ein-
tretende höhere PotentialdifFerenz und daraus sich ergebende
Jonisation des Dielektrikums zwischen den einzelnen Fulver-
teilchen zurückzuführen ist.
Die Auffassung von Lo4ge wird auch durch eine Reihe unmit-
telbarer Beobachtungen gestützt, wie beispielsweise durch die von
Tomasina unter der Wirkung der elektrischen Wellen erhaltenen
Kömerketten zwischen zwei Elektroden, auf deren einer metal-
lisches Pulver sich befand, und femer durch die von Arons und
Malagoli beobachteten Funkenerscheinungen, durch welche die
günstige Aufnahme der erwähnten Theorie vollauf gerechtfertigt
ist. Wenn sie auch nicht die Gesamtheit der Erscheinungen
völlig erklärt, so bringt sie doch einigermaßen licht in das ver-
wickelte Phänomen der Fritter.
Dieser Erklärung stellte Branly eine andere gegenüber, nach
welcher die elektrischen Wellen der zarten isolierenden Zwischen-
schicht, welche die einzelnen Teilchen des Pulvers trennt, eine
vorübergehende Leitfähigkeit mitteilen sollen, oder vielmehr den
Übergang der Elektrizität zwischen zwei Teilchen ermöglichen
sollen, welche sich in größerer Entfernung voneinander befinden
als die mit dem Fritter verbundene Batterie überwinden kann.
In einem Fall wie in dem anderen würde mit Aufhören der
Wellen der ursprüngliche Zustand zurückkehren. Diese Theorie
würde sich eher zur Erklärung des verhältnismäßig seltenen Falls
der Fritter, welche sich selbst entfritten, als zur Erklärung der
Erscheinungen in dem gewöhnlichen Fritter eignen.
Die Wirkungsweise der Fritter der Gruppe 4 erklärt sich
anstatt durch die Theorie von Lodge durch die Annahme, daß
der Elektrolyt, welcher die Stelle des Dielektrikums vertritt, mehr
oder weniger, je nach der größeren oder geringeren angewendeten
SpannungsdifEerenz zersetzt wird, und daß die Widerstandszunahme
auf die Gasentwicklung zurückzuführen ist. Da jedoch das Gas so-
fort wieder entweicht, so nimmt auch der Widerstand mit dem
Verschwinden der Ursache, welche die Spannung erhöht hat, von
selbst wieder ab, woraus sich ein umgekehrter Fritter mit selbst-
tätiger Frittung ergibt.
Praktisches. So scharfsinnig und ausdauernd die Unter-
suchungen über die Theorie der Fritter geführt wurden, so gaben
sie doch nicht die erhofften Aufschlüsse über den zur Vervoll-
9*
132 7. Kapitel.
kommnung dieser Apparate einzuschlagenden Weg. Die wirklieb
in dieser Richtung gemachten Fortschritte gründen sich vielmehr
im wesentlichen auf die praktischen Erfahrungen in der Anwendung
des Apparats für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie.
Die ersten Anforderungen, welche ein Fritter für die Zwecke
der drahtlosen Telegraphie zu erfüllen hat, sind Empfindlichkeit
und Sicherheit in der Wirkung. Der Fritter muß demnach auf
ein Minimum von Spannungsmehrung mit einem Maximum der
Widerstaudsabnahme antworten und bei der geringsten Er-
schütterung sofort und sicher auf den ursprünglichen Wert des
Widerstands zurückkehren.
Einen wertvollen Fingerzeig für die Aufsuchung der besten
Arbeitsbedingungen eines Fritters bietet die von Blondel beob-
achtete Tatsache, daß eine Entfrittung durch Erschütterung nicht
mehr stattfindet, sobald die Spannungsdifferenz zwischen den
Elektroden des Fritters eine bestimmte Grenze überschreitet.
Diese Grenze ist nicht scharf bestimmt und wechselt in ihrem
Wert mit der Natur der Metalle, mit dem Grade der Oxydation
und mit dem Druck, unter welchem das Pulver steht.
Es ist daher nötig, im Stromkreis des Fritters eine Batterie
von ziemlich niedriger Spannung zu verwenden , damit nicht
durch diese Spannung und durch die von der Selbstinduktion
im Augenblicke der Unterbrechung des Fritterstromkreises her-
rührende Spannung jene kritische Grenze erreicht wird, da sonst
der Fritter auch nach der Erschütterung seine Leitfähigkeit behält.
Da jedoch die Anwendung einer Batterie von zu kleiner
elektromotorischer Kraft die Benutzung eines allzuempfindlichen
Eelais bedingen würde, so sucht man die elektromotorische Kraft
der Selbstinduktion zu verringern, indem man mit Abzweigdrähten
die Enden der Spulen des Stromkreises, in welchem sich eine
solche elektromotorische Kraft entwickelt, verbindet.
Während der Benutzung des Fritters werden die Metalle,,
aus welchen er sich zusammensetzt, oxydiert. Es wechselt
daher auch der Wert der zulässigen Spannungen und die Arbeits-
bedingungen. Um diesen Übelstand zu vermeiden, schlug Lodge
vor, die Röhrchen des Fritters statt mit Luft mit Stickstoff zu
füllen.
Es scheint jedoch, daß mehr als der Sauerstoff der Luft
die in den Röhrchen enthaltene Feuchtigkeit für das Pulver
und die Dauerhaftigkeit des Fritters schädlich ist, weshalb das-
in der Röhre befindliche Glas vollkommen trocken sein muß.
Apparate für die elektrische Wellen telegraphie. 133
Auf die Empfindlichkeit des Flitters sind hauptsächlich von
Einfluß die Natur der Metalle, des Pulvers und der Elektroden,
deren Grad der Oxydation, die Feinheit des Pulvers und der
Druck, welchen letzteres auf die Elektroden ausübt.
Was die Natur der Metalle betrifft, so ist es nötig und
genügend für den praktischen Gebrauch, daß das eine derselben
leicht oxydierbar sei, damit die Grenze der zulässigen Spannung
nicht zu niedrig liegt. Das Pulver darf nicht allzufein sein, da
mit zu fein gepulverten Metallen die Ergebnisse unsicher werden.
Der Druck darf nicht zu schwach und nicht zu stark sein, weil
sonst der Fritter in dem einen Falle zu empfindlich, im anderen
dauernd leitend würde. Der Druck wird durch Veränderungen
der Pulvermenge reguliert, oder indem man auf das Pulver ein
magnetisches Feld einwirken läßt, im Falle Pulver und Elektroden
aus magnetischen Metallen bestehen.
Man darf nicht annehmen, daß die Empfindlichkeit des
Fritters beliebig weit gesteigert werden kann. Denn die Empfind-
lichkeit des Fritters, d. h. seine Fähigkeit, auf ein Minimum
der Spannungserhöhung durch die einfallenden Wellen zu ant-
worten, wächst im allgemeinen im umgekehrten Verhältnis mit
der Sicherheit, d. h. mit der Fähigkeit, den ursprünglichen Wider-
£ftand unter der geringsten Erschütterung wieder anzunehmen.
Wenn man z. B. den Druck des Pulvers erhöht, bis eine minimale
elektromotorische Kraft genügt, um die Frittung zu bewirken,
so kann die Erschütterung, welche ihn hierauf in den Anfangs-
zustand zurückführen soll, die Dichtigkeit des Pulvers derart
verändern, daß der Fritter eine dauernde Leitfähigkeit aufweist.
Eine Bedingung, welche sowohl die Empfindlichkeit als
auch gleichzeitig die Sicherheit begünstigt, ist die Anwendung
einer Batterie von geringer Spannung an den Elektroden des
Fritters.
Infolge der Schwierigkeiten, welche die Beschaffung von
gleichzeitig sehr empfindlichen und sehr sicher arbeitenden
Frittem darbietet, ist man vielfach gezwungen, die erstere Eigen-
schaft gegenüber der wichtigeren zweiten zurücktreten zu lassen
und die Fritter derart zu regulieren, daß eine verhältnismäßig
geringe Empfindlichkeit besteht.
Die eben erwähnten praktischen Erwägungen lassen die
Gründe erkennen, auf welchen die die verschiedenen Frittertypen
kennzeichnenden Unterschiede beruhen.
Die verschiedenen Arten der Fritter. Die Fritter
lassen sich in folgende Hauptarten einteilen: 1. gewöhnliche
134 7. Kapitel.
Flitter mit Pulver, 2. magnetische Fritter, in welchen die Elek-
troden und das Pulver aus magnetischen Metallen bestehen,
welche die Regulierung des Pulverdrucks vermittelst eines Mag-
netes gestatten, 3. Fritter mit einfachen Kontakten, in welchen
an Stelle des Pulvers Metallplatten oder Kugeln benutzt werden,
zwischen welchen nur ein oder wenig Berührungspunkte be-
stehen. 4. Selbstentfrittende Fritter, 5. umgekehrte Fritter. Der
Beschreibung der ersten drei Arten von Frittem soll die Er-
örterung der zur Entfrittung dienenden Kunstgriffe folgen.
Gewöhnliche Feilsp&nfritter.
Fritter von Lodge. Wie erwähnt, war es Lodge, welcher
zuerst den Feilspänfritter als Wellenanzeiger für elektrische Wellen
benutzte. Er bestand aus nichts anderem als aus einer Branly-
achen Röhre, welcher Lodge das die Entfrittung bewirkende
Hämmerchen zugefügt hatte. Wir haben gesehen, daß er in der
Folge vorschlug, in die Röhre Stickstoff einzuführen, um die
Oxydation der Feilspäne zu verhindern, und damit die Empfind-
lichkeit des Apparates zu erhalten. In Verbindung mit Muirhead
machte er femer den Vorschlag eines magnetischen Fritters,
dessen nähere Beschreibung folgen soll, in welchem das Pulver
zwischen Metallplatten ohne Benutzung einer Röhre zusanmien-
gepreßt ist.
Fritter Marconi. Eine der ersten Sorgen Marconis in
seinen Versuchen der drahtlosen Telegraphie war es, die An-
ordnung der Branlyschen Röhre derait umzugestalten, daß die
erforderliche Empfindlichkeit und Sicherheit erreicht würde.
Die Fig. 105 zeigt die Einzelheiten des von Marconi im
Jahre 1897 angegebenen und seitdem in seinen Apparaten bei
behaltenen Fritters. Das
metallische Pulver ist
zwischen zwei Silberelek-
pjg 105 troden, von welchen zwei
in die Glasröhre an den
Enden eingeschmolzene Platindrähte zum äußeren Stromkreis
führen, untergebracht. Das Pulver besteht aus einer Mischung von
4 Teilen Nickelfellspänen auf 100 Teile Silberfeilspäne. Indem
man die Menge der Silberspäne vermehrt, wird der Fritter emp-
findlicher. Bei zu hoher Empfindlichkeit macht sich jedoch der
Einfluß der Elektrizitätsbewegungen in der Atmosphäre zu sehr
fühlbar. Ein dem Metallpulver zugefügter Quecksilfoertropfen
>
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 135
erhöht ebenfalls die Empfindlichkeit des Fritters. Die Menge des
Quecksilbers darf jedoch nicht das Pulver durchtränken. Anstatt
das Quecksilber dem Pulver beizumischen, können auch die
Endflächen der Elektroden amalgamiert werden.
Am günstigsten fand Marconi Röhren von 38 mm Länge
und 2 — 2 Vj mm innerem Durchmesser. Die Dicke der Silber-
elektroden beträgt ungefähr 5 mm und deren Abstand 0,55 mm.
Je geringer dieser Abstand, desto empfindlicher wird der Fritter,
es besteht jedoch eine Grenze der Annäherung, jenseits welcher
die Vorrichtung nicht mehr tadellos arbeitet.
Das Metallpulver lauß aus verhältnismäßig großen und gleich-
mäßigen Körnern bestehen. Vermittelst entsprechender Siebe
werden zu große und zu kleine Körnei* ausgeschieden. Die Körner
müssen häufig gewaschen und getrocknet werden und dürfen
nur in trockenem Zustande verwendet werden. Die Kömer dürfen
zwischen den Elektroden nicht zu stark geklemmt werden, damit
sie sich frei bewegen können, wenn das Hämmerchen anschlägt.
Die Bohre luftleer zu machen ist zwar nicht nötig, doch empfiehlt
es sich, den Luftdruck auf Viooo Atmosphäre zu verringern.
Ein guter Fritter muß von dem Funken einer elektrischen
Klingel in der Entfernung von 1 — 2 m ansprechen und muß den
Strom eines induktionsfreien Stromkreises, welcher ein einziges
Element enthält, sofort unterbrechen.
Der den Fritter durchfließende Strom darf 1 Milliampere
nicht überschreiten, weshalb in Verbindung mit dem Fritter nur
ein einziges Leclanch^-Element verwendet wird. Bei einer elektro-
motorischen Kraft von mehr als 1,5 Volt würde der Fritter auch
ohne elektrische Wellen vom Strome durchflössen werden.
Fritter Slaby. Den von der A. E. G. im System Slaby-
Arco verwendeten Fritter zeigt die Fig. 106. Er besteht aus
einer luftleeren Röhre mit
einer Einschnürung in der
Mitte, in welch letztere
zwei Silberzylinder ein-
dringen. Letztere sind so &■ •
eingepaßt, daß zwischen der Glaswand und den Zylindern das
zwischen den Zylindern befindliche Pulver nicht eindringen kann.
Von den Zylindern gehen zwei Platindrähte ab, welche an
zwei an den Köhrenenden aufgekitteten Kappen angelötet sind.
Eine Eigentümlichkeit dieser Röhren besteht darin, daß
die Empfindlichkeit trotz des vollkommenen Verschlusses reguliert
werden kann. Zu diesem Zweck sind die gegenüberstehenden
136 7. Kapitel.
Flächen der Silberzylinder nicht parallel, sondern eine derselben
ist schief geschnitten, so daß der Kaum für das Pulver eine
kegelförmige Gestalt annimmt. Das Pulver nimmt nicht mehr
als die Hälfte der so gebildeten Kammer ein. Ist der Fritter
so angebracht, daß der enge Teil des kegelförmigen Kaumes
nach unten steht, so erreicht das Pulver die größte Höhe, der
Druck des Pulvers wird ein Maximum, die Empfindlichkeit des
Apparats ist daher für diese Stellung am größten. Wird der
Fritter dagegen umgekehrt, so daß der geräumigere Teil des
Pulverraums nach unten gekehrt ist, so erreicht das Pulver die
geringste Höhe, übt, daher den geringsten Druck aus, woraus sich
ein Mindestwert der Empfindlichkeit des Fritters ergibt. Das
Fritterröhrchen ist derart gelagert, daß es um seine eigene Achse
gedreht werden kann, so daß man der Vorrichtung jeden be-
liebigen Grad der Empfindlichkeit geben kann. Diese Regulier-
barkeit der Empfindlichkeit des Fritters besteht naturgemäß auch
während des Eingangs von telegraphischen Nachrichten.
Fritter Blonde 1. In der Fig. 107 ist der von Blondel
angegebene Fritter dargestellt. Er besteht aus einer luftleeren
€
^
j
Fig. 107.
zylindrischen Röhre, an welcher ein seitliches, unten ge-
schlossenes, Feilspäne enthaltendes Rohr angebracht ist und in
den Raum zwischen den zylindrischen Elektroden mündet
Indem man das Fritterrohr entsprechend neigt, kann man
Feilspäne aus dem Zwischenraum zwischen den Zylindern in
die seitliche Röhre fallen lassen oder neue Feilspäne aus dem
Seitenrohr in den Zwischenraum zwischen den Zylindern über-
führen und so durch Veränderung des Drucks die Empfindlichkeit
regulieren.
An Stelle des von Marconi benutzten Metallgemisches ver-
wendet Blondel Legierungen aus einem oxydierbaren und nicht
oxydierbaren Metall (Silber und Nickel oder Kupfer). Bei ge-
ringem Zusatz des oxydierbaren Metalls werden Legierungen
gewonnen, welche sich nur bei Erhitzung oxydieren. Indem
man die hergerichteten Feilspäne erhitzt, kann man ihnen den
Apparate für die elektrische Wellen telegraphie. 137
gewünschten Grad der Oxydation mitteilen, welcher sich dann
bei gewöhnlicher Temperatur nicht mehr verändert.
Fritter Ferrit. Ferriö hat den eben beschriebenen
Fritter unter Beibehaltung des Pulver Vorrats in folgender Weise
abgeändert : Der Pulvervorrat ist in einer Höhlung H (Fig. 108),
die in einer Elek-
H I
trode eingeschnitten
ist, enthalten. Ver-
mittelst eines klei-
nen Längskanals r
kann man Pulver
^
m-w'^
Fig. 108.
aus dem Vorratsraum in den Zwischenraum zwischen den Elek-
troden l überführen oder aus letzterem entfernen. Die Röhre ist
mit Siegellack geschlossen. Ihre Enden sind mit aufgeschobenen
Motallkapseln versehen, an welche die von den Elektroden kom-
menden Drähte angeschlossen sind. Je nach der gewünschten
Empfindlichkeit benutzt Ferrie Feilspäne aus Gold oder Silber, in
verschiedenen Mischungsverhältnissen legiert mit Kupfer, reines
Gold oder reines Silber zwischen Elektroden aus Messing oder
Stahl. Reines Gold liefert die empfindlichsten Fritter.
Diese Apparate werden mit einer Batteriespannung von
0,2 — 1 Volt verwendet. Ein Spannungsregler gestattet, die ver-
wendete Spannung dem für die Wirkung des Fritters günstigsten
Wert anzupassen.
Fritter Ducretet. (Fig. 109.) In der Ebonitröhre T sind
die beiden Elektroden A und B, zwischen welchen sich die
Fig. 109.
Pulverkammer befindet, enthalten. Die eine Elektrode A liegt
fest und ist an dem Pulverende schief geschnitten, während die
Elektrode B vermittelst der Schraube Y in der Röhrenachse ver-
schoben werden kann und am Pulverende senkrecht zur Röhren-
achse abgeschnitten ist. Das Ganze ist hermetisch geschlossen
und zerlegbar angeordnet, ohne daß jedoch der Pulverraum luftleer
gemacht wäre.
138
7. Kapitel.
Durch Verschieben der Elektrode B vermittelet der Schraube V
kann der Stand de&i Pulvers in dem Zwischenraum zwischen den
Elektrodenenden und damit die Empfindlichkeit des Fritters
reguliert werden.
In diesem Fritter wird vorzugsweise ein Pulver aus Nickel-
kömern mittlerer Größe, welche leicht oxydiert sind, verwendet.
Die Oxydierung geschieht derart, daß das Pulver auf einer Stahl-
platte ausgebreitet und so lange erhitzt wird, bis die Stahlplatte
goldgelb angelaufen ist.
Die Fig. 110 zeigt eine andere Form eines Drucretetschen
Fritters, in welchem die Elektroden aus zwei Platindrähten a und b
bestehen, welche in eine Glasröhre R'
eingeschmolzen und auf den Boden des
Baumes L angebracht sind. In den letz-
teren Baum bringt man aus der Vorrats-
kammer R Pulver von der oben erwähnten
Zubereitung, und bemißt dabei die Höhe
des Pulvers und damit den Druck nach
dem Grad der Empfindlichkeit, den man
zu erreicheü wünscht. Das Beutelchen d
enthält Substanzen, welche die im Inneren
der Glasröhre befindlicheLuf t trockenhalten.
FritterBochefort. Diese Anord-
nung besteht aus zwei Elektroden, deren
eine ringförmig einen Zylinder aus nicht-
leitender Masse umgibt, und deren andere
in Gestalt eines Stabes die Acihse der ersteren durchdringt und
in dem isolierenden Zylinder endigt. Der Stab oder Bing ist mit
zwei Platindrähten, die am Ende der Bohre eingeschmolzen sind,
verbunden.
Das Pulver ist derart zwischen die beiden Elektroden ein-
gebracht, daß es den Stab beinahe einhüllt. Vermittelst eines
zylinderförmigen Chlorkalciumstückes wird der Inhalt der Bohre
trocken erhalten, wenn man nicht die Entfernung der Luft vorzieht.
EBUCRETET
Wtfu»
Fig. 110.
Die magnetischen Fritter«
Der Fritter Tissot. Diese Anordnung besteht aus zwei
Elektroden aus weichem Eisen von 3 — 5 mm Durchmesser. Die-
selben sind schief geschnitten und in eine Glasröhre eingesetzt,
derart, daß zwischen den Elektrodenenden eine kleine Menge
Weicheisenfeilspäne sich befindet. Von den Elektroden führen
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 139
Platindrähte ab, welche in den Eöhrenenden eingeschmolzen
sind. In der Röhre ist die Luft auf ungefähr 1 mm Quecksilber-
druck verdünnt. Ober der Röhre befindet sich ein Dauermagnet,
vermittelst dessen der Druck des Pulvers gegen die Elektroden
geregelt werden kann.
Die Anordnung gründet sich auf die von Tissot beobachtete
Erscheinung, daß ein Fritter aus magnetischen Metallfeilspänen
in einem magnetischen Feld, dessen Kraftlinien parallel zur
Fritterachse verlaufen, an Empfindlichkeit wesentlich gewinnt
und auch eine höhere Regelmäßigkeit der Wirkung aufweist.
Die Anordnung bietet auch den Vorteil, daß man zwischen
die Elektroden eine Batterie von erheblicher elektromotorischer
Kraft einschalten kann, weil die Entfernung der Elektroden in
einem magnetischen Fritter auf 6 — 8 mm ohne Beeinträchtigung
der Empfindlichkeit gebracht werden kann.
Fritter Braun. In dem System der drahtlosen Telegraphie
von Braun werden Fritter mit Stahlpulver zwischen Elektroden
aus demselben Material verwendet. In der das Pulver um-
schließenden Ebonitröhre ist die Luft nicht entfernt.
Eine der Elektroden des Fritters ragt ein wenig aus der
Röhre hervor, und befindet sich zwischen den Polen eines Huf-
eisenmagnets, welcher derart verschoben werden kann, daß man
entweder den einen oder den anderen Pol der Elektrode nähern
oder letztere symmetrisch zwischen den Polen anbringen kann,
in welch letzterem Falle deren Wirkungen sich aufheben. Das
Fritterpülver erhält demnach eine schwache Magnetisierung,
welche je nach der gewünschten Empfindlichkeit geregelt werden
kann.
Fritter mit einfachem Kontakt.
Fritter Lodge. Die bereits oben erwähnte, in Fig. 104 dar-
gestellte Anordnung diente als erste Einrichtung zur Feststellung
ankommender elektrischer Wellen.
Fritter Orling und Braunerhjelm. Diese Anordnung
besteht aus einer Reihe gleitender Kugeln, welche in einer ge-
schlossenen Isolierröhre eine hinter der anderen zwischen zwei
Elektroden untergebracht sind. In der Röhre ist die Luft teil-
weise entfernt. Um den Druck der Kugeln gegeneinander zu
verändern, ist die Röhre derart befestigt, daß sie mehr oder
minder stark gegen die Horizontale geneigt werden kann.
Eine ebenfalls von Orling und Braunerhjelm herrührende
Abänderung dieses Apparates besteht darin, daß die Kugeln in
140
7. Kapitel.
zwei übereinanderliegenden Reihen angebracht sind. Die die
Kugeln enthaltende Röhre bleibt stets in wagrechter Stellung.
Der Druck zwischen den Kugeln wird dadurch geändert, daß man
vermittelst eines im Innern der Röhre befindlichen Eisenstticks,
welches durch einen außerhalb der Röhre befindlichen Magneten
verschoben werden kann, die Kugeln der unteren Reihe mehr
oder minder gegeneinander drückt.
Fritter Popoff-Ducretet. Diese Konstruktion besteht
aus den Metallstäbchen EE', welche in einem hermetisch ver-
schlossenen und zerleg-
baren Gehäuse mit der
Trocken Vorrichtung De
eingeschlossen sind.
Diese Metallstäbchen
sowohl, als deren Träger
können aus verschie-
denenMetallen beste-
hen und müssen den-
selben Grad von Politur
und Oxydation auf-
weisen, wie dies für
den Pulverfritter Ducre-
tet angegeben wurde.
Die Urheber benutzen vorzugsweise Stäbe aus geglühtem Stahl,
in welchem Falle man vermittelst eines Magneten den Druck
zwischen den Stäben und deren Träger regeln kann. (Fig. 111.)
Fritter Branly. Dieser Fritter besteht aus einem Drei-
fuß mit Stahlspitzen, welche auf einer Metallplatte ruhen. Der
Fritterkontakt wird durch die Berührung der Spitzen mit der
Metallplatte gebildet.
SLDÜCBETET
rAias.
Fig. 111.
Yorrichtungen zum Entfritteii«
Mechanische Entfritter. Der Kürze halber seien
die Vorrichtungen, welche dazu dienen, die unter den elektrischen
AVellen gewonnene Leitfähigkeit des Fritters wieder zu vernichten,
mit Entfritter bezeichnet. Wie erwähnt, benutzte Lodge zu dem
Zwecke ein mit der Branlyschen Röhre verbundenes Hämmerchen
eines Elektromagneten und dann eine mechanische Vorrichtung,
Auch heute noch werden vorzugsweise elektromagnetisch ange-
triebene Vorrichtungen zur Erschütterung des Fritterpulvers ver-
wendet Diese Einrichtungen haben eine sehr hohe Bedeutung,
Apparate für die elektrische AVellentelegraphie.
141
da von ihrer Wirksamkeit die Deutlichkeit and Regelmäßigkeit
der An&eichnung der einlaufenden Signale wesentlich abhängt.
Popoff benutzte (Fig. 41) ein Hämmerchen .F, ähnlich dem
Klöppel einer elektrischen Klingel, welches infolge der Anziehung
des Elektromagneten gegen eine Glocke beim Rückgang des
Ankers gegen einen Gummiring, welcher das Röhrchen des
Fritt^rs umschloß, anschlug.
Marconi verwendet eine ähnliche Vorrichtung, bei welcher
jedoch das Röhrchen bei der Anziehung des Ankers getroffen
wird. Der Widerstand des hiebei benutzten Elektromagneten be-
trägt 500 Ohm. Die Bewegungen des Ankers sind außerordentlich
gedämpft, so daß das Hämmerchen die Röhre kaum berührt
Dieser Umstand gestattet eine Spannung anzuwenden, wie sie
der höchsten Empfindlichkeit des Fritters entspricht, ohne daß
die Gefahr bestünde, daß durch den Anschlag des Hammers das
Pulver soweit zusammengedrückt werde, daß es eine unzulässige
Leitfähigkeit erhielte.
Bei anderen Empfangsapparaten Marconis geschieht die
Erschütterung des Fritterpulvers durch den Rückgang des
Ankers.
Um die Entfrittung zu erleichtern, unterbricht Slaby den
Stromkreis des Fritters, bevor letzterer den Entfritterschlag erhält.
Zu diesem Zweck wird der Apparat der Fig. 112 angewendet.
H F
« . •
Flg. 112.
Der Hebel NA trägt bei N den Hammer. Sobald dieser Hebel
von dem Elektromagneten JS nach unten gezogen wird, hebt er
vermittelst des Metallstücks L die Feder B von der Schraube H
ab und Öffnet dadurch den Stromkreis des Fritters.
Eine andere Anordnung von Slaby ist weiter unten be-
schrieben.
142
7. Kapitel.
Fig. 113.
Kupp erreicht die Entfrittung, indem er den Fritter dauernd
um die eigene Achse hewegt und hiefür das Uhrwerk benutzt,
welches in dem Empfangsmorse-
apparat den Papierstreifen fort-
schiebt.
Magnetische Entfritter.
In den magnetischen Frittem wird
im allgemeinen auch die Ent-
frittung auf magnetischem Wege
erreicht. Turpain z. B. bringt
den Fritter Tissot in das Feld
eines Elektromagneten, welcher
in demselben Augenblicke, in
welchem der Fritter leitend wird,
erregt wird, wodurch der Fritter
eine Erschütterung erfährt, welche
die sofortige Entfrittung herbeiführt. Braun umgibt den Fritter
mit Eiseneletroden mit einem Draht, welcher von einem "Wechsel-
strom durchflössen wird. Letzterer magnetisiert die Elektroden
abwechselnd im entgegengesetzten Sinne und bringt das zwischen-
liegende Nickelpulver in
^* Bewegung. Die gleiche
Wirkung wird erzielt, in-
■^^"*" dem man einen Hufeisen-
■»^ magneten M vor den Eisen-
elektroden rotieren läßt.
(Fig. 113.)
Die magnetische Ent-
frittung läßt sich auch auf
nicht magnetische Fritter
durch geeignete Kunst-
griffe anwenden. In dem
von Lodge und Muirhead im Jahre 1898 patentierten Fritter
Fig. 114, befindet sich das Pulver zwischen zwei Platten, deren
eine nahe über den Polen des Dauermagneten E angebracht
und mit Lack längs eines Streifens h überzogen ist. ce sind
die Zuführungsdrähte zum Relais, während a und t die Ver-
bindung zum Empfangsdraht und zur Erdleitung herstellen . Sobald
die elektrischen Wellen das Pulver leitend machen, durchfließt
der Strom des Fritters die Platte B und infolge der Wechsel-
wirkung zwischen dem Strom und dem Magneten wird die Platte vom
Magneten angezogen, wodurch die Entfrittung des Pulvers eifolgt.
B
Fig. 114.
Apparate für die elektrische Welle ntelegraphie. 143
Aach der Fritler Orliug wird au£ magnetischem Wege ent-
frittet. Die Entbittung geschieht durch zwei Elektrom^pieten,
weiche tibereiaander unter der Röhre angebracht sind und von
einem besonderen dorch das Fritterrelais geschlosflenen Strom
erregt werden.
Auch die Schwingungen von Telephonmembranen wurden
mehrfach zur Entfrittung verwendet
Marescal, Michel und Dorvin ließen sich zahlreiche Apparat-
formen patentieren, weiche sich auf dieses Prinzip gründen.
Zwei dereelben aind in den Fig. 115 und 116 dai^stellt. Fig. 115
zeigt einen Fritter mit einfachem Kontakt, welcher aus der
Schraube d und der darunterliegenden Telephon membrane b be-
steht Sobald infolge der elektrischen Wellen der Kontakt leitend
wird, so durchströmt der Strom der Batterie e die Spule des Tele-
phons a, wodurch die Membrane b angezogen und die Entfrittung
bewerkstelligt wird.
In dem Apparat der Fig. 116 besteht der Fritter wie jener
von Orling (S. 139) aus einer Reihe in einer Röhre aus iso-
lierendem Material eingeschlossener Kugeln, deren letzte an den
Enden der Röhre zwei Telephoumembranen berühren. Der den
leitend gewordenen Fritter durchfließende Strom geht auch durch
die Telophonspnlen und bewirkt eine Bewegung der Membranen
und damit die Entfrittung.
Selbstentfrittende Fritter.
Schon das Vorhandensein einer so großen Anzahl ver-
schiedener Apparate zur Entfrittung beweist, daß die bisherigen
Lösungen der Aufgabe in dem einen oder anderen Punkte zu
lU 7. Ka|)itel.
wünachen übrig lassen und daü es wichtig wttre, der Notwendig-
keit der Entfrittung überhaupt enthoben zn sein.
Die volltommenste I^sung würde dnrch sei bäte ntfrittende
Flitter, d. h. durch Fritl«r, welche mit der Ankunft elcktrificher
Wellen leitend und mit deren Aufhüren von selbst wieder nicht-
leitend würden, gegeben. Die Ktnpfange Vorrichtung könnte in
EOlchem Falle aehr einfach gehalten werden, insofeme ex genügte,
im Stromkreia des Fritiere ein Telephon einauBch alten, und die
Nachrichten vermittelst des Gehürs aufzunehmen.'
Man hat verschiedene Fritter mit der Eigenschaft der Selbst-
entAittung entdeckt, die zwar eine gentigende Empfindlichkeit
aufweisen, aber binsicblich der Sicherheit und RegelmBüigkcit
den gewöhnlichen Fritter für einen daaemden Dienst nicht er-
setzen können.
Der Körper, welcher bis jetat für die Herstellung von selbst^
entfrittondeu Frittem unerläßlich erscheint, ist die Kohle. Sie
kann allein and in Verbindung
mit verschiedenen Metallen ver-
wendet werden.
Fritter von Hughes.
Der Hugheseche Fritter ist nichts
anderes als ein gewöhnlicher
MUtropbonkontakt, und besteht
1 aus Kohlenstückchen , welche
einen losen Kontakt unterein-
ander bilden, welcher mit einer
Batterie und einem Telephon zu
einem Stromkreis verbunden ist.
Wir werden später sehen, daß
Hughes bereits im Jahre 1879,
d, b. noch vor der Entdeckung
der HertzBCben Wellen, bei Ver-
suchen mit seinem Mikrophon
' Erscheinungen entdeckte, welche
er auf elektrische Wellen zurück'
führte und zur Übertragung von
Signalen auf eine Entfernung
^^' '"' von 400 m benntate.
Der Telephonfritter Tomasina. Die eben erwähnten
Beobachtungen wurden von Hughes erst in letzter Zeit veröffent-
licht, und erst heute kann man sich vollkommen Rechenschaft
darüber );cbcn, welche ßollc dabei der Mikrophonkontakt spielt.
f^^
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 145
Unabhängig von diesen Versuchen wurde von Tomasina be-
obachtet, daft Fritter aus Kohlenkömem sich von selbst entfritten.
In einer Ebonitplatte c (Fig. 117) von 2,5 mm Dicke ist ein
Loch von 2 mm Durchmesser gebohrt, welches von zwei
Glimmerplatten verschlossen ist. Zwischen den Platten befindet
sich Kohlenpulver, wie es in den Mikrophonen der Telephon-
apparate benutzt wird. Zwei Neusilberdrähte d und e tauchen
in das Kohlenpulver und bilden die Elektroden mit einem Ab-
stand von ungefähr 1 mm. Der Urheber der Anordnung gab der
Ebonitplatte auch die Form eines Rechtecks, von 12 und 15 mm,
so daß sie in dem Gehäuse eines gewöhnlichen Telephons unter-
gebracht werden konnte. Der Fritter selbst wird im Stromkreis
der Telephonspule eingeschaltet und die Anordnung so getroffen,
daß er die Telephonmembrane nicht berührt. Auf diese Weise
wird ein Frittertelephon erhalten, welches in
jeder beliebigen Stellung arbeitet und, ans Ohr
gebracht, bei jedem Funken des Erregers ein
Geräusch hervorbringt, welches die Aufnahme
der Nachrichten nach dem Gehöre ermöglicht.
Der Fritter Popoff. Der von der
Firma Ducretet ausgeführte Fritter Popoff wird S \
in ausgedehntem Maße in der russischen Marine ^ — '
verwendet Es ist ein Fritter mit Selbstent-
frittung und eignet sich daher zur Benutzung ^^
des Telephons als Empfänger. Er besteht aus ^** ^^^'
einer Röhre A (Fig. 118), welche zwei Platinplatten enthält,
welche die Kohlenkömer oder Kömer aus temperierten Stahl
von verschiedenem Grad der Oxydation zwischen sich nehmen.
Die Stahlkörner werden durch Zerbrechen von Stahlkugeln erhalten.
Um die Empfindlichkeit des Fritters und die Sicherheit seiner
Lösung zu erhöhen, wird die Röhre in mehrere Abschnitte
vermittelst nichtleitender Diaphragmen geteilt.
Das Telephon T kann direkt in den Stromkreis eingeschaltet
werden oder befindet sich in dem sekundären Stromkreis einer
Induktionsspule, deren Primärstromkreis den Fritter und eine
Batterie enthält.
Dieser Fritterkonstruktion wurde auch eine Form, ähnlich
jener des Fritters Popoff-Ducretet der Fig. 111 gegeben, mit dem
Unterschied, daß nun die Elektroden EE aus Kohle bestehen
und auf einer derselben die Metalldrähte aufruhen.
Fritter der italienischen Marine. Diese Anordnung
besteht aus zwei Elektroden, aus Kohle oder Eisen, zwischen
Mazsotto. Telegraphie ohne Draht. 10
:^
L
146
7. Kapitel.
welche ein Tropfen Quecksilber (Fig. 119) gebracht ist. An
Stelle der zwei Eisenstücke und des einen Quecksilbertropfens
können auch zwei Quecksilbertropfen und drei Eisenstücke nach
Fig. 120 verwendet werden. Daß Quecksiber mit Kohle die Er-
scheinung der Selbstentfrit-
tung zeigt, wurde zum ersten-
mal von Tomasina beobachtet.
In der Praxis der drahtlosen
Telegraphie wurde dieser Frit-
ter von Castelli vorgeschlagen
und von Kapitän Bonomo in
der Installation zwischen Pal-
maria und Livomo unter dem
Namen des Fritters der itali-
enischen Marine angewendet. Marconi benutzte diesen Fritter
in der ersten transatlantischen Übertragung.
Aus den Beobachtungen bei der Station Palmaria ergab
sich, daß für einen gut eingestellten Fritter der Art die elektro-
motorische Kraft zwischen 1 und 1,5 Volt betragen soll. Die
Selbstentfrittung tritt um so sicherer ein, je reiner und freier von
Amalgamen das Quecksilber ist, je trockener und glatter das
Innere der Köhre und je kleiner die Tropfen des Quecksilbers
sind. Die Tropfen des Quecksilbers sollen zwischen 1,5 und
Hg /« ng
Fig. 120.
t ^-— ^ J
e
■^xßia
1
o
<S)<S>
xrx
^ \' ^"^
^V^-«^l^^^'v^•'J '
f-TT-*«
Pitxn
Fig. 121.
3 mm Durchmesser aufweisen, während die Röhre einen inneren
Durchmesser von 3 mm zeigt. Diese Anordnung geht auch unter
dem Namen eines Wellenanzeigers Solan.
Selbstentf rittender Fritter Lodge. Die Anordnung
wird in dem System der drahtlosen Telegraphie Lodge-Muirhead
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 147
verwendet und besteht (Fig. 121) aus einem rotierenden Rad
mit scharfem Rande aus Stahl, welches in ein Gefäß eintaucht,
das Quecksilber enthält, dessen Oberfläche durch eine kleine
ölschicht bedeckt ist. Zwischen dem Rad und dem Quecksilber
besteht trotz des Eintauchens keine Berührung infolge der öl-
zwischenschicht Allein eine Spannungsdifferenz von weniger als
1 Volt zwischen Rad und Quecksiber, genügt bereits, die ölschicht
zu durchbrechen und den Stromkreis zu schließen, welcher je-
doch sofort wieder infolge der Umdrehung des Rades geöffnet wird.
Da die Spannung eines galvanischen Elements zu groß ist,
wird sie derart durch einen Spannungsregler herabgesetzt, daß
sie nicht mehr als ^/^^ Volt beträgt, wobei das Quecksilber mit
dem negativen, das Rad mit dem positiven Pol verbunden ist.
In dem Augenblick, in welchem die Frittung stattfindet, wird ein
Empfänger von niedrigem Widerstand betätigt, welcher mit großer
Sicherheit die Zeichen der sendenden Station wiedergibt. Als
Empfänger kann auch der >Syphon-Recorder<, wie er in der
transatlantischen Telegraphie verwendet wird, benutzt werden.
Auch kann die Aufnahme der Zeichen durch das Gehör ver-
mittelst des Telephons erfolgen. Lodge erklärt, daß die An-
ordnung eine Abänderung des von Lord Rayleigh vor einigen
Jahren beschriebene und von Rollo Aplleyard umgebauten Queck-
silberfritters ist.
Trotz seiner hohen Empfindlichkeit gestattet dieser Fritter
eine ungemein leichte Regulierung. Eine Mikrometerschraube h
gestattet den Quecksilberspiegel beliebig zu erhöhen oder herunter-
zusetzen, so daß die Einstellung des Apparats in wenigen Sekunden
erreicht ist.
Fritter Dormann. In dieser Anordnung dringen zwei
Metallelektroden in die beiden Enden einer Glasröhre ein und
nehmen zwischen sich einen Tropfen Quecksilber, welcher zu-
nächst mit einer Schicht Mineralöl, dann von außerordentlich
feinen Stäubchen aus Eisenoxyd, Schmirgel, Kohle oder ver-
schiedenen Metallen tiberzogen wird. Der Urheber beansprucht
für die Anordnung eine energischere und regelmäßigere Wirkung
und eine geringere Empfindlichkeit gegen atmosphärische Wellen,
als sie die übrigen selbstentfrittenden Fritter aufweisen.
Umgekehrte Fritter.
Wie erwähnt, bestehen die umgekehrten Fritter aus un-
vollkommenen Kontakten, welche ihren Widerstand unter der
Wirkung der elektrischen Wellen erhöhen. Die umgekehrten
10*
14Ä
7, Kapitel.
h
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r
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6'"
I
Fig. 122. /ph-
a.
Flitter von Branly bestehen aus Röhren mit Bleisuperoxyd, aus
platiniertem Glas, oder mit Goldblättchen belegtem Glas. Nach
Arons erhält man einen Fritter derart, indem man einen Stanniol-
streifen auf Glas aufklebt, durchschneidet und den Schnitt mit
metallischen Feilspänen bedeckt. Neu-
gschwendners Anordnung besteht aus
einer versilberten Glasplatte, deren
Silberschicht auf die Breite von. un-
gefähr ^/, mm unterbrochen wird. Die
Unterbrechung wird mit Feuchtigkeit
bedeckt, indem man die Platte an-
haucht. Die Einrichtung von AschMnaü
besteht aus einem gewöhnlichen Fritter
aus Feil späten, dessen Zwischenräume
mit Wasser etc. angefeuchtet sind. Die
umgekehrten Fritter, welche einiger-
maßen Anwendung in der drahtlosen
Telegraphie gefunden haben, sind die
Schäfersche Platte und der Apparat
von De Forest und Smithe.
Die Schaf ersehe Platte. Die
Schäfersche Platte ist eine Abänderung
der Neugschwenderschen Anordnung
und besteht aus einer Glasscheibe,
welche mit Stanniol bedeckt ist. Letz-
teres ist durch einen außerordentüch feinen Schnitt in zwei
voneinander isolierte Teile geteilt.
Solange der Spalt zwischen diesen beiden Teilen trocken
ist, kann der Strom einer angelegten Batterie nicht tibergehen.
Haucht man jedoch gegen den
Spalt, so bilden die feinen Wasser-
tröpfchen, welche sich an den Bän-
dern des Spalts absetzen, leitende
Brücken, welche den Durchgang
des Stroms- ermöglichen. Unter der
Wirkung der elektrischen Wellen fließen die kleinen Tröpfchen
25U größeren zusammen, die jedoch zu weit voneinander entfernt
sind, um den Stromdurchgang zu gestatten.
Lodge beobachtete einen ähnlichen Einfluß der elektrischen
Wellen auf Seifenblasen. Zwei sich berührende Seifenblasen
flößen in eine einzige große zusammen, sobald sie von elek-
trischen Wellen getroffen wurden.
Mg. 128.
Mit*
Apparate für die elöfctrische Wellentelegraphie. 149
In der praktischen Anwendung wird die Schaf ereche Platte
nicht angehaucht, sondern in der Nähe eines angefeuchteten
Tuches oder eines Wassergefäßes angebracht. Für den Apparat
wird gegenüber dem gewöhnlichen Fritter größere Empfindlichkeit
und weiterhin größere Einfachheit in Anspruch genommen, da
er keinerlei äußerer Einwirkungen bedarf, um in den ursprüng-
lichen Zustand zurückzukehren. Schäfer, Benz und lippold haben
in der Folge eine Schäfersche Platte mit mehreren Lamellen,
nach Fig. 122 patentieren lassen. Die Metallstreifen qre werden
von den isolierenden Stützen t* innerhalb eines Gehäuses c, welches
zudem feuchte, poröse Körper und die Klemmen hr enthält^
getragen.
Der untere Teil der Figur gibt die Verbindung der Platte /
mit dem Relais r, dem Empfangsdraht a, der -Batterie und Erde.
Die Anordnung De Forest und Smithe. Die in
Fig. 128 dargestellte Konstruktion besteht aus einer kleinen
Ebonit- oder 'Glasröhre, in welcher sich die beiden Elektroden
€i Cj aus Metall von 3,2 nmi Durchmesser und eine Hilfselek-
trode c3 von gleichen Durchmesser befinden. 'Die einander zu-
gewendeten Flächen der Elektroden stehen 1,6 mm voneinander
ab. Die Zwischenräume zwischen den Elektroden sind mit einer
besonderen Paste aus ziemlich groben Feilspänen zu gleichen
Teilen gemischt, mit Bleioxyd unter Zugabe von Glyzerin oder
Vaselin oder einer Spur von Wasser oder Alkohol angefüllt.
Nach Angabe der Erfinder lösen sich beim Durchgang des
Stromes kleine Metalheilchen von der Anode ab, und gehen
durch die Zwischenlage zur Kathode über, indem sie sich mit-
einander verbinden und so leitende Fäden zwischen den Elek-
troden bilden. Wenn sich auf den so bestehenden Ortstrom die
elektrischen Wellen überlagern, so schieben sich kleine Wasser*
fitoffbläscben infolge der Zersetzung des Wassers zwischen die
Kathode und die Fäden und zwischen die Teilchen der Fäden
selbst, wodurch der Widerstand erheblich vermehrt wird. Mit
dem Aufhören der elektrischen Wellen wirkt das Bleioxyd als
Depolarisator, beseitigt die Wasserstoffbläschen und stellt die
leitenden Fäden in ihrem ursprünglichen Zustande wieder her.
Der Apparat wird nach einigen Tagen unwirksam, da der
Sauerstoff der depolarisierenden Masse sich erschöpft. Gleich-
gültig, ob diese Erklärung den tatsächlichen Vorgängen in der
Anordnung entspricht oder nicht, der Apparat scheint vorzüglich
zu arbeiten, indem er sehr rasch und ohne äußere Hilfsmittel
sofort nach dem Aufhören der elektrischen Wellen in den ur-
I
i
l&O 7. Kapitel.
sprünglichen Zustand zurückkehrt» und damit eine sehr be-
schleunigte Übermittlung der Signale zuläßt.
Verschiedene Wellenanzeiger«
Wellenanzeiger Rutherford. Der von Rutherford
im Jahre 1896 angegebene Wellenanzeiger beruht auf einer durch-
aus anderen Erscheinung wie die Fritter, nämlich auf der Tat-
sache, daß Wechselströme von sehr hoher Wechselzahl, wie sie
z. B. bei den Entladungen einer Leydener Flasche erhalten werden,
dauernd die Magnetisierung eines magnetisierten Stahlstabs ver-
ändern. Die von Lord Rayleigh entdeckte Erscheinung wurde von
Rutherford zur Konstruktion eines Apparates benutzt, welcher
elektrischen Wellen gegenüber eine ähnliche Empfindlichkeit
wie die Fritter aufweist.
Der Apparat besteht aus einem Bündel feiner Stahldrähte
von ca. 1 cm Länge, welche durch Siegellack voneinander isoliert
und kräftig magnetisiert sind. Um dies Bündel ist eine lange
Wicklung von Kupferdraht gewunden, dessen Enden zu einem
sehr empfänglichen Spiegelgalvanometer führen.
Wird das Drahtbündel von elektrischen Wellen getroffen, so
ist eine plötzliche Entmagnetisierung zu bemerken, infolge welcher
in der Drahtspule ein von dem Galvanometer angezeigter In-
duktionsstrom entsteht. Wird das Bündel hierauf von neuem
magnetisiert, so ist es imstande, die Ankunft eines neuen Wellen-
zuges durch einen erneuten Liduktionsstrom anzuzeigen. Nach
der Angabe des Erfinders zeigt der Apparat elektrische Wellen
auf 800 m an, auch wenn sich zwischen den beiden Stationen
Häuser befinden.
Wellenanzeiger Wilson. Beinahe zur gleichen Zeit
bediente sich Wilson einer dem Rutherfordschen Apparat ähn-
lichen Einrichtung zur Aufnahme elektrischer Wellen. Der
Unterschied bestand darin, daß die Magnetisierung des Draht-
bündels keine dauernde, sondern eine zyklische war, indem neben
dem Bündel ein permanenter Magnet nach Fig. 124 in Umdrehung
erhalten wurde. Sobald eine das Bündel umgebende Draht-
wicklung von elektrischen Wellen durchfloßen wurde, zeigte sich
eine plötzliche Änderung der Magnetisierung des Bündels, welche
an einem Galvanometer oder einem Telephon, das in einer
zweiten über das Bündel geschobenen Spule eingeschaltet war,
durch den erzeugten Induktionsstrom wahrnehmbar wurde.
Wellenanzeiger Mareen i. Der Apparat von Rutherford,
welcher konstruiert wurde, bevor die elektrischen Wellen ihre
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie.
151
fA
Fig. 124.
Anwendung auf die drahtlose Telegraphie gefunden hatten, wurde
von Marconi zur Aufnahme rasch aufeinanderfolgender Wellen
in die Fig. 124 angegebene Form gebracht. Die Drahtrolle steht
nicht mit einem Galvanometer,
sondern mit einem rascher an-
sprechenden Telephon in Ver-
bindung, und um das Draht-
bündel wurde eine Spule ge-
wickelt, welche einerseits mit
dem Empfangsdraht, anderseits
mit der Erde in Verbindung
gebracht wurde, um die Wirkung
der elektrischen Wellen, welche
vom Empfangsdraht aufgefan-
gen wurden, besser auf das
Drahtbündel zu vereinigen.
Das Drahtbündel ist, wie
in dem Wellenanzeiger Wilson, in dem Feld eines Hufeisen-
magnetes C untergebracht, welch letzterer durch einen kleinen
Elektromotor in ständiger Umdrehung um die eigene Achse und
damit in dauernder Empfangsbereitschaft gehalten wird.
Marconi bemerkte, daß die Zeichen im Telephon kräftiger aus-
fielen, wenn die Drähte sich dem Magneten näherten, d. h. wenn
die Magnetisierung im Zunehmen ist. Um diese Erscheinung
nutzbar zu machen, traf er folgende Anordnung.
Das feststehende Eisendrahtbündel ist dabei durch ein Eisen-
drahtseil, welches durch einen Elektromotor ständig über zwei
KoUen geführt wird, ersetzt. Der untere Lauf des Seils geht
durch eine Spule, welche die beiden Wicklungen enthält, von
welchen die eine mit Empfangsdraht und Erde, die andere mit
dem Telephon in Verbindung steht, und tritt unmittelbar nach
dem Verlassen der Spule in das Feld eines kräftigen Hufeisen-
magneten. Infolge dieser Anordnung sind die die Induktions-
rolle durchlaufenden Punkte des Seils in einem Zustand wachsen-
der Magnetisierung, insofern sie sich dem festen Pol des Mag-
neten nähern, wodurch die günstigsten Bedingungen für die
Wirkung des Apparats erreicht werden.
Marconi gründet die Wirkungsweise seiner Anordnung auf
die von Gerosa und Finzi beobachtete Tatsache, daß ein von
Wechselströmen hoher Wechselzahl durchflossenes Eisejistück der
Wirkung eines magnetisierenden Feldes rascher folgt, als ein
stromloses, welch letzteres die Erscheinung der Hysteresis zeigt,
152
7. Kapitel.
r*
infolge welcher das Eieen nur unter Verssögerung eine Magneti-
Bierung annimmt, welche zudem geringer ausfällt, als der magneti-
Bierenden Stromstärke entspricht. £in Drahtbündel, welches nicht
von elektrischen Wellen durchflössen wird, befindet sich daher
während der Drehung des Magneten infolge der Hysteresis auf
einem anderen Grad der Magnetisierung als der augenblicklichen
Stellung des magnetisierenden Magneten entspricht. Durch das
Zwischentreten der Wellen nimmt dagegen die Magnetisierung
augenblicklich den entsprechenden Wert an, und die schnelle
Veränderung in der Magnetisierung des Bündels verursacht einen
entsprechend kräftigen Ton im Telephon.
Wellenanzeiger Tissot. Die in Fig. 125 dargestellte
Anordnung von Tissot ähnelt einem Grammeschen Binge. Ein
Ring aus Stahldrähten be-
wegt sich zwischen den
Polen eines feststehenden
Elektromagneten und trägt
zwei übereinander aufge-
brachte Drahtwicklungen.
Die eine wird durch eine
einzige Lage feinen Drahtes
gebildet, deren beide En-
den mit zwei voneinander
isolierten, auf der Umdre-
hungsachse aufgebrachten
Bingen in Verbindung
stehen, welche vermittelst
zweier Schleiffedern einer-
seits mit dem Emplangs-
draht, anderseits mit der
Erde verbunden ist. Die zweite Bewicklung steht auf gleiche
Art mit einem Telephon in Verbindung, Werden gleiche Bewick-
lungen an mehreren Punkten des drehbaren Binges aufgebracht, so
wird sich in irgend einem gegebenen Moment eine Bolle um so
sicherer in der günstigsten Stellung für die Wellenaufnahme befin-
deu, je größer die Anzahl der Bollen auf dem Binge gewählt wird.
Tissot benutzt auch einen Wellenanzeiger in welchem anstatt
eines Hufeisenmagnets ein einfacher Magnet oder Elektromagnet
benutzt ^drd. Die passendste Umdrehungsgeschwindigkeit beträgt
1—5 Umdrehungen pro Sekunde.
Tissot bemerkte, daß die Schwingungszahl der Wellen keinen
unmittelbaren Einfluß auf die Wirkungsweise solcher Wellen-
Fig. 126.
Apparate ftlr die eleknischo Wellen lelegraphie.
158
anieiger aueübe. Bei gleicher Energie scheint es jedoch, dafi
die stark gedämpften Wellen die grOßte Wirkung zeigen, wobei
die Wirkung der eines von den ersten Schwingungen ausgeübten
Stoßes vergleichbar ist. Die Stärke der am Wellenanzeiger be-
Ffg. 12fi.
obacbteteu Wirkung zeigte sich dabei proportional der Maximal-
«tKrfce des im Empfangedrsbt induzierten Stromes.
Wellenanzeiger Ewing- Walter. Der von Ewing
und Waltor in letzter Zeit der Royal Society vorgelegte Apparat
164 7. Kapitel.
besteht aus einer Spule von mit Seide isoliertem StaMdraht, welche
zwJHclien den keilförmigen Polen eines Elektromagneten ange-
bracht von Wechselströmen durchfloeeen und an einer Benkrechten
Achse angeordnet ist. (Fig. 126.)
Infolge der Hysteresie sucht sich die Spule zu drehen, wird
jedoch von eioer Feder festgehalten und weicht um einen be-
stimmten Winkel aus der Buhelage ab. Sobald die Spule von
elektrischen Wellen durchflössen wird, so nimmt in diesem FaUe
die Hysteresis merkbar zu und damit auch die Ablenkung. Die
Zunahme der Ablenkung zeigt nicht nur die Wellen an, sondern
Hg. 127.
gestattet auch, deren Stärke zu messen, was zur Ermittlung der
besten Arbeitsbedingungen für die Praxis der elektrischen Wellen-
telegraphie von Wichtigkeit ist.
Wellen an zeiger Arno. Die Anordnung besteht (Fig. 127)
aus zwei Eisen- oder Nickelplatten DD', welche an den Enden
eines bifilar aufgebtkngten Stabes angebracht sind. Die obere
Scheibe unterliegt der Wirkung der Elektromagnet« ABC, welche
von Wechselströmen mit '/j Phasenverschiebung durchfloaeen
werden. Die Wirkungen der letzteren vereinigen sich ähnlich
wie in dem Falle der polarisierten Wellen des Systems Artom
und eraeugen ein Ferrarisches magnetisches Drehfeld, welches
die Scheibe zu drehen versucht. Die untere Scheibe befindet
sich unter der Wirkung eines gleichen entgegengesetzten, von den
Elektromi^neten A' B' C hervorgebrachten Drehfelds. Das auf-
Apparate für die elektrieche Wellentelegraphie.
155
gehängte System ist daher im Gleichgewicht. Die obere Scheibe
wird jedoch von einer Spule mugeben, welche einerseits mit dem
Empfangsdraht, anderseits mit der Erde verbunden ist. Wird
demnach die Spule von elektrischen Wellen aus dem Empfangs-
diabt duTcbfloBson, so wird die Hysteresis der oberen Scheibe
geändert und das Gleichgewicht zwischen den Wirkungen der
beiden Drehfelder aufgehoben, wodurch eine Ablenkung des be-
weglichen Systems erzielt wird.
Die magnetischen Wellenanseiger sind unter Umständea
empfindlicher als die Flitter und übertreffen letztere auf alle
Falle hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Wirkung. Tn ihrer
e gegenüber den Frittem den Nachteil,
einfachen Gestalt haben
daÜ sie keine selbst-
tätige Aufzeichnung
der Signale bewir-
ken , letstere viel-
mehr vermittelst des
Gehörs durch das
Telephon aufgenom-
men werden müssen.
Der thermi-
sche Wellcnan-
zeiger Fessenden
(Fig. 128). Die An-
ordnung von Fesaen-
den beruht auf der
Eigenschaft der Me-
talle, daß deren elek-
trischer Widerstand
mitihrer Temperatur
zuninunt. Ein in
Gestalt eines V ge- ~" ^^ ^^s.
bogener Silberdraht
von 0,15 mm Durchmesser enthält einen Kern aus Platindraht
von 0,0015 "n" Durchmesser , dessen unteres Ende in Sal-
petersäure eingetaucht wurde , wodurch nach Auflösung des
Silbers ein kurzes Stück des Platindrahts freigelegt ist. Der
V-förmig gebogene Draht ist von der silbernen Kapsel 18 um-
schlossen, welch letztere wieder von dem Glasgef&ß 17 umgeben
ist. Aus dem allseitig geschlossenen Gefäß ist die Luft entfernt.
Zwei eingeschmolzene Drähte 16 sind mit den Enden des Silbcr-
drahtes verlötet. Sobald der Draht 11 von elektrischen Wellen
156 7. Kapitel.
durchflössen wird, wird er in rascher Folge erwärmt und beim
Aufhören der Wellen wieder abgekühlt, welche Temperatur-
schwankungen, Widerstandsschwankungen in einem den Silber-
draht, eine Batterie und Telephon enthaltenden Stromkreis und so
der Dauer der Wellenentsendung entsprechend mehr oder minder
lange Töne im Telephon hervorbringen.
Mehrere derartig gebaute Glasgefäße mit verschiedener Emp-
findlichkeit des Drahtes 14 sind an einer Scheibe aus Ebonit 28
angebracht, welche vermittelst des Knopfes 29 gedreht werden kann
und mit irgend einem der Gefäße die Stromabnehmer 22 in Ver-
bindung bringt, eine Einrichtung, welche eine Anpassung des Emp-
fangsapparates an die Stärke der ankommenden Wellen ermöglicht.
Die Überlegenheit eines solchen Wellenanzeigers beruht
in erster Linie auf der größeren erreichbaren Tlbertragungs-
geschwindigkeit, welche durch die Schnelligkeit der Erwärmung
und Abkühlung des Drahtes gegeben ist, in zweiter Linie in der
erhöhten Möglichkeit, die Eesonanz zwischen Sende- und Emp.
fangsstation herzustellen. In der Tat behauptet Fessenden, daß
mit seinem System 65 Worte in der Minute aufgenommen werden
können, während man mit gewöhnlichen Frittern über eine
Schnelligkeit von 15 Worten nicht hinauskommt. Femer sammelt
sich im Empfänger unter der Form der Wärme die ganze, von
den Schwingungen übertragene Energie, wodurch es möglich ist,
Schwingungen niedriger Spannungen und großer Dauer anzu-
wenden an Stelle der hochgespannten Wellen, welche zur Er-
regung des Fritters, der hauptsächlich auf die Maximalwerte der
Energie antwortet, notwendig sind. Es genügen daher kürzere
Sende- und Empfangsdrähte, und es wird angegeben, daß mit
dem System Fessenden auf eine Entfernung von 160 km mit
Funkeninduktoren von 6 mm Funkenlänge und einfachen Emp-
fangs- und Sendedrähten von 12 m Höhe Zeichen ausgetauscht
werden können.
Neuerdings ersetzte Fessenden den Platindraht seines ther-
mischen Wellenanzeigers durch ein Flüssigkeit. Dieser neue
Wellenanzeiger besteht aus einem kleinen Gefäß mit einer Flüssig-
keit, in welcher ein Diaphragma mit einem sehr feinen Loch
eingetaucht ist. Vor dem Loch befindet sich eine äußerst feine
Drahtspitze, welche mit dem Empfangsdraht in Verbindung steht.
Unter der Wirkung der auf den Empfangsdraht treffenden elek-
trischen Wellen wird die dünne in dem Loch des Diaphragmas
befindliche Flüssigkeitsschicht erwärmt und spielt nun dieselbe Rolle
wie der Platindraht in dem oben beschriebenen Wellei;anzeiger.
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 157
Der neue Wellenanzeiger soll den Vorteil bieten, daß er
nicht der Gefahr unterliegt, abgeschmolzen zu werden, und keiner
Schutzhülle aus leitendem Material bedarf.
Da femer die Flüssigkeiten mit der Zunahme der Tempe-
ratur im Gegensatz zu den festen Körpern ihren Widerstand ver-
ringern, ist der zur Aufnahme dienende Strom in dem Augen-
blick, in welchem die Wellen die Flüssigkeit treffen, größer als
während der wellenlosen Zeit und kann daher besser zur Auf-
nahme ausgenutzt werden.
Die Widerstandsschwankungen in dem thermischen Wellen-
anzeiger mit Draht betragen nach Fessendens Angabe ^4^/0 des
ursprünglichen Widerstandes, während die Schwankungen bei
dem Wellenanzeiger mit Flüssigkeit unter gleichen Bedingungen
12*/o d. h. das 50 fache betragen.
Wellenanzeiger L. H. Walten. Diese Anordnung
besteht aus einem Quecksilberbehälter, in welchem eine Glas-
kapillare eintaucht. Letztere enthält einen Platindraht, der bis
auf */ip mm Abstand von der unteren Röhrenöffnung, reicht. Über
dem Quecksilber befindet sich eine Wasserschicht, welche als
Isoliermittel dient. Das Quecksilber und der Draht stehen mit dem
Pol einer Batterie in Verbindung. Der Strom kann jedoch nicht
übergehen, weil das Quecksilber infolge der Kapillarität zu tief
steht, um den Draht zu berühren. Sobald jedoch eine elektrische
Welle den Apparat trifft, ändert sich die Kapülarkraft, das
Quecksilber steigt, die Berührung mit dem Draht wird hergestellt
und der Strom geschlossen. Zu gleicher Zeit wird ein Elektro-
magnet durch den Strom geschlossen, hebt auf einen Augenblick
die Röhre, wodurch der Strom unterbrochen wird und das Gauze
in den ursprünglichen Zustand zurückkehrt bereit zu einer
neuen Aufnahme.
Wellenanzeiger Schloemilch. Die Anordnung von
Schloemilch beruht auf einer noch nicht eingehend bekannten
Erscheinung, welche auftritt, wenn ein sehr feiner als Anode in
einem Säurevoltmeter dienender Platindraht einer elektromoto-
rischen Kraft ausgesetzt ist, welche gerade hinreicht, um die
Elektrolyse einzuleiten. In diesem Fall geht ein außerordentlich
schwacher Strom über, welcher jedoch augenblicklich zunimmt,
wenn der Apparat von elektischen Wellen getroffen wird. Ein
in den Stromkreis eingeschaltetes Telephon zeigt die von den
ankommenden Wellen bewirkten Stromschwankungen an.
Elektrokapillarer Wellenanzeiger >Armorl<. Dieser
Apparat wird vorzüglich als Relais benutzt, weshalb er bei der
I
L
158
7. Kapitel.
Besprechung dieser Apparate näher erwähnt werden soll. Ins-
besondere fand er bisher seine Anwendung in der drahtlosen
Telegraphie durch die Erde, doch soll die Empfindlichkeit hin-
reichend sein, um seine Anwendung auch für die drahtlose
Telegraphie durch die Luft an Stelle des Fritters zu ermöglichen.
Wellenanzeiger PI ach er. Die für die drahtlose Tele-
graphie bestimmte Anordnung soll Kap. 11 näher besprochen
werden.
Empfindlichkeit der Wellenanzeiger.
Prof. Fessenden gibt die folgende Übersicht über die Emp-
Endlichkeit der verschiedenen bisher zur Aufnahme Hertzscher
Wellen in der drahtlosen Telegraphie verwendeten Wellen-
Anzeiger. Die Zahlen geben die zur Erzeugung eines Zeichens
notwendige Energie in Erg an.
Fritter Marconi aus Nickel, Silber, Quecksilber . . . 4,000
Legierung aus 25 Vo Crol<i ^n<i 5*/o Wismut .... 1,000
Wellenanzeiger Solari, Kohle, Stahl, Quecksilber . . . 0,220
Thermischer Wellenanzeiger Fessenden mit Draht . . 0,080
Derselbe mit Flüssigkeit 0,007
Relais.
Die Relais werden in der gewöhnlichen Telegraphie im
großen Umfange verwendet, wenn die an der Empfangsstation
ankonmienden Ströme zu
W
schwach sind, um unmittelbar
die Empfangsapparate zu be-
tätigen.
Fig. 129 zeigt die An-
wendung in Verbindung mit
einem Fritterstromkreis.
Bedeutet M den zu be-
tätigenden Empfangsapparat
beispielsweise ein Morse-
schreibwerk und PBB den
Stromkreis, welcher von dem
zu schwachen ankommenden
Strom durchflössen wird, so
wird in letzteren das Relais R eingeschaltet. Das Relais be-
steht aus einem Elektromagneten mit dem Anker aus Weich-
eisen a. Wenn der Stromkreis BPB von dem schwachen Strom
durchflössen wird, so zieht das Relais B den Anker a an, welch
,^^M
Fig. 129.
Apparate für die elektrieche Wellentelegraphie. 159
letzterer den Strom der Ortebatterie i" scbliefit. Dieser Strom
reicht hin, den Elektromagnet des Schreibwerks M zu betätigen.
Hört der schwache Strom in B auf, ho fällt Anker a ab, öffnet
den Kontakt m, unterbricht damit den Strom der Batterie P' und
bringt den Anker des Schreibwerka M zmn Abfallen.
Aach in der drahtlosen Telegraphie spielen die Beiais eine
bedeutende Rolle. In Fig. 129 befindet sich das Beiais R im Strom-
kreis des Fritters B einer Empfangsstation. Das Eelaia wurde
bereits in den ersten Schaltungen von Popoff angewendeL
Um die Empfindlichkeit des Fritters nicht zu gefährden,
ist, wie erwähnt, die Anwendung einer Batterie P von geringer
elektromoterischer Kraft geboten, weshalb der im Augenblick der
Erregung des Fritters in dem Stromkreis BP£ fließenden Strom
nur von geringer Stärke sein kann, doch hinreichen muß, nm
das Beiais zn betätigen.
In einigen Fällen bedient man sich als Relais eines Galvano-
meters, dessen Nadel in dauernder Verbindung mit der Ortabatt«rie
sich befindet, wälirend der andere Pol mit einem Draht in '
Verbindung steht,
dessen Spitze der
Galvanometemadel
gegen fibersteht. E)er
schwache, das Gal-
vanometer durchflie-
ße nde Strom lenkt
die Nadel ab, bringt
sie in Berührung mit
der Metallspitze und
schließt so den
Stromkxeis des Emp-
fangsapparatfl.
Polarisierte Belais, Die Relais werden in sehr zahl-
reichen Formen ausgeführt Die für die Zwecke der drahtlosen
Telegraphie verwendeten Apparate der Art mtlssen eine hohe
EmpfindUchkeit aufweisen, da nur eine geringe Stromstärke, ins-
besondere beim Gebrauch von Frittem mit niediger Spannung,
zur Verfügung steht.
Die Fig. 130 zeigt ein von der Firma Siemens für das
System Braun ausgeführtes Beiais. Auf einem gemeinsamen
Grundbrett befindet sich außerdem der Fritter mit magnetischem
Regulator und die EntfrittungBvorrichtnng,
FiR. na.
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 161
Auch in dem System Slaby-Arco wird ein Belais nach der
Anordnung des polarisierten Belais Siomeiis in. der Zusammen-
setzung der Fig. 181 benutzt. Die Wirkungsweise ist folgende:
Ein Dauermagnet aus Stahl magnetisiert die Eisenkerne PI P2,
auf welche die Spulen derart aufgeschoben sind, daß die Enden
gleiche Polarität annehmen. Außerdem . befindet sich zwischen
den Polenden eine freibewegliche Lamelle aus weichem Eisen,
welche entgegengesetzt zu den Eisenkernen magnetisiert wird.
Diese Lamelle wird von den beiden Schrauben D 1 D 2, deren eine
die Buhesteliung, die andere die Arbeitsstellung bestinmit, in
bestimmter Lage erhalten. ]
Sobald die Bewicklung des Relais von d^m schwachen Strom
der Fritterbatterie durchflössen wird, wir(^;die Magnetisierung
des Eisenkerns P2 vermehrt, jene des Kernes PI vermindert
und die in labilem Gleichgewicht zwischen den Polen befindliche
Lamelle wird von P2 angezogen, schließt den Kontakt D2 und
damit den Ortsstromkreis. Ein ähnliches Kelais wird auch von
Marconi angewendet. >.
Relais mit beweglicher Bewicklung. In Frank-
reich verwendet man vorzugsweise Relais mit beweglicher Be-
wicklung nach dem T3rpus Deprez. Das Modell Claude emes
solchen Relais besteht aus einem Rahmen, auf welchem der
Draht aufgewickelt ist, der mit dem Fritter und der zugehörigen
Batterie verbunden ist. Der Rahmen ist zwischen den Polen
eines Dauermagneten aufgehängt. Sobald der Draht von einem
Strom durchflössen wird, wird der Rahmen gedreht und ein
Kontakt geschlossen, welcher den Ortsstromkreis vervollständigt.
In den Versuchen von Tissot wurden Relais dieser Bauart ange-
wendet, welche bereits bei einem Strom von 0,25 Milliampere
ansprachen.
Im allgemeinen haben die in der drahtlosen Telegraphie
benutzten Relais sehr hohe und im Verhältnis zum Fritterwider-
stand • verschiedene Widerstände. Marconi benutzt Relais mit
Widerständen zu 10000 Ohm. Das oben beschriebene Relais
des Systems Slaby zeigt einen Widerstand von 2000 Ohm, der
dem des Fritters gleichkommt. Ferrit blieb nach vielen Ver-
suchen bei elinem Relaistypus von 500 Ohm.
Das^ elektrokapillare Relais >Armorl<. Das von
Armstrong und Orling angegebene Relais kann auch an Stelle
des Fritters als Wellenänzeiger benutzt werden.
Es beruht auf der Tatsache, daß die Kapillärkräfte im Be-
Tührungspunkt zwischen Quecksilber und Schwefelsäurelösung
Mazzotto. Telegraphie ohne Draht. 11
i
sich ändern, wenn dieee BerUhrungsetelle von einem elektriBchen
Strom dnrchäoBBen wird, eine ErBcheinung, welche bekanntlich dem
aullerordetiüich emp-
findlichen Ktipillu-
elektrometer von Lipp-
mann KttgTonde Hegt.
In dem BeUis Är-
mori, Fig. 182. wird
mit / ein Hebeirohr
bezeichnet, dorcb wel-
ches aus dem Behäl-
ter a Quecksilber in
den SchwefelBänre ent-
haltenden tiefertiegen-
den BehKltoT b überzn-
treten sndit. Da je-
doch das Ende k der
HeberrOhre anileror-
dentlich dünn ausge-
EOgen iet, wird das
Qaecksilber durch die
K apillarkraft zurückge-
halten. Wird jedoch
zwischen Punkt i, der
mit dem Quecksiber in Verbindung steht , und dem Fankt j
der Sftm-e eine elektrische Spannungsdifferenz hervorgebracht, so
verschiebt sich das
Quecksilber in dem
Sinne , in welchem
der Strom fließen wür-
de. Ist i daher posi-
tiv, 80 treten kleine
Tropfen von Qaeck-
silber aas dem Heber-
rohr, treffen auf das
Ende des Hebels i^
welch letzteror den
Kontakt bei c und
damit den Stromkreis
einer Ortsbattcoie und eines MorseBchreibwerks schließt.
Der Behälter r bildet eine Art Maiiottescber Flasche und
halt den Stand des Quecksilbers in dem Gef&ß a unveränderlich.
ng. 132.
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 163
Dieser Wellenempfänger erwies sich als sehr empfindlich
und kann auch als Übertrager für die Zwecke der elektrischen
Wellentelegraphie dienen. Eine Abart des Apparats zeigt die
Fig. 133. Die zum Empfangsdraht und Erde führenden Drähte
endigen an den Ständern der Gefäße 5,5. An einem Wagbalken
sind an den beiden Enden nach abwärts gekehrte Eöhrchen,
welche angesäuertes Wasser und einen Tropfen Quecksilber ent-
halten, angebracht. Sobald ein Strom ankommt, verschiebt sich
das Quecksilber im Sinne der Stromrichtung, wodurch der Wag-
balken sich neigt und den Kontakt des Ortsstromkreises schließt.
Sehreiby orrich tungen •
Die in der elektrischen Wellentelegraphie am häufigsten an-
gewendete Schreibvorrichtung ist das gewöhnliche Morseschreib-
werk welches in den Ortsstromkreis des Relais eingeschaltet
ist. In diesem Apparat werden bekanntlich die Zeichen des
Alphabets in der Form von Punkten und Linien auf einem
Papierstreifen, welcher durch ein Uhrwerk an einem Schreib-
rädchen vorbei bewegt wird, hervorgebracht. Das eingefärbte
Schreibrädchen ist mit dem Anker des Schreibwerks verbunden und
wird gegen die Mitte des laufenden Papierstreifens angedrückt,
solange der Elektromagnet des Schreibwerks erregt ist. Hört
die Erregung infolge Unterbrechung des Ortsstromkreises auf,
so wird das Schreibrädchen von dem Papierstreifen abgehoben
und die auf letzterem aufgezeichnete Linie unterbrochen.
Die in der drahtlosen Telegraphie verwendeten Morse-
schreibwerke ähneln jenen in der gewöhnlichen Telegraphie
verwendeten mit dem Unterschied, daß infolge der geringeren
Übertragungsgeschwindigkeit der Papierstreifen in den Apparaten
für drahtlose Telegraphie nur ungefähr 60 cm in der Minute, d. h.
viel langsamer als in den gewöhnlichen Morseapparaten fort'
bewegt wird.
Um die Wirkungsweise des Morseschreibwerks bei den An-
wendungen in der drahtlosen Telegraphie vollkommen zu ver-
stehen, muß man im Auge behalten, daß in diesen Anwendungen
jedes einzelne Signal aus so vielen Wellenentsendungen besteht,
als während der Hervorbringung des Zeichens Unterbrechungen
durch den Unterbrecher des Funkeninduktors der Sendestation
stattfinden, und daß daher das Schreibwerk jedes einzelne Signal
aus einer Beihe sehr benachbarter Punkte zusammensetzt. Erst
infolge der Trägheit der bewegten Teile des Schreibwerks fließen
11*
164 7. Kapitel.
diese Punkte zu einer einzigen zusammenhängenden Linie zu-
sammen. Im allgemeinen wird das Morseschreibwerk neben den
Elektromagneten; dessen Anker die Entfrittung befördert, ge-
schaltet und der Widerstand der beiden Elektromagnete ent-
sprechend gewählt.
In einer von Slaby Arco patentierten Anordnung trägt der
Anker des Schreibwerkselektromagneten eine Kugel^ welche gegen
den Fritter schlägt und letzteren entfrittet.
Zammarchi hat beobachtet, daß die Aufzeichnungen von Nach-
richten durch elektrische Wellen mit gewöhnlichen Morseappa-
raten nicht genügend ausfielen, da die Trägheit des Ankers nicht
hinreichte, die aufeinanderfolgenden Punkte zu einer zusammen-
hängenden Linie zu vereinigen, und die Bewegung des Ankers
genau in dem Momente aufzuhalten, in welchiem der ankommende
Wellenzug aufhörte. Anderseits stellte er fest, daß die Zeichen
einer elektrischen Klingel, welche an Stelle des Morseapparates
eingeschaltet wurde, diese Übelstände nicht aufwiesen. Er änderte
demnach das Morseschreibwerk derart, daß der Hebel, welcher
das Schreibrädchen gegen den Papierstreifen drückt, während der
Dauer eines Zeichens, Punktes oder Striches, nicht ununterbrochen
angedrückt bleibt, sondern leicht und schnell wie der Klöppel
einer elektrischen Klingel schwingt. Um diese Schwingungen zu
erzielen, wurde dasselbe Mittel wie bei den elektrischen Klingeln,
d. h. die Unterbrechung des erregenden Stromkreises durch die
Ankeranziehung verwendet.
Die vermittelst dieser Einrichtung hervorgebrachten Zeichen
bestehen aus zusammenhängenden Punkten und Linien, welche
genau in dem Augenblicke beginnen und aufhören, in welchem
das Relais den Stromkreis der Schreibwerkelektromagnete schließt
oder öffnet.
Schreibwerk Hughes. Der in der gewöhnlichen Tele-
graphie nach dem Schreibwerk Morse am häufigsten angewendete
Empfangsapparat ist der Drucktelegraph Hughes, welcher die
eihlaufenden Zeichen in gewöhnlichen Drucklettern widergibt.
Die Anordnung besteht darin, daß in der Sendestation und Emp-
fangsstation je ein in ständiger Bewegung befindlicher Apparat
aufgestellt ist, deren Bewegungen vollkommen synchron ver-
laufen. Wird in der Sendestation die Taste des zu übermittelndien
Buchstabens gedrückt, so wird in der Empfangsstation derselbe
Buchstabe auf einem fortlaufenden Papierstreifen abgedruckt.
Die Übertragungsgeschwindigkeit ist bei der Verwendung dieser
Apparate eine erheblich größere, als bei der Morsetelegraphie,
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. lf>5
insofern bei letzterer jeder Bachstabe durch die Zusammenfügung
einer größeren und geringeren Anzahl von Punkten und Strichen,
d. h. einer mehr oder minder großen Anzahl von Stroment-
sendungen, sich zusammensetzt, während bei den Hughesappa-
raten zur Übermittlung eines jeden Buchstabens nur eine einzige
sehr kurz andauernde Stromentsendung erforderlich ist.
Um die Übertragungsgeschwindigkeit in der drahtlosen Tele-
graphie zu erhöhen, wurde auch versucht, den Hughesapparat
zu benutzen
Die Möglichkeit dieser Benutzung wurde von K. Strecker
im Jahre 1899 nachgewiesen und im Jahre 1903 wurden in Gegen-
wart Marconis und unter der Leitung des Leutnants Sullino ver-
mittelst Hughesapparate Telegramme zwischen den funkentele-
graphischen Stationen von Monte Mario und dem Marinemini-
sterium in Rom ausgetauscht. Die Einzelheiten der verwendeten
Anordnung wurden, soweit bekannt, nicht veröffentlicht. Es
scheint, daß auf der Station Monte Mario ein Tastensender Hughes
im Synchronismus mit einem Druckapparat im Marineministerium
aufgestellt war.
Der erste Apparat bewirkte die Entsendung der elektrischen
"Wellen, welche auf der zweiten Station vermittelst Fritter und
Beiais auf den Druckapparat wirkten.
Andere Druckapparate. In neuester Zeit wurden
auch noch andere Druckapparate für den Gebrauch bei der draht-
losen Telegraphie vorgeschlagen.
Einer derselben rührt von Ingenieur Kamm her, doch sind
darüber nur wenige Angaben bekannt geworden. Der Apparat
soll äußerlich von einer gewöhnlichen Schreibmaschine sich nicht
unterscheiden. Er soll nach der Angabe seines Urhebers mit
seinem Gegenüber so vollkommen und empfindlich abgestimmt
werden können, daß die Übertragung vollkommen geheim und
ein Auffangen der Nachrichten unmöglich ist. Der Apparat
wurde im Laboratorium des Erfinders vor dem Chefingenieur der
Marconigesellschaft vorgeführt.
Ein anderer Apparat derselben Art wurde von Giuseppe
Musso in Vado Ligure angegeben und beruht wie jener von
Hughes auf dem Synchronismus zweier Apparate an der Sende-
und Empfangsstation. Die Apparate sind zu verwickelt gebaut,
als daß hier eine genaue Beschreibung gegeben werden könnte.
Es muß auf L'Elettricita vom 9. August 1903 bezüglich ein-
gehender Beschreibung verwiesen werden. Erwähnt sei nur,
daß der Erfinder beansprucht, Stationen, mit welchen nicht ver-
166 7. Kapitel.
kehrt werden kann, oder nicht verkehrt werden will, ausschließen,
und das System als Duplex, d. h. zur gleichzeitigen Übertragung
zweier Nachrichten in entgegengesetzter Richtung arbeiten lassen
zu können.
Schreibvorrichtung Lodge-Muirhead.
In dem System Lodge-Muirhead seiner letzten Ausführungs-
phase wird als Schreibvorrichtung der in der transatlantischen
Telegraphie benutzte Syphon-Recorder verwendet.
Bei diesem System ist kein Relais im Stromkreis des Fritters
benutzt. Der Fritter und der Spannungsregler (8. 146) sind
unmittelbar mit dem Schreibapparat in Reihe geschaltet. Die
Schreibfeder besteht aus einem kleinen Glasheberröhrchen,
welches an dem beweglichen Rahmen eines Galvanometers auf-
gehängt ist. Dieser Rahmen wird von dem Strom, welcher bei
der Ankunft der Wellen den Fritter durchfließt, bewegt.
Das eine Ende des Heberöhrchens taucht in ein Tinten-
gefäß, während das andere über dem Papierstreifen liegt, welcher
die ankommenden Zeichen aufzunehmen hat. Solange keine
Zeichen ankommen, führt die Feder eine feine, gerade Linie über
den Papierstreifen, welche in eine Zickzacklinie durch die Ab-
lenkungen des Galvanometerrahmens übergeht,, sobald Zeichen
von der entfernten Station einlangen. Aus der mehr oder minder
langen Dauer der Ablenkungen ergeben sich die den Punkten
und Strichen des Morsealphabets entsprechenden Zeichen.
Die Empfindlichkeit und Genauigkeit des Apparats ist derart,
daß man aus der auf dem Papierstreifen aufgezeichneten Linie
erkennen kann, ob der Funkenübergang in der Sendestation
gleichmäßig oder ungleichmäßig vor sich geht, da jede XJngleich-
mäßigkeit sich in mehr oder minder starker Aufkräuselung der
Linie auf dem Papierstreifen äußert.
Übertrager.
Man bezeichnet mit dem Namen Übertrager in der gewöhn-
lichen Telegraphie Apparate, welche zwischen der Sende- und
Empfangsstation eingefügt werden, wenn letztere zu weit von-
einander entfernt sind, als daß mit den verfügbaren Mitteln die
Zeichen unmittelbar von einer Station zur anderen übertragen
werden könnten. Sie bestehen aus Relais, ähnlich den S. 158 u. ff.
beschriebenen, welche anstatt einen Empfangsapparat zu betätigen
an dem Ort ihrer Aufstellung selbsttätig die bei ihnen ein-
Apparate für die elektrische Wellentelegraphie. 1^"
laufenden Zeichen in einen Stromkreis weitergeben, indem sie
den Strom einer in der Hilfsstation aufgestellten zweiten Strom^
quelle in der die Hilfsstation und die Empfangsstation yer*
bindenden Leitung schließen. Offenbar können mehrere derartige
Ubertragestationen hintereinander in passender Entfernung an-
geordnet werden und so immer größere Übertragungsentfemungen
I erreicht werden.
I
Obgleich die drahtlose Telegraphie Übertragungen auf außer-
ordentlich große Entfernungen zuläßt, so ist dies doch nur durch
einen bedeutenden Energieaufwand an der Sendestation und
daher durch die Benutzung sehr kräftiger Apparate erreichbar.
Man hat daher auch in der drahtlosen Telegraphie Übertragevor-
richtungen, vermittelst welcher mit Apparaten von bescheidener
Wirkung bedeutende Entfernungen sollen überwunden werden
können, vorgeschlagen und versucht. Im allgemeinen kann jede
Funkentelegraphenstation, in welcher ein Sende- und Empfangs-
apparat sich befindet, zu einer Übertragestation verwendet werden.
Es genügt zu diesem Zweck, daß das im Fritterstromkreis liegende
Relais statt den Stromkreis eines Schreibwerks den eines Funken-
induktors, der mit dem Sendedraht verbunden ist, schließt Der
Funkeninduktor wird demnach dieselben Zeichen weitergeben,
welche bei der Station von der Sendestation her angekonunen
sind. Die von dieser Übertragestation wiederholten Zeichen
können von einer zweiten, dritten u. s. f. weitergegeben werden,
bis sie in der Bestimmungsstation wirklich aufgezeichnet werden.
Im Falle der drahtlosen Telegraphie bietet jedoch die An-
wendung von Übertragern Schwierigkeiten, welchen man in der
gewöhnlichen Telegraphie nicht begegnet. Diese Schwierigkeiten
rühren daher, daß die funkentelegraphischen Zeichen sich in
allen Richtungen um den Sendedraht übertragen, infolgedessen
ein von einer Zwischenstation wiederholtes Zeichen nicht nur
von der folgenden, sondern auch von der vorausgehenden Station
aufgenommen wird. Letztere würde daher das Zeichen ein
zweites Mal abgeben, so daß eine unlösbare Verwirrung der Zeichen
die Folge wäre. Es wurden verschiedene Vorschläge gemacht,
diesem Übelstand abzuhelfen.
System Cole-Cohen. Cole und Cohen empfehlen zu
diesem Zweck entweder den Übertrager derart anzuordnen, daß
er nicht unmittelbar das zurückkommende Zeichen aufnehmen
kann, oder ihn unfähig zu machen, Zeichen unmittelbar nach
seiner Tätigkeit als Übertrager aufzunehmen, wobei jedoch die
Fähigkeit für eine neue Übertragung nach einiger Zeit wieder
168 T. Kapitel.
ristreWn maß. Für den zweiten Fall wird an die Verwendung
von Sjncbronkommutatoren gedacht. In einem dritten System
BoUen tür jede Station zwei Lnftdrähte angewendet werden, deren
jeder von einem metallischen Halbzylinder, der durch eine
Kappe gedeckt ist, geschützt sein soll. Werden diese Halb-
eylinder entsprechend gerichtet, so können nur die von einer
Richtung kommenden Zeichen angenommen werden, nm ver-
mittelst des anderen Lufttirahts in der entgegengesetzten Richtung
weiter gegeben zu weiden.
Die Fig. 184 Keigt die Apparate und die Schaltung einer
UbertragungBStation Cole Cohen ; a a, stehen bzw. mit dem Emp-
fangsdraht und dem wiederholenden Draht in Verbindung, c ist
der Funk eninduktor, d dieFunken8trecke,/und/' sind die Fritter,
h und A, die Übertragerrelais, s deren Batterie, l, i^ sind zwei
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 169
Hilfsrelais, t eine Batterie, u und u' die Entfrittungshämmerchen,
C ein Kondensator und E die Erdverbindung.
Die Endstationen sind in gewöhnlicher Weise geschaltet.
Bei Ankunft eines Zeichens, welches nach der Behauptung der
Erfinder einen Strom nur in dem Luftdraht a hervorbringt, geht
dieser Strom über den Kontakt m des Hilfsrelais ly den Kontakt c,
von hier zum Fritter / und endlich zur Erde bei E. Der Strom-
kreis des Eelais h wird geschlossen, der Anker k schließt den
Kontakt bei i und die Batterie erregt das Relais V, Über m'
und n- werden die Kontakte p^ und r' geschlossen. Durch den
Anker w' wird die Verbindung zwischen dem Fritter/' und dem
Draht a' unterbrochen und die Verbindung von a' mit einer der
Erregerkugeln d hergestellt. Zu gleicher Zeit wird der Kontakt
bei r' und daher die Batterie s über die Hämmerchen m, u'
und den Primärkreis von e geschlossen. Die Zeichen werden
daher von dem Draht a' der folgenden Station zugeführt und
sollen nach Angabe der Erfinder keineswegs mehr zur voraus-
gehenden Station zurückkehren.
System Guarini. Der Übertrager Guarini enthält einen
einzigen Luftdraht, welcher zu gleicher Zeit mit dem Empfänger
und dem Übertrager derart verbunden ist, daß die Verbindung
des Luftdrahts mit dem Empfänger unterbrochen ist, wenn der
Luftdraht als Sender arbeitet.
Über die mit dem Übertrager Guarini zwischen Brüssel,
Antwerpen und Malines angestellten Versuche wird im Kap. 10
zu sprechen sein. Guarini hält die Anwendbarkeit hauptsächlich
für die drahtlosen Übertragungen über Land für gegeben.
System Armorl. Armstrong und Orling halten ihre
Relais mit Kapillarelektrometer nach Fig. 130, wie erwähnt, für
geeignet als Übertragungsvorrichtung zu dienen.
8. Kapitel.
Verschiedene Systeme der elektrischen
Wellentelegraphie.
Allgemeines«
Die Systeme der drahtlosen Telegraphie vermittelst elek-
trischer Wellen sind heute schon ziemlich zahlreich und man
kann sagen, daß beinahe jede Nation ihr eigenes System ver-
l
170 8. Kapitel.
wendet, wenn es auch im Grunde nicht leicht ist, festzustellen,
welcher Grad von TJrsprtinglichkeit den einzelnen Systemen zu-
zusprechen ist.
In Italien verwendet man ausschließlich das System Marconi;
das System Artom befindet sich noch im Versuchsstadium, das
Duddel-Campos ist noch im Projekt.
In England ist das System Marconi vorherrschend, welches
von der Marconi -Wireless telegraph signal Cie. ausgebreitet
wird (englische Patente Nr. 12039 [1896], 29306 [1897], 12325
[1898], 12326 [1898], 5647 [1899], 6982 [1899], 25186 [1899], 5387
[1900], 20576 [1900]). Außerdem besteht das System Lodge und
Muirhead (englische Patente Nr. 18644 [1897], 11575 [1897], 29069
[1897]), dann das System Armstrong und Orling (englische Patente
Nr. 19640 [1899], 14841 [1900]), das System Preece und der Fleeming
Wireless Tel. Co. (engüsche Patente 20576 [1902], 3481 [1902]). .
In Frankreich benutzt man die Apparate Rochefort-Tissot
(französisches Patent Nr. 301615 vom 25. Juni 1900) und Ducretet
(englische Patente Nr. 9791 [1899], 23047 [1899]) ; außerdem hat
man das System Marconi und das von Popp-Pilsoudski versucht,
während das System Valbreuze in Vorschlag gebracht wurde.
In Deutschland bekämpften sich die Systeme Slaby-Arco
(deutsche Patente Nr. 12720 [1898], 113285 [1889], 7021 [1900],
13342 [1900], 13648 [1900]), welches von der allgemeinen Elek-
trizitätsgesellschaft in Berlin ausgebildet wurde, das System
Ferdinand Braun (deutsche Patente Nr. 111578 [1898], 115081
[1898], 104511 [1898], 13221 [1900]), welches von der Firma Siemens
und Halske in Berlin verwertet wurde. Die beiden Gesellschaften
vereinigten sich zu einer einzigen Gesellschaft für drahtlose
Telegraphie, welche ihr System mit Telefunkon bezeichnet.
In Belgien wurden Versuche mit dem System Guarini mit
Wechselstrom (englische Patente Nr. 1555 [1900]) und mit dem
Übertrager desselben Erfinders angestellt; doch bestehen auch
einzelne Anlagen, die von der Marconi-Gesellschft eingerichtet
wurden.
In Spanien benutzt das Kriegsministerium das System des
Genie-Hauptmanns Julio Cervera Baviera (englische Patentnummer
20084 [1899]).
In der Schweiz wird der Telephonempfänger Tommasina
(französisches Patent Nr. 299855 [1900]) gebraucht.
In Eußland bedient sich das Landheer und die Marine des
Systems Popoff (englisches Patent Nr. 2797 [1900]), in der AuB-
führungsform von Ducretet.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 171
In Österreich-Ungarn verwendete man das Patent Schäfer
(englische Patente Nr. 6002 [1899], 1224 [1901]), und macht gegen-
wärtig auch mit dem System Marconi Versuche.
In Argentinien wurde das Patent Eicaldoni (englisches
Patent Nr. 15870 [1900]) angewendet.
In den Vereinigten Staaten von Amerika sind die Systeme
Fessenden (englisches Patent Nr. 17706 [1902]), und das System
De Forest (englisches Patent Nr. 10452) in Ge-
brauch; die Systeme Tesla und Cooper-Hewitt
scheinen über das Stadium des Projekts nicht
hinausgekommen zu sein.
Zunächst soll das System Marconi, welches
zuerst das Feld der praktischen Funkentelegraphie
betrat, und heute noch die bedeutendsten Erfolge
und umfassendsten Anordnungen aufweist, be-
schrieben werden. In der zeitlichen Eeihenfolge
ihres Auftretens sollen die einzelnen Vervoll-
kommnungen, welche das System später erfuhr,
dargestellt werden. Auch hinsichtlich anderer
Systeme, welche mehr oder minder von der
Marconischen Anordnung abweichen, soll die
zeitliche Folge ihres Auftretens die Eeihenfolge der Beschreibung
bestimmen, wenn auch letztere gelegentlich verlassen werden muß>
in den Fällen, in welchen sich die Zusammenfassung nach dem
Grade der Ähnlichkeit der Systeme unter sich empfiehlt.
G H
rO O-i
^^^
e^
Fig. 135.
Die Systeme Harconi,
Marconis Apparate des ersten Systems.
Versuchs-Apparate. Die Apparate, wie sie von Marconi
bei den ersten Versuchen auf dem Gebiete der drahtlosen Tele-
graphie verwendet wurden, sind in den Fig. 135 und 136 dar-
gestellt. Den Sender zeigt schematisch die Fig. 135. Die Enden
des Sekundärstromkreises des Funkeninduktors J sind mit zwei
Metallkugeln G und B, deren Abstand den Übergang der Funken
gestattet, verbunden. Der primäre Stromkreis des Funken-
induktors enthält die Batterie E und einen Telegraphentaster. Wird
letzterer niedergedrückt, so geht zwischen den Kugeln G und H
ein Funkenstrom über und erzeugt, wie Kap. 6 angegeben
eine Eeihe elektromagnetischer Wellen, welche von dem Zwischen-
raum zwischen den beiden Kugeln nach allen Richtungen aus-
gestrahlt werden. Bleibt der Taster längere Zeit niedergedrückt,
172
8. Kapitel.
so ist die Wellenentsendung andauernd, kurz dagegen, wenn der
Tastendruck rasch vorübergeht.
Der Empfangsapparat in Fig. 186 schematisch dargestellt,
besteht aus einem Feilspänfritter, dessen Enden mit den beiden
Metallplatten M und M' verbun-
den sind. Letztere haben solche
Abmessungen, daß die Schwin-
gungszahl des die Platten enthal-
tenden Stromkreises der Schwin-
gungszahl der vom Sender aus-
gehenden Wellen entspricht.
Der Fritter ist in den Strom-
kreis 1 der Batterie K einge-
schaltet. In diesem Stromkreis
befindet sich ferner in Reihen-
schaltung der Empf angsapparatL.
Dem Fritter ist ein in der Zeichnung nicht angegebenes Häm-
merchen einer elektrischen Klingel beigefügt, dessen Schwin-
gungen den Fritter fortwährend erschüttern und entfritten.
Das sind die auf ihre
M
M
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Fig. 136.
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einfachste Form gebrachten
Apparate, wie sie zur Über-
tragung auf kurze Entfer-
nungen dienen können. In
der Praxis müssen andere
Formen angewendet wer-
den, welche die solchen Ver-
suchsapparaten anhaften-
den TJnvollkommenheiten
nicht aufweisen.
Apparate mit Re-
flektoren. Die Fig. 137
zeigt einen der ersten Sende-
apparate, wie sie Marconi
für die Versuche im Freien
benutzte. Zwei Kugelpaare
aus Quecksilber oder Kupfer
kk ee werden von den Ebonitarmen d' d' gehalten. Die Ent-
fernung zwischen den Armen dd kann vermittelst Schrauben ge.
regelt werden. Um die Kugeln ee ist ein Stück Pergamentpapier
gewickelt, welches eine Art Behälter bildet, der mit Vaselin ge-
füllt ist. Das Ganze bildet so eine dem Righischen Oszillator
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 173
ähnliche Einrichtung, in welcher die die beiden Kugeln um-
gebende Flüssigkeit die strahlende Kraft erhöht und gleich-
mäßigere Wirkungen erzielen läßt.
Der Abstand zwischen den Kugeln k e hängt von der elektro-
motorischen Kraft, welche zum Betrieb des Apparats verwendet
wird, ab. Die Wir-
kung nimmt mit
dem Abstand zwi-
schen k und e zu,
solangeder Funken-
übergang ungehin-
dert vor sich geht.
Mit einem Funken-
induktor von 20 cm
Funkenlänge soll
der Abstand zwi-
schen k und e 25mm,
der zwischen e und
e ungefähr 1 mm
betragen.
Die Abmessun-
gen der Kugeln sind
ebenfalls von bedeutendem Einfluß auf die mögliche Übertragung»-
entfemung. Unter sonst gleichen Umständen ist die Über-
trägungsentfernung um so größer, je größer die Kugeln sind.
Hinter dem Erreger befindet sich ein zylindrischer Spiegel/
aus Metallblech mit parabolischem Querschnitt, in desseil Brenn-
linie die Funkenstrecke sich befinden muß. Der 8piegi?l dient
dazu, dem Strahlenbündel eine bestimmte Richtung zu geben.
Die Enden des Sekundärdrahts des Funkeninduktors J sind
mit den äußeren Kugeln kk verbunden. Der Funkeninduktor
muß mit einem guten Selbstunterbrecher versehen sein ; in dem
von Marconi verwendeten Unterbrecher wird ein Kpntakt-
zylinder von einem kleinen Motor in dauernder Umdrehung er-
halten.
. An Stelle der Kugeln k, Ä, c, e mit der beschriebenen An-
ordnung verwendete Marconi auch den in Fig. 65 dargestellten
Oszillator, bei welchem die Funkenstrecke zwischen ce- bequem
in die Brennlinie gebracht werden kann.
Etwas ausgeprägter ist der Unterschied zwischen der schema-
tischen Darstellung nach Fig. 136 und der praktischen Aus-
führung. Bei den großen zu überwindenden Entfernungen und
I
i
174
8. Kapitel.
dem kleinen Bruchteil der Energie des Senders, welcher in der
Empfangsstation ankommt > muß die Empfangs vorrichtang die
äußerste Empfindlichkeit aufweisen. Um so soi^fältiger muß
daher auch vermieden werden, daß in der empfangenden Station
selbst elektrische Wellen hervorgerufen werden, welche auf den
Fritter wirken könnten und daher die einlaufenden Zeichen ver-
wirren würden. Es müssen daher die Funken des Extrastroms
im Morse- Apparat, im Kelais, in der Entfrittungsvorrichtung usw.
vermieden werden.
Die Fig. 138 stellt die von Marconi verwendete Anordnung
der Empfangsvorrichtung dar, wie sie in Verbindung mit der
Sendevorrichtung der Fig. 137 verwendet wurde. Der Fritter K
ist im Stromkreis der Batterie B, welche aus bereits er-
wähnten Gründen aus einem einzigen Element besteht, einge-
schaltet. In demselben Stromkreis befindet sich das Relais i2,
welches durch die Batterie B jedesmals betätigt wird, wenn der
Fritter durch die ankommenden Wellen seinen Widerstand sinken
läßt. Der Relaisanker schließt die mehrzellige Batterie B* über
die Schreibvorrichtung M. Von diesem Stromkreis zweigt ein
zweiter ab, durch welchen die Entfrittungsvorrichtung E, die aus
dem Klöppel, ähnlich wie in einer gewöhnlichen elektrischen
Klingel, besteht, betätigt wird. Beim Aufhören der Wellen kehrt
der Anker des Relais in
die Ruhelage zurück und
unterbricht die beiden
Stromkreise der Batterie B\
so daß sowohl das Schreib-
werk, als das Hämmerchen
der Entfrittungsvorrich-
tung ihre Tätigkeit einstel-
len, bis ein neuer Wellen-
zng ankommt und eine
neue Tätigkeit von Relais
und Entfrittungsvorrich-
tung hervorruft.
Die bifilar gewickelten Widerstände pX, p2, pS und jp4, wie
sie an der Entfrittungsvorrichtung am Relais und am Schreib-
werk angebracht sind, verhindern die Funkenbildung infolge der
Extraströme und damit die Erzeugung von elektrischen Wellen
an den betreffenden Unterbrecherstellen, durch welche die Leit-
fähigkeit des Fritters gerade in dem Augenblick wieder hergestellt
würde, in welchem sie vernichtet werden muß.
Flg. 139.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 1 75
Ein anderer Widerstand 8 ist zwischen der Batterie B* und
dem Arbeitskontakt des Relais eingeschaltet. Man benatzt hiezu
vorzugsweise einen Flüssigkeitswiderstand, welcher eine gegen-
elektromotorische Kraft von 10 — 15 Volt aufweist und einem
Widerstand von 20000 Ohm entspricht. Der Flüssigkeitswider-
stand besteht aus mit angesäuertem Wasser angefüllten Glas-
röhrchen, in deren Enden Platindrähte eingeschmolzen sind.
Dieser Widerstand muß den hochgespannten Strömen, welche
bei der Unterbrechung des Stromkreises auftreten können, Durch-
laß gewähren und infolge der gegenelektromotorischen Kraft der
Polarisation, welche zwischen den Platinelektroden auftritt, eine
Stromabgabe aus der Batterie B* verhindern.
Marconi hält es für unerläßlich, daß der Fritterstromkreis
mit der Schwingungszahl des Sendestromkreises abgestimmt werde,
um den Vorteil der elektrischen Re-
sonanz zu gewinnen. Er benutzt
daher bei K einen Fritter mit regulier-
barer Schwingungszahl.
Mit den ebenbeschriebenen Ap-
paraten machte Marconi die ersten
Versuche in London im Jahre 1896
auf eine Entfernung von ungefähr
2 km.
Apparate mit strahlenden
Flächen. In der Folge benutzte
Marconi zur Vergrößerung der Über-
tragungsentfemung und zur Überwin-
dung zwischenliegender Hindemisse
einen Sender, von der in Fig. 139 an-
gegebenen Einrichtung und stellte fest daß je höher, größer und
weiter voneinander entfernt, die beiden Platten t^ waren, desto
größer die erreichte Übertragungsentfemung ausfiel. Ähnliche
Platten wurden auch in der Empfangsstation angewendet.
Mit der Erde verbundene Apparate. Später wurde
die Übertragungsentfemung dadurch bedeutend erhöht, daß die
eine der beiden Platten durch eine Erdverbindung ersetzt wurde,
wie Fig. 140 angibt. In dieser Schaltung ist eine der Kugeln d
in Verbindung mit der Erde bei E und die andere in Verbindung
mit der in beträchtlicher Höhe vom Boden aufgehängten Platte u,
eine Anordnung, welche sich der von Edison (Fig. 15) nähert. In
je größerer Höhe die Platte u sich befindet, auf um so größere
Entfernung gelingt die Übertragung.
Fig 140.
176
8. Kapitel.
Die dieser Sendevorricbtung entsprechende Empfangsvorrich-
tnng zeigt Fig. 141, in welcher die Einzelheiten der Konstruktion,
die mit jener der Fig. 138 übereinstimmen, weggelassen sind.
Ein Ende des Fritters I ist mit der an dem langen Mast x auf-
gehängten Metallplatte w verbunden. Das
andere Fritterende führt zur Erdplatte E.
Mit den beschriebenen Apparaten führte
Marconi seine Versuche über den Kanal
yon Bristol im Jahre 1897 aus.
Apparate mitMast. In der Folge
bog Marconi die Metallplatten TJW der
Fig.^ 140 und 141 zu einem oben ge-
schlossenen Zylinder und setzte letzteren
als Kappe auf das Kopfende des Mastes.
Er bemerkte jedoch bald, daß die erreich-
bare Übertragungsentfernung in erster Linie
von der Höhe, in welcher sich die Zylindeir
befanden und nicht von der am Ende des hochgeführten Drahtes
angebrachten Kapazität abhing. Er gab daher die Anwendung
von Kappen überhaupt auf und verwendete nur mehr einfache
*-M
»•
Mg. 141.
Fig. 142
-797
vertikale Drähte, welche von Masten, Luftballonen oder Drachen
in die Höhe gehalten wurden. Die Platten, welche dazu dienen
sollten, durch ihre Kapazität die Resonanz zwischen Sende- und
Empfangsstation herzustellen, wurden nun auch insoferne ent-
behrlich, als gegenüber der durch die neue Sendedrahtanordnung
Verschiedene Systeme der elektaisclien Wellentelegraphie. 177
einerseits und durch die Erdverbindung anderseits eingeführten
Kapazität die Kapazität der Platten verschwand.
Die Fig. 142 zeigt die bisher beschriebenen Abänderung^oi
der Einrichtung. Der Fritter F ist einerseits mit dem Emp-
fangsdraht, anderseits mit der
Erde verbunden ; K K* sind
Widerstände, g die Batterie, n
das Beiais, o die Entfrittungsvor-
richtung des Fritters, b ist die
Ortsbatterie des Schreibwerks,
P*' P' Q> * si^d Nebenschlüsse, um
die Funkenbildung an dem be-
treffenden Magnete zu verhin-
dern. Als Unterschied gegen-
über der Fig. 138 ist zu bemerken,
daß der Flüssigkeitswiderätand in
der letztgenannten Schaltung
durch einen bifilargewickelten
Widerstand^' ersetzt ist. Jeder
der angewendeten Nebenschlüsse ^^' ^^^'
zeigt das vierfache des Widerstandes des Elektromagneten, dessen
Funkenbildung er zu verhindern hat. Außer der Verhütung
der Funkenbildung haben diese Nebenschlüße noch den Zweck,
einen schwachen Strom in dem zugehörigen Elektromagneten
Flg. 144
zu unterhalten und so eine gewisse Magnetisierung hervorzu-
bringen, auch wenn der Relaisanker den eigentlichen Ortsstrom
unterbricht.
Dieser Kunstgriff bewirkt zusammen mit der Trägheit des
Ankers des Schreibwerks, daß die Aufeinanderfolge der Wellen
vom Schreibwerk als mehr oder minder lange, zusammenhängende
Linie aufgezeichnet wü*d und daß Relais n und Entfrittungsvor-
richtung eine größere Empfindlichkeit aufweisen.
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht 12
178 8. Kapitel.
Doppelte Stationen. Zum Aastausch von Nachrichten
genügt es nichts daß die eine Station nur als Sendestation, die
andere nur als Empfangsstation arbeitet, sondern es ist nötig,
daß jede Station sowohl Nachrichten senden, als auch aufnehmen
kann. Jede Station umfaßt daher sowohl eine Sende Vorrichtung
als eine Empfangs Vorrichtung. Lediglich der in die Luft empor-
geführte Draht ist beiden gemeinsam. Dieser Draht ist in dauernder
Verbindung mit einem der Pole des Sekundärkreises des Funken-
induktors Fig. 143, ist jedoch zu gleicher Zeit auch bei m ver-
mittelst des Tasters mit dem Drahte e, welcher zum Fritter führt,
verbunden. In der Ruhestellung des Tasters ist daher die Station
zum Empfang einlaufender Nachrichten bereit Wird dagegen
der Taster gedrückt, um Zeichen in die Ferne zu geben, so wird
^ bei m die Verbindung
I zwischen Sendedraht
und Fritter aufgehoben
und ersterer bleibt nur
mit dem Oszillator ver-
banden, um die ent-
stehenden Wellen aus-
zustrahlen. Eine be-
sondere Vorrichtung
verhindert , daß der
4
J f H
L-VWVV
G p f Sendedraht, solange er
als solcher wirkt, mit
Flg. 145. dem Fritter in Berüh-
r rung gerate. Die
Fig. 144 zeigt eine Station in ihrer Doppeleigenschaft, als
Empfangs- und Sendevorrichtung, wobei die Sendevorrich-
tungen in ihrem wesentlichen Teil dargestellt sind. Mit Aus-
nahme des Tasters und des Morse-Schreibwerks sind sämtliche
Apparate in metallische Gehäuse eingeschlossen, welche mit
dem Erdboden in Verbindung stehen. Auch der Kontakt
des Morse-Tasters ist von einer geerdeten Metall Schutzhülle
umgeben.
Empfänger mit vom Fritter isoliertem Luftdraht.
Seit dem Jahre 1898 brachte Marconi eine erhebliche Abänderung
an dem Empfangsapparat an, welche er erst später auf den
Sendeapparat übertrug. Sie besteht in der Unterdrückung der
dauernden Verbindung zwischen Empfangsdraht und Fritter und
Übertragung der Wirkung aus dem Empfangsdraht auf den Fritter-
stromkreis durch Liduktion.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 179
o
QZTB:
%^
Er hatte nämlich erkannt, daß die Wirkung der elektrischen
Wellen auf den Fritter mehr von der elektromotorischen Kraft
der Schwingungen als von der Zahl der Wellen, welche den
Fritter in der Zeiteinheit treffen, abhängt. Er suchte daher die
elektromotorische Kraft auf Kosten der Intensität zu erhöhen,
und gelangte daher zum Gebrauch eines Transformators, wie die
Schaltungsfigur 145 angibt. Der Fritterstromkreis ist sowohl vom
Empfangsdraht A als von der Erde ^ vollkommen isoliert Der
Empfangsdraht bleibt über Gt mit der Erde in Verbindung und
zwischen E und A befindet sich die primäre Wicklung p des
Transformators IB, eingeschaltet. Der Fritter K ist einerseits mit
der sekundären Wicklung J b^ des Transformators und ander-
seits mit dem Stromkreis des Relais E verbunden.. Das zweite
Ende J der Sekundärwicklung geht zur Batterie By welche ihrer-
seits in Verbindung mit /^
dem Beiais steht. Z> 1, B
Z>2 sind die gewöhn- . |L
liehen Drosselspulen,
welche die in 9 erregten
Schwingungen derart
dämpfen, daß sie nicht
auf das Beiais wirken
können.
Zwischen zwei
Punkten der Drähte,
welche einerseits vom
Fritter zur Spule Dl
und anderseits von der
Sekundärstromkreis- Flg. 146.
Wicklung zum Wider-
stände J>2 führen, ist in Abzweigung ein Kondensator C ein-
geschaltet, welcher die Aufgabe hat, die abwechselnden Poten-
tialdifferenzen, welche in der Sekundärwicklung des Transformators
auftreten, zu neutralisieren, wenn die Primärwicklung von den
elekrischen Wellen, die vom Sendedraht kommen, durchfiossen wird.
Die Fig. 146 zeigt eine ähnliche Schaltung, welche von der
vorigen Figur sich nur dadurch unterscheidet, daß der Fritter K
in der Abzweigung, der Kondensator C dagegen im Hauptstrom-
kreis eingeschaltet ist. Doch scheint diese zweite Anordnung
weniger gute Besultate als die erste zu geben. Ein weiterer
Vorteil, welchen nach Marconi die Trennung des Empfangs-
drahtes vom Fritterstromkreis mit sich bringt, besteht in der Be-
12*
CR
J s n
^WW\/ — '
rVWW-
G p f
180 8. Kapitel.
seitigung etwaiger Gefahren infolge atmosphärischer Störungen»
insofeme der Empfangsdraht in dauernder Verbindung mit der
Erde steht und daher die Schutzwirkung eines Blitzableiters leistet.
Bei dieser Schaltung hat nach der Meinung Marconis die
Anordnung des Transformators eine große Bedeutung. Die ge-
wöhnliche Form der Induktionsspulen mit einer Primärwicklung
aus dickem, km^en, und einer Sekundärwicklung aus dünnem,
langen Draht, kann hier nichts nützen. Wir haben bereits auf
S. 112 die Bemühungen kennen gelernt, durch welche Marconi
dem Transformator die für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie
geeignetste Form zu geben versuchte.
Abgestimmte Apparate mit konzentrischen
Zylindern. Wir haben gesehen, wie durch die Anwendung
der Resonanz zwischen Sende- und Empfangsstation die Über-
tragungsentfernung zunimmt und wie vielleicht vermittelst dieses
Kunstgriffs auch nicht nur der unabhängige Verkehr mehrerer
in demselben Wirkungsbereich liegender Stationen, sondern auch
die Geheimhaltung dieses Verkehrs ermögUcht werden kann.
Marconi bemerkte bereits in seinen ersten Versuchen die
Vorteile der Resonanz. In der Tat haben wir gesehen, daß der
von ihm seit 1897 angewendete Fritter Einrichtungen zur Regu-
lierung der Schwingungszahl besaß. Mit der Zunahme der Kapazität
der Sendevorrichtung durch Einführung des Sendedrahts und der
Erdverbindung hatten jedoch die kleinen Kapazitätsänderungen,
welche durch den Regulator am Fritter hervorgebracht werden
konnten, nur eine unbedeutende Wirkung, weshalb der Regulator
aufgegeben wurde.
Ein erster von Marconi unternommener Schritt zur Ab-
Stimmung war die Verwendung von zwei oder drei Sendern nach
der Fig. 143, welche Sendedrähte von sehr verschiedener Länge
enthielten, und die Verwendung eines Sekundärdrahts von ver-
änderlicher Länge im Empfangstransformator beispielsweise nach
Fig. 145, vermittelst welches letztereü der primäre Empfangsstrom-
kreis auf die Länge der ankommenden Wellen abgestimmt werden
konnte. Dabei wurde beobachtet, daß die besten Ergebnisse
erzielt wurden, wenn die Länge des Sekundärdrahts SJ des
empfangenden Transformators gleich dem vertikalen Draht der
Sendestation war.
Über die tatsächlich erreichten Erfolge mit dieser Anordnung
wird im Kap. 10 weiter die Rede sein. So zufriedenstellend
dieselben auch ausfielen, so sah Marconi darin doch keine er
schöpfende Lösung der Aufgabe, insofeme er beispielsweise in
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 181
Fig. 147.
A*
«iner Empfangsstation nicht zwei verschiedene Telegramme auf-
nehmen konnte^ wenn die beiden Sendestationen in gleicher
Entfernung von ersterer sich
befanden , gleichgültig wie
groß der Längenunterschied
-in den Sendedrähten bemes-
sen wurde.
Wir haben gesehen, daß
es sich zur Erreichung der
Resonanz empfiehlt , eine
möglichst scharf begrenzte
ßchwingungszahl der von der
Sendestation ausgehenden
Wellen und eine möglichste
Veiringerung der Dämpfung
der Wellen anzustreben.
Marconi vermehrte zu
diesem Zweck . die Kapazität
der Erregervorrichtung, ohne //>/■
im gleichen Maß auch deren strahlende Kraft, d.h. die infolge
einer jeden Entladung auftretende Anfangsintensität der ent-
sandten Wellen zu vergrößern. Er begann einen vertikalen
Draht Ä' Fig. 147, welcher in der Nähe des gewöhnlichen
Drahtes A mit dem Erdboden
verbunden war, zu verwenden.
Das so gebildete System aus
zwei Drähten stellt einen Kon-
densator von bedeutend grö-
-ßerer Kapazität als sie der ein-
zelne Sendedraht aufwies, dar,
ohne daß dabei die Oberfläche
des Drahtes A' vermehrt wurde,
was eine erhöhte Ausstrah-
lungsfähigkeit des letzteren
während der ersten Schwin-
gungen bewirkt hätte.
Die gleiche Anordnung
bat Marconi in der Empfangs-
station angewendet, die Fig. 148 zeigt, in welcher der zweite
Draht A' an den Transformator der Empfangsvorrichtung an-
geschlossen ist. — Bei den weiteren Versuchen, die Kapazität
der Luftdrähte zu vermehren, gelangte Marconi zu der Fig. 76
- F
A'
Fig. 148
J.
182 8. Kapitel
S, 105 dargestellten am 21. März 1900 patentierten Form, in welcher
der Leiter A \ welcher mit der Erde verbunden ist, aus einem
Zinkzylinder besteht, der von einem zweiten Zinkzylinder als
strahlendem Leiter umgeben ist. Letzterer steht vermittelst der
Induktionsrolle mit der Funkenstrecke in Verbindung, deren
Kugeln mit dem Funkeninduktor verbunden sind. Die Voraus-
setzung der Wirksamkeit dieser Anordnung besteht darin, daß die
Selbstinduktion des Drahtes, welcher Ä ' mit der Erde verbindet,
kleiner sei, als jene des Drahtes, welcher A mit der Funken«
strecke verbindet, eine Bedingung, welche die Anbringung der
Induktanzrolle erklärt. Nach Marconi ist die Induktanzrolle not-
wendig, weil eine Phasenverschiebung zwischen den Schwingungen
der beiden zylindrischen Leiter nötig ist, damit eine Ausstrahlung
und nicht eine Neutralisierung statthabe.
Wie dem auch sei, Tatsache ist, daß sehr erhebliche Erfolge
erzielt wurden. Mit der Induktanzrolle wurde es nach Marconi
möglich, die Schwingungen des Empfängers mit jenen irgend
einer von drei Sendestationen derartig in Resonanz zu bringen, daß
nur die von letzterer ausgehenden Zeichen aufgenommen wurden.
Mit Zinkzylindem von nur 7 m Höhe und 1,5 m Durch-
messer konnten Zeichen auf 50 km ausgetauscht werden, welche
von irgend einer anderen in der Nähe eingerichteten Station
für drahtlose Telegraphie weder wahrgenommen, noch gestört
wurden. Die große Kapazität des Empfängers antwortete nur
auf deutlich ausgesprochene Schwingungszahlen und wurde weder
von den nicht in Eesonanz befindlichen Sendern noch von den
atmosphärischen Entladungen beeinflußt.
Der Empfänger ist nicht figürlich dargestellt, besteht jedoch
aus denselben Zylindern, wie sie im Sender der Fig. 76 vei^
wendet sind. Ersetzt man in dieser Figur die Funkenstrecke
und die zugehörige Spule G durch den Fritter F mit dem Trans-
formator der Fig. 148, so entsteht die Empfängerschaltung.
Apparate Marconi, zweites System.
In den bisher beschriebenen Apparaten war der Erreger
in direkter Verbindung mit dem Sendedraht und der Erde. Ein
sehr wichtiger Fortschritt wurde damit verwirklicht, daß Marconi
begann, den Erreger vom Sendedraht zu trennen und die Wirkung
des ersteren auf letzteren durch Induktion zu übertragen. Der
so fast geschlossene Erregerstromkreis lieferte damit sehr wenig
gedämpfte Wellen von leicht regulierbarer Schwingungszahl.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 183
Durch diese grundlegenden Änderungen sind die Apparate
des zweiten Systems scharf von jenen des ersten unterschieden.
Einen der Übelstände des letzteren bildete die rasche
Dämpfung der Schwingungen infolge der starken Strahlung des
Sendedrahts.
Durch Lodge lernte man den Sender der Fig. 149 kennen,
welcher sich von der gewöhnlichen Schaltung durch den Konden«
sator c unterscheidet. Mit dieser Sendevorrichtung in Verbindung
mit einem gleichen Stromkreis lassen sich
leicht die Erscheinungen der abgestimmten
Leydener Flaschen nach S. 71 nachbilden.
Für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie
mußte dieser Apparat zu einer wirksamen Aus-
strahlungsvorrichtung umgewandelt werden.
Marconi erfüllte diese Bedingung, indem er
die Schaltung mit einem Sendedraht nach
Fig. 150 durch Induktion verband. Zu diesem
Zweck ist ein Teil des sekundären Strom-
kreises der Lodgeschen Anordung zur Spule
aufgewunden und bildet den primären Draht
eines Tesla-Transformators T, dessen sekundäre
Wicklung einerseits mit der P>de, anderseits
mit dem Sendedraht verbunden ist. Durch einen verschiebbareri
Kontakt G kann vermittelst einer zwischen Transformator und
Sendedraht eingeschalteten Spirale J die Schwin-
gungszahl des Sendekreises und Kondensator-
kreises in Resonanz gebracht und das Auf-
treten schwächender Differenzen zwischen den
Schwingungen des Kondensatorkreises und des
Sendekreises verhindert werden. Gleicherweise
kann die Kapazität des Kon-
densators geändert und da-
durch die Schwingungszahl
des aus dem Kondensator-
stromkreis und Sendestrom-
kreis bestehenden durch
Induktion verbundenen Sv-
stcms geregelt werden.
Wir sehen in dieser
Schaltung auch zwischen
dem Sendedraht und dem Erreger des Sendeapparats jene direkte
Verbindung aufgehoben, welche vom Empfangsapparat schon aus
Flg. 149.
/7>7
Fig. 160.
184
8. Kapitel.
anderen Gründen beseitigt war, auch wenn die Resonanz nicht
in Ansprach genommen wurde. Es bedurfte daher für die Emp-
fängerschaltung nur der Einführung einer veränderlichen Selbst-
induktion zwischen Sendedraht und Empfangstransformator, und
der Hinzufügung eines Kondensators im Nebenschluß zum Fritter
zur Regulierung der Schwingungszahl zwischen Empfangsstrom-
kreis und Ortsstromkreis, um die beiden Schaltungen in Emp-
fangsstation und Sendestation für die Verwendung vermittelst
abgestimmter Wellen nahezu übereinstimmend zu machen.
Vermittelst dieser Einrichtungen kann man die verschiedenen
Stromkreise derselben Station vollkommen gegeneinander ab-
stimmen und mit denen der anderen Stationen in Resonanz
bringen, sodaß die größte Wirksamkeit der Übertragungen er-
reicht wird.
Damit die Resonanz zwischen den vier Stromkreisen, d. h.
den beiden Empfänger- und den beiden Sendestromkreisen statt-
findet, ist es theoretisch nötig, daß, wie erwähnt, der Leitungs-
widerstand nahezu verschwindet und daß das Produkt aus der
Kapazität mit der Selbstinduktion in allen vier Stromkreisen
denselben Wert aufweist.
In. Wirklichkeit ist es nicht leicht, die Kapazität und noch
weniger leicht, die verwendeten Induktanzen zu messen. Man
kann jedoch annäherungsweise durch den Versuch auf folgende
Weise die Abstimmung erreichen. Nach der Angabe auf
Seite 180 sind die Schwingungszahlen des Empfangs-
drahtes und des Empfangstrahsformators gleich, wenn
Empfangsdraht und Sekundärdraht die gleiche Länge
aufweisen. Man kann daher, indem man in beiden
Stationen Luftdrähte von gleicher Länge und von der
Xiänge des sekundären Transfor-
matordrahtes der Empfangsstation
verwendet, bereits drei abgestimmte
Stromkreise erhalten, so daß nur noch
die Kapazität des Kondensators
(Fig. 150) des Senders eingestellt wer-
den muß, um die Resonanz zwischen
den vier Stromkreisen zu erzielen.
Indem man. auf die Schaltung
(Fig. 151) die konzentrischen Zink-
zylinder der Fig. 76, anwendet, ent-
steht die in Fig. 152 angegebene Anordnung, vermittelst welcher
es gelang, auf 50 km bei einer Zylinderhöhe von nur 1,25 m
4-1 l-K
/f//}
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 185
und einem Durchmesser der Zylinder von 1 m Nachrichten auszu-
tauschen.
Marconi versuchte später festzustellen, bei welcher geringsten
Entfernung ein zweiter auf eine gewisse Schwingungszahl ab-
gestimmter Sender dieser Art von einem Empfänger anderer
Schwingungszahl angebracht sein
konnte, ohne daß letzterer be-
tätigt würde. Bei den Versuchen
mit Wellen sehr verschiedener
Schwingungszahl ergab sich, daß
ein Sender, welcher auf 50 km
mit einem abgestimmten Emp-
fänger zusammenarbeiten konnte,
nicht abgestimmte Empfänger
schon in einem Abstand von
50 m nicht mehr beeinflußte.
Wenn die Schwingungszah-
len weniger von einander ver-
schieden sind, so findet eine Be-
einflussung nicht abgestimmter
Empfänger auch auf mehrere
Kilometer statt
Transportable Stati-
onen. Die Verwendung der
konzentrischen Zylinder gestat-
tete, wie erwähnt, die Höhe der Sende- und Empfangsvorrich-
tungen erheblich zu verringern, was Marconi zur Konstruktion
transportabler Apparate, wie sie in verschiedenen Fällen, ins-
besondere für militärische Zwecke, vorzügliche Dienste leisten
können, veranlaßte.
In einer von Marconi angegebenen Anordnung befindet
sich auf dem Dache eines Automobils ein 6 — 7 m hoher Zy-
linder, welcher während der Fahrt niedergelegt werden kann
and zum Nachrichtenaustausch auf eine Entfernung von 50 km
genügt. Ein Streifen Drahtgitter, welcher auf den Boden aus-
gelegt wird, dient als Erdverbindung, welche von dem Wagen
während der Fahrt dadurch aufrecht erhalten wird, daß der
Wagen das Gitter hinter sich herzieht. Man kann die Erd-
verbindung auch vermittelst des Kessels des Motors bewirken.
Zur Erzeugung der elektrischen Wellen genügt ein Funken-
induktör von 25 cm Funkenlänge, welcher von einer Akkumula-
torenbatterie gespeist wird und ca. 100 Watt beansprucht. Die
/////
Fig. 152.
186
8. Kapitel.
Fig. 153.
Akkamnlatoren werden von einer kleinen Dynamomaschine, die
vom Motor des Automobils angetrieben wird, geladen. Man kann
anch auf erhebliche Entfernungen bei horizontaler Stellung des
Zylinders telegraphieren.
Apparate großer Tragweite. Mit den bisher be-
schriebenen abgestimmten Apparaten gelangte Marconi im
März 1901 auf eine Übertragungsentfernung von 300 km zwischen
lizard in Comwallis und Santa Katharina auf der Insel Wight
unter Aufwand einer Arbeit von 150 Watt. XJm größere Ent-
fernungen zu erzielen, erbaute er in der Folge Stationen, in
welchen bedeutend erheblichere Energiemengen zur Anwendung
kamen. Die erste dieser Stationen war die von Poldhu in Corn-
wallis, welche im Jahre 1902
für die Versuche mit dem Carlo
Alberto und die ersten trans-
atlantischen Übertragungen,
d. h. auf Entfernungen von
mehr als 1500 km diente.
In der Station von Poldhu
besteht die Elektrizitätsquelle
aus einer Wechselstromma-
schine A (Fig. 153) von 50 Kilowatt Leistung, welche einen
Strom von 25 Ampere bei 2000 Volt Spannung hervorbringt.
Dieser Strom durchfließt die beiden Drosselspulen J8-K'
und den Primärdraht des Transformators T, durch welchen die
Spannung auf 20000 Volt erhöht wird.
Der Sekundärdraht dieses Transformators steht vermittelst
der beiden Schutzkondensatoren CG mit der Funkenstrecke JE,
welche im Nebenschluß zu einem zweiten den Kondensator C
von einer Kapazität von 1 Mikrofarad und den Primärdraht
eines zweiten Tesla-Transformators T' enthaltenden Stromkreis
angebracht ist, in Verbindung. Zur Erregung des primären
Stromkreises des Tesla-Transformators T' steht dabei eine Kapa-
zität von 1 Mikrofarad, welche auf eine Potentialdifferenz von
20000 Volt geladen werden kann, zur Verfügung.
Ein ähnlicher Stromkreis wie der, welcher den Sekundärdraht
des Transformators T mit dem Primärdraht von T' verbindet^
verbindet den Sekundärdraht von T' mit dem Primärdraht eines
dritten Tesla-Transformators T", dessen sekundäre Wicklung einer-
seits mit dem Sendedraht, anderseits mit der Erdeverbunden ist.
Als Sendedraht wurde bei diesen Versuchen die auf S. 104
dargestellte Anordnung verwendet. Zwischen dem Transfer-
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 187
r^M'M'l'l'i'M'I'I'I'M'h-
\
mator T" und den Sendedrähten können weitere Tesla-Transfor-
matoren eingeschaltet werden, oder es kann der Transformator T"
unterdrückt und die Verbin-
dung zwischen Sendedraht und
Sekundärdraht des Transforma-
tors T direkt hergestellt werden.
Die beiden Kondensa-
toren CC wurden nach dem
Vorgang von d'Arsonval zu dem
Zwecke eingeführt, um eine
dauernde Bogenbildung zwi-
schen den Kugeln der Funken-
strecke zu vermeiden. Teilweise
dient dem gleichen Zweck auch
ohne Anwendung der Konden-
satoren CC die Drosselspule B,
deren Kern soweit eingetaucht
wird, daß die dauernde Bogen-
Fig. 154.
bildung bei E verhindert wird, ohne daß die Erscheinungen der
oszillatorischen Entladung des Kondensators C gestört würden.
Die Anwendung der Kon-
densatoren CC gestattet
jedoch, die Bogenbildung
vollkommen sicher zu
unterdrücken.
Die Drosselspule B\
deren Eisenkern während
der eben erwähnten Ein-
stellung des Eisenkerns
von R völlig herausgezo-
gen bleibt, bildet zusam-
men mit dem Taster ilf die
Gebevorrichtung nach
Angabe von S. 80, vermit-
telst welcher dem Morse-
Alphabet entsprechende
längere oder kürzere
Wellenentsendungen
hervorgebracht werden. ^^^' ^^^
Die Kondensatoren CC sind nach Fig. 99 angeordnet.
Anordnungen der Apparate. Die Fig. 154 und 155
geben die Schaltung der Apparate nach Marconis zweitem System,
188 8. Kapitel.
wie sie in Biot bei den Versuchen zwischen Frankreich und
Korsika (s. Kap. 10) angewendet wurde.
Um von der Entsendung zum Empfang der Nachrichten
oder umgekehrt überzugehen, wird das Ende des Luftdrahts
abwechselnd mit der einen oder anderen der beiden Schaltungen
verbunden.
Sendeschaltung. Die Schaltung ist in Fig. 154 dar-
gestellt. Die Akkumulatorenbatterie Q ist mit den Primärdrähten
der beiden Spulen Bl, B2 verbunden. Eine dieser beiden
Spulen kann ausgeschaltet werden, wenn die andere genügt.
Der Stromkreis OCi, welcher die Funkenstrecke 0, den Konden-
sator Cj und die primäre Wicklung des d'Arsonvaltransforma-
tors 8 enthält, darf nur eine sehr geringe Selbstinduktion auf-
weisen, damit die Schwingungen eine mögUchst große Intensität
erreichen. Zu diesem Zweck wird die Länge der Drähte dieses
Stromkreises möglichst herabgedrückt und die Drahtstärke
möglichst erhöht. Um die Apparate dieses Stromkreises ein-
ander zu nähern, wird der Transformator 8 über dem Konden-
sator C 1 angebracht. Die Regulierung der Schwingungszahlen
geschieht vorzugsweise ausschließlich durch Veränderung der
Kapazität C 1. Der Transformator 8 ist gewöhnlich in ein mit
Petroleum oder Leinöl gefülltes Gefäß zur Sicherung der Iso-
lation eingetaucht.
Empfangsschaltung. Wie in der Anordnung auf
S. 177 sind sämtliche Empfangsapparate mit Ausnahme des
Morse -Schreibwerks und der Glocke im Innern eines Metall-
gehäuses B (Fig. 155), welches mit der Erde in Verbindung steht,
untergebracht.
Doch wurden in den in Rede stehenden Apparaten ver-
schiedene Änderungen in den Einzelheiten, namentlich in den
verwendeten Widerständen und Nebenschlüssen angebracht.
Um den Stromverbrauch der Batterie P, welche das Morse-Schreib-
werk M und die Entfrittungsvorrichtung T über die Abzweigung
am Relais betätigt, zu vermeiden, ist letztere durch einen mit
einem kleinen Kondensator K2 in Reihe geschalteten induktions-
losen Widerstand E von 1000 Ohm gebildet. Gleicherweise
besteht, damit der ganze durch die Leitfähigkeit des Fritters
hervorgerufene Strom über die Spulen des Relais von 10000 Ohm
fließe, der Nebenschluß über diese Spulen aus dem induktions-
losen Widerstand C in Reihe geschaltet mit dem kleinen Konden-
sator Kl, Werden jedoch Fritter von hoher Empfindlichkeit
verwendet, so müssen die Kondensatoren beseitigt werden.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 189
Ein weiterer Kondensator KS liegt im Nebenschluß zu der
Selbstinduktion, welche dazu dient, die von dem Morse-Apparat
kommenden Schwingungen aufzuhalten und diejenigen Schwin-
gungen, welche die Selbstinduktion selbst etwa erreichen, zur
Erde abzuleiten.
Neueste Empfängerschaltung Marconi. Die
neueste Empfängerschaltung Marconis verfolgt den doppelten
Zweck, einmal eine genauere Abstimmung zu erzielen und dann
die störenden Einflüsse der atmosphärischen Elektrizität möglichst
unschädlich zu machen. Die Fig. 156 und 157
zeigen die schematische Anordnung. Der Luft-
draht Ä Fig. 156 ist mit der Rolle L vermittelst
eines Gleitkontakts verbunden. Das untere Ende der
Rolle L führt zu dem Kondensator C, dessen zweite
Belegung mit dem einen Ende der einen Be-
wicklung der Induktionsrolle D, deren anderes Ende
geerdet ist, in Verbindung steht. Die zweite Bewick-
lung von D führt zum Wellenanzeiger. Längs der
Rolle L kann ein zweiter, mit Erde verbundener
Gleitkontakt E verschoben werden. Behufs Her-
stellung der Resonanz wird zunächst der Gleit-
kontakt E abgenommen und der mit dem Luftdraht A verbun-
dene solange verschoben, bis die Zeichen mit einem Maximum
der Deutlichkeit ankommen. Hierauf wird auch der Gleit-
kontakt E angelegt und so eingestellt, daß wieder jenes Maximum
der Deutlichkeit der Zeichen ein-
tritt. Der Gleitkontakt E steht
dann an einem Knotenpunkt der
ankommenden Wellen. Kommen
nun Wellen anderer Wellenlänge
an, für welche der Punkt E
Fig. 166.
/VVWNA— (g.^
Fig. 157.
keinen Knotenpunkt bildet, so
werden sie von E direkt zur
Erde abgeführt. Durch Vervielfachung der Anordnung der
Fig. 156, wie sie Fig. 157 zeigt, kann man die Auslese einer
bestimmten Wellenlänge aus einer Vielheit verschiedener an-
kommender Wellen verschiedener Länge soweit treiben, daß
eine beinahe vollkommene Ablenkung fremder Wellen und
völlige Beseitigung atmosphärischer Störungen erreicht wird.
190 8. Kapitel.
Die Systeme Lodge-Huirhead.
Lodge, dem die drahtlose Telegraphie die Entdeckung der
außerordentlichen Empfindlichkeit des Fritters gegen elektrische
Wellen verdankt, trägt auch einen großen Teil des Verdienstes
für die nach den ersten Versuchen Marconis gemachten Fort-
schritte. Er war es, welcher in der Folge in einer gründlichen
Erörterung der Bedingungen, welchen die elektrischen Wellen
für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie auf große, Entfernungen
zu genügen haben, die Voraussetzungen für die wichtigsten,
späteren Vervollkommnungen schuf. Aus diesem Grunde
glauben wir seine Anordnungen unmittelbar nach denen Marconis
darstellen zu sollen, wenn auch deren praktische Anwendung
nicht den weiten Umfang angenommen hat, wie dies für andere
Systeme der Fall.
Abgestimmte Apparate vermittelst Induktion.
Die ersten Versuche Lodges auf dem Gebiete der draht-
losen Telegraphie reichen bis zum Jahre 1898, d. h. bis zur Zeit
der ersten Erfolge Marconis zurück. Er ging von dem Gedanken
aus, daß die Telegraphie durch Induktion vermittelst Wechsel-
strömen von niedriger Wechselzahl zwischen geschlossenen ab-
gestimmten Stromkreisen gegenüber der Telegraphie ohne Draht
vermittelst elektrischer Wellen verschiedene Vorteile darbiete,
unter anderen den der Überwindung von Hindernissen zwischen
den Stationen (eine Möglichkeit, welche sich später auch bei
der Anwendung elektrischer Wellen von großer Wellenlänge
herausstellte), und den, die Wirkung durch die Verwendung
geschlossener Stromkreise von großer Ausdehnung erhöhen zu
können.
Fig. 156 zeigt die Anordnung einer Sendestation auf dieser
Grundlage. Eine elektromagnetisch angetriebene Stimmgabel F
dient dazu, den Strom der Akkumulatorenbatterie jB in regel-
mäßigen Zwischenräumen zu unterbrechen. Dieser Strom durch-
fließt die rechteckige Wicklung C von 150 m und 30 m Seiten-
länge, zwischen dessen Enden im Nebenschluß der Kondensator 8
angebracht ist.
Ein in der Fig. nicht dargestellter Morse-Taster gestattet den
Strom in mehr oder minder großen Zeitabschnitten zu unter-
brechen und wieder herzustellen.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 191
In der Empfangsstation befindet sich ein Apparat, welcher
dieselben Abmessangeu der Spule und des Kondensators aufweist
und yermittelst Hilfsspulen in vollkommene Kesonnanz mit
dem Sendeapparat gebracht ist. An Stelle der Stimmgabel und
der Batterie ist dagegen ein Telephon eingeschaltet.
Der Apparat stellt, wie ersichtlich, die Lodgesche Anordnung
mit abgestimmten Flaschen im großen dar, doch sind dabei in-
folge der hohen Kapazität des Kondensators und der starken
Selbstinduktion der Spulen die Entladungen sehr langsam, d. h.
von einigen Hundert in der Sekunde und von der Ordnung
der Schwingungszahlen der Töne, weshalb sie auch vermittelst
des Telephons wahrgenommen werden.
y^
L
t^:^*-
HF-
B
Fig. 168.
Mit einer Stromstärke von 10 — 20 Ampere konnten hör-
bare Zeichen bis auf 3 km übertragen werden. Später hat Lodge
berechnet, daß eine Länge von 2 km Kupferdraht auf der Spule
und eine elektromotorische Kraft von 100 Volt bei 400 Perioden
in der Sekunde und bei Verwendung geeigneter Kondensatoren in
der Entfernung von 100 km ein Induktionsstrom von 0,05 Milli-
ampere in dem abgestimmten Empfangsdraht hervorrufe, welche
Stromstärke mehr als hinreicht, um ein gewöhnliches Telephon,
noch besser aber eins der Telephone oder Mikrophone zu er-
regen, wie sie der Schwingungszahl der beiden Stromkreise ent-
sprechend von Lodge selbst für ein Maximum der Empfindlichkeit
gebaut wurden.
Trotz dieser Aussichten verließ Lodge nach dem ersten
Versuch, wie es scheint, seinen Plan, welcher ein System
zwischen der Übertragung vermittelst einfacher Induktion und
jener vermittelst elektrischer Wellen darstellt, um sich der Ent-
wicklung des letzteren zuzuwenden, wobei er sich mit Muirhead
verband, welcher seit 1894 elektrische Wellen für die Telegraphie
zu verwerten suchte.
192
8. Kapitel.
Lodge erkannte sofort die wesentlichen Bedingungen, unter
welchen elektrische Wellen sich für die Übertragung auf große
Entfernungen eignen, vor
allem die Wichtigkeit
h« der Resonanz zwischen
Sende- und Empfangs-
station. Ihm sind auch
die ersten Versuche in
dieser Richtung zu ver-
danken, in welcher die
verschiedenen Systeme
der elektrischen Wellen-
Pig. 159.
telegraphie spätei so verheißungsvoll von den verschiedenen
Forschem ausgebildet wurden.
Fig. 160.
Abgestinmite Apparate für elektrische Wellen.
Einen der von Lodge für die abgestimmten Übertragungen
angegebenen Apparate zeigt die Fig. 159, welche gestattet, wenig
gedämpfte Schwingungen von
hoher Spannung und scharf
begrenzter Schwingungszahl zu
erzielen.
Die von den Enden des
Sekundärstromes des Funken
induktors abgehenden Drähte
sind mit den Kugeln der Funkenstrecke, jedoch auch mit den
inneren Belegungen zweier Leydener Flaschen verbunden, deren
äußere Belegungen zu den Kugeln h^ und h^ geführt sind.
Letzteren stehen zwei
andere Kugeln gegen-
über , von welchen
Drähte zu den Selbst-
induktionen h^ h^ füh-
ren und an zwei weite-
ren gegenüberstehen-
den Kugeln enden.
Sobald der Funke an der Funkenstrecke des Funkeninduktors
überspringt, entladen sich auch die äußeren Belegungen der
Flaschen, wodurch zwei Funken in Äj h^ und einer zwischen h^
und hg entsteht. Die äußeren Belegungen der Platten sind je-
doch auch mit einer Drosselspule K verbunden, welche den
Fig. 161.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 1^98
h, h.
Flg. 162.
Zweck hat, den Flaschen zu gestatten', ; volle Ladung aufzu-
nehmen. Während der Entladung wirkt diese Spule als Neben-
schluß, ohne jedoch zu hindern,
daß Funken an der Funkenstrecke
übergehen.
Um die strahlende Kraft des
Sendeapparats zu erhöhen, wurden
an den Enden des Drahtes, welcher
die Funkenstrecke h^ h^ enthält, zwei
strahlende Luftplatten, ähnlich den
mit h und h^ in Fig. 160 dargestell-
ten, angebracht. Die letztere Figur
zeigt eine etwas abgeänderte Ansf üh-
rungsform des Lodgeschen Erregers.
Die Fig. KU zeigt die Anordnung des Apparats, wie sie
sowohl als Sender, wie als Empfänger benutzt werden kann.
Ag h^ sind Drähte welche von einem Induktionsapparat von
hoher Spannung kommen. Die beiden dicken horizontalen Drähte
wirken als Oberflächenkapazitäten, h^ ist eine Drosselspule, welche
wie im Fall der Fig. 160 in einem Gefäß mit isolierender Sub-
stanz eingebettet ist.
Der Bügel h^ dient dazu, die Funkenstrecke zu überbrücken,
wenn der Apparat als Empfänger dienen soll. In e ist der
Fritter, in / die Ortsbattorie, in g das Relais dargestellt
Die Fig. 162 ^^_^ 1^
zeigt die Schaltung
zweier abgestimm-
ter Stationen, die
eiue als Sende- die
andere als Emp-
fangsstation. In
dieser Anordnung
sind die Flügel ÄÄj Figr.ies.
durch zwei Kegel h h^ ersetzt. Ein Oszillator mit vier Kugeln
bewirkt im Sendeapparat die oszillatorische Entladung zwischen
den beiden mittleren Kugeln Ä, und Äj, welche mit den Kegeln
vermittelst Drosselspulen verbunden sind.
Der Empfangsapparat hat nahezu dieselben Abmessungen,
Kapazitäten und Selbstinduktionen wie der Sendeapparat, um
eine möglichst genaue Resonanz zu erhalten.
Doch kann die Schwingungszahl innerhalb gewisser Grenzen
geregelt werden, indem die Selbstinduktion der Spulen verändert
Mazzotto. Telegraphie ohne Draht. 13
194
8. Kapitel.
wird. Zu diesem Zwecke benutzt man entweder mehrere Spulen,
nach Fig. 163, welche vermittelst der Stromschlußstücke AI, Bl, Cl
je nach Bedarf ein- oder ausgeschaltet
werden können. Doch kann auch eine
einzige Spule verwendet werden, deren
Windungszahl oder Windnngsabstand
verändert werden kann.
Fig. 164 zeigt eine andere An-
ordnung des Empfangsapparats, in
welcher der Stromkreis des Fritters
von den Luftleitungen isoliert ist, und
von letzteren durch Induktion beein-
flußt wird. Die Luftleitungen h h
führen die Wellen dem Primärdraht h
eines Transformators zu, in dessen Se-
kundärdraht U in gewöhnlicher Weise
der Empfangsapparat eingeschaltet
wird. Man begegnet hier der Ver-
bindung des empfangenden Schwin-
gungskreises mit dem Fritterstromkreis durch Induktion, eine An-
ordnung, welche später von Marconi zu großem Vorteil, sowohl im
Empfangsapparat als auch im Sondeapparat angewendet wurde.
Flg. 164.
j Fig. 16öa.
Es ist nicht bekannt geworden, daß das System Lodge, wie
es eben beschrieben wurde, in größerem Maßstabe angewendet
worden wäre.
Neuer Apparat Lodge-Muirhead. Die Apparate,
welche die Ausrüstung einer Station bilden, sind eine Ak-
kumulatorenbatterie, ein Syphonempfänger mit dem selbst-
entfrittenden Rädchenfritter, der Funkenstrecke, dem Funken-
induktor, dem Taster, dem selbsttätigen Sender mit Papierdurch-
lochungen und dem Unterbrecher für den Funkeninduktor von
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 195
der Konstruktion S. 89. Die Fig. 165 a, 165 b, 166 a und 166 b
gebeii schematisch zwei für den Sender, bzw. den Empfänger
eingerichtete Schaltungen, welche sich leicht aus dem erstange-
führten System ableiten.
In AA ist die Anordnung für größere Leistungen dargestellt,
in welcher Schaltung c und r bzw. den Kädchenfritter und den
Syphonschreiber bedeuten, a sind die Luftleitungen» bei E ist
die Erde angelegt.
Das hervorstechendste Merkmal in diesen Schaltungen be-
besteht in dem Mangel einer direkten Erdverbindung.
Wir haben gesehen, daß nach einer weitverbreiteten An-
sicht die Erde nichts anderes als die zweite Belegung eines Konden-
sators darstellt, dessen andere Belegung durch den Luftdraht mit
t
fib
Im»!
n».
?
9
Fig. 166 b.
seinen angeschlossenen Kapazitäten, gebildet wird. Lodge und
Muirhead scheinen diese Vorstellung zu teilen, insofern in ihrem
System ebenfalls eine zweite Kapazität, jedoch von der Erde
isoliert, angewendet ist.
Li diesen Schaltungen sehen wir den Fritter, den Erreger,
die Selbstinduktion etc. in verschiedenen gegenseitigen Stellungen,
wie wir auch schon beobachtet^ daß der Transformator verwendet
und nicht verwendet wird, und daß sich die Schwingungen, wie
in Ä im offenen Stromkreis oder wie in £ im geschlossenen
Stromkreis entwiekela.
Welche der verschiedenem dieser Schaltungen anzuwenden
ist, richtet sich in dem einzelnen FaU nach dem Zwecke und
nach den äußeren Bedingungen, unter welchen sie zu arbeiten
hat, da eine jede Schaltung unter bestimmten Umständen ihre
besonderen Vorteile aufweist.
Mit dem erwähnten System w'irden zwei Versuchsstationen,
die eine in Eimers End, die andere in Downe in einem Abstand
13*
196 8. Kapitel.
von ca. 10 km im Binnenland eingerichtet. Unter Berück-
sichtigung der örtlichen Umstände kann diese Entfernung der
achtfachen bis zehnfachen bei der Übertragung über das Meer
gleichgeachtet werden.
Bei der Wertschätzung eines Systems treten jedoch gegen-
wärtig die Bücksichten auf die Entfernungen in die zweite Linie
zurück, insbesondere seit Marconi klar gezeigt hat, daß man
unter Aufwand einer entsprechenden Energiemenge beinahe jede
beliebige Entfernung überwinden kann* Wichtiger sind die
Sicherheit und Deutlichkeit des Zeichenaustausches und die
Möglichkeit der Abstimmung, Gesichtspunkte, unter welchen das
System Lodge-Muirhead zu den au ssichts vollsten gerechnet wird.
Felddienstapparate. Lodge und Muirhead haben
ihrem neuen Apparat auch eine für den Gebrauch im Felde
passende Ausführungsform gegeben. Die für die beiden Stationen
verwendete Schaltung ist die der Fig. 165 a und 166 b mit dem
Unterschied, daß in der Sendestation der Kondensator x fehlt,
so daß die eine der Kugeln der Funkenstrecke unmittelbar mit
dem Luftdraht in Verbindung steht, welcher in Form einer
nach abwärts gerichteten viereckigen Pyramide von 15 m Höhe
ausgebildet ist. Die geringe Höhe erklärt sich daraus, daß Lodge
der Ansicht ist, daß ein rascher Synchronismus zwischen Sende-
und Empfangsstromkreis bedeutend wichtiger ist als die einfache
Höhe der Luftleitung.
Die vier Seiten der Pyramide sind aus vier im Dreieck
gebogenen voneinander isolierten Drähten gebildet, welche durch
Löcher im oberen Teil der Pyramide laufen und längs der Achse
der Pyramide zurückkehren, um zu den Apparaten zu gelangen,
Diese Pyramiden werden auf dem Dach eines Wagens, in
dessen Innerem die Apparate untergebracht sind, fortgeführt
Der Wagen wiegt mitsamt der Apparatausrüstung 500 kg, der
Luftdraht 18 kg, die ganze Auffangvorrichtung 200 kg und ein
Kupferdrahtnetz, welches zur Herstellung der Erd Verbindung auf
dem Boden ausgebreitet wird, wiegt ca. 150 kg. Der Hauptvorzag
der Anordnung besteht in der Schnelligkeit der Installation und
des Transports. In 40 Minuten ist die Einrichtung dienstbereit^
in 45 abgerüstet und eingepackt.
Der Apparat wurde bei den großen englischen Mailövem
im Jahre 1903 benutzt und ist für Entfernungen über Land von
32 km berechnet.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 197
6 Ö
Kg. 167.
Die Systeme Braun.
Übertragungen durch das Wasser.
Prof. Braun in Straßbarg begann seine Untersuchungen
über die drahtlose Telegraphie im Jahre 1898, indem er das
Wasser als Übertragnngsmittel benutzte.
Grundlage des Verfahrens. — Berücksichtigt man,
daß ein Gleichstrom in einem zylindrischen Leiter gleichförmig
den Querschnitt des Leiters durchströmt,
ein Wechselstrom dagegen nur in einer
oberflächlichen Schicht sich fortpflanzt,
deren Tiefe um so geringer ist, je rascher
die Stromwechsel aufeinanderfolgen, so ist
klar,, daß eine in eine große Wassermasse
eingetauchte, elektrische Schwingungen er-
Mirende Metallplatte Ströme in dem Wasser "■
bewirkt, welche nur auf einer verhältnis-
mäßig geringen Tiefe wahrnehmbar bleiben.
Braun ist der Ansicht, daß diese Tiefe unter 2 m zurück-
bleibt Er dachte daher, die Versuche, welche von anderen ver-
mittelst Gleichstrom für die drahtlose Telegraphie durch das
Wasser früher angewendet wurden, unter Ver-
wendung elektrischer Wellen wieder aufzu-
nehmen. Mit der Verwendung der elektrischen
Wellen wurde nicht nur der Vorteil erreicht,
daß die Stromlinien sich nur in einer dünnen
Schichte des Wassers fortpflanzen, sondern
auch der andere, daß für die Übertragung nur
eine zusammenhängende Wasserfläche erforder-
lich war, bei welcher Inseln und Halbinseln
kein Hindernis bilden würden.
Apparate. — In seinen ersten Versuchen
erzeugte Braun die elektrischen Wellen im
Wasser, vermittelst der in Fig. 167 dargestellten
Anordnung. Die beiden Pole der sekundären Bewicklung eines
Funkeninduktors I stehen zwei Kugeln gegenüber, welche ver-
mittelst zweier Leiter an zwei voneinander entfernten Punkten
mit dem Wasser verbunden sind. Sobald die Funken zwischen
den Kugeln übergehen, werden in den Verbindungsdrähten elek-
trische Schwingungen hervorgerufen, welche teils in der Luft,
teils im Wasser verlaufeu.
Flg. 168.
198 8. Kapitel.
Sehr bald bemerkte jedoch Braun, daß es nötig sei, dem
Entladungsstromkreis eine scharf bestimmte Schwingungszahl
bei geringer Dämpfung zu geben. Er benutzte daher statt des
einfachen Funkeninduktors beinahe geschlossene Stromkreise
mit scharf regulierbarer Kapazität und Selbstinduktion, wie
Fig. 168 angibt. Die beiden Kugeln / bilden den Hertzschen
Erreger ; in Verbindung mit dem Funken -
Induktor C und C ^ sind zwei Konden-
satoren e und Ci, deren äußere Bele-
gungen vermittelst der Selbstinduktion s
gleichmäßig verbunden sind, von deren
Enden die beiden Kugeln /^ /, ab-
zweigen, welche sich auf die ins Wasser
getauchten Leiter entladen.
In der Empfangsstation bilden zwei ins Wasser getauchte
T^eiter Teile eines Stromkreises, welcher außerdem den Fritter k,
den Kondensator c und das Relais 8 und eine Batterie e enthält,
wie dies schematisch die Fig. 169 und 170 anzeigen.
Praktische Versuche. Im Sommer
•H|-N 1898 führte Braun mit diesem System der
r^ U f y \ I Übertragung Versuche aus, indem er Sende-
i^^'C/^ yjj^ Empfangsdrähte an den Enden der
gewundenen Gräben der alten Straßburger
Befestigungen versenkte. Später wurden
_. die Versuche in größerem Maßstabe in
Fig. 170. ^ , , f «„ , -
Kuxhaven nahe der Elbemündung fort-
gesetzt. Trotz der provisorischen Anlage gelang in letzterem
Fall die Übertragung bei einer Entfernung von 3 km.
Zahlreiche Kontrollversuche tiberzeugten, daß die Über-
tragung ausschließlich durch die vom Wasser fortgeleiteten
elektrischen Wellen und nicht durch I^eitung oder Induktion
zwischen den geschlossenen Stromkreisen oder durch elektrische
Wellen durch die Luft zustande kam.
Trotz der guten Erfolge setzte Braun die Versuche nicht
fort, sondern wandte sich der Übertragung vermittelst elektrischer
Wellen durch die Luft zu.
Übertragn^ng durch die Iiuft.
Grundsätzliche Neuerungen. Aus den Patenten
von Braun zu schließen, war er der erste, welcher die Sende-
apparate von der erheblichen Dämpfung befreite, die durch die
direkte Verbindung des Sendedrahts mit der Erregervorrichtung
6
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 199
entsteht, und welcher die Länge der verwendeten Wellen zu
yergrößem suchte. Die Anwendung eines Oszillators mit geringer
Dämpfung in unabhängigem Stromkreis vom Sendedraht brachte
für Braun infolge der außerordentlich geringen strahlenden Kraft
eines derartigen Oszillators die Notwendigkeit mit sich, den
Oszillator auf den Sendedraht durch Induktion wirken zu lassen
und daher zwischen beiden einen Transformator einzuschalten.
Braun bestinunte genau die Schwingungszahl seiner Sender
und fand durch den Versuch, daß die Länge des Sendedrahtes
zur Erzielung der Besonanz zwischen der Schwingungszahl des
Oszillators und dem Sendedraht V4 der Länge der Grundwelle
des Oszillators betragen müsse. (Siehe S. 59, Kap. VI). Es ist
leicht zu sehen, daß diese Neuerungen auf denselben theoreti-
schen Grundlagen beruhen, wie die von Marconi an seinen
Apparaten beim Übergang von seinem ersten System zu seinem
zweiten angebrachten Veränderungen. Dieser Sachverhalt führte
naturgemäß für beide Forscher zu Apparatenformen, welche sich
nur in untergeordneten Punkten voneinander unterscheiden.
Es handelt sich an dieser Stelle nicht darum, die Ansprüche
des einen oder des anderen der beiden Forscher auf die Priorität
zu untersuchen. Wir gehen daher ohne weiteres zur Beschreibung
der grundlegenden Schaltungen Brauns für die drahtlose Tele-
graphie über.
Grundschaltungen. Eine der ersten und
einfachsten Anordnungen Brauns zeigt die Fig. 171.
Der Entladungsstromkreis ist beinahe geschlossen
und enthält den Kondensator C und die Selbst-
induktion 8. Die Kugeln der Funkenstrecke sind
wie gewöhnlich an die Enden des Sekundärdrahts
eines Buhmkorff, der in der Figur weggelassen ist,
angeschlossen.
\
T
Von den beiden Enden der Selbstinduktion pig. 171.
steht die eine mit einer der Kugeln der Funken-
strecke und dem Luftdraht A, die andere mit einer der Bele-
gungen des Kondensators C und der Erde T in Verbindung.
Braun zeigte durch den Versuch, daß, wenn auch der Stromkreis CS
eine schwache strahlende Kraft hat, doch die in direkter Veiv
bindung damit stehende Luftleitung A der Sitz kräftiger Schwin-
gungen wird, welche frei ausstrahlen, wenn deren Länge V4 der
Wellenlänge des Oszillators beträgt.
Braun bediente sich später der symmetrischen Anordnung
der Fig. 172, welche als ein Lech erscher Stromkreis bezeichnet
200
8. Kapitel.
\
werden kann, mit dem Unterschied, daß der resonierende, aus
der Luftleitung A und dem mit der Erde verbundenen Draht be-
stehende Stromkreis direkt an die zweiten Belegungen der Kon-
densatoren angelegt ist, anstatt von zwei diesen Belegungen
benachbarten Punkten der Selbstinduktion S abzuzweigen.
Bekanntlich sind in der Schaltung von Lecher
die Resonanzwirkungen um so kräftiger, je länger
der Bügel ist, welcher die parallelen Drähte ver-
bindet Im Falle der Fig. 172 kann die ganze
Selbstinduktion 8 als Bügel aufgefaßt werden. In
der Folge fand es jedoch Braun wenigstens für
den Sender überflüssig, die Verbindung mit der
Erde herzustellen, weshalb er zur Verminderung
des Einflusses atmosphärischer Entladungen den
einen der vom Ende der Selbstinduktion aus-
gehenden Drähte isoliert ließ und ihm der Symmetrie halber eine
dem Sendedraht gleiche Länge gab, während das andere Ende
mit dem Sendedraht verbunden blieb. (Fig. 173).
Braun vermehrte in der Folge die Anzahl der Konden-
satoren, indem er sie in der S. 120 beschriebenen Art zusammen
schaltete, so daß im Augenblicke der Entladung die Funken
zwischen den Belegungen eines jeden Kondensators überspringen,
wodurch die Möglichkeit, große Energiemengen ins Spiel zu
Fig. 172.
- iL
e
O^O
Fig. 173.
bringen, erreicht wird, ohne Beeinträchtigung des oszillatorischen
Charakters der Entladungen und ohne Änderung der Schwin-
gungszahl.
An Stelle der direkten Verbindung des Sendedrahts mit
dem Oszillator benutzte Braun jedoch femer die Kupplung durch
Induktion vermittelst eines Transformators LS, wie Fig. 174
angibt, derart, daß der Erregerstromkreis CCFL sowohl von
der Erde als vom Sendedraht vollkommen isoliert bleibt. DiiB
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 201
Sekundärwicklung S des Transformators steht einerseits mit dem
8endedraht, anderseits mit einem gleichlangen isolierten Draht
in Verbindung.
C^
5.
L
Fig. 175.
Flg. 174.
Der Transformator ist in einem mit öl gefüllten Glasbe-
hälter untergebracht. Zusammengefaßt hat man auch hier im
Sendeapparat zwei wesentliche miteinander verbundene Teile:
den beinahe geschlossenen Erregerstromkreis von scharf begrenzter
Schwingungszahl, welcher infolge
der geringen Dämpfung gewisser-
maßen als Energiebehälter dient,
und der Sendekreis im engeren
Sinne, welcher oifen ist und den
Sitz von Schwingungen bildet,
welche infolge der dauernden
Energieausstrahlung stark gedämpft werden.
Der symmetrische Draht der Fig. 174 ist in jedem Augen-
blick von gleichen, denen im Luftdraht im gleichen Augenblick
entgegengesetzt gerichteten Wellen durch-
flössen. Er kann daher durch einen Kon-
densator oder eine passende Spule gleicher
Wirkung ersetzt werden.
Auch die Erde könnte zu diesem
Zwecke dienen, was jedoch die Unbequem-
lichkeit der Herstellung einer guten Erd-
Verbindung und Störungen der Über-
tragung durch atmosphärische Einflüsse mit sich brächte.
Auch mit dem System der Erregung durch Induktion nach
Fig. 174 können mehrere Kondensatoren nach der Schaltung der
Fig. 176.
202
8. Kapitel.
Fig. 95 und 96 verbunden werden, wobei ein jeder über die
eigene Belegung sich entlädt und mit einer besonderen AbteOung
der primären Bewicklung des Transformators nach Fig. 175 in
Verbindung steht. Man kann jedoch die Schaltung der Fig. 176
anwenden und die primäre Schwingung auf eine gewisse Anzahl
parallel geschalteter induzierender Drähte, welche auf ebensoviele
einerseits mit dem Sendedraht, anderseits mit der Erde verbundener
induzierter Drähte wirken, verteilen.
Der Empfänger, welchen man als Umkehrung des Senders
auffassen kann, ist in Fig. 177 dargestellt. Das hervorstechendste
Merkmal der Anordnung besteht darin, daß sie sehr empfindlich
für die Wellen von der Schwingungszahl des Senders und fast
F
K
^
Fig. 177.
unempfindlich gegen Wellen anderer Schwingungszahl sich verhält
Die Wellen werden von einem Luftdraht, welcher sie dem
Resonanzkreis CCJ zuführt, aufgenommen. Der Stromkreis GCJ
sammelt die ihm zukommende Energie, bis sie imstande ist,
auf den Fritter F zu wirken. Die Schwingungszahl des Strom*
kreises CCJ muß in Übereinstimmung mit der des Stromkreises von
F sich befinden, welch letzterer die Transformatorwindung, den
Fritter, die Batterie und das Relais K enthält. Für den Trans*
formator des Empfängers ist auch hier infolge der geringeren
Spannungen die Luftisolation als genügend zu erachten. (Siehe
Fig. 98). Auch im Empfangsdraht kann der Symn;Letriedraht
entbehrt und durch einen passenden Kondensator, welcher
jedoch als eine indirekte Verbindung mit der Erde angesehen
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 2QS
werden kann, ersetzt werden. Damit nimmt das System Braun
die in Fig. 178 dargestellte Form an, in welcher mit 81 und 82
die die Symmetriedrähte
ai
a2
an den Luftleitungen a 1
und a 2 ersetzenden
Kapazitäten darstellen.
Andere Schal-
tun ge n. -^In dereben-
falls von Braun benutz-
ten in Fig. 179 sche-
matisch dargestellten
Schaltung wird der
Sendedraht A vermit-
telst des Kondensators
K erregt, dessen eine
Belegung mit dem
Sendedraht, dessen andere mit einer der Kugeln der Funken-
strecke O verbunden ist. Der Kondensator 10 im Nebenschluß
zur Funkenstrecke dient zur Regulierung der Schwingungszahl.
In den Draht der Erdverbindung T ist eine zweite Funken-
strecke Cy eingeschaltet. Es scheint jedoch, daß diese Schaltung
weniger günstige Resultate, als die mit der Erregung vermittelst
Induktion ergibt , welch
Figr. 178.
B
/\/wwwv\
ik:
oo
letztere außer den bereits
erwähnten Vorzügen noch
den bietet, den Sendedraht
ungefährlich zu machen.
Es treten nämlich in dem
Sendedraht Tesla • Ströme
auf, welche sich bei der
Berührung unangenehm
bemerkbar machen. Auch
die zufälligen Isolations-
fehler am Sendedraht wer»
den bei der letztgenannten ^ T ^^' ^'*'
Schaltung weniger nachteilig empfunden.
Braun benutzt auch für den Empfänger außer der Schaltung,
mit der Erregung durch die Induktion (Fig. 177), die Anordnung
der Fig. 180, in welcher der Stromkreis des Fritters direkt mit
der einen Belegung des Kondensators verbunden ist, welcher
ebenfalls in direkter Verbindung mit dem Sendedraht steht, femer
die gemischte Schaltung der Figur 181, in welcher der Stromkreis
20i
8. Kapitel.
des Flitters einerseits mit dem Sekundärdraht des Transformators,
anderseits mit der Belegung des Kondensators und dem Empfangs-
draht A in Verbindung steht.
Praktische Ausführung. — Die Fig. 182 zeigt den
Stromlauf der Verbindungen im Empfangsapparat. Bei der
linken ersten Klemme der Fig. 182 wird der Empfangsdraht an-
Fig. 180.
gelegt, dessen Schwingungen den Stromkreis des Kondensators C
und der Induktanz L erregen (s. Fig. 182). Von der zweiten
Klemme links zweigt der Verbindungsdraht zu der Platte ab,
welche den zum Empfangsdraht symmetrischen Draht ersetzt.
Der punktiert gezeichnete Stromkreis verbindet den sekun-
dären Draht des Transformators mit dem Fritter COH, Der
strichpunktierte
Stromlauf enthält
das Beiais E, wäh-
rend der Ortsstrom-
kreis des letzteren
durch Striche , die
mit zwei Punkten
4
4
L
Flg. 181.
abwechseln, dargestellt ist.
Kpf bedeutet die Entfrittungs Vorrichtung, Kl die Anruf -
glocke, während bei M das Morse- Schreibwerk angelegt ist.
Die Fritter bestehen aus Stahlpulver, wie es in Verbindung
mit den übrigen Fritterformen beschrieben ist.
Die Buchstaben Wl, W2, WS bezeichnen die Induktions-
widerstände, welche die Funkenbildung bei der Öffnung der
Stromkreise des Relais, der Frittervorrichtung und der Bufglocke
zu verhindern haben.
Parabolische Sender. — In neuerer Zeit hat Braun
Sender für die drahtlose Telegraphie in der Form von Zylindern
mit parabolischem Querschnitt, welche aus einer Reihe senk-
rechter, nach den Erzeugenden des Zylinders angeordneten
Stäben bestehen, angegeben. Jeder Stab ist vermittelst eines
geradlinigen Drahtes mit einer Kugel verbunden, welche sich in
Verschiedene Systeme der elekkriecben Wellentelegraphie. 2(Ä
löJ
der Brennlinie des Zylinders befindet. Zwei gleiche Apparate
sind derart miteinander verbunden, daQ sich die Kngeln zu je
206
8. Kapitel.
zweien in geringer Entfernung voneinander befinden und so
eine Reihe von Funkenstrecken bilden.
Sämtliche Stäbe werden gleichzeitig erregt, die Schwingungs-
phase eines jeden Stabes hängt dabei jedoch von der Länge des
Yerbindungsdrahtes ab. Die Gesamtwirkung sämtlicher Stäbe
bewirkt ein der Achse genau parallel verlaufendes Strahlenbündel.
Die Kapazität jedes Drahtes kann durch die Hinzufügung
von Kondensatoren beliebig erhöht werden, wodurch die Aus-
strahlung größerer Energiemengen ermöglicht wird. Die Kapa-
zitäten und Selbstinduktionen der Stäbe sind so gewählt, daß
deren Schwingungszahlen sämtlich gleich ausfallen.
Dieser Sender eignet sich für ein System der drahtlosen Tele-
graphie vermittelst gerichteter elektrischer Wellen, ähnlich dem
auf andere Weise arbeitenden System von Blochmann (S. 109).
System Slaby-Arco.
Slaby, Prof. am Polytechnikum in Charlottenburg, stellte
seine ersten Versuche auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie
im Jahre 1897 an, kurz nachdem er den ersten Versuchen Mar-
conis in England beigewohnt hatte, wobei er zunächst die von
Marconi benutzte Apparatenanordnung verwendete.
In der Sendestation gebrauchte er einen Funkeninduktor der
Firma Siemens & Halske von 25 — 30 cm Funkenlänge, welcher von
8 Akkumulatoren gespeistwurde. Als Oszillator diente eine Einrich-
ttung vom Typus Righi (Fig. 65), deren innere Kugeln sich in einer
unveränderlichen Entfernung von 2 mm befanden, während der Ab-
stand der äußeren zwischen 3 und 15 mm geregelt werden konnte.
In der Empfangsstation enthielt der Primärsfcromkreis in
Reihenschaltung den Fritter, ein Trockenelement und ein
Westongalvanometer, dessen Zeiger die Rolle eines Relaisankers
übernahm. Von den
induktiven Widerstfta-
den, wie fä& Marconi an-
^ wendet, um Störungen des
Relais durch ^ktromag-
netische WeUen zu ver-
hindern, ward abgesehen.
Der Sekundärstrom-
^*' ^^' kreis bestand aus den. in
Fig. 183 dargestellten Teilen.
Die Batterie j>, die Entfrittungsvorrichtung t und der Zeiger B
des Westongalvanometers sind in Reihe geschaltet. Der Um-
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 207
Schalter C gestattet die Glocke S und den Morse- Apparat M
parallel zu schalten.
Mit dieser Einrichtung erreichte Slaby unter Verwendung
eines Sendedrahts von 100 m Länge, welcher durch einen
Fesselballon hochgehalten wurde, Übertragungen bis zu 21 km
Entfernung. Infolge seiner späteren eingehenden Arbeiten über
die Bedingungen der elektrischen Wellentelegraphie, brachte
Slaby ziemlich einschneidende Änderungen an dieser ursprüng-
lichen Anordnung an, welche seinen Einrichtungen einen ge-
wissen Grad von Ursprünglichkeit verliehen. Als Mitarbeiter
war auch dabei Graf Arco beteiligt, weshalb das schließlich er-
reichte System später den Namen des Systems Slaby-Arco führte.
Grundlagen des Systems. — Die Erwägung, von
welcher Slaby bei seinen Abänderungen ausging, bestand darin
daß der Fritter am oberen Ende des Emp&ngsdrahts angebracht
werden müsse, weil hier die Spannungsänderungen ihren
höchsten Wert erreichen, da sich der Schwingungsknoten am
unteren Ende, der Schwingungsbauch jedoch am oberen befinde,
anderseits aber der Fritter nicht sowohl auf Stromschwankungen
als vielmehr auf die Spannungsänderungen reagiert
Wenn trotz der ungünstigen bisherigen Stellung des
Fritters doch verhältnismäßig gute Erfolge erzielt wurden, so
rührt das nach Slaby zum Teil von der großen Empfindlichkeit
des Apparats, zum Teil von sekundären Wellen her, welche
Spannungsschwankungen auch in dem Punkt erzeugen, in
welchem sich der Elnotenpunkt der Wellen befinden soll. Endlich
bewirke die Unsymmetrie des Systems, daß ein wirklicher
Knotenpunkt in keinem Punkte auftreten kann. Die Befestigung
des Fritters am oberen Ende des Empfangsdrahts brachte jedoch
&t
a«
a'a
Af
e
Fig. 184.
in der praktischen Anwendung erhebliche Schwierigkeiten mit
sich. Slaby fand jedoch einen Ausweg, [um die Spannungs-
208 8. Kapitel.
Schwankungen, welche am oberen Ende des Empfangsdraht»
auftreten, an günstigere Stelle, an welcher der Fritter bequem
angebracht werden kann, zu übertragen.
In Fig. 184 a ist der Fritter in der günstigsten Stellung, a2,
dargestellt. Wird neben dem senkrechten Draht ein geneigter
von gleicher Länge, wie Fig. 184 b zeigt, angebracht, so werden
am Ende des zweiten Drahtes ähnliche Spannungsschwankungen
auftreten wie am Ende des ersten, in gleicher Weise, wie durch
Erregung einer Zinke einer Stimmgabel die andere von selbst
erregt wird. Die Erregung des zweiten Drahtes findet unabhängig
von dem Winkel statt, welchen dieser mit dem ersteren bildet,
weshalb er auch die horizontale Lage einnehmen kann, wie
dies Fig. 184 c angibt.
Die erste von Slaby ausgeführte Änderung an der Empfangs-
vorrichtung besteht demnach darin, daß vom unteren Ende des
Empfangsdrahts ein horizontaler Draht von gleicher Länge ab-
zweigt und daß am Ende dieses Verlängerungsdrahts der Sender
angebracht ist. Ist jedoch der Empfangsdraht von erheblicher
Höhe, so bietet die Anordnung eines gleichlangen horizontalen
Drahtes, nach Fig. 184 c, einige Unbequemlichkeiten. Der hori-
zontale Draht kann jedoch auch zur Spule aufgewickelt werden
und an dem einen Ende an den Flitter anschließen, wie dies
Fig. 184 d angibt. Wenn das freie Ende des Fritters nach
Fig. 184 e mit dem Boden verbunden wird, so schwanken die
Spannungsunterschiede , welche den
Fritter erregen, zwischen und -[-F
und zwischen O und — Y und sind
daher im Maximum gleich F, voraus-
gesetzt, daß die größste Potentialsch wan-
M» kung +^ y beträgt. Slaby hat die an
fjTb oöoo 61^^ jei^ Ende des Fritters wirkende Po-
tentialdifferenz verdoppelt, indem er die
beiden Fritterenden mit den Enden einer
Spule M 2 (Fig. 185) von ungefähr doppel-
ter Länge der Spule Ml verband derart,
daß die Länge M2 einer halben Wellenlänge entsprach. Während
der Schwingung befindet sich der Punkt D immer um Vi Peri-
ode im Vergleich mit dem Punkt F im Verzug, weshalb die
beiden Punkte immer in entgegengesetzter Phase sich befinden
und die den Fritter erregende Potentialdifferenz zwischen 4- V
und — F, d. h. 2 F oder das Doppelte gegenüber dem vorigen
Fall, beträgt.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 209
Die Spule M2 kann anstatt direkt auch vermittelst des
Kondensators K mit dem Punkte F des Fritters in Verbindung
stehen. In diesem Falle ist es nötig, daß die Schwingungszahl
des Stromkreises M2 K der Hälfte der Schwingungszahl des
Sendestromkreises entspricht. Bei der Verwendung der Spule M2
bemerkte Slaby, daß dieselbe die für den Fritter wirksame
elektromotorische Kraft noch über Erwarten steigerte, weshalb
er die Spule mit Multiplikator bezeichnete.
Murani hält die Theorie, vermittelst welcher Slaby die
Anwendung des Verlängerungsdrahts rechtfertigt, nicht für zu-
treffend. Er bemerkt vielmehr, daß der Schwingungsknoten in
der Tat am unteren Ende des Empfangsdrahts auftritt, an
welchem Marconi den Fritter anbringt, sobald der Empfangs-
draht in direkte Verbindung mit der Erde gebracht wird. Da
jedoch zwischen dem Empfangsdraht und der Erde der Fritter
mit seinem sehr hohen Widerstand eingeschaltet ist, muß der
Empfangsdraht als isoliert vom Erdboden angesehen werden.
Murani zeigt nun durch den Versuch, daß in einem derartig
isolierten Empfangsdraht ein Knoten in der Mitte und ein
Bauch an beiden Enden auftritt. Im System Marconi befindet
öich daher der Fritter, bevor er leitend wird, an einem Schwingungs-
bauch, d. h. am günstigsten Punkt zur Aufnahme der Wellen.
Der Verlängerungsdraht wäre daher nicht nur nicht notwendig,
sondern infolge der dadurch veranlaßten Energiezerstreuung
schädlich.
Abgestimmte Systeme. — Die Wirkung des Multi-
plikators, welche von der Form der Wicklung abhängt, vermehrt
nicht nur den Einfluß auf den Fritter und damit die Sicherheit
der Übertragung und die Übertragungsentfernungen, sondern ver-
mindert auch den Einfluß von Wellen fremder Schwingungsiahl
auf den Fritter und trägt damit ausgiebig zur Resonanz zwischen
Sende- und Empfangsapparat bei. Damit die Abstimmung des
Empfängers Slaby-Arco auf eine bestimmte Wellenlänge den
Zweck möglichst großer Empfindlichkeit erreichen kann, ist es
nötig, daß die Sendestation Wellen von der Schvringungszahl ab-
gibt, auf welche der Empfänger abgestimmt ist.
Die erste Anordnung zu diesem Zweck, wie sie von Slaby
verwendet wurde, zeigt die Fig. 186. Sie besteht aus zwei Luft-
drähten Ay welche durch eine hohe Selbstinduktion D ver-
bunden sind und von welchen der eine zur Erde, der andere
zu einer Belegung des Kondensators C geführt ist, dessen zweite
Belegung mit einer der Kugeln der Funkenstrecke F in Ver-
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 14
210
8. Kapitel.
D
B
Fig. 186.
bindung steht. Die zweite Kagel der Funkenetrecke ist geerdet
Der Draht A bildet den Sendedraht, weil nach Slaby die Induktion D
den durch die Entladung hervorgebrachten
Schwingungen einen zu großen Widerstand ent-
gegensetzt, als daß letztere in den zweiten Draht
übergehen könnten. Der Kondensator C hat die
doppelte Aufgabe, die für jede Entladung ver-
fügbare Elektrizitätsmenge zu vermehren, sowie
die Schwingungszahl zu verkleinern. Letztere
ist durch die Kapazität des Kondensators und
r*i ^ durch die Länge des Sendedrahtes bestimmt,
I [Ij ^ so daß man ohne allzu lange Sendedrähte durch
Vermehrung der Kondensatorkapazität Wellen
von größerer Schwingungsdauer erzielen kann.
Slaby bemerkte jedoch bald die Übelstände,
welche mit dieser Anordnung verbunden sind.
Damit nämlich der Draht, welcher dazu dienen
soll, die Schwingungszahl schärfer zu bestimmen
und die Schwingungen auf einen fast ge-
schlossenen Stromkreis zu beschränken, die Wir-
kung des Drahtes A nicht beeinträchtigt, muß
die Induktanz so groß sein, um den Übergang von Schwingungen
von A zum zweiten Draht zu verhindern. Ist dies jedoch der
Fall, so finden die Schwingungen
ausschließlich im Draht A statt, wo-
durch man wieder bei dem offenen
Sendedraht mit großer Dämpfung und
daher wenig scharf bestimmter Schwin-
gungszahl angelangt ist.
Slaby führte daher an der ursprüng-
lichen Schaltung verschiedene Abände-
rungen aus, welche endlich zu dem in
Fig. 187 dargestellten System führten.
Der Stromkreis, in welchem die
]| C Schwingungen erzeugt werden, besteht
aus der Funkenstrecke Fy deren beide
Kugeln mit der Erde in Verbindung
stehen, und zwar die eine vermittelst
der Spirale Z, die andere vermittelst
des Kondensators mit beweglichen Be-
legungen C und der Selbstinduktion S. Da der Stromkreis ge-
schlossen ist, so zeigt er eine scharf bestimmte Schwingungszahl.
f
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 211
An diesen Stromkreis ist der Sendedraht angelegt and
nimmt daher an den Schwingungen teil, wobei die größte Wirkung
dann erzielt wird, wenn
die Schwingungszahl A
des Stromkreises mit
der ' Schwingungszahl
des Sendedrahts über-
einstimmt. Man er-
reicht die Überein-
stimmung, indem man
entweder die Länge des
Sendedrahts oder die
Schwingungszahl des
geschlossenen Strom- ^
kreises durch Verände-
rung der Kapazität des
Kondensators C oder
der Anzahl der Win-
dungen der Selbstin-
duktionen Z und S
verändert.
Vermutlich ist jedoch bei dieser Schaltung die vom Sende-
draht ausgestrahlte Energie etwas geringer als die verfügbare
Energie infolge der direkten Verbindung zwischen Sendedraht
und Erde. Die Fig. 188 und 189 zeigen
eine andere von Slaby angewendete
Schaltung: die erste für
die Sendestation, die zweite
für die Empfangsstation.
In letzterer Zeit wurde der
Schwingungskreis dadurch
symmetrischer gemacht,
daß auch neben der zweiten
Kugel der Funkenstrecke,
wie Fig. 190 zeigt, eine
7m
Fig. 189.
Fig. 191.
Fig. 190.
Kapazität angebracht wurde, wodurch die Schaltung in jene von
Braun S. 200 Fig. 172 übergeht.
Auf den Kriegsschiffen wird die Fig. 191 dargestellte Schaltung
verwendet. Der Erreger F\ befindet sich an einem geschützten
Ort im Innern des Schiffes und arbeitet mit verhältnismäßig
niedrigen Spannungen. Im gleichen Stromkreis liegt die Kapa-
14*
212
8. Kapitel.
2ität K und die Selbstinduktion 81, Ein isolierter Draht verbindet
den Erreger mit einer Selbstinduktion F^ mit großen Windungen,
welche als Multiplikator dient und am Sendedraht B endigt;
innerhalb der Spirale F*d befinden sich zwei metallische Kugeln,
die eine in Verbindung mit dem Sendedraht , die andere in
Verbindung mit der Erde. Die Wirkung des Multiplikators besteht
darin, das Potential am Ende des Sendedrahts wesentlich zu er-
höhen, so daß die Funken bei m 10 mal länger sind als bei Fl. Die
Schaltung der Empfangsstationen ist in Fig. 185 S. 208 dargestellt
Die praktischen Ansfühningsfornxea der Apparate.
Sendeapparat. — Im Sendeapparat sind zwei Teile zu unter-
scheiden: der Stromkreis von niedriger Spannung, in welchem
sich der Primärdraht des Funkeninduktors befindet, und der Strom-
kreis von hoher Spannung, welcher den Sekundärdraht des Funken-
induktors mit den Kondensatoren, Induktanzen etc., welche zur Re-
gelung der Schwingungszahl der Sendevorrichtung dienen, umfaßt.
Der Stromkreis mit niedriger Spannung ist in Fig. Id2
dargestellt und umfaßt den Induktor, welcher vom Gleichstrom aus
♦
Q
Induktor
r^SSÄR^
Schaller dei \
4 Cmpfanesapparaie«
fastep
mitte
Turbin«
A/VWWVi'-A/WVW-
Fig. 192.
der Leitung und dem Turbinenunterbrecher gespeist wird. Sind
erhebliche Stromstärken erforderlich, so wird, um die Verwendung
des Quecksilbers zu vermeiden, der Gleichstrom vernüttelst eines
Grisson-Umwandlers in Wechselstrom verwandelt. Außerdem
befinden sich im Stromkreis ein Morse-Taster mit magnetischer
Funkenlöschung und ein Regulierwiderstand von 8 Stufen, mn
die Stromstärke der Übertragungsentfemung anpassen zu können.
Vermittelst eines Hebelumschalters können die verschiedenen
Widerstandsstufen erreicht werden.
Verschiedene Systeme der elektriachen Wellentelegraphie. 213
Der HochapaimuiigBsIroinkeis umfaßt den Kondensator, die
Fuokenstrecke und den Sendedraht, den Se1bstunt«rbrecbeT, die
AbBtimmungsspuie und einen SicherheitBunterbreciier.
214 8. Kapitel.
Der Kondensator besteht aus 3, 7 oder 14 Leydener Flaschen
von je Viooo Mikrofarad, je nachdem der Sendedraht weniger als
20 oder 40 oder mehr als 40 m Länge aufweist.
Die Erregervorrichtung besteht in der auf S. 96 beschrie-
benen Einrichtung.
Der Sendedraht ist ein isolierter Leiter, dessen oberes Ende
auf ca. Vio dör CJesamtlänge in Form einer zylindrischen EoUe
aufgewickelt ist.
Der Selbstunterbrecher ist zwischen Sendedraht und der
Flaschenbatterie angeordnet und dient dazu, den Hochspannungs-
stromkreis selbsttätig vom Empfänger während der Dauer der
Entgegennahme von Zeichen abzutrennen.
Die Abstimmungsspule besteht aus einigen Windungen des
Drahtes, welcher auf dem zylindrischen Gehäuse, das die Flaschen-
batterie enthält, aufgewunden ist. Ein Sicherheitsunterbrecher,
zwischen dem Sendedraht und der Apparatausrüstung einge-
schaltet, wird während eines Gewitters benutzt.
Empfangsapparat. — Der allgemeine Stromlauf des
Empfangsapparats ist in Fig. 193 dargestellt. Er enthält eben-
falls zwei Stromkreise : den Stromkreis der Fritterbatterie und den
Ortsstromkreis, welcher durch das Relais geschlossen und geöffnet
wird und den Schreibapparat betätigt.
Die dem ersten Stromkreis zugehörigen Leitungen sind in
der Fig. 193 mit Strichen, die dem zweiten zugehörigen mit
Strichen und Punkten gekennzeichnet.
Im Stromkreis des Fritters sind eingeschaltet: der Fritter Äy
der Unterbrecher ü, das Fritterelement F, die Windungen des
Relais RR, der Kondensator C, der Hilfswiderstand W und der
Unterbrecher Seh.
Als Fritter ist die S. 135 angegebene Form mit her-
metischem Verschluß und regulierbarer Empfindlichkeit ver-
wendet.
Die Verbindung des Federunterbrechers ü ist nach S. 141
zur Vermeidung der Funkenbildung innerhalb des Fritterpulvers
eingerichtet. Das Relais hat die S. 159 angegebene Bauart. Der
Kondensator ist parallel mit der Trockenbatterie und den Win-
dungen des Relais eingeschaltet. Seine Kapazität beträgt
0,01 Mikrofarad, ist daher unendlich größer als jene des Fritters
und dient dazu, den Spannungsüberschuß aufzunehmen, welcher
infolge der Selbstinduktion des Relais auf den Fritter wirken
würde, wodurch die Entfrittung erleichtert wird. Der Kondensator
besteht aus Stanniolblättern mit Glimmerzwischenlagen.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 215
Die Erdverbindung, welche bei E 1 angelegt ist, wird direkt
zum Flitter vermittelst des Kondensators geführt und passiert den
Unterbrecher ü. Der Hilfswiderstand dient dazu, in beweglichen
Stationen den Empfangsstrom zu schwächen, wenn die Über-
tragung auf kurze Entfernungen stattfindet. Durch Verstellung
des Handgriffs kann die Abstimmung gestört und damit die
Wirkung der Wellen auf den Fritter verringert werden. Das
Beiais betätigt außer der Entfrittungsvorrichtung eine Rufglocke
und das Morse-Schreibwerk. Die letzten beiden Apparate, wie
auch die zugehörige Batterie von 4 Trockenelementen sind in
der Figur nicht dargestellt.
Solange die Batterie nicht arbeitet, ist sie über eine Reihe
Flüssigkeitswiderstände Q geschlossen, welche einerseits die Er-
schöpfung der Batterie, die bei Verwendung von Drahtneben-
schlüssen aufträte, verhindern, anderseits die Extraströme infolge
der Unterbrechungen der vom Relais abhängigen Stromkreise
unschädlich machen und die Funkenbildung an den Relais-
kontakten vermindern. Sobald der Relaisanker den Ortsstrom-
kreis schließt, durchfließt der Ortsstrom die Windungen der
Entfrittungsvorrichtung, deren Widerstand ungefähr 6 Ohm be-
trägt; gleichzeitig laden sich die Polarisationszellen, welche vom
Relais kurzgeschlossen waren. Beim Abfallen des Relaisankers
▼erzehren die Polarisationszellen die durch die Selbstinduktion
der Entfrittungsvorrichtung und der Elektromagnete des Morse -
Schreibwerks bei der Stromunterbrechung auftretende elektrische
Energie, infolgedessen bei D2 kein schädlicher Unterbrechungs-
funke entsteht.
Die Elektromagnete des Morse-Schreibwerks sind parallel
zur Entfrittungsvorrichtung geschaltet. Das Morse-Schreibwerk
ist mit 4 zu je 2 parallel verbundenen Spulen ausgerüstet, von
welchen ein Paar vermittelst eines Unterbrechers ausgeschaltet
werden kann. Eine Abzweigung von den ausschaltbaren Spulen
führt zu einer Rufglocke, welche eingeschaltet wird, solange
niemand zur Bedienung der Apparate im Apparatenraum an-
wesend ist.
Auch die Unterbrecherfunken der Rufglocke werden von
einer Polarisationsbatterie aufgenommen, welche auf dem Grund-
brett der Glocke selbst angebracht ist.
Zur Abstimmung der Stationen hat Slaby die S. 123 be-
schriebene Abstimmungsspule angegeben.
System Popoff-Uacntet.
Die allgemeinen Grundzüge dieses Systems stimmen mit
denen des Systems Marconi überein, wie auch bekanntermaSea
der Empfiknger Popott' vor dem Eui]>fünger Marconi entstanden
ist, mit welchem er alle weBentlichen Teile gemeinsam hat.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellontelegraphie. 217
Doch zeigt das System PopofE-Ducretet in den Einzelheiten
einige Besonderheiten. Die hauptsächlichste derselben besteht
in der Anwendung des regulierbaren Fritters Ducretet (s. S. 140),
welcher in gewöhnlicher Weise in den Stromkreis des Eelais
eingeschaltet ist. Bei Entfernungen, für welche die Sicherheit
der Übertragung vermittelst des Eelais nachzulassen beginnt,
wird der Fritter durch das Radiotelephon PopofP-Ducretet, Fig. 118,
S. 145, ersetzt. Als Heiais wird das von Ducretet abgeänderte
Siemens-Eelais (s. S. 159), zur Aufzeichnung der Signale ein Morse-
Schreibwerk benutzt.
Die Fig. 194 zeigt den Sendeapparat. Die beiden Kugeln
des Erregers stehen bzw. mit dem Sendedraht bei P und mit
der Erde bei T in Verbindung. Bei 1 ist der Quecksilberunter-
brecher mit seinem Elektromotor, bei M der Taster, dessen nähere
Beschreibung auf S. 81 gegeben ist, dargestellt.
Auch in diesem System werden für die Übertragungen auf
große Entfernungen abgestimmte Stromkreise verwendet. Dabei
steht der Sendedraht nicht direkt mit einem der Pole des Funken-
induktors, sondern mit dem Sekundärdraht eines Tesla-Trans-
f ormators, dessen Primärdraht zu einem Kondensator und zu dem
Erreger geführt ist, in Verbindung.
In der Empfangsstation wird die Abstimmung dadurch be-
wirkt, daß im Fritterstromkreis vermittelst Gleitkontakte mehr
oder minder große Abschnitte parallel auf einem Wandbrett aus-
gespannter Drähte eingeschaltet werden.
Die Luftdrähte zeigen die besonderen in Fig. 70 und 72 dar-
gestellten Anordnungen. Das System gestattet den Nachrichten-
austausch zwischen SchifEen und Küsten auf Entfernungen von
mehr als 200 km beim Gebrauch des Eelais als Empfängers. Bei
Benutzung des Eadiotelephons und unter Anwendung bedeuten-
derer Energiemengen am Sendeapparat werden diese Entfernungen
noch wesentlich übertroffen.
System Fessendeii«
Der auf S. 102 beschriebene Luftdraht ist an einem Ende mit
dem sekundären Draht einer Liduktionsrolle, deren zweites Ende
geerdet ist, verbunden. Sobald ein Hebelumschalter die Induktions-
rolle dauernd einschaltet, zeigt der Apparat die Sendestellung,
Zur Hervorbringung der Morse-Zeichen wird in gewöhnlicher
Weise ein Taster, wie er auf S. 82 näher beschrieben ist, ge-
hoben und gesenkt. Letzterer schließt und unterbricht nicht
218 8. Kapitel.
den Erregerstrom des Funkeninduktors, sondern ändert die Kapa-
zität und die Selbstinduktion der schwingenden Stromkreise und
stört damit die Abstimmung zwischen Sender und Empfänger
oder stellt dieselbe wieder her.
Um von der Sendestellung in die Empfangsstellung über-
zugehen, genügt es, den Hebelumschalter umzulegen.
Der Empfangsstromkreis enthält den Luftdraht, einen Kon-
densator, eine Kapazität mit Induktanz, welche aus parallel
ausgespannten, unter öl liegenden Drähten besteht, und den Hitz-
drahtwellenanzeiger nach der Beschreibung S. 155. Wie erwähnt,
ist neuerdings an Stelle des Hitzdrahts die S. 1.^)6 beschriebene
Einrichtung mit dem Flüssigkeitswellenanzeiger getreten.
Parallel zum Wellenanzeiger ist ein Telephon geschaltet,
in welchem die Widerstandsänderungen im Wellenanzeiger, wie
sie unter dem Einfluß der elektrischen AVellen stattfinden, in
hörbare Zeichen umgewandelt werden.
Um die Empfindlichkeit des Apparats zu erhöhen und
letztere auch zum hörbaren Anruf brauchbar zu machen, ist di6
Membrane des Telephons mit einem Mikrophonkontakt ver-
sehen, welcher mit der Primärwicklung eines Transformator»
verbunden ist, dessen Sekundärdraht zu einem lautwirkenden.
Telephon führt.
Der Apparat ist gegen atmosphärische Entladungen durch
einen Fritter, welcher als Blitzableiter dient, geschützt.
Besondere Anordnungen werden getroffen, um festzustellen
ob eine Station beschäftigt oder frei ist.
Weitere Eigentümlichkeiten des Systems Fessenden sind
die folgenden: die unter Luftdruck arbeitende Funkenstreckd^
(s. S. 97), welche für Entfernungen von 450 km mit gewöhnlichen
Sendedrähten benutzt wird. Dieselbe Funkenstrecke wird an-
gewendet bei Entfernungen von mehr als 180 km, wenn dabei
Luftdrähte von 7,5 m Höhe gebraucht w^erden. Ferner eine
Anordnung, bei welcher kurze Sendedrähte zusammen mit der
Funkenstrecke in einer mit Wasser oder einer anderen Flüssigkeit
von hoher Dielektrizitätskonstante umgebenen Röhre unter-
gebracht sind, eine Anordnung, welche nach der Angabe ihre»
Urhebers die Energie der elektromagnetischen Wellen und deren
Tragweite erheblich vermehren soll.
Wie erwähnt, gestattet das System eine große Übertragungs-
geschwindigkeit und erfordert unter sonst gleichen Umständen
eine geringere Länge der Luftdrähte im Vergleich zu anderen
Systemen.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 219
Fessenden ließ sich außer der beschriebenen Anordnung
noch andere patentieren, welche hauptsächlich in der Empfangs-^
Vorrichtung verschieden sind. Für letztere wurde dabei die Er-
regung durch Induktion verwendet und damit die Aufschreibung
der iSeichen durch einen Syphonschreiber oder durch ein phono-
graphisches Verfahren verbunden. Ferner wurden von Fessenden
noch andere Mittel zur Herstellung der Resonanz zwischea
Sende- und Empfangsstationen angegeben.
Eines derselben beruht auf dem Gebrauch von zwei oder
mehr Luftdrähten ab cd auf der einen Station und ebensovielen
a' b' c' d' in der zweiten, welche paarweise, d. h. a mit a', b mit
b* etc., abgestimmt sind, wobei jedoch die Schwingungszahlen
von ab c d unter sich sehr verschieden sind. Auf der Sende-
station befindet sich ein Strom Wechsler mit rotierendem Zylinder,.
auf welchem Metallkontakte derart angebracht sind, daß der
Eiregerstrom abwechselnd durch den einen oder den anderen
der die einzelnen Luftdrähte oder mehrere gleichzeitig erregenden
Stromkreise fließt. Die Umdrehungsgeschwindigkeit des Strom-
wechslers muß in enger Beziehung zur Bewegung des Papier-
streifens auf der Empfangsstation stehen.
Auf der Empfangsstation sind die einzelnen Luftdrähte
mit einem Fritter verbunden, welcher erregt wird, gleichgültig
welcher Sendedraht oder welche Gruppe von Sendedrähten in
Schwingungen gebracht sind.
System Forest.
Das System Forest, welches sich rasch in den Vereinigten
Stoaten von Amerika und in Kanada ausbreitet und hierselbst
der Anwendung der Marconi-Apparate Abbruch tut, wurde von^
seinem Urheber als eine Anwendung des Lecherschen Strom-
kreises auf die drahtlose Telegraphie bezeichnet.
Die Fig. 195 zeigt schematisch die Sendeschaltung an. In
T sind die Primär- und Sekundärspulen des Funkeninduktors
angedeutet. Die Sekundärwicklung des letzteren ist parallel
mit der Funkenstrecke F und dem Kondensator C verbunden,,
welche zusammen den Erreger bilden. Vom Kondensator gehen
femer zwei Drähte ab, welche auf eine Länge gleich der halben
Wellenlänge dem Erreger parallel verlaufen. Am Ende, wa
der Schwingungsknoten sich befindet, biegt sich der eine
Draht nach oben zur Luftleitung, der andere nach unten zur
Eide ab.
220 8. Kapitel.
Da es in der Praxis unbequem wäre, die beiden horizontalen
Drähte in der in Fig. 195 angegebenen Weise zu benutzen, so
D ersetzte Forest sie durch zwei nebeneinander-
liegende isolierte Drähte, aus welchen ein Kabel
gebildet ist, das über eine Spule in Schraüben-
windungen von nicht zu starkem Gang aufgewunden
wird. Gute Erfolge
wurden mit einer An-
ordnung erzielt, in
welcher der Schrau-
^777-
Fig. 195.
A
ß ^ J ^ bengang 8 mm be-
trug, und die Spule
75 mm Durchmesser
aufwies.
Fig. 196 gibt die
Schaltung an, wie sie von Forest zur Erregung des Oszillators
angewendet wird. An Stelle des Funkeninduktors ist ein von
einer Wechselstrommaschine gespeister Transformator benutzt.
Der Primärstrom von 110 Volt und 120 Strom wechseln, wird im
Sekundärstromkreis auf eine Spannung von 25000 Volt erhöht.
Die Zeichen werden durch Schließen und öfEnen des Priraär-
stromkreises vermittelst eines in Ölbad arbeitenden Unter-
brechers hervorgebracht.
Der Funke geht zwischen zwei Metallkugeln , welche
parallel zu einem geeigneten Kondensator geschaltet sind, über.
Die Platten sind einerseits
W ^>T ^F[jl|C
A
mit dem Sendedraht, ander-
seits mit der Erde verbunden,
unter Zwischenschaltung der
Doppeldrahtspule, welche in
der Figur weggelassen ist.
Die Fig. 197 zeigt eine der
verwendeten Schaltungen an
der Empfangsstation.
Die wichtigste Neuerung
besteht in der Anwendung
des de Forest - Smitheschen
Wellenanzeigers, welcher wie
erwähnt, als umgekehrter Fritter mit selbsttätiger Entfrittung
arbeitet.
Dieser Wellenanzeiger bietet für gewöhnlich einen geringen
elektrischen Widerstand, und ermöglicht daher im Stromkreis
Fig. 196.
^
rrrr
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellen telegraphie. 221
I — ^ r^n
des Telephons eine ziemlich hohe Stromstärke. In dem Moment»
in welchem der Empfangsdraht von elektrischen Wellen ge-
troffen wird, nimmt der Widerstand des umgekehrten Fritters-
rasch zu und das Telephon erzeugt einen Ton, welcher hei
Ankunft eines jeden neuen Wellenzuges sich erneuert.
Anstatt eines einzigen Wellenanzeigers, können deren
zwei, wie Fig. 197 angibt, verwendet werden, was die Anwendung
einer höheren elektromotorischen Kraft ermöglicht. 81 und 82
sind gewöhnliche Drosselspulen ; B stellt die Batterie dar, R einen
Widerstand, welcher einen Nebenschluß zu Telephon und Kon-
densator bildet.
In anderer Schaltung trennt de Forest den Ortsstromkreis
des Telephons vom Stromkreis des Sendedrahts und läßt beide
Stromkreise durch Induktion vermittelst eines Transformator»
wirken. Auch wird ge- yyyy
legentlich das Tele-
phon durch ein Relais
ersetzt, welches einen
Morseschreibapparat
betätigt.
In den neuesten
Versuchen mit seinem
System, benutzte de
Forest einen elektroly-
tischen Wellenanzeiger,
über welchen jedoch
nähere Einzelheiten
nicht bekanntgeworden
sind.
Es erübrigt auch die besondere Anordnung der Luftdrähte
zu erwähnen. Sie besteht aus fünf 60 m hohen, am oberen
Ende miteinander metallisch verbundenen und vermittelst eines
ausgespannten Seils in einem gegenseitigen Abstand von 3 m
gehaltenen Drähten. Am unteren Ende sind 4 Drähte metallisch
miteinander verbunden und zu einer kleinen Metallkugel geführt.
Der fünfte, davon getrennte Draht, führt zu einer zweiten Metall-
kugel. Zwischen den beiden Kugeln befindet sich eine dritte,
die mit der Funkenstrecke verbunden ist.
Wenn die Vorrichtung zum Entsenden elektrischer Wellen
dient, so gehen die Funken leicht zwischen der mittleren und
den beiden Seitenkugeln über, so daß die Sendevorrichtung in
gleicher Weise wirkt, wie wenn sie aus 5 parallelen Drähten
riPr
1
R
Flu. 197.
B
:222 8. Kapitel.
bestünde. Dient die Einrichtung jedoch zur Aufnahme der
Wellen, so bleibt das Bündel der 4 Drähte in Reihe geschaltet,
mit dem fünften verbunden und bildet so mit den Erdverbindungen
einen geschlossenen Stromkreis.
De Forest erhebt für seine Anordnung keinen Anspruch
*uf Besonanz und ist im übrigen der Meinung, daß eine voll-
kommene Abstimmung zwischen Sende- und Empfangsstation
iatsächlich unmöglich ist. Er reguliert einfach die Stromkreise
bis ein Maximum der Wirkung erzielt wird. Dabei wird nicht
behauptet, daß eine Empfangsvorrichtung auf fremde Wellen
nicht antworte, doch könnten letztere von den ersteren im all-
gemeinen wohl unterschieden werden.
Um die Apparate auf ein Maximum der Wirkung einzu-
stellen, schaltet de Forest vermittelst eines Gleitkontaks in den
Schwingungskreis eine mehr oder minder große Anzahl von
Drahtwindungen ein, welche rings eines Zylinders von 45 cm
Durchmesser aufgewickelt sind. Infolge der außerordentlich
hohen Schwingungszahl genügt schon eine geringe Verschiebung
des Gleitkontakts, um eine erhebliche Änderung in der Natur
der entsandten Wellen hervorzubringen.
Als ein wesentlicher Vorteil gegenüber anderen Systemen,
wird eine beträchtlich höhere Ubertragungsgesch windigkeit, welche
25—30 Worte in der Minute betragen soll, in Anspruch ge-
nommen.
Das System eignet sich auch zum Nachrichtenaustausch nüt
anderen Systemen. So hat beispielsweise die Station von Coney-
Island Telegramme bis zu 112 km Entfernung dem Dampfer
Deutschland zugesandt, welcher mit Marconiapparaten ausge-
rüstet war.
Neben den zahlreichen Anlagen in den Vereinigten Staaten
von Amerika und von Kanada läßt die de Forest-Gesellschaft
im Augenblick Maschinen von 150 KW lieistung bauen, welche
in Kalifornien, auf Honolulu, in Manila und Hongkong für
den Dienst der drahtlosen Telegraphie über den Stillen Ozean
aufgestellt werden sollen. Ferner hat die New York Central
Railway nach den befriedigenden Ergebnissen vorläufiger* Ver-
suche, das System de Forest angenommen, um ihre direkten
Züge während der Fahrt in Verbindung mit den Stationen zu
halten.
Yerschiedene Systeme der elektrischen Wellen telegraphie. 223
System Telefunken.
Obwohl das System Telefunken im wesentlichen aus einer
Vereinigung der in den Grundzügen bereits beschriebenen Sy-
steme Braun und Slaby-Arco besteht, erschien eine zusammen-
lassende Darstellung für die deutsche Bearbeitung des vorliegenden
Werkes aus mehrfachen Gründen wünschenswert Zunächst
kann das System als das deutsche System bezeichnet werden,
insoferne die in Deutschland bestehenden Anlagen für drahtlose
Telegraphie ausnahmslos sich der Telefunkenapparate bedienen.
Dann übertrifft nach dem augenblicklichen Stand der Dinge die
praktische Ausbreitung des Systems an Zahl und Umfang der
Einrichtungen nicht nur alle übrigen Systeme im einzelnen,
43ondern deren Gesamtheit, wonach die auf S. 171 bezüglich des
Marconisystems befindliche Angabe zu berichtigen ist. Endlich
entspricht es dem Plan der vorliegenden Sammlung, von Einzel-
-darstellungen in einem abgerundeten Beispiel zu zeigen, welche
konstruktive Ausgestaltung die Gesamtheit der zahlreichen zu-
sammenbestehenden Arbeitsbedingungen in ihrer letzten Vollen-
dung gefunden hat. Dabei schien es zur Verdeutlichung des
Zusammenhangs des Systems mit anderen, wie er sich dessen
Vertretern darstellt, zweckmäßig, den Ausführungen der letzteren
möglichst zu folgen, selbst auf die Gefahr hin, daß der Vortrag
-eine leichte Tonänderung erfährt.
1. Iiuftleiteranordnungen.
Im Gegensatz zu den sonst üblichen Anordnungen be-
vorzugt das System Luftleitergebilde mit viel Selbstinduktion.
Diese ist sowohl gleichmäßig im Luftleiter verteilt, wie in Spulen
in der Gegend des Strommaximums konzentriert. Meist werden
Tiicht trichter- oder harfenförmige Gebilde mit vielen parallel ge-
schalteten divergierenden Einzelleitern, sondern ein einfacher
Luftleiter von großer Leitfähigkeit (für Ströme schneller Frequenz),
welcher am obersten Ende mit einer großen Endkapazität aus-
gerüstet ist, benutzt. Hierdurch wird gegenüber den bisherigen
Anordnungen beträchtlich an Höhe gespart. Beispielsweise können
bei nur 15 m Masthöhe Strecken von 75 — 100 km über Wasser
gut überbrückt werden. Die eigenartigen, die Energie langsam
Ausstrahlenden Luftleitergebilde sind vorteilhafterweise nur an-
wendbar in Verbindung mit den speziellen Einrichtungen für
lose Koppelung des Senders und Empfängers, wie sie weiter
«"nten beschrieben sind.
224 8. Kapitel.
Für eine rationelle Energieausgabe bei langsamer Strah-
lang ist ein Haupterfordernis die größtmögliche Herabsetzung
der Ohmschen Widerstände in allen Schwingungssystemen^ daher
auch im Luftleitersystem. Da für Landstationen in der Regel
eine Erdverbindung mit sehr niedrigem Ohmschen Widerstände
überhaupt nicht zu erzielen ist, wird hier statt einer Erdverbin-
dung die Anordnung eines elektrischen Gegengewichtes, welches
etwa gleich große oder größere Kapazität besitzt als das Luft-
leitergebilde, verwendet. Als erwünschte Nebenwirkung wird
noch eine erhebliche Veringerung von atmosphärischen Störungen
für den Empfänger und eine absolute Konstanz der Wellenlänge
auch bei starken Feuchtigkeitsschwankungen des Erdreiches
erzielt.
2. Sender.
Für »Senden und Empfangen« wird, wie allgemein üblich,
ein und dasselbe Luftleitergebilde benutzt. Bei den Einrichtungen
genügt ein Handgriff zur Umschaltung vom »Geben« zum »Em-
pfangen« und umgekehrt. Beim Geben sind die Empfangsappa-
rate durch einen Hauptausschalter vom Luftleiter getrennt, beim
Empfang dagegen ist der Sender mit seinen Kondensatoren,
Selbstinduktionsspulen u. s. w. vom Empfänger abgetrennt. Zur
Erzielung dieser Vorgänge durch einen einzigen Handgriff ist
eine »Umschaltfunkenstrecke« im Luftleiter angeordnet. Beim
Senden gehen in dieser Funken über und verbinden den Luft-
leiter leitend mit den Sendeapparaten, beim Empfangen dagegen
gehen keine Funken über und der Sender ist automatisch vom
Luftleiter abgeschaltet.
Die Konstruktionen der Induktoren bezw. Transformatoren
zur Ladung der Leydener Flaschen oder des Luftleiters zeigen
keine besondere Eigenart, wohl aber die elektrische Dimensio-
nierung ihrer Wicklungen. Einerseits wird die Besonanz zur
Erzielung einer sekundären Spannungserhöhung und anderseits
eine relativ »lose Koppelung« zwischen dem Induktor und der
Stromquelle benutzt. Durch die Kombination dieser beiden ent-
steht eine ganz erhebliche primäre Energieerspamis, gegenüber
den sonst gebräuchlichen Einrichtungen.
Die Pole der Sekundärwicklung des Induktors sind in be-
kannter Weise mit den als Hochspannungskondensatoren die-
nenden Leydener Flaschen verbunden. Ihr Ohmscher Wider-
stand ist gering. Daher ergibt sie entsprechend ihrer Selbstin*
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 225
duktion mit der Kapazität der Leydener Flaschen zusammen
eine ausgesprochene elektrische Eigenschwingung hestimmter
Periode. Ple Kombinationen von Selbstinduktionen der Induk-
toren und Kapazitäten der Leydner Flaschen sind so gewählt,
daß diese Eigenperiode = 50 per Sekunde ist. Diese Eigen-
periode stimmt also überein mit der gebräuchlichsten Perioden-
zahl der üblichen Wechselstrom * Installationen. Schließt man
daher einen solchen Induktor mit zugehöriger Flaschenkapazität
an eine normale Wechselstromleitung an, so ist zwar die Eigen*
Schwingung des Sekundärsystems des Induktors mit dem pri-
mären Wechselstrom in Resonanz, diese ergibt aber weder reso-
natorische Spannungserhöhung, noch eine Energieerspamis.
Hierzu ist ein zweites wichtiges Moment, die passende Koppe-
lung des Induktors oder Transformators mit der Stromquelle, ei>
forderlich. Unter >Koppelung€ versteht man die elektrische
Verbindung zweier Wechselstromkreise. Nehmen wir zwei auf
gleiche Periode gestimmte Kreise, so geht bei > fester« Koppe-
lung die Energie schnell, d. h. bereits nach wenigen Schwingungen,
aus dem einen Kreise in den andern Kreis hinüber ; umgekehrt
bei »loser Koppelung«, d. h. > loser elektrischer Verbindung«,
wird die Energie langsam von Kreis zu Kreis übertragen.
Die auf Resonanz gestimmten Induktoren sind mit der
Stromquelle relativ >lose« gekoppelt. Die Stromquelle ist eine
Wechselstrommaschine, welche in ihrem Anker einen bestimmten
Betrag von Selbstinduktion enthält. Eine Drosselspule ist zwischen
der Maschine und der Primärwicklung des Induktors in den
Stromkreis eingeschaltet. Durch die richtige Bemessung dieser
zwei Selbstinduktionen im Verhältnis zu der primären des In-
duktors wird der geeignetste Koppelungsdraht eingestellt So-
lange die Koppelung >fest< ist, geht bei jedem Wechsel des
primären Wechselstromes stets eine Funkenentladung an den
Leydener Flaschen vor sich, also bei normalem Wechselstrom
von 100 Wechseln per Sekunde gehen 100 Funken per Sekunde
über. Sobald wir >loser< koppeln, erreichen wir, daß die Energie
von zwei, drei oder mehreren aufeinanderfolgenden Wechseln
in der Magnetisierungsarbeit des Induktors oder Transformators
akkumuliert wird, und erst, wenn die akkumulierte Energie einen
bestimmten Energiebetrag erreicht hat und damit eine bestimmte
Spannungsdifferenz zwischen den Polen der Sekundärwickelung
erzeugt ist, setzt ein Entladefunken ein. Das Phänomen
welches entsteht, ist: per Sekunde entstehen weniger Funken
an den Flaschen als primäre Wechsel des Wechselstromes oder
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 15
2-26 8. Kapitel.
kurz ausgedrückt »langsame Funken c. Versuche haben gezeigt,
daß 20 — 30 Funken per Sekunde ftir die Wellenanzeiger der Em-
pfangsstelle vollkommen ausreichen. Die Koppelung wird daher
stets so eingerichtet, daß 20 — 30 Funken per Sekunde erhalten
werden. Da die primäre Energie nicht mehr zur Erzeugung von
100, sondern nur von 20 — 30 Funken per Sekunde benutzt wird,
so ist ihr mittlerer sekundlicher Wert im gleichen Verhältnis wie
die Verringerung der sekundlichen Funkenzahl reduziert, also auf
**/ioo t)is *7ioo' Es ist bekannt, daß die zur überbrtickung einer be-
stimmten Entfernung notwendige Primärenergie bei verschiedener
BeschafEenheit der Atmosphäre stark schwankt, und daß man an
ungünstigen Tagen die zweifache, ja die dreifache Energie braucht
als an günstigen. Wir haben hier durch Veränderung der Koppe-
lung und noch weitere Verringerung der Funkenzahl ein Mittel
an der Hand, um an solchen ungünstigen Tagen durch Verringe-
rung der Funkenzahl die Energie des einzelnen Funkens steigern
zu können, ohne mehr Primärenergie zu brauchen. Allerdings
muß die Telegraphiergeschwindigkeit bei einer Funkenfolge
von 5 — 10 per Sekunde vermindert werden. Ein bei dieser An-
ordnung noch nebenbei erzielter Vorteil sei kurz erwähnt :
vollkommen funkenfreies Arbeiten der Morse-Taster. Diese mit
Resonanz und loser Koppelung arbeitenden Induktoren, welche
von kleinen Gleichstrom - Wechselstrom - Umformern gespeist
werden, werden bei einer Primärenergie von 0,5 KW aufwärts
angewendet. Die Umformeraggregate sind außerordentlich klein,
nicht viel größer als die sonst üblichen Motorunterbrecher. Ihre
elektrische Verbindung mit dem Hauptschalter des Empfängers
ist derart, daß sie beim Einstellen auf »Empfange stets stehen
bleiben, und beim Umschalten auf > Senden < anlaufen.
Ein ähnliches Prinzip der langsamen Energieübertragung,
wie es zwischen den beiden Wechselstromkreisen des Induktors
angewendet wird, ist auch zwischen Leydenerflaschenkreis und
Luftleitersystem benutzt. .Bei dieser hier mittels elektrischer
Schwingungen erfolgenden Energieübertragung kommt eine noch
erheblich »losere Koppelungc zur Anwendung. Dies wurde erst
durch die Serienfunkenstrecke, dann durch eine eigentümliche
Gestaltung der Elektroden dieser Funkenstrecke, sowie durch
Anwendung von Leitungsmaterial in den Schwingungskreisen,
welches auch bei sehr hoher Schwingungszahl einen kleinen
Ohmschen Widerstand besitzt, möglich. Bei allen losen Koppe-
lungen bedeutet ein Ohmscher Widerstand irgendwo im Schwin-
gungskreise, sei es im metallischen Leiter oder in einer Funken-
Verschiedene Systeme der elektrisches Welle ntelegnipbie. 227
strecke, eine wesentlich ^Qere Energievergeudung als bei festen
Koppelungen. Denn bei >lo8er( Eoppelnng bleibt die Ener^
länger in dem Kreise und muß daher After den beti«ffendea
Ohmschen 'Wideratand paBsieren und Wärmeenei^e in ihn ab-
geben. Die Veringerung dieser Verluste durch die oben an-
gefOhrten Mittel bildet demnach die VorauBBetznng fflr die ratio-
nelle Anwendbarkeit von losen Koppelungen bei SchwingnngS'
kreisen. Eine weitere Verbesserung der Funkenstreeke besteht
in der Vergröüerung ihrer Elektroden. Hierdurch werden die
Temperaturerhöhungen beim Funkenübergang verringert, eodaß
die Einsatzspaunungen der Funken auch bei längerem Tele-
graphieren konstant bleiben. Die Verwendung neuer Leitungs-
materialien von größerer Leitfähigkeit für die Wechselströme
echnellei Frequenz besteht darin, daß überall nach besonderem
Fifr. 198,
Fabrikationsverfahren hergestellte, aae sehr feinen isolierten
Einzeldrähten bestehende Knpferieiter verwendet werden. Bei
den bisher angewandten massiven Leitern wurde der Leitunga-
querschnitt nur sehr unvollkommen ausgenutzt. Denn das
Magnetfeld der Ströme hoher Frequenz drängt, wie bekannt, die
gesamte Stromleitung auf die äußerste Oberfläche zylindrischer
Leiter hinaus. Das innere Kupfer ist elektrisch Oberhaupt nicht
benatzt. Messungen haben ergeben, daß der verwendete Spesial'
If.»
228 8. Kapitel.
draht etwa sehnfache Leitfähigkeit für SchnellfreqaenEBtettm«
besitzt als der flbliche Maeidv- oder litzendraht gleichen Qner-
schnitte. Die Fig. 198 zeigt eine Erregerselbstindnktiousspnle
flr eine 1000 km-8tation.
Solche Sender geben nun einen anhalteaden, aber leisen
elektrischen Ton, der nicht ohne weiteres mehr von jedem auf-
Hg. IM.
gelangen werden kann. Anderaeita werden mit diesen Bendem
in Verbindung mit den lose gekoppelten Empfängern, welche
weiter unten bescbrieben werden, Abstimmschärfen nnd eine
Störungafreibeit erzielt, welche fast unglaublich Iclingt Ein
weiterer Vorteil dieser Sender bei Übertragungen aber Land,
welches mit Energie absorbierender Bewaldung aberzogen ist, ist
Verschiedene Systeme der elektrischen Wcllentelegraphie. S29
der, daß die Verluste geringer sind als bei den sonst üblichen
fest gekoppelten Sendern mit schneller Strahlung.
Die heutige Konstruktion der Senderapparate weist eine
große Zahl von Verbesserungen gegen früher auf. Erwähnt sei
nur eine neue Anordnung von Leydener Flaschen, welche in
Verbindung mit einer elektrischen Vorwärmung zu einer recht
brauchbaren Hochspannungskondensatortype geführt hat. Femer
sei noch einmal auf die oben bereits erwähnte Serienfunken-
fiti^cke mit großen ringförmigen Elektroden, welche selbst bei
Anwendung beträchtlicher Energiemengen ohne Gebläse konstant
arbeitet, und einer Einstellung nicht bedarf, hingewiesen. (Fig. 199.)
Schließlich stellt auch die Anordnung der variablen Selbstinduk-
tion des Erregerkreises eine Konstruktion dar, welche zum ersten
Male in An Wendung gebracht wird und welche es gestattet, bei jeder
normalen Station die ausgesandten Wellenlängen in dem [sehr
großen Intervall von X = 100 m bis A = 1000 m zu verändern.
3. Empfänger.
Es ist eine Eigenart des Systems, fast stets zwei Empfänger
gleichzeitig zur Aufnahme eines Telegrammes zu benutzen,
nämlich einen Telephonempfänger mit einer elektrolytischen
Zelle als Detektor. Dabei werden folgende Vorteile erreicht :
1. Kann mittels des Telephonempfängers der Empfangsluft-
leiter in weniger als einer Minute auf irgend eine unbe-
kannte Wellenlänge eines fernen Senders abgestimmt werden.
2. Kann die Länge dieser Welle auf 3 % genau (je nach der
Dämpfung des Senders) an der Empfangsstelle gemessen
und in Metern Wellenlänge angegeben werden. Es kann
auch hierbei der Koppelungsgrad des unbekannten Senders
oder sein > Spektrum« analysiert werden.
•3. Es ist hiermit bereits die Hälfte der gesamten Empfangs-
abstimmung des Schreibempfängers erledigt, nämlich die
Abstimmung des Luftleiters. Da hierbei auch die Wellen-
länge bekannt geworden ist, so ist die Einstellung des den
Kömer -Fritter enthaltenden sekundären Schwingungs-
systems auch in ca. 1 — 3 Minuten fertigzustellen und damit
der Schreiber ebenfalls in Arbeit.
4. Es gehen nunmehr beide Detektoren gleichzeitig, und es
kann daher, wenn zwei Bedienungspersonen vorhanden
' sind, jedes Telegramm der Sicherheit wegen, auf zwei
Arten aufgenommen werden.
l
280 8. Kapitel.
Dieses gleichz^eitige Arbeiten zweier Empfänger ist nur
dadurch möglieb, daß beide lose mit dem Luftleiter gekoppelt
sind. Die lose Koppelung wird bei der Zelle durch zwei ver-
schiedene Schaltungsweisen erreicht. Bei der einen liegt die
Zelle in bekannter Weise im Luftdraht. Neu ist hierbei die
Parallelschaltung eines Kondensators beträchtlicher Kapazität
zur Zelle. £s wird dadurch erreicht, daß trotz des hohen Ohmschen
Widerstandes die Zelle den Empfangsdraht nur wenig dämpft,
da durch den parallelen Kondensator für die Schwingungen ein
ungedämpfter Nebenweg geschaffen ist und von der gesamten
im Empfangsdraht schwingender Energie pro Schwingung nur
ein kleiner Betrag entsprechend der kleinen, am Kondensator
großer Kapazität entstehenden Spannung durch die Zelle ab-
sorbiert wird. Durch einfache Schalthebeldrehung kann indessen
diese Schaltungsweise in eine solche mit noch wesentlich ver-
schärfter Abstimmung mitten im Betriebe verändert werden.
Bei der letzten liegt die Zelle nicht im Luftleiter selber, sondern
ebenso wie der Kömer-Fritter in einem sekundären geschlossenen
Schwingungssystem, welchem durch variable, lose induktive
Koppelung durch einige im Empfangsdraht liegende Primär-
windungen die Empfangsenergie zugeführt wird. Ebenso wie
beim Kömer-Fritter liegt zur Zelle parallel ein Kondensator. Der
Zweck ist indessen hier ein etwas anderer. Während dieser
beim Kömer-Fritter eine resulierende, möglichst konstante Kapa-
zität im Sekundärsystem ergeben soll (er ist hierfür etwa 5 mal
so groß als die Eigenkapazität des Körner-Fritters), so dient er
parallel zur elektrolytischen Zelle in der Hauptsache wieder dazu^
deren dämpfenden Einfluß auf das sekundäre System zu ver-
ringern. In diesem Falle richtet sich die Größe des Konden-
sators nach der Dämpfung der Schwingungskreise und wird um
so größer, je kleiner diese ist. Eine ebenso wichtige Maßnahme
wie der Kondensator, parallel zum Detektor, ist die Benutzung
von aus isolierten sehr feinen Einzelleitern bestehenden Litzen-
draht zur Bewickelung der Sekundärspulen. Bei Verwendung
gewöhnlichen Drahtes können Empfangskoppelungen nicht
annähernd so lose ausgeführt werden, wie bei dieser An-
ordnung.
Mit diesen sehr losen Koppelungen werden (in Verbindung
mit den wenig gedämpften Sendern) sehr hohe Abstimm-
schärfen, und daher große Freiheit gegen atmosphärische Störungen
oder gegen solche fremder Sender anderer Wellenlänge, ja selbst
bei gleicher Wellenlänge aber anderer Dämpfung erzielt. Es
VerBchiedene Systeme der elektrischen Wellontclegraphie. 231
erscheint heute möglich, die gleichzeitigen Telegramme der ver-
Bchiedenen Sender von gleicher Wellenlänge an ein uml der-
selben Stelle getrennt zu empfangen, venn beide Sender nur
sehr verschieden gedämpft eind, Nehmen wir zwei gleichzeitig
arbeitende Sender gleicher Intensität und gleicher Dampfung
an, so kann beute nach Belieben auf dem einen oder andern
empfangen werden, bei einer IKssonanz von
a) 5*/o i^t dem Schreibapparat,
b) 2'/,% mit dem Hörapparat.
Wenn ferner berücksichtigt wird, daß man aus einem Luft-
drabt mit der Grundschwingung 300 m beute jede Wellenlänge im
Intervall von etwa: 150 — 800 m fast ohne IntensitatHachwäclinng
und etwa bis 1500 m mit nur geringer Inten sitätsBChwäcIiung
hervorgehen lassen kann, so ersieht sich eine sehr grolle Zahl
gegenseitig (unter oben angedeuteten Verbältniasen) störungsfrei
arbeitender Wellenlängen. Ein konkretes Beispiel sei noch an- '
geführt. Zwei Sender seien von etwa 100°/, Dissonanz und ziemlich
gleicher Intensität; der Empfänger ist 0,15 km von dem einen
dieser beiden Sender entfernt, und kann von diesem tiota dieser
großen Nähe nicht darin
gestört werden, die Tele-
gramme des anderen Sen-
ders gut zu empfangen,
welcher 25 km entfernt ist.
Da für beide Emp-
fänger die Konstruktionen
der Koppelungen sukzes-
sive Veränderung des
Koppel ungsgrades leicht
ermöglichen, kann je nach
Intensität und Dämpfung
des Senders mit festerer
und loserer Koppelung P^ 200
empfangen werden.
Die konstruktive Anordnung des Ganzen Ist folgen denn allen
gekennzeichnet :
1. Der komplette Doppelempfänger mit allen HiHsapparaten
ist auf einem Brett montiert.
2. Eine einzige Hauptschalterwalze bedient alle Leitungen.
a. Alle Hauptteile, wie Detektoren, Klopfer, Relais usw. sind
nicht verschraubt, sondern nur eingestöpselt, sie sind
daher mit einem einzigen Griff auswechselbar.
232 8. Kapitel.
4. Die Betektoren, sowohl Fritter wie elektrolytische Zelle,
haben keine justierbaren Einzelteile und sind vollkommen
luftdicht abgeschlossen; das letztere gilt auch für das
Relais.
5. Auf dem Apparatenbrett sind Prüfanschlüsse und Prüf-
widerstände angebracht, sodaß man jederzeit die Empfind-
lichkeit der Einstellung kontrollieren, bezw. einen Fehler
sehr schnell finden kann.
6. Ausser der Koppelung ist auch die Empfangswellenlänge
in sehr weiten Grenzen regulierbar, nämlich etwa von
100—1100 m. Die Fig. 200 zeigt die Vorrichtung zur Ver-
änderung der Eigenschwingung des Luftdrahtes.
4. Hilfsapparate.
Seit dem Jahre 1901 war es das Bestreben, die Stationen
mit Einrichtungen zu versehen, welche eine stetige Veränderung
der ausgesandten und aufzunehmenden Wellenlänge gestatten.
Zunächst wurden bei allen Schwingungskreisen die eingeschalteten
Selbstinduktionsspulen (sowohl beim Sender wie Empfänger),
durch verschiebbare Schleifkontakte auf den Windungen dieser
Spulen stetig variabel gemacht. Es stellte sich indessen im Laufe
der Zeit heraus, daß bei diesen Konstruktionen für den Em-
pfänger bisweilen Unzuträglichkeiten hieraus resultierten. Die
Kontaktstellen hatten bisweilen, namentlich bei ungenügender
Einstellung, hohe Ohmsche Übergangswiderstände und diese
dämpften durch Energieabsorption. Diese Spulen mit Schleif-
k9ntakten für die Empfänger werden nur noch in verbesserter
Form bei den Sendern beibehalten. Man begnügt sich beim
Empfänger mit zahlreichen Stöpselanschlüssen, durch welche die
Selbstinduktionswerte sprungweise verändert werden.
-Trotzdem wird auch für den Empfänger eine stetige Ver-
änderung der Wellenlänge erhalten, da bei ihnen ein stetig vari-
abler Kondensator benutzt wird, bei welchem Übergangswiderstände
^iher Konstruktion nach ausgeschlossen sind. Diese variablen
Kondensatoren, welche bei jeder Station in 4-— 5 Exemplaren
angewendet werden, bestehen aus zwei Systemen halbkreisförmiger
Platten, von denen das eine System feststeht, während das an-
dere auf einer drehbaren Achse angeordnet ist, derart, daß man
nach Belieben diese Platten entweder so einstellen kann, daß
sie sich gegenseitig ganz, teilweise oder gar nicht decken. Die
Kapazität ist stets proportional der Größe der sich deckenden
VerscLiedene Systeme der oloktrischen ^\'oIlontelegrB^lhie. 233
Flachen. Ats Dieloktrikum zwischen den Platten wird entweder
Lnft oder ein Öl von hoher elektriecher DnrchschlitgefeBtägkeit
benntzL Das letztere kommt dann zar Anwendung, wenn diese
Kondeneatoren durch Hochspannung beansprucht werden sollen.
Ein Zeiger an der drehbaren Achse und eine in Grade geteilte
Skala gestatten, die jeweilige Einstelli^^ genau abznIeBen.
Seit dem Jahre 1901 werden die Wellenlängen der Sender
und Empfänger gemessen. Das einfachste MeQinstrunient ist eine
Selbstinduktion Bspulc, deren Windungszahl variabel ist, und in
welcher von dem zu messenden Schwingungssystem aus Schwin-
gungen erregt werden, welche in dem Moment, wo die Mettspule
auf gleiche Schwingungszahl gestimmt ist, durch Resonanz eine
maximale Spannung erhalten. Diese Spannung wird sichtbar
gemacht nach Professor Slaby durch eine fluoreszierende Substanz.
Flg. 201.
Die Länge der in Resonanz kommenden Meßspule bietet ein Matt
fflr die Wellenlänge. Genauer als diese Meßstähe arbeiten wegen
ihrer geringen Dämpfung die als geschlossene Schwingungskreise
ausgeetaltelen Wellenmeseor nach Dönitz, (s. S. 125), bei welchen
der Eintritt einer maximalen Stromstärke bei Resonanz durch ein
Hitzdrahtthermometer angezeigt wird. Bei diesen Wellenmessera
wird die Wellenlünge aus der Eapazitätseinstellung eines variablen
234 8. Kapitel.
Koudeneators nach der (im vorigen Absatu) beschriebenen KqD'
Btmktion abgelesen. Ein WeltenmeBser umfaßt einen Mefibereich
von 150-1100 m Wellenlänge.
Die letzte Form des Qaecksilberturbinen Unterbrechers zeigt
Fig. 202.
6. Oesaiater neuer StatloDBaufbao.
Die heutige neue Stadonatype nuteracheidet eich im wesent-
lichen von den bisherigen in folgenden Punkten :
Die neue Station bildet ein Glanzes in Form. eines schreib-
tischartigen Autbanes. (Fig. 202.) Im Innern sind die Apparate
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 235'
des Senders excl. des, bezw. der an der Wand zu befestigenden
Induktoren, außen auf der Tischplatte oben stehen die Apparate
des Empfängers. Mittels bequemer Drehschalter kann jede be-
liebige Wellenlänge des Senders und Empfängers eingestellt werden.
Der eigentliche Empfangsapparat als selbständiger Apparat ist
verschwunden, die Einzelteile desselben sind in bequem tiber-
sichtlicher und leicht auswechselbarer Weise oben auf der
Schreibtischplatte montiert. Ein Hör- und ein Schreibempfänger
zusammen bilden die Empfangsstation. Die Hochspannungsteile
des Senders sind im Innern des Tisches so eingebaut, daß selbst
bei starker Feuchtigkeit der Atmosphäre Isolationsschwierigkeiten
nicht mehr entstehen können. Das Geräusch der Senderfunken,
ist fast vollkommen nach außen abgedämpft. Normal ist diese
Stationstype für 200 km über Wasser bestimmt. Die Reichweite
kann indessen auf 500 km erweitert werden, indem einfach die
Größe der Leydener Flaschenbatterie, welche ebenfalls im Innern
des Schreibtischaufbaues eingesetzt ist, auf das Dreifache ver-
mehrt wird und dementsprechend zur Ladung derselben zwei
Induktoren statt eines Verwendung finden. Ein Wellenmesser
neuester Konstruktion, im Apparatentische innen eingebaut, aber
mit außen liegender Ablesevorrichtung, ermöglicht jederzeit, die
Länge der gesandten, wie der aufgenommenen Wellen genau-
estens ablesen [zu können.
Der Empfangsapparat«
Der Empfangsapparat ist ein Schreibempfänger unter Be-
nutzung eines Körnerfritters als Wellenanzeiger.
Der Apparat enthält folgende Stromkreise :
1. Stromkreis des Empfangsluftleiters (primärer Schwingungs-
kreis, Farbe des Leitungsdrahtes braun).
2. Stromkreis des geschlossenen Sekundärsystems (sekundärer
Schwingungskreis, Farbe des Leitungsdrahtes bi^aun).
3. Stromkreis für den Gleichstrom des Fritters (Farbe 'der
Leitungsdrähte braun).
4. Stromkreis des Klopfers bzw. Morse (Farbe der Leitungen
schwarz bzw. rot).
5. Stromkreis des Gebers zur Blockung deselben beim^Geben,.
(Farbe der Leitung schwarz).
Die Zahlenbezeichnungen beziehen sich auf die Schema»
Fig. 203 und 204 und zwar diejenigen unter 33 auf das erster e,.
die höheren auf das letztere.
230 8. Kapitel.
Der Apparat ist so konstruiert, daß durch Umle^n des
Hauptschalters beim Geben der eigenen Stationen:
a) der Luftleiter abgenommen und isoliert ist,
b) der Primärstrom des Induktors geschlossen,
c) sämtliche Stromkreise des Fritters und Klopfers bzw.
Morsestromes geöffnet sind.
Umgekehrt beim Empfang ist der Primärstrom des Induk-
tors geöffnet, dagegen sind sämtliche Stromkreise des Emp-
fängers geschlossen.
Um zu verhindern, daß während des Gebens der eigenen
Station überhaupt Induktionsströme durch das Pulver des Fritters
fließen, wird der an dem Hauptschalter des Apparates angebrachte
Fritter beim Geben senkrecht und aufwärts gestellt.
Ein Nachstellen des Klopfers bei Verdrehungen von un-
runden Frittem mit Keilspalt, D. R. P. Nr. 116 113 um die Längs-
achse zur Veränderung ihrer Empfindlichkeit ist dadurch un-
nötig geworden, daß der Fritter fest nur in der Mitte aufliegt,
während seine beiden Enden, von elastischen Federn gehalten
nachgeben. Der Abstand zwischen Klopferkugel und Berührungs-
fläche des Fritters ist daher auch bei unrunden Frittem in jeder
Stellung des Fritters konstant.
Der Anschluß des Empfangsapparates an den Morse wird
durch Kontaktfedem beim Aufsetzen des Apparates auf den
Morse selbsttätig bewirkt, ohne daß Drahtanschlüsse vorzuneh-
men sind.
Die Schaltungsweise des Klopfers ist nach D. R. P. Nr. 113285
derart ausgeführt, daß der Klopfer automatisch den Fritterstrom
stets unmittelbar vor dem Klopferschlage öffnet. Hierdurch wird
die Auslösung des Fritters wesentlich erleichtert und das Arbeiten
desselben sehr sicher. (S. 141.).
1. Stromkreis des Empfangsluftleiters. Der
Luftleiter L (Flg. 203) wird an das linke Ende des Hauptschalters
bei 1 angelegt. Dieses ist durch einen braunen Draht mit
Klemme 2 verbunden. Mit 2 wird das eine Ende der Primär-
wicklung des Empfangstransformators 3 verbunden, während
das andere Ende 4 desselben entweder direkt oder durch einen
variablen Plattenkondensator (12 bis 24 Platten), sei es mit Erde
oder mit einem Gegengewichte, verbunden wird. Beim Senden
wird durch öffnen des Hauptschalters der Luftleiter bei 1 iso-
liert und die Leitung der Primärspule des Empfangstransforma-
tors unterbrochen.
VerHchiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 237
^^WAn
■WVWWWW^
Flg. 203.
2. Stromkreis des geschlossenen Sekundäremp-
fa.ngssystems. Die sekundäre Transformatorwicklung 6 ist
einerseits durch den Stöpsel-
anschluß 5 und die Leitung 18
durch den linken Fritteraus-
schalter mit der Haltefeder 16
und dem linken Fritterpol 15
verbunden. Der andere Fritter-
pol 14 ist durch die Halte-
feder 13 und den rechten
Ausschalter 12 an den (un-
veränderlichen) gegenüber
dem Fritterapparat großen
Kondensator 11 (0,01 Mf.) im
Empfangsapparat geführt und
durch den Ausschalter 10 mit
der zweiten Anschlußklemme 8
an die Sekundärwicklung des Transformators angeschlossen.
Parallel zu dieser liegt der variable sekundäre Plattenkondensator 7
(1 bis 3 Platten). Während des Gebens wird dieser Kreis durch
Öffnung des Hauptschalters in den drei Punkten: 16/17, 10, 13/14
unterbrochen.
3. Der Stromkreis des Frittergleichstromes ist
▼on den beiden Polen des Kondensators 11 abgezweigt. Vom
Punkte 19 beginnend geht die Leitung durch den Unterbrecher
am Klopfer 20/21 durch die Relaisspulen 22/23, welche einen
Widerstand von ca. 20000 Ohm haben, zum Fritterelement 24
und vom anderen Pole desselben 25 zu einem induktionsfreien
Widerstand 26 (ca. 6000—10000 Ohm) nach 27 und kommt über
den Anschluß 12 nach dem anderen Pol des Apparatekonden-
sators 11 zurück.
In diesem Kreise ist durch den Kontaktknopf 5 auch der
im Empfangsapparat eingebaute Relais-Prüfwiderstand 30, 31, 32
einschaltbar. Die Schaltung ist derart, daß beim Niederdrücken
des Knopfes 5 der Fritter ausgeschaltet wird und an seinerstatt
der Prüf widerstand eingeschaltet wird. Dieser ist in zwei Hälften^
31 — 32, 31 — 30, gewickelt, von denen jede entweder 50 000 oder
25000 Ohm Widerstand hat und von denen die eine, nämlich
die Hälfte 31/30, durch den Kippschalter 28/29 kurz geschlossen
werden kann. Beim Niederdrücken des Kontaktstöpsels 5 wird
die Verbindung 18 zum Fritterpol 15 gelöst und statt dessen
die Leitung über 33, 32, 30 nach 27, 12, 11 hergestellt. Die
•238
8. Kapitel.
Fig. 204.
Prüfung ist in diesem Falle mit 100000 bzw. 50000 0hm aus-
^führt. Wird dagegen der Kippschalter 28/29 und damit der
Widerstand 31/30 geschlossen, so erfolgt die Prüfung nur mit
WOOO bzw. 25000 Ohm. Während der Prüfung ist die sekundäre
Transformatorspule stets in den Prüfkreis eingeschlossen, so daß
«twaige schlechte Kontakte in dieser sofort wahrgenommen werden.
4. Der Stromkreis des Klopfers. Die Wicklung 37
<ier Klopfermagnete (2 mal 6), Fig. 204, ist durch den vom Haupt-
ausschalter betätigten
Kontakt 36/35 einerseits
mit dem Arbeitskontakt
des Relais 34 verbunden
: und anderseits durch die
Leitung 38/39 und die im
Apparate liegende, aus
4 Trockenelementen be-
stehende Batterie 40/41
und den Schalter 42/43
mit der Relaiszunge 44
Beim Rechtsausschlag
der Zunge wird demnach
■der Stromkreis der Batterie 40/41 geschlossen. Parallel zur Klopfer-
wicklung ist die Morsewicklung (2 mal 5 Ohm) 46 geschaltet, deren
-einer Pol bei 45 mit der Klopferwicklung 38, deren anderer Pol
durch Leitung 47 an die Klopferwicklung bei 48 angeschlossen
ist. Die Kapazität einer Polarisationsbatterie, welche bei 47 und 39
parallel zur Klopfer- und Morsewicklung geschaltet ist, beseitigt die
Selbstinduktion dieser Spulen und bewirkt daher ein Verschwinden
des zwischen den Relaiskontakten 44, 34 auftretenden Öffnungs-
funkens, der ein exaktes Auslösen des Fritters unmöglich macht.
5. Der Niederspannungskreis des Gebers ist zum
Zwecke der Blockierung des Gebers bei der Empfangsstellung durch
die Stöpselleitung 49/52 und die Kontakte 50/51 mit dem Haupt-
schalter des Empfangsapparates derart in Verbindung gebracht,
<iaß nur bei Vertikalstellung des Empfangsschalters die letztgenann-
ten Kontakte und damit der primäre Strom des Senders geschlos-
sen sind.
Einstellung.
a) Der Starkstrom wird geschlossen durch Anlegen der einen
beim Versand gelösten Verbindung an die am Apparatekasten
befindlichen Starkstrombatterien.
Verschiedene Systeme der elektrischen AVellentelegraphie. 239
b) Durch leichtes Hinüberdrücken des Relaisgegengewichtes
bei niedergelegtem Hauptempfangsschalter nach links wird der
Kelaiskontakt geschlossen^ wobei Klopfer- und Morseanker an-
gezogen werden. Beim Loslassen des Gegengewichtes müssen
beide gleichzeitig abreißen. Tritt das Anziehen beider nicht ein,
«o ist ein Punkt derjenigen Leitungen defekt, welcher zum Ver-
zweigungspunkte beider Elektromagnetwicklungen führt. Wird
dagegen nur ein Anker angezogen, so ist ein Punkt der Leitung
von den Verzweigungspunkten bis zu der einen Wicklung defekt
oder die eine der beiden Ankerregulierfedem ist zu stark ange-
spannt.
c) Nach Herstellung der Verbindungen mit dem Empfangs-
transformator wird (ohne eingesetzten Fritter) der Fritterstrom-
kreis untersucht. Die an einem Pole der sekundären Transfor-
matorwicklung zu befestigende grüne Schnur, welche mit dem
Stöpsel 5 endigt (Fig. 203), wird aus dem Stöpselloch heraus-
gezogen und mit diesem die Kontaktfeder 13 berührt. Alsdann
wird der Relaiskonus so lange in der Pfeilrichtung > empfind-
licher« gedreht, bis der Klopfer zu rasseln anfängt, immer schneller
rasselt und schließlich angezogen kleben bleibt. Dieser Zustand
des Klebenbleibens darf keinesfalls längere Zeit dauern, da hierbei
die Starkstrombatterie durch die Klopfer- und Morsewicklung
kurz geschlossen zu stark beansprucht wird und hierdurch leicht
verdirbt. Es ist daher der Konus sofort um so viel wieder zurück-
zudrehen, bis das Kleben aufhört Sollte das Kleben des
Klopfers eintreten, ohne daß der Klopfer vorher gerasselt hat,
so ist entweder der Unterbrecher des Klopfers unrichtig ein-
gestellt, oder die Leitung des Fritterstromkreises an irgend
«iner Stelle defekt. Man untersuche zunächst den Unterbrecher.
Dieser soll so eingestellt sein, daß ein öffnen erst etwa Va mm
vorher eintritt, ehe die Klopferkugel gleiche Höhe mit dem
oberen Rande des zur Auflage des Fritters dienenden mittleren
Bockes hat. Ist diese Einstellung kontrolliert und in Ordnung
befunden, und tritt das Rasseln des Klopfers trotzdem nicht
ein, so ist entweder die Leitung des Fritterkreises oder das Relais
in Unordnung. Das Auffinden des Fehlers geschieht am leich-
testen mit Hilfe eines Telephons oder empfindlichen Galvano-
skops. Ein solches wird zunächst zwischen 13 und 5 geschaltet
und das Vorhandensein eines Stromes von ca. 0,05 Milliampere
konstatiert ; ist ein solcher Strom vorhanden, so liegt der Fehler
für das Nichtansprechen im Relais ; die Untersuchung im Relais
wird weiter unten beschrieben werden. Ist kein Strom nach-
240 8. Kapitel.
weisbar^ so muß die ganze Leitung abgesucht werden. Hierzu
verfährt man zweckmäßig in folgender Weise :
Der eine Pol eines solchen Instrumeintes wird^ nachdem
man sich überzeugt hat, daß der Kontakt 12—13 Schluß macht
und in Ordnung ist, mit 13 verbunden, der andere Pol zunächst
mit dem Punkte 24. Von 24 ausgehend, sucht man, falls bei
Punkt 24 Spannung festgestellt ist, allmählich die Leitung ab
durch nacheinander Anlegen an 23, 22, 21, 20, 19, 10, 8 und
schließlich an 5. Es ist hierbei durch einpoliges Abschalten des
Kondensators 11 zu prüfen, ob dieser Kondensator vielleicht
Kurzschluß hatte.
Bei diesem Vorgehen wird ein Fehler am schnellsten ge-
funden. Nichtsystematisches Herumprobieren führt wesentlich
langsamer zum Ziel.
Ist trotz des Vorhandenseins von Strom zwischen 5 und 13
der Klopfer nicht zum Easseln zu bringen, so liegt die Schuld
am Relais. Es sind hier folgende Möglichkeiten vorhanden:
Gegengeschaltete Relaisspulen.
Zur Kontrolle ist eine Spule kurz zu schließen.
Klemmen der Relaiszunge im Lager.
Zur Kontrolle sind die Polschuhe des Relais zu entfernen
und die beiden Zungenkontakte weit auseinander zu stellen. Als-
dann muß die Zunge bei Berührung mit dem Finger leicht spielen
und darf an der Ausführung des Gegengewichtes nicht anschlagen.
Verschmutzung der Relaiskontakte.
Dieselben sind durch die Lupe zu besichtigen und müssen
hochglanzpolierte Flächen zeigen.
Beim Entfernen der Polschuhe ist stets der rechte zuerst
abzunehmen.
Das Relais ist in folgender Weise nach Beseitigung des
Fehlers neu einzustellen:
Man schraube den Ruhekontakt soweit hinein, daß seine
Kontaktspitze etwa in der Mitte steht. Alsdann wird der linke
Polschuh aufgesetzt und an die Zunge bis auf einen Abstand
von 2 — 4 mm genähert. Dann wird der rechte Polschuh auf-
gesetzt und vorsichtig genähert, bis die Relaiszunge vom Ruhe-
kontakt abreißt. Hierauf wird der rechte Polschuh soviel zurück-
gezogen, bis die mit dem Finger ;an den Ruhekontakt zurück-
gedrückte Zunge an diesem gerade noch haften bleibt. Nun
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 241
wird sehr vorsichtig der Arbeitskontakt soweit hineingeschraubt,
bis er mit der Zunge Kontakt machte und dann nur um soviel
zurückgedreht; daß dieser Kontakt wieder aufhört.
Soll ein Relais wenig auf Erschütterung und Schwankungen
reagieren, so muß der Luftzwischenraum zwischen den Polschuhen
und der Zunge noch kleiner gemacht werden. Desgleichen emp-
fiehlt es sich in diesem Falle, nach der Entfernung der Pol-
schuhe und bei auseinander geschraubten Kontakten das Relais
hin und her zu bewegen und die Gegengewichtskugel so lange zu
verstellen, bis die Zunge völlig ausbalanziert ist.
Bei Relais, bei denen die Zunge im Lager Luft hat, ist es
vorteilhaft, den Polabstand größer zu wählen, bei solchen, wo
die Zunge schwer geht, möglichst klein. Die Empfindlichkeit
des Relais steigt, wenn die Bewegung der Zungen zwischen den
Kontakten klein ist. Auf die möglichst enge Einstellung dieser
ist daher viel Wert zu legen. Da eine enge Einstellung ohne
häufiges >Kleben< des Relais nur bei Abwesenheit von Funken
erreichbar, so muß man bei schlechten Relais nach dem Vor-
handensein eines solchen mit der Lupe genau nachforschen. Ein
Offnungsfunke kommt häufig durch Verunreinigung der Kontakte
durch Ol zustande, oder ist veranlaßt dadurch, daß die Kontakt-
fläche der Zunge durch ungeschicktes Zusammenpressen der
Kontaktschrauben uneben gemacht ist. Solche Unebenheiten
müssen durch Reiben mit feinster Schmirgelleinwand beseitigt
und hinterher muß die Fläche mit Wiener Kalk oder Pariser Rot
poliert werden. Das Einstellen der Kontaktschrauben ist daher
sehr vorsichtig vorzunehmen.
Das Schmieren der Relaislagerung mit öl oder Petroleum
ist unzulässig. Eine Reinigung desselben oder eine Reparatur
soll nur durch einen Uhrmacher erfolgen.
Das feine Einstellen des Relais erfolgt nur durch Drehung
des Stellkonus in der Pfeilrichtung so lange, bis der Klopfer
rasselt und klebt, und durch Zurückdrehen um soviel, daß das
Kleben aufhört. Es empfiehlt sich, beim Zurückdrehen auf den
Empfangsapparat leicht zu klopfen.
d) Wir setzen den Fritter jetzt ein und überzeugen uns,
daß beim Niederdrücken des Klopferankers von Hand die Klopfer-
kugel den Fritter schon berührt, wenn der Klopferanker noch
ca. */j mm von den Klopferstiften, welche in den Eisenkernen
der Klopfermagnete sitzen, entfernt ist. Außerdem überzeugen
wir uns von der Öffnung des Klopferunterbrechers in dem
Moment, wo die Klopferkugel noch ca. 1 mm vom Fritter ab ist.
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 16
242 8. Kapitel.
e) Prüfung des Relais und Klopfers mit dem Widerstand.
Der Stöpsel 5 wird in das Kontaktloch 18 eingesteckt und durch
Umkippen des Knopfschalters die Kontakte 28 — 29 kurz ge-
schlossen. Jetzt wird Knopf 5 niedergedrückt und so das Relais
mit Klopfer geprüft. Alsdann wird durch Umlegen des Schalters
die Verbindung 28 — 29 geöffnet und dann Knopf 5 wieder nieder-
gedrückt. Die Konusregulierung des Relais wird solange gedreht,
bis der Klopfer beim Drücken und Loslassen des Knopfes 5
ganz exakt Morsezeichen wiedergibt. Bei der Einstellung des
Klopfers ist folgendes zu beachten:
Der Hub der Klopferkugel wird am besten ca. 2 — 8 mm
groß gemacht. Das Aufwärtsgehen des Klopferankers soll durch
den Anschlag an die mit einem Gummipolster versehene Stell-
schraube begrenzt sein. Gleichzeitig mit dem Klopfer wird der
Morse einreguliert, bis er beim Drücken und Loslassen des Prüf-
knopfes gute Morsezeichen schreibt.
Bei der Regulierung des Morse ist folgendes zu beachten:
Die Begrenzung des Hubes des Morseankers nach unten
soll stets durch Aufschlagen des Hebels auf die untere Stell-
schraube, nicht etwa durch Aufschlagen auf das Eisen der Elektro-
magnete oder durch das Schreibrad erfolgen. Der Anschlag ist
so einzustellen, daß beim Niederdrücken des Ankers von Hand
das laufende Papierband beim Schreiben nicht gebremst wird.
Schreibt der Morse statt glatter Striche nur Punktreihen, so ist
die Abreißfeder des Morseschreibers loser zu stellen. Ist hier-
mit der Fehler noch nicht beseitigt, so muß durch Anziehen der
Stellschraube im Innern des Morse der Schreibhebel mehr ge-
streckt werden, so daß sich der Morseanker dem Magneten nähert.
Zur Beseitigung solcher Punktreihen genügt es unter Umständen
schon, die Unterbrechungsfeder am Klopfer so einzustellen, daß
der Klopfer den Fritterstrom später öffnet. Hat umgekehrt der
Morse Neigung, die einzelnen Zeichen beim schnellen Tele-
graphieren ineinanderlaufen zu lassen, so ist die Trägheit des
Morse zu verringern durch Mehreinspannung der Abreißfeder,
durch Vergrößerung des Luftabstandes zwischen Anker und Magnet
und eventuell durch vorzeitiges öffnen des Klopferunterbrechers.
f) Nunmehr wird der Gesamtapparat mit der Lockklingel
geprüft.
Diese ist vom Empfänger stets so weit abzuhalten, daß ihre
Wirkung gleich stark ist, wie die der Fernwirkung. Das Tempo
des Lockens muß außerdem genau gleich dem zu erwartenden
Telegraphiertempo sein. Man suche durch Drehen des Fritters
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 248
tun die Längsachse jetzt diejenige Stellung aus, wo derselbe bei
größter Empfindlichkeit noch exakt arbeitet. Meistens wird die
allerempfindlichste Stellung desselben (Auspumpansatz nach
unten) nicht verwendbar sein. Wenn alsdann der Apparat exakt
arbeitet und gut schreibt, so muß er es unbedingt auch bei der
Fern Wirkung.
g) Jetzt wird der Empfangsluftleiter an den Apparat gelegt
und aufs neue gelockt. Arbeitet der vorher exakte Apparat nicht
mehr exakt, so können hieran nur Störungen von außen Schuld
haben, sei es atmosphärische Elektrizität oder Störungen eines
fremden Gebers.
Ob es zulässig ist, zur Eliminierung dieser Störungen den
Fritter oder den Belaiskonus oder beide unempfindlicher zu stellen,
richtet sich nach der Stärke der zu empfangenden Intensität und
der Stärke der Störungen. Das Prüfen des Empfängers mittels
Lockklingel einerseits bei angeschaltetem, anderseits bei abge-
schaltetem Luftleiter ermöglicht stets den Ursprung der Störungen
von außen im Apparat zu erkennen.
Es empfiehlt sich, einen 1 — 2 m langen Draht im Apparate
mit der Lockkhngel zu verbinden. Dieser Draht muß dann so
installiert sein, daß er auf den Luftdraht allein wirkt, so daß
nach Entfernen des Luftleiters der Apparat nicht anspricht.
Diese Anordnung hat den Zweck, einmal ein Maß für die Emp-
findlichkeit des gesamten Apparates zu haben und zweitens er-
kennen zu lassen, ob die Leitung vom Luftdraht zur primären
Transformatorwicklung und von hier zur Erde in Ordnung oder
vielleicht unterbrochen ist.
Wie oben beschrieben, soll das Einregulieren des Empfängers
nur mit der Lockklingel geschehen, keinesfalls aber dadurch,
daß minutenlang ein und dasselbe Zeichen von ferne verlangt
wird. Dies soll nur geschehen zur empirischen Ermittlung der
richtigen Empfängerabstimmung. In diesem Falle darf natürlich
während einer Versuchsserie an der Empfindlichkeit des Appa-
rates nichts verstellt werden.
Der Hörempfänger.
Der Empfangsapparat ist ein Hörempfänger unter Benutzung
eines elektrolytischen Wellenanzeigers.
Der Apparat enthält folgende Stromkreise:
1. Stromkreis des Empfangs-Luftleiters (Farbe des Leitungs-
drahtes rot).
16»
241 8. Kapitel.
S. Der Batteriestromkraie (Farbe des Leitungadrabtes ecbwaiz).
3. Der StarkstromkreiB des Gebers, biw. die kurzen Zu-
fahmugsdrfthte zur Verblockung.
Diejenigen Leitungen, welche sowohl für Hochfreqnenz als
BDch BatteriestromkreiB gemeinschaftlich sind, haben branne
Farbe.
Der Apparat ist so tonsrtmiert, daß durch Umlegen des
Hauptschalters beim Geben der einen Station
a) der Laftleit«r at^nommen nnd iBoliert ist,
b) der PrimtlrBtromkreiB des Induktors geachlosBen,
c) der Wellenanzeiger doppelpolig abgeBchaltet, sowie der
Batteriestromkreis geö&net und die Erdverbindung ge-
ICBt ist.
Umgekehrt ist beim Empfangen der PrimUrstromkreis ge-
öffnet, d^egen sind aämtlicbe Stromkreiae des Empfai^ssj'stemeB
geBchloBBen.
BeBohTeibung der einaelnen BtromkreiBe des Apparates.
1. Stromkreis des EmpfangslnftleiterB. (Weg der
Hochfrequenzscbwingungen.) Fig. 205. Die Hocbfrequenzströme
gelangen nach Anschloß des Luftleiters und Umlegen des Haupt-
schalters durch den Federkontakt 1, 2 zu einem Eondeneator 3, i von
größerer Kapazi-
tät, welcher be-
stimmt ist, die
Batterieetrom-
kreise mehrerer
parallel geschal-
teter EmpfangB-
apparat«, die ge-
meinschaftlich
arbeiten sollen,
zu verriegeln, so-
^5^ »Hftl-SnMlter wie einen Kura-
Plg. 205.
Schluß der Zelle
durch die später
zu erläuternde Entladnngsspule 20,19 zu verhindern. Die Schwin-
gungen passieren alsdana die Abstimmspule 5, 6 und den variablen
Kondensator 7, 8. Die erstere dient dazu, den I.uftdraht nötigen-
falls zu verlängern, der variable Kondensator umgekehrt zur
VerkflrzungderEigenschwingungdesLuftdrahteB. Für gewöhnlich
Bind die Klemmen T, 8 durch ein Kurzschi ußatück direkt ver-
Verschiedene Systeme der elektnschen Wellentelegraphie. 246
banden. Von Punkt 9 verzweigt sich die Leitung für die Hoch-
frequenzschwingungen. Sie geht einerseits durch den Schal-
ter 10, 11 über den Wellenanzeiger oder Detektor 12, 13 und
durch den Schalter 14, 15, den Erdschalter 16, 17 zur Erd-
klemme und von da zur Erde, anderseits führt eine Ver-
zweigung über den Stöpselkontakt 21 nach dem variablen
Kondensator 22 zum Punkt 23, und von dort durch die Schalter-
klemme 15 zum anderen Pole des Detektors zurück. Mit Stöpsel-
kontakt 9 , 21
kann der zur Ab-
stmimung die-
nende variable
Parallelkonden-
sator 22, 23 nö-
tigenfalls ganz
abgeschaltet
werden.
Um atmos-
phärische La-
dungen direkt
nach der Erde
Fig. 206.
Abfließen zu lassen, ist an der Einführungsstelle des Luft-
leiters in den Apparat eine Drosselspule 20, 19 angelegt, welche
durch den Schalter 16, 17 und die Erdklemme mit Erde ver-
bunden ist.
2. Der Batteriestromkreis. Die Batterie Fig. 206 besteht
a.us drei parallel geschalteten Trockenelementen, welche dauernd
durch den Schiebewiderstand 27, 36 geschlossen sind, und zwei
in Serie geschalteten Elementen, welche mit dieser Kombination
in Reihe liegen. Die Spannung der ersteren Gruppe läßt sich
-durch den Widerstand in Grenzen von bis 1,5 Volt variieren
und einer dieser Beträge zu derjenigen der Serienelemente nach
Belieben hinzufügen.
Von den Parallelelementen 29, 30 gelangt der Strom durch
•den Schalter 31, 32 zur negativen Prüfklemme 33. Der Schalter
■31, 32 ist bestimmt, den Dauerstromkreis in unbenutztem Zu-
stande des Apparates (also z. B. beim Transport, bei welchem
•der Schalthebel vorsichtshalber geschlossen werden muß) , zu
unterbrechen, um eine unnötige Erschöpfung der Elemente zu
verhindern. Nachdem der Strom den Schalter 34, 35 passiert hat,
gelangt er durch den Schiebewiderstand 36, 27 zur positiven
Prüfklemme 28, und von da zur Ausgangsklemme 29 zurück.
246 8. Kapitel.
Nachdem wir diesen Nebenstromkreis betrachtet haben,
kommen wir zum eigentlichen Hauptstromkreis, in welchem da«
Telephon nnd der Detektor liegt
Gehen wir von letzterem aus, so gelangen wir von dessen
Klemme 12 dm'ch die braune Leitung nach dem Schalter 11, 10
und von da durch den schwarzen Draht zum Telephon 24, 25.
Die Anschlußkontakte des letzteren sind so gebildet, daß man
in der Lage ist, sowohl ein bis zwei Telephone parallel zu be-
nutzen, als auch zwei in Reihe geschaltete zu verwenden.
Der Kontakt 25 steht weiterhin mit dem Begulierschieber 2G
in Verbindung, welcher einen Teil des Begulierwiderstandes
bildet und durch den Punkt 27, die Prüfklemme 28 und die
Klemme 29 zum positiven Pol der parallel geschalteten Elemente
führt. Von diesem weitergehend gelangen wir durch die beiden
Serienelemente zum Punkt 87 und von da durch 23, den Schalter 15,
14 zur negativen Klemme des Detektors 18 zurück.
A. G^brauchBaninreisiing.
a) Die Handhabung des Apparates ist eine äußerst einfache.
Man schließe zuerst die nach Offnen des Deckels zugängliche
Klemme 81, 82 des Batteriestromes und so zu dem Detektor derart
ein, daß sich die auf ihm angegebenen Polzeichen mit denjenigen
der Kontaktstücke auf den Apparat decken.
Für das Telephon sind, zwischen dem Detektor und dem
Starkstromstöpselanschluß gelegen, vier symmetrisch angeordnete
Steckkontakte vorgesehen, von denen die beiden nach dem Be-
schauer zu gelegenen mit den Leitungen direkt verbunden sind,
die anderen zwei indessen zu diesen entweder parallel oder
hintereinander geschaltet werden können. Das Parallel- und
Hintereinanderschalten läßt sich vermittelst der an der unteren
Seite des Deckels sichtbaren Federkontakte in einfacher Weise
vornehmen und hat den Zweck, die Telephone mit Rücksicht
auf ihre ev. verschiedenen Ohmschen Widerstände sowie bei
großen Telegraphierdistanzen schwach werdenden Stromände-
rungen so schalten zu können, daß man das Maximum der
Lautstärke aus ihnen erhält.
Um den Detektor nunmehr auf seine maximale Empfind-
lichkeit einzustellen, lege man das Telephon an das Ohr und
verändere die Stellung des Begulierschiebers solange, bis das bei
einem zu reichlichen Verschieben desselben nach links auf-
tretende, leichte Sausen im Telephon gerade verschwindet. Die
richtige Einstellung des Schiebers wird sich bei neuen Apparaten
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 247
nahe an der Grenze des geringsten Spannungsbereiches (von
vom gesehen auf der rechten Seite) vorfinden, da bei der
Dimensionierung der Apparate auf ein späteres Sinken der Element-
spannung und ein hierdurch nötig werdendes Verstellen des
Schiebers nach links Bücksicht genommen ist.
Nachdem die Einstellung auf diese Weise erfolgt ist, über-
zeuge man sich von dem Funktionieren des Detektors dadurch,
daß man das Gehäuse eines Fritterprüfers (das einfache Nähern
desselben genügt nicht) mit einer Detektorklemme in Berührung
bringt und das Ansprechen der Zelle selbst im Telephon be-
obachtet.
B. Abstunmung beim Empfang.
Die Inbetriebsetzung des Apparates erfolgt, da kein weiteres
Material an Spulen oder dgl. nötig und der gesamte Bestand
an Abstimmaterial (mit Ausnahme eines ev. Erdkondensators)
in ihm vereinigt ist, einfach dadurch, daß man die Stöpselleitung
des Hartgummihebels an den Luftdraht anschließt und die Erd-
klemme E mit der Erde verbindet.
Um den Apparat in Verbindung mit dem Luftleiter auf die
Wellenlänge der Gegenstation abzustimmen, lasse man die letztere
eine Zeitlang ein vorher verabredetes Zeichen des Morsealphabets
mit mittlerer Litensität geben und verschiebe alsdann den Schieber
der Abstimmspule solange, bis die Lautstärke im Telephon ein
Maximum erreicht.
Bei einfachen Luftdrähten von mittlerer Kapazität empfiehlt
es sich, den Parallelkondensator vorher auf eine Kapazität ein-
zustellen, welche auf der Skala 40° entspricht. Verändert man
nunmehr sowohl die Selbstinduktion der Abstimmspule als auch
den Parallelkondensator mehr oder weniger, so wird sich die
günstigste Kombination in kurzer Zeit finden lassen. Weiß man
im voraus, daß die Welle der sendenden Station eine kürzere
ist als diejenige der Empfangsstation, oder ersieht man dies
daraus, daß bei der Abstimmung die Schiebespule nahezu aus-
geschaltet werden muß, um das Maximum der Lautstärke im
Telephon zu erhalten, so öffne man die auf der linken Seite der
Spule befindliche IHemmenverbindung (Nr. 7, 8) und schließe an
die frei werdenden Pole einen Kondensator an, welcher geeignet
ist, die Eigenschwingung des Empfangsdrahtes um einen be-
liebigen Wert zu verkürzen. Da der Kapazitätswert des Parallel-
kondensators in diesem Falle einen geringeren Betrag annehmen
wird als bei der Abstimmung mit der Selbstinduktionsschiebe-
248 8. Kapitel.
spnle, wiederhole man das Verfahren nochmals in der oben an-
geführten Weise, nur daß in diesem Falle an Stelle des letzteren der
Kondensator tritt. Hat man die günstigste Abstimmung gefunden,
so verändere man die Einstellung des Spannungsregulierschiebers
um einen geringen Betrag, da sich die Detektorspannung erst beim
Abstimmen auf ihren richtigen Wert mit Sicherheit einstellen läßt
C. Allgemeines.
1. Findet man nach längerer Betriebsperiode, daß die richtige
Einstellung des Spannungsregulators njchi mehr möglich
ist, da die Schieberstellung zu viel nach Unks rückt, so
müssen die im Kasten befindlichen Parallelelemente er-
neuert werden. Die Klemmenspannung der Elemente,
welche ca. 1,4 bis 1,5 Volt betragen soll, wird zweckmäßig
jeden Monat an den links vom Detektor befindlichen
Parallelelemente erneuert werden. Die Klemmenspannung
der Elemente, welche ca. 1,4 bis 1,6 Volt betragen soll,
wird zweckmäßig jeden Monat an den links vom Detektor
befindlichen Prüfklemmen gemessen.
2. Macht sich im Telephon ein beständiges Rauschen be-
merkbar, so ist entweder unterlassen worden, die Batterie-
klemme (Nr. 31, 32) im Kasten zu schließen oder der
Detektor ist mit verkehrten Polen eingesetzt worden.
3. Im Interesse eines guten Empfanges empfiehlt es sich,
die Empfindlichkeit des Telephons gelegentlich zu prüfen,
sowie das Ohr gegen äußere Nebengeräusche durch Gummi-
kappen zu schützen, welche auf den Muscheln des Hörers
befestigt werden.
4. Ein Defektwerden des Detektors erkennt man daran, daß
sich beim Einstellen desselben durch den Batterieregulator
nicht mehr die Grenze herstellen läßt, an welcher das
Rauschen im Telephon aufhört. Ursache für die Zer-
störung des Detektors ist fast inmier nur ein in den Apparat
hineingeschlagener starker Funke.
Tragbare Stationen.
Allgemeines.
Diese Stationen sind konstruiert auf Grund der im Laufe
des letzten Jahres durch eingehende Versuche und Proben in
der Praxis gemachten Erfahrungen. Es wurde hierbei besonders
Gewicht gelegt auf:
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 249
1. Leichtigkeit und bequeme Handhabung der Apparate.
2. Äußerste Betriebssicherheit.
3. Erreichung eines hohen Wirkungsgrades bei relativ ge-
ringen Mitteln.
4. Kriegsbrauchbarkeit
5. Erstklassiges Material, elegante und dauerhafte Konstruktion
aller Apparate und Zubehörteile.
Die erwähnten Versuche haben ergeben, daß man mit drei
Masten von ca. 10 m Höhe mit einer speziellen Antennen-
anordnung betriebssicher eine Beichweite von 25 km über flaches
Land und dementsprechend mehr über See erzielen kann.
Eine komplette Station setzt sich folgendermaßen zusammen :
I. AuDeiere Ausrüstung.
Die zur Befestigung der Luftleiter dienenden Mäste be-
stehen aus Stahlrohren, welche teleskopartig ineinander ge-
schoben werden können. In zusammengeschobenem Zustande
sind dieselben ca. 3,8 m lang. Sie können auf bequemste
Weise auf ca. 10 m auseinander gezogen und infolge ihrer
Leichtigkeit (ca. 20 kg pro Mast einschließlich Spannvorrichtung
und Drahtseil) bequem aufgestellt werden. Die Masten sind
mit Rücksicht auf Stabilität mit gußeisernen Fußplatten versehen
und zweimal nach 3 Richtungen hin durch in der Erde zu ver-
ankernde Drahtseile abgestützt. Außerdem ist jeder Mast gegen
Zerknickung durch eine einfache Spannvorrichtung geschützt.
Sowohl beim Luftleitergebilde als auch beim Gegengewichte
kommt verzinntes Kupferseil, bestehend aus 8 Drähten von je
0,4 mm Durchmesser zur Verwendung. Die Isolierung geschieht
durch leichte und sehr haltbare Glasisolatoren, welche sich zu
diesem Zwecke außerordentlich bewährt haben. Zur äußeren
Ausrüstung gehört außerdem noch eine Seiltrommel, auf welcher
Luftleiter und Gegengewicht aufgewickelt sind.
n. Stromquelle.
Bezüglich dieser besteht die Wahl zwischen:
a) Dynamo. Eine kleine Gleichstromdynamo mit einer
Leistung von ca. 100 Watt ist auf einem Fahrradgestell montiert
(Fig. 207). Von dem Tretrade wird die Bewegung auf die Dynamo
mittels einer Schnur unter Benutzung einer entsprechend aus-
gebildeten, aus Aluminium bestehenden Scheibe übertragen.
Das Übersetzungsverhältnis ist so gewählt, daß man bei normalem
260 8. Kapitel.
Treten eine Funkenlänge von 4 mm am Induktor erzielt. Dbb
Gewicht der Tretdynamo betrtkgt ca. SO kg.
b) Batterie. Die Batterie besteht aus 8 Zellen zu 16 Volt
mit einer Kapazität von ca. 80 Ämperestanden bei fünfstündiger
Entladung. Die znläasige EntladeBtromstärke übertrifft die normal
benötigte Leistung um ca. 25°/«. Die Elemente befinden sich
in geschlossenen Hartgummikästen, welche wiederum auf zwei
Holzkästen verteilt sind. Diese haben eine Höhe von ca. 290 mm,
eine Breite von ca. 175 mm and eine Länge von ca. 340 mm
and wiegen pro Stück ca. 30 kg.
c) Motorfahrrad mit Dynamo. (Fig. 208.)
HL Telegrapliia^ie Apparate.
A. Der Geber. (Gewicht ca. 20kg.) Die Apparate des
GieberB sind übersichtlich in einem mit Tragriemen versehenen
Holckasten von &40mal 230mal SäOmm montiert.
Der Geberkasten (Fig. 209) enthalt:
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphle. 261
a) den Moraetaster, der aut der Innenseite der beiden kleinen
Seitenflächen des Kastens angebracht ist.
Diese ist zur Vereiniachnng der Bediennng des Tasters durch
ein Scharnier aufklappbar gemacht. Anßerdem enthalt der Geber :
b) Induktor mit Hammerunterbrecher. Dieser ist so be-
messen, daß er das Doppelte bis Dreifache dec verlangten Leiatang
ohne weiteres anszohalten vermag. Er ist mit der Maschine
zosammen so dimensioniert, daß er die Betriebsleistnng mit
minimalem Wattverbranche (80 Watt) ergibt and am Hammer-
nnterbrecher fast gar keine Fnnken auftret«n kOanen. Parallel
zun Unterbrecher ist ein Fiimlxkondensator geschaltet.
c) Leidener Flaschenbatterie , bestehend ans fi BOhren-
flaschen.
d) Erregerspnle, welche mit dem Flasche ngestell auf eine
Welle von 400 m al^stimmt ist.
e) Funkenstrecke (Ziukpole.)
f) Anschlußdose für Lnftdraht und Gegengewicht mit Ver-
blockung, d. h. automatischer Unterbrechui^ des PrimärstiomeB
beim Abschalten von Lnftdraht nnd Gegengewicht.
g) Steckkontakt tum AnschloH an die zur Stromquelle
führenden Leitungen aaw.
B. DerEmpfäQger. (Fig. 209.) (Gewicht ca. 16 kg.) Die
Apparate sind ebenfaÜB in einem Rasten von 400 mal 250 mal
230 ■um angeordnet.
253 8. Kapitel
Der Kasten enthält:
a.) Eineii HOrempfänger fQr elektrolytiscben Detektor.
b) Ein Doppelkopftelephon.
c) Einen variablen Eondeneator.
d) Vier Trockenelemente.
e) Eine Gleichstromblockiernng, d. h. eine automatische Unter-
brechung des Gleicbatromes beim Abschalten von Luflr
diaht und Gegengewicht.
f) Eine ÄnBchlnßdose nsw.
Der in Anwendung kommende Wellenanzeiger ist der be-
kannte elektrolyüeche Welle ndetektor nach Schloemilch. Der-
PlK. 309.
sellio benötigt keine mechanische Erechtittoning und ist im-
stande, auf jede Entfernung betriebBsicber anzusprechen, ohne
daß es nötig ist, ihm von selten des Personals besondere Auf-
merksamkeiten zu widmen. Ferner ergibt er in unserer hier zur
Verwendung gelangenden Spczial Schaltung einen hohen Grad
von Störungstreiheit gegen atmosphärische Einflüsse.
Die Fig. 309 zeigt die Zusammenstellung der Apparate.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 258
Transport der Stationen.
Für den Transport der kompletten Station sind bei Ver-
wendung der Tretdynamo als Stromquelle 10 Mann, bei Ver-
wendung der Akkumulatorenbatterie 11 Mann erforderlich. Die
Lastverteilung erfolgt in der Weise, daß 6 Mann die drei Mäste,
ein Mann die Seiltrommel und je ein Mann den Gebekasten,
den Empfangskasten und die Tretdynamo tragen. Für den
Transport der Batterie sind zwei Mann erforderlich, so daß in
diesem Falle im ganzen 11 Mann benötigt werden. Bei Be-
nutzung von drei Pferden erfolgt der Transport in der Weise,
daß ein Pferd die Mäste und die Seiltrommel, das zweite die
Gebe- und Empfangsstation und das dritte die Tretdynamo bzw.
die Akkumulatorenbatterie trägt. Ev. läßt sich der Transport
der kompletten Station auch durch zwei Pferde bewirken. Zum
bequemen Tragen bzw. Befestigen an dem Sattelzeug werden
die einzelnen Teile während des Transportes in Tragtaschen
aus wasserdichtem Segeltuch untergebracht. Schließlich kann
der Transport der Station auch mit Hilfe eines von Hand ev.
durch ein Pferd bewegten Karrens erfolgen.
Das Gesamt-Nettogewicht pro Station beträgt bei Ver-
wendung der Akkumulatoren für die Station 230 kg, bei Ver-
wendung der Tretdynamo ca. 200 kg.
Die fahrbaren Militär-Stationen.
I. Allgemeines.
Die Station ist für zwei Wellenlängen eingerichtet, und
zwar für eine kurze Welle von 350 m und eine lange von 1050 m.
Der Luftdraht bleibt für beide Wellenlängen derselbe. Bei der
kurzen Welle schwingt er in 'Z^, bei der langen in ^/^ Welle.
Die Ausbalanzierung des Luftleiters findet im ersteren Falle durch
ein Gegengewicht von ca. 6, im letzteren durch ein solches von
ca. 24 qm Kupfergaze statt, welche in einer Höhe von ca. 1 m
vom Erdboden entfernt ausgespannt sind.
Zum Tragen des Luftleiters dienen Drachenballons oder
Leinwanddrachen. Erstere haben einen Inhalt von 10 cbm und
einen Auftrieb von ca. 3 kg, letztere eine nutzbare Windfläche
von 1,1 qm, so daß es schon bei leichtem Winde möglich ist, der
Gaserspamis halber diese anzuwenden.
254 8. Kapitel.
Die Station setzt sich zusammen aus drei zweiräderigen
Karren, und zwar:
A) aus dem Kraftkarren,
B) dem Apparatekarren,
C) dem Gerätekairen.
Jeder Karren hat ein Gewicht von nur ca. 600 kg und kann
Ton einem Pferd oder Maultier mit I^eichtigkeit fortbewegt werden.
A. Der Kraftkarren.
enthält die Stromquelle, bestehend aus einem Benzinmotor von
ca. 4 PS, direkt gekuppelt mit einem Wechselstromgenerator von
ca. 1 KW Nutzleistung und der Erregermaschine. Die Kühlung
des Motors geschieht durch Wasser, welches in einem oberhalb
der Benzind3niamo gelagerten Behälter mitgeführt wird. Die
Zirkulation des Wassers wird automatisch durch eine kleine Zahn-
radpumpe bewirkt, und das Wasser durch ein Rippenrohrsystem
und durch einen Ventilator gekühlt. Das zum Betriebe erforder-
liche Benzin wird in einem neben dem Wassergefäß gelagerten
Behälter von ca. 30 1 Inhalt mitgeführt. Der Inhalt ist so be-
messen , daß er für einen ca. 30 stündigen ununterbrochenen
Telegraphiedienst ausreicht.
Die Zündung des Motors ist elektrisch, Kerzenzündung mit
Akkumulatorenbetrieb. Die Zündakkumulatoren werden von der
Erregerdynamo des Wechselstromgenerators automatisch aufge-
laden.
Zum Einholen des Ballons dient eine leicht ein- und aus-
rückbare konische Reibungskoppelung, die durch Kettenüber-
tragung eine an der Außenseite des Schutzkastens befindliche
Kabeltrommel in Drehung versetzt. Zubehör und Reserveteile
befinden sich in reichlicher Menge in dem an der Außenseite
befestigten Werkzeugkasten. Außerdem enthält der Eraftkarren
an den Seitenwänden angeschnallt die beiden Gegengewichte
nebst Stangen zum Aufhängen derselben. (Fig. 210.)
B. Der Apparatekarren
ist durch ein Gestell in zwei Teile geteilt und enthält die Sende-
und Empfangsapparate. Im vorderen Teile, vor Berührung ge-
schützt, liegen die Hochspannungsapparate: der Induktor, die
Flaschenbatterie mit veränderlicher, mehrfach unterteilter Funken-
Strecke und Hochspannungstransformator. Letztere drei sind
-durch eine herausnehmbare Klappe an der Seitenwand sehr leicht
jsugänglich gemacht, so daß ein Auswechseln von Flaschen und
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 255
Verstellen der Funkenstrecke hequem bewerkstelligt werden kann.
Im hinteren Teile liegen auf dem Boden der Morsetaster und
auf einem gut federnd gelagerten Brett zwei Empfangsapparate
und ein Morseschreiber. Auf dem Brett des letzteren hat auch
der kleinere Empfangstransformator Platz gefunden. An dem
den Karren teilenden Gestell ist der große Empfangstransfor-
mator, der Empfangsstöpsel, sowie ein Gegengewichtsumschalter
mit zwei Hebeln angebracht. An der einen Seitenwand befindet
sich der Hörapparat mit elektrolytischem Detektor und Telephon ;
an der Tür ist die leichtabnehmbare Lockklingel befestigt. Dabei
ist bei der Installation dieser Apparate berücksichtigt worden^
daß der Oberbau ohne Entfernung von Leitungs Verbindungen
abgehoben werden kann. Der zur Beleuchtung, welche im Ober-
bau installiert ist, benötigte Akkumulator ist, in einem Kasten
geschützt, an der linken Außenseite untergebracht.
C. Der Gerätekarren.
Dieser ist zur Aufnahme der Gasbehälter und des erforder-
lichen Schanzzeuges, sowie der Ballons und eines Keserve-Benzin-
reservoirs bestimmt. Die Gasbehälter sind in dem Karren direkt
eingebaut und fassen je ca. 5 cbm Inhalt bei 120 Atm. Gasdruck.
Sie sind gemäß den gesetzlichen Bestimmungen auf 200 Atm.
geprüft und mit entsprechenden Ventilen verschlossen. Zwei
Behälter genügen zur Füllung eines Ballons. Diese erfolgt mittels
des mitgegebenen Füllschlauches.
Schanzzeug wird nicht mitgeliefert, da dieses bei einzelnen
Staaten verschieden ist.
IL Anpreisung für die Inbetriebsetzung der Station.
A. Der Kraftkarren.
1. Der Benzinmotor. Vor Inbetriebsetzung achte man
darauf, daß der Kühlwasserbehälter vollständig mit reinem
Wasser gefüllt ist. Seewasser ist für die Füllung nicht zu ver-
wenden, ebenso ist Brunnenwasser nicht empfehlenswert, da die
kalkigen Rückstände desselben leicht zu Störungen im Wasser-
umlauf Anlaß geben können.
Die Füllung des Wasserbehälters geschieht vom Dache des
Schutzgehäuses aus mittels eines Trichters. Nach dem Auffüllen
ist der Wasserbehälter wieder durch die hierfür bestimmte Ver-
fichraubung zu verschließen. Neben dem Wasserbehälter befindet
sich der Benzinbehälter, dessen Füllung in gleicher Weise vom
356 8. Kapitel.
Bache aus geschieht. Das spez. Gewicht dea Benzins muß 0,68
betragen.
Der links neben dem Motor anfgestellte Schmierapparat ist
mit nicht zu dünnem reinen Mineralöl za füllen. Man treibt
mit Hilfe der auf dem Ölbehälter befindlichen Olspritze eine
volle Fnllnng in das Gehäuse des Motors , die für ungefähr
zwei Stunden ausreicht. Nach dieser Zeit wird das verbrauchte Ol
durch den an der tiefsten Stelle dea Motors befindlichen Hahn
abgelassen und neues in besagter Weise zugeführt. Wahrend
des Betriebes echmiere man alle zehn Minuten durch ungefähr
zweimaliges Drücken auf den Olerknopf des Ölbehälters nud achte
auch darauf, daß auch die Lager des Motors gut geschmiert werden.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 257
Durch Tupfen auf den hinten am Vergaser befindlichen
Knopf bringt man für die Inbetriebsetzung einen gewissen Über-
schuß von Benzin in den Vergaser. Der Benzinhebel des Vergasers,
mit >gaz< bezeichnet, wird nun auf (ouvert) und der Lufthebel,
mit >air< bezeichnet, auf / (ferm^) gestellt, während der Hebel
zur Regulierung der Zündung so weit wie möglich nach rechts
geschoben wird. Nach Schließen wird der Motor kräftig einige
Male mit der Andrehkurbel herumgedreht. Der Motor läuft nach
einigen Umdrehungen an. Alsdann gibt man Vorzündung, indem
man den Zündungshebel langsam nach links bewegt und gleich-
zeitig den Lufthebel öffnet. Der Zündungshebel darf jedoch
nur soweit nach links gedreht werden, daß der Motor nicht
stößt oder klopft.
Die größte Leistung des Motors ist bei 1000 Touren, jedoch
abhängig von der Einstellung des Zündungshebels und der Ge-
mischhebel gaz und air. Genaue Normen lassen sich hierfür
nicht angeben, da von den jeweiligen atmosphärischen Verhält-
nissen abhängig; doch findet man sehr bald die günstigsten
Stellungen heraus. Der Vergaser wird beim Probieren der
Maschine hier so eingestellt, daß ein Nachregulieren nicht nötig
sein wird, sondern nur ein einfaches Bedienen des Benzin- und
Zündungshebels.
2. Stromerzeugende Maschinen. Wechselstrom
maschine nebst Erregerdynamo brauchen außer der nötigen
Schmierung der Lager so gut wie gar keine Wartung. Die Lager
sind mit Bingschmierung versehen. ^Eine Füllung derselben hält
lange Zeit vor.
Das Laden der Akkumulatoren geschieht für jeden einzelnen
von der Erregerdynamo aus. Es ist darauf zu achten, daß der
mit plus (-|-) bezeichnete Apparat mit der Plusklemme und der
mit minus ( — ) bezeichnete mit der Minusklemme des zu ladenden
Akkumulators verbunden ist.
3. Das Schaltbrett. Ein auf diesem angebrachter
Automat schaltet den zum Laden der Akkumulatoren dienenden
Strom ein und aus, so daß ein Entladen beim Stillstehen der
Maschinen ausgeschlossen ist.
Zum Schutze der Strom erzeugenden Maschine, sowie der
Isolation der Primärleitungen gegen auftretende Überspannungen
sind auf dem Schaltbrett hinter den Spannungssicherungen der
Wechselstrommaschine zwei Sicherheitslampen angebracht, von
denen die eine zwischen den beiden Leitungen, die andere
zwischen einer Leitung und dem Körper der Maschine gelegt ist.
Mazzotto, Telegraphle ohne Draht. 17
258 8. Kapitel.
Zwischen diesen Lampen kann also ein Aasgleich der ey. auf-
tretenden Überspannungen erfolgen. Es ist daher darauf zu
achten, daß die Lampen stets eingeschaltet sind.
Bechts vom Schaltbrett befindet sich noch der Anschluß
für die Stromleitung nach dem Apparatekarren.
B. Der Apparatekarren.
Allgemeine Bestimmungen. Der Apparatekarren
trägt an seiner Außenseite eine Steckdose zum Anschluß des vom
Kraftkarren herführenden Stromleitungskabels. An beiden Seiten
des Oberbaues befinden sich Kabeltrommeln. Auf einer von
diesen ist das stärkere Ballonkabel, auf der anderen das schwächere
Drachenkabel aufgewickelt. Dieselben dienen als Luftleiter und
werden von einem Ballon bzw. Drachen hochgenommen. Sie
sind 200 m lang und dürfen, da auf ihre Länge die Systeme ab-
gestimmt sind, nicht durch leitende Materialien beim Hochlassen
der Drachen bzw. Ballons verlängert werden, wenn auch eine
Verlängerung zum ruhigen Stand dieser wünschenswert wäre.
Nachdem die Kabel von der Trommel gänzlich abgelassen sind,
wird ihr Ende an die durch das Dach des Schutzkastens gehende
Luftdrahtklemme 1 angeschlossen.
Die Gegengewichte dienen zur Ausbalanzierung des ent-
sprechenden Luftleiters und ersetzen die Erdung. Dieselben
werden zur rechten Seite des Karrens aufgestellt und mittels
der hierzu bestinmiten stark isolierten Gummikabel an die unter
dem Karren befindlichen Gegengewichtsdurchführungen so an-
geschlossen, daß das große Gegengewicht mit der äußeren und
das kleinere mit der inneren Durchführung verbunden ist.
Nach erfolgtem Anschluß des Apparatekarrens mit dem
Kraftkarren durch das Stromzuführungskabel ist die Station nun-
mehr funktionsbereit.
m. Das Telegraphieren«
A. Geben.
1. Mit der langen Welle. Beim Arbeiten mit langer
Welle sind die gesamten Windungen des Hochspannungstrans-
formators einzuschalten. Es wird zu diesem Zwecke der Stöpsel St
(siehe Fig. 211) der von der Funkenstrecke nach dem Hoch-
spannungstransformator führenden Leitung in den unteren An-
schluß Y der seitlichen Hartgummileiste des Transformators ge-
stöpselt. Von den Hebeln des am eisernen Rahmen rechts
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 259
sitzenden Umschalters, die im Ruhestand horizontal stehen, wird
der rechte Hebel nach oben eingele^ um das für die große
Welle vorgesehene große Gregengewicht einzuschalten.
Um zu verhindern, daß die Empfangsapparate beim Geben
versehentlich eingeschaltet bleiben, ist der Maschinenstromkreis
durch die Ausschalter der Empfangsapparate verblockt und wird
erst geschlossen durch Offnen dieser Schalter. Die Schalter
sind daher zum Geben aufrecht zu stellen. Sie schalten so
gleichzeitig Fritter, Starkstrombatterien und Gegengewicht vom
Empfangsapparat ab. Mit dieser Bewegung des Schalters aln
rechten Empfangs-
apparat wird gleich-
zeitig der für alle
Emp&ngsapparate
gemeinschaftliche
Empfangsanschluß-
stöpsel herausgezogen. Es
kann also weder im einge-
schalteten Zustande gegeben,
noch ein Abschalten der Luft-
leiter von diesen beim G^ben
vergessen werden.
Nach diesen Vorkeh-
rungen ist die Station zum
Geben bereit.
2. Mit der kurzen
Welle. Es ist der oben
genannte Stöpsel St am Geber-
transformator in den oberen
Anschluß der Hartgummi-
Fig. 211.
leiste X desselben zu stecken. Der rechte Hebel des Umschalters
bleibt in der Buhestellung (horizontale Lage), während der linke
nach oben umgelegt wird. Es wird in dieser Schaltung das kleinere
Gegengewicht angeschlossen. Die sonstigen Handhabungen sind
genau dieselben, wie für Geben mit langer Welle vorgeschrieben.
B. Empfangen.
1. Mit der langen Welle (s. Fig. 212). Der rechte Hebel
des Umschalters wird nach unten gelegt ; dadurch wird das große
Gegengewicht mit dem links an dem eisernen Bahmen sitzenden
für die lange Welle bestimmten Empfangstransformator verbunden.
Darauf wird der mit dem großen Transformator verbundene linke
17»
260
8. Kapitel.
EmpfangBapparat durch Niederlegen seines Schalters angeschlossen.
Es ist dann noch der Schalter des rechten Empfangsapparats
schräg zn stellen, so daß der gemeinschaftliche Empfangsan-
schlnßstöpsel in die am Gestell befindliche Dnrchführung gesteckt
werden kann. Nach Anschloß des Morseschreibers dnrch den sa-
gehörigen Stöpsel an die rechts vom Relais des linken Empfangs-
Flg. 212.
apparates befindlichen Stöpsellöcher ist die Station zmn Empfangen
bei großer Welle bereit.
2. Mit der kurzen Welle (siehe Fig. 213). Der linke
Hebel des Umschalters wird nach unten gelegt und dadurch das
kleine Gegengewicht an den auf dem Brett des Morseschreibers
Verschiedene Systeme der elektriachen Welleotelegraphie. 361-
befestigten kleinen Empfangstransformatoi angeechloBaen. Mit
diesem ist der reclite EmpfaDgsappiirat verbunden, und muH
daher dessen Sehalthebe! niedergelegt werden, während der des
linken Apparates hochgestellt bleibt. Sie übrigen Handhabungen
sind auch hier dieselben wie für Empfang mit langer Welle.
IV. Fonktlon und B^Landlung der Apparate.
A. Intensitätsreguliernngen.
Bei sa 8tart:er Intensität, d. h. bei zu geringer Entfernung
der korrespondierenden Staüonen, wird der Fritter gefährdet.
262 8. Kapitel.
Man muß daher sowohl beim Geber wie beim Empfänger
Schwächlingen vornehmen, beim Geber dadurch, daß man die
drei Funkenstrecken entweder gleichmäßig verkleinert oder nnr
mit 1 oder 2 Fankenstrecken durch Kurzschließen der anderen
arbeitet.
Beim Empfänger gibt es drei Möglichkeiten der Intensitäts-
schwächung :
1. Eine Regulierung durch den Fritter. Derselbe besitzt
einen Keilspalt, so daß er sich in seiner empfindlichsten Lage
befindet, wenn die schmälste Öffnung unten ist und umgekehrt.
2. Durch eine Änderung des Koppelungsgrades der Emp-
fangstransformatoren. Man verringert die Intensität, wenn man
die äußere Spule, die Primärspule, des Empfangstransformators
nach oben bewegt, so daß sie die Sekundärspule nur wenig oder
gar nicht mehr umschließt.
3. Bei sehr großer Intensität (2 — 10 km Entfernung) schwächt
man durch Nichtanlegen der Gegengewichte am Geber oder
Empfänger.
4. Bei Entfernungen zwischen 0,5 — 2 km darf der Luftleiter
nicht mehr in den Empfangsapparat eingestöpselt werden. Unter
0,5 km Abstand darf nie ein Empfangsapparat beim Geben ein-
geschaltet sein.
Bei schwacher Intensität, d. h. an der Grenze der Leistungen
der Station, müssen natürlich alle Apparate, welche eine Kegu-
lierung der Intensität ermöglichen, auf ihre entsprechende Höchst-
empfindlichkeit eingestellt sein.
B. Der Empfangsapparat.
Der Apparat ist beim Ausgang in allen seinen Teilen auf
das sorgfältigste einreguliert. Irgend welche Verstellungen, mit
Ausnahme der Regulierung am Relais, sind nur dann auszu-
führen, wenn man sich überzeugt hat, daß ein gutes Arbeiten
durchaus sonst nicht zustande kommen will.
Die Spannung der in den Empfangsapparat eingebauten
Batterie für Klopfer und Morseschreiber darf nicht unter 5 Volt
betragen. Die Batterie ist hierauf häufig zu prüfen.
1. Einstellung des Relais. Im allgemeinen genügt
die Regulierung an der Konusschraube. Man schließe, um sich
zu überführen, wie das Relais arbeitet, mittels eines an die
linke Polklemme des Fritters angeschlossenen Drahtes durch
Berührung mit der rechten Polklemme des Fritters den Fritter-
Stromkreis. Man drehe das Relais so lange empfindlicher, bi»
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 263
der Klopfer kräftig zu arbeiten anfängt, und dann wieder zurück,
bis der Klopfer wieder still wird. In dieser Belaisstellung wird
durch Zwischenschaltung von Ohmschen Widerstand zwischen
dem oben bezeichneten Draht und dem rechten Fritterpol die Emp-
findlichkeit des Beiais gemessen. Dieselbe muß mindestens
100000 Ohm betragen. Ist dies durch Drehen der Regulier-
schraube des Beiais nicht zu erreichen, so versuche man eine
vorsichtige Verstellung der rechten Kontaktschraube des Beiais
um höchstens Vs Umdrehung nach rechts oder links. Hierauf
versuche man aufs neue die Einstellung mit dem Konus. Ist
das Relais auch dann noch nicht einstellbar, so müssen die
Polschuhe entfernt werden, und zwar erst der rechte und dann
der linke. Alsdann stelle man den rechten Kontakt so dicht an
die Zunge, daß beinahe eine Berührung erfolgt. Jetzt setze man
erst den linken Polschuh wieder auf und nähere ihn auf ca. 4 mm
an die Relaiszunge. Dann setzt man den rechten Polschuh
auf und nähere ihn solange, bis durch seine Anziehung die
Relaiszunge an den Arbeitskontakt kommt und der Klopfer zu
arbeiten beginnt. Alsdann schiebe man den Polschuh sehr vor-
sichtig um einen ganz geringen Betrag zurück, daß der Klopfer-
strom unterbrochen ist. Die feine Einregulierung erfolgt jetzt
wieder mit dem Konus. Falls die gewünschte Empfindlichkeit
zwar eintritt, aber das Relais sich sehr empfindlich gegen
Erschütterungen zeigt, versuche man die Polschuheinstellung
wie oben beschrieben aufs neue. Sehr kleine Veränderungen
in dieser können sehr große Unterschiede in der Erschütterungs-
empfindlichkeit herbeiführen.
2. Der Klopfer. Die Einstellung des Klopfers geschieht
durch Drehen des Klopfergehäuses mittels des Schneckengetriebs.
Der Klöppel des Klopfers darf den Fritter im Ruhestand nicht
berühren. Es genügt ein sehr leichter Schlag, um den Fritter
exakt auszulösen. Die Trommel des Klopfers ist einzustellen,
daß der Klöppel beim Arbeiten den Fritter nur gerade berührt.
3. Morse. Der Morseanker wird auf ca. 1 mm Hub ein-
gestellt und durch Drücken mit dem Finger auf dem Anker
festgestellt, daß das Schreibrädchen einen Strich von passender
Stärke schreibt, wobei der Gegendruck durch die untere An-
schlagschraube aufgenommen werden soll, so daß das Farbräd-
chen nicht tief in das Papier eindrückt Nun werden durch
Schließung des Fritterkreises in unter 1 beschriebener Weise
Punkte und Striche gemacht und die richtige Wiedergabe des
Morse kontrolliert. Die Veränderung am Morse erstreckt sich
264 8. Kapitel.
daim nur noch auf passende Einstellung der den Anker hoch-
haltenden Federspannung.
4. Einstellung des Fritterkreises. Man errege den
Fritter durch die in seine Nähe gebrachte Lockklingel durch
Niederdrücken des auf ihrem Deckel vorgesehenen Knopfes. Die
an der ünterbrechungsstelle der Klingel entstehenden Funken
bewirken alsdann die Erregung. Falls jetzt der Klopfer unexakt
arbeitet, obgleich der Hammer regelmäßig gegen den Fritter schlägt,
so kann die Ursache hierzu entweder in irgend einer Funken-
bildung am Relais liegen oder aber an der Unexaktheit des Fritters.
Der Anschlag des Hammers gegen die Röhren ist dann gut,
wenn eine ganz leise Bewegung im Pulver wahrnehmbar ist.
Da vor dem Klopfer ein Ohmscher Widerstand von ca. 20 Ohm
vorgeschaltet ist, so ist die Anziehung des Klopfermagneten
schwach und ebenso der Schlag. Trotzdem genügt derselbe zur
exakten Auslösung. Die Polarisationszellen sind hierbei un-
mittelbar an die Enden der Klopferspule geschaltet, der Morse
dagegen mit einem Pol mit dem einen Ende der Klopferspule,
mit dem anderen Pol mit dem äußeren Ende des Yorschalt-
widerstandes verbunden. Der Morseanker muß während des
Striches angezogen bleiben und darf nicht vibrieren. Falls ein
Vibrieren noch bemerkbar ist, muß die Zugfeder des Morse nach-
gelassen werden.
V
C. Hörempfänger mit elektrolytischem Detektor
nach Schloemilch.
1. Zweck des Apparates. Der Empfangsapparat mit
elektrolytischem Detektor nach Schloemilch ist der zurzeit voll-
kommenste Hörempfänger für drahtlose Telegraphie. Sein durch-
aus sicheres Arbeiten, seine große Empfindlichkeit einerseits,
die verblüffende Einfachheit anderseits, machen ihn für jede
funkentelegraphische Anlage unentbehrlich.
2. Erklärung des Apparates. Der Apparat besteht
im wesentlichen aus dem Detektor, dem Telephon und einer
Stromquelle. Alle drei sind zu einem Stromkreis in Serie ge-
schaltet. Da die Spannung der Stromquelle regulierbar sein
muß, ist zu den vier Trockenelementen ein Ohmscher Widerstand
parallel geschaltet, von welchem ein fester und ein verschieb-
barer Abzweig zur Zelle bzw. Telephon führt.
Im Telephon T entstehen infolge der beim Ansprechen
des Detektors auftretenden Stromschwankungen Geräusche.
Diese sind die übertragenen Morsezeichen.
Verschiedene Systeme der elekMschen Wellentelegraphie. 265
Um den Empfänger beim Senden der eigenen Station vor
den Geberwirkangen zu schützen, ist der Hartgummihebelschalter
mit einer Feder versehen, welche den Hebel ständig aasgeschaltet
hält. Man muß daher während des Empfangs mit diesem Appa-
rat seinen Schalter mit dem in diesen eingeführten Empfangs-
stöpsel ständig mit einer Hand eingeschaltet festhalten.
3. Einstellen des Apparates. Nach Anschluß des
Telephons and dem Einsetzen des Detektors vermehre man die
Spannang vermittelst des Gleitkontaktes so lange, bis sich in
dem Kopftelephon ein leichtes Bauschen bemerkbar macht.
Geht man nunmehr wiederum um einen kleinen Betrag zurück,
Fig. 214.
so verschwindet dieses Geräusch wieder, und der Detektor hat
das Maximum seiner Empfindlichkeit. Man überzeuge sich jetzt
von dem guten Ansprechen der Zelle vermittelst eines Fritter-
Prüfers, dessen Eisengehäuse man zu diesem Zwecke mit dem
Stöpselanschluß des Hartgummihebelausschalters durch einen
Draht leitend verbindet.
Die Zelle selbst wird in zwei Empfindlichkeitsgraden her-
gestellt, und zwar besitzt die eine Type bei größerer Lautstärke
eine etwas geringere Empfindlichkeit, die andere bei geringerer
Lautstärke eine sehr hohe Empfindlichkeit. Der Boden des
Detektorgefäßes trägt als Unterscheidungsmerkmal entweder ein
E (empfindlich) oder ein H (hochempfindlich).
266 8. Kapitel.
Wenn auch der sänredichte Verschluß der Zellen ein vor-
züglicher ist, so empfiehlt es sich doch, die Zelle in gefülltem
Zustande möglichst stehend aufzubewahren , um ein Eni-
weichen von Säurespuren zu verhindern.
4. Schaltung beim Empfang. Die zweckmäßigste
Einschaltung des Detektors in den Hochfrequenz -Empfangs-
Schwingungskreis erläutert die beistehende Skizze (Fig. 214). Der
Apparat wird auf den jedesmaligen Luftleiter durch einige
Windungen Selbstinduktion der Spule 8 und den variablen
Kondensator c so lange abgestimmt, bis sich im Telephon ein
Maximum der Lautstärke ergeben hat. Die Größe des Konden-
sators c, welcher parallel zum Detektor liegt, sowie der Wert der
Selbstinduktion richtet sich nach der jeweiligen Wellenlänge der
Sendestation sowie den elektrischen Eigenschaften des Empfangs-
drahtes, und lassen sich dessen vorteilhafteste Abmessungen in
kürzester Zeit auffinden. Ist die Empfangsintensität eine sehr
geringe, so kann man nach erfolgter Abstimmung in der Regel
noch dadurch eine Verbesserung der telephonischen Wiedergabe
erzielen, daß man durch geringes Verschieben des Gleitkontaktes
eine ev. noch feinere Spannungsabstufung herstellt.
Der mit E bezeichnete Fritter wird allein für normalen
Betrieb verwendet. Der parallel zum Fritter zu schaltende Kon-
densator hat am günstigsten ca. 200 cm Kapazität. Als Selbst-
induktion in den Luftleiter wird eine passende Windungszahl
der Schiebespule hineingenommen.
Der mit H bezeichnete Fritter wird nur (wegen der Schwäche
der hörbaren Zeichen) dann eingeschaltet, wenn die Intensität
für den gewöhnlichen Schreibapparat bereits zu schwach ist.
Der parallel zu schaltende Kondensator muß ungefähr 100 — 150
cm Kapazität haben. Bei der Abstimmung ist auf das Eintreten
der Resonanz genau zu achten, da die erstere eine derartig
scharfe ist, daß dieselbe bei Veränderung des Kondensators
bzw. der Selbstinduktion leicht übergangen werden kann.
D. Der Morsetaster.
Der Morsetaster zum Geben der Morsezeichen schließt den
Hauptstrom beim Niederdrücken und öffnet ihn beim Loslassen.
Zum Zwecke der Funkenbeseitigung ist der Platinkontakt an
einem kleinen Hebel befestigt, welcher am Arbeitshebel gelagert
ist und durch eine Feder an diesen gedrückt wird. Dieser
Hebel trägt einen Anker, dem ein Elektromagnet gegenüber
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 267
steht Wird der Taster niedergedrückt, so wird der Hauptstrom
geschlossen. Derselbe durchfließt auch die Windungen des Elektro-
magneten. Wird der Taster geöffnet zu einer Zeit, wo der unter-
brochene Gleichstrom oder Wechselstrom einen gewissen Wert
hat, so bleibt der Anker so lange angezogen, bis der Strom
wird. Dann erst werden die beiden Platinkontakte durch die
auf den Anker drückende Feder voneinander getrennt, so daß
eine Lichtbogenbildung zwischen den Kontakten nicht eintreten
kann.
E. Induktor.
Die niedergespannte elektrische Energie wird mit Hilfe
spezieller Transformatoren (Induktoren) in hochgespannte um-
geformt. Diese Transformatoren sind für bestimmte Eapazitäts-
belastungen und Spannungsübersetzungen hergestellt und so be-
messen, daß sie bei gegebener sekundärer Kapazitätsbelastung
und einer gegebenen primären Periodenzahl mit elektrischer
Kesonanz arbeiten. Eine Auswechslung eines Transformators
gegen einen anderer Konstruktion ist daher nicht ohne weitere»
möglich.
F. Die Erregerfunkenstrecke.
Die Erregerfunkenstrecke ist dreiteilig und regulierbar.
Parallel zu den einzelnen Teilen liegen kleine Kondensatoren,
welche die gesamte an die Funkenstrecke gelegte Spannung^
gleichmäßig auf drei Einzelfunkenstrecken verteilen. Die Konden-
satoren sind genau gleich. Desgleichen sollen auch alle drei
Teilfunkenstrecken genau gleich eingestellt sein. Die Maximal-
leistung der Maschine beträgt 3 mal 4 mm Funken.
V. Die Schaltungen der Apparate.
A, Der Niederspannungs kreis. (Hierzu Fig. 215.)
Die Leitungsführung ist folgende : Die eine von der Steck-
dose kommende Leitung passiert auf ihrem Wege zum Induktor
die beiden Verblockungen EE des Empfangsapparätes, durchläuft
nach dem Induktor die Verblockungen an dem Gegengewichts-
umschalter, um dann durch den Taster zur Steckdose zurückzu-
kehren. Der Zweck der Verblockungen am Gegengewichtsum-
schalter ist der, beim Umschalten der Apparate von Emp-
fangen auf Geben das Vergessen, die Gegengewichte umzu-
schalten, auszuschließen.
268
8. Kapitel.
B. Der Hochspannungskreis (siehe Fig. 216).
Von den Bekundären Klemmen des Induktors führen Hoch-
spannungsleitungen zu den beiden Belegungen der Leydener
"?«<*<
fr
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Fig. 215.
^-^
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Fig. 216.
Flaschenbatterie LF. Diese bildet mit der Funkenstrecke F
und den primären Windungen P des Gebertransformators einen
geschlossenen Windungskreis, welcher, wie im Abschnitt B aus-
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 269
geführt, durch Stöpselang von St in X oder Y so abgestimmt
ist, daß seine Schwingungen entweder der kürzeren oder der
längeren Welle entsprechen. An diesem Schwingungskreis ist
einerseits der Luftdraht angeschlossen, anderseits sind an ihm
noch die sekundären Windungen 8 des Gebertransformators nebst
jeweiligen Gegengewichten durch den Stöpsel St geführt.
C. Der Empfangsstromkreis.
Der Luftdraht wird, wie unter nia erwähnt, durch Nieder-
legen des Hebels des Empfangsapparates mit dem einen Ende
der Primärspule des Fmpfangstransformators verbunden; beim
Arbeiten mit kurzer Welle liegt zwischen Luftdraht und Primär-
wickelung eine Drosselspule. An das andere Ende wird durch
Stöpsel ung das Gegengewicht angeschlossen. An diesem Punkt
ist auch das eine Ende der Sekundärspule angelegt. Der zweite
Pol der Sekundärspule führt zu der einen Elektrode des Fritters,
dessen andere Elektrode über einen Kondensator von 0,01 Mikro-
farad Kapazität mit dem Gegengewicht in Verbindung steht.
Parallel zu dem Kondensator von 0,01 Mikrofarad Kapazität liegt
das Fritterelement und die Magnetspulen des Relais, denen ein
Widerstand von 6000 Ohm vorgeschaltet ist. Zur Vei-meidung
der Funkenbildung an der Kontaktstelle der Relaiszunge ist
parallel zu den Magnetspulen des Relais ein Kondensator gelegt.
Der Arbeitsstrom durchläuft, von den 4 Elementen ausgehend,
die Kontaktstelle des Relais, die Relaiszunge, den Klopfer und
die Magnetspule des Morseschreibers, die parallel zum Klopfer
geschaltet sind. Zur Erzielung eines leichten Schlages liegt mit
den Spulen des Klopfers in Serie ein bifilar gewickelter Wider-
stand von 20 Ohm. Das Auftreten eines Abreißfunkens an der
Unterbrechungsstelle des Klopfers wird durch eine parallel zu
den Klopferspulen angelegte Batterie von 5 Polarisationszellen
vermieden.
Verschiedene Systeme.
Einige dieser Systeme begründen ihren Anspruch auf Ur-
sprünglichkeit lediglich dadurch, daß sie den einen oder anderen
Bestandteil der bereits beschriebenen Systeme durch einen anderen
ersetzen, oder den einen oder anderen dieser Bestandteile mehr
oder minder verändern. Andere beanspruchen sie wegen be-
sonderer Abstimmungsverfahren, der Geheimhaltung der aus-
getauschten Nachrichten und anderer Vervollkommnungen prak-
tischer Art.
270
8. Kapitel.
r
^3]^
i
R
j
-^=*t-'
Fig. 217.
System Bochef ort-Tissot. Der Sender Kochefort unter-
scheidet sich nicht von der Anordnung, wie sie Marconi im
Jahr 1897 patentieren ließ. Der Sekundftrstromkreis eines
Funkeninduktors, dessen Primärstromkreis einen Taster und
eine Stromquelle enthält, ist einerseits mit der Erde und einer
A der Erregerkugeln, anderseits
mit der zweiten Erregerkugel
und dem Sendedraht verbunden.
In der Folge wurde der
Funkeninduktor durch einen uni-
polaren Transformator ersetzt
(s. S. 85), in welchem die ganze
Spannung auf einem Pol des
Sendedrahts konzentriert wird,
wodurch die Funkenlänge durch
die Erdung des Pols von niedriger
Spannung nicht verringert wird.
Der Empfänger Rochefort
ist vom Tjrpus Popoff, welcher
in Rußland seit 1895 erprobt ist.
Beide Organe zeigen jedoch eine
sorgfältig ausgearbeitete Ausfüh-
rungsform. Der Luftdraht ist mit dem Boden über einen Fritter
verbunden, in dessen Stromkreis ein Relais Claude (s. S. 161)
und eine Batterie eingeschaltet ist. Das Relais betätigt eine
Entfrittungsvorrichtung und einen Morse-Apparat. Als Fritter
werden die Anordnungen Tissot und Rochefort (s. S. 138) an-
gewendet. Tissot verwendet auch die in Fig. 217 dargestellte
Schaltung, welche die Sicherheit der Übertragung zu erhöhen
scheint. Der Empfangsdraht A ist mit der Erde direkt über die
Selbstinduktion 8 verbunden, während der Fritter c einerseits
geerdet, anderseits über den Kondensator C mit dem Sendedraht
verbunden ist. Die Firma Ducretet, welche die Apparate Roche-
fort -Tissot baut, hat den letzteren manche besondere Züge
verliehen.
System Popp-Pilsoudski. In diesem System erhebt
sich der Empfangsdraht nicht in die Luft, sondern ist im Boden
eingebettet und besteht aus einem Draht, welcher an eine Metall-
platte anschließt, die auf einer im Ölbad befindlichen und am
Boden aufgestellten Glasplatte ruht. An der Sendestation ist der
Draht mit einer der Erregerkugeln verbunden, während die andere
'0
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 271
Kugel mit der Erde vermittelst eines Drahtes und einer tiefein-
gegrabenen Erdplatte von großer Oberfläche in Verbindung steht.
In der Empfangsstation ist die gleiche Anordnung getroffen.
Der Draht, welcher an die Platte anschließt, ist mit einem sehr
empfindlichen Fritter, dessen zweite Elektrode geerdet ist, ver-
bunden.
Der Apparat beruht auf der Fortpflanzung der elektrischen
Wellen durch die Erde.
Die Einrichtung könnte dazu verwendet werden, um die
Lage metallischer Schichten im Erdboden vermittelst elektrischer
Wellen festzustellen. Zu diesem Zweck müßten zwischen zwei
Punkten, zwischen welchen die Anwesenheit von Mineralien ver-
mutet wird, zwei Stationen eingerichtet werden. Sind solche
Minerallager vorhanden, so bilden sie infolge ihrer Leitfähigkeit
einen Schirm gegen die elektrischen Wellen, und die von einem
Punkte entsandten Wellen können nicht zum andern gelangen.
Ln Juli 1901 wurden in V^sinet mit diesem System Ver-
suche angestellt, bei welchen Übertragungen zwischen zwei
Stationen, welche 500 m voneinander entfernt und inmitten von
Wohnhäusern gelegen waren.
System Guarini. Guarini beabsichtigt in erster Linie,
drahtlose Verbindungen über Land mit einem Minimum von
Stromaufwand zu erreichen. In der Tat gelapg es ihm zwischen
Malines und Antwerpen, auf eine Entfernung von 22 km mit
einem Aufwand von nur 35 Watt Nachrichten auszutauschen.
Dies Ergebnis wurde hauptsächlich dadurch erzielt, daß an Stelle
des Funkens, welcher die Hertzschen Wellen erzeugt, Wellen
von niedriger Frequenz benutzt wurden, die vermittelst inter-
mittierender oder Wechselströme erhalten wurden und auf lose
Kontakte wirken.
Guarini benutzt den Grundgedanken seines Systems in ver-
schiedener Weise, doch lassen sich zwei Hauptverfahren erkennen,
auf welche die verschiedenen Anwendungsarten zurückgeführt
werden können : 1. Das Verfahren, bei welchem am Sender und
am Empfänger offene Stromkreise verwendet sind. 2. Das Ver-
fahren mit geschlossenen Stromkreisen.
In der ersten Anordnung Guarinis ist ein verbesserter Em-
pfänger Popoff verwendet, und der Sender besteht aus einer
Induktionsspule (ohne Oszillator), deren Sekundärdraht einerseits
mit der Erde, anderseits mit dem Sendedraht verbunden ist.
272 8. Kapitel.
In der zweiten Anordnung von Guarini für Wechselströme
ist als Sender eine regulierbare Stromquelle benutzt, welche direkt
oder vermittelst einer Induktionsrolle mit einem geschlossenen
Stromkreis, beispielsweise einer Sendevorrichtung Guarini Fig. 69,
verbunden ist. An der Empfangsstation ist eine ähnliche Anord-
nung verwendet, in welcher Fritter, Batterie und Relais an die
Stelle der Wechselstromquelle treten.
Guarini wendete femer auf sein System den automatischen
Übertrager an, wie er S. 69 beschrieben ist.
System Cervera. Das System Cervera gleicht dem von
Rochefort-Tissot. Der Sendeapparat unterscheidet sich von der
letztgenannten Einrichtung durch die Einschaltung von Konden-
satoren zwischen Luftdraht und Erdverbindung. Das System
ist ferner durch die auf S. 80 beschriebenen Sendetasten ge-
kennzeichnet.
Der Empfänger Cerveras nähert sich der letzten Aus-
führungsform des Empfängers Marconi, Fig. 151, S. 184, mit
konzentrischen Zylindern zur Wellenaufnahme und Erdverbindung
über den Primärdraht eines kleinen Transformators. Die Batterie,
welche im Stromkreis des Fritters ein Relais betätigt, schließt
vermittelst des letzteren den Stromkreis eines zweiten Relais,
welches vier Aufgaben zu erfüllen hat: 1. betätigt es das Morse-
schreibwerk, 2. die Entfrittervorrichtung, 3. unterbricht es den
Fritterstrom vermittelst des Ankers der Entfrittungsvorrichtung,
4. unterbricht es den Stromkreis eines Elektromagneten, welcher
die EmpfindUchkeit des Fritters regelt.
Das Morseschreibwerk, die Entfrittungsvorrichtung und der
letztgenannte Elektromagnet werden von je einer Batterie erregt,
so daß in der Empfangsstation Cervera im Ganzen mit der
Fritterbatterie und der Batterie des ersten Relais 5 Stromquellen
vorhanden sind. Trotzdem sollen mit dem System Übertragungs-
geschwindigkeiten bis zu 25 Worten in der Minute erreicht
worden sein.
System Armorl. Der kennzeichnende Zug dieses Systems
besteht in dem Kapillar-Quecksilberrelais, wie es auf S. 161 be-
schrieben wurde. Obgleich eingehende Nachrichten über die
praktischen mit dem System erzielten Erfolge nicht vorliegen,
so scheint doch das Relais wohl geeignet zur Entdeckung der
mikroskopischen Ströme, welche in einer entfernten Station bei
der Telegraphie durch den Erdboden ankommen.
SystemPreece. Das System beruht auf elektrodynamischer
Induktion und wurde S. 33 bereits beschrieben, zusammen mit
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 273
verschiedenen anderen Verfahren, welche vor der Anwendung
der elektrischen Wellen versucht wurden.
System Schaffe r. Soviel bekannt geworden ist, unter-
scheidet sich das System von der Anordnung Marconis nur durch
die Verwendung der auf 8. 148 beschriebenen Schaff ersehen Platte,
anstatt des Fritters zur Aufnahme der Wellen. Die Anordnung
wurde von Schaff er und Rola im Jahr 1899 zwischen Triest
und Venedig und später im Kanal von Bristol und anderwärts
praktisch versucht.
System Blochmann. Die Anordnung entbehrt der
Luftdrähte und bedient sich, wie auf S. 108 erwähnt, elektrischer
Wellen, welche vermittelst Linsen aus dielektrischen Stoffen,
beispielsweise Paraffin, gerichtet werden. Wie die übrigen Systeme
mit gerichteten Wellen könnte die Anordnung dazu dienen, die
Richtung, aus welcher die Wellen kommen, festzustellen und
beispielsweise die Lage eines Schiffes, das sich im Nebel verirrt
hat, an der Küste zu erkennen, wenn die vom Schiff entsandten
Wellen von zwei Stationen der Küste aufgenommen würden.
Der Urheber dieses Systems hat gezeigt, daß es gar nicht
besonders großer Linsen bedürfe, wie dies auf den ersten Blick
scheint. Es gelang ihm in der Tat, Nachrichten auf 1 km Ent-
fernung mit Linsen von 80 cm Durchmesser und Wellen von
20 cm bei einem Arbeitsaufwand von weniger als 1 KW im
Primärstromkreis zu übertragen.
System Tesla-Stone. Mit dem System ist in erster
Linie beabsichtigt, die Sicherheit des Nachrichtenaustausches
zu erhöhen und ein Abfangen der Telegramme durch Unbefugte
zu verhindern. Es beruht auf folgender Grundlage.
Die Sendestation gibt die Zeichen vermittelst zweier oder
mehrerer Systeme gleichzeitiger Wellen von verschiedener Schwin-
gungszahJ. Die Empfangsstation enthält ebensoviele Wellen-
anzeiger, von welchen ein jeder mit der Schwingungszahl des
einen der erwähnten Wellensysteme abgestimmt ist. Der Emp-
fangsapparat antwortet jedoch nur dann, wenn sämtliche Wellen-
anzeiger gleichzeitig erregt werden. Die Empfangsstation kann
daher von einer fremden Station, welche nur Wellen von einer
einzigen Schwingungszahl aussendet, nicht gestört werden, weil
diese Wellen nur einen einzigen der Wellenanzeiger, nicht aber
die anderen betätigen. Auch eine fremde Station, welche Wellen
von verschiedener Schwingungszahl aussendet, kann die erste
Station nicht stören, solange nicht die von der fremden Station
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 18
L
274
8. Kapitel.
auBgeBandten Wellen dieselbe Schwingungszahl aufweisen, auf
welche diese Station abgestimmt ist.
Die Emfinpdlichkeit des Empfangsapparats gegenüber von
Zeichen, die nicht für ihn bestimmt sind, kann jedoch noch
vermindert werden, indem nicht nur die Anzahl der Wellenarten,
deren Zusammenwirken zur Betätigung des Empfängers erforder-
lich ist, vermehrt wird, sondern auch dadurch, daß diese Schwin-
gungszahl und die Reihenfolge, in welcher sie hervorgebracht
werden, passend gewählt werden.
Die Fig. 218 und 219 zeigen den Stromlauf einer Sende-
und einer Empfangsstation für den Fall, daß nur zwei ver-
schiedene Wellensysteme erzeugt werden sollen, eine Be-
cx
o%
schränkung, welche jedoch be-
reits einen so hohen Grad von
Sicherheit gewährt, daß sie in
der Mehrzahl der praktischen
Fälle als ausreichend angesehen
werden kann.
In der Fig. 218 sind Si und
8^ in ebenen Spulen aufgewun-
dene Drähte, welche mit ihrem
inneren Ende mit den an den
Kapazitäten D^ D, endigenden
Luftdrähten, mit den äußeren
Enden mit der Erde E verbunden
sind. Die elektrischen Schwin-
gungen werden auf die sekun-
dären Drähte D^ Sj^ E und
D, S^E von den primären Wicklungen Pj P, , welche die
Spulen umgeben, übertragen.
Die Spulen Pj Pj sind in Reihe in zwei unabhängigen
Stromkreisen eingeschaltet, welche die Kondensatoren C^ C,,
die Spulen mit regelbarer Selbstinduktion L^ i, und die Schleif-
stücke Pi P, enthalten. Gegen letztere gleiten die Zähne des
Rades PP , welches mit dem Leiter F und mit der Erde in
Verbindung ist. Eine Elektrizitätsquelle 8 von hoher Span-
nung besorgt die Ladung der Kondensatoren C^ Cg, indem sie
in den beiden Stromkreisen, von verschiedener Kapazität und
von verschiedener Selbstinduktion, elektrische Schwingungen
von verschiedener Periode hervorbringt, welche in rascher
Folge bei jeder neuen Berührung eines Zahnes des Rades
mit den Gleitstückchen sich erneuern. Die beiden Sende-
Flg. 218.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 275
drahte strahlen daher gleichzeitig Wellenztige von verschiedener
Periode aus.
Die Empfangsstation enthält nach Fig. 219 zwei gleiche
Loftdrähte, welche oben mit zwei Kapazitäten d^ d^ endigen und
an zwei ebene Drahtspiralen anschließen, die zwei Schwingungs-
systeme von verschiedener Periode bilden. Ein jedes dieser
Systeme ist mit einem der beiden Schwingungssysteme der Sende-
st
o
Station abgestimmt. Parallel mit den
Spiralen sind zwei Empfängerstrom-
kreise geschaltet, deren jeder einen
Wellenanzeiger a, a, , beispielsweise
einen Fritter, eine Batterie b^ 6,
einen Regulierwiderstand r^ r, und
ein Eelais M^ JB, enthält.
Die Anker l^ l^ der beiden Relais
sind mit einem Draht W verbunden
und berühren in der Arbeitsstellung
Ö
Fig. 219.
bei CiC, zwei Kontakte, welche vermittelst des Relais U, den
Kontakt c, und so einen dritten Ortskreis schließen, welcher eine
Batterie und das Schreibwerk m enthält. Damit dieser Stromkreis
geschlossen wird und das Schreibwerk anspricht, ist es jedoch
nötig, daß die beiden Relaisanker gleichzeitig angezogen werden,
da sonst der Stromkreis an dem offenen Kontaktdes nicht an-
gezogenen Ankers unterbrochen bleibt. Es ist daher auch nötig,
daß die ankommenden Wellen gleichzeitig die an den beiden
Empfangsdrähten angeschlossenen Fritter betätigen.
18»
276
8. Kapitel.
System Artom. Das System ist durch zwei im rechten
Winkel aufeinanderstehende Sendedrähte gekennzeichnet, welche
von elektrischen Schwingungen gleicher Amplitude durchflössen
werden, in deren einem jedoch die Schwingungen gegenüber den
Schwingungen im andern um eine Viertelsperiode im Rückstand
sind. Das Zusammenwirken beider Schwingungen erzeugt, wie
auf 8. 106 gezeigt wurde, gerichtete Wellen, welche vom Schnitt-
punkt der beiden Sendedrähte in einer auf der Ebene dieser
Drähte senkrechten Richtung verlaufen. Die Fig. 220 zeigt den
Stromlauf der Schaltung. MNP sind drei Entladungskugeln,
welche in den Ecken eines rechtwinkeligen Dreiecks mit gleichen
Katheten angeordnet sind. Zwischen N und X ist die Kapazität C
und zwischen X und P die Selbstinduktion 8 eingeschaltet. Die
Punkte X und M sind mit den Enden der Sekundärwicklung eines
Funkeninduktors B verbunden. Die beiden
Sendedrahtstücke stehen direkt oder vermittelst
Induktionsrollen, die eine mit der Kugel M,
die andere mit der Kugel N in Verbindung.
Wird die Kapazität C und die Selbstinduk-
tion 8 entsprechend gewählt, so läßt sich
erreichen, daß die zwischen M und N und
zwischen N und P stattfindenden Entladungen
gleiche Amplitude aufweisen, in der Phase je-
doch um eine Viertelsperiode verschoben sind.
Die gleiche Wirkung kann auch erzielt
werden, wenn die Sendedraht- Abschnitte einen
anderen Winkel einschließen, vorausgesetzt,
daß die Selbstinduktion in 8 derart gewählt
wird, daß die Phasenverschiebung nicht mehr
eine Viertelsperiode beträgt sondern einen an-
dern rechnungsmäßig zu bestimmenden Wert aufweist. In diesem
System hat man daher zur Abstimmung der beiden Stationen
außer den gewöhnlichen Elementen der Kapazität und der Selbst-
induktion, noch die Veränderung zur Verfügung, welche^ man
im Wert der Phasenverschiebung in den beiden Schenkeln des
Sendedrahts hervorbringen kann, während man außerdem die
Wellenlänge der beiden Schwingungen durch verschiedene Längen
der Sendedraht-Abschnitte verändern kann.
Die aus der Gleichheit all dieser Elemente hervorgehende
Abstimmung kann von nicht Eingeweihten viel schwerer entdeckt
und nachgebildet werden, wodurch die Geheimhaltung der Nach-
richten wesentlich erleichtert wird.
if
o
^
Fig. 220.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 277
SystemDuddell-Campos. G. Campos untersuchte die
Möglichkeit, die im singenden Lichtbogen von Duddell auftretenden
elektrischen Schwingungen auf die drahtlose Telegraphie anzu-
wenden.
Auf S. 39 wurden die Einrichtungen beschrieben, vermittelst
welcher, der Duddellsche Stromkreis zur Wiedergabe der Sprache
verwendet werden kann. Einfacher gestaltet sich die Anordnung zur
Entsendung eines einfachen Tones vermittelst des Lichtbogens.
Es genügt zu dem Zweck (Fig. 221), die Pole des Lichtbogens A
mit einem Stromkreis zu verbinden, welcher einen Kon-
densator c und die Induktionsspulen II\ enthält.
Unter bestimmten Versuchsbedingungen wird beim
Entzünden des Lichtbogens der Kondensator geladen
und entladen mit einer Schnelligkeit,
welche der Schwingungszahl des
Stromkreises, in dem er eingeschaltet
ist, entspricht, wodurch Wechsel-
ströme entstehen, welche sich dem
Lichtbogenstrom überlagern und den
Bogen mit der Periodenzahl des
Wechselstroms schwingen lassen.
Erhält sich diese Schwingungszahl
in den Grenzen der Schallschwin-
gungen, so erzeugt der Lichtbogen
einen regelmäßigen Ton. Die Schal-
tung AICl' pflegt man als Duddell-
ficher Stromkreis zu bezeichnen.
Da der Gleichstrom des Licht-
bogens dem schwingenden Strom-
kreis ununterbrochen die Energie, welche dieser verliert, wieder
ersetzt, so sind diese Schwingungen viel anhaltender, als jene
der Hertzschen Stromkreise, welchen die Schwingungsenergie
von den Entladungen zwischen den Erregerkugeln zugeführt wird.
Bei der Erläuterung der in Resonanz miteinander befind-
lichen Schwingungen, wurde auf die Notwendigkeit hinge-
wiesen, daß die Erregerschwingungen eine bestimmte Zeit an-
dauern, damit die Erscheinung der Eesonanz eintreten könne.
Daher zeigen sich die Schwingungen des Duddellschen Strom-
kreises besonders geeignet, zur Übertragung telegraphischer
Zeichen im Raum vermittelst abgestimmter Apparate. Duddell
wies schon seit seinen ersten Versuchen im Jahre 1900 auf diese
Anwendung für die drahtlose Telegraphie hin.
Fig. 221.
rTTTTT
278 8. Kapitel.
G. Oampos hat neuerdings den Vorschlag Duddells wieder
aufgenommen und bei näherer Untersuchung gefunden, daß der
Duddellsche Stromkreis, eben deswegen weil er einen ausge-
zeichneten Oszillator bildet nur von geringer strahlender Kraft
sein kann, weil er die Energie im wesentlichen im Innern ver-
zehrt, ohne sie nach außen auszustrahlen, während es bei der
drahtlosen Telegraphie gerade darauf ankommt, daß die aus
gestrahlte Energie möglichst groß ist.
Campos schlägt vor, die Schwierigkeit wie bei den übrigen
Systemen der elektrischen Wellentelegraphie zu umgehen, indem
die offenen Oszillatoren durch beinahe geschlossene Schwingungs*
kreise ersetzt werden. Es müßte daher die Übertragung von
einem geschlossenen Erregerstromkreis auf den offenen des
Sendedrahts durch Induktion bewirkt werden.
Zu diesem Zwecke genügt es, die Selbstinduktionsspule I
des Duddellschen Stromkreises, Fig. 221, als Primärwicklung eines
Transformators zu verwenden, dessen sekundäre Windungen
einerseits mit der Erde, anderseits mit dem Sendedraht in Ver-
bindung stehen.
Der Duddellsche Stromkreis, wie er gewöhnlich verwendet
wird, zeigt jedoch den Übelstand, daß er nur verhältnismäßig
geringe Energiemengen, welche für die drahtlose Telegraphie
auf große Entfernungen nicht hinreichen, ins Spiel zu bringen,
gestattet. In einem von Campos berechneten Fall betrüge diese
Energie nicht mehr als 40 Watt, während die Energiemengen des
Erregers von Poldhu für die transatlantischen Übertragungen im
Mittel auf 30 000 Watt berechnet werden. Duddell und Campos
schlugen zur Vermehrung der nutzbaren Energie im Duddellschen
Stromkreis vor, mehrere Lichtbogen hintereinander oder parallel
geschaltet an Stelle des einen zu verwenden. Bei 10 Lichtbogen
würde beispielsweise die verfügbare Energie auf 2170 Watt
steigen. Doch wären bei solcher Anordnung noch besondere
Vorkehrungen zu treffen, um die Lichtbogenwirkung gleichmäßiger
zu gestalten, was durch Anwendung eingeschlossener Lichtbogen
angestrebt werden könnte.
Unter anderen Auskunftsmitteln erwähnt Campos den Ersatz
des Lichtbogens durch eine Cooper - Hewitt - Lampe, Villardsche
Kathoden-, Grätzsche elektrolytische Verriegelungen oder Geißler-
sche Röhren, wie sie von Righi zur Erzjelung ähnlicher Schall-
wirkungen, wie sie beim singenden Lichtbogen auftreten, ver
wendet wurden.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelcgraphie. 279
Infolge seiner verschwindend geringen Dämpfung eignet
sich der Daddellsche Lichtbogen vorzüglich zur Abstimmung mit
einem zweiten Schwingungskreis. Die Resonanz wäre sehr kräftig
im Falle vollkommener Übereinstimmung der Schwingungszahl
der beiden Stromkreise und würde rasch gestört, sobald diese
Übereinstimmung um einen geringen Betrag nachließe. Dieser
Umstand erleichtert nicht nur den Verkehr zwischen abgestimmten
Stationen, sondern gestattet auch die Zahl der verschiedenen
Stationen, welche gleichzeitig in ein und demselben Wirkungs-
kreis unter Verwendung verschiedener Wellenlängen miteinander
verkehren können, erheblich zu vermehren, ohne dabei die
Sicherheit und Ausschließlichkeit der Übertragungen zu gefährden.
Auf diese Anpassungsfähigkeit des Systems an die Voraus-
setzungen vollkommener Resonanz gründet Campos sein Ver-
fahren der Zeichengebung, bei welchem ununterbrochene Ent-
ladungen hervorgebracht werden und die Zeichen dadurch zu-
stande kommen, daß die Resonanz zwischen Sendestation und
Empfangsstation abwechselnd aufgehoben und wieder her-
gestellt wird.
Die Zeichengebung auf diese Art könnte außer vermittelst
der gewöhnlichen Kunstgriffe, auch dadurch erreicht werden,
daß man einen der primären Drähte P der Spule der Fig. 221
des kernlosen Transformators des Duddellschen Stromkreises von
einem Hilfsstrom durchfließen läßt. Letzterer kann ein Wechsel-
strom oder regelmäßig unterbrochener Gleichstrom sein. Ver-
mittelst eines besonderen Tasters könnte der Hilfsstrom unter-
brochen und wieder hergestellt werden, wodurch die Schwingungs-
zahl des Duddellschen Kreises verändert würde und so die
Resonanz zwischen den beiden Stationen in den zu übermittelnden
Zeichen in entsprechenden Zeitabständen gestört und wieder
hergestellt würde.
System Cooper-Hewitt. Das System Cooper - Hewitt
unterscheidet sich von dem eben beschriebenen System nur da-
durch, daß an Stelle des Lichtbogens eine Quecksilberdampflampe
Cooper-Hewitt verwendet wird.
Diese Lampe besteht aus einer mit Quecksilberdämpfen
erfüllten Glasröhre, mit 2 Elektroden, deren positive aus Eisen,
deren negative aus Quecksilber gebildet ist. Die Lampe zeigt
unter anderm die Eigentümlichkeit, daß sie, in einen Wechsel-
stromkreis eingeschaltet, den Durchgang des Stroms nur bei einer
sehr hohen Spann ungsdifferenz von bestimmtem Betrage zwischen
den beiden Elektroden gestattet. Ist der Stromübergang einmal
280
8. Kapitel.
-^
UUULUJUU
eingeleitet, so wird er nur neuerdings unterbrochen, wenn die
Spannungsdifferenz unter einen bestimmten Betrag gesunken
ist, neuerdings aber wieder hergestellt, wenn die Spannungs-
differenz von neuem den kritischen Wert erreicht.
Cooper - Hewitt kam daher auf den Gedanken, diese Eigen-
schaft seiner Lampe zur Erzeugung rasch aufeinanderfolgender
elektrischer Wellen für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie
zu verwenden.
Wie sich aus Fig. 222 ergibt, ist die Lampe im Sekundär-
draht eines Wechselstromtransformators eingeschaltet. Parallel
zur Lampe sind zwei regulierbare Kapazitäten EF und die
regulierbare Selbstinduktion G angebracht.
Letztere steht einerseits mit der Erde, ander-
seits mit dem Sendedraht L in Verbindung.
In den Augenblicken, in welchen die
Lampe den Stromdurchgang versagt, ladet
der Wechselstrom die Kondensatoren, wel-
che sich hierauf unter Erzeugung elek-
trischer Schwingungen in dem Augenblicke
entladen, in welchem die Lampe leitend
wird. Dieser Zustand dauert jedoch nur
weniger lang als eine halbe Periode des
Wechselstroms, weil beim Sinken der
Spannung unter den kritischen Punkt der
Lampenstrom von neuem aufhört. Die
Kondensatoren laden sich hierauf neuer-
dings, es erfolgt eine zweite Entladung u. s. f.
Die Lampe wirkt daher als Unter-
brecher vermittelst dessen man eine un-
geheuere Schnelligkeit in der Aufeinander-
folge der Unterbrechungen eiTeichen kann, welche zudem nach
Belieben geregelt werden kann. Die im luftleeren Raum der
Lampe stattfindenden Entladungen sind nicht denselben
Störungsursachen unterworfen, wie die Entladungen in der Luft,
und geben daher ein Mittel ab, absolut regelmäßige, anhaltende
Schwingungen, wie sie in der drahtlosen Telegraphie nötig sind,
hervorzubringen.
Simon und V. Reich untersuchten beinahe gleichzeitig mit
Campos die Verwendbarkeit des Duddellschen Stromkreises und
der Quecksilberlampe zur Erzeugung andauernder Schwingungen
von großer Schwingungszahl, wie sie nötig sind, um Resonanz-
erscheinungen in der abgestimmten drahtlosen Telegraphie mög-
Fig. 222.
Verschiedene Systeme der elektrischen Wellentelegraphie. 281
liehst ausgeprägt zu erhalten. Die beiden Forscher schätzen die
Schwingungszahl des singenden Lichtbogens auf 20000 Perioden
pro Sekunde^ gelangten jedoch auf eine Million Schwingungen
in der Sekunde, mit einer Hewittschen Quecksilberlampe. Sie
sind der Ansicht, daß noch bessere Ergebnisse mit einer Funken-
strecke im luftleeren Baum, welche von einem Gleichstrom von
großer Energiemenge (mehrere tausend Pferdekräfte), welche
auch entsprechend höhere Wirkungen hervorbrächte, erhalten
würden.
System Valbreuze. Auch bei diesem System ist es
wie bei den beiden vorhergehenden in erster Linie auf die Er-
zeugung außerordentlich rascher, regulierbarer und wenig ge-
dämpfter elektrischer Schwingungen abgesehen.
Den wesentlichen Bestandteil der Anordnung bildet eine
Röhre CD mit Quecksilberelektroden, Fig. 223, welche in Reihe
/^
mit einer Gleichstromquelle A
und der Selbstinduktionsspule D
geschaltet ist. Im Nebenschluß
befindet sich der Kondensator E.
Die Spule D bildet die
Primärwicklung eines eisenlosen
Transformators, dessen sekundäre
Wicklung aus der Spirale D 1 be-
steht, welche einerseits ndt der
Erde, anderseits mit dem Sende-
draht verbunden ist. Der Taster T
gestattet, den Stromkreis der
Selbstinduktion J, in welche eine
weitere Rolle D2 eingeschaltet
ist, zuschließen und zu öffnen,
und damit die Zeichengebung ohne Unterbrechung des Haupt-
stromkreises zu bewirken.
Die Wirkungsweise des Apparates beruht auf der von
Warren de la Ruc entdeckten Erscheinung, daß eine luftleere
Glasröhre in Verbindung mit einer Batterie von 1080 Elementen
geschichtetes Licht erzeugt, wenn ein Kondensator im Neben-
schluß angesetzt wurde und daß der Stromkreis von einem undu-
latorischen Strom von kurzer Periode durchflössen wurde.
Genau unter denselben Bedingungen befindet sich die
Röhre CD und die wellenförmigen Ströme, welche auf diese
Weise zu Stande kommen , dienen zur Hervorbringung der
Schwingungen in D2.
Fig. 223.
382 9. Kapitel.
Ein Sender der Art ist im Stande eine große Energiemenge
auszustrahlen, weil die Quecksilberröhren für Ströme von Hun-
derten von Ampere gebaut werden können, und im Falle noch
stärkere Ströme erforderlich sind, zu mehreren parallel geschal-
teten angewendet werden können.
Andere Systeme. Blondel, Anders, Bull, Tommasi, Ascoli
und andere haben verschiedene Arten der Abstimmung vor-
geschlagen. Die betreffenden Anordnungen sollen besonders
in dem nächsten Kapitel über die verschiedenen Abstinmaungs-
verfahren besprochen werden.
9. Kapitel.
Abstimmung und Mehrfachverkehr.
Wir haben bei verschiedenen Gelegenheiten auf die hohe
Wichtigkeit aufmerksam gemacht, welche für die elektrische
Wellentelegraphie der Aufgabe der Abstimmung der Apparate,
d. h. die Erreichung des Ziels, daß die von dem Sendeapparat
einer Station ausgehenden AVellen nur den Apparat einer be-
stimmten anderen Station zum Ansprechen bringen, besitzt.
Erst durch die Lösung dieser Aufgabe könnte man wirklich
voneinander unabhängige Stationen in beliebiger Anzahl errichten,
ohne daß sich dieselben gegenseitig stören. Durch die Lösung
wäre zugleich die Ausschließlichkeit des Verkehrs sowohl als die
Möglichkeit des Mehrfachverkehrs gegeben.
Eine vollkommene Abstimmung ist jedoch sehr schwierig,
wenn nicht unmöglich. Denkt man sich, daß die verschiedenen
Gruppen von Gästen an den verschiedenen Tischen eines großen
Restaurants sich plötzlich auflösten und im Lokal sich verteilten
und dann mit lauter Stimme ihre Gespräche fortsetzen wollten,
mit dem Anspruch, weder von Unbeteiligten verstanden, noch
gestört zu werden, so hat man damit ein Bild, welches der Auf-
gabe der Abstimmung verschiedener drahtloser Stationen desselben
Wirkungskreises, die beliebig miteinander verkehren sollen, ent-
spricht.
Auf S. 70 wurde erörtert daß die Erscheinungen der elek-
trischen Resonanz, wie sie jenen der akustischen Resonanz
ähneln, einen der Wege gezeigt haben, auf welchem die Lösung
der Aufgabe wenigstens für den Einzelfall einer beschränkten
Abstimmung und Mehrfach verkehr. 2SS
Anzahl von Stationen versucht werden kann. Bei den Unter-
suchungen in dieser Richtung wurde nun wenigstens die Tat-
sache festgestellt, daß zwischen zwei auf dieselbe Wellenlänge
abgestimmten Stationen der Zeichenaustausch mit Apparaten von
geringerer Empfindlichkeit, als wie sie ohne die Resonanz er-
forderlich wären, erreicht werden kann. Wie wir femer sehen
werden, kann bei der Verwendung sehr verschieden langer Wellen
von sehr verschiedener Energie, im Verhältnis von 1 zu 2 un-
gefähr, mit einem einzigen Luftdraht, Entsendung und Aufnahme
von Nachrichten gleichzeitig von zwei verschiedenen Stationen
erreicht werden, während anderseits schon von dem Gelingen
der Übertragung unter noch schwierigeren Versuchsbedingungen
berichtet wird. Im Augenbhck ist man jedoch von der erwünschten
völligen Lösung noch sehr weit entfernt.
Die Bedingungen, welche für eine wirksame Abstimmung
bestehen, sind folgende: 1. daß der Sendeapparat wenig oder
gar nicht gedämpfte Wellen von scharf bestimmter Periode aus-
sendet, 2. daß die Schwingungszahlen der wirksamen Stromkreise
in den beiden Stationen leicht derart geregelt werden können^
daß eine vollständige Übereinstimmung statt hat.
Von der Beschreibung der verschiedenen versuchten und
vorgeschlagenen Systeme haben wir als Mittel zur Erfüllung der
ersten Bedingungen die Verwendung geschlossener Stromkreise
als Erreger, die Wechselstrommaschinen an Stelle der Funken-
induktoren, den Duddellschen Lichtbogen und die Cooper-Hewitt-
sche Quecksilberdampflampe an Stelle der gewöhnlichen Funken-
induktoren, kennen gelernt. In der Mehrzahl der erwähnten
Systeme versucht man die zweite Bedingung dadurch zu erfüllen,
daß man die Regelung der Kapazität oder der Selbstinduktion
der schwingenden Stromkreise und der Luftdi'ähte, solange ver-
ändert, bis die vier Schwingungskreise nämlich der Schwingungs-
kreis der Funkenstrecke und des Sendedrahtes, des Empfangs-
drahtes und des Fritters, dieselbe Schwingungszahl aufweisen.
Besteht der Schwingungskreis der Funkenstrecke, wie beispiels-
weise in den weittragenden Stationen, aus mehreren hinter-
einander geschalteten aufeinander wirkenden Kreisen, so ist
es nötig, daß diese einzelnen Kreise sämtlich unter sich und
mit den bezüglichen Luftdrähten abgestimmt seien. Zu diesem
Zwecke dienen die regulierbaren Kapazitäten, und Selbst-
induktionen.
Die Systeme Fessenden und Tesla unterscheiden sich in
dieser Hinsicht von den übrigen Systemen insofeme, als in ersteren
284 9. Kapitel.
vermittelst eines besonderen Tasters die Resonanz zwischen den
beiden verkehrenden Stationen im Augenblick der Zeichengebung
aufgehoben wird, im zweiten die Zeichen vermittelst zweier ver-
schiedenen Wellenzüge, deren jeder mit einem Schwingungskreis
des Empfangsapparates abgestimmt ist, übermittelt werden.
Auch das System Artom (Fig. 276) benutzt ein besonderes
Verfahren, die Abstimmung zu erreichen. Unter den übrigen
im folgenden zu beschreibenden Verfahren zur Abstimmung
sind die, welche sich der elektrischen Resonanz bedienen, und
jene, welche die Ausschließlichkeit dadurch erreichen, daß zwei
Apparate nur dann Zeichen austauschen können, wenn in ihren
Bestandteilen gewisse mechanische Bedingungen erfüllt sind, zu
unterscheiden.
Yerschiedene Abstimmanggyerfahren.
Abstimmungsverfahren Blonde 1. — Blondel hat
im Jahre 1898 ein Abstimmungsverfahren angegeben, bei welchem
nicht sowohl die Frequenzen der elektrischen Schwingungen des
Senders und des Empfängers selbst, sondern künstliche, viel
niedriger liegende, willkürlich gewählte Schwingungszahlen von
der Größenordnung der Schallschwingungen und unabhängig
von den Luftdrähten , d. h. die Frequenz der Ladungen des
Sendedrahts und die eines abgestimmten Empfänger beispiels-
weise eines Mercadierschen Monotelephons in Übereinstimmung
gebracht werden. Es genügt für diesen Zweck die Frequenz
des Unterbrechers konstant und gleich der Eigenschwingungs-
zahl des Empfangsapparates zu erhalten. Bei diesem Verfahren
muß selbstverständlich das Telephon mit einem selbstentfrittenden
Fritter verbunden sein.
Bei dieser Anordnung wirkt jede Wellengruppe von hoher
Frequenz und starker Dämpfung, welche zwischen zwei Strom-
unterbrechungen entsteht, als ein einfacher Stoß auf das Telephon
von verhältnismäßig geringer Schwingungszahl. Bei dieser
Schaltung empfiehlt es sich, im Nebenschluß zum Wellenanzeiger
eine derart berechnete Kapazität anzuwenden, daß mit der Sende-
station eine Art elektrischer Resonanz besteht. Durch das Ver-
fahren können in einer Empfangsstation fremde Zeichen ver-
hältnismäßig leicht ausgeschlossen werden, da die akustische
Resonanz im allgemeinen viel schärfer als die elektrische her-
gestellt werden kann. Doch sind hierzu Selbsten tfrittende
Fritter nötig, die in ihren jetzt zur Verfügung stehenden Formen
Abstimmung und Mehrfachverkehr. 285
noch viel zu empfindlich und unzuverlässig sind, als daß da&
Verfahren auf größere Entfernungen anwendbar wäre.
Auch die Verwendung der gedämpften Wellen, wie sie
erforderlich sind, weil in jedem Wellenzug in erster Linie der
erste Stoß zur Wirkung kommt, bringt es mit sich, daß die
erreichbare Übertragungsentfemung klein ausfällt, da die Emp-
findlichkeit der Fritter für andauernde Wellen viel größer ist,
als für derart stark gedämpfte.
Abstimmungsverfahren Ascoli. — Ascoli bemerkt,
daß die Zeichengabe zwischen zwei nicht abgestimmten Apparaten
nur durch Öffnung und Schließung des Primärstromkreises des
Funkeninduktors möglich ist. Sind jedoch die Apparate ab-
gestimmt, so kann der Zeichenaustausch auch auf andere Weise
zustande kommen.
Nehmen wir an, daß der Sender mit einem der Empfänger,
auf welchen er wirken soll, nicht abgestimmt ist. Will man
mit einer Station A verkehren, so wird der Unterbrecher des
Funkeninduktors in Tätigkeit gesetzt, welche auch die ganze
Zeit des Zeichenaustausches ununterbrochen andauert. Um die
Zeichen zu entsenden, wird nicht der Primärstromkreis des
Funkeninduktors beeinflußt, sondern die Abstimmung der Station A.
Die Störung dieser Abstimmung wird auf eine der unten be-
schriebenen Arten erreicht.
Man erreicht daher wie in dem System Fessenden und
Campos-Duddell, daß ein in den Wirkungskreis der sendenden
Station kommender nicht abgestimmter Apparat die Nachrichten
nicht aufnehmen kann, da im letzteren eine fortlaufende Folge
von unentwirrbaren Zeichen und eine zusammenhängende Linie
anstatt der Punkte und Striche des Morse-Apparates erscheinen
wird. Zur Herstellung und Aufhebung der Abstimmung empfiehlt
sich nach Ascoli mehr der folgende Vorschlag:
Ln Stromkreis des Senders ist eine senkrechte zylindrische
Spule angeordnet, welche eine solche Windungszahl aufweist,
daß keiner der Empfänger anspricht, wenn die ganze Spule
eingeschaltet ist. Im Innern der Spule kann ein massiver
Kupferzylinder verschoben werden, welcher als Sekundärdraht
von unendlich kleinem Widerstand wirkt und die Selbstinduktion
der Spule verringert. Durch Verschieben dieses Zylinders kann
daher ohne Beeinflussung des Sekundärkreises des Funken-
induktors die Abstimmung mit irgendwelchem der Empfänger
erreicht werden. Es genügen schon ganz kleine Verschiebungen,
um die Abstimmung zu stören.
286 9. Kapitel.
Will man mit der Station A verkehren, so wird der Zylinder
etwas tiefer als für die Abstimmung nötig eingestellt. Ist dann
die Funkenstrecke in Tätigkeit, so genügt es, den Zylinder eine
Kleinigkeit zu heben, um die Resonanz herzustellen und das
Signal zu geben. Durch abwechselndes Heben und Senken des
Zylinders können daher die gewünschten Morse-Zeichen hervor-
:gebracht werden. Die Verschiebungen des Zylinders können
vermittelst eines Hebels ähnlich einem gewöhnlichen Morse-
Taster bewirkt werden. Da der Taster in diesem Falle keinen
Stromkreis zu öffnen noch zu schließen hat, kann er von außer-
ordentlich einfacher Bauart sein.
Man kann den Zeichenaustausch auch dadurch vorbereiten,
<iaß man eine bestimmte Anzahl der Spulenwindungen kurz
schließt, statt den Zylinder zu verschieben, und zum Zeichen-
austausch selbst die Abstimmung durch kleine Bewegungen des
Zylinders herzustellen und aufzuheben.
Weniger vorteilhaft verfährt man zu gleichem Zweck nach
Ascoli, indem man vermittelst eines Tasters die bewegliche Be-
legung eines Kondensators verschiebt, oder den Abstand verschie-
dener Windungen der Selbstindnktionsspule voneinander verändert
Vermittelst des Tasters könnte auch eine Anzahl der
Windungen der Selbstinduktionsspule kurz geschlossen werden,
wenn nicht die Aufhebung des Kurzschlusses bei der Verwendung
hoher Spannungen starke Funkenbildung befürchten ließe. Ascoli
verwendete jedoch auch dieses Verfahren zur bequemen Vor-
führung der Erscheinungen mit Erfolg.
Abstimmungsverfahren Stone. — Das von Stone
vorgeschlagene Verfahren zur Erzielung einer vollkommenen
Besonanz zwischen Sende- und Empfangsstation beruht auf
folgenden Tatsachen:
Erstens, daß die magnetische Hysteresis und deren analoge
Erscheinung in den Stromkreisen, die elektrische Hysteresis, die
Wirkungen der Eesonanz beträchtlich vermindern.
Zweitens, daß die Resonanz um so kräftiger ausfällt, je
regelmäßiger die Periode der Schwingungen ist.
Stone beseitigt daher die magnetische Hysteresis, indem
er in den Stromkreisen die Verwendung von Spulen mit Eisen-
kernen ausschließt und an Stelle der Leydener Flaschen Luft-
kondensatoren verwendet.
Um die Schwingungsperiode harmonisch zu machen, reinigt
er die Schwingung, wie sie ziemlich unregelmäßig von der Spule
kommt, indem er sie gewissermaßen durch verschiedene auf-
Abstimmung und Mehrfach verkehr. 287
einanderfolgende Schwingungskreise, die vermittelst Induktion
aufeinander wirken und sämtlich auf dieselbe Periode abgestimmt
werden, filtriert und den letzten dieser Schwingungskreise durch
Induktion auf den Sendedraht wirken läßt.
Nach dem Prinzip der Resonanz greift ein Schwingungskreis
von scharf bestimmter Schwingungszahl aus einer Schwingung
gemischter Perioden die Schwingungen heraus, welche seiner
eigenen Schwingungszahl am nächsten kommen. Man hat so
eine Schwingung von reinerer Periode, und indem man diese
Schwingungen auf einem zweiten Stromkreis wirken läßt, wird
dieser eine noch reinere Periode an den nächsten abgeben usw.
Stone hat gefunden, daß für die Zwecke der Praxis zwei
aufeinanderfolgende abgestimmte Stromkreise genügen, um end-
gültig der Schwingung den Charakter einer beinahe vollkommen
harmonischen zu verleihen. Die Anordnung der Stromkreise in
dem Stoneschen Verfahren ist ähnlich jener der Fig. 153 mit
dem Unterschied, daß an Stelle des Transformators T' ein ge-
wöhnlicher Funkeninduktor verwendet ist. Der erste Strom-
kreis CC TT' enthält die Funkenstrecke E, der zweite Strom-
kreis CC" T'T" dient dazu, die vom ersten Stromkreis kommenden
Schwingungen harmonischer zu machen.
Die Anordnung des Empfangsapparats entspricht der des
Sendeapparats, nur findet sich an der Stelle der Funkenstrecke
der Fritter mit dem zugehörigen Stromkreis des Schreibwerks.
Die am Empfangsdraht einlaufenden Schwingungen wirken durch
Induktion auf einen ersten Stromkreis und von diesem auf
einen zweiten mit dem ersten abgestimmten und gelangen daher,
harmonischer gemacht, zum Fritter.
In Versuchen zwischen Cambridge und Lynn wurde mit
diesem System auf eine Entfernung von 20 km der Zeichen-
austausch derart erreicht, daß eine Abweichung von 10 '/q in
der Schwingungsperiode die Wirkung auf die Empfangsapparate
vom Höchstbetrag auf Null herunterdrückte.
Abstimmungs verfahren Anders Bull. — Das Ver-
fahren beruht auf der Anordnung der mechanischen Abstimmung
und unterscheidet sich daher grundsätzlich von den Systemen
Marconis und ähnlichen.
Zur Zeichengebung werden bei diesem Verfahren nicht
einfache elektrische Impulse, sondern Gruppen von Impulsen,
welche in bestimmter Anzahl in bestimmten Zeitabständen auf-
einanderfolgen, verwendet. Angenommen, jedes Zeichen bestünde
aus fünf verschiedenen durch vier Zeitzwischenräume ti t^ t^ t^
288
9. Kapitel.
getrennten Impulsen, wobei diese Zeitabstände verschiedene
Werte erhalten, so erhält man eine unendliche Anzahl von
Impulsgruppen, wie sie zur Zeichenübermittlung dienen können.
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Fig. 224.
Soll z. B. von einer Station T zu einer Station Ä ein Punkt
des Morse- Alphabets übermittelt werden, so wäre eine Reihe von
fünf von den vorher bestimmten Zeitabständen i\ t\ i\ t\
getrennten Impulsen zu entsenden. Ist auf diese Folge der
r
Abstimmung und Mehrfachverkehr. 289
Empfänger in R^ vorher abgestimmt, so wird er nur einen
Punkt aufzeichnen. Soll dieselbe Station T mit einer anderen B^,
welche auf eine andere Folge der Zeiträume t'\ f", t'\ t"^ ab-
gestimmt ist, verkehren, so wird die Station T die Abstimmung
des eigenen Senders derart abändern, daß er die Impulse nach
den letztgenannten Zeitabständen abgibt, und das Zeichen wird
von Station i?,, nicht aber von Bj^ und auch nicht von irgend
einer anderen anders abgestinmiten Station erhalten werden.
Zur praktischen Verwertung dieses Grundgedankens werden
von Anders Bull zwei Apparate verwendet, welche selbsttätig
die beiden Aufgaben, die von einem gewöhnlichen Morse-Taster
hervorgebrachten Bewegungen in eine Reihe von fünf durch
bestimmte Zeitzwischenräume getrennte Impulse aufzulösen und
diese fünf Impulse wieder zu einem einzigen Zeichen zusammen-
zusetzen, erfüllen.
Die Fig. 224 zeigt schematisch in Grund- und Aufriß die
wesentlichen Teile einer Sendestation. Durch Druck auf den
Taster 1 gelangt der Strom der Batterie 2 über die Wicklung
des Elektromagneten 3, dessen Anker mit dem Haken 4 verbunden
ist, welcher den Zahn einer Scheibe 6 festhält. Die Scheibe
wird durch einfache Reibung auf einer Achse festgehalten,
welche sich mit einer Geschwindigkeit von fünf Umdrehungen
in der Sekunde dreht, so daß die Scheibe mitgenommen wird,
so oft sie von dem Haken des Elektromagnetankers freigegeben
wird. Bei der Umdrehung der Scheibe gerät der Zahn 4 in
Berührung mit der Feder 8 und schließt einen Stromkreis der
Batterie 9 über den Elektromagneten 10. Wird der Taster zur
Übermittlung eines Punktes nur sehr kurze Zeit gedrückt, so
vollzieht die Scheibe in dieser Zwischenzeit nur eine vollkommene
Umdrehung und der Elektromagnet 10 wird nur einmal erregt. Wird
dagegen der Taster länger gedrückt, so wird der Stromkreis des Elek-
tromagneten öfters in Abständen von ^/g Sekunde durchflössen.
An eine Scheibe 11 sind eine große Anzahl vertikaler,
konzentrisch angeordneter Stahlfedern, 12, befestigt, deren obere
Enden frei sind und in radialen Schlitzen, welche in der
Scheibe 13 angebracht sind, sich in radialer Richtung bewegen
können. Die beiden Scheiben 11 und 13 sitzen auf derselben
Achse und drehen sich mit dem Rahmen 14, an welchem ein
Ring 15 derart angebracht ist, daß er als Führung für die Federn
dient und letztere während der Umdrehung längs des Rings
oder in der fl förmig gebogenen am Ring 16 angebrachten Führung
laufen müssen.
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 19
l
290
9. Kapitel.
Ein Stück des Rings entsprechend dem Winkel nr, ist ausge-
schnitten und durch ein Bronzestück 17 ersetzt, welches die
Federn gegen die Pole des Magneten 18 hinbiegt. Letzterer ist
dauernd von dem Strom der Batterie 9 erregt, zieht die Stahlfeder
unter Überwindung ihrer Elastizität an und führt sie aus der
Kuhelage bis zu der durch Punkt 20 bezeichneten Stelle.
Wird jedoch auch der Magnet 10 erregt, so zieht der Anker 19
das Folstück, zurück vermittelst dessen der Magnet 18 seine
eigene Wirkung auszuüben hätte. Die Stahlfedern, welche zu
dieser Zeit längst des Bronzesttickes 17 vorbeigehen, kehren in
ihre vertikale Stellung zurück, und legen sich innerhalb der
T'..
ij" r
n
Fig. 225.
-T^
Führung an i\ an in der Stellung 21, ohne auf die Dauer eines
ganzen Stromganges wieder hervorzutreten.
Eine bestimmte Anzahl von Kontakten 22 sind rings am
Umfange des Apparates angebracht und bestehen aus je 2 von-
einander isolierten Federn 23, welche vermittelst Schrauben in
beliebige Stellung gebracht werden können. Die Anordnung ist
so getroffen, daß die in der Führung festgehaltenen Federn
während der Umdrehung den Kontakt hervorbringen, während
der Untätigkeit des Elektromagneten 10, während welcher alle
Federn hervortreten, dagegen die Kontakte nicht hergestellt
werden. Wenn dagegen ein Strom von kurzer Dauer den Mag-
net 10 durchfließt, wird eine Feder in der Führung in beschrie-
bener Weise festgehalten, und kann hierauf nacheinander mit jedem
der auf dem Umfang verteilten Federpaare Kontakte herstellen.
Abstimmung und Mehrfach verkehr. 291
Die Eontakfedem sind, wie die Figur zeigt, elektrisch der-
art miteinander verbunden, daß bei jedem Stromschluß der Strom
einer Batterie 24 den Magneten eines Unterbrechers 25 erregt,
dessen Anker eine Batterie 26 über dem Primärstromkreis des
Funkeninduktors 27 schließt. Bei der folgenden Unterbrechung
dieses Stromkreises findet eine Entladung in der Funkenstrecke
statt, und damit die Entsendung eines elektrischen Impulses.
Bei jeder Betätigung des Magneten 10 werden daher soviele
Impulse abgegeben, als Kontaktfedempaare rings an der Peri-
pherie des Rades angebracht sind. Da die Scheibe mit gleich-
förmiger Geschwindigkeit umgeht, so sind die Zeichenabstände,
welche die verschiedenen Entladungen trennen, proportional den
Winkelabständen, in welche die Kontaktfedern verteilt sind.
Die Fig. 225 zeigt die Anordnung der Empfangsstation.
Die Schwingungen, welche von dem Luftdraht 28 aufgenommen
werden, beeinflussen den Fritter 29, wodurch in gewöhnlicher
Weise das Relais 30 betätigt wird. Der vom Relais geschlossene
Ortsstrom betätigt auch den Magnet der Entfritterungsvorrich-
tung 31, und den Magnet 32, dessen Windungen parallel mit
jenen des Elektromagneten 31 geschaltet sind. Die Empfangs-
vonichtung hat dieselbe Einrichtung wie die Sendevorrichtung,
80 daß bei der Ankunft eines jeden elektrischen Impulses eine
Feder innerhalb der Führung des Ringes 33 beeinflußt wird.
Eine Reihe von 5 von der Sendestation ankommenden Impulsen
bewegt 5 Federn in der Führung, deren Winkelabstand den von
einem Impuls zum anderen verflossenen Zeiten entspricht, da
auch die Umdrehungsgeschwindigkeit am Empfangsapparat eine
gleichförmige ist. Auch am Empfangsapparat werden vorzugs-
weise doppelte Kontaktfedern in gleicher Anzahl und in den
gleichen Abständen wie im Sendeapparat angewendet. Die Kon-
takte sind, unter sich in Reihe geschaltet, wie ,Fig. 225 zeigt, so
daß der Strom zu dem Morse-Apparat 35 nicht gelangen kann,
wenn nicht sämtliche Kontakte gleichzeitig geschlossen sind.
Letzteres kann jedoch nicht eintreten, wenn die Winkelabstände
zwischen den in der Führung angelegten Federn nicht gleich
den Winkelabständen der festen Kontakte sind. Ist diese Be-
dingung erfüllt, so wird der Morse-Apparat erregt und gibt ein
Zeichen, d. h. einen Punkt. Wenn die Abstände zwischen den
doppelten Federn in den beiden Apparaten nicht genau überein-
stimmen, so finden sich die beweglichen Federn in verschiedenen
Abständen voneinander wie die festen ; ein gleichzeitiger Kontakt
kann nicht stattfinden, der Morse-Apparat bleibt unbetätigt.
19»
L
292 9, Kapitel.
Der Antrieb des Absenders erfolgt durch einen kleinen Elek-
tromotor, dessen Geschwindigkeit durch einen Begnlator geregelt
werden kann. Die Scheibe mit den Stahlfedern macht 30 Um-
drehungen in der Minute, während die Zahl der Federn 400 beträgt.
Das Relais ist für eine rasche Aufnahme der Zeichen gebaut,
daher mit einem leichten unterteilten Anker ausgerüstet. Das
Relais spricht bei einem Strom von 0,1 Milliampere an.
Anders Bull führte seine Versuche mit einer einzigen
Sende- und Empfangsstation aus. Vermittelst 3 verschiedener
Kontaktgruppen für die Aufnahme konnte jedoch die Zeichen-
gabe an 3 verschiedene Morse-Empfänger vermittelst desselben
Gebers, welcher für 3 verschiedene Sendestromkreise eingerichtet
war, von welchen jeder auf einen der Empfänger abgestimmt
war, bewirkt werden. In den vom Urheber des Systems ver-
anstalteten Versuchen, betrug die Anzahl der Kontakte und der
jede Reihe bildenden Impulse drei. Doch war die Übertragungs-
entfernung sehr klein und gleichzeitige Übertragungen wurden
nicht versucht. Die erreichte Übertragungsgeschwindigkeit betrug
50 Buchstaben in der Minute. Doch zweifelt der Erfinder nicht,
diese Geschwindigkeit leicht erhöhen zu können. Das Haupt-
gewicht wird auf die vollkonmiene Ausschließlichkeit der Über-
tragung und auf die Möglichkeit, die Anordnung für die Nach-
richtenaufnahme vermittelst des Typendruckapparates Hughes
zu verwenden, gelegt.
Eine öffentliche erfolgreiche Vorführung des Systems fand
im Dezember 1902 am Polytechnikum in Christiania statt.
Die Ausschließlichkeit der Mitteilung zu sichern, gibt Anders
Bull noch zwei andere Verfahren an.
Das erste Verfahren besteht darin, daß die zwischen zwei
Impulsen derselben Reihe auftretenden Zeitzwischenräume hin-
reichend lang gewählt werden, um den Zeitraum zwischen zwei
aufeinanderfolgenden Reihen zu überbrücken, so daß letztere
sich übereinander lagern, und unter sich verketten. Das andere
Verfahren besteht in der gleichzeitigen Absendung abgestimmter
Zeichen und von Zeichen von verschiedener Periode. Dabei
würde die Übereinanderlagörung der beiden Zeichensysteme eine
fast ununterbrochene Reihe von tatsächlich unentzifferbaren
Punkten ergeben.
Abstimmungsverfahren Walter. — Das Verfahren
gleicht dem eben beschriebenen von Anders Bull. Auch in
diesem Verfahren besteht jedes Zeichen aus einer Reihe von
Impulsen, und aus der Entsendung getrennter Wellenzüge,
Abstimmung und Mehrfachverkehr. 293
welche sich in bestimmten, aber nicht gleichen Zeitintervallen
folgen.
Der Sendeapparat dieser Anordnung wird von einem be-
sonderen Taster betätigt, welcher den Stromkreis des Funken-
induktors schließt und zugleich eine Scheibe freigibt, welche in
rascher Umdrehung vermittelst unregelmäßig am Bande an-
gebrachter Vorsprünge kurze Stromschlüsse hervorbringt. Die
andere Station enthält im Stromkreis des Fritters eine ähnliche
Scheibe, welche durch den ersten von der Sendestation an-
kommenden Impuls freigegeben wird, und auf ihrem Bande
ähnliche Vorsprünge wie die Scheibe der Sendestation aufweist.
Da beide Scheiben mit gleicher Schnelligkeit sich drehen, so
wird jeder von der Sendestation ankommende Impuls vom
Empfänger aufgenommen, in dem die Welle, welche den Fritter
erregt, einen der Eontakte durchfließt.
Der Schreibapparat ist derart angeordnet, daß er nur auf
Impulse antwortet in einem Bhythmus, welcher der Zahl und
der Stellung der Eontakte auf den beiden synchron sich drehenden
Scheiben entspricht, infolgedessen Wellen von anderem Bhythmus
nicht aufgezeichnet werden.
Verwendung des Hughes-Apparats, — Auch die
Empfänger, welche unter der Verwendung des Typendruck-
apparats Hughes arbeiten, können als Empfänger mit mechanischer
Abstimmung betrachtet werden, insofern hierbei ebenfalls nötig
ist, daß Sendeapparat und Empfangsapparat die gleiche Um-
drehungsgeschwindigkeit aufweisen. Diese Geschwindigkeit kann
in verabredeten Zeitabständen beiderseits geändert werden, um
zu verhindern, daß von unbefugter Seite diese Geschwindigkeit aus-
geforscht und zum Auffangen der Nachrichten ausgenutzt werde.
Mehrfachyerkehr.
Eann die Abstimmung der Stationen bis zu dem Grade
erreicht werden, daß die empfangende Station nur auf Wellen
von der Schwingungszahl der sendenden Station anspricht, so
können auch mehrere Empfangsstationen, von welchen eine
jede auf eine andere Schwingungszahl der elektrischen Wellen
anspricht, von einer Sendestation, welche die den einzelnen
Empfangsstationen zugehörigen Schwingungszahlen kennt, durch
Abstinunung der eigenen Apparate so angerufen werden, daß
nur eine bestimmte dieser Stationen, auf welche die Abstimmung
erfolgt ist, die Nachricht erhält. Femer kann durch Änderung
294 9. Kapitel.
der Abstimmung die sendende Station nach einander die ver-
schiedenen Empfangsstationen einzeln aufrufen. Die Aufgabe
des Mehrfachverkehrs, d. h. des gleichzeitigen Verkehrs mehrerer
Stationen in jeder Richtung und in derselben Richtung, ist daher
mit der anderen Aufgabe der Abstimmung enge verbunden.
Bei allen Systemen der elektrischen WeUentelegraphie,
welche eine weite praktische Verwendung gefunden haben,,
wurde versucht, den Mehrfachverkehr zu erreichen, und heute
noch dauern die Bemühungen fort, die bezüglichen Verfahren
immer wirksamer zu gestalten. In der Tat ist leicht einzusehen,,
daß eine Station auch vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt au&
um so wertvoller ist, je größer die Zahl der Stationen ist, mit
welchen sie verkehren kann.
An erster Stelle möge das System des Mehrfachverkehrs
von Slaby-Arco erwähnt werden, da vermittelst desselben zuerst
erfolgreiche öffentliche Versuche gelangen.
Mehrfachverkehr Slaby-Arco. — Vermittelst der
abgestimmten Schaltungen Slaby-Arco wie sie auf S. 206 be-
schrieben sind, kann die Resonanz zwischen einer Empfangs^
^ ^ Station und mehreren Sende-
i Stationen erreicht werden. Da
in der Drahtleitung die elek-
trischen Schwingungen des En-
des des Luftdrahts mit gleicher
-. Stärke am Ende des Verlänge-
rungsdrahts (Fig. 184 c, S. 207
auftreten, ist es nach Slaby
nicht unerläßlich, daß die Ab-
schnitte CD und CE Fig. 226 gleich seien, sondern es genügt,,
daß die Gesamtlänge CD, CE gleich sei dem doppelten des
Sendedrahts ^J?, d. h. gleich der Hälfte der Wellenlänge. Das.
bedeutet nichts anderes, als daß im Falle der Ungleichheit von
CD und CE der Schwingungsknoten statt in C beispielsweise
in G auftritt.
Wenn daher in der Empfangsstation ein und derselbe
Empfangsdraht CD Fig. 227 mit Verlängerungsdrähten ver-
schiedener Länge CE CF CG, an deren Enden ein Fritter an-
gebracht ist, verbunden wird, so wird jede der letzteren in erster
Linie von einer bestimmten Wellenlänge erregt werden, und
zwar der Fritter in E von Wellen, welche doppelt so lang sind,,
als DC-j- CE der Fritter F von Wellen der doppelten Länge
von DC -\- CF usw. Bezeichnen die in der Fig. eingetragenen
A&'
'^^.ia^
I
Fig. 226.
I
Abstimmung und Mehrfachverkehr.
295
kn
Zahlen die Drahtlängen, so würden die Fritter EFG auf Wellen-
längen von 240, 200 und 160 m ansprechen. Werden diese
Wellenlängen von verschiedenen Stationen ausgesandt, so würde
der Empfangsapparat die verschiedenen Nachrichten
^ getrennt aufzeichnen und daher einen Mehrfach-
verkehr zulassen. Die Verlängerungsdrähte können
selbstverständlich durch gleichwertige Spulen ersetzt
werden, wie auch Multiplikatoren nach Fig. 226 D E
hinzugefügt werden können.
Die Ausladung des Schwingungsbauchs in EFG
hängt nur in geringem Maße davon ab, ob der Punkt C
mit Erde ver-
bunden ist oder
nicht. Es könn-
ten daher als
Empfangsdraht
bereits vorhan-
dene Luftleiter
wie Blitzableiter
verwendet werden, auch wenn sie nicht eine Länge von V*
der Wellenlänge aufweisen.
Mit einer Anordnung der beschriebenen Art führte Slaby
im Dezember 1900 den ersten öffentlichen Versuch des draht-
losen Mehrfachverkehrs aus, über welchen in Kapitel 10 weiteres
zu sagen ist.
Die Fig. 228 zeigt die von Slaby für diese Versuche an-
gewendete Schaltung. Der in der Mitte abgebildete Empfangs-
Fig. 227.
azt
tti
^ ^^:H^,
V»07
apparat enthält einen einzigen Luftdraht a,, a',, welcher einer-
seits mit dem Mittelpunkt der Selbstinduktion S und dem
Fritter/, anderseits mit der Selbstinduktion Ä' und dem Fritter/'
verbunden ist. Der Schwingungskreis a^ Sf ist mit dem Sende-
ßchwingungskreis a' und der Schwingungskreis a\8^f* mit dem
Sendeschwingungskreis a, abgestimmt, so daß der erstere nur die
296
9. Kapitel.
von a! ausgehenden, der zweite die von a, ausgehenden Nach-
richten erhält
In der Folge benutzten Slaby-Arco zur besseren Abstimmung
der Stationen, die auf S. 123 beschriebene Anordnung.
Mehrf achverkehr Marconi. — Auch das abgestimmte
System Marconi eignet sich zum Mehrfachverkehr. Die Fig. 229
zeigt die Schaltung einer Sendestation, welche mit 2 verschieden
abgestimmten Stationen verkehren kann. Anstatt erst im Augen-
bUcke der Nachrichtenübermittlung die Kapazität und Induktion
der Sendestation auf die Empfangsstation abzustimmen, verbindet
Marconi der größeren Bequemlichkeit und Sicherheit halber den-
yvv
&
oo
^^vn:
%
■o o
7/7-
^TT
Fig. 229.
selben Sendedraht A mit Schwingungskreisen von verschiedener
Kapazität und Induktanz nach Fig. 228, welche mit den Emp-
fangsschwingungskreisen der Stationen, mit welchen verkehrt
werden soll, abgestimmt sind. Die Übertragung zu den ver-
schiedenen Empfangsstationen kann auf diese Weise auch gleich-
zeitig stattfinden.
Marconi erreichte auch die mehrfache Übertragung zwischen
zwei bestimmten Stationen, d. h. die gleichzeitige Übertragung
mehrerer Nachrichten von ein und demselben Luftdraht, indem
er an dem Luftdraht der empfangenden Station dieselben In-
duktanzen wie am Luftdraht der mehrfach sendenden Station
anbrachte und jede mit einem Empfänger gleicher Schwingungs-
Abstimmung und Mehrfachverkehr.
297
l\/wl Un/n^i
zahl verband, wie Fig. 230 zeigt. Bei dieser Schaltung kann
jeder Sender in Verbindung mit einem einzigen Sendedraht gleich-
zeitig verschiedene Nachrichten abgeben, welch letztere eben-
falls gleichzeitig in der Empfangsstation von den entsprechend ab-
gestimmten Apparaten aufgenommen werden.
Im Jahre 1901 während der Versuche einfacher Übertragung
zwischen Biot und Calvi, von welchen im Kapitel 10 des weiteren
die Rede sein wird, wurden mit den eben beschriebenen Anord-
nungen, jedoch unter Anwendung drei verschiedener Wellen-
längen, von 300, 150 ^
und 70 m Länge, Ver-
suche des Mehrfach -
Verkehrs angestellt.
Bei der Verwendung
verschiedener Luft-
drähte gelang es zu
verhindern, daß die
mit der Schwingungs-
zahl 1 ausgeführten
Übertragungen von
dem auf die zweite
Schwingungszahl ab-
gestimmten Empfän-
ger und umgekehrt
aufgenommen wer-
den. Benutzte man jedoch zwei an denselben Luftdraht an-
geschlossene Empfänger, so wurden alle beide erregt, obwohl in
dem Stromkreis des einen Selbstinduktionen und Kapazitäten
eingeschaltet wurden. Bei den Versuchen der doppelten Über-
tragung nahm einer der Empfänger wohl eine der Nachrichten
auf, aber die verkehrte, oder er nahm beide auf oder keine. Die
Einführung der dritten Schwingungszahl verbesserte die Resul-
tate nicht, da der neue Empfänger, welcher die kürzesten Wellen
aufzeichnen sollte, überhaupt nicht ansprach.
Bessere Resultate ergaben die Versuche bezüglich des Mehr-
fachverkehrs, welche im Mai 1903 von dem Schiffsleutnant Villarey
der italienischen Marine zwischen der Station von Spezia und
der 5 km entfernten Station von Palmaria und der 70 km ent-
fernten Station von Livorno ausgeführt wurden. Die Sende-
apparate konnten Wellen von zwei verschiedenen Schwingungs-
zahlen aussenden. Der eine dieser Apparate A war auf Über-
tragungsentfemungen bis zu 150 km, der andere B auf Ent-
Fig. 230.
298 9. Kapitel.
fernungen bis zu 300 km berechnet. In dem zweitgenannten
Apparat betrug sowohl die Stärke der Energiewellen als die
Kapazität der Kondensatoren das Doppelte gegenüber dem ersten^
woraus auch eine größere Wellenlänge im Falle des zweiten
sich ergab.
Die beiden auf dieser Schwingungszahl abgestimmten, mit
einer einzigen Luftleitung verbundenen Apparate in Spezia
zeichneten gleichzeitig von Palmaria und von Livomo ausgehende
Nachrichten auf, nicht nur, wenn die Schwingungszahl der größeren
Tragweite von der entfernteren Station ausging, sondern auch,
wenn diese die schwächeren und die andere Station die stärkeren
Schwingungen entsandte.
Marconi erklärte bei seinem Aufenthalt in Rom 1904, daß
es ihm im November 1903 gelungen sei, gleichzeitig von einer
einzigen Station (Poole an der englischen Küste bei London)
5 verschiedene Telegramme an 5 verschiedene innerhalb eines
Radius von 20 bis 50 km gelegenen Stationen zu übermitteln.
Li der Sendestation waren hierbei 5 Apparate von verschiedener
Abstimmung, je mit einem eigenen Sendedraht verbunden. Von
den Telegrammen gelangte jedes ohne geringste Zeichenver-
mischung an seiner Bestimmungsstation an. Marconi fügte bei,
daß er im Augenblick über 50 wohl unterschiedene Abstimmungen
verfüge, vermittelst welcher er gleichzeitig und unabhängig an
25 Stationen Übertragungen ausführen könne.
Mehrfachverkehr Tommasi. — Ein von Tommasi
vorgeschlagenes Verfahren, bezweckt hauptsächlich die Geheim-
haltung der Nachrichten, im Fall dieselben vermittelst sehr
empfindlicher Empfänger aufgefangen werden könnten, d. h.
wenn die auffangende Station Fritter verwendet, welche auf alle
Schwingungsstärken, gleichgültig welche Schwingungszahl die
betreffenden Wellen zeigen, ansprechen.
Das Verfahren besteht darin, daß die Sendestation mit zwei
Oszillatoren ausgerüstet wird, von welchen der eine wirksamer
für die abgestimmte Übertragung auf größere Entfernung, der
andere weniger wirksam ist. Die Aufgabe des letzteren ist es,
unzusammenhängende Zeichen, welche sich denen für die größere
Entfernung bestimmten überlagern und für die benachbarte Gre-
gend die Zeichen der eigentlichen Nachrichten verwirren, zu
entsenden, wobei diese Zeichen jedoch infolge ihrer geringen
Intensität nicht imstande sind, auf den weiteren entfernten ab-
gestimmten Empfänger zu wirken.
Abstimmung und Mehrfachverkehr. 29^
Mit doppelten Oszillatoren von verschiedener Wirkungs-
kraft, d. h. verschiedener Funkenlänge, kann man daher beliebige
Verbindungen mit Stationen verschiedener Entfernung erreichen»
Das System gestattet jedoch keinen Schutz gegen Empfänger
jenseits der Zone, in welcher die Schwingungen des weniger
kräftigen Oszillators wahrnehmbar sind, welche Zone durch all-
mähliche Verringerung der Fritterempfindlichkeit eingeschränkt
werden kann.
Verfahren Jegou^ — Das Verfahren unterscheidet sich
von jenem von Tommasi insbesondere dadurch, daß es statt der
Veränderung der Tragweite durch Veränderung der Funkenlänge
zum gleichen Zwecke Unterschiede in der Luftdrahtlänge ver-
wendet.
In jeder Empfangsstation befinden sich zwei Luftdrähte,
ein langer und ein kurzer. Der erste hat genau die Länge,
welche zur Übertragung auf die größte beabsichtigte Entfernung
nötig ist. Die beiden Luftdrähte sind mit getrennten Strom-
kreisen verbunden, deren jeder einen Fritter, eine Batterie und
eine Spule enthält.
Diese beiden Spulen sind im entgegengesetzten Sinn auf
demselben Eisenkern aufgewickelt und bilden den Primärdraht
eines Transformators, dessen Sekundärdraht mit einem Relais
oder einem Stromanzeiger verbunden ist. Die von der entfern-
teren Station ankommenden Wellen beeinflussen nur die Primär-
spule, welche mit dem längerem Luftdraht in Verbindung stehen,
wodurch eine Aufzeichnung der Nachricht stattfindet. Bei der
Ankunft von Wellen aus einer benachbarteren Station werden
beide Spulen erregt, deren Wirkungen auf den Sekundärstromkreis
wieder sich aufheben. Will man indes mit einer benachbarteren
Station verkehren, so verwendet man in der Sendestation einen
Luftdraht von geringer Höhe, welcher derart reguliert ist, daß
die entsandten Wellen nur auf den höheren Luftdraht der
Empfangsstation wirken können.
Verfahren Magni. — Magni ist der Ansicht, daß die
Abstimmung der Stationen nicht hinreicht, um den Mehrfach-
verkehr zu erreichen, weil auch vollkommen abgestimmte Stationen
nicht nur auf Wellen, auf deren Schwingungszahl sie abgestimmt,
sondern auch auf Wellen ähnlicher Schwingungszahl antworten,
wie in der Akustik ein auf einem bestimmten Ton abgestimmter
Resonator auch auf etwas höhere oder etwas tiefere anspricht.
Magni schlägt daher vor, außer dem Prinzip der Resonanz auch
jenes der Literferenz der Wellen zu benutzen, nach welchem
300 9. Kapitel.
zwei Wellen von gleicher Periode, welche sich nach dem Durch-
gang durch verschieden lange Räume treffen, entweder je nach
dem Treffpunkt, zu einer Maximalwirkung (Schwingungszentrum)
verstärken, oder sich gegenseitig unter Bildung eines Schwingungs-
knotens aufheben. Damit ein Fritter betätigt wird, genügt es
daher bei solcher Anordnung nicht allein, daß er in einem mit
dem Sender abgestinmiten Stromkreis liegt, sondern er muß sich
auch an einem Schwingungsbauch der Welle befinden. Da
jedoch die Stellung der Schwingungsbäuche mit der Länge der
anlangenden Wellen sich ändert, so bleibt ein Fritter in einer
gegebenen Stellung gegenüber Wellen, auf die er nicht abgestinmit
ist, aus doppeltem Grunde unwirksam und scheidet unter allen
ankommenden Wellen nur die ihm entsprechenden aus.
Magni schlägt für sein Verfahren die Verwendung von je
zwei Luftdrähten in der Empfangs- und Sendestation vor.
In der Sendestation befinden sich die beiden Luftdrähte
in einer Entfernung von ^/^ Wellenlänge voneinander und
werden von Wellen durchflössen von gleicher Schwingungszahl,
Intensität und Phase. Die Wellen pflanzen sich nach allen
Richtungen fort, in der Ebene jedoch, welche die beiden Luft-
drähte enthält, vernichten sich die von den Luftdrähten an-
kommenden Wellen gegenseitig durch Interferenz, weshalb die
Wirkung in dieser Ebene Null ist, während ein Maximum der
Wirkung in der senkrecht auf der erwähnten Ebene stehenden
Linie stattfindet, welche in der Übertragungsrichtung gelegen
ist. Es ergibt sich hieraus ein weiteres Mittel, gerichtete Wellen
zu erhalten.
In der Empfangsstation sind die unteren Enden der beiden
Luftdrähte durch einen Draht verbunden, welcher sich rechts
und links ausstreckt, und zwei Verlängerungsdrähte bildet. Die
Länge der Luftdrähte, der Verlängerungsdrähte und des Ver-
bindungsdrahtes können derart gewählt werden, daß im Mittel-
punkt zwischen den beiden Luftdrähten die Wellen, auf welche
der Fritter abgestimmt ist, einen Schwingungsbauch bilden, und
die Wellen von nur wenig verschiedener Länge an dieser Stelle
einen Knoten bilden. Der Fritter wird an diesem Punkte an-
gebracht und daher nur von ihm zukommenden Wellen beein-
flußt.
Der gewünschte Erfolg tritt z. B. ein, wenn man den Luft-
drähten und Verlängerungsdrähten Längen von 74 Wellenlänge
und den beiden empfangenden Luftdrähten einen Abstand von
*/, Wellenlänge gibt.
Praktische Versuche und Anwendungen. 301
Magni machte private Versuche auf Entfernungen zwischen
3 und 3000 m, bei welchem eine zufriedenstellende Unabhänig-
keit der verschiedenen Paare von Stationen erreicht wurde.
Mehrfachverkeh-r Cohen-Oole. Für die Zwecke der
Mehrfachtelegraphie vermittelst elektrischer Wellen benutzen
Cohen-Cole eine Anordnung ähnlich jener, wie sie in gewissen
Systemen der Vielfachtelegraphie verwendet wird. Ein Bewe-
gungsmechanismuB verbindet verschiedene Sendeapparate nach-
einander in kurzen und gleichmäßigen Zeitabständen, mit dem
Sendedraht, während in der Empfangsstation ein gleicher synchron
laufender Bewegungsmechanismus eine gleiche Anzahl von Emp-
fangsapparaten zu gleicher Zeit und auf die gleiche Dauer mit
dem Empfangsdraht verbindet.
Eine andere Vorrichtung derart benutzt den Durchfluß von
Quecksilbertropfen längs einer geneigten isolierenden Eöhre zur
Stromentsendung. Die Tropfen stellen vorübergehende Kontakte
zwischen einem längs der Röhre angebrachten leitenden Streifen
und einer Reihe von Platinspitzen die mit den verschiedenen
telegraphischen Apparaten verbunden sind, her. Besondere Vor-
kehrungen dienen dazu, zwischen den Verteilern der beiden
Stationen einen vollkommenen Synchronismus aufrecht zu er-
halten, wodurch ein jeder Sendeapparat immer mit einem und
demselben Empfangsapparat in Verbindung gebracht wird. Folgen
die Stromschlüsse mit genügender Schnelligkeit aufeinander, so
arbeitet jeder Sender mit seinem entsprechenden Empfänger, wie
wenn zwischen beiden eine dauernde Verbindung bestünde.
10. Kapitel.
Praktische Versuche und Anwendungen.
In der bisherigen Beschreibung der verschiedenen Systeme
der drahtlosen Telegraphie haben wir hauptsächlich die von den
einzelnen Forschern an ihren Apparaten angebrachten mecha-
nischen Verbesserungen hervorgehoben. In der Beschreibung
der Versuche soll so viel als möglich die zeitliche Reihenfolge
festgehalten werden, um einen geschichtlichen Überblick über
den Werdegang dieses wunderbaren Erfolges des Menschen in
der Verwertung der Naturgesetze zu geben.
Welches war der erste Versuch der drahtlosen Telegraphie
vermittelst elektrischer Wellen?
d03 10. Kapitel.
Vor einiger Zeit wurde eine Nummer einer alten franzö-
sischen Zeitung, La Libertä, vom 26. April 1876 ausgegraben, in
welcher berichtet war, daß ein gewisser Loomis, ein amerika-
nischer Meteorolog, bei Versuchen im Felsengebirge vermittelst
Drachen, deren Schnüre einen leitenden Draht enthielten, auf
«ine Entfernung bis zu 16 km Zeichen ausgetauscht hatte. Die
Übertragung der Zeichen geschah vermittelst Morse -Apparate,
<loch wurde nichts Näheres über diese Versuche bekannt, so daß
«s zweifelhaft ist, ob es sich um eine wirkliche Übertragung ver-
mittelst elektrischer Wellen oder durch ein anderes elektrisches
Mittel handelte. Es bleibt wohl unentschieden, ob der Notiz
überhaupt eine tatsächliche Grundlage zuzusprechen ist.
Zweifellos auf elektrische Wellen sind dagegen die im
Jahre 1879 von Hughes, dem Erfinder des Typendrucktelegraphen
und des Mikrophons, angestellten Versuche zurückzuführen.
Obwohl diese Versuche in Gegenwart vieler Gelehrter stattfanden,
80 wurden sie doch erst vor einigen Jahren veröffentlicht zu einer
Zeit, da die drahtlose Telegraphie nach dem System Marconi sich
bereits lebhaft entwickelt hatte.
Hughes hatte beobachtet, daß ein mit einem Mikrophon
-ohne Batterie in einem Stromkreis eingeschaltetes Telephon Töne
von sich gab, wenn ein Funkeninduktor in einigen Metern Ent-
fernung betätigt wurde, und daß die Wirkung auf die Extraströme
zurückzuführen sei, welche bei jeder Unterbrechung des primären
Stromes und Funkeninduktors auftreten. Dieselbe Wirkung wurde
von den Entladungen einer Elektrisiermaschine hervorgebracht,
was Hughes sogleich elektrischen Wellen zuschrieb, welche von
den Entladungen hervorgebracht in der umgebenden Luft sich
fortpflanzten, Wellen, deren Existenz 8 Jahre später von Hertz
experimentell nachgewiesen wurde. Hughes konnte die Töne,
welche vermittelst seines Mikrophonkontaktes, der offenbar als
selbstentfrittender Fritter arbeitete, von den vom Funkeninduktor
ausgehenden Wellen hervorgebracht wurden, nicht nur in allen
in seiner Behausung möglichen Entfernungen, sondern auch von
einem Stockwerk zum andern und sogar auf Entfernungen von
ungefähr 500 m wahrnehmen, indem er die Straße, in welcher
seine Wohnung lag, mit dem Telephon am Ohr und dem Emp-
fänger in der Hand durchlief.
Da Hughes eine ihn befriedigende wissenschaftliche Er-
klärung über die wahre Natur der Erscheinung sich nicht zu
geben wußte, unterließ er die Veröffentlichung seiner Versuchs-
resultate, deren von ihm geahnte Erklärung in den späteren
Praktische Versuche und Anwendungen. 308
Versuchen von Hertz und Marconi ihre volle Bestätigung finden
sollte.
Abgesehen von diesen Versuchen von Hughes, welche eine
vereinzelte, der wissenschaftlichen Welt unbekannt gebliebene
Tatsache blieben, muß man, um den ersten Teil des gegen-
wärtigen Verfahrens der drahtlosen Telegraphie bloßzulegen, auf
die ersten Versuche von Hertz zurückgehen.
Zweifellos kann man behaupten, daß an dem Tage, an
welchem Hertz aus seinen Besonatoren die ersten Funken ohne
direkte Verbindung mit dem Oszillator hervorbrachte, die Grund-
lagen der drahtlosen Telegraphie gelegt waren, insofeme Hertz
selbst kurz darauf einen Versuch ausführte, dessen Gelingen, so
sehr es vorausgesehen war, den Forscher, wie er selbst angibt,
lebhaft erregte : Er brachte nämlich den Besonator und den
Oszillator in zwei verschiedenen aneinanderstoßenden Zimmern
an, schloß die Verbindungstüre und bemerkte, wie jedem Funken
im ersteren ein Funke in letzterem entsprach.
Vielleicht kannte Hertz den Gebrauch eines Morsetasters
nicht, aber der einfachste Telegraphist, welcher dem Versuche
beigewohnt hätte, wäre imstande gewesen, sofort eine Begrüßung
der großen Entdeckung in der Morsesprache vom Ort des Oszil-
lators zu jenem des Besonnators zu geben.
Doch Hertz hatte alles andere im Sinne als eine industrielle
Verwertung. Er mußte den wissenschaftlichen Gedanken, welcher
ihn zu der bedeutungsvollen Entdeckung geführt hatte, verfolgen,
d. h. experimentell die Gleichheit in dem Verhalten und der
Natur der elektrischen und der Lichtwellen nachweisen. Der
große Plan gelang und der Wissenschaft wurde ein weites Feld
in der Erforschung der Wahrheit, der Menschheit für die Er-
oberung des Baumes eröffnet.
Bighi und Marconi, um von anderen zu schweigen, betraten
das Feld, ein jeder von eigenen Ideen erfüllt, mit gleichem
Buhme. Und wenn die Erfolge des ersten weniger Widerhall
gefunden als die des zweiten^ so liegt das nur daran, daß die
Erforscher der Wahrheit stets eine geringere Schar der Bewun-
derer um sich sehen als die Förderer der praktischen Anwendungen
der Ergebnisse der Wissenschaft.
Die von Hertz benutzten Wellen hatten das Zehnmillionen-
fache der Wellenlänge des Lichtes. Es fehlte ihnen die Ge-
schmeidigkeit sozusagen, welche den Lichtwellen gestattet, die
zartesten optischen Erscheinungen hervorzubringen. Unter den
Händen Bighis wurden die elektrischen Wellen kleiner und
304 10. Kapitel.
kleiner, bis sie in Apparaten von nicht viel größeren Abmessungen,
als bei den gewöhnlichen optischen Versuchen verwendet werden,
alle die mannigfachen Eigenschaften zeigten, die vermittelst
unseres Auges bei den verwickeltsten optischen Erscheinungen
wahrgenommen werden. Mit Becht kann man daher mit Righi
nach seinen glänzenden Leistungen von einer Optik der elek-
trischen Schwingungen sprechen. Bighis Freund Marconi wohnte
einer Reihe von Versuchen in des ersteren Laboratorium bei,
wo er wahrscheinlich im Anblick der Leichtigkeit, mit welcher
die Bighischen Resonatoren auf die Entfernung auf die elek-
trischen Schwingungen des Oszillators wie in dem oben erwähnten
Versuch von Hertz ansprachen, den Plan faßte, vermittelst der
elektrischen Wellen die Aufgabe der drahtlosen Telegraphie
zu lösen. Marconi war übrigens schon seit seiner Kindheit oft
nach England gekommen, wo man mit so großem Eifer das
Problem studierte und wo man bereits zu einer teilweisen
Lösung durch die drahtlose Verbindung vermittelst Induktion
zwischen Lavernock Point und dem Leuchtturm von Fiat Holni
auf eine Entfernung von 5 km gekommen war.
Das Feld war bereit für die große Entdeckung.
Schon seit zwei Jahren hatte Lodge 1894 berichtet, daß sein
Fritter so empfindlich gegen elektrische Wellen sei, daß er solche
auf eine Entfernung von ungefähr 800 m anzuzeigen imstande
sei, und seit einem Jahre hatte Popoff den Fritter zur Aufnahme
der elektrischen Wellen eines Hertzschen Oszillators auf eine
Entfernung von 5 km vermittelst des auf S. 67 beschriebenen
Apparats angewendet. Letzterer enthielt bereits alle für den
Empfangsapparat der drahtlosen Telegraphie erforderlichen Be-
standteile, d. h. einen Empfangsdraht, einen Fritter, Drossel-
spulen, ein Beiais, eine Entfrittungs Vorrichtung und ein Schreib-
werk. Es fehlte nur noch der Mann, welcher der vollkommenen
Lösung eine mächtige Geisteskraft und eine staunenswerte Tat-
kraft leihen konnte und wollte. Dieser Mann war Marconi.
Die ersten Versuche machte Marconi in seiner eigenen
Villa bei Bologna mit Apparaten, welche er sich durch die
Unterstützung seiner Familie verschaffen konnte. Über diese
Versuche ist wenig oder nichts bekannt geworden. Sie mußten
den Weg seiner Vorläufer wiederholen. In der Tat sein erstes
Patent (engl. Patent Nr. 12039 vom 2. Juni 1896) zeigte als
Sender den Bighischen Oszillator mit drei Funken und einem
Empfänger nach der Anordnung von Popoff. (Siehe S. 67.)
Die von ihm nach und nach eingeführten Abänderungen, unter
]
Praktische Versuche und Anwendungen. 305
welchen die wichtigste die Einführung des Luftdrahts bei der
Sendestation, welcher in der Anordnung von Popoff nur in der
Empfangsstation vorhanden war, wurden bereits eingehend be-
schrieben, ebenso wie die von anderen Forschem angebrachten
Verbesserungen. Es erübrigt nur die Schluübemerkung, daß durch
die wichtigsten der in der Folge ausgeführten Versuche die
Übertragungsgrenze für drahtlose Telegraphie von einigen Kilo-
metern auf die ungeheure Entfernung von 4000 km hinaus-
gerückt wurde.
Marconis Yersuche in London und im Kanal yon
Bristol im Jahre 1896.
Nach den in Bologna angestellten Versuchen, bei welchen
eine Übertragungsentfemung von 2400 m erreicht wurde, begab
sich Marconi im Juli 1896 nach England, wo er dem Chef der
englischen Telegraphen, W. Preece, sein System erklärte. Letzterer
leitete schon seit mehreren Jahren die Untersuchungen und
Versuche drahtloser Telegraphie zwischen der Küste und den
Ijeuchttürmen vermittelst der Induktion zwischen geschlossenen
Leitern (siehe S. 24 u. ff), Preece nahm den jungen Erfinder freund-
lich auf und machte mit ihm in London selbst im .Jahre 1896 die
ersten Versuche von den Räumhchkeiten des Postoffice mit
einer 100 m entfernten Station und später mit Salisbury Hain
auf eine Entfernung von 6,4 km.
Preece berichtete in einer wissenschaftlichen Versammlung
in London von diesen Ereignissen, welche bei der primitiven
Ausführung der von Marconi selbst gebauten Apparate eine be-
deutende Zukunft der Sache versprachen. In seinem Vortrag legte
Preece auch die Apparate selbst vor, ließ jedoch nur zwei Käst-
chen sehen, mit der Erklärung, die Einzelheiten der Apparate
nicht zeigen zu können. Er führte jedoch an, daß ein Funken-
induktor von 25 cm Funkenlänge in Verbindung mit einem
Lodgeschen Erreger und einem parabolischen Reflektor verwendet
werde.
Sender und Empfänger waren, so viel man damals erfuhr,
vom Typus der Fig. 137 und 138. S. 172 und 173.
Die Nachricht verbreitete sich schnell und bevor nur Mar-
coni die Konstruktion seines Apparates veröffentlichte, wieder-
holten verschiedene Forscher, gestützt auf das, was über die Er-
zeugung und Aufnahme elektrischer Wellen schon bekannt war,
unmittelbar die Versuche der drahtlosen Telegraphie mit Appa-
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 20
306 10. Kapitel.
raten, welche sich später als ähnlich denen, die Marconi benutzt
hatte, herausstellten.
Unter diesen Forschern seien erwähnt: Lodge, welcher im
September die Mitglieder der Abteilung A der British Association
einlud in seinem Laboratorium Versuchen beizuwohnen, welche
ähnliche Ergebnisse wie die von Marconi erreichten zeitigten,
mit einem Apparat, welchen sein Assistent aufgestellt hatte ;
Ascoli, welcher im April 1897 in Rom einen Vortrag über den-
selben Gegenstand hielt, wobei er die Möglichkeit der Telegra-
phie mit elektrischen Wellen nachwies ; Tissot, welcher in Frank-
reich einen Tag nach der Nachricht von den Versuchen Marconis
dieselben Versuche ausführte.
Im Mai 1897 wurden vergleichende Versuche mit dem
System von Preece, welches im Kanal von Bristol in der Nähe
von Cardiff, zwischen Lavemock-Point und der Leuchtturminsel
Fiat-Holm, auf eine Entfernung von ungefähr 5,3 km von der
Küste, und zwischen Lavernock-Point und Brean Down, auf der
anderen Seite des Kanals in gerader Linie mit den beiden ersten
Stationen und ungefähr 8,f) km von Fiat-Holm und ca. 14 km von
Lavemock-Point entfernt, versuchsweise verwendet war, angestellt.
Bei diesen Versuchen wurden die Apparate der Fig. 140 und 141,
S. 175 und 176, in welchen die Reflektoren durch Luftdrähte an
27 m hohen Masten mit plattenförmigen Endkapazitäten ersetzt
waren, verwendet. Die benutzten Wellen sollen 120 cm Länge
und eine Frequenz von 250 Millionen pro Sekunde gehabt haben.
Fiat-Holm war die Sendestation, in welcher ein Funkeninduktor
von 50 cm Funkenlänge, der von einer Batterie von 8 Akkumu-
latoren gespeist wurde, benützt wurde.
Am 11. Mai 1897 begannen nach einem Versuche mit der
Methode von Preece die Übertragungs versuche zwischen Fiat-
Holm und Lavernock mit dem System Marconi, welches zu ar-
beiten begann, nachdem die Länge der Luftdrähte auf 25 m ge-
bracht war. Nach einer weiteren Verlängerung der Luftdrähte
gelang die Übertragung mit vollem Erfolg. Am 14. Mai wurden
auch die Verbindungen zwischen Lavernock und Brean-Down
hergestellt und die Versuche fortgesetzt.
Diese Versuche zeigten nicht nur die Anwendbarkeit des
Systems überhaupt, sondern auch den Einfluß, welchen die Höhe
der Luftdrähte auf die erreichbare Übertragungsentfemung hat.
Auf Grund dieser Versuche formulierte Marconi das S. 98 ange-
führte Gesetz, welches die Höhe der Luftdrähte mit der Über-
tragungsentfernung verbindet. Bei dem Bericht über diese Ver-
Praktische Versuche uini Anwendungen. 307
suche vor der Royal - Institution am 4. Juni 1897 bemerkte
Preece die auffallende Tatsache, daß Hügel und andere schein-
bare Hindemisse die Übertragung nicht unmöglich machen, wahr-
scheinlich weil die Kraftlinien diese Hindemisse meiden ; ferner
daß das Wetter keinen Einfluß auf die Regelmäßigkeit der Über-
tragung habe, welche gleich gut während des Nebels, des Regens,
des Schneegestöbers und des Windes sich vollziehe.
Inzwischen hatte Marconi seine eigene Erfindung paten-
tieren lassen und im August 1897 bildete sich eine Aktiengesell-
schaft mit 2 500 000 Francs Kapital unter dem Namen Wireless
Telegraph and Signal Co. zur Verwertung der Patente.
Versuche Ton Marconi in Rom und in Spezia im
Juli 1897.
Im Juni 1897 kam Marconi nach Rom und führte auf die
Veranlassung des Marineministeriums Versuche zwischen zwei
Stockwerken mit einem Leiter von 3 m Höhe aus, infolge deren
er von dem Marineminister Brin eingeladen wurde, vor einer
besonderen aus Offizieren der kgl. Marine zusammengesetzten
Kommission neue Versuche vorzuführen. Als Schauplatz der
letzteren wurde der Golf von Spezia gewählt. Die Versuche
fanden vom 11. bis 18. Juni statt.
Die verwendeten Sende- und Empfangsapparate waren die
selben, wie sie in den Versuchen auf dem Bristolkanal benutzt
wurden, d. h. die Luftleitungen trugen an ihrem oberen Ende
noch Metallplatten (Fig. 140 und 141). Dagegen wurde ein
schwächerer Funkeninduktor von nur 25 cm Funkenlänge an-
gewendet.
Der Sendeapparat befand sich während des ganzen Verlaufs
der Versuche in dem elektrischen Laboratorium von S. Barto-
lomeo und war ursprünglich mit einem Sendedraht von 25 m,
dann von 30 m verbunden, welcher oben an einer Metallplatte
von 40 cm im Quadrat anschloß.
In den ersten drei Tagen, am 11., 12. und 31. Juli, wurden
Versuche über Land angestellt, bei welchen eine vorzügliche Ver-
ständigung bis auf 3,6 km erzielt wurde. Am 14. Juli wurde der
Empfänger auf einem Schleppdampfer mit einem Mast von 16 m
Höhe, welcher einen ebensolangen Luftdraht mit einer Platte
von 40 cm Seitenlänge am oberen Ende trug, eingebaut.
20*
308 10. Kapitel.
Die Sendestation sollte folgendermaßen verfahren:
10 Minuten nach Abfahrt des Schleppdampfers sollten
15 Minuten lang Punkte und Striche in einem Zeitabstand von
10 Sekunden abgegeben werden. Dann sollte ein Satz übermittelt
werden, unter Beibehaltung eines Zeitabstandes von 10 Sekunden
zwischen den einzelnen Zeichen. Hierauf sollte die Zeichen*
gebung auf 5 Minuten unterbrochen und hierauf in Abständen
von 5 Minuten wiederholt werden bei einem Abstand von 10 Se-
kunden zwischen den einzelnen Zeichen.
Nach der Abfahrt des Dampfers aus dem Hafen von St. Barto-
lomeo erschienen am Empfangsapparat einige Zeichen, bevor
noch die Zeich engebung von der Landstation aus begonnen
hatte, eine Erscheinung, welche offenbar in äußeren Gründen
ihre Ursache hatte. Bei der Fortsetzung der Fahrt liefen weitere
Zeichen ein, jedoch nicht in der Reihenfolge und in den Zeit-
abständen wie vereinbart war, sondern viel häufiger.
In der Feme bemerkte man Wetterleuchten und der Himmel
war von Gewitterwolken bedeckt, woraus zu schließen ist, daß
die von der Sendestation abgegebenen Zeichen mit Wirkungen,
welche durch die atmosphärische Elektrizität hervorgebracht
wurden, sich vermischten, ein Vorgang, welcher die Schrift auf
dem Papierstreifen des Morseapparates unleserlich machte.
Als die Versuche wieder aufgenommen wurden, nachdem
sich die Gewitterwolken verstreut hatten, ergab sich eine voll-
kommen deutliche Übertragung an dem verankerten Dampfer
bis zu einer Entfernung von 5500 m.
Der Dampfer setzte nun die Fahrt fort, bis sich zwischen
ihm und der Station St. Bartolomeo die Landspitze delle Castagne
eingeschoben hatte, um festzustellen, welchen Einfluß dieses
Hindernis auf die Zeichenübertragung ausüben würde. Die
Zeichen verschwanden in dem Augenblick, in welchem die
Landspitze zwischen Dampfer und Sendestation trat, und er-
schienen wieder, sobald das Hindernis wieder aus der Richtung trat.
Auf der Rückfahrt blieb die Zeichengebung klar und
deutlich.
Am 17. Juli fanden Proben zwischen derselben Station in
St. Bartolomeo und dem Panzerschiff St. Martine, welches in einer
Entfernung von 3200 m von der Sendestation ankerte, statt. Hier-
bei wurde der Sendedraht auf 34 m erhöht, während auf dem Panzer-
schiff der Empfangsdraht anfangs 18, später 28 m Länge aufwies.
Die Übertragung gelang vollkommen, gleichgültig an welcher
Stelle des Schiffes Fritter und Schreibwerk sich befanden, selbst
Praktische Versuche und Anwendungen. 309
wenn letztere gegen die Sendestation geschirmt und von metal-
lischen Massen auf Deck umgeben oder unterhalb der Wasser-
linie angebracht waren.
Am folgenden Tag wurden Versuche mit dem in Fahrt
begriffenen St. Martino angestellt, wobei, eine vollkommen ge-
lungene Übertragung bis auf eine größte Entfernung von 16300 m
erreicht wurde. Das Zwischen treten der Insel Palmaria jedoch
unterbrach die Zeichenübermittlung völlig, auch wenn die Ent-
fernung zwischen San Bartolomeo und dem Schiff kaum die
Hälfte betrug, und das Schiff nicht hinter der Insel sondern
ein paar Kilometer von letzterer entfernt war.
Bei diesen Versuchen zeigte sich, daß die Mäste des Schiffes,
das Tauwerk, die Kamine, die Kommandobrücken etc., welche
zwischen dem Empfangsdraht und der Sendestation sich ein-
schoben, die nutzbare Übertragungsentfemung auf 6500 m ver-
ringern.
Diese Entfernung war sowohl bei dem Schleppdampfer als
wie bei dem Panzerschiff kleiner auf der Rückfahrt als wie auf
der Hinfahrt Diese Beobachtung ist zum Teil auf die zwischen
Luftdraht und Sendestation liegenden Masten, zum Teil aber
auch auf die veränderte gegenseitige Lage der beiden Drähte
zurückzuführen, infolgedessen sie sich auf der Hinfahrt mehr
dem Parallelismus näherten als auf der Rückfahrt.
Versuche mit anderen Systemen.
Versuchevon Lodge und Muirhead. — Während
Marconi seine Anordnung auf Grund seiner Versuchsergebnisse
zu verbessern suchte, bemühten sich Lodge und Muirhead auf
theoretischem Wege die Bedingungen festzustellen, welche zu
weiteren Fortschritten führen konnten. Unter letzteren ist in
erster Linie die Einführung des Prinzips der Resonanz zu
erwähnen. Wir haben gesehen, daß Lodge und Muirhead (siehe
S. 190 u. ff.) die Resonanz zwischen Sende- und Empfangsapparat
durch die Einführung geeigneter Selbstinduktionen und Kapazitäten
in den beiden Stromkreisen und durch die Trennung des Fritter-
stromkreises vom Empfangsdraht ermöglichten. Wenn unter dem
Gesichtspunkte der Theorie die Apparate des ersten Systems
Lodge-Muirhead von großer Wichtigkeit sind, irisoferne sie die
Keime der gegenwärtig fortgeschrittensten Systeme der elektrischen
Wellentelegraphie enthalten, so ist damit nicht gesagt, daß mit
dem -System Versuche im großen Maßstab angestellt worden wären.
310 10. Kapitel.
Versuche von Slaby in Deutschland, im Sep-
tember und Oktober 1897. Slabys Versuche begannen, wie
erwähnt, unmittelbar nach seiner Rückkehr aus England wo er
einigen Versuchen Marconis im Kanal von Bristol (siehe S. 306)
beigewohnt hatte. Die verwendeten Apparate glichen jenen
Marconis.
Nach einigen gelungenen Versuchen in Charlottenburg,
wobei es sich um Übertragung in benachbarte Stationen handelte,
wurden die Versuche in größerem Maßstab in den kaiserlichen
Gärten von Potsdam wiederholt. Die Sendestation wurde
unter dem Säulengang der ELirche von Sakrow, aufgestellt, und
zwar mit einem Metalldraht an einer von der Plattform des
Turmes in einer Höhe von 23 m herausragenden Stange verbunden.
Die Empfangsstation wurde in der Nfthe der Brücke von Glienicke
über die Havel in einer Entfernung von 16 km von der Kirche
von Sakrow eingerichtet und war mit einem Luftdraht von 26 m,
welcher durch einen senkrechten Mast getragen wurde, ausge-
rüstet. Der Luftdraht entbehrte die bisher von Marconi verwen-
deten, später auch von ihm verlassenen Platten am oberen Ende.
Die Übertragungen gelangen in der Kegel vollkommen, mit
Ausnahme, wenn der Sendedraht hinter Bäumen oder in deren
Nähe gebracht wurde, da nach der damaligen Meinung Slabys
die Stationen im beiderseitigen Gesichtsfelde liegen müssen, und
schon die Segel eines Bootes oder der Bauch eines Dampfschiffes
zwischen den beiden Drähten genügt, die Zeichengebung zu
unterbrechen.
Ln Oktober 1897 veranstaltete Slaby Übertragungsversuche
im freien Gelände zwischen dem Polygon von Schöneberg bei
Berlin und der Militärstation von Raugsdorf in einer Ent-
fernung von 21 km, wobei letztere als Empfangsstation diente.
Als Luftdrähte wurden Kupferdrähte von 300 m Länge, welche
von Fesselballons in die Höhe gehalten wurden, aber von den
Bleikabeln zum Festhalten der Ballons isoliert waren, angewendet.
Bei gutem Wetter wurde gute Verständigung erzielt, während
bei schlechtem Wetter die Versuche infolge der elektrischen
Störungen in der Atmosphäre nicht ohne Gefahr für die
Beobachter blieben. Man bemerkte dabei, daß die gewöhnlichen
in der Telegraphie verwendeten Blitzschutzvorrichtungen auch
im Fall der drahtlosen Telegraphie gegen die Gefahren der
elektrischen Entladungen gute Dienste leisten können.
Diese Versuche zeigten zum erstenmal die Möglichkeit, mit
elektrischen Wellen auch über Land auf große Entfernungen
Praktische Versuche und Anwendungen. 311
zu telegraphieren. In der Tat wurde im freien Gelände eine
Verständigung auf 21 km erreicht, während die größte bisher
erzielte Entfernung in den Versuchen von Spezia über das freie
Meer bei 16,3 km beobachtet worden war.
Die Wirkung der Wellen auf dem Fritter war in diesen
Versuchen derart, daß nach Slaby an Stelle des Dralits von 300 m
ein solcher von 100 m ausreichend gewesen wäre.
Versuche der Jahre 1898 und 1899.
Versuche Marco nis im Jahre 1898. Die Versuche
Marconis im Jahre 1898 bezweckten in erster Linie die Anwend-
barkeit des Systems im Dauerbetrieb unter den verschiedensten
atmosphärischen Bedingungen und unter allen Umständen,
welche auftreten können, festzustellen. Die verwendeten Apparate
waren im wesentlichen dieselben, wie sie in den Versuchen
von Spezia gebraucht worden waren, mit dem Unterschiede,
daß die Verwendung der Kapazitäten am oberen Ende der Luft-
drahte aufgegeben wurde, und daß der Oszillator Righi mit vier
Kugeln durch einen Oszillator mit zwei Kugeln in der Luft von
2,5 cm Durchmesser und 1 cm Abstand ersetzt wurde, während
der Funkeninduktor 7,5 cm Funkenlänge aufwies.
Im Anfang des Jahres wurden zwei Versuchsstationen
zwischen Alun Bay bei S. Catherine auf der Lisel Wight und
Boumemont, in einem Abstand von ca. 23 km errichtet. Dieser
Abstand vergrößerte sich später auf 29 km, indem die Station
von Bournemont nach Poole in Hampshire verlegt wurde
Man begann mit Luftdrähten von 36 m Höhe, welche jedoch
nach und nach mit der fortschreitenden Vervollkommnung der
Apparate auf 24 m verkürzt wurden.
Während der 14 Monate ununterbrochener Versuche zwischen
den erwähnten Stationen und zwischen der Station auf Wight
und einem Dampfer mit einem Mast von 18 m Höhe wurde die
Zeichengebung bis auf Entfernungen von 23 km erreicht, wobei
festgestellt wurde, daß schlechtes Wetter und der elektrische
Zustand der Atmosphäre den Betrieb einer derartigen Station
nicht unterbrechen oder ernstiich stören kann. Dabei wurden
im Mittel 1000 Worte im Tag in den beiden Richtungen über-
tragen. Während des Juli desselben Jahres richtete die Wireless
Company unter persönlicher Leitung Marconis einen neuartigen
Nachrichtendienst ein, welcher ein weites Echo in der Tages-
presse erweckte. Es handelte sich dabei, von hoher See aus
312 10. Kapitel.
dem Daily Express in Dublin die Vorgänge einer Begatta bei
Eingstown mitzuteilen. Die drahtlosen Depeschen wurden von
dem Dampfer Flying Huntress, welcher der Begatta folgte, einer
Landstation mit 33 m hohem Sendedraht zugeführt, von wo sie
nach Dublin telephoniert wurden, um in der Abendausgabe des
Blattes zu erscheinen. Die Sendeapparate waren auf dem Dampfer
in der Kapitänskajüte untergebracht und standen mit einem
Sendedraht von 22,5 m Höhe in Verbindung.
Auf diese Weise wurden die gegenseitigen Stellungen der
verschiedenen Yachten bis auf eine Entfernung von 16 km von
der Landstation während der Begatta telegraphisch mitgeteilt
und viel früher veröffentlicht, als die Yachten zum Hafen zu-
rückgekehrt waren.
Während der Dauer dieses Nachrichtendienstes wurden
700 Depeschen vom Dampfer zur Landstation gegeben.
Bei den Versuchen mit größeren Entfernungen zeigte es
sich, daß mit einem Luftdraht von 24 m an Bord und von 36 m
in der Landstation eine Verständigung auf ca. 40 km möglich
blieb, eine Entfernung, in welcher die Erdkrümmung bereits einen
erheblichen Betrag erreicht.
Unter den von der Wireless - Company in diesem Jahr
ausgeführten Übertragungen ist noch die zwischen der königlichen
Yacht Osbome, auf welcher sich der Prinz von Wales befand,
und Osbome House, der Besidenz der Königin, bemerkenswert.
Der Nachrichtenaustausch fand nicht nur statt, während die
Yacht in Cowes Bay ungefähr 3 km von Osborne House, das
infolge der zwischenliegenden Hügel von East Cowes nicht sichtbar
war, vor Anker lag, sondern auch während der verschiedenen
Fahrten des Prinzen.
Bei diesen Versuchen wurden Übertragungsentfernungen
von 13,6 km erreicht, trotz der Hügel von 50 m Höhe, welche
sich zwischen den beiden Luftdrähten befanden. Der Luftdraht
auf der Yacht reichte auf 25 m Höhe über die Brücke, der im
Schloß verwendete erreichte eine Höhe von 31 m. Die mittlere
Übertragungsgeschwindigkeit betrug 15 Worte in der Minute.
Verbesserungen an den Apparaten. — Während
bei diesen und anderen Versuchen die Marconi'-GeseUschaft die
Einzelheiten ihrer Apparate auf Crund der Versuchsergebnisse
verbesserte, wurde das Problem der Zeichenübertragung ver-
mittelst elektrischer Wellen von einer Eeihe von Gelehrten wie
Lodge , Braun , Slaby etc. untersucht, und wurden dabei die
Grundsätze der Theorie der Resonanz, wie sie der Wissenschaft
Praktische Versuche and Anwendungen. 313
für die akustischen Anwendungen bereits bekannt waren, auch
auf die elektrische Resonanz angewendet
Marconi hatte insbesondere die Vervollkommnung des
Empfängers im Auge. Im Juni 1898 suchte er ein Patent auf
den Fig. 148, S. 181 dargestellten Empfangsapparat nach, ohne
die Stange A\ in welchem der Empfangsdraht vom Fritter ge-
trennt ist und auf letzteren durch Induktion wirkt, während
zugleich die Schwingungszahl des Fritterstromkreises regulierbar
gemacht ist. Inzwischen hatte man jedoch insbesondere durch
die Arbeiten von Braun die Notwendigkeit erkannt, den Sende-
stromkreis zweckmäßig umzugestalten, hauptsächlich in der Rich-
tung einer Verminderung der allzuraschen Dämpfung der Schwin-
gungen, weshalb Marconi im Sommer 1898 den ersten Versuch
mit der im Oktober desselben Jahres patentierten Anordnung
des Sendeapparates nach Fig. 150, S. 183, mit geschlossenem
Erregerstromkreis machte, der durch Induktion auf denSendedraht
gleicher Periode wirkt. Das Prinzip der Resonanz, wie es auf
diesen Sendeapparat angewendet ist, kehrte in der Folge auch
in den Apparaten wieder, welche Marconi im Jahre 1900 paten-
tieren ließ.
Versuche Marconis im Ärmelkanal (März und
Juni des Jahres 1899). — Um den Franzosen die Anwendbarkeit
ihres Systems klar zu machen, wünschte die Marconi-Gesellschaft
eine Verbindung zwischen Frankreich und England über den
Ärmel -Kanal einzurichten. Die Wahl der Stationen fiel auf
Wimereux an der französischen Küste, 5 km nördlich von
Boulogne und das Elektrizitätswerk des Leuchtturms South-
Foreland, 6 km östlich von Dover auf der anderen Seite des
Kanals.
Marconi wählte diese Stationen an Stelle von Calais und
Dover, weil ihr Abstand 46 km betrug, während die Entfernung
zwischen Calais und Dover sich nur auf 32 km beläuft, daher
nur wenig die Entfernung der Stationen von Poole und Alunbay
übertrifft.
Die Marconi-Gesellschaft erhielt die Ermächtigung zur Er-
richtung der Stationen im Februar 1899 unter folgenden Be-
dingungen. Eine französische Kommission sollte sämtlichen
Versuchen beiwohnen, und die französische Station sollte nach
Beendigung der Versuche wieder beseitigt werden.
Die Luftdrähte waren von beiden Stationen aus sichtbar
und hatten im Anfang eine Höhe von 45 m, welche später auf
37 m heruntergesetzt wurde.
814 10. Kapitel.
Die Luftdrähte waren vermittelst eines zweiten Leiters, der
neben den ersten geschaltet wurde, verdoppelt
Außerdem war östlich von South-Foreland in einer Ent-
fernung von 19 km eine dritte Station eingerichtet, welche einige
Monate vorher an Bord des Leuchtschiffes E. S. Goodwin ein-
gebaut war und zum regelmäßigen Nachrichtendienst zwischen
diesem Schiff und der Küste diente. Der Luftdraht des Goodwin
war 24 m lang, das Schiff, die Masten und das Seilwerk be-
standen völlig aus Eisen.
Die Empfangsapparate zeigten die Anordnung nach Fig. 145
und 146, S. 178 und 179, während die Sendeapparate keine
wesentlichen Änderungen seit den Versuchen von Spezia er-
fahren hatten, daher die Schaltung der Fig. 143, S. 177, aufwiesen.
Während der Versuche wurden femer provisorische Li-
stallationen an Bord des Aviso Ibis und des Transportschiffs
Vienne eingebaut, die erste mit einem Luftdraht von 22 m,
die zweite mit einem Luftdraht von 31 m. Die erzielten Ergeb-
nisse waren die folgenden:
Die Verständigung zwischen South-Foreland, Wimereux
und dem Goodwin und umgekehrt war bei jedem Wetter, Nebel,
Wind, Regen und Sturm sehr zufriedenstellend.
Die Verbindungen zwischen den beweglichen Stationen des
Ibis und der Vienne und den drei festen Stationen gelangen
ebenfalls vortrefflich, gleichgültig ob die Schiffe in Ruhe oder
in der Fahrt waren. Die größten erreichten Entfernungen waren
zwischen Ibis und Goodwin 20 km, zwischen Ibis und South-
Foreland 25 — 30 km, zwischen der Vienne und South-Foreland
und der Vienne 52 km. Der Grund, warum in den beiden letzten
Fällen die Übertragungsentfernung in der einen Richtung größer
ausfiel als wie in der anderen, bestand nach Marconi darin, daß
der Empfänger der Vienne auf die höchste Empfindlichkeit
eingestellt war, während der Empfänger von South-Foreland
nur zum Verkehr mit Wimereux auf eine Entfernung von 46 km
einreguliert war und daher für wesentlich höhere Entfernungen
nicht genügte.
Außer diesen Versuchen der einfachen Nachrichtenüber-
mittlung im offenen Meere wurden auch solche mit zwischen-
liegenden Hindernissen veranstaltet. So wurde der Ibis in der
Nähe der roten Boje östlich vom Cap Gris-Nez, 19 km von
Wimereux postiert, wobei es möglich war, zwischen den beiden
Stationen Nachrichten auszutauschen, obwohl das Massiv des
Cap Gris - Nez mit einer Höhe von ca. 100 m dazwischen trat.
Praktische Versuche und Anwendungen. 315
In gleicher Weise konnte auch die im Hafen von Boulogne
vor Anker liegende Vienne mit Wimereux auf eine Entfernung
von 5 km mit Luftdrähten von 12 bzw. 37 m verkehren, trotzdem
das Massiv der Cräche von 75 m ungefähr und sämtliche elek-
trische Anlagen des Hafens von Boulogne sich zwischenschoben.
Es wurden auch Versuche des Mehrfachverkehrs mit ab-
gestimmten Apparaten beabsichtigt, die jedoch infolge Erkrankung
Marconis nicht stattfanden.
Im September des Jahres 1899 wurden gelegentlich der
Kongresse der British Association in Dover und der Association
Fran^aise pour l'avancement des Sciences in Boulogne Nach-
richten zwischen Dover und Wimereux ausgetauscht, trotzdem
zwischen den beiden 50 km voneinander entfernten Stationen
bedeutende Felsmassen und Klippen gelagert waren.
Die größten Entfernungen in dieser Versuchszeit wurden
bei den Verbindungen zwischen Wimereux und zwei in der
Provinz Essex gelegenen Stationen Harwich und Chelmsford,
jenseits des Kanals und 136 km von Wimereux entfernt, erreicht.
Dabei war die erste der letztgenannten Stationen an der Küste,
die zweite 15 km landeinwärts, d. h. in weniger günstiger Lage
für das Gelingen der Versuche postiert. Unter Anwendung von
Luftdrähten von 45 m Lufthöhe gelangen die Versuche voll-
kommen.
Marconis Versuche zwischen Schiffen auf der
Fahrt im Oktober 1899. Der Nachrichtenaustausch zwischen
Schiffen auf der Fahrt bildet eine der wichtigsten und aussichts-
vollsten Anwendungen der drahtlosen Telegraphie, sowohl für
geschäftliche wie militärische Zwecke. In Rücksicht auf letztere
ließ die Marineverwaltung der Vereinigten Staaten von Amerika
im Oktober 1899 von Marconi selbst geleitete Versuche mit
Apparaten anstellen, welche einerseits auf dem Kreuzer New
York, anderseits auf dem Panzer Massachusetts eingebaut waren.
Der Kreuzer konnte Nachrichten von der Massachusetts auf
eine Entfernung bis zu 57 km erhalten, während die Zeichen
in entgegengesetzter Richtung, jedoch nur in einer Entfernung
von 27 km wahrnehmbar blieben.
Während der englischen Flottenmanöver desselben Jahres
würden bessere Resultate erzielt. Die beiden sprechenden
Schiffe waren mit Luftdrähten von 45 bzw. 38 m Höhe aus-
gerüstet.
Die Zeichen wurden auf Entfernungen von 50 und 80 km,
in einem Fall auch auf 100 km übertragen. In letzterem Falle
i
B16 10. Kapitel.
konnte infolge der Erdkrümmung keines der Schiffe von dem
anderen aus gesehen werden. Die Sendedrähte hätten eine
Höhe von 200 m erreichen müssen, am solche Möglichkeit zu
bieten. Will man nicht annehmen, daß die elektrischen Wellen
in gerader Linie das Wasser durchdringen, so bleibt nur die
Erklärung übrig, daß sie durch Diffraktion längs der Oberfläche
des Meeres hinglitten.
Im folgenden Jahre 1900 gelang es, während der englischen
Flottenübungen den beiden Schiffen Juno und Europa auf 106 km
Entfernung Nachrichten auszutauschen.
Versuche von Schäfer im Sommer 1899. Die
ungarischen Ingenieure Schäfer und Bola führten zu dieser
Zeit Versuche zwischen Triest und einem auf dem Weg nach
Venedig befindlichen Dampfer Massimiliano aus. Die allgemeine
Einrichtung bestand aus Apparaten vom Typus Marconi, wobei
jedoch als Wellenanzeiger die S. 148 beschriebene Schäfersche
Platte diente. Der Sendeapparat befand sich auf dem Leucht-
turm in Triest, während der Empfangsapparat in einer besonderen
Kajüte des Dampfers eingebaut war.
Jede Viertelstunde wurde vom Leuchtturm in Triest nach
dem Dampfer, welcher um Mittemacht vom 19. auf den 20. Juli
von Triest nach Venedig in See gegangen war, Zeichen ab-
gegeben. Bis zu 65 km kamen die Zeichen deutlich und klar
an. Darüber hinaus blieben sie aus oder sie wurden unleserlich.
Auf der Rückfahrt des Massimiliano nach Triest wurden die
Versuche mit gleichem Erfolge wiederholt.
Erste Versuche mit abgestimmten Apparaten.
Versuche von Braun im Sommer 1899. — Zu
dieser Zeit hatte Braun bereits die Grundzüge seines Systems
entworfen , vermittelst dessen er die drahtlose Telegraphie,
die sich bisher im wesentlichen im Anschluß an die in den
praktischen Versuchen gewonnenen Erfahrungen entwickelt hatte,
wissenschaftlich zu begründen versuchte. Die Hauptmerkmale
dieses Systems bestehen wie erwähnt in der Verwendung von
Wellen von großer Wellenlänge und geringer Dämpfung im
Erregerkreis, in der Trennung dieses Stromkreises von dem der
Luftleitung, auf welche der erstere durch Induktion wirkt, und
der Abstimmung der letztgenannten zweiten Kreise unter sich und
mit den zwei entsprechenden Stromkreisen der Empfangsstation.
Praktische Versuche und Anwendungen. 317
In seinen ersten Versuchen beabsichtigte Braun in erster
Linie den Nachweis, daß seine Anordnung der bisher verwendeten
von Marconi überlegen sei. Zu diesem Zwecke wurden ver-
gleichende Versuche, zunächst im Jahre 1898 in Straßburg, dann
während des Jahres 1899 in Cuxhaven und später bis zum
Herbst 1900 an verschiedenen Punkten der Elbemündung, welche
einerseits unter sich, anderseits mit der Insel Helgoland ver-
kehrten, angestellt.
Trotz mancherlei Schwierigkeiten gelangen gegen das Ende
des Jahres 1899 interessante Übertragungs versuche sowohl
zwischen den Stationen des Festlandes und Helgoland als wie
zwischen den Landstationen und Schiffen, welche sich auf der
Fahrt in der Nordsee befanden.
Während des Winters 1899/1900 gelang der tadellose
Nachrichtenaustausch auf eine Entfernung von 82 km, zwischen
einer Landstation mit einem Luftdraht von 29 m Höhe und dem
Dampfer Silvana, welcher mit einem Luftdraht von nur 15 m
Höhe ausgerüstet war. Auch auf eine Entfernung von 50 km
konnten noch Zeichen wahrgenommen werden.
Indem Braun diese Ergebnisse mit jenen von Marconi im
Frühjahr desselben Jahres bei der amerikanischen Marine an-
gestellten verglich , fand er , daß bei letzteren unter beinahe
gleichen Umständen hinsichtlich der Luftdrahtlängen nur Über-
tragungen auf 14 km erreicht wurden. Er schloß daraus, daß
die Nachteile geringer Luftdrahthöhe durch Entsendung größerer
Energiemengen ausgeglichen werden können.
Im September 1900 fanden neuerdings Versuche zwischen
Helgoland und dem Festland statt, um die Wirksamkeit der
Marconischen Anordnung — der Oszillator besteht aus zwei
von einem Funkeninduktor erregten Kugeln, deren eine direkt
mit dem Sendedraht, die andere mit Erde verbunden ist — mit
der von Braun zu vergleichen. Die Höhe der Luftdrähte betrug
29 und 31 m, während die Stationen 62 km voneinander entfernt
waren. Die Versuchsbedingungen waren genau dieselben hin-
sichtlich der angewendeten Fritter, Luftdrahtlängen, Funken-
induktoren und Akkumulatorenbatterien. Von 450 Zeichen wurde
mit der Marconischen Einrichtung kein einziges an der Empfangs-
station erhalten, während mit der Braunschen Schaltung sämt-
liche Zeichen ankamen.
Braun schloß natürlich aus diesen und ähnlichen Versuchs-
ergebnissen und dem Vergleich mit den Erfolgen, welche die
Wireless-Company unter ähnlichen Umständen erzielt hatte.
318 10. Kapitel.
auf die unbestreitbare Überlegenheit seiner Schaltung. In der
Folge wurden jedoch auch an dem Marconischen System Ver-
besserungen angebracht, wodurch es sich den Eigenschaften dos
Braunschen wesentlich näherte.
DiePatente von Slaby. — Um soviel als möglich die
chronologische Folge in der Darstellung festzuhalten, ist an dieser
Stelle zu erwähnen, daß am 3. November 1899 Slaby die Schal-
tung Fig. 185 und 186 seines Systems zum Patent anmeldete,
daß aber erst im Sommer 1900 die Versuche angestellt wurden,
welche die Anwendbarkeit des Systems nachweisen sollten.
Femer ist zu bemerken, daß die allgemeine Elektrizitätsgesell-
schaft ihre Patente im Herbst 1900 einreichte, d. h. nachdem
die Wireless-Company ihre neuen Patente angemeldet hatte.
Die Anlagen Marconis und dessen Patente be-
züglich des neuen Systems vom Jahre 1900. — In
diesem Jahre verbreiterte die Wireless-Company erheblich die
Grundlagen ihrer Anwendungen des Systemes Marconi. Aus
den zahlreichen zu Land und auf Schiffen eingerichteten Anlagen
sollen im folgenden nur die von besonderer Wichtigkeit erwähnt
werden.
Im Jahre 1900 schloß die Wireless-Company einen Vertrag
mit der englischen Admiralität auf Lieferung von 32 drahtlosen
Stationen, welche teils für Kriegsschiffe, teils für Hafenstationen
bestimmt waren. Die Apparate sollten den Nachrichtenaustausch
zwischen zwei 105 km voneinander entfernten Schiffen ermög-
lichen, von welchen das eine bei Portland, das andere im Hafen
von Portsmouth sich aufhalten sollte. Zwischen den Stationen
lag ein Landstrich mit den Höhen von Dorsetshire. Die Lieferung
wurde unter zufriedenstellender Erfüllung dieser Bedingungen
ausgeführt.
Zu gleicher Zeit, im Mai 1900, wurde ein ständiger Nach-
richtendienst vermittelst drahtloser Telegraphie zwischen dem
Leuchtturm der Insel Borkum in der Nähe der Emsmündung
und dem Leuchtschiff Borkumriff, welches nach Borkum die
Ankunft der Dampfer des Norddeutschen Lloyd zu signalisieren
hatte, eingerichtet. Von Borkum gelangten die Nachrichten
vermittelst einer besonderen Telegraphenlinie nach Emden und
von da nach Bremen. Die Entfernung zwischen Leuchtturm
und Schiff betrug ungefähr 39 km, während am Leuchtturm ein
Luftdraht von 38 km und am Schiff ein solcher von 30 m Länge
benutzt wurde. Der Luftdraht des Leuchtturms war femer mit
einem Metallnetz von 1 m Länge und 1 m Breite versehen. Der
Praktische Versuche und Anwendungen. 319
Verkehr zwischen den beiden Stationen und zwischen ihnen
und auf der Fahrt befindlichen Schiffen ist sehr lebhalt. Der
Dampfer Kaiser Wilhelm der Große vermochte Nachrichten mit
der Station auf eine Entfernung von 74 km auszutauschen und
lesbare Zeichen bis auf eine Entfernung von 93 km abzugeben.
Die von Marconi in der Zwischenzeit angebrachten Verbesserungen
haben wir unter der Bezeichnung des zweiten Systems Marconi
zusammengefaßt, wie es in den Figuren 149 und 150, S. 183, dar-
gestellt ist.
Versuche von Slaby. — Zu dieser Zeit hatte Slaby
zusammen mit dem Grafen Arco sein System bereits ausgearbeitet,
welches einer öffentlichen Prüfung am 22. September 1900 in
Berlin in Gegenwart des Kaisers Wilhelm unterzogen wurde.
Bei dieser Gelegenheit war es, daß die ersten Versuche des
Doppelverkehrs stattfanden.
Versuche in Frankreich und Rußland. — Es ist
nicht möglich an dieser Stelle eine genauere Darstellung der
zahlreichen Versuche der drahtlosen Telegraphie, welche in
diesem Zeitraum allerorten angestellt wurden, zu geben. Es
sei nur erwähnt, daß in Frankreich unter der Leitung des Schiffs-
leutnants Tissot in Brest zahlreiche Versuche stattfanden, und
daß ähnliche von einer Kommission unter dem Vorsitz des Schiffs-
kapitäns Gadaut zwischen den Semaphoren, von Ouesant-Stiff und
Keramezee, veranstaltet wurden. Am 20. September fanden vor
dieser Kommission Versuche auf hoher See zwischen Ouesant-
S^tiff und dem Panzerkreuzer Bruix, welcher von Brest nach
Rochefort fuhr, statt. Der Kreuzer blieb in ununterbrochener
Verbindung während der ganzen drei Stunden dauernden Fahrt.
Zahlreich waren auch die Versuche, welche von Popoff
im finländischen Golf während des Winters 1899/1900 zwischen
den Inseln Kotka und Kohland auf eine Entfernung von 47 km
angestellt wurden. Die beiden Inseln waren bis dahin von joder
Art telephonischer und telegraphischer Verbindung infolge ihrer
außerordentlichen Unzugänglichkeit ausgeschlossen. In 84 Tagen
wurden dabei zwischen den beiden Stationen mit großer Pünkt-
lichkeit 440 amtliche Telegramme ausgetauscht.
Versuche Guarini-Poncelet im Januar bis März 1901.
Im Anfang des Jahres 1901 führten Guarini und Poncelet Über-
tragungsversuche über Land zwischen Brüssel, Malines und
Antwerpen mit dem System Guarini und dem von Guarini ange-
gebenen Übertrager aus. (Siehe S. 169.)
320 10. Kapitel.
In Brüssel wurde der Laftdraht an der Kongreßsäole in
Antwerpen und Malines an den Türmen der dortigen Kathe-
dralen angebracht. Zunächst wurden mit gutem Erfolg Nachrichten
zwischen Brüssel und Malines auf eine Entfernung von 21,9 km
ausgetauscht. Als sich dann herausstellte, daß mit der Empfind-
lichkeit der angewendeten Apparate ein direkter Verkehr zwischen
Brüssel und Antwerpen auf 62 km Entfernung nicht erreichbar
sei, wurde in Malines, das ein wenig seitlich von der Geraden
zwischen Antwerpen und Brüssel liegt, ein Übertrager aufgestellt.
Aus dem Berichte Poncelets über die Versuche läßt sich
entnehmen, daß das System manches zu wünschen übrig ließ.
In der Tat wurde nur ein Teil der von Brüssel ausgehenden
Zeichen von dem Übertrager in Malines weitergegeben und in
Antwerpen aufgenommen. Ein anderer Teil kam weder in
Malines noch weniger in Antwerpen an. Auch stimmten die
in Antwerpen anlangenden Zeichen nicht vollkommen mit den
in Malines übertragenen überein.
Es ist nicht bekannt geworden, ob das System später
neuerdings versucht wurde.
Angesichts der heute direkt zu erreichenden Übertragungs-
entfernungen scheint auch die Anwendung von Übertragern
gegenstandslos geworden zu sein.
Versuche mit dem zweiten System Marconi im
Jahre 1901.
Versuche zwischen S. Catherine und Lizard. — Nach der
Abänderung seines Systems setzte sich Marconi sofort die Er-
reichung der größtmöglichen Übertrag angsentfernung zum Ziele.
Er baute zu diesem Zweck eine Station in Lizard in Cornwallis,
welche sofort den Verkehr mit Marconis Versuchsstation,
auf der Insel Wight bei S. Catherine auf eine Entfernung von
300 km aufnahm. Dabei wurde eine aus vier vertikalen, 1,5 m
voneinander abstehenden Drähten bestehende Luftleitung von
48 m Länge, welche durch Querdrähte zu einem Streifen eines
Drahtnetzes ausgebildet war, verwendet. Mit der neuen An-
ordnung ließ sich die zur Nachrichtenübermittlung auf eine ge-
gebene Entfernung erforderliche Energie wesentlich herabdrücken,
so daß 150 Watt für den Verkehr auf 300 km genügten. Auf
die Veranlassung Marconis berichtete in einem Vortrag vom
12. Februar 1901 vor den Mitgliedern der Handelskammer von
Liverpool Flemming von dem Ergebnis dieser Versuche mit der
Praktische Verfluche und Anwendungen. 321
Nachricht, daß das erste Telegramm zwischen den beiden Stationen
am ersten Tag der Regierung Eduards VII. übermittelt wurde
Später richtete Marconi einen so vollkommenen Verkehr zwischen
Lizard und S. Catherine ein, daß nach der Angabe Flemmings
zwei und mehr gleichzeitige Telegramme in jeder Station auf-
genommen werden können.
Tersuche zwischen Frankreich und Korsika.
Anfangs April 1901 veranstaltete die Wireless-Company
eine Reihe interessanter Versuche zwischen der Station Biot
bei Antibes an der französischen Küste und der Station Calvi
in Korsika, welche sich in einem Abstand von 175 km freier
Seelinie befanden.
Die verwendeten Apparate gehörten dem zweiten System
Marconis an (s. Fig. 149 und 150). Der Funkeninduktor lieferte
25 cm Funkenlänge und wurde von einer Akkumulatorenbatterie,
die von 100 Trockenelementen gespeist wurde, betrieben.
Je nach der Anzahl der Levdener Flaschen, welche den
Kondensator c bildeten (s. Fig. 150), d. h. je nach der verwendeten
Wellenlänge, änderte sich auch Form und Größe des Trans-
formators T, welcher nach den Angaben von S. 115 gebaut
war. Der am häufigsten zur Verwendung gekommene Trans-
formator, bei welchem mit 13 Flaschen eine Wellenlänge von
300 m sich ergab, hatte eine einzige Windung im Primärstrom-
kreis, im Sekundärstromkreis sechs Windungen, welche zu je
dreien auf jeder Seite des Primärdrahts in einer ebenen Spirale
auf dem Holzrahmen, auf dem der Primärdraht aufgewickelt
war, angebracht waren.
Als Luftdrähte wurden vier nebeneinander geschaltete, 1,5 m
voneinander entfernte Drähte nach der (S. 99) gegebenen Be-
schreibung angewendet. Die vier Drähte vereinigten sich am
unteren Ende mit sorgfältig isoliertem Draht, welcher in die
Station eingeführt wurde. Die Höhe des Leitleitungsdrahtes be-
trug 52 m in Biot und 55 m in Calvi.
Berücksichtigt man die Längen der beiden Luftdrähte und
die Erdkrümmung, so ergibt sich die Stellung der Luftdrähte aus
Fig. 231, welche zeigt, daß die vom Luftdraht A an den die
beiden Luftdrähte enthaltenden Hauptkreis gezogene Tangente
die Verlängerung des Luftdrahtes A^ in bedeutender Höhe über
letzterem schneidet.
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 21
322 10. Kapitel.
Berücksichtigt man aach die Refraktion, so ergibt sich,
daß, wenn ein von A in der Richtung der erwähnten Tangente aus-
gehender Lichtstrahl 1860 m über der Spitze des Luftdrahts A'
hinwegginge, keiner def beiden Luftdrähte daher von dem Auf-
stellungsort des anderen gesehen werden kann. Anderseits
würde die die beiden oberen Enden der Luftdrähte verbindende
Gerade AA' ungefähr 500 m unter dem Wasserspiegel verlaufen.
In beiden Stationen wurde große Sorgfalt auf die Herstel-
lung der Erdverbindungen verwendet und die Zuleitung der
Erd Verbindung zu den Apparaten so kurz als möglich angeordnet.
Der Transformator des Empfängers entsprach dem soeben
beschriebenen, zeigte auch eine Wellenlänge von ca. 300 m und
war nach den Angaben S. 112 gebaut.
Fig. 281.
Die Station von Biot befand sich 200 m vom Meere ent-
fernt, ohne daß irgend welches Hindernis des Gelingens zwischen
Küste und Station sich einschob. Die Apparate waren im Erd-
geschoß eines alleinstehenden Hauses untergebracht, während
die Luftleitung etwa 20 m vom Hause entfernt war. Zwischen
der Luftleitung und dem Meer lief eine Eisenbahnlinie mit einer
Anzahl von Telegraphenleitungen längs der Geleise.
Die Station von Calvi war außerhalb des Befestigungs-
gürtels 50 m vom Meere angelegt. Auch hier befanden sich
zwischen der Luftleitung und dem Meere zahlreiche Telegraphen-
leitungen. Die Apparate waren im ersten Stock eines Hauses
eingebaut, während der Luftdraht 30 m davon entfernt war.
Die einfachen Übertragungen wurden zwischen den beiden
Stationen mit drei verschiedenen Schwingungszahlen immer mit
zufriedenstellendem Erfolge ausgeführt. Am besten gelangen
die Übertragungen bei Benutzung der größten Wellenlänge von
100 m bei 13 Flaschen, was einerseits auf die bessere Abstimmung
in der Sendestation, anderseits auch auf die Diffraktion, welche
die Übermittlung durch längere Wellen begünstigt, zurückzu-
führen ist.
Praktische Versuche und Anwendungen. 323
Nicht alle Stunden des Tages waren gleich günstig für die
Übertragungen. Im Vormittag war der Verkehr schwieriger und
wurde öfters ganz unmöglich. Wie auch immer das Wetter war,
so wurden zu bestimmten Stunden des Tages zwischen 11 Uhr
vormittags und 6 Uhr abends, am meisten aber um 2 Uhr, von
den Empfängern fremde Zeichen aufgenommen, welche von
atmosphärischen und tellurischen Einflüssen herrührten und die
Telegraphiergeschwindigkeit herabsetzten.
Zu diesen atmosphärischen Störungen gesellten sich manch-
mal mehr oder minder deutliche Zeichen, welche von dem Verkehr
zwischen Kriegs- oder Handelsschiffen auf hoher See herrührten.
Es wurde beobachtet, daß die Aufzeichnung all dieser fremden
Zeichen unglücklicherweise um so leichter vor sich ging, wenn
zwischen den beiden Stationen Nachrichten gewechselt wurden,
da sich in dieser Zeit der Fritter der empfangenden Station in
dem Zustand einer Art Übererregung befindet.
Endlich wurden auch darauf Versuche angestellt, um die
Un Veränderlichkeit der einmal eingestellten Apparate festzustellen.
Die Ergebnisse waren zufriedenstellend. So gelang es beispiels-
weise zweimal auf 3 Stunden aufeinanderfolgende Nachrichten
zu wechseln, ohne daß die Einstellung der Apparate häufig nach,
reguliert werden mußte. Doch blieb es unerläßlich, ab und zu
den Unterbrecher des Funkeninduktors, die Entfrittungsvor.
richtung und das Kelais nachzustellen, eine Arbeit, welche ein
sehr erfahrenes Personal erfordert.
Was die Übertragungsgeschwindigkeit anlangt, so gelang
es 14mial in der Minute das Wort > Paris« aufzunehmen. Ein
Telegramm von 46 Worten konnte in 4 Minuten und 50 Sekunden
aufgenommen und in der gleichen Zeit wiederholt werden. Doch
zeigte sich, daß unter gewöhnlichen Umständen, namentlich in-
folge der unregelmäßigen Wirkung des Fritters, nicht auf eine
höhere Geschwindigkeit als 6 — 8 Worte in der Minute im Mittel
gerechnet werden konnte.
Die Versuche wurden unter der Aufsicht einer amtlichen
Kommission ausgeführt, welche Bevollmächtigte der Ministerien
der Telegraphen, der Kolonien, des Kriegs und der Marine
umfaßten.
Erste transatlantische Tersuche Dezember 1901.
Ermutigt durch die Ergebnisse der Versuche zwischen
S. Catherine und Cap Lizard auf eine Entfernung von 300 km
21»
324 10. Kapitel.
wandte sich Marconi mit aller Kraft der Aufgabe zu, einen
drahtlosen Telegraphenverkehr über den Ozean einzurichten.
Nun haben wiederholte Versuche gezeigt, daß die langen
Wellen, sei es durch aufeinanderfolgende Keflexion oder durch
Diffraktion der Krümmung der Erdoberfläche folgen konnten,
wodurch die Übertragung auf sehr große Entfernungen sich auf
eine Frage der Energie der Sende Vorrichtungen und der Emp-
findlichkeit der Empfangsvorrichtung zurückführte. Dazu be-
durfte es freilich großer finanzieller Mittel, die aber einem Manne
nicht fehlen konnten, dessen industrieller Scharfsinn nicht
weniger erstaunlich war als seine Kunst des physikalischen
Experiments.
Unter reichlicher Unterstützung seitens der Marconi Wireless
Company Limided in London begann Marconi zu Beginn des
Jahres 1901 insgeheim seine Versuche, indem er zwei besonders
mächtige Stationen in Poldhu bei Cap Lizard in Corn Wallis auf
der einen Seite des Ozeans und am Cap Cod in Massachusetts auf
der anderen Seite errichtete. Die Ergebnisse der ersten Ver-
suche sind nicht bekannt geworden, scheinen jedoch, aus dem
Schweigen darüber zu schließen, ohne Erfolg gewesen zu sein.
Die beiden Stationen, welche 378000 Francs gekostet hatten,
wurden von einem Unwetter im September desselben Jahres
zerstört.
Marconi ließ die Station von Poldhu wieder herstellen, mit
mächtigen Sendevorrichtungen versehen , und faßte nun den
Entschluß, einen Verkehr mit St. John in Neufundland, auf eine
etwas geringere Entfernung wie vordem, d. h. auf ca. 3400 km,
zu versuchen.
In St. John in Neufundland, wo Marconi alle Förderung
seitens der Landesbehörde erfuhr, war die Anlage sehr einfach,
insoferne es sich nur um eine Empfangsstation handelte. Der
Luftdraht wurde von einem Drachen auf eine Höhe von 135 m
emporgeführt.
Marconi hatte mit der Station von Poldhu vereinbart, daß
täglich um 6 Uhr abends eine lange Reihe von S, welcher Buch-
stabe im Morsealphabet durch drei Punkte dargestellt wird, ge-
geben werden solle.
Der Sender in Poldhu hatte dieselbe Einrichtung wie der
zwischen Biot und Calvi war jedoch von kolossalen Abmes-
sungen, während der Empfänger aus einem Elektroradiophon
(siehe S. 37) in Verbindung mit einem Marconi-Transformator be-
stand, oder auch durch einen Fritter mit Selbstentfrittung nach
Praktische Versuche and Anwendungen. 325
Castelli gebildet wurde. Die Zeichenaufnahme geschah ver-
mittelst des Telephons.
Marconi meldete am 12. Dezember 1901, daß er die ver-
schiedenen Signale in den bestimmten und gleichen Zeitabständen
erhalten habe und versicherte, daß es praktisch physikalisch
und mathematisch unmöglich gewesen sei, daß die Zeichen
anderswo her als vom Cap Lizard ausgegangen waren.
Auch das große Ansehen Marconis reichte nicht hin, daß
dies Ergebnis allgemein als Tatsache genommen wurde. Der
Umstand der telephonischen Aufnahme erregte vielfache Zweifel,
welche sich daran festklammerten, äußere Ursachen für die ein-
gegangenen Signale zu finden. Man schrieb sie der atmo-
sphärischen Elektrizität, entfernten Blitzschlägen irgendwelcher
Telegraphenstationen auf dem Festland von Amerika, Schiffen,
die mit Apparaten für die drahtlose Telegraphie ausgerüstet sein
sollten und in der Nähe verkehrten, ja sogar dem Mutwillen
irgend eines Spaßvogels zu.
Marconi hatte jedoch genug gehört, um sich zur Rückkehr
nach Europa und zur Aufnahme der Vorbereitungen neuer Ver-
suche zu entschließen, welche ihn, wie wir sehen werden, ein
Jahr später in den Stand setzen sollten, am 20. Dezember 1902
an den König von England und von Italien die ersten draht-
losen Telegramme über den atlantischen Ozean zu senden.
Yersuche Marconis an Bord der Philadelphia im
Februar 1902.
Im Februar 1902 stellte Marconi bei der Überfahrt von
Southamptön nach New York an Bord der Philadelphia der
American Line neue Versuche zwischen der Sendestation von
Poldhu und einer Empfangsstation an Bord der Philadelphia an.
In der Station von Poldhu war das Ladungspotential des
Luftdrahtes erhöht worden. Das Gitter der Sendedrähte war
vergrößert worden und bestand nun aus 15 Leitungen. Das
Potential, auf welches diese Leitungen geladen werden konnten,
reichte hin, um 30 cm lange Funken vom oberen Ende der
Drähte zu einem geerdeten Draht übergehen zu lassen.
In der Empfangsstation auf dem Dampfer bestand der
Empfangsdraht aus vieir 60 m über den Meeresspiegel empor-
ragenden Leitungen, welche zum Primärdraht des Transformators
führten, dessen Sekundärdraht in Abstimmung mit der Sende-
station mit dem Fritter verbunden war.
326 10. Kapitel.
Die Mitarbeiter Marconis in Poldhu sollten eine Reihe von
S und eine kleine Nachricht mit einer gewissen, voraus verein-
barten Geschwindigkeit, alle 10 Minuten bei 5 Minuten langen
Pausen, während folgenden Stunden abgeben : Von 12 — 1 Uhr
mittags, von 6 — 7 Uhr vormittags, von 12 — 1 Uhr mittags und
von 6 — 7 Uhr nachmittags Greenwicher Zeit, und zwar jeden
Tag vom 23. Februar bis zum 1. März einschließlich.
Bemerkenswert ist, daß Marconi bei diesen Versuchen zum
erstenmal bemerkte, daß das Tageslicht die Übertragung erschwerte
(siehe S. 75), indem es eine Schwächung im Empfang der Zeichen
hervorbrachte, die mit der Zunahme der Tageshelligkeit in Poldhu
zuzunehmen schienen.
In einer Abhandlung, welche Marconi der Royal Society
am 12. Juni 1902 vorlegte, wurde ausgeführt, das spätere
zwischen der Station von Poldhu und anderen Empfangsstationen
ausgeführte, den Versuchen nach der Philadelphia in jeder Be-
ziehung ähnliche Versuche dieselbe schädliche Wirkung des
Tageslichts auf die Übertragungen erkennen ließen. So wurde
beispielsweise an der Station von North Haven in einer Ent-
fernung von ungefähr 243 km von Poldhu, von welchem 109
auf das Meer und 43 auf das Land trafen, beobachtet, daß die
Zeichen von Poldhu mit vier senkrechten, 12 m hohen Empfangs-
drähten während der Nacht vollkommen deutlich ankamen,
während beim Tage unter gleichen Umständen eine Länge von
18,5 m der Empfangsdrähte zu gleich deutlichem Zeichenempfang
nötig waren.
Auf Seite 75 und 76 wurde bereits von den Erklärungsver-
suchen für diese Erscheinung gesprochen. Marconi beabsichtigte
die Frage eingehend zu untersuchen, indem er versuchte zu ermitteln,
ob die gleichen Wirkungen aufrteten, wenn Sendedrähte mit einem
isolierenden, undurchsichtigen Überzug verwendet werden.
Die Tersuche mit dem Carlo Alberto im Sommer 1902.
Diese Versuche werden in der Geschichte der drahtlosen
Telegraphie denkwürdig bleiben, insoferne sie Ergebnisse zei-
tigten, welche die hoffnungsvollsten Aussichten übertrafen.
Es gelang in der Tat Zeichen von Poldhu nach Cagliari, d. h.
auf eine Entfernung von 1580 km, wovon zwei Drittel über das
Festland von ganz Frankreich, und vollkommene Telegramme,
von Poldhu nach Gibraltar auf eine Entfernung von 1500 km.
Praktische Versuche und Anwendungen. 327
wovon eine gute Hälfte über das Festland am gebirgigsten Teil
von Spanien, zu übertragen. Die Hauptabschnitte dieser Ver-
suche mögen nach dem Bericht des Leutnants Solari an das
Marineministerium geschildert werden.
Im Juni 1902 mußte das königliche Schiff Carlo Alberto eine
Reise nach der Nordsee ausführen. Das Schiff war mit Mär-
coni-Apparaten alten Modells ausgerüstet, vermittelst welcher es
sofort bei der Ankunft in den englischen Gewässern in Verkehr
mit der Station Cap Lizard trat, wo sich Marconi befand. Mit
letzterem wurde der Ersatz dieser Apparate durch wirksamere
und empfindlichere des zweiten Systems Marconi vereinbart.
Am 26. Juni begab sich Marconi an Bord des Carlo Al-
berto und brachte seinen magnetischen Wellen anzeiger mit,
welcher zum erstenmal in Wettbewerb mit dem Fritter als Emp-
fangsorgan treten sollte.
Die ersten Versuche wurden auf der Reise des Carlo Alberto
nach Kronstadt unternommen.
Als Empfangsdraht diente zunächst die Anordnung nach
Fig. 74. Die Einführung des Luftdrahts zu den Empfangs-
apparaten war vermittelst einer Ebonitröhre vollkommen gegen
etwaige Seitenentladungen geschützt. Die Erdverbindung wurde
so sorgfältig als möglich ausgeführt, indem an verschiedenen
Punkten des Schiffes und an verschiedenen Teilen der Schiffs-
maschine angeschlossen wurde.
In der Station des Carlo Alberto, welche nur als Empfangs-
station diente, waren zwei Marconi-Fritter mit Metallpulver und
drei magnetische Wellenanzeiger an drei Telephonapparaten,
welche zur Aufnahme der Zeichen bestimmt waren, angeschlossen.
Der mit den Frittern verbundene Transformator war so gut
als möglich mit der Schwingungszahl der von der Station Poldhu
ausgehenden Wellen abgestimmt. Zur besseren Abstimmung
zwischen Sende- und Empfangsapparat wurde in der Folge das
fächerförmige Drahtgitter nach Fig. 75, S. 103, angewendet. Die
Einzelheiten der Versuche waren von Marconi im voraus auf
folgende Weise geregelt worden. Von der Station von Poldhus,
sollten von 12 — 3 Uhr nachmittags und von 1—3 Uhr vormittags
mittlerer Greenwicher Zeit jeden Tag während der ersten zehn
Minuten jeder Viertelstunde das Zeichen für den Carlo Alberto
(C. B.), eine lange Reihe von S und ein Satz aus den interessan-
testen Tagesneuigkeiten abgegeben werden.
Am 7. Juli schiffte sich Marconi in Dover ein, worauf
sofort die Übertragung auf eine Entfernung von 848 km, wo-
328 10. Kapitel.
yon ca. "/lo über Land und Küsten, versucht wurde. Kaum
war die Abstimmung hergestellt, so konnten im Telephon die
kennzeichnenden Geräusche der von Comwallis abgegebenen
Zeichen vernommen werden. Die Zeichen fielen jedoch schwach
aus, teils infolge mangelhafter Abstimmung, teils infolge der
schädlichen Wirkung des Tageslichts. Am folgenden Tag ver-
besserte sich die Aufnahme derart, daß die einlaufenden Tele-
gramme mit dem Morse- Apparat aufgenommen werden konnten.
Bei zunehmender Entfernung scheinen die Aufnahmen
während des Tages aufgehört zu haben, wurden jedoch während
der Nacht bei einer Entfernung von 900 km von Poldhu zunächst
am Telephonempfänger, später auch am Morse-Apparat vermittelst
des Fritters wieder ermöglicht.
Am folgenden Tage um Mittag war eine Entfernung von
1000 km erreicht, doch konnten infolge der störenden Wirkung
des Sonnenlichts nur die charakteristischen Töne einiger S am
Telephon, nicht aber Zeichen am Morse-Apparat erhalten werden.
In der Nacht verbesserte sich die Aufnahme und es gelang auch
mit dem Fritter und dem Morse-Schreiber Zeichen zu erhalten.
So wurde fortgefahren bis zum 12. Juli, an welchem Tage der
Carlo Alberto im Hafen von Kronstadt vor Anker ging, obwohl
zwischen Sende- und Empfangsstation England, Dänemark und
die gebirgige Skandinavische Halbinsel lagen und der Abstand
ca. 2000 km betrug. In Kronstadt waren jedoch die Zeichen ana
Telephon ziemlich schwach und konnten nicht mehr mit dena
Morse-Apparat aufgezeichnet werden. Nachdem jedoch an dem
Drahtgitter des Empfangsvorrichtung weitere Drähte zur besseren
Abstimmung mit der Station Poldhu hinzugefügt waren, gelang
es während der Nacht, die Reihen der übersandten S deutlich
warzunehmen.
Auch in den folgenden Nächten wurden zufriede asteilende
Ergebnisse erzielt, bis in der Nacht vom 22. auf den 23. der Anker
zur Rückkehr nach Kiel gelichtet wurde.
In der Nacht vom 24. Juli befand sich der Carlo Alberto
im inneren Teil der Kieler Reede. Die Zeichenaufnahme war
infolge der verminderten Entfernung sowohl unter Anwendung
des magnetischen Wellenanzeigers als beim Gebrauch des Fritters
und Morse-Schreibwerks vollkommen zufriedenstellend, so schwierig
sich dieselbe während der Reise aus unbekannten Gründen ge-
staltet hatte.
In der Nacht des 26. fand die Zeichenaufnahme unter
einem heftigen Sturm mit starken atmosphärischen Entladungen
r
Praktische Versuche und Anwendungen. 329
statt. Die Störungen durch die atmosphärische Elektrizität wurden
dadurch beseitigt, daß in die Empfangsapparate entsprechende
Selbstinduktionen eingeschaltet wurden. Man versuchte dabei
auch den Fritter Castelli (S. 146) zu verwenden, doch mußte der
Versuch aufgegeben werden, da der Apparat durch jede atmo-
sphärische Elektrizitätsentladung gestört wurde.
Während der Nacht der Reise von Kiel nach England
zeigten sich trotz der raschen Abnahme der Entfernung keine
wesentlichen Unterschiede in der Aufnahme der Zeichen.
Nach einer Rast von 20 Tagen bis zum 25. August und
nach Vervollkommnung des Empfangsdrahtgitters, welches nun
aus 54 Drähten, welche von der Deckbrücke aus 50 m hoch
emporführten, bestand, wurde der Rückweg nach Italien ange-
treten. Als sich das Schiff am 30. August auf der Fahrt in der
Nähe von Cadiz befand, zeigte sich, daß die Entfernung, auf
welche die Übertragung während des Tages deutlich und sicher
war, 1000 km betrug.
In der Nacht vom 30. auf den 31., wurde die Wirkung des Um-
standes, daß sich [das spanische Festland in die gerade Linie
zwischen den beiden Stationen eingeschoben hatte, beobachtet.
Dieser Umstand verhinderte es nicht, daß Telegramme mit Nach-
richten über die in diesen Tagen Europa interessierenden Vor-
gänge vom Carlo Alberto aufgenommen wurden, auch wenn
sich das Schiff im innersten Teil der Reede von Gibraltar in
einer Entfernung von 1500 km von Poldhu befand, trotzdem der
gebirgigste Teil der Iberischen Halbinsel überwunden werden
mußte. Die Aufnahmen wurden auch nicht unterbrochen, als
das Schiff* ins Mittelmeer einfuhr, und gelangen bis Cagliari und
Spezia, wo die Fahrt ihr Ende fand.
Im folgenden seien die Schlußbemerkungen des Berichts
des Leutnants Solari als Zusammenfassung der Beobachtungen
gegeben, obgleich dieselben in einigen Punkten etwas voreinge-
nommen oder zum wenigsten voreilig erscheinen.
1. Es besteht keine Übertragungsgrenze für die elektrischen
Wellen auf der Erdoberfläche, wenn die zur Übertragung aufge-
wendete Energie der zu erreichenden Übertragungsentfernung
angepaßt wird.
2. Landstrecken zwischen Sende- und Empfangsstationen
unterbrechen den Verkehr nicht.
3. Das Sonnenlicht vermindert den Wirkungsbereich der
elektrischen Wellen und fordert daher während des Tags die
Anwendung größerer Energiemengen als während der Nacht.
330 10. Kapitel.
Der Einfluß der atmoBphärischen elektrischen Entladungen zwingt
zur Verminderung der Empfindlichkeit der Apparate, um diese
von ersteren unabhängig zu machen, woraus die Notwendigkeit
einer Vermehrung der Energie hervorgeht. Zuverlässigere Wir-
kungen werden daher mit weniger empfindlichen Apparaten erzielt.
4. Die Wirksamkeit des magnetischen Wellenanzeigers
erwies sich durch den positiven Versuch derjenigen irgendeines
Fritters überlegen, sowohl infolge der Entbehrlichkeit jeder
Regulierung als auch infolge der absoluten Unveränderlichkeit
und der außerordentlichen Einfachheit und Handlichkeit der
Einrichtung.
5. Die drahtlose Telegraphie nach dem System Marconi
ist infolge der neuesten Verbesserungen in das Feld der größten
praktischen Anwendungen, sei es für die Zwecke des Handels
oder des Heerwesens eingetreten, ohne daß eine Grenze der
Übertragung festgestellt wäre.
Trotz der denkwürdigen Versuche mit dem Carlo Alberto
ist doch an eine Tatsache zu erinnern, welche ungeachtet der
überraschenden und vielversprechenden Versuche zeigt, welch
erhebliche Schwierigkeiten noch zu überwinden sind, bis der
Grad von Sicherheit und Ausschließlichkeit erreicht ist, welche
der telegraphische Verkehr erfordert.
Maskelyne, der Direktor einer Station für drahtlose Tele-
graphie in Porthcurnow, 280 km von Poldhu, berichtet in der
Nummer des Electrician vom 7. November 1902, daß die von der
Station Poldhu dem Carlo Alberto zugesandten Zeichen und
Telegramme von den Apparaten von Porthcurnow derart ge-
treulich aufgezeichnet wurden, daß in dieser Station der Verlauf
jener Versuche Schritt für Schritt verfolgt werden konnte. In
Porthcurnow kamen die an den Carlo Alberto gerichteten
Nachrichten anfangs vermischt mit anderen durch schwächere
gleichzeitig von Poldhu ausgesandte Wellen hervorgebrachten
Zeichen an. Die letzteren Wellen sollten dazu dienen, die
Depeschen von Poldhu in kürzeren Entfernungen unleserlich
zu machen. Indem jedoch Maskelyne die Empfindlichkeit des
Fritters herabsetzte, konnte er die Wirkung dieser letztgenannten
Wellen unterdrücken, worauf nur die kräftigen, für Carlo Alberto
bestimmten zur Aufnahme kamen.
Bei näherer Prüfung fand Maskelyne, daß die Übertragungen
vermittelst elektrischer Wellen noch mit Schwierigkeiten un-
bekannter Ursache zu kämpfen haben, insofeme die Zeichen-
aufnahme auf dem Carlo Alberto einer von Poldhu entsandten
Praktische Versuche und Anwendungen. 331
Nachricht erst am 9. September, während der Fahrt von Cagliari
nach Spezia, des Morgens möglich wurde, während diese Nach-
richt wiederholt von Poldhu seit dem Abend des 6. September
abgegeben worden war. Das Empfangsorgan des Carlo Alberto
muBte daher zwei ganze Tage lang fremden Einflüssen unterlegen
haben, welche die Aufnahme der Nachrichten verhinderte.
Auf alle Fälle bewiesen die mit dem Carlo Alberto aus-
geführten Versuche die Möglichkeit, mit dem Apparat Marconi
Nachrichten auf mehr als 1500 km Entfernung trotz zwischen-
liegender ausgedehnter gebirgiger Landstrecken zu übertragen,
doch bewiesen sie auch, daß noch wesentliche Verbesserungen
erforderlich waren, bevor die für einen regelmäßigen tele-
graphischen Verkehr unerläßliche Sicherheit erreicht wurde.
Transatlantische Übertragungen im Dezember 1902.
Nach den Versuchen von Neufundland (siehe S. 324), bei
welchen es Marconi gelungen war, vermittelst des Telephons die
von Poldhu abgegebenen Morse-S aufzunehmen, mußte er weitere
Versuche in der Richtung aufgeben infolge des Einspruchs
der Anglo- American Telegraph - Company , welche Gesellschaft
nicht nur das Monopol des transatlantischen Telegraphenver-
kehrs vermittelst Kabel sondern auch durch die Luft, das Meer
und die Erde beanspruchte.
Dagegen veranlaßte die Regierung von Kanada Marconi,
seine transatlantischen Versuche mit «einer Endstation in diesem
Lande fortzusetzen, schlug ein besonderes Übereinkommen vor
und bot ihre Unterstützung an. Marconi nahm das Anerbieten
an und begann den Bau einer großen Station in Table Head
auf der Insel des Cap Breton bei der Halbinsel von Neuschott-
land, welche zwei Stunden von Sydney und 3800 km von
Poldhu entfernt auf einer der östlichsten Vorgebirge der Insel
an der Mündung der Glace-Bay gelegen war.
Die Sendevorrichtung stimmte mit der von Poldhu (S. 104)
beschriebenen überein und bestand demnach aus vier 71 m
hohen in den Ecken eines Quadrats von 70 m Seite aufgestellten
hölzernen Türmen, deren obere Enden durch 4 Kabel verbunden
waren, von welchen die Sendedrähte nach unten in das Apparaten-
häuschen führten.
Die italienische Regierung genehmigte, daß das königliche
Schiff Carlo Alberto an den Einrichtungsarbeiten der Station
332 10. Kapitel.
Glace-Bay sich beteiligte. Das Schiff lichtete daher am 30. Sep-
tember 1902, nachdem es instand gesetzt war, mit seinen 48 m
hohen Masten den Winterstürmen des Atlantischen Ozeans zu
trotzen, in Spezia die Anker nach der Küste von Cornwallis,
wo es Marconi an Bord nahm. Am 20. Oktober warde von
Plymouth die Reise nach Sydney angetreten, wo die Ankunft
am 31. Oktober stattfand.
Während der Beise erhielt das Schiff regelmäßig die Zeichen
von Poldhu, auch während der heftigsten Stürme. Auch in der
inneren Reede von Sydney dauerte der Zeicheneingang fort.
Sofort nach seiner Ankunft begann Marconi die Station
einzurichten, und nach 1 V» Monaten Vorbereitungen und Vor-
versuchen sah er sich am 20. Dezember imstande, die ersten
an die Könige von England und Italien gerichteten Telegramme
mit der Anzeige des Ereignisses und den Huldigungen Marconis
an die beiden Souveräne von Table -Head nach Poldhu zu
übermitteln.
Nach Erfüllung seiner wissenschaftlichen Aufgabe fuhr
das Schiff Carlo Alberto in anderer Sendung nach den Gewässern
von Venezuela, während Mafconi in Table-Head mit dem Leut-
nant Solari als dem Vertreter der italienischen Regierung zu-
rückblieb und den Verkehr mit Poldhu fortsetzte, um die Be-
dingungen zu ermitteln, unter welchen die Regelmäßigkeit,
Sicherheit und Schnelligkeit der Übertragung erhöht werden könne.
Inzwischen wurde auch in Cape-Cod in den Vereinigten
Staaten von Amerika einQ gleiche Station wie in Table-Head,
jedoch für 4800 km von Poldhu, d. h. 1000 km weiter als Table-
Head eingerichtet
Am 16. Januar wurde auch die Station von Cape-Cod er-
öffnet, indem eine vollständige Depesche vom Präsidenten
Roosevelt an den König von England übermittelt wurde.
Weitere Versuche Marconis.
Nach dem grandiosen Versuch der transatlantischen Über-
tragungen wandte Marconi seine bewundernswerte Tatkraft der
Untersuchung der besten Bedingungen zu, die der Telegraphie
vermittelst elektrischer Wellen eine ausgedehnte und unbestreitbare
kommerzielle Anwendung sichern sollten. Zu diesem Zwecke
unternahm er zahlreiche Reisen zwischen Europa und Amerika
und zwischen den europäischen Häfen auf Schiffen, welche mit
Praktische Versuche und Anwendungen. 333
seinen Apparaten ausgerüstet waren, und welche teils mit den
Stationen von Poldhu, Table-Head und Cape-Cod, teils mit ge-
wöhnlichen Küstenstationen verkehrten. Die reichsten Ergebnisse
wurden an Bord der Lucania, des Duncan und der Campania erzielt.
Versuche auf der Lucania. — Die Lucania der
Cunard Linie verließ am 23. August 1903 Liverpool auf der
Fahrt nach New York mit Marconi und dem Schiffsleutnant Solari
an Bord. Die Lucania war außer mit einer Station für kleine
Tragweite, die für den kommerziellen Verkehr zwischen der
Lucania und den Küsten Stationen und für den Gebrauch des
Kapitäns und der Passagiere bestimmt war, mit einer Empfangs-
station für große Entfernungen zur Aufnahme der von Poldhu
und Table-Head einlaufenden Nachrichten ausgerüstet, vermittelst
welcher die Wirksamkeit der beiden verschieden angelegten
Sendevorrichtungen beurteilt werden konnten.
Die wichtigsten Ergebnisse waren die folgenden:
1. Der drahtlose Verkehr auf große Entfernung im offenen
Ozean vollzieht sich regelmäßig, ohne mit dem Zeichenaus-
tausch zwischen den Schiffen und Küstenstationen, welche sich
schwächerer Apparate bedienen, in Gegensatz zu geraten. In
der Tat, während Poldhu Nachrichten zur Lucania gab, blieb
die Station Lizard, 10 km von Poldhu entfernt, in Verbindung
mit anderen auf der Fahrt nach New York befindlichen Schiffen.
2. Die Anordnung der Luftdrähte von Poldhu zeigte sich
der von Table-Head überlegen, insoferne die erstere Zeichen an
die Lucania bis auf 4000 km Entfernung gelangen lassen konnte,
während die zweite eine viel geringere Wirksamkeit aufwies,
obwohl das Luftdrahtsystem die gleiche Höhe hatte und eine
Funkenstrecke von dreifacher Länge benutzt wurde.
3. Der Einfluß des Sonnenlichts steht mit bestimmten
Einzelheiten der Zeichensendung in Verbindung, eine Abhängig-
keit, welche die Entdeckung von Mitteln zur Bekämpfung des
störenden Einflusses vorschrieb.
4. Das angewendete Abstimmungsverfahren bewirkt, daß
eine nicht abgestimmte Station selbst in einer Entfernung von
nur 100 m nicht beeinflußt wird.
Während auf der Lucania diese technischen Versuche aus^
geführt wurden, verkehrten die Passagiere vermittelst der Station
für kleine Entfernungen mit den Küsten und anderen Schiffen
während der ganzen Überfahrt und erhielten täglich eine an
Bord gedruckte Zeitung, welche die einlaufenden Telegramme
über die wichtigsten Weltereignisse enthielt.
334 10. Kapitel.
Nach der Ankunft in Amerika führten Marconi und Solan
Versuche auf dem Michigan bei Chicago aus, welche zeigten,
daß das Süßwasser nicht weniger als das Seewasser die draht-
losen Übertragungen ermöglicht.
Auf der Rückfahrt nach Europa wurden die auf der Hin-
fahrt gewonnenen Ergebnisse bestätigt. Jeden Abend erhielten
die Passagiere der ersten Klasse das Cunard Bulletin, wie es
mit langen Depeschen aus New- York, aus London und von
Ottawa an Bord gedruckt wurde.
Versuche auf dem Duncan. — Unmittelbar nach
Marconis Ankunft in England stellte ihm die englische Admiralität
das Schiff Duncan zur Verfügung, um Versuche im Beisein der
Offiziere der englischen Marine auszuführen. Es wurde eine
Fahrt von Portsmouth nach Gibraltar unternommen, während
welcher der Duncan täglich Nachrichten von Poldhu bekam.
Versuche, durch welche die seinerzeit mit dem Carlo Alberto
erzielten Ergebnisse bestätigt wurden. (Siehe S. 326 u. ff.) In der
Bucht von Biscaya entstand ein Schaden an der Empfangsvor-
richtung infolge heftigen Windes, wodurch die Höhe des Emp-
fangsdrahts vermindert wurde. Nichtsdestoweniger erlitt der Ein-
lauf der Nachrichten keine Unterbrechung.
Vom 28. Oktober bis zum 3. November 1903 blieb das
Schiff in Gibraltar vor Anker, während welches Aufenthalts un-
unterbrochen Nachrichten von Poldhu eingingen.
Auf dem Duncan verfolgte der Kapitän im Namen der
englischen Admiralität den Gang der Versuche an Bord, während
ein Leutnant der englischen Marine der Nachrichtenentsendung
in Poldhu beiwohnte.
Zu gleicher Zeit fanden andere Versuche zwischen Poldhu
und der Station Roccia bei Gibraltar statt, durch welche die
Möglichkeit des Verkehrs zwischen England und Gibraltar trotz
der spanischen Halbinsel mit ihren hohen Gebirgsketten bestätigt
wurde.
Auch diese Versuche zeigten, daß die von den St^-tionen
für große Entfernungen ausgesandten elektrischen Wellen den
Verkehr zwischen den Stationen für kleine Entfernungen nicht
störten.
Versuche auf der Campania. — Im Juni 1904 stellte Mar-
coni auf dem Dampfer Campania der Cunard-Line neue Versuche
an, von den Stationen Poldhu und Table-Head Nachrichten auf-
zunehmen. Er untersuchte dabei vier verschiedene Anordnungen
der Aufnahmeapparate, aus welchen er die besten auswählte.
Praktische Versuche und Anwendungen. 335
vermittelst welcher leicht Nachrichten auf eine Entfernung von
ungefähr 3000 km aufgenommen werden können. Dieser Erfolg
ermöglichte es, einen Vertrag mit der Cunard-Gesellschaft auf Ein-
richtung eines täglichen Nachrichtendienstes auf den den Ozean
durchfahrenden Schiffen der Gesellschaft abzuschließen. Marconi
verpflichtete sich dabei, wie es scheint, täglich ungefähr 200 Worte
zu liefern.
Auf dieser Heise blieb Marconi nicht nur in ständiger Ver-
bindung zunächst mit England, dann mit Kanada, sondern auf
drei Tage erhielt er gleichzeitig Nachrichten von den beiden
Stationen an den beiden Ufern des Atlantischen Ozeans.
Pläne neuer Versuche. — Bisher waren die Über-
tragungen auf sehr große Entfernungen, d. h. auf Entfernungen
von 1000 bis 4000 km zwischen Land- und Schiffsstationen aus-
schließlich einseitig, insoferne die Schiffsstation nur Nach-
richten von der Landstation aufnehmen, nicht aber an diese
abgeben konnte. Die Ursache hierfür liegt in den Schwierig-
keiten, auf den Schiffen die ungeheuren Drahtgitter der Sende-
drähte, von welchen die Tragweite der Stationen abhängt, ein-
zurichten.
Die letzten Untersuchungen Marconis scheinen ihn jedoch
zu der Ansicht geführt zu haben, daß auch mit viel niedrigeren
und weniger ausgedehnten Drahtsystemen für die Sendevor-
richtung Übertragungen auf sehr große Entfernungen erreicht
werden können.
Marconi soll, wie verlautet, von der italienischen Regierung
ein ausrangiertes Schiff erbitten wollen, an welchem mit ge-
ringem Aufwand die erforderlichen Umänderungen für einen
ersten Versuch des doppelseitigen Verkehrs an Bord eines
Schiffes angebracht werden könnten.
Das Gelingen des Versuches hätte eine unermeßliche
Bedeutung für den Verkehr mit entfernten Geschwadern.
Die Schiffe eines Geschwaders wären im allgemeinen mit
Apparaten für geringe Entfernungen, von 300 km ungefähr, aus-
zurüsten, während eines derselben einen Sendeapparat für große
Tragweite auf 5000 und vielleicht 6000 km zu erhalten hätte.
Dieses Schiff hätte die Nachrichten der anderen Schiffe zu
sammeln, um sie einer an Land gelegenen Station für große
Entfernungen, wie z. B. die, welche in Coltano nahe bei Pisa ent-
stehen soll, zuzusenden. Ferner hätte das Schiff die von dieser
Landstation einlaufenden Nachrichten des Hauptkommandos
336 10. Kapitel.
den anderen SchifEen zuzuführen. Sollte sich der Plan durch-
führen lassen, so wäre damit eine unübersehhare Ersparnis an
Zeit, Kreuzern und Avisos erzielt.
Nene Versuche mit anderen Systemen.
Die verschiedenen Systeme der drahtlosen Telegraphie,
welche sich neben dem Marconis entwickelten, beschränkten
sich der Mehrzahl nach auf Übertragungen für kleine und
mittlere Entfernungen bis 500 km etwa, welche das ausgedehnteste
Anwendungsgebiet für das neue Verkehrsmittel zu bilden scheint.
Die Versuche richteten sich daher besonders darauf, die Über-
tragungen in diesem Umkreis möglichst sicher und bequem zu
gestalten, ein Bestreben, hinter welchem die Erweiterung des
Wirkungskreises der Stationen zurücktrat. Wenn auch diese
Bemühungen des Beizes der Neuheit und Kühnheit der Ver-
suche Marconis entbehren, so sind sie darum nicht weniger
von höchster praktischer Bedeutung, insofern e auch sie zur Er-
weiterung der Grundlagen für künftige Fortschritte beitrugen.
Insbesondere sind in dieser Beziehung die Versuche, die Über-
tragungen vermittelst der elektrischen Wellen mit einem geringsten
Aufwand an Energie zu erreichen, von Wichtigkeit.
So wurde mit dem System Fessenden beispielsweise im
Jahre 1903 eine drahtlose Verbindung zwischen New York und
Philadelphia auf eine Entfernung von 130 km mit T-.uftleitungen
von 40 m eingerichtet, bei welcher nur eine Arbeitsleistung von
V4 Pferdekraft benutzt wurde. Während der Dienststunden
wurden zwischen den beiden Stationen 40 Telegramme ausge-
tauscht, obwohl 135 andere Stationen für drahtlose Telegraphie
in der Nähe sich befanden, ein Beweis für die Wirksamkeit des
von Fessenden angewendeten Abstimmungsverfahrens.
Anderseits gelang es einer französischen Gesellschaft der
drahtlosen Telegraphie, nach dem System Branly-Popp zwischen
den beiden Stationen von Amsterdam und Kampen an der Zuider-
see, auf eine Entfernung von 100 km von einem Morse-Apparat
aufgezeichnete Telegramme zu übertragen, und dabei mit einer
Funkenlänge von 1 mm und einem Aufwand an elektrischer
Energie auszukommen, wie er dem in einer 8 kerzigen Glühlampe
stattfindenden Verbrauch entspricht.
Unter den Verbindungen auf größere Entfernungen über
Ijand sei die nach dem System Telef unken zwischen Berlin und
dem Hafen von Karlskrona auf 500 km Entfernung erwähnt.
Praktische Versuche und Anwendungen. 337
Mit dem gleichen System wurden zwei 50 km von einander
entfernte Stationen auf den Lofotenineeln in Norwegen eingerichtet,
eine Verbindung, bei welcher hohe Felamassen sich der Wellen-
bewegung entgegenstellen. Dabei worden zuMedeastelleude
Ubertr^ungBeTgebniBBe mit einem Ener^eaufwand von nur
200 Watt erzielt.
f..
\
A
ü
Gegenwärtig ist die gesamte Küste der Nord- und Ostsee
von Amsterdam bis Memel von einer zusammenhängenden Reihe
von Stationen nach dem System Telefunken besetzt, welche
den in diesen Gewässern verkehrenden , mit Apparaten aus'
Jlaziiotto. Telegruphie ohne Drabt. 22
888 10. Kapitel
gerüsteten Schiffen ennOglichen , in ständiger telegraphisclier
Verbindung mit dorn Festlande zu bleiben.
Die auf deutachem Bodeo befindlichen Stationen sind Eigen-
tum der Deutachon Marino Verwaltung und werdea von dieser
betrieben. Jedes in einem Umkreis von etwa 150 km aufgegebene
Telogramm wird ohne Rücksicht auf die Nationalität des auf-
gebenden Schiffes oder auf das gebende Apparateystem auf-
genommen und — ein Telegramm von 10 Worten 7.u 80 Pf. —
weiterbefördert.
Als jttngste AtistQhrungsbcispiele nach diesem System seien
die in Fig. 232 und 233 dai^stellten Einrichtungen der Station
ng. 288.
Scheveningen angeführt. Fig. 934 zeigt die Einrichtung des
Lloyddampters Bremen.
Über den Umfang der nach dem System Telefnnken ein-
gerichteten Anlagen geben die folgenden Zahlen Aufschluß:
Mit Ende Februar 1906 waren folgende feste Stationen in
Betrieb bzw. in Vorbereitung, und zwar in Deutschland 22, öater-
teich-Ungam 6, Türkei 2, Spanien 12, Portugal 6, Frankreich 2,
Holland 4, Schweden 5, Norwegen i, Dänemark 2, Rußland 12,
Voreinigte Staaten von Amerika 96, Brasilien 3, Mexiko 4, Kuba 2,
Argentinien 3, Uruguay 1, Peru 2, Slam 2, Tongking 2, China Ei,
Bosnien 2, Finnland 2, Niederländisch Indien 4, Schwein; 2.
Praktische Verariche und Anwendungen. 339
Ferner Stationen aufSchitfen: Argentinien 4 Kriegeschilfe,
Brasilien 4 KriegsscliifFe, Dänemark 9 Kriegsschiffe, 3 Leucht-
schiffe, Deutschland 110 Kriegsschifle, 21 andere Schifie, Hol-
land 4 KriegBBchi&e, 4 Übungsstationen, Niederländisch Indien
2 KriegsechiSe, 1 Handeleschiff, Norwegen 8 Kriegsschiffe, Öster-
reich-Ungarn und Rumänien 14 Schiffe, Rußland 92 Kriegsschiffe,
Schweden 17 Kriegsschiffe, Spanien 2 Kriegsschiffe, Vereinigte
Flg. 284.
Staaten von Nordamerika 35 Kriegsschiffe und 2 andere Schiffe.
Transportable Stationen waren geliefert : Argentinien 2 , Bra-
silien 2, China 4, Deutschland 10, England 2, Holland 3, Indien 2,
Österreich -Ungarn 5, Rußland 8, Schweiz 4, Schweden 2, Spanien 2,
Vereinigte Staaten 2. Insgesamt 518 Stationen.
Auch die englischen, franzüsi sehen, italienischen und amerika-
nischen Küsten sind mit einer mehr oder minder dichten Reihe
von Stationen für drahtlose Telegraphie der verschiedenen Systeme
beeetat, die Ausrüstung der Ozeandampfer, welche den Verkehr
340 10. Kapitel.
zwischen Europa und Amerika vermitteln, ist heute schon so
weit vorgeschritten, daß die Dampfer verschiedener Linien auf
die ganze Dauer der Überfahrt durch begegnende und vorfahrende
Schiffe in ununterbrochener Verbindung mit beiden Kontinenten
bleiben.
Das System Popoff, mit welchem die Hauptschiffe und
Festungen Rußlands ausgerüstet sind, hat seine Feuerprobe in
Ostasien im Kriege mit Japan bestanden. So stand Port Arthur
während der monatelangen Belagerung ununterbrochen mit der
Station des russischen Konsuls in Tschifu in Verbindung, Auch
die japanische Flotte benutzt die drahtlose Telegraphie nach einem
besonderen System, um die Befehle des Admiralschiffs den
anderen Schiffen mitzuteilen und auch mit den japanischen
Häfen zu verkehren. Sowenig Einzelheiten bekannt geworden,
so zweifellos ist es, daß die drahtlose Telegraphie im russisch-
japanischen Kriege eine überaus wichtige Rolle gespielt hat,
deren Bedeutung für das Schlußergebnis, namentlich für die
Vernichtung der russischen Flotte bei Tsushima erst eine
künftige Geschichtsschreibung ins wahre Licht stellen wird.
Ein Erfolg des Systems Forest während des russisch-
japanischen Krieges verdient vielleicht erwähnt zu werden.
Der Korrespondent der Times, welcher sich auf dem Dampfer
Haimun mit Apparaten dieses Systems aufhielt, sendete seit
Beginn des Krieges der englischen Station von Wei-hai-wei lange
Telegramme zu, welche von Punkten des Gelben Meeres, wo
sich der Haimun zum Sammeln von Nachrichten befand, ab-
gesandt worden waren.
Die Regelmäßigkeit, womit diese Telegramme in der Times
veröffentlicht wurden, beweist, wie sicher das System auch unter
schwierigen Umständen arbeitet.
Die drahtlose Telegraphie in der italienischen Marine.
An verschiedenen Stellen des bisherigen Berichtes war be-
reits davon die Rede, welchen Anteil die italienische Marine-
verwaltung und deren Offiziere an den Versuchen und Erfolgen
Marconis genommen haben. Es erübrigt auf die ununterbrochenen
Bemühungen, welche in der italienischen Marine seit dem Jahre
1897 aufgewendet wurden, um die gewonnenen Ergebnisse für
die Zwecke des Marinedienstes zu verwerten, zurückzukommen.
Unmittelbar nach den Versuchen Marconis in Spezia im
Jahre 1898 wurde eine ständige Station für drahtlose Telegraphie
Praktische Versuche und Anwendungen. 341
auf der Insel Palmaria im Golf von Spezia in der Nähe des
Semaphors eingerichtet. Im Jahre 1899 erfolgte die Errichtung
zweier weiterer ähnlicher Stationen, die eine auf dem höheren
Gipfel der Insel Gorgona, die andere in Li vorn o, auf dem Grund-
stück der Kgl. Schiffsakademie.
Unter der Leitung dos Prof. Pasqualini und des Schiffs-
leutnants Simion wurden zwischen den beiden Stationen eine
Reihe von Versuchen angestellt zu dem Zwecke, die hierdurch
gewonnenen Erfahrungen zu einer Verbindung zwischen sämmt-
lichen Semaphoren des Königreichs zu verwerten.
Die Station von Palmaria, welche innerhalb des Forts in
einer Höhe von 192 m über dem Meeresspiegel gelegen ist,
besteht aus einem Häuschen aus Holz, welches einen Petroleum
motor (Winterthur) und eine kleine Dynamo von 1,5 Kilowatt
Leistung zur Ladung der Akkumulatoren eines großen Funken-
induktors von 60 cm Funkenlänge enthält.
Der zweiteilige Mast für die Sendedrähte ist 54 m hoch.
Die Sendevorrichtung besteht aus 19 isolierten Kupfer-
drähten von 0,914 mm Durchmesser mit einer Gesamtoberfläche
von 12,47 qm. Die Erdverbindung wird durch eine im Erdreich
eingegrabene, von Holzkohle umgebene Kupferplatte von großer
Oberfläche gebildet.
Die Station von Gorgona ist auf einem Abhang in 255 m
Höhe über dem Meere neben dem Semaphor angelegt. Sende-
vorrichtung und Apparatausrüstung stimmen mit denen der
Station Palmaria überein. Die Ladung der Akkumulatoren ge-
schieht durch eine Dynamo von 30 Ampere und 65 Volt Leistung,
die von einem 3 pferdigen Petroleummotor System Otto ange-
trieben wird.
Die Station von Livorno ist auf dem Platz der Schiffs-
akademie errichtet und erhebt sich nur 4,5 m über dem Meeres-
spiegel. Die Ausrüstung ist dieselbe wie die der beiden anderen
«
Stationen, nur wurde hier der Mast in 3 statt in 2 Abschnitten
ausgeführt.
In den Jahren 1898 und 1899 wurden in diesen Stationen
viele Ubertragungsversuche angestellt, wobei das erste System
Marconi zur Anwendung kam. Man untersuchte die Einzelheiten
der Luftleitung, deren Höhe und den Einfluß, welchen etwa
Dicke und Struktur des Drahtes auf die Übertragungen haben
könnten. Es wurde dabei festgestellt, daß ein erheblicher Vorteil
in der Verlängerung des Empfangsdrahts zu suchen sei, während
eine Erhöhung des Sendedrahts von verhältnismäßig geringerem
342 10. Kapitel.
Einfluß war. Es zeigte sich, daß die Entfernung zwischen den
beiden Stationen nicht proportional dem Produkt aus den beiden
Längen der Luftdrähte anzunehmen sei, und daß zwischen ge-
wissen Grenzen das Gesetz Marconis über die Proportionalität der
Sendedrahtlängen zur Quadratwurzel der Entfernung Geltung habe.
Es konnte auch als erwiesen angenommen werden, daß der
Querschnitt und die Natur des Leiters keinen wesentlichen Ein-
fluß auf die Übertragungen habe und daß die Anbringung einer
Kapazität am oberen Ende des Luftdrahts nicht gerechtfertigt sei.
Trotz der angewendeten Vorsichtsmaßregeln und der an
den Apparaten angebrachten Verbesserungen gelang es erst im
Jahr 1900 einen wirklichen telegraphischen Verkehr zu erzielen.
Manchmal gelangen die. Übertragungen auch bei schlechtem
Wetter, manchmal nicht einmal bei gutem.
Als im Jahre 1900 die Leitung der Versuche dem Korvetten-
kapitän Bonomo anvertraut wurde, gelangten dieselben in ein
besseres Fahrwasser, insoferne durch systematische Versuche
der Anteil festgestellt wurde, welchen die Regulierung der ein-
zelnen Apparate auf die Zuverlässigkeit der Übertragungen hatte.
Kapitän Bonomo erhöhte die Spannung der Akkumulatoren-
batterie, untersuchte genau die Isolierung des Luftdrahts und
der Apparate, verwendete einfache Fritter mit hoher Luftver-
dünnung, ersetzte den einfachen Luftdraht durch mehrere, führte
andere Verbesserungen ein, welche die Unsicherheit der Eelais-
regulierung beseitigten und wodurch eine zuverlässige Über-
tragung erzielt wurde.
Mit all dem blieb die Übertragungsentfernung auf 70 km
beschränkt, und die höchsterreichte Übertragungsgeschwindigkeit
überstieg nicht 24 Buchstaben in der Minute.
Die wichtigste Verbesserung bestand jedoch in der An-
wendung des selbstentf rittenden Fritters von Castelli (siehe S. 146),
durch welchen die telephonische Aufnahme ermöglicht und eine
große Vereinfachung des Empfangsapparates erreicht war. Auch
die Sicherheit der Übertragung, sowie die Übertragungsentferung
und Übertragungsschnelligkeit war durch diese Maßregeln wesent-
lich erhöht worden.
Es gelang den Nachrichtenaustausch zwischen Palmaria
und Livomo auf eine Entfernung von 69 km mit einer Funken-
länge von nur 4 mm zu erreichen. Ferner wurden am Leucht-
turm von Porto Ferraio von Livorno, Gorgona und Palmaria
ausgesandte Nachrichten auf eine maximale Entfernung von
143 km aufgenommen.
Praktische Versuche und Anwendungen. 348
Infolge der Anwendung des Fritters Castelli konnte im
September 1901 eine klare und deutliche Zeichenübertragung
auf eine Entfernung von 200 km zwischen einer Station auf dem
Monte Telajone der Insel Caprera und einer anderen Station am
Semaphor des Monte Argentario verwirklicht werden. Die beiden
Stationen wurden nach diesen Versuchen abgebrochen.
Die Station von Telajone, die den atmosphärischen Ent-
ladungen zu sehr ausgesetzt war, wurde durch eine andere in
geringer Entfernung davon auf der Landspitze Becco di Vela
der Insel Caprera ersetzt. Letztere wurde mit Marconi- Apparaten
des zweiten Systems ausgerüstet, und befindet sich seit vier
Jahren in drahtloser Verbindung mit der Station Monte Mario
bei Rom und mit der von Livomo auf Entfernungen von 230
bzw. 260 km.
Die Sendevorrichtung der Station von Becco di Vela be-
steht aus vier nebeneinander geschalteten Drähten, wie sie in der
Station von Biot verwendet sind. Die Gesamtnutzhöhe beträgt
55 m bis zur Einführungsstelle zum Apparatenraum. Letzterer
befindet sich in einem kleinen Gebäude, welches zwei Räume
enthält. In dem einen Raum ist ein Gasmotor und eine Dynamo
zur Ladung der Akkumulatoren von 18 Elementen untergebracht,
der zweite enthält einen Tisch, auf welchen die Apparate an-
geordnet sind.
Rechts befinden sich zwei parallelgeschaltete Funkeninduk-
toren von 25 cm Funkenlänge und nahe dabei der Taster. Dann
folgt eine kloine Batterie von vier Flaschen für den Gebrauch
im Sendestromkreis zur Entsendung von Wellen von ungefähr
90 m Länge. Hierauf eine andere Batterie von sechs größeren
Flaschen zur Entsendung von Wellen von 150 m Länge.
Links von den Batterien steht das Gehäuse mit dem
magnetischen Wellenanzeiger. Den übrigen Raum des Tisches
zur Linken nimmt der Fritter und das Morseschreibwerk ein.
Die Station ist demnach auf die Abstimmung auf zwei
verschiedene mit A und B bezeichnete Wellenlängen eingerichtet.
Je nachdem die eine oder die andere dieser Wellenlängen zur
Aufnahme in Anwendung kommen soll, ist der Empfangsapparat
mit dem entsprechend abgestimmten Transformator zu verbinden.
Im Juni 1903, als der Verfasser die Station besuchte,
arbeitete dieselbe nur mit der Abstimmung A auf lange Wellen.
Der Dienst war nur für militärische Zwecke eingerichtet, die
mittlere Übertragungsgeschwindigkeit auf Entfernungen von
250 km betrug 40 Buchstaben in der Minute, wobei jedoch die
344 10. Kapitel.
Zeichen nicht immer klar und deutlich erschienen, und die
Apparate ständiger Regulierung hedurften.
Die Aufnahme am Telephon vermittelst des magnetischen
Wellenanzeigers war deutlich, aber ziemlich schwach.
In der Folge wurde auch die Abstimmung B angewendet,
wobei die Übertragung bedeutend besser ausfiel.
Von anderen Versuchen der Offiziere der Marine war bereits
im Kapitel 9, S. 297, die Rede. Von den jüngsten Arbeiten der
italienischen Marine auf dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie
sind die von Kapitän Bonomo an Bord des Kreuzers Marcan-
tonio Colonna zur Bestimmung des Wirkungsbereichs der italieni-
schen Küstenstationen zu erwähnen. Während dieser Versuche
ermittelte Kapitän Bonomo, daß es möglich ist, auf die bis vor
kurzem für unentbehrlich gehaltenen Luftdrähte von 50 m auf
den Schiffen zu verzichten. Vom Marcantonio Colonna aus
konnten sichere Übertragungen bis auf 300 km mit 14 m vertikaler
Höhe und einer Gesamtentwicklung von 50 m in horizontaler
Richtung des Sendedrahts erreicht werden.
Die italienische Marine hat auch kürzlich Versuche mit dem
System Artom angestellt, von welchem bereits S. 276 nähere An-
gaben gemacht wurden.
Drahtloser Telegraphenverkehr in Italien.
Dem italienischen Marineministerium ist die Einrichtung
eines vollkommenen drahtlosen Telegraphendienstes zu danken,
welcher das ganze festländische und insulare Italien mit dem
umgebenden Wasserspiegel auf eine Entfernung von 300 km
von den Küsten umgibt.
Diesem Dienst sind 15 Stationen, deren jede einen Wirkungs-
bereich von ungefähr 300 km aufweist, gewidmet.
Die Stationen sind:
Capo Mele in Ligurien — Palmaria in Spezia — Forte
Spuria am licuchtturm von Messina — Cozzo Spadaro am Cap
Passero — Cap Sperone, Sardinien Becco di Vola auf Caprera
— Monte Mario in Rom — Campo alle Serre auf Elba — Ponza
— S. Maria di Leuca — Asinara Sardinien, Gargano — Monte
Capuccini bei Ancona — Malamocco bei Venedig — S. Giulano
bei Trapani.
Die Anlage ist derartig getroffen, daß ein in den italienischen
Gewässern befindliches Schiff immer im Wirkungskreise wenig-
Praktische Versuche und Anwendungen. 345
stens einer dieser Stationen sich befindet, und daß die Wirkungs-
kreise der einzelnen Stationen sich derart schneiden, daß eine
zusammenhängende Verkettung über ganz Italien gegeben ist.
Die Wirkungskreise dieser Stationen und die von etwaigen
Hindernissen herrührenden Schattenkegel wurden von Bonomo
auf einer Fahrt an Bord des ICreuzers Marcantonio festgestellt
und in einer besonderen Seekarte veröffentlicht.
Diese sämtlichen Stationen mit Ausnahme jener von
S. Giuliano sind in Betrieb. Auch sind bereits die Bestimmungen
erlassen, auf Grund welcher die Benutzung der Stationen durch
das Publikum zum Austausch von Telegrammen mit Schiffen,
welche sich in einem Umkreis von 300 km von der Küste be-
finden und mit Marconiapparaten ausgerüstet sind, zugelassen ist.
Der Tarif für Telegramme der Art bestimmt eine Gebühr
von 63 Cent, für das Wort. Der Dienst ist nicht für den Mehr-
fachverkehr eingerichtet, weshalb zahlreiche Bestimmungen die
Reihenfolge festsetzen, in welcher die einzelnen Schiffe unter
sich und mit den Küstenstationen verkehren können. Die
Reihenfolge richtet sich nach dem Tonnengehalt, der Zeit der
Abfahrt, der Richtung und der Geschwindigkeit der Schiffe
derart, daß z. B. das Schiff, welches auf seiner Fahrt zuerst den
Wirkungsbereich einer Station voraussichtlich verläßt, den Vorzug
erhält.
Verbindung Bari-Antivari. — Am 3. August des Jahres 1904
wurde der Verkehr zwischen der italienischen Station Bari und
der montegrinischen Station Antivari für die Benutzung durch
das Publikum eröffnet. Die beiden auf Kosten Marconis ein-
gerichteten Stationen sind mit gewöhnlichen Telegraphenlinien
verbunden und können daher zum internationalen Austausch
von Telegrammen auf diesem Wege benutzt werden.
Bei der Eröffnung soll vermittelst des magnetischen Wellen-
anzeigers eine tJbertragungsgeschwindigkeit von 37 Worten in
der Minute erreicht worden sein.
Die italienische Station ist ca. 3 km nordwestlich vom Hafen
von Bari (siehe Fig. 235) bei S. Cataldo errichtet.
Wenige Meter entfernt vom Meere erheben sich zwei
hölzerne Türme von ca. 50 m Höhe in einem Abstand von 50 m
voneinander, deren obere Enden mit einem Stahlseil verbunden
sind, welches die Luftleitungen hochhält. Diese Leitungen
laufen in einer Höhe von 8 m vom Erdboden zusammen und
bilden einen einzigen Leiter, welcher wohl isoliert in das
Stationsgebäude eingeführt sind. Das Gebäude enthält die Sende-
346 10. Kapitel.
und Empfaugsapparate, die g«wölinliche mit der Zentrale von Bari
verbundene Telegraphenatation nnd die für die Eraengunf; der
Wellen und zur Beleuchtung dienenden Maechinenanlagen.
Letztere besteht aas einem Petroleiiinmotor von ungefähr
fünf Pferden, welcher eine WechselBtrom- und eine Gleichatrona-
maschine antreibt, aus einer Akkimiulatorenbatterie von 100 Ele-
menten, welche einen von den Maschinen unabhängigen Betrieb
auf ungefähr drei Stunden gestattet. ITerner ist ein Benzinmotor
von 10 PS in Verbindung mit einer Dynamo und eine zweite
Wcchselstrommaschine vorhanden.
Die montenegrinische Station liegt an der Landspitze
Volovotza in der Nähe von Pristan und ist in gleicher Weise wie
die von Bari ausgerüstet und von letzterer 200 km entfernt.
Der Wirkungekreis beider Stationen überschreitet 500 km.
Praktische Versuche und Anwendungen. 347
Sende- und Empfangsapparate sind auf drei Schwingungs-
zahlen abgestimmt, auf die Zahl A, auf die Zahl B, wie sie in
den auf S. 343 erwähnten Stationen der italienischen Marine
auf Entfernungen von 100 bzw. 300 km verwendet werden und
auf die dritte Zahl C, wie sie auf Entfernungen von 500 km ge-
braucht wird, und der Verbindung Bari- Anti van eigentümlich ist.
Die Taxe für Telegramme von Italien nach Montenegro
beträgt 9 Cts. per Wort, von welchen 5 an Marconi für die
drahtlose Übertragung fallen, zu welcher Gebühr noch 1 Frc.
Grundgebühr für jedes Telegramm hinzukommt. Es ergibt sich
hieraus eine Ersparnis von ungefähr der Hälfte des Preises,
welcher nach den früheren Tarifen zu entrichten war.
Die Verbindung kann außer für den Verkehi zwischen
Italien und Montenegro auch für den internationalen Durch-
gangsverkehr dienen, für welchen sie in vielen Fällen eine Er-
sparnis bietet, ferner für Verbindungen mit Schiffen zu dem
gewöhnlichen Tarif von 63 Cts. für das Wort
Das für die Anlage aufgewendete Kapital beträgt ungefähr
100000 Mark. Vor der Einrichtung der Verbindungen soll die
italienische Regierung das Projekt eines Unterseekabels zwischen
beiden Stationen untersucht haben, dessen Ausführung eine
einmalige Ausgabe von 2 Millionen und eine jährliche Ausgabe
für Unterhaltung von ungefähr 50 000 Frs. verursacht hätte. Die
Anlage rechtfertigt die finanziellen Erwartungen insoferne nicht,
als die österreichische Telegraphenverwaltung ihren Verkehr nach
Montenegro nicht über die drahtlose Verbindung Bari-Antivari
leitet.
Station für große Entfernungen von Coltano.
— Bis jetzt ist die Station von Bari die weitreichendste der
italienischen Stationen für .drahtlose Telegraphie. Doch schon
nach den ersten Versuchen, mit den Stationen von Poldhu und
Table-Head faßte Marconi den Plan Italien mit Argentinien ver-
mittelst zweier Stationen für große Entfernungen direkt zu ver-
binden, wobei die zu überwindende Entfernung 10000 km,
d. h. ungefähr das Doppelte von der Entfernung zwischen den
oben genannten transatlantischen Stationen, betrüge.
Die italienische Regierung unterstützte den Plan Marconis
und das Parlament genehmigte ein Gesetz, durch welches für
die Einrichtung der italienischen Station ein Betrag von 800000
Frs. unter der Bedingung genehmigt wurde, daß innerhalb drei
Jahren gleichzeitig auch die entsprechende argentinische Station
errichtet würde.
348 11. Kapitel.
Marconi wählte für die neue Station die Ortschaft Coltano
bei Pisa. Es wurden bereits die Pläne für die Gebände ausge-
arbeitet und die Leistung der elektrischen Anlagen festgestellt,
welche die von Poldhu um das 2- bis 2 Vi fache übertreffen
wird, insoferne eine Energie von mehreren Hunderten von
Pferdekräften nötig ist. Doch stellten sich dem Unternehmen
von Anfang an schwere Hindernisse entgegen, da die argen-
tinische Regierung die Vorschläge der Marconi-Gesellschaft hin-
sichtlich der in ihrem Gebiete zu errichtenden Station zurück-
wies. Gegenwärtig untersucht man, ob die Errichtung der
Station von Coltano, auch unabhängig von einer Station in
Argentinien dazu verwendet werden könnte, Italien in direkte
Verbindung mit den übrigen bereits in Europa und in Nord-
amerika bestehenden Stationen auf große Entfernungen zu
bringen.
Da hierzu jedoch eine Abänderung des vom italienischen
Parlament genehmigten Gesetzes nötig ist, haben die Abge-
ordneten Crespi und Battelli bereits einen entsprechenden An-
trag zur Abänderung angeregt.
Es haben sich jedoch auch Stimmen erhoben, welche die An-
sicht vertreten, daß vor der Inangriffnahme einer derartig um-
fangreichen Anlage besser die Ergebnisse einer längeren Er-
fahrung mit den bereits vorhandenen Stationen auf große Ent-
fernungen abgewartet werden sollten.
11. Kapitel.
Drahtlose Telephonie.
Die Telephonie unterscheidet sich von der Telegraphie
darin, daß erstere die Übertragung der Sprache sich zur Aufgabe
macht, während die letztere sich auf die Übertragung von Zeichen
beschränkt, welche die Grundlage des Nachrichteninhalts bilden.
Für die Nachrichtenübermittlung auf telegraphischem Wege
ist die in jedem Falle verwendete Anzahl der Stromwirkungen
gleichgiltig, während bei der Telephonie die Wiedergabe all der
Schwingungen, aus weichen sich der mit der menschlichen
Stimme hervorgebrachte Schall zusammensetzt, notwendig ist.
Wie man in der drahtlosen Telegraphie vor dem Versuch
mit den elektrischen Wellen verschiedene Mittel anwandte, so
Drahtlose Telephonie. 349
verschieden waren auch die Mittel, welche zum drahtlosen Tele-
phonieren versucht wurden, bevor in der Entdeckung Marconis
ein neuer Weg zur Lösung der Aufgabe sich eröffnete.
Verschiedene Systeme.
Versuche von Gavey und Preece. — Wie es
scheint reichen die ersten gelungenen Versuche der Telephonie
ohne Draht bis auf das Jahr 1894 zurück. Sie wurden von
Gavey durch den Neß-See in Schottland ausgeführt. In der
Entfernung von ungefähr 2 km wurden zwei parallele Drähte von
6,5 km Länge mit beiderseits geerdeten Enden ausgespannt. In
einem dieser Drähte war ein Mikrophon Deckert mit einer
Trockenbatterie von 14 Volt eingeschaltet, im anderen ein Tele-
phon, welches genau die ins Mikrophon gesprochenen Worte
wiedergab.
Als Preece im Jahre 1899 die Versuche wiederholte, be-
merkte er eine bedeutende Verbesserung in der Übertragung,
wenn die Drahtenden in Verbindung mit ins Meer versenkten
Platten gebracht wurden. Bald wurde in England eine praktische
Anwendung der Einrichtung gemacht, indem der Leuchtturm
der Skerriesinseln mit der Küstenstation Cemlin in einer Ent-
fernung von 4,5 km telephonisch verbunden wurde.
Auf den Inseln errichtete man eine Leitung von ungefähr
700 m und in der Station von Cemlin eine Parallele von 5,6 km.
Die beiden Leitungen endigten an einer in Wasser versenkten
Platte, während das andere Ende mit einer gewöhnlichen Tele-
phonstation verbunden war.
Seit mehreren Jahren besteht ein regelmäßiger Nachrichten-
dienst zwischen beiden Stationen, wobei sich die Übertragung so
sicher vollzieht, wie wenn eine Verbindungsleitung zwischen den
beiden Punkten vorhanden wäre.
Kurz darauf errichtete Gavey eine ähnliche Anlage, aber
auf größere Entfernung (13 km), zwischen der Insel Rathlin und
Irland. Ein kurze auf der Insel angelegte Leitung von 2 km
Länge gestattet vom Leuchtturm von Rathlin telephonisch mit
einer 9 km langen am Festland gelegenen Leitung zu verkehren.
Die beiden Stationen waren mit Endplatten im Wasser versehen.
Die Übertragung geschieht nach den in Fig. 1, Seite 8, darge-
gestellten Vorgängen.
Versuche Ducretet und Maiche. — Eine ähnliche
Anordnung versuchte Ducretet im Jahre 1902, um über Land
350 11. Kapitel.
zu telephonieren. Die Endplatten der beiden Stationen waren
in Erde eingegraben, wobei sich herausstellte, daß je größer die
Entfernung der beiden Stationen war, desto größer der Abstand
der Erdplatten gewählt werden mußte, und daß dieser Abstand
von der Art des zwischenliegenden Erdbodens abhängig ist. Mit
einer Basis von 60 m konnte Ducretet zwischen 1000 m vonein-
ander entfernten Stationen, zwischen welchen kleine Gebüsche
gelegen waren, verkehren.
Auf ähnlicher Grundlage beruhen die von Maiche im
Jahre 1903 in dem Schloss Marcais des Fürsten von Monaco an-
gestellten Versuche.
Zur Übertragung auf 400 m genügte eine Basis von 20 m.
Indem letztere verlängert wurde, gelangte man bei 450 m auf
eine Übertragungsentfernung von 7000 m. Bei dieser Entfernung
verlor die zu übertragende Sprache ihre Klarheit, es konnten je-
doch noch Zeichen von hinreichender Schärfe für eine tele-
graphische Übermittlung wahrgenommen werden.
Versuche vonRuhmer. — Wenn auch in den bisher
beschriebenen Versuchen ein Verbindungsdraht zwischen den
beiden Stationen nicht vorhanden ist, so sind doch parallele
Leitungen von einer Gesamtlänge erforderlich, welche nicht
viel hinter der Entfernung zwischen den beiden Stationen
zurücksteht.
Wirkliche telephonische drahtlose Übertragungen sind da-
gegen die in Kapitel 4 und 5 beschriebenen, bei welchen be-
friedigende Übertragungsentfernungen erreicht wurden. Unter
den dort beschriebenen Anordnungen erzielte die von Simon
und Reich in der Verbesserung von Ruhmer bemerkenswerte
praktische Ergebnisse. Die wesentliche Verbesserung, welche
Ruhmer anbrachte, bestand in einer Vervollkommnung der Selen-
zellen, insoferne er eine Herstellungsart fand, vermittelst welcher
die Zellen für die blauen und violetten Strahlen des Lichtbogens
empfindlich gemacht werden konnten, während die gewöhnlichen
Zellen ihre größte Empfindlichkeit für die roten Strahlen aufweisen.
Die von Ruhmer im Jahre 1902 auf dem Wannsee bei Berlin
vermittelst eines Lichtbogens von 8 — 10 Amp. und einem
Reflektor von 35 cm Durchmesser angestellten Versuche ge-
statteten eine Übertragung auf eine Entfernung von 7 km auch
an regnerischen und nebeligen Tagen. Später wurden im
selben Jahre in Gegenwart des Deutschen Kaisers weitere Ver-
suche in Kiel zwischen dem stationären Schiff Neptun und dem
Drahtlose Telephonie. 351
Panzer Kaiser Wilhelm ausgeführt. Die an Bord des Neptun
gesprochenen Worte wurden deutlich gehört, bis der Panzer bei
Stollergrund eine Entfernung von 30 km erreicht hatte.
Systeme Yermittelst elektrischer Wellen*
Nach der Entdeckung der drahtlosen Telegraphie vermittelst
elektrischer Wellen wurden mehrfache Versuche gemacht, um
dasselbe Prinzip auf die Telephonie anzuwenden. Da jedoch
die telephonischen Apparate die Anwendung so gewaltiger Ent-
ladungen, wie sie in der drahtlosen Telegraphie benutzt werden,
nicht zulassen, so suchte man ein Mittel, welches sich besser
als die letzten zur Übertragung der Ätherschwingungen eignete.
Im Anschluß an die Tatsache, daß feste und flüssige Körper den
Schall besser leiten als gasförmige, versuchte man das Wasser
und den Erdboden als Leiter der elektrischen Wellen.
EmpfangsapparatPlecher. — Als Empfangsapparate
für die drahtlose Telephonie durch elektrische Wellen können
nur solche von der Art der selbstentfrittenden Fritter in Betracht
kommen, da die Schnelligkeit der Aufeinanderfolge der die
Sprache zusammensetzenden Schwingungen ein den mechanischen
Entfrittungsvorrichtungen ähnliches Mittel ausschließt.
Eine diese Bedingungen erfüllende Vorrichtung ist der
Empfangsapparat Plecher, welcher wie die Empfänger Walten
und »Armorlc sich auf die Erscheinungen der Elektrokapillarität
gründet. Die als Elektrometer dienende Kapillarröhre schließt
an einen Rezipienten an, welcher von einer Membrane in zwei
Teile geteilt ist. Die Veränderungen des Flüssigkeitsstandes, wie
sie von den einlaufenden elektrischen Wellen am Apparat be-
wirkt werden, bringen die Membrane in Schwingungen und
damit auch die in dem zweiten Teil des Rezipienten befindliche
Luft, deren Schwingungen durch zwei Scballrohre dem Ohr
zugeführt werden. Als Elektrolyt wird eine Lösung von Kalium-
cyanür mit 1% Silbercyanür und 10 ^/o Kalihydrat verwendet.
SystemLonardi. — Kurze Zeit nach den ersten Erfolgen
Marconis im Jahre 1897 schlug Lonardi zur drahtlosen Über-
tragung der Sprache vor, vermittelst der zu übertragenden Schall-
schwingungen die beiden in Öl getauchten Kugeln des Oscil-
lator Righi in Schwingungen zu versetzen, während an den
Klemmen des Funkeninduktors oder der Elektrisiermaschine eine
unveränderliche Spannungsdifferenz erhalten werden sollte. In-
soferne die Stärke der Schwingungen- von dem Abstand der
352 11. Kapitel.
Kugeln abhängt, sollten aal diese Weise Schwingungen in der
elektrischen Ausstrahlung im Einklang mit dem Ton erhalten
werden, durch welchen die Kugeln des Oscillators in Schwingung
geraten. Lonardi ist der Ansicht, daß als Empfänger ein Fritter
dienen könnte, welcher so empfindlich sein müßte, daß er seinen
Widerstand mit den Schwingungen des elektrischen Strahls
änderte, und glaubt, daß ein Selenempfänger, welcher sich dieser
Eigenschaft hinsichtlich des Lichts erfreut, die gleiche Eigen-
schaft auch gegenüber den elektrischen Wellen zeigt und daher
zu dem Zweck verwendet werden könne.
Ein Empfänger dieser Art müßte mit dem Empfangsdraht ver-
bunden und durch einen für die Lichtstrahlen undurchlässigen, für
die elektrischen Wellen durchlässigen Schirm geschützt, zusammen
mit einer Batterie im Primärkreis einer Induktionsspule eingeschal-
tet werden, deren Sekundärdraht das die Sprache wiedergebejide
Telephon zu enthalten hätte. Wie es scheint, blieb es bei dem
Vorschlag, ohne daß praktische Versuche die Folge gewesen wären.
System CoUins, — Die ausgedehntesten Versuche auf
dem Gebiete wurden bis jetz in Amerika von A. F. Collins aus-
geführt. Die Anordnung besteht aus einem Sende- und einem
Empfangsapparat, welche zu einer Station verbunden sind. Die
etwas unklare Beschreibung des Erfinders gibt folgendes an:
Der Primärdraht der sendenden Liduktionsspule ist mit dem
Sender, wie es scheint einem gewöhnlichen Mikrophon, einer
Batterie, einem Variator und einem Unterbrecher hintereinander-
geschaltet. Die Enden des Sekundärdrahts der Spule sind mit
einer Erdplatte und einer Kompensationkapazität verbunden. In
Abzweigung zu den Enden des Sekundärdrahts ist eine Leydner
Flasche angeordnet. Der Empfänger besteht aus einem ge-
schlossenen Stromkreis, in welchen in Reihe geschaltet ein
Telephonempfänger, eine Trockenbatterie und der Sekundärdraht
eines Transformators sich befinden, dessen Primärdraht mit
Erde, wie der Sekundärdraht der Sendespule, verbunden ist.
Nach der Auffassung des Urhebers der Anordnung werden
im Sekundärdraht des Sendeapparats elektrische Wellen von
großer Länge, d. h. von geringer Schwingungszahl und hoher
Spannung, erzeugt, und es würden zwischen der Spule und der
Erde über den Draht und die Platte Entladungen erzeugt, anstatt
der explosiven Entladungen, welche in der freien Luft bei der
gewöhnlichen drahtlosen Telegraphie stattfinden.
Die Fortpflanzung vollziehe sich durch die Erde und sei
nach der Ansicht CoUins durch den Umstand begünstigt, daß
Drahtlose Telephonie. 353
die Wellenlänge groß und die Wellen daher weniger der Ab-
sorption durch wägbare Körper ausgesetzt seien, genau wie die
roten Strahlen die Luft und den Nebel leichter durchdringen als
die kürzeren violetten Wellen. Die größere Leitfähigkeit der Erde
für die von seinem Apparat ausgehenden Wellen schreibt CoUins
der größeren Dichtigkeit des Äthers in der Umgebung der Atome
der wägbaren Materie zu.
In einem homogenen Mittel, wie das Wasser, soll der mit
dem Mittel verbundene Äther der elektrischen Wellen weiter,
leichter und mit geringerer Verdrehung sich fortpflanzen wie in
einem heterogenen Mittel wie es die Erde ist. Daraus schließt
Collins, daß das Wasser das beste Mittel für die drahtlose Tele-
phonie wie für die drahtlose Telegraphie darbietet.
Collins' Versuche begannen in Philadelphia gegen Ende
des Jahres 1899, und im Jahre 1900 gelang dem Forscher die
Übertragung durch die Erde auf ungefähr 60 m Entfernung.
Später wurde Narberth in Pennsylvanien als Versuchstation ge-
wählt. Im Jahre 1901 wurde ein neuer Apparat zur Übertragung
über den Fluß Delaware auf eine Entfernung von 16U0 m ver-
sucht, welche Entfernung im Jahre 1902 auf ca. 5000 m ausge-
dehnt wurde. Die Apparate wurden auf zwei Hügeln, zwischen
welchen sich das Flußtal, eine Felsenhöhle, verschiedene Eisen-
bahn- und Telephonlinien befanden, aufgestellt. Die Übertragungs-
stärke war gering, die Artikulierung jedoch vollkommen.
Im Jahre 1903 wurden zahlreiche Versuche am See Rock-
land im Staate New York angestellt. Wenn dabei auch nicht
versucht wurde, die erwähnte Entfernung zu erhöhen, so wurden
die Apparate doch in der Art verbessert, daß die Übertragung
deutlich und von hinreichender Schallstärke bis auf 5 km Ent-
fernung ausfiel.
Um die Anwendung für den täglichen Gebrauch zu ermög-
lichen, wurden die beiden Stationen mit Anrufglocken, welche
ohne Vorbindungsdraht betätigt werden konnten, ausgerüstet.
Collins sieht den Hauptwert der drahtlosen Telephonie in der
Möglichkeit, von einem Schiff zum anderen zu sprechen. Es
lassen sich aber auch andere Fälle der Verwendbarkeit denken,
wie z. B. wenn die Verbindung mit einer Insel durch ein Kabel
zu kostspielig würde, oder wenn das Aufstellen von Stangen und
das Spannen von Drähten aus irgendwelchem Grunde untun-
lich ist.
Neuere Nachrichten wissen von Versuchen mit dem System
Collins zwischen auf der Fahrt befindlichen Booten auf dem
Mazzotto, Telegraphie ohne Draht. 23
354 11. Kapitel.
!N^orth zwischen Jersey und Xew York zu erzählen. Zwischen den
beiden in entgegengesetzter Bewegung befindlichen Schüfen
konnten auf 150 — 180 m Entfernung Gespräche ausgetauscht
werden, indem ein Ende des Telephons mit dem Wasser, das
andere an dem Flaggenmast befestigt war.
Systeme Russo d'Assar. — Xoch vor den Arbeiten
Marconis hatte Russo d'Assar in den Golfen von Neapel und
Genua Versuche der drahtlosen Tolephonie angestellt, welche
bezweckten, einem Schiffe das Nahen eines Dampfers und dessen
Richtung anzuzeigen.
Das Verfahren war mechanischer Art und gründete sich auf
die Eigenschaft des Wassers, wahrnehmbare Schallwellen auf
große Entfernungen zu übertragen. Der Apparat bestand aus
zwei Mikrophonen, welche von zwei an den Seiten des Schiffes
angebrachten Röhren das Geräusch der Schraube des Dampfers
aufnahmen und es einem Telephon zuführten, welches angab, auf
welcher Seite des Schiffes der Dampfer sich befand. Die An-
wesenheit eines solchen war sogar auf eine Entfernung von 80
und mehr Kilometer wahrnehmbar.
Die Versuche wurden später an Bord des Aviso >Rapido<,
welcher vom Marineministerium zur Verfügung gestellt worden
war, wiederholt.
In der Folge scheint d'Assar dies System verlassen zu haben,
um eine auf der Verwendung elektrischer Strahlungen beruhende
Anordnung zu versuchen. In der Tat machte er im Jahre 1903
bei Nürnberg Versuche drahtloser Telephonie zwischen einem
Turm von Fürth und einem 4 km entfernten Hügel. Ge-
naueres über die Versuche ist nicht bekannt geworden, doch
soll es sich um eine Übertragung gehandelt haben, welche auf
der Entsendung paralleler elektrischer Strahlenbündel beruhte.
System Capeder-Telesca. — In diesem System ist
eine Membrane am Ende eines Gehäuses angebracht, gegen
welches gesprochen wird. Mit der Membrane verbunden ist ein
Mikrophonkontakt in den Stromkreis einer kräftigen Batterie
eingeschaltet. Der Kontakt besteht aus zwei sich innerhalb
eines Wassergefäßes mit l°/oiger Salzlösung berührenden Stahl-
federn. Im Stromkreis der Batterie ist die primäre Windung
«iner Induktionsrolle eingeschaltet, deren sekundäre Windung mit
zwei, einige Millimeter voneinander entfernten, die Erregerbiiden-
den Kugeln verbunden ist. Die beiden Kugeln sind mit den
inneren Belegungen zweier Kondensatoren verbunden, deren
Drahtlose Telephonie. 355
äußere Belegungen einerseits mit dem Sendedraht, anderseits
mit der Erde in Verbindung stehen.
Wird gegen die Membrane gesprochen, so erzeugt der
Mikrophonkontakt starke Schwankungen im Batteriestrom, woraus
im Sekundärstromkreis der Spule eine Reihe von Strömen ver-
änderlicher Spannung sich ergeben, infolgedessen im Erreger
Funken übergehen, deren Stärke nach Maßgabe der Schwingungen
der Feder des Mikrophons schwankt. Die Funken sind mit
elektrischen Schwingungen verbunden, welche sich auf den
Luftdraht fortpflanzen und von diesem in den Raum ausgestrahlt
werden.
In der Empfangstation werden die ankommenden Schwin-
gungen vom Empfangsdraht einem Fritter mit Silber- oder Zinn-
elektroden, welche von einer Zwischenschicht aus Graphit ge-
trennt sind, zugeführt. Der Fritter wird von einem Uhrwerk
in ständiger Umdrehung erhalten und in den Stromkreis einer
Batterie eingeschaltet; in Abzweigung von diesem Stromkreis
werden ein oder zwei Telephone angelegt.
Die ankommenden Wellen von schwankender Stärke ver-
ursachen Schwankungen in der Stärke des das Telephon durch-
fließenden Stromes, infolgedessen letzteres Töne in Überein-
stimmung mit den vor der Membrane der Sendestation hervor-
gebrachten erzeugt. Es gelang eine Wiedergabe des Schalls
auch mit feststehenden Graphitfrittern, jedoch nur schwach und
unvollkommen, zu erhalten.
System Pansa. — In dem System wird außer den be-
kannten Gesetzen der Übertragung elektrischer Wellen in die
Ferne eine Eigenschaft verwendet, welche einige Metalle zeigen,
wenn sie elektrischen Entladungen oder Schwingungen unter-
worfen werden.
Die Sendestation besteht aus einer elektrodynamischen
Maschine von 4 KW Leistung, einem Funkeninduktor von 25 cm
Funkenlänge, einem Rhigischen Oszillator und einem Elektro-
motor, welcher einen Quecksilberturbinenunterbrecher antreibt.
Die von dem Oszillator erzeugten elektrischen Wellen
werden einer umgekehrten Drahtpyramide, ähnlich der von Poldhu
jedoch nur 25 m hoch, zugeführt und von letzterer ausgestrahlt.
Die Übertragung der Sprache geschieht vermittelst eines noch
geheimgehaltenen Apparats, welcher als Stromunterbrecher funk-
tioniert.
Die Schwingungen des unterbrochenen Stromes erzeugen
im Oszillator ebenfalls unterbrochene elektrische Schwingungen,
23*
356 11. Kapitel.
welche in der Empfangsstation den Fritter durchlaufen, welcher
einen Stromkreis öffnet und schließt, in dem eine Akkumulatoren-
batterie eingeschaltet ist. Letztere ist an einen Rhigischen
Oszillator angeschlossen, welcher die ursprünglichen Schwin-
gungen wiederholt.
Ein zweiter ebenfalls noch geheimgehaltener Apparat ge-
rät unter der Wirkung derartiger Wellen in Schwingungen und
gibt nach Art einer schwingenden Membrane die übertragenen
Ströme wieder. Gegenwärtig soll das Telephon Pansa auf einige
Kilometer Entfernung wirksam sein.
System Campos. — Campos, welcher, wie erwähnt, die
Möglichkeit der Anwendung des singenden Lichtbogens auf
die drahtlose Telegraphie untersuchte, unternahm auch den Ver-
such, den Lichtbogen für ein System der drahtlosen Telegraphie
zu verwenden. Er verwendet zu diesem Zweck ein von Mizuno
gefundenes Gesetz, demzufolge ein ohmscher Widerstand im.
Nebenschluß zu einer in einen Schwingungskreis eingeschalteten
Liduktanz die Eigenschwingungszahl des Systems derart beein-
flußt, daß bei bestimmten Werten dieses Widerstandes kleine
Änderungen desselben bedeutende Änderungen der Schwingungs-
zahl hervorrufen.
Campos zieht daraus den Schluß, daß ein im Nebenschluß
zur Induktanz des Duddellschen Stromkreises angebrachtes
Mikrophon gestatten würde, die er^^ähnten Änderungen des
ohmschen Widerstandes durch die das Mikrophon treffenden
Schallwellen hervorzubringen und so die Eigenschaften des
Duddellschen Stromkreises zu einem System der drahtlosen
Telephonie zu verwerten.
System De Forest. — Auch De Forest soll an der
Lösung der Aufgabe der drahtlosen Telephonie arbeiten und
dieselbe vermittelst hochgespannter Gleichströme zu erreichen
hoffen, indem er wie Campos von der Erscheinung des sprechen-
den Lichtbogens ausgeht
SystemMajorana. — Die jüngsten Untersuchungen
über den Gegenstand wurden von Q. Majorana am Istituto
fisico der Universität von Rom angestellt. Majorana ist der
Ansicht, daß zur Lösung der Aufgabe die Anwendung elektro-
magnetischer Dauerwellen, wie sie z. B. im Duddellschen Strom-
kreis, auch wenn letzterer von einer Hewitt-Lampe in Schwingung
gesetzt wird, erhalten werden, infolge dier Geringfügigkeit der
verfügbaren elektrischen Energie nicht zum Ziele führt. Er
Drahtlose Telephonie. 357
greift daher auf die Entladungen elektrostatischer Maschinen
oder besser noch von Funkeninduktoren zurück.
Die wirksamste unter den von Majorana vorgeschlagenen
Methoden bestünde in einer Verwirklichung des Vorschlags
Lonardi (S. 351), in welchem die Schallwellen die Länge der
Funkenstrecke in dem ursprünglichen Apparat Marconi verändern.
Der Wechselstrom des städtischen Elektrizitätswerks von
40 Perioden in der Sekunde hätte den Primärstromkreis eines
Funkeninduktors zu speisen. Die Funkenstrecke bestünde aus
einer feststehenden Elektrode und aus einer in den Sekundär-
stromkreis eines Transformators eingeschalteten Quecksilber-
elektrode. Der Primärstromkreis des Transformators soll von
den Mikrophonströmen durchflössen werden.
Die transformierten Mikrophonströme setzen den Queck-
silberstrahl in Schwingungen, indem sie manchmal bedeutende
Verschiebungen des letzteren hervorbringen, wodurch die unab-
lässig zwischen der festen Elektrode und dem Strahl übergehenden
Funken rhythmische Längenänderungen erfahren, welche mit
dem vor dem Mikrophon hervorgebrachten Ton übereinstimmen.
In der Funkenstrecke wird ein starker Luftstrom unterhalten,
welcher die erforderliche Regelmäßigkeit im Funkenübergang
aufrechterhält.
Unter Benutzung eines magnetischen Wellenanzeigers
konnte eine genaue und vollkommen verständliche Wiedergabe
der Sprache vermittelst der elektrischen Schwingungen des
Luftdrahts erzielt werden.
Der Sendedraht war außerhalb des Gebäudes angebracht,
während der Empfangsdraht aus einem ungefähr 1 m langen
Drahtstück bestand und vollkommen innerhalb des Gebäudes
eingeschlossen war. Majorana ist der Ansicht, daß im Freien,
bei Anwendung eines gleich langen Sende- und Empfangsdrahts,
die telephonische Übertragung auf einige Kilometer möglich
gewesen wäre. Die geschilderte Anordnung zeigt den Übelstand,
daß das Quecksilber durch die Entladungen derart verändert
wird, daß es nicht mehr für spätere Versuche verwendet werden
kann. Majorana beabsichtigt daher die elektrischen Schwingungen
auf anderem Wege zu erreichen , unter anderem ein Mikrophon
zu suchen, welches imstande ist mit hochgespannten Strömen
zu arbeiten und welches in einer der Verbindungen der Funken-
strecke mit dem Sendedraht eingeschaltet werden kann.
Da von der Leitungsfähigkeit dieser Verbindungen die
Menge der auszustrahlenden Energie abhängt, so könnten die
358 12. Kapitel.
WiderstandsBchwankungen eines derartigen Mikrophons analoge
Schwankungen in den ausgestrahlten Wellen hervorrufen und
ein neues Mittel der Übertragung für die drahtlose Telephonie
bilden.
12. Kapitel.
Verschiedene Anwendungen und Schlufs-
folgerungen.
Die Anwendungen der drahtlosen Telegraphie beschränken
sich nicht auf den Austausch von Zeichen in die Feme, sondern
erstrecken sich auf eine große Anzahl von Dienstzweigen, von
welchen einige auch der gewöhnlichen Telegraphie anvertraut
sind, andere ausschließlich der drahtlosen Telegraphie vorbehalten
bleiben. Die Anzahl dieser Anwendungen wächst natürlich mit
der Zahl und der Tragweite der Stationen und der Zuverlässig-
keit der Verbindungen.
Verbindungen auf dem Meere. — Das Meer kann
als das eigentliche Wirkungsfeld der drahtlosen Telegraphie an-
gesehen werden, einerseits weil das Meerwasser für die elek-
trischen Wellen ein besseres Übertragungsmittel bildet als die
Erde, anderseits weil auf dem Meere die Möglichkeit und da&
Bedürfnis des Verkehrs zwischen schwimmenden Stationen vor-
handen ist, Bedingungen, wie sie für die gewöhnliche Telegraphie
fehlen. Wir haben gesehen, daß infolge der drahtlosen Tele-
graphie die Abgeschlossenheit der den Atlantischen Ozean durch-
fahrenden Schiffe aufgehört hat, insofern diese, abgesehen von
den Stationen für drahtlose Telegraphie auf große Entfernungen,,
mit den Küsten Mitteilungen austauschen können vermittelst
eines Netzes von Stationen, welche an den Küsten und auf den
Inseln in wenigen hundert Kilometer Entfernung von der Route
der Ozeandampfer eingerichtet sind.
Bis zu welchem Grade diese Abgeschlossenheit ver-
schwunden ist, zeigt nichts deutlicher als die täglich an Bord
der Ozeandampfer der Cunard -Linie erscheinende Zeitung mit
den laufenden Nachrichten über die Weltereignisso.
Durch die Möglichkeit, beinahe ununterbrochen Nachrichten
austauschen zu können, ist aber auch die Fahrtsicherheit für die
Schiffe erheblich gestiegen , insofern in der Gefahr und bei
Beschädigungen Hilfe verlangt und Nachricht erhalten werden
Verschiedene Anwendungen und Schlußfolgerungen. 359
kann, von welcher Seite her die nächste Hilfe zu erwarten ist.
Aber nicht nur die Schüfe, sondern auch die auf kleinen Inseln
errichteten Leuchttürme finden in der drahtlosen Telegraphie ein
bequemes Mittel, die Abgeschlossenheit, welche die Ungunst der
AVitterung auf lange Zeit verhängt, mehr oder minder zu durch-
brechen.
Fahrten in unbesuchten Meeren, wie die Polarfahrten,
werden ebenfalls von der drahtlosen Telegraphie Nutzen ziehen
können, indem sie Nachricht in die bewohnte Welt gelangen
lassen oder Hilfe verlangen können. So soll die von Scholl
beabsichtigte Nordpolexpedition durch eine auf Spitzbergen von
der Gesellschaft Braun-Siemens zu errichtende drahtlose Station
derart unterstützt werden, daß das Schiff mit dieser Station in
ununterbrochener Verbindung bleiben kann, wie der eine Nord-
polexpedition von Amerika aus vorbereitende Polarfahrer Peary
durch drahtlose Telegraphie in ständiger Verbindung mit der
Heimat zu bleiben hofft.
Ein anderer wichtiger Dienst, welchen die drahtlose Tele-
graphie den auf der Fahrt begriffenen Schiffen zu leisten vermag,
besteht in der Mitteilung der Zeit, was zur genauen Bestimmung
des Orts des Schiffes von höchster Wichtigkeit ist. Die Angabe
der Zeit kann ein Schiff auf Verlangen von den Küsten er-
halten, es wäre jedoch auch möglich, dafür ein ähnliches Ver-
fahren zu benutzen, wie es in großen Städten durch Abfeuern
eines Kanonenschusses zur bestimmten Zeit geübt wird. Man
könnte z. B von einer Station für große Entfernungen ein Signal
vermittelst drahtloser Telegraphie ablassen, welches nahezu in
demselben Augenblick in allen Richtungen von allen Schiffen
aufgenommen werden könnte.
Man hat auch daran gedacht, die drahtlose Telegraphie dazu
zu verwenden, automatisch die Schiffe vor irgendeiner Gefahr,
wie Klippen etc., zu warnen und Leuchttürme und Semaphore
bei nebligem AVetter anzukündigen. Anwendungen dieser Art
wurden in Frankreich von Kapitän Moritz und in England von
J. Gardener gemacht. Es genügt an einem bestimmten Platz
einen Sender mit automatischer Sende Vorrichtung anzubringen,
welch letzterer aus einem Rad mit in Strichen und Punkten
geteilten Umfang besteht und durch die Umdrehung jedesmal
dem Schiffe den Namen der signalisierenden Station in Morse -
zeichen angibt.
Eine andere Anwendung besteht in der soeben, März 1906,
bekannt gewordenen Lenkung von Torj)edos vermittelst elek-
360 12. Kapitel.
trischer Wellen von Küstenstationen oder von Stationen auf
Schlachtschiffen aus, wie sie im Hafen von Antibes gelungen
sein soll. Der Torpedo besteht aus zwei übereinander angeord-
neten Teilen, von welchen der obere über dem Wasser hervor-
ragende zwei Auffangstangen für die elektrischen Wellen trägt
und dem untern Teil deren Wirkung vermittelt.
Anwendungen für den meteorologischen Dienst. — '
Es ist bekannt, wie die Wettervorhersagungen in den zentralen
Observatorien auf Grund täglich aufgezeichneter meteorologischer
Karten geschehen, welch letztere die atmosphärischen Verhält-
nisse eines möglichst großen Teils der Umgebung darstellen.
Für den festen Teil der Erdoberfläche liefern die ständigen
telegraphisch mit der Zentrale verbundenen Observatorien reich-
liche Angaben, während von dem meeresbedeckten Teil der
Erde die gleichen Mitteilungen fast völlig fehlen, weshalb dieser
Teil der Karten auf dem wenig zuverlässigen Weg der Vermutung
ergänzt werden muß. Diese Angaben werden nun durch draht-
lose Telegraphie von auf der Fahrt befindlichen Schiffen geliefert
werden, wodurch die Wettervorhersagungen an Sicherheit wesent-
lich gewinnen würden.
Es wird berichtet, daß der Daily Telegraph mit der Marconi-
Gesellschaft einen Vertrag abgeschlossen hat, um von den mit
den drahtlosen Stationen von Irland, Schottland und England in
Verbindung stehenden Dampfern Angaben über die Temperatur,
die Windrichtung und den Zustand des Himmels zu erhalten
und so die eigene meteorologische Spalte zu verbessern.
Überlandverbindungen. — Obwohl die Verbindungen
vermittelst drahtloser Telegraphie über Land schwieriger und
nur auf kürzere Entfernungen wie über den Spiegel des Meeres
ausführbar sind, so können sie doch in einzelnen Fällen, welche
sich der gewöhnlichen Telegraphie entziehen, erhebliche Dienste
leisten.
Fast überall wurden auch auf dem Festlande Anlagen für
drahtlose Telegraphie eingerichtet, welche übereinstimmend er-
geben, daß die Übertragung auf mehr als 60 km schwierig ist,
daß die erreichbare Entfernung übrigens sehr mit den Terrain-
verhältnissen zwischen den Stationen wechselt. Nach den von
Marconi zwischen Froserburg in Schottland und Poldhu ange-
stellten Versuchen scheint es, daß die Übertragung längs der
Küsten, welche einen Fall zwischen der reinen Übertragung
über Land und über Meer darstellt, leichter auf größere Ent-
fernungen gelingt als wie die reinen Überlandverbindungen.
Verschiedene Anwendungen und Schlußfolgerungen. 361
Im übrigen sind die neuesten Ergebnisse wohl dazu an>
getan, auch der Überlandtelegraphie vermittelst elektrischer
Wellen eine hervorragende Zukunft zu eröffnen. So wurden
kürzlich, März 1906, vermittelst des Eiffelturms Versuche zwischen
Paris und Beifort angestellt, welche so günstige Resultate er-
gaben, daß die Verbindung in ständigen Gebrauch genommen
werden soll. In Chile wurden auf große Entfernung in be-
deutenden Abständen Stationen für drahtlose Telegraphie ein-
gerichtet, welche einen Verkehr zwischen Orten zulassen, welche
infolge der Wälder nicht durch gewöhnliche Telegraphenleitungen
verbunden werden können.
Für die nächste Ausstellung in Nürnberg ab Mai 1906 soll
eine drahtlose Verbindung zwischen dieser Stadt und Dresden
und Berlin eingerichtet werden.
Verbindungen zwischen auf der Fahrt begrif-
fenen Zügen. — Von der Aufgabe war schon bei Besprechung
Änderer Systeme der drahtlosen Telegraphie, S. 23 u. 26, die Rede.
Die Telegraphie vermittelst elektrischer Wellen bietet jedoch
einfachere und wirksamere Lösungen. So wurden beispielsweise
in letzter Zeit erfolgreiche Versuche auf der Militäreisenbahn
Berlin — Zossen und auf verschiedenen amerikanischen Eisenbahn-
linien angestellt.
In Amerika wurde in einigen Fällen die Anlage als ständiges
Verkehrsmittel unter die Betriebseinrichtungen aufgenommen.
Ferner sind nähere Einzelheiten über Versuche bekannt
geworden, welche von Prof. Biskan an der Station Teplitz aus-
geführt wurden. Der die Apparate mit sich führende Wagen
war am Ende des Zuges angebracht und mit zwei außen befind-
lichen Drähten versehen. Sobald sich der Zug auf eine Ent-
fernung von 7 km der Station Teplitz näherte, von welcher aus
zusammenhängende Depeschen gegeben werden sollten, begann
der Telegraphenapparat in vollkommen gleicher Weise wie ein
gewöhnücher Telegraphenapparat zu arbeiten.
In New York wurde das Verfahren in Verbindung mit einem
Zug von sehr hoher Geschwindigkeit (96 km in der Stunde) ver-
sucht, wobei es gelang, mit den Stationen auf eine Entfernung
von 13 km zu verkehren.
Verbindungen in Gebirgen mit Luftballons
etc. — Auch zwischen Tälern und den Spitzen hoher Berge und
zwischen der Erde und Luftballons gelang es, vermittelst der
drahtlosen Telegraphie Nachrichten auszutauschen. So wurde
zwischen Chamonix und dem Montblanc eine dauernde Anlage
362 12. Kapitel.
hergestellt, um mit dem Observatoriam Janssen, welches auf
dem Gipfel angebracht ist, zu verkehren.
In London soll man beabsichtigen, die drahtlose Telegraphio-
im Dienste der Feuerwehr zu verwenden. Guarini hat zu diesem
Zweck eine Einrichtung vorgeschlagen, welche selbsttätig die
Feuerwehrstation von dem Orte eines ausbrechenden Brande»
benachrichtigen würde. Der Apparat besteht aus einem Thermo-
meter, welches bei der Temperaturerhöhung ein Relais schließt»
Letzteres setzt ein Uhrwerk in Gang, welches vermittelst eines-
Kontaktdrahtes ähnlich der Besehreibung 8. 359 den Stromkrei»
eines Wellenentsenders abwechselnd öffnet und schließt, so daß-
den Abständen der Kontakte entsprechend in den Empfangs-
stationen die Chiffre derjenigen Station erscheint, von welcher
Meldung ausging.
In Wien ist eine Einrichtung im Werk, die vermittelst
elektrischer Wellen eine von einer Zentrale ausgehende Stellung^
der Uhren ermöglichen soll.
Drahtlose Telegraphie im Felddienst. — Über-
landverbindungen vermittelst drahtloser Telegraphie haben für
die Operationen im Felde eine hohe Wichtigkeit nicht nur wegen,
der Schwierigkeit der raschen Herstellung gewöhnlicher Tele-
graphenverbindungen, sondern auch deshalb, weil der Verkehr
häufig mit belagerten Städten und Festungen oder andern un-
zugänglichen Orten stattzufinden hat. Jede Nation benutzt heute
einen besonderen Typus von Apparaten. Allseits wird der Ver-
besserung der Eimichtung für diesen Zweck die lebhafteste
Aufmerksamkeit zugewendet, wie aus den S. 185, 196, 253 ent-
haltenen näheren Angaben hervorgeht.
Es ist selbstverständlich, daß über die betreffenden Arbeiten
nur wenig in die Öffentlichkeit dringt. Welche hervorragenden.
Leistungen unter Umständen von der Benutzung der drahtlosen.
Telegraphie erzielt werden können, beweist die Belagerung von
Port Arthur, welche Festung trotz monatelanger völliger Zer-
nierung beinahe bis zu dem Punkt der Übergabe in Verbindung^
mit der Außenwelt blieb.
MechanischeAnwendungen. — Zweifellos stellt die
drahtlose Telegraphie ein Verfahren der Energieübertragung in
die Ferne dar. Gewiß ist die im Fritter anlangende und zur
Verwertung kommende Energiemenge außerordentlich geringe
doch ist die Hoffnung nicht aufzugeben, daß vermittelst der
elektrischen Wellen auch Energiemengen in die Ferne über-
Verschiedene Anwendungen und Schlußfolgerungen. 363
tragen werden können, welche zur Leistung mechanischer Ar-
beiten in größerem Umfange verwendet werden können.
Dieser Hoffnung wurde durch den internationalen Luft-
öchifferkongreß der Weltausstellung von Saint Louis im Jahre
1904 dadurch Ausdruck gegeben, daß ein Preis von 15000 Franken
für den ausgesetzt wurde, dem es gelänge, die Energie von
ungefähr Vio PS auf 300 m Entfernung durch die Luft zu
übertragen. Der Preis wurde indes, wie bekannt, nicht gewonnen.
Ja es ist nicht einmal von Versuchen etwas bekannt geworden,
welche den Gewinn angestrebt hätten.
Es ist ohne weiteres einleuchtend, welche ungeheure Be-
deutung die Möglichkeit der Übertragung bedeutender Energie-
mengen in die Ferne für das gesamte Kulturleben der Mensch-
heit haben würde.
Doch bietet auch schon die bestehende Möglichkeit einer
Übertragung kleiner Energiemengen in die Ferne reichliche Ge-
legenheit, durch Auslösung lokaler Energiequellen von der Ferne
aus eine Reihe von wertvollen Wirkungen zu erreichen. In der
Tat kann das Eelais, welches bei dem üblichen Verfahren den
Ortsstromkreis eines Morseapparats schließt, ebensowohl den
Stromkreis eines Motors öffnen und schließen und so auf die
Entfernung dessen Tätigkeit bestimmen oder auf Entfernung
elektrische Lampen entzünden oder auslöschen oder durch die
Erregung von Elektromagneten Wirkungen der verschiedensten
Art hervorbringen.
Physiologische Anwendungen. — Nach Versuchen
von Gallerani an der Universität Camerino zeigt das Nerven- und
Muskelsystem eine deutlichere Empfindlichkeit gegen elektrische
Wellen wie irgendein Wellenanzeiger.
Gallerani benutzt als Sender einen Apparat mit Sendedraht,
wie Marconi, und als Empfänger einen nach Galvanis Vorgang
zubereiteten Frosch. Vermittelst eines Tastenunterbrechers gelang
es ihm, aus der Entfernung Zuckungen des Frosches hervor-
zubringen, welche auf einem besondem Registrierapparat auf-
gezeichnet werden konnten.
Nimmt man eine ähnliche Wirkung auf das Nerven- und
Muskelsystem des Menschen an, so wird sich daraus ungezwungen
der häufig beobachtete Einfluß ferner elektrischer Entladungen
erklären.
Endlich wird soeben durch die Marinebehörde in Tokio
bekanntgegeben, daß ein japanischer Marineoffizier Kimura ein
364 12. Kapitel.
brauchbares System der drahtlosen Telephonie vermittelst elek-
trischer Wellen erfunden habe.
Schlußbemerkungen. — So überraschend sich die in der
kurzen Zeit seit Marconis bahnbrechenden Arbeiten errungenen
Fortschritte der drahtlosen Telegraphie darstellen, so ist doch
nicht zu leugnen, daß der gegenwärtige Stand von Wissenschaft
und Technik noch weit entfernt ist, alle Wünsche zu befriedigen.
Die Wirkungen der atmosphärischen Elektrizität, die Stö-
rungen durch das Sonnenlicht, die Zartheit und Kompliziertheit
der selbst für kleine Entfernungen erforderlichen Apparate, die
geringe Übertragungsgeschwindigkeit und vor allem die außer-
ordentliche Schwierigkeit, eine vollkommene Unabhängigkeit der
Stationen zu erreichen, bilden noch eine Reihe ernsthafter
Schwierigkeiten.
Trotzdem hat sich die drahtlose Telegraphie bereits ihren
Platz als unentbehrliches Verkehrsmittel, insbesondere in solchen
Fällen, in welchen andere Verkehrsverfahren ausgeschlossen
sind, erobert. Nach dem jetzigen Stande der Telegraphie kann
die drahtlose Telegraphie nicht als ein Ersatz, sondern nur als
ein einfacher Ausweg für solche Fälle betrachtet werden, die
sich der gewöhnlichen Telegraphie entziehen. Wo die letztere
möglich ist, wird auf deren Anwendung auch dann zurückgegriffen
werden müssen, wenn die Kosten der Anlage die einer drahtlosen
Verbindung übertreffen, da die Zuverlässigkeit, Ausschließlich-
keit und Einfachheit der Übermittlung in letzterem Fall un-
vergleichlich größer sind, als sie mit den gegenwärtigen Mitteln
der drahtlosen Telegraphie erreicht werden können. Doch ist
es heute schon in vielen Fällen nur mehr eine Geldfrage, welches
der beiden Verkehrsmittel anzuwenden sei. Insbesondere sind
es Verbindungen über das Meer, bei welchen die Kosten für
eine Kabelverbindung eine Anlage in Rücksicht auf den zu er-
wartenden Verkehr häufig unmöglich machen würden, während
eine Anlage für drahtlose Telegraphie infolge ihres niedrigeren
Preises eine Verbindung ermöglicht, welche sonst überhaupt
ausgeschlossen ist.
Island und Spitzbergen z. B. hätten nie darauf zu rechnen,
durch ein Kabel in den Weltverkehr einbezogen zu werden,
während die drahtlose Telegraphie eine solche Möglichkeit in
greifbare Nähe gerückt hat. Ebenso scheint der Tag nicht ferne,
an welchem der im Eise eingeschlossene Nordpolfahrer tägliche
Nachrichten der Heimat zusenden kann.
Verschiedene Anwendungen und Schlußfolgerungen. 365
Anders liegt die Sache in dem Fall, daß ein genügender
Verkehr die Anlage einer Kabelverbindung rechtfertigt. Obwohl
ein Kabel unvergleichlich teuerer sich stellt als ein paar Stationen
für drahtlose Telegraphie, so stellt es doch in der Regel nicht
nur eine einzige sondern mehrere unabhängige Verbindungen
zwischen den beiden Stationen her, wodurch eine 8— 10 fach
höhere Leistungsfähigkeit gegenüber einer drahtlosen Verbindung
erzielt wird.
Zwar könnte die Leistungsfähigkeit einer drahtlosen Ver-
bindung erhöht werden, wenn die Versuche des Mehrfach Verkehrs,
wie sie im Laboratoriumsmaßstabe gelungen sein sollen, die An-
wendbarkeit in der Praxis erweisen würden. In der Tat, wenn
ein und dieselbe Station gleichzeitig mit derselben Sendevorrichtung
10 verschiedene Nachrichten entsenden könnte, deren jede von
einem besonderen Empfangsapparat in der Ankunftstation auf-
genommen werden könnte, so wäre die Leistungsfähigkeit der
Linie verzehnfacht. Die Lösung der Aufgabe, welche die Theorie
möglich erscheinen läßt, zeigte sich jedoch in der Praxis derart
schwierig, daß, was auch von gelungenen Versuchen des Doppel-
verkehrs berichtet wurde, in praktischen Anlagen doch nur der
Einfach verkehr zur Anwendung kam.
Was wirklich in der Praxis vermittelst der Abstimmung
bisher erreicht worden ist, beschränkt sich darauf, daß in der
Nähe der äußersten Grenzen der Leistungsfähigkeit der Über^
tragung ein mit dem Sender abgestimmter Empfangsapparat die
Zeichen besser aufnimmt als ein nicht abgestimmter.
Das stimmt auch vollkommen mit den Erscheinungen der
Akustik überein. Beobachtet man von der Ferne den Ton eines
Instruments, bis die Entfernung derart ist, daß man das Instrument
mit bloßem Ohre hören kann, so sind sämtliche Töne wahr-
nehmbar. Entfernt man sich jedoch so weit, bis der Ton nicht
mehr gehört wird, und hält nun einen Resonator ans Ohr,
welcher imstande ist, einen bestimmten Ton zu verstärken, so
wird man nur diesen einzigen Ton mit Leichtigkeit wahrnehmen.
Hieraus geht hervor, daß zur Erzielung der Wirkungen der
Resonanz es nicht genügt, die Töne der beiden Stationen gleich-
zumachen, sondern, was viel schwieriger ist, die Stärke der
Schwingungen der Übertragungsentfernung derart anzupassen,
daß sie hinreicht, einen abgestimmten Empfänger noch zu er-
regen, dagegen einen nicht abgestimmten unbeeinflußt zu lassen.
In der Tat sehen wir in der Praxis auch in den neuesten
und sorgfältigst ausgeführten Anlagen für drahtlose Telegraphie
366 12. Kapitel.
die verschiedenen Schwingungszahlen mehr zur Übertragung auf
verschiedene Entfernungen als zum Mehrfachverkehr auf gleiche
Entfernungen angewendet, weshalb beispielsweise die Dienst-
ordnung für den drahtlosen Verkehr in Italien, trotzdem die
einzelnen Stationen zwei verschiedene Schwingungszahlen zur
Verfügung haben, eine Reihenfolge festsetzt, bei welcher gleich-
zeitig nur eine einzige Übertragung zwischen den Schiffen unter
sich und den Küstenstationen stattfinden kann.
Wenn nun auch die großartigen Versuche Marconis die
Möglichkeit des drahtlosen Verkehrs über den Ozean gezeigt
haben, und so klar es ist, daß die enormen elektrischen Wellen,
wie sie von den Stationen auf große Entfernungen ausgehen,
den Verkehr auf kurze Entfernungen nicht stören, wie der Donner
der Kanonen die Wahrnehmung einer musikalischen Melodie
nicht hindert, so scheint es doch ausgeschlossen, daß die draht-
lose Telegraphie der Kabeltelegraphie ernsthaft Abbruch tun
oder gar sie ersetzen könnte. Daran ist festzuhalten, so sehr
das Gegenteil wünschenswert wäre. In der Tat könnte ein Ersatz
der Kabel durch drahtlose Verbindungen nur unter der Bedingung
stattfinden, daß das neue Verfahren wesentliche wirtschaftliche
und praktische Vorteile gegenüber dem alten aufwiese, und daß
diese Vorteile den ungeheuren mit dem transatlantischen Verkehr
verbundenen Interessen zugute kämen, im Vergleich zu welchen
der Schaden, welchen einige Kapitalisten erlitten, verschwände.
Bis jetzt hat allein die Marconi-Gesellschaft die Aufgabe
der transatlantischen Verbindungen zu lösen versucht, welchem
Beispiel, wie es scheint, die Gesellschaft de Forest zu folgen
beabsichtigt. Wenigstens wird von einem Vertrag zwischen
dieser Gesellschaft und der Regierung der Vereinigten Staaten
berichtet, nach welchem New York mit Japan verbunden werden
soll. Die Bemühungen beider Gesellschaften bilden jedoch
vereinzelte Versuche von bisher noch zweifelhafter wirtschaft-
licher Bedeutung, während der Hauptteil der von diesen und
anderen Gesellschaften ausgeführten Anlagen sich ein viel be-
scheideneres Feld gewählt hat, das aber sich in der Beschränkung
auf kleine und mittlere Entfernungen von 100 — 500 km voraus-
sichtlich bedeutend fruchtbarer erweisen wird.
Unglücklicherweise entbrennt auf diesem Feld außer dem
Kampf gegen die großen und zahlreichen täglichen Schwierig-
keiten ein anderer zwischen den Interessen der einzelnen Ge-
sellschaften, ein Kampf, welcher durch die besonderen Betriebs-
bedingungen der drahtlosen Telegraphie verschärft wird.
Verschiedene Anwendungen und Schlußfolgerungen. 367
Hier handelt es sich nicht wie in anderen industriellen
Unternehmungen um einen einfachen Wettbewerb, welcher die
Höhe der Dividende bedroht, sondern um einen wahren Kampf
Tims Dasein, insofern der Betrieb einer Gesellschaft den einer
anderen in derselben Gegend nahezu völlig ausschließt. Auch
wenn nicht die böswillige Absicht vorliegt, von einer Station
aus die von einer anderen ausgehenden Nachrichten unleserUch
2U machen, so macht die einfache gleichzeitige Entsendung
aweier Depeschen von zwei benachbarten Stationen die Aufnahme
an den zugehörigen Empfangsstationen sehr schwierig und
liäufig unmöglich, wenn nicht besondere Übereinkommen zwischen
•den rivalisierenden Gesellschaften getroffen werden.
Eine Lösung ließe sich durch internationale Übereinkommen
für die Ausübung des drahtlosen Nachrichtenverkebrs finden,
^ine zu solchem Zweck in Berlin im August 1903 abgehaltene
Konferenz führte nicht zum Ziele. Auch die diplomatischen
Bemühungen in dieser Richtung blieben bisher erfolglos.
Es begreift sich leicht, daß unter den eigentümlichen
Arbeitsbedingungen, welchen die Ausübung der drahtlosen
Telegraphie unterliegt, die großen Gesellschaften, in erster Linie
<üe Marconi-Gesellschaft, den Versuch, ein Monopol zu schaffen,
:gemacht haben. Bei der wachsenden Macht der konkurrierenden
Gesellschaften und bei der Unterstützung, welche dieselben
von den einzelnen Staaten erfahren, ist es heutzutage jedoch
nicht mehr möglich, daß sich ein ausschließüches allgemeines
Anwendungsrecht zugunsten irgendeiner der Gesellschaften ent-
entwickeln könnte.
Dagegen sind offenbar Teilmonopole denkbar. In Italien
beispielsweise hat sich die Marconi-Gesellschaft ein Monopol
zu schaffen gewußt, insofern die Dienstordnung des drahtlosen
italienischen Netzes (S. 345) bestimmt, daß die Küstenstationen
nur Nachrichten aufnehmen dürfen, welche von Schiffen her-
rühren, die mit Marconi-Apparaten ausgerüstet sind.
Auch in England hat das Marconi-System eine derartige
Verbreitung gefunden, welche einem tatsächlichen Monopol
gleichkommt. Um so mehr, wie es scheint, als die Bestimmung
■durchgesetzt wurde, daß Konzessionen für neue Stationen nur
unter der Bedingung statthaben können, daß die Konzessionäre
den Nachweis liefern, daß ihr Betrieb den der bestehenden
Stationen nicht stört, eine Auflage, welche bei dem gegen-
wärtigen Stand der Dinge nichts weniger als leicht zu er-
füllen ist.